Stahlreport 2017.06
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72. Jahrgang | Juni 2017<br />
STAHLREPORT<br />
Das BDS-Magazin für die Stahldistribution<br />
6|17<br />
Strengt! Euch! An!
Herausgeber:<br />
Bundesverband Deutscher Stahlhandel<br />
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Bundesverband Deutscher Stahlhandel<br />
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Bundesverband Deutscher Stahlhandel<br />
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Bundesverband Deutscher Stahlhandel<br />
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Dr. rer. nat. Peter Drodten<br />
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Bundesverband Deutscher Stahlhandel<br />
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Manfred Feurer, Prof. Dr. Joachim Lueg,<br />
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Dipl.-Ing. Jochen Adams,<br />
Dr. rer. nat. Peter Drodten<br />
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Production, Properties and Processing<br />
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Dipl.-Ing. Jochen Adams, Dr. rer. nat. Peter<br />
Drodten, Dipl.-Ing. Wolfgang Drodten<br />
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Herstellung, Eigenschaften und<br />
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BDS AG – Bundesverband Deutscher Stahlhandel – www.stahlhandel.com
Strengt!<br />
Euch!<br />
An!<br />
EDITORIAL<br />
INHALT<br />
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
es ist eine Binsenweisheit: Nur wer<br />
sich anstrengt, erreicht etwas. Doch<br />
sich anzustrengen hält sogar eine Art<br />
Glück bereit, auch ohne dass etwas<br />
erreicht wurde – wenn nämlich die<br />
Anstrengung nachlässt. Dass das<br />
Nachlassen der Anstrengung Glücksgefühle auslöst,<br />
kann man auf unserem Titelbild „The Austrian Rock“<br />
Franz Müllner unmittelbar vom Gesicht ablesen. Der<br />
Österreicher hat sich für Schierle Stahlrohre bei der Einweihung<br />
der neuen Hochregalanlage des Unternehmens<br />
angestrengt – neben Glücksgefühlen aber auch einen<br />
neuen Guinessbuchrekord verbucht (S. 5).<br />
Denn nachhaltiger ist das „Glück“, wenn es nicht<br />
nur aus dem Nachlassen der Anstrengung besteht, sondern<br />
auch etwas erreicht wurde. Ein sichtbares Beispiel<br />
sind dafür Investitionen. Unternehmen müssen sich entwickeln,<br />
dem Markt anpassen, nach vorne gehen. Dabei<br />
müssen Entwicklungen abgeschätzt und Risiken eingegangen<br />
werden. Auch Unternehmen stemmen gleichsam<br />
Gewichte. Dafür ist nicht nur eine neue Hochregalanlage<br />
ein Beispiel. Auch eine Hausmesse oder ein<br />
Branchenforum sind nachhaltige unternehmerische<br />
Investitionen – wie die Hausmesse der Gebr. Lotter KG<br />
und das Klöckner-Forum „Mehrwert Digital“ im Mai<br />
gezeigt haben (S. 9 und ab S. 10).<br />
Und auch der BDS strengt sich an. Im Mai haben wir<br />
zum Beispiel an drei Terminen zu Compliance-Workshops<br />
eingeladen – verteilt über das gesamte Bundesgebiet<br />
und für Sie, die Mitglieder des BDS, kostenlos<br />
(ab S. 34). Im April hat der BDS die bundesweite KWB-<br />
Tagung der kaufmännischen Ausbildungsleiter maßgeblich<br />
mitorganisiert (S. 36). Der BDS bildet regelmäßig<br />
in vielen Seminaren zu Fachthemen des Stahlhandels<br />
weiter (siehe Rückseite des Hefts). Nicht zu vergessen<br />
das Fernstudium „Betriebswirt/-in Stahlhandel (BDS),<br />
das im Juli erstmals in digitalisierter Version startet<br />
(S. 42). Im September nähert sich dann der Höhepunkt<br />
des BDS-Veranstaltungsjahrs: der Stahlhandelstag, zu dem<br />
wir schon jetzt herzlich einladen (ab S. 30).<br />
Mit vorsommerlichen Grüßen,<br />
Markus Huneke<br />
PERSÖNLICHES<br />
4 Kurznachrichten<br />
STAHLHANDEL<br />
5 Schierle weiht Hochregalanlage ein<br />
6 Kicherer investiert in Langgutlager<br />
8 Stahlo investiert in Gera<br />
9 Lotter-Hausmesse 2017<br />
10 Klöckner-Forum „Mehrwert Digital“<br />
12 Nordwest: positive Jahresbilanz<br />
13 Maschinenbauer lagert Bevorratung aus<br />
STAHLVERARBEITUNG<br />
Schwerpunkt: Bauen mit Stahl<br />
14 Ein unwahrscheinliches Bauwerk<br />
17 Interview: Digitalisierung von Transportprozessen<br />
STAHLPRODUKTION<br />
18 Jubiläum: 125 Jahre Stahl in Duisburg<br />
ANARBEITUNG & LOGISTIK<br />
Schwerpunkt: Verzinken<br />
20 Feuerverzinken bei Erstkosten günstiger<br />
22 Softwaremodul für rechtssichere Transporte<br />
23 Kaltenbach: IPS 2017<br />
MESSEN UND MÄRKTE<br />
24 Logistik-Messen im Fokus<br />
26 u.a. Markt für Elektro-Räder wächst, Ausblick auf die<br />
Schweißen + Schneiden, u.v.m.<br />
BDS<br />
28 Research: Volle Auftragsbücher im März<br />
30 Kommunikation: Wissen. Handeln. Weiterdenken.<br />
Vorschau auf den BDS-Stahlhandelstag 2017<br />
32 Kommunikation: <strong>Stahlreport</strong> als ePaper, Impressum<br />
34 Recht: Nachbericht zu den BDS-Compliance-Workshops<br />
36 Berufsbildung: Nachbericht zur Tagung der<br />
kaufmännischen Ausbildungsleiter<br />
42 BDS-Fernstudium: Digitale Version erhält vorläufige<br />
Zulassung<br />
VERBÄNDE & POLITIK<br />
43 u.a. Jahreskongress der Elektroindustrie, Berliner<br />
Stahldialog der Wirtschaftsvereinigung Stahl, u.v.m.<br />
WISSENSWERTES<br />
46 Faszinierend: aktuelle Fraunhofer-Forschung<br />
47 Sponsor Klöckner: Kanzlerin lobt Programmier-Projekt<br />
LIFESTEEL<br />
48 Augsburg: Mit Metall zum Weltkulturerbe<br />
<strong>Stahlreport</strong> 6|17<br />
3
Persönliches<br />
Kurznachrichten<br />
Foto: Remmert<br />
Foto: FVK<br />
Thomas Peitz<br />
ist seit April dieses Jahres technischer Leiter<br />
beim Langgut- und Blechlagerspezialisten Remmert<br />
GmbH mit Sitz im ostwestfälischen Löhne.<br />
In der neu geschaffenen Position verantwortet<br />
der 42-Jährige den gesamten Produktentstehungsprozess<br />
im Unternehmen – von der Entwicklung<br />
über die Produktion bis hin zur<br />
Beschaffung und Logistik. Ein Schwerpunkt seiner<br />
Tätigkeit ist die Einführung und Weiterentwicklung<br />
von Industrie 4.0 in den hauseigenen<br />
Lagersystemen. Der promovierte Ingenieurwissenschaftler<br />
sagte dazu: „Ich freue mich sehr<br />
auf die verantwortungsvolle Aufgabe bei Remmert<br />
und die Zusammenarbeit mit einem hervorragend<br />
aufgestellten und hoch motivierten<br />
Team. Mein persönliches Ziel ist es, den Wachstumskurs<br />
des Unternehmens<br />
voranzutreiben.“<br />
Jahrelange<br />
Erfahrung im Bereich<br />
standardisierter technischer<br />
Systeme bringt<br />
Dr. Thomas Peitz aus<br />
seinen vorherigen Stationen<br />
bei Schüco und<br />
Wincor Nixdorf mit.<br />
Matthias Gierse<br />
steht seit April 2017 an der Spitze der Fachvereinigung<br />
Kaltwalzwerke (FVK). Deren Mitgliederversammlung<br />
wählte den 57-Jährigen<br />
in Iserlohn zu ihrem neuen Vorsitzenden.<br />
Dr. Matthias Gierse löste in dieser Position<br />
Dr. Kai Wilke (58) ab, der die Fachvereinigung<br />
19 Jahre lang geführt hatte. Der neu<br />
Gewählte war dort<br />
bisher stellvertretender<br />
Vorsitzender;<br />
diese Position wird<br />
künftig sein Vorgänger<br />
Wilke einnehmen.<br />
Zu den wichtigsten<br />
Themen, mit denen<br />
sich die Fachvereinigung<br />
in Zukunft<br />
beschäftigen wird,<br />
zählt der neue Vorsitzende die Digitalisierung<br />
und die Fragen nach Konsequenzen der Elektromobilität<br />
für Werkstofflieferanten. Dr. Matthias<br />
Gierse kennt die Stahlindustrie aus vielen<br />
Perspektiven: Bevor er 2011 als<br />
Geschäftsführer Vertrieb und Einkauf bei<br />
Waelzholz auf die Seite der Stahlverarbeiter<br />
wechselte, hatte er jahrelang in mehreren<br />
verantwortlichen Positionen beim Stahlerzeuger<br />
thyssenkrupp gearbeitet.<br />
Fotos, 2: Vallourec<br />
Foto: thyssenkrupp<br />
Grit Heller und Dirk Bissel<br />
stehen für einen Doppelwechsel im Management<br />
der Vallourec Deutschland GmbH: Seit<br />
dem 1. Mai 2017 hat Grit Heller (Jahrgang 1978)<br />
die Bereiche Finanzen, Controlling, Risikomanagement<br />
und Compliance zu verantworten. Sie<br />
folgte auf Norbert Keusen, der Ende April auf<br />
eigenen Wunsch in den Ruhestand gewechselt<br />
war. Bereits zum 1. April 2017 war Dr. Dirk Bissel<br />
(geb. 1965) zum neuen Geschäftsführer Vertrieb<br />
ernannt worden. Der promovierte Ingenieur<br />
trat die Nachfolge von Nicolas Moreau an,<br />
der innerhalb der Vallourec-Gruppe eine neue<br />
Rolle in der Zentralabteilung Development &<br />
Innovation übernommen hatte. Seit dem 1. Mai<br />
2017 ist Dirk Bissel außerdem für die Bereiche<br />
Recht und Kommunikation verantwortlich.<br />
Beide Neuzugänge in der deutschen Geschäftsführung<br />
besetzen zudem wichtige Funktionen<br />
innerhalb der Region Europe Africa der Vallourec-Gruppe:<br />
Heller leitet das Controlling, Bissel<br />
den Vertrieb.<br />
Jonas Flöth und Marvin Strehl<br />
gelten am Rechner als echte Profis: Wenn es<br />
um die Einrichtung und Vernetzung von IT-Landschaften<br />
geht, sind die beiden thyssenkrupp-<br />
Auszubildenden die richtigen Ansprechpartner.<br />
Ihr Können setzten die angehenden Fachinformatiker<br />
nun auch im Petershof in Duisburg-<br />
Marxloh ein, wo sie im pastoralen Zentrum der<br />
Gemeinde St. Peter bei der Einrichtung eines<br />
neuen Computerraums für Schulungen geholfen<br />
haben. „Der Petershof hatte im Rahmen einer<br />
Spende zehn neue Computersysteme erhalten,<br />
es fehlte aber zuletzt an Know-how und Manpo-<br />
wer, die Rechnersysteme zu installieren und ins<br />
Netzwerk einzubinden. Deshalb bat man uns<br />
um Unterstützung“, erklärte Jonas Flöth. Die<br />
beiden seien sofort dabei gewesen, ergänzte<br />
Marvin Strehl.<br />
Riccardo Viaggi<br />
hat am 8. Mai 2017 die Leitung des CECE-Büros<br />
in Brüssel übernommen. Als solcher vertritt er<br />
die Interessen der europäischen Baumaschinenindustrie<br />
gegenüber den Brüsseler Institutionen<br />
und managt die Aktivitäten des Committee<br />
for European Construction Equipment. Der<br />
Italiener Viaggi ist 36 Jahre alt und war bisher<br />
Generalsekretär des Europäischen Bauverbandes<br />
European Builders Confederation. CECE-<br />
Präsident Bernd Holz gab sich sicher, dass<br />
diese Erfahrung helfen wird, die Position und<br />
die Sichtbarkeit des CECE und der europäischen<br />
Baumaschinenindustrie in Brüssel weiter<br />
zu stärken: „Riccardo<br />
verfügt über fundierte<br />
Management Erfahrung.<br />
Er kennt unsere<br />
Industrie und das<br />
Geschäft in Brüssel.<br />
Ich freue mich auf die<br />
Zusammenarbeit mit<br />
ihm.“ Das CECE vertritt<br />
die Interessen<br />
von mehr als 1.000<br />
Baumaschinenherstellern in Europa, die in<br />
nationalen Verbänden organisiert sind.<br />
Foto: CECE<br />
Peter Modelhart und<br />
Markus Schrick<br />
bleiben mit an der Spitze des VDIK. Turnusgemäß<br />
wurden sie im Mai auf der Mitgliederversammlung<br />
des Verbands der Internationalen<br />
Kraftfahrzeughersteller in ihren Ämtern bestätigt.<br />
Neben Peter Modelhart (Geschäftsführer<br />
Jaguar Land Rover Deutschland GmbH) und<br />
Markus Schrick (Geschäftsführer Hyundai<br />
Motor Deutschland GmbH) wurden neu in den<br />
Vorstand berufen: Albéric Chopelin (Generaldirektor<br />
Peugeot Citroen Deutschland GmbH),<br />
Uwe Hochgeschurtz (Vorsitzender des Vorstandes<br />
Renault Deutschland AG), Frank Jürgens<br />
(Sprecher der Geschäftsführung Skoda Auto<br />
Deutschland GmbH). Als Vorstandsmitglied und<br />
als Vizepräsident wurde außerrdem wiedergewählt:<br />
Thomas Hausch (Geschäftsführer Nissan<br />
Center Europe GmbH). Der VDIK war 1952 in<br />
Frankfurt/M. gegründet worden und stellt –<br />
auch für den „<strong>Stahlreport</strong>“ – regelmäßig die<br />
relevanten Daten für den gesamten deutschen<br />
Automobilmarkt zur Verfügung.<br />
4 <strong>Stahlreport</strong> 6|17
Stahlhandel<br />
Bericht<br />
Fotos: Schierle<br />
Die Anstrengung ins<br />
Gesicht geschrieben:<br />
„The Austrian Rock“<br />
Franz Müllner bei<br />
seinem erfolgreichen<br />
Weltrekord-Versuch<br />
anlässlich der Eröffnung<br />
der neuen Hochregalanlage<br />
von Schierle.<br />
Schierle Stahlrohre eröffnet neues Hochregallager<br />
Kraftakt zum Auftakt<br />
Das neue Hochregal aus der Schweiz, den Weltrekordler für die Einweihung dazu aus Österreich,<br />
alles zusammen in Neuss am Rhein – die Schierle Stahlrohre GmbH & Co. KG hat ihre neue<br />
Hochregalanlage mit einer glamourösen Feier im Mai vor rund 250 Gästen in Betrieb genommen.<br />
Die Eckdaten der neuen Anlage<br />
vorab: 19 m hoch, 38 m in der Breite<br />
und 25 m tief ist das neue Hochregallager,<br />
das Hersteller Fehr bei und<br />
für Schierle errichtet hat. Die Anlage<br />
verfügt über 2.500 Kassetten, die<br />
jeweils maximal 3 t Gewicht tragen<br />
und automatisiert angesteuert sowie<br />
be- und entladen werden können.<br />
Eingelagert werden kann Material<br />
bis zu einer Länge von 8,2 m und<br />
300mm Durchmesser. Das Hochregal<br />
verfügt über zwei Auslager- und<br />
eine Einlagerstation. Kosten: 3 Mio.€.<br />
Eine Investition, die sich nach<br />
Angaben von Geschäftsführer Carsten<br />
Loch bereits ausgezahlt hat: „Wir<br />
konnten unsere Kapazitäten durch die<br />
neuen Lagermöglichkeiten deutlich<br />
steigern und sind vor allem schneller<br />
und effizienter geworden.“ Langfristig<br />
soll insgesamt auch eine Kostenreduzierung<br />
erzielt werden.<br />
Spektakuläre Lasershow<br />
Soweit die trockenen Zahlen. Welchen<br />
Stellenwert diese Investition für<br />
Schierle tatsächlich hat, lässt sich an<br />
ihnen nicht ablesen. Das hat vielmehr<br />
die glamouröse Feier gezeigt,<br />
zu der das Neusser Unternehmen<br />
anlässlich der offiziellen Einweihung<br />
der Anlage eingeladen hatte.<br />
Es blitzte und blinkte futuristisch,<br />
eingängig emotionale Musik flutete<br />
die Ohren, die neue Hochregalanlage<br />
war hinter den Strahlen der brillianten<br />
Lasershow immer mal wieder<br />
in ihren Ausmaßen zu erahnen:<br />
So erlebten die 250 Gäste die Eröffnung<br />
des neuen Hochregals.<br />
Etwas weniger als eine einzelne<br />
Kassette der neuen Anlage kann übrigens<br />
Franz Müllner tragen – nämlich<br />
exakt 883 kg. Allerdings müssen die<br />
Dinge, die „The Austrain Rock“, wie<br />
der Weltrekordler auch genannt wird,<br />
einen größeren Durchmesser haben,<br />
als das Material, das in der Hochregalanlage<br />
gelagert wird. So hatte sich<br />
der Muskelmann angesichts der Nähe<br />
der Rheinmetropole Düsseldorf für<br />
seinen Guinnessbuch-Rekordversuch<br />
21 volle Fässer des typisch Düsseldorfer<br />
Altbiers Marke Uerige plus<br />
Trompeter Bruce Kapusta darauf sitzend<br />
ausgesucht.<br />
Im Beisein eines Notars schaffte<br />
es „The Austrian Rock“, tatsächlich,<br />
auch mit Hilfe einer Stahlrohr-Tragekonstruktion<br />
von Schierle, die<br />
unglaublichen 883 kg zu stemmen.<br />
So stand am Ende dieses erfolgreichen<br />
Versuchs der insgesamt 17. Weltrekord<br />
des Extremsportlers – was<br />
André Scheidt, Stadionsprecher von<br />
Fortuna Düsseldorf und Moderator<br />
des Events, gebührend würdigte.<br />
„Das ist der Wahnsinn. Für mich<br />
geht ein Traum in Erfüllung", sagte<br />
der 47-Jährige Franz Müllner hinterher<br />
erschöpft, aber glücklich. Mit seinem<br />
erfolgreichen Versuch ist er<br />
immerhin rund 260kg über den bisherigen<br />
Rekord gekommen. Eine<br />
mehr als deutliche Verbesserung. 2<br />
[ Kontakt ]<br />
Schierle Stahlrohre GmbH & Co. KG<br />
41468 Neuss<br />
www.schierle.de<br />
Tel. +49 2131 3665-0<br />
Die neue Hochregalanlage im Laserlicht:<br />
Die Eröffnungsfeier bei Schierle Stahlrohre.<br />
<strong>Stahlreport</strong> 6|17<br />
5
Stahlhandel<br />
Bericht<br />
Kasto installiert vollautomatisches Langgutlager<br />
Kicherer baut Logistikkapazität weiter aus<br />
Der Säge- und Lagertechnik-Spezialist KASTO hat erneut einen Auftrag der Friedrich Kicherer<br />
GmbH & Co. KG erhalten. Für seinen langjährigen Kunden plant und installiert KASTO ein neues,<br />
vollautomatisches Langgutlager vom Typ Unicompact mit integrierter Förder-, Säge- und<br />
Verpackungstechnik. Der Stahlhändler will damit seine Lieferfähigkeit und -schnelligkeit auf<br />
lange Sicht ausbauen und die Arbeitsabläufe im Lager einfacher und ergonomischer gestalten.<br />
Kicherer gehört zu den größten mittelständischen<br />
Stahlhandlungen in Deutschland und ist langjähriger<br />
Kunde von Kasto. Am Stammsitz des Unternehmens in<br />
Ellwangen sind bereits mehrere Lagersysteme des Lagerund<br />
Sägetechnikspezialisten im Einsatz – teils schon<br />
seit den 1990er-Jahren. Um das umfangreiche Sortiment<br />
aus Stabstahl, Edelstahl, NE-Metallen, Qualitäts- und<br />
Blankstahl, Röhren und Spezialprofilen weiter abzurunden<br />
und auszubauen, investiert Kicherer nun in eine<br />
erneute Erweiterung seiner Lagertechnik. „Wir pflegen<br />
seit vielen Jahren gute Beziehungen zu KASTO und sind<br />
mit den bisherigen Lösungen hochzufrieden“, betont<br />
Geschäftsführer Eberhard Frick. „Durch die intensive Kundenbetreuung<br />
und die unkomplizierte Konzeptentwicklung<br />
war uns schnell klar, dass wir auch bei dem neuen<br />
Lager zusammenarbeiten werden.“<br />
Hohe Lieferbereitschaft sicherstellen<br />
Ziel von Kicherer ist eine Lieferbereitschaft von über 98%<br />
und eine zuverlässige Lieferung innerhalb von 24 Stunden.<br />
Das neue UNICOMPACT-Lager, das Ende 2017 in<br />
Betrieb gehen soll, bietet dafür die idealen Voraussetzungen:<br />
Es hat mit einer Höhe von 15 m und einer Länge<br />
von 115 m Platz für rund 10.000 Kassetten. Diese kön-<br />
Kasto realisiert für den Stahlhändler Kicherer ein<br />
vollautomatisches Langgutlager vom Typ UNICOMPACT mit<br />
integrierter Förder-, Säge- und Verpackungstechnik.<br />
Übersicht neue Kasto-Regalanlage bei Kicherer<br />
Fotos: Kasto<br />
6 <strong>Stahlreport</strong> 6|17
nen Materialien mit bis zu 6 m Länge und Traglasten bis<br />
3,4 t aufnehmen. Insgesamt fünf Regalbediengeräte stellen<br />
das eingelagerte Langgut nach dem Prinzip „Ware-zum-<br />
Mann“ an den Ausgabestationen bereit. Das sorgt für äußerst<br />
kurze Zugriffszeiten und eine geringe Fehlerquote.<br />
Zudem werden die Mitarbeiter von körperlich anstrengenden<br />
Tätigkeiten entlastet. Die Bedienung erfolgt per<br />
Bildschirm, das integrierte Warehouse-Management-System<br />
KASTOlogic steuert und überwacht sämtliche Prozesse<br />
am neuen Standort im Automatiklager und in den manuellen<br />
Bereichen selbstständig, effizient und zuverlässig.<br />
Nahtlos an das System angebunden sind drei Bandsägemaschinen<br />
vom Typ KASTOwin F, die jeweils über KAS-<br />
TOlogic mit Aufträgen versorgt werden. Um die kommissionierten<br />
Materialien automatisch an den Verladeplatz zu<br />
bringen, installiert KASTO zwei Manipulatoren. Von diesen<br />
aus gelangt das Langgut über Fördertechnikstrecken<br />
zu einer von 25 Verladestationen. Zum Umwickeln mit<br />
Stretchfolie steht ebenfalls eine Station mit einer Verpackungsmaschine<br />
zur Verfügung.<br />
In einheitliches IT-System integriert<br />
Sämtliche Bestandteile des neuen Logistiksystems sind<br />
über KASTOlogic in ein einheitliches IT-Konzept integriert.<br />
Das vereinfacht die Bedienung, vermeidet Fehler und sorgt<br />
dafür, dass Kicherer seine hohe Lieferfähigkeit und -schnelligkeit<br />
auch bei einem wachsenden Sortiment sicherstellen<br />
kann. „Der hohe praktische Nutzen der KASTO-Lösung<br />
und das attraktive Preis-Leistungs-Verhältnis haben uns<br />
von Anfang an überzeugt“, betont Eberhard Frick. „Ich bin<br />
mir sicher, dass auch dieses Lager die hohe Leistung und<br />
Qualität haben wird, die wir von KASTO gewohnt sind.“2<br />
ONLINE<br />
TOOL<br />
BOX<br />
einfach, online, schnell<br />
24/7<br />
[ Kontakt ]<br />
Friedrich Kicherer GmbH & Co. KG<br />
73479 Ellwangen<br />
Tel. +49 7961 885-0<br />
www.kicherer.de<br />
Sendungsverfolgung<br />
– dann wenn Sie sie brauchen<br />
und die Tool Box bietet mehr:<br />
Über KASTO<br />
Die KASTO Maschinenbau GmbH & Co. KG mit Sitz im<br />
badischen Achern ist auf Säge- und Lagertechnik für<br />
Metall-Langgut spezialisiert. Das Unternehmen beansprucht<br />
die weltweite Markt- und Technologieführerschaft<br />
für Metallsägemaschinen, halbautomatische und automatische<br />
Langgut- und Blechlagersysteme sowie automatische<br />
Handlingeinrichtungen für Metallstäbe, Bleche und<br />
Zuschnitte. KASTO feierte 2014 sein 170-jähriges Bestehen<br />
und zählt somit zu den ältesten Familienbetrieben in<br />
ganz Europa. 160 Patente, mehr als 140.000 in alle Welt<br />
gelieferte Sägemaschinen und über 1.800 installierte<br />
Automatiklager kann das Unternehmen vorweisen. Neben<br />
einem Zweigwerk im thüringischen Schalkau verfügt<br />
KASTO über Tochtergesellschaften in England, Frankreich,<br />
Singapur, der Schweiz und den USA.<br />
Infos über Verfügbarkeit,<br />
Anfragen und Bestellungen aufgeben,<br />
Integration in Ihre Warenwirtschaft u.v.m.!<br />
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Voß/Voss: 11 x vertreten in Europa und darüber<br />
hinaus, unterstützt durch 200 Mitarbeiter<br />
Voß Edelstahlhandel GmbH & Co. KG<br />
Telefon: +49 0 40 700165-0<br />
www.voss-edelstahl.com<br />
<strong>Stahlreport</strong> 6|17<br />
7<br />
NUR FÜR DEN FACHHANDEL
Stahlhandel<br />
Berichte<br />
Verarbeitungskapazität soll verdoppelt werden<br />
Stahlo investiert in Gera<br />
Mit einer Investition von 45 Mio. € plant Stahlo eine neue Produktionshalle in<br />
Gera-Langenberg. Künftig will das Unternehmen nicht nur die Zahl der Anlagen verdoppeln,<br />
sondern auch die Menge des verarbeiteten Stahls auf jährlich 300.000 t erweitern.<br />
Stahlo investiert in Gera in eine neue Produktionshalle.<br />
ferer. Ein großer Auftrag von VW ist<br />
dem Unternehmen zufolge am Standort<br />
in Zwickau eingegangen. Seitenteile,<br />
Dach und Kofferraumklappe des<br />
Golf Variant werden bei Stahlo zugeschnitten.<br />
Neben der Automobilindustrie<br />
bedient Stahlo in Gera auch<br />
Industriekunden, z.B. aus dem Sanitärbereich<br />
und Hersteller Weißer<br />
Ware. Rund 150.000 t hoch- und ultrahochfesten<br />
Stahl verarbeitet das Unternehmen<br />
jedes Jahr. Ab Ende 2018 soll<br />
es die doppelte Menge sein.<br />
[ Kontakt ]<br />
Stahlo Stahlhandels<br />
GmbH & Co. KG<br />
35683 Dillenburg<br />
+49 2771 3020<br />
www.stahlo.de<br />
„Wir werden definitiv<br />
am Standort<br />
Gera bauen.”<br />
Guido Spenrath,Geschäftsführer Stahlo<br />
Durch den Zukauf von benachbarten<br />
Grundstücken der Stadt hat<br />
Stahlo, eins der größten werksunabhängigen<br />
Stahl-Service-Center in<br />
Deutschland, die Möglichkeit gefunden,<br />
die eingeschlagene Wachstumsstrategie<br />
fortzusetzen und am Standort<br />
Gera zu verbleiben.<br />
„Der Zuschnitt des bisherigen<br />
Geländes reichte für die geplante<br />
Hallengröße nicht aus“, so Guido Spenrath,<br />
Geschäftsführer der Stahlo Stahlhandels<br />
GmbH & Co. KG: „In Zusammenarbeit<br />
mit der Stadt Gera haben wir<br />
eine Möglichkeit gefunden, Flächen<br />
hinzuzukaufen, so dass wir jetzt auf<br />
einer Gesamtfläche von 45.000 m 2<br />
bauen können.“<br />
Es sei dem Unternehmen wichtig<br />
gewesen, die gesamte Mannschaft mitzunehmen,<br />
so Spenrath weiter: „Wir<br />
haben ein sehr erfahrenes Team in<br />
Gera, das hatte sehr hohe Priorität.“<br />
Jetzt sind sogar 45 Neueinstellungen<br />
für das neue Produktionswerk geplant.<br />
Rund 45 Mio. € Euro investiert Stahlo<br />
insgesamt in das Projekt.<br />
Serienlieferant für<br />
die Automobilindustrie<br />
In den vergangenen Jahren sei das<br />
Unternehmen stark gewachsen, so<br />
Spenrath. Jetzt soll auch das Werk in<br />
Gera ein Wachstumsstandort werden.<br />
Mit dem erweiterten Produktionsstandort<br />
werde sich die strategische<br />
Ausrichtung des Unternehmens verändern,<br />
sagte der Geschäftsführer: „Nachdem<br />
wir uns im Spaltbandbereich<br />
schon als Serienlieferant im Automobilsegment<br />
über Jahre etablieren konnten,<br />
haben wir nun auch den Schritt<br />
an der Konturenanlage vom Ersatzteilzum<br />
Serienlieferanten vollziehen können.“<br />
Mit zwei Spaltbandanlagen kann<br />
das Stahl-Service-Center künftig bis<br />
zu 60 Streifen in einem Arbeitsgang<br />
spalten – und das bei einer Zugfestigkeit<br />
von 1.900 N/mm 2 . Das ist europaweit<br />
einmalig, so das Unternehmen.<br />
Anlagen für Stahl und Aluminium<br />
Die neue Konturenanlage mit einer<br />
Presskraft von 800 t wird zukünftig<br />
neben Stahl auch Aluminium verarbeiten<br />
können. Alle Produktionsanlagen<br />
erfüllen zudem den Qualitätsstandard<br />
zur Verarbeitung von Stahl in<br />
Außenhautqualität für die Automobilindustrie.<br />
Von Gera aus beliefert Stahlo vor<br />
allem Automobilisten und deren Zulie-<br />
Neue Produktion ab 2019<br />
Ende März dieses Jahres erhielt Stahlo<br />
die Zusage des Geraer Stadtrats, die für<br />
den Neubau geplante zusätzliche Fläche<br />
von der Stadt erwerben zu können.<br />
Mit den Nachbarunternehmen<br />
seien die Kaufverträge weiterer Teilflächen<br />
des Geländes auf dem Weg.<br />
„Die Stadt Gera hat uns sehr unterstützt<br />
und auf eigene Kosten mit einem<br />
„Wir investieren weiter<br />
und verdoppeln<br />
die Anzahl der Produktionsanlagen.“<br />
Gutachten dazu beigetragen, dass wir<br />
die Möglichkeit gefunden haben eine<br />
Gleisanbindung unseres Grundstückes<br />
zu realisieren“, so Spenrath.<br />
Der Bau eines direkten Gleisanschlusses<br />
sei insbesondere für den<br />
Wareneingang wichtig: „Die ausgehende<br />
Ware liefern wir fast ausschließlich<br />
per Lkw. Den Wareneingang wollen<br />
wir aber künftig bis zu 80 % mit<br />
der Bahn abwickeln.“<br />
Für die Grundsteinlegung des<br />
neuen Werks gibt es noch keinen<br />
genauen Termin: „Wir hoffen, dass wir<br />
im Frühjahr 2019 gemeinsam die Eröffnung<br />
des neuen Werkes feiern können“,<br />
so Spenrath. „Wir wollen das<br />
Projekt zügig umsetzen.“ 2<br />
8 <strong>Stahlreport</strong> 6|17 <strong>Stahlreport</strong> 6|17<br />
8
24.<br />
Hausmesse<br />
2 Messetage<br />
6.000<br />
Messewochenende lockt über 6.000 Besucher an<br />
Volles Haus bei Lotter<br />
Besucher<br />
200<br />
Ungerade Jahre sind bei der Gebr. Lotter KG Messezeit. So auch 2017: Im Mai hatte das<br />
Großhandelshaus an zwei Tagen seine gewerblichen Kunden zur Leistungsschau nach<br />
Ludwigsburg eingeladen – mit zahlreichen Neuheiten, Angeboten und fachkundiger<br />
Beratung. Mehr als 6.000 Besucher und über 200 Aussteller machten die Veranstaltung<br />
erneut zu einem der größten Branchentreffen der Region.<br />
Aussteller<br />
>10.000<br />
Gespräche<br />
Die Hausmesse hat für das<br />
Großhandelshaus Lotter eine wichtige<br />
Funktion. Seit vielen Jahrzehnten – in<br />
diesem Jahr zum 24. Mal – filtert die<br />
Lotter-Messe alle zwei Jahre für Kunden<br />
aus Industrie und Gewerbe die<br />
wachsende Vielfalt des Angebotes. Die<br />
Neuheiten der großen Branchenmessen<br />
und die dort spürbaren Entwicklungen<br />
werden übersichtlich zusammengefasst<br />
und für große und für<br />
kleine Handwerksbetriebe fassbar<br />
gemacht.<br />
„Natürlich möchten wir unseren<br />
Kunden auf der Lotter-Messe einen<br />
möglichst umfassenden Überblick<br />
über unser breites Sortiment bieten“,<br />
so Helmut Ernst, der persönlich haftende<br />
Gesellschafter des Unternehmens,<br />
„doch wollen wir ihnen dabei<br />
auch zeigen, wie sich die Märkte und<br />
die angebotenen Erzeugnisse in den<br />
verschiedenen Bereichen weiterentwickeln,<br />
welche Neuerungen auf uns<br />
zukommen und auf welche Veränderungen<br />
wir uns einstellen müssen.“<br />
und Konservieren vorgestellt. Durch<br />
den Neubau hat das Unternehmen<br />
seine Lagerflächen für Walzstahl von<br />
zuvor nahezu 20.000 auf 26.000 m 2<br />
aufgestockt.<br />
Pünktlich zur Hausmesse wurde<br />
auch die Bäder- und Küchengalerie<br />
am Stammsitz des Großhandelsunternehmens<br />
im Ludwigsburger Westen<br />
fast vollständig erneuert. Die Messebesucher<br />
konnten als erste die völlig<br />
neu bestückte, jetzt 1.400 m 2 große<br />
Ausstellung erleben.<br />
Ganz neu geschaffen wurde die<br />
Bauelementeausstellung. Sie hat auf<br />
300 m² Türen und Tore, Dachfenster,<br />
Briefkästen, Beschläge und Schließsysteme<br />
rund um das Thema Sicherheitstechnik<br />
gezeigt.<br />
Weiter entwickelt hat Lotter auch die<br />
digitale Online-Anbindung. Mit der<br />
neuen Lotter-App können alle Online-<br />
Angebote jetzt auch mobil genutzt werden.<br />
Ebenso lässt sich die frisch überarbeitete<br />
Webseite (siehe Kontaktkasten)<br />
nun auf allen Endgeräten komfortabel<br />
bedienen. Dass viele Aussteller<br />
bereits jetzt Interesse an der Hausmesse<br />
2019 zeigten, bestätige, dass<br />
„wir das Marktbedürfnis von Herstellern<br />
und baunahem Handwerk nach<br />
wie vor ziemlich gut treffen“, freute<br />
sich Helmut Ernst. 2<br />
[ Kontakt ]<br />
Gebr. Lotter KG<br />
71636 Ludwigsburg<br />
Tel. +49 7141 406-0<br />
www.lotter.de<br />
Neues in allen<br />
Geschäftsbereichen<br />
Teil der Hausmesse war auch die Walzstahlabteilung.<br />
Sie hat den Besuchern<br />
ihre im vergangenen Herbst eingeweihte<br />
neue Halle mit den Anarbeitungsmöglichkeiten<br />
Sägen, Strahlen<br />
Foto: Gebr. Lotter KG<br />
Mehr als 6.000<br />
Besucher kamen im Mai<br />
nach Ludwigsburg zur<br />
Lotter-Hausmesse.<br />
<strong>Stahlreport</strong> 6|17<br />
9
Stahlhandel<br />
Bericht<br />
Klöckner-Forum „Mehrwert Digital“<br />
Beim Digitalisieren läuft die zweite Halbzeit<br />
Perspektiven für die Stahl- und Metallindustrie – so lautete der Titel, unter dem die Klöckner & Co Deutschland GmbH<br />
zum Forum „Mehrwert Digital“ im Mai nach Köln eingeladen hatte. Der Tag bot einen spannenden Einblick in den<br />
Entwicklungsstand, den die vernetzte Werkstoffbeschaffung und -verarbeitung mittlerweile erreicht hat. Fast noch<br />
spannender war dabei der Ausblick in die zukünftigen Möglichkeiten.<br />
Was ist das Gefährliche an disruptiven<br />
Transformationen? Dass die<br />
meisten sich schnelle und tiefgreifende<br />
Veränderungen nicht vorstellen<br />
können, sie folglich nicht kommen<br />
sehen und daher nicht vorbereitet<br />
sind. Mit dieser großen Klammer um<br />
das Thema Digitalisierung begann<br />
Auftaktredner Dr. Holger Schmidt,<br />
Chefkorrespondent für digitale Wirtschaft<br />
des Focus-Magazins, das Klöckner-Forum<br />
„Mehrwert Digital – Perspektiven<br />
für die Stahl- und Metallindustrie“,<br />
zu dem das Unternehmen<br />
Mitte Mai nach Köln eingeladen hatte.<br />
„Die Zeiten, zu sagen:<br />
‚Digitalisierung interessiert<br />
mich nicht‘,<br />
sind vorbei.“<br />
Dr. Holger Schmidt, Chefkorrespondent<br />
für digitale Wirtschaft, Focus Magazin<br />
Plattform-Gedanke greift<br />
auf B2B-Bereich durch<br />
Das Interesse an der Veranstaltung<br />
war groß, über 80 Teilnehmer waren<br />
in den Sky-Tower nach Köln gekommen.<br />
„Wir befinden uns in der zweiten<br />
Halbzeit der Digitalisierung“,<br />
sagte Holger Schmidt. Die erste Halbzeit<br />
sei von dem Erscheinen und<br />
Großwerden digitaler Plattformen<br />
geprägt gewesen, die es in den letzten<br />
Jahren „nur“ mit Software ge -<br />
schafft haben, einige Märkte radikal<br />
umzugestalten – wie Amazon, Google<br />
oder Apple.<br />
Der Treiber dieser „Revolution“<br />
sei, dass die Plattformen die Märkte<br />
wesentlich effizienter machten und<br />
sowohl die Transaktionsgeschwindigkeit<br />
als auch die Kosten von<br />
Transaktionen stark beschleunigen<br />
bzw. reduzieren. Auf diese Weise<br />
bekommen Facebook, Uber und Co<br />
großen Einfluss auf die „Community“<br />
der Marktteilnehmer und<br />
schöpfen alteingesessenen Anbietern<br />
Rendite ab.<br />
Derzeit, so Schmidt, greife der<br />
Plattform-Gedanke weiter auf B2B-<br />
Bereiche durch. Zu den Branchen in<br />
denen die Digitalisierung erst nach<br />
längerer Anlaufzeit, dafür aber mit<br />
„lautem Knall“ durchgreife, gehören<br />
u.a. die Automobilindustrie, der<br />
Maschinenbau, die Pharma- und die<br />
Energiebranche.<br />
Metallindustrie investiert<br />
in Zukunftstechnologien<br />
Die technologische Entwicklung wird<br />
die Wirtschaft – und nicht nur die<br />
Wirtschaft – in naher Zukunft voraussichtlich<br />
weiterhin radikal verändern.<br />
Die Vernetzung von Dingen (das<br />
„Internet of Things“, IoT), Künstliche<br />
Intelligenz und 3D-Druck sind nur<br />
einige der Trends sich in den kommenden<br />
Jahren voraussichtlich weiter<br />
an Relevanz gewinnen werden.<br />
Auf diesen Zug setzt auch die<br />
Metallindustrie. Kurz- bis mittelfristig<br />
investiert sie einer Umfrage von<br />
PricewaterhouseCoopers weltweit<br />
deutlich mehr in die Entwicklung<br />
digitaler Prozesse. Die Deutschen<br />
zäumen bei der Digitalisierung das<br />
Pferd allerdings eher von hinten auf,<br />
kritisierte Schmidt. Statt sich als erstes<br />
zu erkundigen, was von Kunden<br />
gewollt ist, um dann im zweiten<br />
Schritt Produkte und Service und<br />
erst danach die Produktion zu digitalisieren,<br />
beginne man hierzulande<br />
gern gleich mit der Digitalisierung der<br />
Produktion – und nenne das „Industrie<br />
4.0“. „Digitalisierung“, so Schmidt<br />
„ist aber mehr als Industrie 4.0“.<br />
Klöckner-Module integriert<br />
Im Stahlhandel gehört Klöckner unbestritten<br />
zu den Vorreitern der Digitalisierung.<br />
Über seine Plattform<br />
„KloecknerConnect“ bietet das Unternehmen<br />
vom Onlineshop über eine<br />
Kontraktplattform bis hin zur EDI-<br />
Schnittstelle eine Reihe digitaler Services.<br />
In Kooperation mit dem britischen<br />
Softwarehaus Sage ist das<br />
Klöckner-Bestellwesen auch als eigenes<br />
Modul in dessen ERP-System<br />
Sage 100 integriert. Das Modul bindet<br />
die nötigen Geschäftsprozesse<br />
somit in einem einzigen System ein,<br />
sagte Christian Dyck, Mitglied der<br />
10 <strong>Stahlreport</strong> 6|17
Geschäftsführung der kloeckner.i<br />
GmbH.<br />
Ebenfalls kooperiert Klöckner mit<br />
der Axoom GmbH, einem Tochterunternehmen<br />
von Maschinenhersteller<br />
Trumpf. Das Unternehmen entwickelt<br />
seit 2015 digitale Geschäftsplattformen<br />
sowohl für Lieferanten<br />
wie für Produktionsbetriebe. Die<br />
Smart-Enterprise-Plattform ist auf<br />
produzierende Unternehmen ausgerichtet,<br />
deren Prozesse in einem einheitlichen<br />
System vernetzt werden<br />
(Maschinendaten, Produktionsplanung,<br />
Businessdaten, etc.). Per „Partner-Apps“<br />
– z.B. von Klöckner – wird<br />
die Funktionalität der Plattform ange-<br />
„Die wichtigste<br />
Voraussetzung für<br />
eine erfolgreiche<br />
EDI-Anbindung: Die<br />
Stamm daten müssen<br />
eindeutig und<br />
richtig sein!“<br />
Wolfgang Bokämper, Bereichsleiter<br />
Beschaffung, Organisation und Qualitätswesen,<br />
Kolbus GmbH & Co. KG<br />
in der Beschaffung deutlich schneller<br />
gestalten. Dauerte ein Bestellprozess<br />
zuvor zwischen ein bis vier<br />
Tagen (je nach genutzten Kommunikationsmedium,<br />
E-Mail oder Post),<br />
liegen die Bestellzeiten über EDI bei<br />
20 min. Auch finanziell mache sich<br />
die Umstellung bemerkbar: So liegen<br />
die Kosten für jeden Bestellvorgang<br />
nun bei 50% des ausgewiesenen Branchenwerts,<br />
zudem habe Kolbus einen<br />
Liquiditätsgewinn von drei Tagen<br />
Vertikale Integration der<br />
Wertschöpfung<br />
Customer Access, Vertrieb und<br />
Marketing<br />
Horizontale Integration der<br />
Wertschöpfung<br />
Produktentwicklung & Engineering<br />
erreicht und arbeite mit aktuelleren<br />
Daten.<br />
In Zukunft sind laut Beschaffungsleiter<br />
Wolfgang Bokämper weitere<br />
Entwicklungen und Verbesserungen<br />
möglich – etwa wenn Waren,<br />
die keinen ständigen Veränderungen<br />
unterliegen und kontinuierlich verbraucht<br />
werden, ohne Bestellung und<br />
Rechnung geliefert und gezahlt würden.<br />
Rechtlich sei das momentan<br />
jedoch noch nicht möglich. 2<br />
Digital-Pläne in der Metallindustrie (weltweit)<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
reichert. Mit der weiteren Plattform<br />
Axoom IoT will das Unternehmen<br />
eine cloudbasierte Lösung für die<br />
Anbindung weltweit verteilter<br />
Maschinen bieten. Zielgruppe sind<br />
hier OEM und Maschinenhersteller.<br />
Klöckner selbst will in einem<br />
nächsten Schritt seine eigene Plattform<br />
„Kloeckner Connect“ auch für<br />
Wettbewerber öffnen. Dabei könnte<br />
die Teilnahme statt erkennbar innerhalb<br />
der Kloeckner-Plattform auch<br />
in einem neutraleren Umfeld stattfinden,<br />
sagte Gisbert Rühl, Vorstand von<br />
Klöckner & Co SE auf der Tagung in<br />
Köln.<br />
Beschaffung ist schneller<br />
und günstiger per EDI<br />
Die EDI-Anbindung von Kunden und<br />
Lieferanten bringt beiden Seiten deutliche<br />
Vorteile. Die Kolbus GmbH &<br />
Co. KG, Hersteller von Buchbindereimaschinen<br />
mit weltweitem Vertrieb,<br />
ist per EDI-Schnittstelle mit Klöckner<br />
vernetzt. Das Unternehmen<br />
konnte damit u.a. die eigenen Abläufe<br />
Digitale Geschäftsmodelle,<br />
Produkte und Services<br />
<br />
Digital-Hürden in der Metallindustrie (weltweit)<br />
Unklarer ökonomischer Nutzen der<br />
Digitalinvestition<br />
Leadership des Top-Managements fehlt<br />
Geschäftspartner können mit Digitalisierung nicht<br />
Schritt halten<br />
Hoher Investitionsbedarf<br />
Ungenügende Talente<br />
Fehlen digitaler Standards<br />
Langsame Expansion der Technologie<br />
Datenschutz<br />
Bedenken über Verlust der Intellectual Property<br />
9<br />
20<br />
20<br />
23<br />
22<br />
<br />
29<br />
28<br />
<br />
<br />
49<br />
39<br />
Quelle: Dr. Holger Schmidt, Focus Magazin (PwC: Global Industry 4.0 Survey) auf dem Klöckner-Forum „Mehrwert Digital“, 10. Mai 2017<br />
<strong>Stahlreport</strong> 6|17<br />
11
Stahlhandel<br />
Bericht<br />
Mehr Umsatz und Überschuss<br />
Nordwest zog eine positive Jahresbilanz<br />
Nordwest hat für 2016 eine positive Bilanz gezogen, und auch auf der Basis der Zahlen des ersten<br />
Quartals 2017 blickt die Dortmunder Verbundgruppe mit ihrer Drive-Strategie optimistisch in die<br />
Zukunft. Für die soll der Stahlbereich eine wichtige Rolle spielen, wie schon in der Vergangenheit.<br />
Foto: Nordwest<br />
Nordwest hat nach Angaben von Vorstand Jörg<br />
Simon im abgelaufenen Geschäftsjahr einen Umsatz von<br />
2,147 Mrd. € erreicht und das Vorjahresergebnis damit<br />
um 9,4 % übertroffen. Der Jahresüberschuss habe sogar<br />
um 64,2 % auf 4,7 Mio. € gesteigert werden können. Und<br />
für das erste Quartal 2017 bilanzierte Jörg Simon einen<br />
Umsatz von 582 Mio. € statt 486 Mio. € im Vergleichszeitraum<br />
des Vorjahres.<br />
Prognose für 2017 bestätigt<br />
Der Manager ist bei der NORDWEST Handel AG als Vorstand<br />
u.a. auch für den Geschäftsbereich Stahl zuständig,<br />
der umsatzstärksten Sparte der Einkaufsgenossenschaft.<br />
Mit Stahl wurde 2016, wie auch schon 2015, ein<br />
Umsatz von 803 Mio. € generiert. Und für das erste Quartal<br />
des laufenden Jahres konnte Jörg Simon sogar die Zahl<br />
von 209 Mio. € vermelden. Dies gab ihm Gelegenheit,<br />
auf die Abhängigkeit dieser Sparte von der Stahlpreisentwicklung<br />
auf den volatilen Märkten hinzuweisen. Sie sei<br />
für das Vorjahr deutlich negativ gewesen und habe sich<br />
erst seit dem vergangenen Herbst positiv entwickelt.<br />
Unter Berücksichtigung der anderen Nordwest-Geschäftsfelder,<br />
nämlich Bau-Handwerk-Industrie sowie Haustechnik<br />
und Services, erwartet das Unternehmen, dass sich die<br />
Prognose für 2017 bestätigt. Erwartet wird – je nach Stahlpreisentwicklung<br />
– ein Geschäftsvolumen zwischen 2,061<br />
und 2,276 Mrd. €. In 2016 waren 2,147 Mrd.€ erreicht worden,<br />
und 2020 sollen es über 3 Mrd. € sein.<br />
Hinter diesem Ziel steckt die „Drive-Strategie“, an die<br />
auf der diesjährigen Bilanzpressekonferenz Vorstand<br />
Schnitten gemeinsam das symbolische, rote Band bei der Einweihung des Nordwest-<br />
Neubaus durch (v.l.): Thomas Westphal (Geschäftsführer Wirtschaftsförderung<br />
Dortmund), Ullrich Sierau (Oberbürgermeister der Stadt Dortmund), Martin Bertinchamp<br />
(Vorsitzender des Nordwest- Aufsichtsrates), Bernhard Dressler (Nordwest-Vorstandsvorsitzender)<br />
und Jörg Simon (Nordwest- Vorstand Finanzen und Administration).<br />
Bernhard Dressler erinnerte. Achtteilig angelegt, fußt sie<br />
insbesondere auf einer Optimierung der Lagerstrategie<br />
der Verbundgruppe und einem Ausbau weiterer Services,<br />
etwa im Bereich Großhandelsmarketing.<br />
Dieser Ansatz ist vor allem auch der zunehmenden<br />
Digitalisierung im Produktionsverbindungshandel geschuldet.<br />
Und auch in der Nordwest-Personalpolitik spiegelt<br />
„Wer den Kunden elektronisch<br />
anbindet, ist der Hauptlieferant<br />
der Zukunft.“<br />
Bernhard Dressler, Nordwest-Vorstandsvorsitzender<br />
sich diese Erkenntnis. Die meisten der zusätzlich im vergangenen<br />
Jahr eingestellten rund 30 Mitarbeiter arbeiten<br />
in den Bereichen IT und Digitalisierung.<br />
Einweihungsfeier am neuen Standort<br />
Bereits einige Tage vor der Präsentation der Bilanzzahlen<br />
hat das Unternehmen die Einweihung seines neuen<br />
Standorts gefeiert. In unmittelbarer Nähe zum Stadion<br />
von Borussia Dortmund gelegen, hatte Nordwest das neue<br />
Zentralgebäude bereits im vergangenen Jahr in Betrieb<br />
genommen.<br />
Am 26. April wurde der Unternehmenssitz nun auch<br />
offiziell eröffnet. An zwei Tagen feierte der Einkaufsverband<br />
mit mehr als 1.000 Gästen den Bezug der neuen Konzernzentrale.<br />
Ein Magnet war die Einweihung des neuen<br />
Showrooms, in dem moderne Präsentationstechniken<br />
und Virtual Reality als innovative Art der Warenpräsentation<br />
zum Anfassen einladen.<br />
Großen Anklang bei der Veranstaltung fanden die<br />
Referenten, die den Handelspartnern von Nordwest<br />
Impulse gaben, u.a. zog BVB-Marketing-Direktor Carsten<br />
Cramer die Zuschauer mit Einblicken in seine tägliche<br />
Arbeit und zukünftige Marketingtrends in seinen Bann.<br />
Seit 1945 hatte das Unternehmen sein Domizil in<br />
Hagen. Dort stieß man in den letzten Jahren allerdings<br />
an seine Kapazitätsgrenzen, was Platz, Technik und Brandschutz<br />
anging, so dass man sich 2014 endgültig zum<br />
Umzug entschied. Der Neubau bietet Platz für mehr als<br />
400 Mitarbeiter. 20,2 Mio. € hat Nordwest in das Bauvorhaben<br />
investiert. 2<br />
[ Kontakt ]<br />
NORDWEST Handel AG<br />
44263 Dortmund<br />
Telefon: +49 231 2222 3001<br />
www@nordwest.com<br />
12 <strong>Stahlreport</strong> 6|17
Günther + Schramm ist neuer Systemlieferant von Leuco<br />
Outsourcing von Lagerhaltung<br />
und Sägezuschnitt<br />
Leuco setzt auf die Outsourcing-Expertise von Günther + Schramm und lagert die Beschaffung,<br />
Bevorratung und Bearbeitung von Rohmaterialien aus. Der süddeutsche Stahl- und Metallhändler<br />
wickelt jährlich nun 8.000 Auftrags positionen für den Maschinenhersteller ab und liefert die<br />
individuell konfektionierten Rohmaterialien just-in-time bis an die Bearbeitungsmaschinen.<br />
Leuco ist weltweit einer der<br />
führenden Anbieter von hartmetallund<br />
diamantbestückten Maschinenwerkzeugen<br />
für die Holz- und Kunststoffbearbeitung.<br />
Das Werkzeugangebot<br />
umfasst Kreissägeblätter, Zerspaner,<br />
Bohrungs- und Schaftwerkzeuge,<br />
Bohrer, Spannmittel und<br />
Wendeplatten. Um die eigenen Prozesse<br />
besser zu strukturieren und<br />
zukunftsfähig zu bleiben, entschied<br />
sich das Unternehmen für ein Outsourcing<br />
der Beschaffung, Bevorratung<br />
und Anarbeitung seiner Rohmaterialien.<br />
Die Wahl fiel auf den Systemlieferanten<br />
Günther + Schramm. Für<br />
Leuco ein nicht ganz unbekannter<br />
Partner, denn über den Stahl- und<br />
Metallhändler hat das Unternehmen<br />
bereits mehr als 20 Jahre seine leicht<br />
zerspanbaren Stähle bezogen. „Leuco<br />
kam mit einem fertig ausgearbeiteten<br />
Konzept auf uns zu und hatte<br />
genaue Vorstellungen vom Projektablauf.<br />
Dank guter Vorarbeit und<br />
einer kooperativen Zusammenarbeit<br />
fiel der Startschuss für das operative<br />
Geschäft schon sechs Monate später“,<br />
erklärt Georg Reisinger, Projektverantwortli-cher<br />
bei Günther +<br />
Schramm.<br />
Foto: Günther + Schramm<br />
Reibungslos, schnell, effizient<br />
Für seinen Partner bevorratet Günther<br />
+ Schramm insgesamt 51 Artikel in<br />
fünf verschiedenen Werkstoffarten.<br />
Am vollautomatischen Lagersystem<br />
am Standort in Mannheim sind softwaretechnisch<br />
und mecha-nisch mehrere<br />
Hochleistungskreis- und -bandsägen<br />
angeschlossen. So gewährleistet<br />
Günther + Schramm auch bei kleinlosigen<br />
Positionen eine zügige und<br />
flexible Auftragsabwicklung.<br />
165 Zuschnitte bei 35 Auftragspositionen<br />
fertigt der Stahlhändler<br />
insgesamt an einem Tag. Danach<br />
werden die Komponenten kommissioniert<br />
und in eigens dafür konstruierte<br />
V-Boxen und Gitterboxen<br />
mit Rollenbahnen verpackt.<br />
Der Vorteil für Leuco ist die<br />
schnelle Bestückung seiner Bearbeitungsmaschinen:<br />
Die Transportkisten<br />
werden direkt beim Ausladen<br />
am Warenbahnhof entsprechend den<br />
nächsten Bearbeitungsschritten auf<br />
den jeweiligen Rollenbah-nen einsortiert.<br />
Die Belieferung erfolgt täglich<br />
just-in-time an den Produktionsstandort<br />
in Horb.<br />
Um Fehlerquellen zu vermeiden,<br />
erfolgt der gesamte Datenaustausch<br />
über eine integrierte Standard-SRM-Lösung.<br />
„Wir profitieren<br />
durch das Outsourcing von einem<br />
schnelleren Durchlauf und einer<br />
höheren Effizienz“, erklärt Roland<br />
Günther, Leiter der Produktion bei<br />
Leuco. „Außerdem haben wir nun<br />
mehr Platz für unsere wertschöpfende<br />
Produktion. Das ehemalige<br />
Lager sowie die zur Bearbeitung notwendigen<br />
Sägen haben wir komplett<br />
ausgelagert.“ 2<br />
Günther + Schramm liefert individuell konfektionierte<br />
Rohmaterialien an Leuco, die Güter werden für die<br />
Just-in-time-Belieferung in V- und Gitterboxen gepackt.<br />
<strong>Stahlreport</strong> 6|17<br />
13
Stahlverarbeitung<br />
Schwerpunkt Bauen mit Stahl<br />
Der Stahlbau der Elbphilharmonie<br />
Ein unwahrscheinliches Bauwerk<br />
Die Elbphilharmonie in Hamburg ist ein Bauwerk der Superlative: außergewöhnliche Architektur, eine<br />
Akustik mit Anspruch zu den besten überhaupt zu gehören, von Planungspannen und der Bauzeit ganz<br />
zu schweigen. Zu den besonderen Herausforderungen bei diesem Jahrhundertbauwerk gehörte die<br />
Konstruktion und Montage des Großen Konzertsaals. Beim Herzstück der Philharmonie hat Haslinger<br />
Stahlbau eine Meisterleistung hingelegt.<br />
Der Stahlbau des Großen<br />
Konzertsaals der neuen<br />
Elbphilharmonie: für die<br />
Haslinger Stahlbau GmbH<br />
eine noch nie dagewesene<br />
Herausforderung.<br />
Hamburg hat ein neues Wahrzeichen<br />
mit internationaler Strahlkraft:<br />
die Elbphilharmonie. Das neue<br />
Konzerthaus, entworfen von dem<br />
Schweizer Architekturbüro Herzog<br />
& de Meuron, liegt direkt an der<br />
Elbe, an drei Seiten von Wasser<br />
umgeben, und ist weithin in der<br />
Stadt sichtbar. Auf dem ehemaligen<br />
Kaispeicher A erhebt sich auf dem<br />
rauen Backstein der gläserne Körper<br />
des neuen Bauwerks – die „gläserne<br />
Welle“ – in direkter Nachbarschaft<br />
zum UNESCO-Welterbe Speicherstadt<br />
und Kontorhausviertel.<br />
Ein schwebender Konzertsaal<br />
Die Architektur und Konstruktion<br />
der Elbphilharmonie haben es in<br />
sich. Das Gebäude ist mechanisch<br />
vollständig vom Speicher entkoppelt<br />
über den es gebaut ist. 1.745 Pfähle,<br />
tief in den Elbboden gerammt, stützen<br />
es. Die Glasfassade besteht aus<br />
insgesamt 2.200 einzelnen Glaselementen,<br />
alle Scheiben besitzen einen<br />
eingearbeiteten Licht- und Wärmeschutz<br />
durch aufgedruckte gerasterte<br />
Folien. 595 der Glaselemente<br />
sind individuell gekrümmt, jedes<br />
dieser besonderen Elemente kostet<br />
etwa 72.000 €.<br />
Der Große Konzertsaal, mit seinen<br />
2.100 Plätzen nach einem Raumim-Raum-Konzept<br />
entworfen, schwebt<br />
quasi in 50 m Höhe mitten im Bauwerk,<br />
schalltechnisch vom restlichen<br />
Gebäude durch 342 Stahlfedern<br />
getrennt. 10.000 millimetergenau<br />
und individuell gefräste Gipsfaserplatten<br />
der Wand- und Deckenstruktur<br />
– die „weiße Haut“ – sollen für<br />
ein herausragendes Klangerlebnis<br />
sorgen.<br />
Jenseits gewöhnlicher Dimensionen<br />
war auch der Stahlbau der Elbphilharmonie.<br />
Insgesamt wurden<br />
für „Elphie“, wie die Hamburger liebevoll<br />
sagen, 18.000 t Stahl verbaut.<br />
Für den Großen und Kleinen Konzertsaal<br />
sowie die Treppe des Foyers<br />
hat die Haslinger Stahlbau GmbH<br />
die Stahltragwerke konstruiert, gefertigt,<br />
geliefert und montiert – eine<br />
eigenem Bekunden nach noch die<br />
dagewesene Herausforderung für<br />
das österreichische Unternehmen.<br />
Außergewöhnliche Geometrie<br />
Herausforderung Nr. 1 waren die<br />
außergewöhnlichen Dimensionen<br />
und geometrischen Formen, die die<br />
Architekten vorgegeben hatten. So<br />
14 <strong>Stahlreport</strong> 6|17
Von der Baustelle zum fertigen Konzertsaal – logistisch und in den Dimensionen ein außergewöhnliches Stahlbauprojekt.<br />
ist der Große Konzertsaal nach einer<br />
„Weinberg-Architektur“ entworfen,<br />
um den zentralen Orchestergraben<br />
erheben sich rundherum die Zu -<br />
schauertribünen über sieben Stockwerke<br />
weinbergartig als Terrassen<br />
nach oben.<br />
Ausgangslage für die Detailplanung<br />
der Stahlkonstruktion waren<br />
3D-Modelle des Architekten, in<br />
denen die Außenkonturen der Stahlträger<br />
enthalten waren. Das Modell<br />
der Rippen und der Tribünen lag<br />
dabei zunächst getrennt vor und<br />
wurde erst durch Haslinger Stahlbau<br />
zusammengeführt.<br />
21 vertikale Rippen der Stahlkonstruktion<br />
für den Großen Konzertsaal<br />
mussten lagegenau auf die<br />
Federn versetzt und die dazwischenliegenden<br />
Sitzstufenfachwerke und<br />
Tribünen eingepasst werden. Eine<br />
Arbeit, die mit besonderer Sorgfalt<br />
ausgeführt werden musste, da die<br />
Träger in allen Richtungen geneigt<br />
und verschnitten waren.<br />
zweites Mal vor. Insgesamt waren<br />
16 Statiker, 20 Konstrukteure, 120<br />
Schlosser und Schweißer und 20<br />
Monteure über 135.000 Arbeitsstunden<br />
mit der Ausführung dieses Stahlbauprojektes<br />
befasst.<br />
Herausforderung Nr. 3 waren die<br />
logistischen Besonderheiten der<br />
direkt am Wasser gelegenen Baustelle<br />
im Hamburger Hafen. Ein Beispiel:<br />
Da vor Ort nur sehr beengtes<br />
Arbeiten möglich war, wurden die<br />
Stahlteile nach Anlieferung direkt<br />
vom Lkw aus montiert – der auf<br />
einem schwimmenden Ponton in der<br />
Elbe parkte.<br />
Die „noch nie dagewesene He -<br />
rausforderung“ hat Haslinger Stahlbau<br />
mit Bravour gemeistert. Im<br />
Januar 2017 ist die Philharmonie<br />
nach langer Bauzeit feierlich eröffnet<br />
worden. 2<br />
Fotos: Haslinger Stahlbau/Oliver Heissner; Herzog & de Meuron/bloomimages; Johannes Arlt; Iwan Baan<br />
Die Elbphilharmonie im Querschnitt mit dem Großen Konzertsaal<br />
mittig im Gebäude<br />
Stahlbau der Elbphilharmonie<br />
Stahlbau in anderer Dimension<br />
Herausforderung Nr. 2 war die<br />
schiere Dimension des Projekts. Die<br />
ungewöhnliche Geometrie der Konstruktion<br />
erforderte zum Beispiel,<br />
dass jede der 14.443 Knotenverbindungen<br />
der Stahltragkonstruktion<br />
eigens gerechnet und konstruiert<br />
werden musste. Jeder Knoten in der<br />
Stahlbaukonstruktion hat individuelle<br />
Eigenschaften und kommt kein<br />
Großer Konzertsaal<br />
1.585 t Stahlkonstruktion<br />
342 Federpakete<br />
Planung<br />
20 Konstrukteure<br />
16 Statiker<br />
15.191 Stunden Statik<br />
24.480 Stunden Konstruktion<br />
8.750 Seiten Statik<br />
19.900 Einzelteilzeichnungen<br />
1.068 Zusammenbauzeichnungen<br />
202 Übersichten<br />
Fertigung<br />
68.000 Stunden<br />
Transporte<br />
250 Stück<br />
Montage<br />
28.500 Stunden<br />
44.933 Schrauben<br />
<strong>Stahlreport</strong> 6|17<br />
15
Stahlverarbeitung<br />
Schwerpunkt Bauen mit Stahl<br />
Fachtag Brückenbau 2017<br />
Stahlverbund ersetzt Spannbeton<br />
Mit der Entwicklung des Brückenbaus<br />
beschäftigt sich der von bauforumstahl<br />
veranstaltete Fachtag Brückenbau am<br />
20. September 2017 in Gemünden bei<br />
Würzburg. Eines der Themen des Fachtags<br />
ist der Sanierungs- und Neubaubedarft von<br />
Brücken in Deutschland. Die volkswirtschaftlichen<br />
Kosten durch Sperrungen,<br />
Staus und Unfälle gehen laut Bauforum<br />
Stahl weit über die Ausgaben für Sanierung<br />
und Neubau hinaus. Immer häufiger entschieden<br />
sich Bauherren aufgrund des<br />
gestiegenen Verkehrsaufkommens daher für<br />
tragfähige Stahl- und Stahlverbundbrücken,<br />
die sich durch ein hohes Maß an Haltbarkeit<br />
und Funktionalität, aber auch durch ihren<br />
architektonischen Charakter auszeichnen.<br />
Ein Beispiel dafür im städtischen Kontext ist<br />
die Mainbrücke in Gemünden, die bei der<br />
Veranstaltung im Rahmen einer exklusiven<br />
Projektvorstellung präsentiert wird.<br />
Foto: Bauform Stahl<br />
Die Mainbrücke in Gemünden wird bei dem Fachtag Brückenbau im Rahmen einer exklusiven<br />
Projektvorstellung vorgestellt.<br />
Das Themenspektrum der Tagung umfasst<br />
neben dem Fokus auf Stahl- und Stahlverbundbrücken<br />
außerdem das Building Information<br />
Modeling (BIM), digitale Infrastruktur,<br />
dauerhafte Korrosionsschutzsysteme sowie<br />
Pilotprojekte für neue Montagetechnik.<br />
Vertreter der öffentlichen Hand, Behörden,<br />
Investoren, Architekten, Tragwerksplaner<br />
und Prüfingenieure.<br />
Die Veranstaltung richtet sich an alle, die in<br />
der Planung, Gestaltung, Genehmigung und<br />
Überwachung von Brücken tätig sind, an<br />
[ Info ]<br />
Weitere Informationen zum Fachtag Brückenbau:<br />
www.bauforumstahl.de/veranstaltung/598<br />
140 mm dicke TM-Bleche erhalten bauaufsichtliche Zulassung<br />
Starke Unterstützung<br />
Thermomechanisch gewalzte (TM)<br />
Bleche sind hochfest, feinkörnig und können<br />
beim Schweißen sogar auf das Vorwärmen<br />
verzichten. Mit diesen Eigenschaften<br />
erschließen sie erhebliches Einsparpotenzial,<br />
so die AG der Dillinger Hüttenwerke.<br />
Der Grobblechproduzent bietet die Hochleistungsbleche<br />
der Güten S355 M/ML<br />
eigenen Angaben zufolge als einziger Anbieter<br />
auch in einer Dicke von 140 mm an.<br />
Üblich sind in diesen Güten Blechdicken bis<br />
maximal 120 mm. Jetzt erhielten die Güten<br />
S355 M/ML vom Deutschen Institut für<br />
Bautechnik (DIBt) die Allgemeine bauaufsichtliche<br />
Zulassung (abZ).<br />
TM-Bleche finden bevorzugt Einsatz im Bau<br />
der Fundamente für Offshore-Windkraftanlagen.<br />
Aber auch bei hochbeanspruchten<br />
Stahlbauten wie Brücken oder Hochhäusern,<br />
bei denen enorme statische Belastungen<br />
mit Gewichtseinsparungen oder schlankeren<br />
Formen in Einklang gebracht werden<br />
müssen, werden sie verwendet. Thermomechanisch<br />
gewalzte Baustähle S355 M/ML<br />
enthalten deutlich niedrigere Kohlenstoffäquivalente<br />
CET (Carbon Equivalent Thyssen)<br />
als normalisierte Stähle der gleichen Festigkeitsklasse.<br />
Die hierdurch wesentlich bessere<br />
Schweißeignung der Güten S355<br />
M/ML zeigt sich in starker Verringerung bis<br />
Wegfall der Notwendigkeit zum Vorwärmen.<br />
Da mit zunehmender Blechdicke üblicherweise<br />
sowohl die Vorwärmtemperaturen als<br />
auch die Abkühlzeiten steigen, ist dies insbesondere<br />
im großen Dickenbereich ein entscheidender<br />
Vorteil.<br />
Foto: Dillinger<br />
Beim Bau der Erasmus-Brücke in Rotterdam leistete<br />
der Einsatz von 4.200 t TM-Blechen der<br />
Güten S355 M/ML einen hohen Beitrag zur Wirtschaftlichkeit<br />
der Stahlkonstruktion.<br />
16 <strong>Stahlreport</strong> 6|17
Interview<br />
Digitalisierung von Transportprozessen<br />
Wartezeiten sind auf Baustellen ein ebenso häufiges wie wiederkehrendes<br />
Problem. Für Baustellenbetreiber wäre es ein großer Fortschritt,<br />
wenn Materiallieferungen, u.a. von benötigtem Stahl, vor Ort besser<br />
und flexibler geplant werden könnten. Voraussetzung dafür wäre die<br />
umfassende Bereiststellung und der Austausch von Informationen aller<br />
an den Prozessen Beteiligten.<br />
Genau um diese Art Datenaustausch<br />
geht es am Lehrstuhl für Informationsmanagement<br />
(IMA) im Maschinenbau<br />
an der RWTH Aachen. Dort wird der<br />
Einsatz von Methoden der Informatik in<br />
allen Anwendungsbereichen des Maschinenbaus<br />
erforscht – u. a. in der Produktion<br />
in Mobilität und Logistik sowie in<br />
Cognitive Computing und eHealth.<br />
Die Digitalisierung von Prozessketten<br />
ist für die Aachener Forscher naturgemäß<br />
ein großes Thema. Ein Interview mit Dr.Max<br />
Haberstroh, Forschungsgruppenleiter Mobilität<br />
und Logistik des Lehrstuhls für Informationsmanagement<br />
im Maschinenbau:<br />
<strong>Stahlreport</strong>: Hinter der „Digitalisierung“ verbirgt<br />
sich eine ganze Reihe verschiedener Themen,<br />
Ansätze und Ziele. Worum geht es am<br />
Lehrstuhl für Informationsmanagement im<br />
Maschinebau konkret? Mit welchen Projekten<br />
beschäftigen Sie sich aktuell?<br />
Dr. Max Haberstroh: Die Digitalisierung hat,<br />
zumindest gehen wir derzeit davon aus,<br />
große Bedeutung unter anderem für verladenende<br />
Unternehmen, wie zum Beispiel<br />
für den Stahlhandel, und natürlich für Transportlogistikunternehmen.<br />
Wir haben zum<br />
Thema Logistik 4.0 gerade mit einem Projektpartner,<br />
der Transporeon GmbH, eine<br />
Studie durchgeführt, die demnächst veröffentlicht<br />
wird. Im Rahmen der Studie haben<br />
wir unter anderem verladende Unternehmen<br />
über verschiedene Branchen hinweg<br />
um eine Selbsteinschätzung zum Grad der<br />
Digitalisierung im eigenen Unternehmen<br />
gebeten. Diese Erhebung sowie weitere Einblicke<br />
in die aktuelle Forschung und Entwicklung<br />
wertet die Studie aus.<br />
Ein Ergebnis ist, dass in vielen Branchen<br />
noch wenig bis gar keine Prozesse digital<br />
bearbeitet werden. Sehr viel passiert<br />
heute noch telefonisch und wird auf Papier<br />
festgehalten. Da ist die Forschung, die die<br />
Ziele und Möglichkeiten digitaler Prozesse<br />
schon relativ klar formuliert, also noch sehr weit<br />
weg von der Praxis. In der Studie sind übrigens<br />
auch einige Unternehmen der Stahlindustrie<br />
mit ihren Selbsteinschätzungen dabei. Diese<br />
sehen für sich selbst einen Digitalisierungsgrad<br />
von rund 30 %.<br />
Ein großer Bestandteil unserer Arbeit in den<br />
verschiedenen Forschungsprojekten sind vor<br />
allem die Datenanalyse und die Datenintegration,<br />
aber auch das Machine-Learning und weitere<br />
Themen der Künstlichen Intelligenz gehören<br />
dazu – die unserer Beobachtung nach<br />
übrigens immer relevanter werden.<br />
Dr. Max Haberstroh, Forschungsgruppenleiter<br />
Mobilität und Logistik, Lehrstuhl für<br />
Informationsmanagement im Maschinenbau,<br />
RWTH Aachen<br />
In der Baubranche ist das Building Information<br />
Modelling – BIM – ein Ansatz zur Digitalisierung<br />
der Prozesse. Ist BIM auch für Zulieferer<br />
relevant?<br />
Ziel bei BIM ist, durch eine größere Transparenz<br />
und Durchlässigkeit von Informationen<br />
eine größere Planbarkeit der Prozesse herzustellen<br />
– entlang der gesamten Wertschöpfungskette.<br />
Konkret ist die Digitalisierung der<br />
Baustelle ein sehr aktuelles Thema. Wartezeiten<br />
auf Baustellen sind zum Beispiel ein immer<br />
wiederkehrendes Problem. Was sich die Betreiber<br />
von Baustellen wünschen, sind mehr Belieferungen<br />
just-in-time. Dafür ist aber ein ganz<br />
anderer Vorlauf in den Projekten als bisher<br />
nötig. Eine höhere Flexibilität in der Abarbeitung<br />
von Aufträgen kann dann erreicht werden,<br />
wenn Informationen möglichst in Echtzeit<br />
ausgetauscht werden.<br />
Wenn wir zum Beispiel vorab wissen, dass<br />
bestimmte Wetterlagen die Produktion auf der<br />
Baustelle kurzfristig beeinflussen, ist es denkbar,<br />
die davon betroffenen Zulieferungen anzupassen.<br />
Von den verfügbaren Informationen<br />
her ist das ja mittlerweile möglich, Wetterlagen<br />
können für kurzfristige Abstände relativ<br />
sicher prognostiziert werden. Um das zu realisieren<br />
sind geeignete Kommunikationsmedien<br />
nötig. Da sind Plattformlösungen momentan<br />
ein großes Thema. Auf ihnen können die<br />
verschiedenen Anspruchsgruppen zusammengebracht<br />
werden. Ein Beispiel in der Transportlogistik<br />
sind Frachtenbörsen, die unter<br />
anderem kurzfristig freie Logistikkapazitäten<br />
vermitteln.<br />
Die Ziele sind also, zum Teil wenigstens,<br />
abgesteckt und formuliert – wobei die Praxis<br />
etwas hinterherläuft. Wie geht die Entwicklung<br />
weiter?<br />
Das Zusammenführen verschiedener Informationsbereiche<br />
und das Herausfiltern von<br />
Mehrwerten dabei stehen für uns im Fokus.<br />
Informationen müssen entlang der Wertschöpfungskette<br />
frühzeitig geteilt werden.<br />
Dabei müssen natürlich alle Beteiligten mitmachen.<br />
Digitalisierung ist eben mehr als die<br />
Einführung einer neuen Technologie. Es geht<br />
um die Bereitschaft, sich als Unternehmen<br />
dieser Herausforderung grundsätzlich zuzuwenden.<br />
Daher haben wir in unserer Studie<br />
zum Beispiel auch danach gefragt, wie eng<br />
die Kooperation mit anderen Unternehmen<br />
ist. Wir sind der Überzeugung, dass es nur<br />
durch ein komplettes Umdenken möglich<br />
ist, mit der momentan rasanten Entwicklung<br />
mitzuhalten. 2<br />
[ Kontakt ]<br />
Dr. Max Haberstroh<br />
Institut für Informationsmanagement im<br />
Maschinenbau, RWTH Aachen<br />
max.haberstroh@ima-rwth-aachen.de<br />
Telefon: +49 241 80 91145<br />
[ Info ]<br />
Die Teilnahme an der Analyse des Lehrstuhls<br />
für Informationsmanagement (IMA) im<br />
Maschinenbau an der RWTH Aachen in<br />
Kooperation mit der Transporeon GmbH<br />
zum Digitalisierungsgrad im Unternehmen<br />
ist noch möglich unter<br />
www.smart-logistics-benchmark.com.<br />
<strong>Stahlreport</strong> 6|17<br />
17
Stahlproduktion<br />
Bericht/Nachrichten<br />
Technologischer Fortschritt dank<br />
Stahl: Heute gibt es über 2.000<br />
unterschiedliche Stahlsorten für<br />
verschiedenste Anwendungen.<br />
Oxygen-Stahlwerk 1 von Thyssenkrupp feierte Jubiläum<br />
125 Jahre Stahl in Duisburg<br />
Der „alte Herr“, wie ihn die Stahlkocher respektvoll nannten, war dabei, als vor 125 Jahren in<br />
Duisburg Historisches geschah: In Anwesenheit von August Thyssen wurde am 17. Dezember 1891<br />
in der Hütte Bruckhausen, dem heutigen Oxygen-Stahlwerk 1, der erste Stahl erschmolzen.<br />
Einige Monate zuvor hatte der<br />
Firmengründer bekannt gegeben,<br />
dass er im Besitz aller Anteile an der<br />
Zechen-Gesellschaft Deutscher Kaiser<br />
sei. „Er vereinigte Kohle und<br />
Zeche in einer Hand“, heißt es in<br />
einer älteren Ausgabe der Werkzeitschrift<br />
der August-Thyssen-Hütte.<br />
Integriertes Hüttenwerk brachte<br />
Wettbewerbsvorteil<br />
Ein neuer und für die Zukunft des jungen<br />
Unternehmens entscheidender<br />
Schritt war getan. Neben dem Stand-<br />
ort-Vorteil durch die Lage am Rhein<br />
war es vor allem die Entwicklung<br />
zum integrierten Hüttenwerk mit<br />
allen Verarbeitungsstufen vom Rohstoff<br />
bis zum fertigen Stahlblech, die<br />
das Unternehmen wettbewerbsfähig<br />
machte.<br />
Heute ist thyssenkrupp Steel<br />
Europe der größte Stahlhersteller in<br />
Deutschland. Gleichzeitig ist das<br />
Unternehmen der bedeutendste<br />
Arbeitsgeber in der Stadt Duisburg,<br />
die nach wie vor der größte Stahlstandort<br />
Europas ist.<br />
Im ersten Jahr erschmolz die Thyssen-Hütte<br />
mit 850 Stahlkochern<br />
knapp 50.000 t Rohstahl, 1966 waren<br />
es mit einer Belegschaft von 16.400<br />
Mitarbeitern ca. vier Mio. t. Heute<br />
sind in Duisburg-Nord etwa 13.000<br />
Mitarbeiter beschäftigt, hinzu kommen<br />
ungefähr 1.300 Mitarbeiter im<br />
thyssenkrupp-Werk in Duisburg-Hüttenheim.<br />
Die Jahresproduktion liegt<br />
bei rund 12 Mio. t. Insgesamt wurden<br />
seit Produktionsbeginn vor 125<br />
Jahren insgesamt an die 500 Mio. t<br />
Stahl produziert. 2<br />
Fotos: thyssenkrupp<br />
Blick in das Siemens-Martin-Stahlwerk im Jahr 1912<br />
Probenahme im Hochofenbetrieb der Gewerkschaft Deutscher Kaiser<br />
zwischen 1900 und 1918<br />
18 <strong>Stahlreport</strong> 6|17
ArcelorMittal Zenica investiert in neuen Spuler<br />
Kompakte Drahtbunde direkt aus der Walzlinie<br />
Riva übernimmt<br />
Drahtwerke Horath<br />
Der Langstahlproduzent Riva Stahl hat<br />
die insolvente DHW Drahtwerk Horath<br />
GmbH mit Standorten in Horath und Trier<br />
und rund 140 Beschäftigten übernommen.<br />
Anfang 2017 sei ein entsprechender<br />
Kaufvertrag abgeschlossen worden,<br />
hieß es vonseiten des Insolvenzverwalters.<br />
Die DWH musste Mitte September<br />
2016, wie fast sämtliche Unternehmen<br />
der zur französischen SotraLentz-Gruppe<br />
gehörenden Unternehmen, Insolvenz<br />
anmelden. Seit diesem Zeitpunkt war der<br />
Geschäftsbetrieb durch einen Insolvenzverwalter<br />
fortgeführt worden. Über den<br />
Kaufpreis haben beide Parteien Stillschweigen<br />
vereinbart. Das Drahtwerk<br />
Horath ist im Bereich Betonstahl tätig.<br />
Vornehmlich werden Betonbewehrungen<br />
in Form von Stahlmatten produziert und<br />
vertrieben. Neben der Hauptniederlassung<br />
in Horath wurde im Jahr 2007 eine<br />
weitere Produktionsstätte in Trier erworben.<br />
Weiterverarbeiter verlangen heute<br />
stabile, kompakte und leicht handhabbare<br />
Drahtbunde. Das führt dazu, dass Walzwerke<br />
mit Draht blöcken und konventionellen<br />
Windungslegern zunehmend gezwungen<br />
werden, die normalen warmgewickelten<br />
Bunde in kompakte Bunde umzuwickeln.<br />
Mit der neuen VCC®-Linie (Vertical Compact<br />
Coiler) der SMS group ist ArcelorMittal<br />
Zenica d.o.o., Bosnien-Herzegovina, in der<br />
Lage, solche kompakten Bunde direkt aus<br />
der Walzlinie in einem vollautomatischen<br />
Vorgang herzustellen. Mit moderner Spultechnik<br />
ausgerüstet, kann das Walzprodukt<br />
direkt aus der Walzlinie in kompakte Bunde<br />
aufgespult werden. Das spart Zeit und Personalkosten<br />
und der Personalaufwand für<br />
die Prozessüberwachung wird minimiert.<br />
Foto: SMS group<br />
Die neue VCC-Linie bei ArcelorMittal Zenica<br />
d.o.o., Bosnien-Herzegowina arbeitet mit einem<br />
Durchsatz von 60 t/h.<br />
Die neue Linie zur Herstellung von kompakt<br />
gewickelten Bunden ist für einen Durchsatz<br />
von 60 t/h ausgelegt – und hat die Performance-Tests<br />
bereits erfolgreich bestanden.<br />
Die mechanischen Eigenschaften des Produkts<br />
werden mithilfe von Soft-Kühl boxen<br />
kontrolliert eingestellt. Dies ermöglicht<br />
nicht nur eine Feineinstellung der Eigenschaften<br />
über die gesamte Stablänge, sondern<br />
auch das plötzliche Umlenken aus der<br />
geraden Linie in die Spullinie. Im Vergleich<br />
zu horizontalen Lösungen bietet die vertikale<br />
Spul-Technik der SMS group dem<br />
Unternehmen zufolge weitere Vorteile: Sie<br />
lasse sich leichter und schneller installieren<br />
und erfordere weniger Wartungsaufwand.<br />
Außerdem sei der Aufwand für Umbauarbeiten<br />
minimal.<br />
3D-Bügelbiegeautomat<br />
Die neueste Generation der Bügelbiegeautomaten<br />
ist:<br />
leistungsstark<br />
energiesparend<br />
wartungsfreundlich<br />
Die EBA S-Serie bietet zahlreiche<br />
Möglichkeiten zur Automatisierung:<br />
Automatische Richtsatzverstellung<br />
und Draht-Durchmesserwechsel<br />
Schnellwechselsystem<br />
Motorisierte 5t-Haspeln<br />
Drahtauslauf<br />
Progress Maschinen & Automation AG<br />
Julius-Durst-Str. 100<br />
I-39042 Brixen<br />
Tel. +39 0472 979 100<br />
info@progress-m.com<br />
www.progress-m.com
Anarbeitung<br />
und Logistik<br />
Schwerpunkt Verzinken<br />
Kostenerhebung zum Feuerverzinken<br />
Auch bei Erstkosten günstiger<br />
Wer Stahlkonstruktionen möglichst wirtschaftlich vor Korrosion schützen will, für den bietet sich das<br />
Feuerverzinken an. Denn eine Feuerverzinkung ist bereits bei den Erstkosten günstiger als eine<br />
Beschichtung. Dies belegt der Leitfaden „Kosten im Stahlbau“, der vom Institut für Bauökonomie der<br />
Universität Stuttgart in enger Zusammenarbeit mit dem CEEC (Conseil Européen des Economistes de<br />
la Construction The European Council of Construction Economists) im Auftrag von Bauforum Stahl<br />
erarbeitet wurde.<br />
Neben anderen Kosten liefert<br />
der Leitfaden auch für den Korrosionsschutz<br />
Richtwerte für die finanzielle<br />
Planung von Bauprojekten im<br />
Stahlbau . Der Leitfaden ermöglicht so<br />
die vergleichende Bewertung der Erstkosten<br />
von Korrosionsschutzsystemen.<br />
CEEC und das Institut für Bauökonomie<br />
der Universität Stuttgart<br />
haben die Kostenindikationen durch<br />
intensive Befragungen ermittelt und<br />
zusammengestellt.<br />
Die in dem Leitfaden veröffentlichten<br />
Korrosionsschutzkosten sind<br />
Preisspannen für Gebäude mit 800<br />
bis 1400 m 2 Bruttogeschossfläche und<br />
einer mäßigen korrosiven Belastung<br />
(Korrosivitätskategorie C3) – das entspricht<br />
einer Stadt- und Industrieatmosphäre.<br />
Die Preisangaben gelten inklusive<br />
aller Vorbehandlungen ohne Transportkosten<br />
(siehe Tabelle). Nassbeschichtete<br />
Profile werden zunächst<br />
gestrahlt und anschließend mit einer<br />
Rostschutzgrundierung sowie zwei<br />
Deckschichten versehen. Feuerverzinkte<br />
Profile erhalten üblicherweise<br />
eine Vorbehandlung aus Entfetten,<br />
Beizen und Fluxen sowie gegebenenfalls<br />
Strahlen.<br />
Bei allen Konstruktionsarten zeigt<br />
sich laut Erhebung, dass die Feuerverzinkung<br />
im Rahmen der angegebenen<br />
Preisspannen im Hinblick auf<br />
die untere als auch obere Intervallgrenze<br />
günstiger ist. Errechnet man<br />
Mittelwerte für die jeweiligen Preisspannen,<br />
sei das Feuerverzinken je<br />
nach Konstruktionsart zwischen mehr<br />
als 20 und fast 40 % günstiger als<br />
werkseitige Beschichtungen.<br />
Bei baustellenseitiger Beschichtung<br />
verdoppelten sich den Angaben<br />
zufolge sogar die Preise. Zudem sind<br />
beim Feuerverzinken offenbar die<br />
Spannen zwischen dem höchsten und<br />
niedrigsten Preis deutlich geringer –<br />
was bei der Planung die Abschätzung<br />
realistischer Kosten für den Korrosionsschutz<br />
vereinfacht.<br />
Korrosionsschutzkosten<br />
in Angeboten prüfen<br />
So transparent wie in diesem Leitfaden<br />
seien die Kosten in konkreten<br />
Angeboten von Stahlbau-Unternehmen<br />
nicht immer zu erkennen, bemängelt<br />
das Institut Feuerverzinken in<br />
einer Mitteilung dazu. Gelegentlich<br />
würden Kosten wie Strahlarbeiten in<br />
die Stahlbaukosten eingerechnet. Dies<br />
habe den Effekt, dass die Stahlbaukosten<br />
zu hoch und die Kosten für den<br />
Korrosionsschutz durch Beschichten<br />
zu niedrig dargestellt würden.<br />
Während für Beschichtungen vorbereitende<br />
Strahlarbeiten unbedingt<br />
notwendig sind, ist dies im Hinblick<br />
auf die Feuerverzinkung nämlich nur<br />
in Ausnahmefällen erforderlich. So<br />
erfolge beim Feuerverzinken die Vorbehandlung<br />
der Stahlbauteile durch<br />
Entfetten, Beizen und Fluxen sehr kosteneffizient<br />
in Tauchbädern.<br />
Feuerverzinkung ist dauerhafter<br />
Aufgrund ihrer langen Schutzdauer<br />
von zumeist 50 Jahren und mehr verursacht<br />
eine Feuerverzinkung in der<br />
Regel während dieser Zeit keine Folgeund<br />
Instandhaltungskosten. Im Gegensatz<br />
dazu erreichen Beschichtungen<br />
nur deutlich kürzere Schutzzeiträume.<br />
Auch Instandsetzungen in Form<br />
von Ausbesserungen oder Vollerneuerungen<br />
sind in aller Regel deutlich<br />
aufwendiger und damit kostspieliger<br />
als der Erstschutz, da zusätzliche Einrüst-<br />
und Umweltmaßnahmen zu<br />
berücksichtigen sind sowie Betriebsunterbrechungen<br />
und andere Störungen<br />
als Folge entstehen können.<br />
Fazit<br />
Der Korrosionsschutz durch Feuerverzinken<br />
ist für Stahlbaukonstruktionen<br />
bereits bei den Erstkosten günstiger.<br />
Bei langfristiger Betrachtung verursacht<br />
die wartungsfreie Feuerverzinkung im<br />
Gegensatz zu Beschichtungen keine Folgekosten<br />
und ist somit immer der Korrosionsschutz<br />
der ersten Wahl. 2<br />
Info<br />
Der Leitfaden „Kosten im Stahlbau 2017“<br />
kann unter www.bauforumstahl.de/<br />
ausfuehrung-baukosten kostenlos<br />
bezogen werden.<br />
Nass-Beschichtungen<br />
Verzinken/Feuerverzinken<br />
spezifische Preisindikation Preisindikation<br />
Oberfläche werksseitig baustellenseitig werksseitig<br />
Konstruktionsart in m 2 /t in €/t in m 2 /t in €/t in m 2 /t in €/t in m 2 /t<br />
Schwere Profile (HEB 600) 10–15 210–430 16,8–34,4 400–820 32,0–67,0 200–290 16,0–23,2<br />
Mittelschwere Profile (< IPE 750/HEB 300) 15–20 250–520 14,3–29,7 530–1.150 30,0–66,0 225–305 12,9–17,5<br />
Mittlere Profile (< IPE 450) 20–25 290–620 12,9–27,6 670–1.450 30,0–65,0 250–320 11,1–14,5<br />
Mittelleichte Profile (
Precision Galvanizing in Mook<br />
Neue Hochtemperatur-Verzinkung in den Niederlanden<br />
Eine weitere Anlage zur Hochtemperaturverzinkung<br />
hat die Coatinc PreGa GmbH &<br />
Co. KG am Standort Mook in den Niederlanden<br />
errichtet. Das erste Bauteil wurde bereits<br />
im Januar dieses Jahres getaucht, die Eröffnungsfeierhat<br />
im Mai statgefunden.Durch die<br />
geografische Lage seien in den Niederlanden<br />
Duplex-Systeme äußerst gefragt, gab das<br />
Unternehmen zur Begründung des Neubaus<br />
an. Wurden die die hochtemperaturverzinkten<br />
Produkte bisher in das PreGa-Werk in Siegen<br />
gebracht und nach der Veredelung von dort<br />
aus zu ihren Kunden, werden die Transportwege<br />
durch das neue Werk für niederländische<br />
Unternehmen sehr viel kürzer. Per Hochtemperaturverzinkung<br />
(HTV) können<br />
Stahlbauteile u.a. mit einstellbaren Schichtdicken<br />
und hohen Passgenauigkeiten beschichtet<br />
werden. Die HTV ermöglicht zudem durch<br />
eine höhere Mikrorauigkeit wiederum eine<br />
Haftung der nachfolgenden Nass- oder Pulverbeschichtungen<br />
auf dem Bauteil.<br />
„Wir sind davon überzeugt, dass wir mit dem<br />
neuen HTV-Kessel auf niederländischem<br />
Boden die Nachfrage nach überlegener Ober-<br />
Komplexe Sachverhalte anschaulich erklärt<br />
Wissensportal Feuerverzinken online<br />
Die Voigt & Schweitzer GmbH & Co. KG<br />
hat auf ihrer Webseite ein Wissensportal rund<br />
um das Stückverzinken zusammengestellt. Zur<br />
freien Nutzung hält das Portal seit Anfang<br />
April umfangreiches Fachwissen für die Nutzer<br />
bereit – von den technischen Grundlagen des<br />
Feuerverzinkens über Informationen zur<br />
mechanischen Auswirkung des Verfahrens bis<br />
hin zu Tipps für die Nachbearbeitung (siehe<br />
Info).<br />
Egal, ob sich Nutzer für Prozessschritte,<br />
Normen und Richtlinien, Informationen zur<br />
Materialwahl, das Pulverbeschichten oder den<br />
aktuellen Zinkpreis interessieren, im Wissensportal<br />
finden sie Antworten auf die verschiedensten<br />
Fragen zum Thema Korrosionsschutz.<br />
Selbst komplexe Sachverhalte werden übersichtlich<br />
und zum Teil mithilfe von Grafiken<br />
oder Bildern anschaulich erläutert.<br />
„Das Stückverzinken ist ein spannendes, aber<br />
auch sehr komplexes Aufgabenfeld“, sagt<br />
Geschäftsführer Lars Baumgürtel. „Um unseren<br />
Kunden Orientierung zu bieten, haben wir<br />
Foto: Voigt & Schweitzer Foto: TCC<br />
flächenveredelung am Markt bedienen werden.<br />
Die Auslastung beider Kessel in Kreuztal<br />
und die Verfahrensvorteile als solche sprechen<br />
wirklich für sich“, so Marc Derks, Vertriebsleiter<br />
von The Coatinc Company in den<br />
Niederlanden. Die Erweiterung in Mook sei für<br />
Unternehmen aus der Automobilindustrie,<br />
aber auch Serienkunden, Stahlbauer sowie<br />
Schlosser merklich gewinnbringend. Das neue<br />
Werk erweitere die eigenen Produktionskapazitäten<br />
auf dem europäischen Markt um 50 %<br />
und sorge für Redundanz und schnellere Auftragsbearbeitungen,<br />
so der Verzinker.<br />
Die Geschäftsführer Ulrich Becker und Tobias<br />
Wesselow der Coatinc PreGa Niederlande<br />
unser Wissen gebündelt und in der neuen<br />
Informationsbibliothek strukturiert zusammengestellt.<br />
Auf diese Weise erhalten Benutzer<br />
einen informativen und zugleich spannenden<br />
Einblick in die Welt des Korrosionsschutzes.“<br />
Info<br />
Das Wissensportal zum Feuerverzinken ist unter<br />
www.zinq.com/wissen erreichbar.<br />
Auf der neu gestalteten Homepage von Voigt &<br />
Schweitzer finden Nutzer auch ein Wissensportal<br />
rund um das Feuerverzinken.<br />
Foto: Tata Steel<br />
Qualitätscheck bei Tata Steel<br />
Zulieferer-Preis erstmals<br />
an Stahlhersteller<br />
Tata Steel von Volvo<br />
ausgezeichnet<br />
Tata Steel ist als erster Stahlhersteller<br />
mit der „Volvo Cars Quality Excellence“<br />
(VQE) der Volvo-Car-Corporation<br />
ausgezeichnet worden. Mit dem Preis werden<br />
besondere Leistungen von Zulieferern<br />
des schwedischen Automobilherstellers<br />
gewürdigt, u.a. Bestleistungen in den<br />
Bereichen Fertigungs- und Qualitätsprozesse,<br />
kontinuierliche Verbesserung und<br />
Kundenzufriedenheit.<br />
Tata Steel beliefert Volvo vor allem mit feuerverzinkten<br />
Stahlblechen für Außenhautteile<br />
wie Motorhauben, Türen und Heckklappen.<br />
Diese umfassen u.a. Stahlbleche<br />
der Marke MagiZinc ® -Auto, ein feuerverzinkter<br />
Bandstahl mit hohem Korrosionsschutz,<br />
sowie DP800 HyperForm ® , ein<br />
besonders umformbarer hochfester Stahl<br />
für komplexe Leichtbau-Strukturteile.<br />
Wichtigster Grund für die Auszeichnung<br />
waren Tata Steel zufolge das Engagement<br />
des Stahlherstellers für die Produktion verzinkten<br />
Stahls sowie die Kompetenz, dauerhaft<br />
eine hohe und stabile Produktqualität<br />
liefern zu können, die den Standards<br />
von Volvo voll entspräche. Durch verbesserte<br />
Stahleigenschaften hätten die Tata-<br />
Steel-Forscher zudem auch die Fertigung<br />
von Volvo verbessert.<br />
Die Auszeichnung sei die Anerkennung der<br />
Anstrengungen, anspruchsvolle Anforderungen<br />
in der Produktion, Qualitätskontrolle,<br />
kontinuierliche Verbesserung und<br />
Servicelevel auf allen Stufen zu erfüllen,<br />
sagte Johan Casparsson, Global Account<br />
Manager bei Tata Steel. Die Auszeichnung<br />
wurde Ende März bei einer Zeremonie in<br />
IJmuiden, Niederlande, übergeben.<br />
<strong>Stahlreport</strong> 6|17<br />
21
Anarbeitung<br />
und Logistik<br />
Berichte<br />
Compliance-Management-System für rechtssichere Transportlogistik<br />
Grünes Licht für weiße Westen<br />
Mit externen Audits und Compliance-Management-Systemen können sich Verlader, Spediteure und<br />
Fuhrparkhalter wirkungsvoll und effizient vor Bußgeldern und weiteren rechtlichen Konsequenzen<br />
schützen. Ein auch auf den Stahlhandel spezialisierter Anbieter ist die FUMO Solutions GmbH. Ihre<br />
Online-Plattform hilft dabei, transportlogistische Prozesse transparent und rechtssicher zu machen.<br />
[ Kontakt ]<br />
FUMO Solutions GmbH<br />
Lerchenbergstraße 27<br />
89160 Dornstadt<br />
www.fumo-solutions.com<br />
j.janz@fumo-solutions.com<br />
Tel. +49 7348 40717220<br />
GüKG, MiLoG, ADR, HGB, Fahrpersonalverordnung<br />
und Strafgesetzbuch:<br />
Fuhrparkbetreiber und Verlader<br />
müssen im Berufsalltag eine Vielzahl<br />
von Gesetzen und Verordnungen befolgen.<br />
Verstöße können gravierende Folgen<br />
haben, bis hin zur Existenzgefährdung<br />
– es drohen u.a. Bußgelder bis zu<br />
200.000€.<br />
Schwächen aufdecken<br />
und beheben<br />
Aus diesem Grund hatte sich die Weinmann<br />
Aach AG im Jahr 2016 zu einem<br />
externen Audit entschieden. Der Stahlhändler<br />
wollte genau wissen, ob die<br />
eigenen logistischen Prozesse rechtskonform<br />
laufen. Schließlich betreibt das<br />
in Dornstetten beheimatete Unternehmen<br />
einen eigenen Fuhrpark mit über<br />
40 Lkw.<br />
Mit der Durchführung des Audits<br />
hat der Stahlhändler die auf Logistikund<br />
Transportprozesse spezialisierte<br />
FUMO Solutions GmbH beauftragt. Das<br />
baden-württembergische Unternehmen<br />
bietet Audits für Transportdienstleister,<br />
Werkverkehrsunternehmen, Verlader<br />
und Logistikdienstleister ohne eigenen<br />
Fuhrpark.<br />
„Wir wollten unsere Abläufe verbessern<br />
und zugleich das Haftungsrisiko<br />
minimieren", erklärt Betriebsleiter<br />
Benjamin Schmelzle, der die Untersuchung<br />
bei der FUMO Solutions GmbH<br />
in Auftrag gab. „Die Experten von FUMO<br />
haben bei uns ein paar Schwächen aufgedeckt,<br />
die wir danach Schritt für<br />
Schritt behoben haben", berichtet<br />
Schmelzle.<br />
Online-Plattform für<br />
die Transportbranche<br />
Wer sich nicht gleich an externe Berater<br />
wenden will, kann mit Hilfe der webbasierten<br />
FUMO-Plattform auch interne<br />
Audits durchführen. Für diesen Zweck<br />
wurde ein eigener Auditor entwickelt.<br />
Das Portal bietet alle Inhalte der drei<br />
Foto: FUMO Solutions<br />
Weinmann Aach hat für ein externes Audit im vergangenen Jahr die transport -<br />
logistischen Prozesse von FUMO Solutions auf Rechtskonformität prüfen lassen.<br />
Audits mit insgesamt 500 Prüffragen<br />
rund um die Fuhrparkhalter- und Verladerhaftung<br />
inklusive der dazugehörigen<br />
Gesetze und Gesetzestexte. Ein<br />
Punkte- und Bewertungssystem verschafft<br />
dabei Klarheit über den Grad<br />
der bestehenden Rechtssicherheit.<br />
Außerdem gibt das System konkrete<br />
Handlungsempfehlungen. Alle Inhalte<br />
des Auditors werden regelmäßig geprüft<br />
und aktualisiert und dienen zugleich<br />
als digitales Regel- und Nachschlagewerk.<br />
Der Auditor ist das jüngste Modul<br />
des Compliance-Management-Systems<br />
FUMO, das im Jahr 2008 ursprünglich<br />
als reine Fuhrparkmonitoring-Software<br />
programmiert wurde. Das Besondere<br />
an der Lösung ist, dass sie speziell auf<br />
alle Akteure der Transportbranche zugeschnitten<br />
ist. FUMO gibt Verladern, Speditionen<br />
und Fuhrparkhaltern Transparenz<br />
bei den gesetzlichen Vorgaben<br />
in der Transportbeauftragung und minimiert<br />
die Risiken der Verlader- und<br />
Fuhrparkhalterhaftung. Das System ist<br />
modular aufgebaut und besteht aus<br />
FUMO-Profile, dem FUMO-Cockpit und<br />
dem FUMO-Monitor. Abgerundet wird<br />
das System durch den FUMO-Auditor.<br />
Vereinfachte Auftragsabwicklung<br />
FUMO Profile ist eine öffentlich<br />
zugängliche Informationsseite über<br />
eine Spedition oder einen Frachtführer.<br />
Sie verwaltet alle relevanten Versicherungspolicen,<br />
Genehmigungen<br />
und Nachweise, die dafür einmalig<br />
hochgeladen und auf Plausibilität<br />
geprüft werden müssen.<br />
Speditionen können sich mit diesen<br />
Daten präsentieren und Verlader<br />
finden zuverlässige Partner –<br />
das vereinfacht z.B. die Auftragsabwicklung<br />
im Spotmarkt. Zudem<br />
ermöglicht FUMO das Verwalten von<br />
Fahrzeugen und Fahrern. „FUMO ist<br />
eine einfach bedienbare Web-Applikation,<br />
auf die alle beteiligten Ge -<br />
schäftspartner gemäß ihrer jeweiligen<br />
Berechtigung zugreifen können",<br />
erklärt Florian Janz, der die Plattform<br />
gemeinsam mit Jürgen Leonhardt<br />
entwickelt hat.<br />
Zugriff auf die Profile der jeweils<br />
ausgewählten Transporteure haben<br />
Verlader und Auftraggeber über das<br />
FUMO Cockpit. Aus dieser Perspektive<br />
ist sofort erkennbar, wenn einzelne<br />
Speditionspartner nicht mehr<br />
rechtskonform arbeiten.<br />
Das dritte Modul von FUMO ist<br />
der Monitor. Damit können neben<br />
den Profilen auch die eigenen Fahrzeuge,<br />
Fahrer und Verträge rechtssicher<br />
und intuitiv mit minimalem<br />
Zeit- und Kostenaufwand verwaltet<br />
werden. 2<br />
22 <strong>Stahlreport</strong> 6|17
IPS 2017 bei Kaltenbach<br />
Ein Gesamtevent der<br />
Profil- und Blechbearbeitung<br />
Die „International Partners in Steel“-Tage bei Kaltenbach haben im<br />
Mai wieder rund 1.200 internationale Gäste aus aller Welt angezogen.<br />
Im Mittelpunkt standen an den vier Messetagen Produkte und<br />
Entwicklungen des Unternehmens rund um die Prozesskette Profilund<br />
Blechbearbeitung.<br />
Die IPS 2017 fanden vor einem<br />
guten wirtschaftlichen Hintergrund<br />
für das Unternehmen statt. So meldete<br />
der Gastgeber für das erste Quartal<br />
einen „sehr erfreulichen“ Auftragseingang,<br />
der sich im April und Mai deutlich<br />
über Plan fortsetze. Im vorvergangenen<br />
Jahr hatte das traditionsreiche<br />
Maschinenbauunternehmen einen<br />
Restrukturierungsprozess initiiert,<br />
den es eigenem Bekunden nach im<br />
vergangenen Jahr mit der Hereinnahme<br />
eines neuen Finanzpartners,<br />
der Zobel Values AG, abgeschlossen<br />
hat.<br />
Der Anlagenhersteller fokussiere<br />
sich darauf, die „weltweite Technologie-<br />
und Qualitätsführerschaft“ in seinen<br />
Produktbereichen weiter auszubauen.<br />
Um das Wachstum weiter<br />
voranzutreiben sollen Kernbereiche<br />
personell verstärkt werden.<br />
Die IPS, die zum ersten Mal be -<br />
reits 1997 stattfanden, hat das Unternehmen<br />
als Gesamtevent angelegt:<br />
Zum mittlerweile 22. Mal konnten<br />
die Fachbesucher Kaltenbach-Produkte<br />
und Lösungen in Live-Demonstrationen<br />
begutachten und in praxisorientierten<br />
Fachvorträgen Überblick<br />
über den Stand bei der Fertigungstechnik<br />
von heute und morgen bekommen.<br />
Auf den IPS präsentieren sich<br />
neben Kaltenbach selbst auch die<br />
„Partners in Steel“ – in diesem Jahr<br />
44 Unternehmen entlang der Wertschöpfungskette<br />
Blech-, Rohr- und<br />
Profilbearbeitung, darunter auch der<br />
Bundesverband Deutscher Stahlhandel.<br />
Das breite Rahmenprogramm,<br />
bot zudem viel Gelegenheit zum Netzwerken.<br />
Technologisch lag der Fokus der<br />
IPS auf der Präsentation kompletter<br />
Kaltenbach-Produktlinien – vom<br />
Hochleistungsbearbeitungszentrum<br />
über die vollautomatische Kreissäge<br />
bis hin zum Profilbearbeitungsroboter.<br />
Gleichzeitig Sägen und Bohren<br />
Eine Neuheit bei der Profilbearbeitung<br />
bringt das Hochleistungsbearbeitungszentrum<br />
KDH 1030/1060 mit.<br />
Da bisher immer nur eine der beiden<br />
Funktionen einer solchen Säge-Bohr-<br />
Kombination für Stahlprofile genutzt<br />
werden konnte, mussten Anwender<br />
hohe Stillstandzeiten akzeptieren.<br />
Die KDH 1030/1060 von Kaltenbach<br />
parallelisiert nun erstmals den<br />
Säge- und den Bohr- oder Fräsprozess<br />
– was die effektive Hauptzeit<br />
beider Maschinen laut Hersteller deutlich<br />
steigert: Mit der neuen Bauweise<br />
sei eine Steigerung der Produktivität<br />
um 30 bis 100 % möglich. Technische<br />
Voraussetzung dafür ist die mechanische<br />
und zeitliche Entkoppelung des<br />
Bohr/Fräs- und Sägeprozesses sowie<br />
die Parallelisierung der Haupt- und<br />
Nebenzeiten. Materialdurchlaufzeiten<br />
können so drastisch gesenkt, die<br />
Kapazität erhöht und damit der Investitionsbedarf<br />
gesenkt werden, teilt<br />
das Unternehmen mit.<br />
Daneben gehörten auch die besonders<br />
ökonomisch laufende Strahlanlage<br />
Sprint 1504 sowie die komplett<br />
neu überarbeiteten Blechbearbeitungszentren<br />
der KF-Baureihe zu den<br />
Messeexponaten.<br />
Eine der innovativsten und vielseitigsten<br />
Lösungen für das Ausklinken<br />
an H-, U- und L-Profilen sowie<br />
Vierkantprofilen hat Kaltenbach mit<br />
dem 8-achsigen Profilbearbeitungsroboter<br />
KC 1201 gezeigt. Der KC 1201<br />
lädt vorhandene Konstruktionsdaten<br />
in seinen Speicher, die optimale Roboterbewegung<br />
für das Ausschneiden<br />
aus dem zu bearbeitenden Teil errech-<br />
Foto(s): Kaltenbach<br />
net die Software. Maschinenbediener<br />
werden durch den Roboter bei ihrer<br />
körperlichen Arbeit entlastet, die<br />
Robotertechnik steigert die Präzision<br />
der Brennanlage.<br />
In diesem Jahr gibt es bei Kaltenbach<br />
übrigens noch ein besonderes<br />
Jubiläum zu feiern: das 130-jährige<br />
Bestehen des Lörracher Unternehmens.<br />
2<br />
Ein Gutteil, parallel von<br />
der KDH 1030/1060<br />
von Kaltenbach gesägt<br />
und gebohrt/gefräst.<br />
44 Partners in Steel waren diesmal als Aussteller bei der IPS<br />
beteiligt – u.a. auch der BDS.<br />
<strong>Stahlreport</strong> 6|17<br />
23
Messen<br />
und Märkte<br />
Berichte/Nachricht<br />
Zwei Fachmessen zum logistischen Marketing von Produkten<br />
Im Doppelpack<br />
Verpackungen standen im Mittelpunkt von zwei Fachmessen; im Mai in Essen – mit dem<br />
Schwerpunkt Metall – sowie – thematisch übergreifender – fast zeitgleich in Düsseldorf.<br />
Verbindend war für diese Events im Doppelpack auch, dass in den beteiligten Brachen der<br />
logistisch orientieren Präsentation von Produkten sowie entsprechenden Marketingaspekten<br />
eine immer größere Bedeutung zukommt.<br />
Foto: Messe Essen<br />
Die internationale Fachmesse<br />
für Metallverpackungen METPACK<br />
führte vom 2. bis 6. Mai 2017 rund<br />
7.200 Fachbesucher aus aller Welt zu<br />
etwa 300 Ausstellern in die Messe<br />
Essen. Die interpack brachte es diesmal<br />
vom 4. bis 10. Mai in Düsseldorf<br />
auf eine Rekordbeteiligung von<br />
mehr als 2.800 Unternehmen. Etwa<br />
drei Viertel der über 170.000 Besucher<br />
kamen aus dem Ausland.<br />
Metpack<br />
Das Angebot auf der Metpack bildeten<br />
neben Verpackungen u.a.<br />
Auf großes Interesse stieß auch in diesem<br />
Jahr die Metpack in Essen.<br />
Maschinen und Einrichtungen zur<br />
Herstellung von Dosen, Deckeln und<br />
Böden sowie Anlagen zum Abfüllen<br />
und Verschließen. Zahlreiche Hersteller,<br />
wie z.B. ArcelorMittal und<br />
thyssenkrupp Rasselstein, präsentierten<br />
den Messebesuchern ihre<br />
Produkte und Neuheiten.<br />
„Die Metpack hat die hohen<br />
Erwartungen der Industrie mehr als<br />
erfüllt. Ihr großes Plus waren einmal<br />
mehr die hohe Internationalität und<br />
die Kompetenz ihrer Besucher. Damit<br />
ist sie die wichtigste Verkaufsplattform<br />
der weltweiten Branche“,<br />
kommentierte Oliver P. Kuhrt,<br />
Geschäftsführer der Messe Essen, die<br />
diesjährige Laufzeit. Das Angebot<br />
stand insbesondere im Zeichen der<br />
Effizienz und Digitalisierung, so Wolfgang<br />
Niemsch, Vorsitzender des MET-<br />
PACK-Komittees: „Die Anlagen und<br />
Maschinen verbrauchen immer weniger<br />
Material und haben kürzere<br />
Umrüstzeiten. Außerdem ist die Industrie<br />
4.0 endgültig in der Branche angekommen:<br />
Die Vernetzung der Produktion<br />
nimmt zu, es gibt immer mehr<br />
digitale Schnittstellen zwischen den<br />
verschiedenen Maschinen.“<br />
Die Aussteller bewerteten die<br />
Qualität der Besucher, ihren<br />
geschäftlichen Erfolg und die Chancen<br />
für ein gutes Nachmessegeschäft<br />
nochmals besser als 2014. Entsprechend<br />
hoch ist die Bereitschaft der<br />
Unternehmen, sich auch künftig an<br />
dieser Messe zu beteiligen: 95 % der<br />
Aussteller erklärten nach Veranstalterangaben<br />
bereits jetzt, dass sie<br />
wiederkommen wollen – ein Spitzenwert.<br />
Die nächste Metpack öffnet<br />
im Mai 2020 in der Messe Essen.<br />
Neben ihrer Themenführerschaft<br />
ist diese Messe stets auch ein wichtiger<br />
Indikator für die Stimmung in<br />
der Branche – und die war sehr gut:<br />
Rund 60 % der Aussteller rechneten<br />
mit einer verbesserten Absatzsituation,<br />
bei den Besuchern gingen sogar<br />
fast zwei Drittel von einer steigenden<br />
Konjunktur aus. Damit fiel die<br />
Prognose besser aus als zuletzt.<br />
Interpack<br />
Von großem Interesse profitierte<br />
auch die interpack 2017. Sie gilt als<br />
24 <strong>Stahlreport</strong> 6|17
weltweit größte und bedeutendste<br />
Messe der Verpackungsbranche<br />
sowie der verwandten Bereiche.<br />
„Die Interpack hat ihren<br />
Anspruch, alle drei Jahre die weltweit<br />
bedeutendste Veranstaltung<br />
und Innovationsplattform für die<br />
Branche zu sein, wieder eindrucksvoll<br />
unterstrichen“, erklärte Hans<br />
Werner Reinhard, Geschäftsführer<br />
der Messe Düsseldorf.<br />
Top-Trend an vielen Ständen<br />
war auch in Düsseldorf das Thema<br />
der weiteren Digitalisierung des<br />
Produktionsprozesses auf dem Weg<br />
zu Industrie 4.0-Anwendungen.<br />
Eine in diesem Sinne vernetzte Produktion<br />
ermöglicht es beispielsweise,<br />
personalisierte Verpackungen<br />
wirtschaftlich zu produzieren<br />
oder Rückverfolgbarkeit zu garantieren.<br />
Außerdem spielten modulares<br />
Design von Verpackungsmaschinen<br />
und Prozesslinien sowie<br />
optimierte digitale Bedienkonzepte<br />
eine große Rolle, um die Komplexität<br />
in der Produktion zu reduzieren<br />
und größtmögliche Flexibilität<br />
für Losgrößenänderungen oder Produktvarianten<br />
zu erreichen. Das<br />
Thema Nachhaltigkeit blieb auch<br />
zur interpack 2017 omnipräsent.<br />
Die Unternehmen zeigten verbesserte<br />
Ressourceneffizienz, sowohl<br />
bei dem verwendeten Material mit<br />
immer dünneren Wandstärken als<br />
auch im Produktionsprozess.<br />
Zudem gewinnen alternative Packstoffe<br />
an Boden.<br />
Die kommende Interpack findet<br />
ebenfalls im Mai 2020 auf dem Messegelände<br />
in Düsseldorf statt. 2<br />
In Düsseldorf: Kongress und Messe (1)<br />
Thermoprozesstechnik<br />
Kongressmessen sind bewährte Veranstaltungsmuster, die zeitlich<br />
durchaus auch zweigeteilt realisiert werden können – wie jetzt und<br />
demnächst in Düsseldorf in Sachen Thermoprozesstechnik: im Juni<br />
2017 als Kongress (mit Ausstellung) und im Juni 2019 als Messe.<br />
Die Thermoprozesstechnik ist<br />
für eine Vielzahl der wichtigsten<br />
Industriebereiche unverzichtbar –<br />
mehr noch: Sie bestimmt die jeweiligen<br />
Produkteigenschaften und die<br />
gesamte industrielle Produktion entscheidend.<br />
Das betrifft vor allem<br />
auch die Metallproduktion und -verarbeitung.<br />
Gleichzeitig sind eine<br />
Reihe globaler Herausforderungen<br />
zu bewältigen: die weltwirtschaftlichen<br />
und politischen Rahmenbedingungen,<br />
Klimaschutz, CO 2<br />
-Bilanz,<br />
Energie- und Ressourceneffizienz –<br />
um nur die wichtigsten zu nennen.<br />
„Genau hier setzt der zweitägige<br />
ITPS an und bietet ein maßgeschneidertes<br />
Programm für die Thermoprozess-Industrie<br />
und ihre Anwender.<br />
Wie schon bei der Premiere 2013 und<br />
den Folgeevents in Indien 2014 und<br />
den USA im vergangenen Jahr erwarten<br />
wir wieder hochkarätige Entscheidungsträger<br />
auf Besucherseite“,<br />
unterstreicht Friedrich-Georg Kehrer,<br />
Global Portfolio Director Metals<br />
and Flow Technologies der Messe<br />
Düsseldorf, im Vorfeld der Veranstaltung,<br />
die am 27./28.6.17 in einem<br />
Hotel in der nordrhein-westfälischen<br />
Landeshauptstadt stattfindet.<br />
Die vier internationalen Technologiemessen<br />
GIFA (Internationale Giesserei-Fachmesse),<br />
METEC (Internationale<br />
Metallurgie-Fachmesse),<br />
THERMPROCESS (Internationale<br />
Fachmesse für Thermoprozesstechnik)<br />
und NEWCAST (Internationale<br />
Fachmesse für Gussprodukte) präsentieren<br />
sich vom 25.-29.6.19 in 14<br />
Hallen auf dem Düsseldorfer Messegelände.<br />
Erwartet werden dann über<br />
2.000 Aussteller und rund 78.000<br />
Besucher.<br />
Das Programm des Kongresses<br />
in diesem Juni beginnt mit prominenten<br />
Rednern, unter ihnen Prof. Dr.<br />
Ernst Ulrich von Weizsäcker (President<br />
des Club of Rome). Die zweite<br />
Säule des Thermoprozess-Gipfels ist<br />
die flankierende Fachausstellung im<br />
Foyer des InterContinental-Hotel, in<br />
der sich die Konferenzteilnehmer in<br />
den Pausen über neuste Technologien<br />
informieren können. 2<br />
[ Kontakt ]<br />
Teilnehmerinformationen sind bei<br />
Jennifer Dübelt,<br />
DuebeltJe@messe-duesseldorf.de;<br />
Tel: +49(0)211-4560520)<br />
erhältlich.<br />
Ausstellungsausblicke<br />
Der Stahl und<br />
das zweite Messehalbjahr<br />
Das erste Messehalbjahr 2017 geht allmählich<br />
zu Ende, und der Blick der Interessierten fokussiert<br />
sich auf das entsprechende Veranstaltungsgeschehen<br />
nach der Sommerpause. Was<br />
stahl(handels)nahe Themen dazu angeht, sind die in<br />
der unten stehenden Liste und werden in der<br />
Berichterstattung dieser Fachzeitschrift berücksichtigt.<br />
Vorschauen auf einige dieser Ereignisse gibt es<br />
in diesem Heft „<strong>Stahlreport</strong>“, das außerdem Berichte<br />
zur METPACK und zur interpack enthält, die im Mai in<br />
Essen bzw. Düsseldorf stattgefunden haben.<br />
z Rapid.Tech, Internationale Fachmesse & Konferenz<br />
für Additive Manufacturing, 20.-22.6.17, Erfurt<br />
z Thermoprozesstechnik, Kongress mit Ausstellung,<br />
27./28.6.17, Düssseldorf<br />
z EUROBIKE, Fahrradfachmesse, 30.8.-2.9.17, Friedrichshafen<br />
z EMO, Die Welt der Metallbearbeitung, 18.-23.9.17,<br />
Hannover<br />
z Werkstoffwoche, 27.-29.9.17, Dresden<br />
z SCHWEISSEN & SCHNEIDEN, 25.-29.9.17, Düsseldorf<br />
z Deburring Expo, Fachmesse für Entgrattechnologie<br />
und Präzisionsoberflächen, 10.-12.10.17, Karlsruhe<br />
z parts2clean, Internationale Leitmesse für industrielle<br />
Teile- und Oberflächenreinigung, 24.-<br />
26.10.17, Stuttgart<br />
z Blechexpo, Internationale Fachmesse für Blechbearbeitung,<br />
7.-10.11.17, Stuttgart<br />
z Industrial Building (und drei weitere Baufachmessen<br />
sowie Kongresse), 10.-12.1.18, Essen<br />
Bei der Terminplanung der stahlhandelsnahen Branchenöffentlichkeit<br />
für das zweite Halbjahr 2017 ist<br />
außerdem der Stahlhandelstag zu berücksichtigen.<br />
Er findet als Tagung mit Ausstellung am 28.9.17 in<br />
Darmstadt statt.<br />
<strong>Stahlreport</strong> 6|17<br />
25
Messen<br />
und Märkte<br />
Berichte<br />
Elektrisch und digitalisiert:<br />
das Fahrrad der Zukunft.<br />
Foto: Messe Friedrichshafen<br />
Die Eurobikes machen die Trends auf den Fahrradmärkten deutlich<br />
Elektrifizierung und Digitalisierung<br />
Das Fahrrad, wieder immer häufiger auch eine attraktive Verwendung für Stahl, wird<br />
elektrischer und digitaler. Das ist die Doppelbotschaft, die im Vorfeld der Eurobike<br />
vom 30.8. bis 2.9.17 in Friedrichshafen formuliert wird. Und zu diesem Event gibt es<br />
auch schon konkrete Planungen für 2018; dann ist der Beginn bereits am 8.7.<br />
Die Elektrifizierung des Fahrrads<br />
ist in vollem Gange: Von Cityüber<br />
Trekkingräder bis hin zu Mountainbikes<br />
– quasi jede Produktgruppe<br />
ist längst auch mit Elektroantrieb<br />
erhältlich Doch damit ist dieser<br />
Trend noch längst nicht zu Ende.<br />
Themenfelder wie die Digitalisierung<br />
rücken zunehmend in den<br />
Fokus aller Branchenakteure.<br />
Immer mehr Anbieter erkennen,<br />
dass ein E-Bike auch optisch mehr<br />
sein kann als ein Fahrrad mit hinzugefügtem<br />
Akku und Motor. Auf<br />
der kommende Eurobike werden<br />
auch ausgefallene Designs zu sehen<br />
sein, die nur noch entfernt an ein<br />
klassisches Fahrrad erinnern. Systemintegration<br />
heißt das Stichwort<br />
– und das ist nicht nur optisch<br />
gemeint: Alle elektrischen Funktionen<br />
des Fahrrads können über eine<br />
Bedieneinheit angesteuert werden.<br />
Das ist nicht nur technisch möglich,<br />
sondern wird auch schon umgesetzt.<br />
Das digitale Fahrrad muss übrigens<br />
nicht zwingend ein E-Bike sein.<br />
Auch ohne elektrische Antriebsunterstützung<br />
ist inzwischen viel<br />
Elektronik am Fahrrad möglich. Die<br />
Vernetzung von Fahrrädern un ter -<br />
einander, um etwa im Berufsverkehr<br />
schneller und sicherer voranzukommen,<br />
ist zwar noch Zukunftsmusik,<br />
technisch aber durchaus bereits<br />
machbar.<br />
Welche wirtschaftliche Bedeutung<br />
das E-Bike bereits heute hat,<br />
lässt sich an den aktuellen Zahlen<br />
der Fahrradbranche ablesen. Bei<br />
deutschen Fahrradhändlern lag 2016<br />
der Umsatzanteil elektrisch angetriebener<br />
Fahrräder laut Verband<br />
des Deutschen Zweiradhandels<br />
bereits bei 35 %. Im Vergleich zum<br />
Vorjahr wurden gemessen in Stückzahlen<br />
11 Prozent mehr E-Bikes verkauft.<br />
Da sich der Durchschnittspreis<br />
für E-Bikes im Fachhandel<br />
ebenfalls auf 2.500 € erhöht hat,<br />
stieg der Umsatz in diesem Segment<br />
sogar um 17 %.<br />
Mit dem früheren Beginn in 2018<br />
wollen die Veranstalter der Eurobike<br />
erreichen, dass eine noch stärkere<br />
Fokussierung auf das Fachpublikum<br />
gelingt und damit eine noch deutlichere<br />
Platzierung als globale Leitmesse.<br />
2<br />
26 <strong>Stahlreport</strong> 6|17
In Düsseldorf: Kongress und Messe (2)<br />
Informationen zum Schweißen und Schneiden<br />
Experten der Fügetechnik schätzen Informationen aus erster Hand, die sie jährlich beim DVS-Kongress<br />
erhalten. In diesem Jahr aber erfährt diese Vortragsveranstaltung eine besondere Bedeutung: Denn sie<br />
findet im Rahmen der Weltleitmesse Schweißen und Schneiden in Essen statt – vom 26.-29.9.<br />
Die Teilnehmer hören die Vorträge<br />
beim DVS CONGRESS, alle<br />
Gäste schauen auf das Produktangebot<br />
auf der SCHWEISSEN & SCHNEI-<br />
DEN, und Informationen erhält jeder<br />
sowohl auf der Messe als auch auf<br />
dem Kongress. So fasste Simone<br />
Weinreich, Leiterin der Abteilung<br />
Transfer und Netzwerk im DVS –<br />
Deutscher Verband für Schweißen<br />
und verwandte Verfahren und Verantwortliche<br />
für die Organisation<br />
des Kongresses zusammen. Für den<br />
Verband ist der Kongress eine sinnvolle<br />
Ergänzung zu den Aktivitäten<br />
auf der Messe, die bereits am 25.9.<br />
ihre Tore öffnet.<br />
Unter dem Dach des Kongresses bietet<br />
die Große Schweißtechnische<br />
Tagung über 90 Vorträge zu vielfältigen<br />
Themen wie beispielsweise<br />
„Additive Fertigung“, „Lichtbogenschweißen“,<br />
„Stahlbau“ und „Fahrzeugbau“.<br />
Referenten der Branche<br />
berichten über den aktuellen Stand<br />
der Technik, stellen zukünftige Entwicklungen<br />
vor und bieten Lösungen<br />
bei Problemfällen. „Thematisch passend<br />
zu den Vorträgen bieten wir<br />
auf dem DVS-Gemeinschaftsstand<br />
in Halle 15 Podiumsdiskussionen<br />
an“, erläuterte Weinreich, „so können<br />
offene Fragestellungen mit<br />
Experten der Branche eingehend diskutiert<br />
werden.“ Zum Programm<br />
gehört ebenfalls der DVS-Studentenkongress.<br />
Er bietet Studierenden und<br />
jungen Ingenieuren der Fügetechnik<br />
ein Forum, in dem sie ihre wissenschaftlichen<br />
Arbeiten einem interessierten<br />
Fachpublikum vorstellen<br />
können.<br />
Gemeinsam mit der Messe Essen<br />
GmbH, Veranstalter der Weltleitmesse<br />
und langjähriger Partner,<br />
freut sich der DVS auf die anstehende<br />
Großveranstaltung. Diese findet<br />
einmalig in Düsseldorf statt, da<br />
das Essener Messegelände für die<br />
dann nächste Schweissen & Schneiden<br />
modernisiert wird. 2<br />
[ Info ]<br />
Unter www.dvscongress.de/2017<br />
stehen für den Kongress<br />
das Vortragsprogramm,<br />
das Anmeldeformular<br />
und weitere Informationen<br />
zur Verfügung.<br />
Informationen zur Messe<br />
gibt es unter:<br />
www.schweissenschneiden.com.<br />
Industrial Building in Essen<br />
Weiterentwicklung<br />
Mit einer besonderen Themenkombination will die Industrial Building<br />
vom 10.-12.1.18 in der Messe Essen erstmals eine bautechnische<br />
Lücke in Messedeutschland füllen. Das weiterentwickelte<br />
Messeformat vereint Informationen für Generalunternehmer,<br />
Architekten, Bauträger, Fachplaner, Investoren und Bauherren –<br />
also für all die Baufachleute, die sich mit der Planung, Errichtung<br />
und dem Betrieb von Gewerbeimmobilien bis hin zu ganzen Industriestandorten<br />
beschäftigen.<br />
Die INDUSTRIAL BUILDING<br />
bündelt industriebaurelevante Produkte<br />
und Lösungen in einer Veranstaltung<br />
mit dem Mehrwert von<br />
drei weiteren Baufachmessen sowie<br />
ergänzenden Architektur- und Ingenieurkongressen.<br />
Schwerpunkte bilden<br />
u.a. innovative Lösungen der<br />
energieeffizienten Gebäudehülle von<br />
Nichtwohngebäuden sowie ganzheitliche<br />
Systemlösungen zur Wärmeund<br />
Energieversorgung: Die ebenfalls<br />
neue CONSTRUCT IT, eine<br />
Messe für die Digitalisierung im Bauwesen,<br />
die bereits etablierten Veranstaltungen<br />
InfraTech (Straßen- und<br />
Tiefbau) und acqua alta (Hochwasserschutz)<br />
sowie viele Vortragsveranstaltungen<br />
sollen einen attraktiven<br />
Messe-Vierklang für Bauexperten<br />
erzeugen.<br />
Der Messestandort Essen liegt mitten<br />
im Marktumfeld des Ballungsraums<br />
Ruhrgebiet und verfügt über ein<br />
enormes Potenzial: 35,7 Mrd € beträgt<br />
das Marktvolumen des deutschen<br />
Industrie- und Gewerbebaus. Alleine<br />
seit 2008 ist der Markt um 2 Mrd. €<br />
gewachsen. Mit mehr als 5 Mrd. €<br />
zählt Nordrhein-Westfalen zu den<br />
umsatzstärksten Bundesländern im<br />
Bereich des Wirtschaftsbaus. Umso<br />
sinnvoller erscheint es der Messe<br />
Essen, an diesem Platz eine neue Kommunikationsplattform<br />
für die Entscheider<br />
im Industrie- und Gewerbebau zu<br />
schaffen. Industriebaurelevante Lösungen<br />
und Produkte wie System- und<br />
Modulbauteile, Dämmstoffe, Industrieböden,<br />
technischer Brandschutz,<br />
Beleuchtungssysteme, Lüftungs- und<br />
Heizsysteme für Hallen, Wärmerückgewinnung<br />
und Facility-Management<br />
bilden ein Themenfeld mit Umsatzpotenzial<br />
in Milliardenhöhe.<br />
Parallel zu den vier Baufachmessen<br />
wird die Messe Essen u.a. zur<br />
Bühne für den 9. Internationalen<br />
Architektur-Kongress. Am 10.1.18<br />
veranstaltet die Wirtschaftsvereinigung<br />
Stahl in Kooperation mit der<br />
Architektenkammer Nordrhein-<br />
Westfalen und dem Industrieverband<br />
Feuerverzinken diese etablierte<br />
Informationsplattform. Mit durchschnittlich<br />
rund 1.000 Teilnehmern<br />
zählt der Kongress zu den bedeutendsten<br />
Architekturveranstaltungen<br />
in Europa. Auch bietet u.a. die<br />
Arbeitsgemeinschaft Industriebau<br />
am 11./12.1.18 den IndustriebauKongress<br />
an. 2<br />
[ Info ]<br />
Weitere Informationen<br />
zu den Messen:<br />
www.industrial-building.de,<br />
www.construct-it-essen.de,<br />
www.infratech.de und<br />
www.acqua-alta.de.<br />
<strong>Stahlreport</strong> 6|17<br />
27
BDS<br />
Research<br />
Neueste Zahlen aus dem Bereich Research<br />
Volle Auftragsbücher im März<br />
Nachdem die Tonnagen im Januar und im Februar für die deutsche Stahldistribution<br />
schon recht ordentlich waren, konnte im März ein Lagerabsatz verzeichnet werden, wie<br />
er in dieser Höhe seit vielen Jahren nicht mehr erlebt wurde. Der Ende 2016 einsetzende<br />
Preisaufbau hat sich in den ersten Monaten des Jahres 2017 fortgesetzt, scheint aber<br />
nun bei den meisten Produkten eine Pause einzulegen.<br />
Foto: privat<br />
Jörg Feger, Bereichsleiter<br />
Research im<br />
Bundesverband<br />
Deutscher Stahlhandel<br />
(BDS), berichtet<br />
zusammenfassend<br />
angesichts der ihm<br />
bis März/April 2017<br />
vorliegenden Zahlen.<br />
Wie üblich, hat er<br />
seinen monatlichen<br />
und kommentierenden<br />
Bericht anhand<br />
der Kriterien Lagerabsatz,<br />
-bestand,<br />
-reichweite und<br />
-verkaufspreise<br />
gegliedert.<br />
Lagerabsatz<br />
Der Lagerabsatz im Januar konnte<br />
in der Summe aller Walzstahlerzeugnisse<br />
den Vorjahresmonat um<br />
knapp 7 % übertreffen. Der Februar<br />
lag mit 909.000 t ziemlich genau<br />
auf Vorjahresniveau.<br />
Das Geschäft im März profitierte<br />
nicht nur von einer guten Beschäftigungslage<br />
der Kunden, sondern<br />
auch von satten 23 Arbeitstagen. Es<br />
wurden 1,06 Mio. t abgesetzt. Dies<br />
ist ein Volumen, das letztmals im<br />
Mai 2011 erreicht wurde. Besonders<br />
dynamisch verliefen die Lagerabsätze<br />
bei Betonstahl sowie kaltgewalztem<br />
und oberflächenveredeltem<br />
Blech.<br />
Lagerbestand<br />
Nach dem üblichen Lagerabbau zum<br />
Jahresende 2016 legten die Lagerbestände<br />
im Januar und bei den meisten<br />
Produkten auch im Februar 2017<br />
spürbar zu. Auch aufgrund des sehr<br />
hohen Lagerabsatzes kam es im<br />
März zu einem leichten Bestandsabbau.<br />
Ende März wurden von der deutschen<br />
Stahldistribution 2,43 Mio. t<br />
Walzstahlfertigerzeugnisse bevorratet.<br />
Dies sind 6,5 % mehr als noch<br />
vor zwölf Monaten.<br />
Lagerreichweite<br />
Hohe Lagerabsätze und sinkende<br />
Bestände ließen die Lagerreichweite<br />
schrumpfen.<br />
Sie lag im März bei 2,3 Monaten<br />
bzw. 69 Tagen und damit knapp<br />
5 % unter dem Vorjahreswert (vgl.<br />
Abb. 1).<br />
Lagerverkaufspreise<br />
Den Angaben des BDS-Marktinformationsverfahrens<br />
für durchschnittliche<br />
Verkaufspreise im kleinlosigen<br />
Bereich zufolge setzte sich der<br />
starke Preisanstieg, der am Ende<br />
des Jahres 2016 stattgefunden hatte,<br />
im ersten Quartal 2017 fort. Im<br />
Januar konnten bei fast allen Produkten<br />
Preissteigerungen festgestellt<br />
werden. Diese waren bei Flachprodukten<br />
sowie Quadrat- und Rechteckrohren<br />
noch weitaus stärker ausgeprägt<br />
als bei Langprodukten.<br />
Im Februar und März tendierten<br />
die Langprodukte im Produktmix<br />
seitwärts, im April gaben sie<br />
leicht nach. Flachprodukte konnten<br />
dagegen preislich weiterhin zulegen,<br />
wenn auch im März und April<br />
mit nur geringen Steigerungsraten<br />
(vgl. Abb. 2 und 3).<br />
[ Info ]<br />
Fragen zu den genannten statistischen<br />
Größen beantwortet im Bundesverband<br />
Deutscher Stahlhandel (BDS) Jörg Feger,<br />
Bereichsleiter Research:<br />
Feger-BDS@stahlhandel.com<br />
28 <strong>Stahlreport</strong> 6|17
Quelle Bild 2 u. 3: BDS Quelle: Statistisches Bundesamt/BDS<br />
lagerAbsatz und Lagerreichweite der Stahldistribution Abb. 1<br />
140<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
Preisentwicklung bei Langprodukten Abb. 2<br />
160<br />
150<br />
140<br />
130<br />
120<br />
110<br />
100<br />
90<br />
Index (Januar 2010 = 100)<br />
Formstahl Breitflanschträger Stabstahl Betonstahl in Stäben Betonstahlmatten<br />
Preisentwicklung bei Flachprodukten und Rohren Abb. 3<br />
Index (Januar 2010 = 100)<br />
150<br />
140<br />
130<br />
120<br />
110<br />
100<br />
90<br />
80<br />
n Absatzindex (2007 = 100)<br />
n Lagerreichweite in Tagen<br />
200<br />
180<br />
106 160<br />
95 96 99 99<br />
91 92 140<br />
89 90 92<br />
89<br />
85 90 93 90<br />
92 92<br />
120<br />
68<br />
100<br />
81 84 78 78 81 72 72 81 72 84 78 72 78 69 99 78 81 69<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
Ø<br />
2013<br />
Ø<br />
2014<br />
Ø<br />
2015<br />
Ø<br />
2016<br />
Ø<br />
2016<br />
März<br />
2016<br />
Apr.<br />
2016<br />
Mai<br />
2016<br />
Juni<br />
2016<br />
Juli<br />
2016<br />
Aug.<br />
2016<br />
Sep.<br />
2016<br />
Okt.<br />
2016<br />
Nov.<br />
2016<br />
Dez.<br />
2016<br />
Jan.<br />
2017<br />
Feb.<br />
2017<br />
Mär.<br />
2017<br />
1. Q. 2010<br />
2. Q. 2010<br />
3. Q. 2010<br />
4. Q. 2010<br />
1. Q. 2011<br />
2. Q. 2011<br />
3. Q. 2011<br />
4. Q. 2011<br />
1. Q. 2012<br />
2. Q. 2012<br />
3. Q. 2012<br />
4. Q. 2012<br />
1. Q. 2013<br />
2. Q. 2013<br />
3. Q. 2013<br />
4. Q. 2013<br />
1. Q. 2014<br />
2. Q. 2014<br />
3. Q. 2014<br />
4. Q. 2014<br />
1. Q. 2015<br />
2. Q. 2015<br />
3. Q. 2015<br />
4. Q. 2015<br />
1. Q. 2016<br />
2. Q. 2016<br />
3. Q. 2016<br />
4. Q. 2016<br />
1. Q. 2017<br />
1. Q. 2010<br />
2. Q. 2010<br />
3. Q. 2010<br />
4. Q. 2010<br />
1. Q. 2011<br />
2. Q. 2011<br />
3. Q. 2011<br />
4. Q. 2011<br />
1. Q. 2012<br />
2. Q. 2012<br />
3. Q. 2012<br />
4. Q. 2012<br />
1. Q. 2013<br />
2. Q. 2013<br />
3. Q. 2013<br />
4. Q. 2013<br />
1. Q. 2014<br />
2. Q. 2014<br />
3. Q. 2014<br />
4. Q. 2014<br />
1. Q. 2015<br />
2. Q. 2015<br />
3. Q. 2015<br />
4. Q. 2015<br />
1. Q. 2016<br />
2. Q. 2016<br />
3. Q. 2016<br />
4. Q. 2016<br />
1. Q. 2017<br />
Quartoblech Bandblech Kaltgewalztes Blech OV Blech Quad. & RE-Rohr Nahtloses Rohr<br />
Absatz und Lagerreichweite<br />
der<br />
Stahldistribution<br />
Preisentwicklung<br />
bei Langprodukten<br />
Preisentwicklung bei<br />
Flachprodukten und<br />
Rohren<br />
<strong>Stahlreport</strong> 6|17<br />
29
BDS<br />
Kommunikation<br />
Stahlhandelstag 2017<br />
Wissen.<br />
Handeln.<br />
Weiterdenken.<br />
Der 26. Stahlhandelstag am 28. September in Darmstadt findet in spannenden Zeiten<br />
statt. Märkte und Abläufe verändern sich, die technologische Entwicklung schreitet<br />
rasant voran und birgt Chancen, aber auch Untiefen. Da kommt die Gelegenheit<br />
zu fundierter Fachinformation, aber auch zu Austausch und zum Netzwerken auf dem<br />
Stahlhandelstag des BDS genau richtig.<br />
Stahlhandelstag 2017<br />
Fotos: Wissenschafts- und Kongresszentrum Darmstadt<br />
GmbH & Co. KG (4); BDS/Drolshagen (2)<br />
9:30 Uhr Empfang<br />
10:00 Uhr Eröffnung des Stahlhandelstages<br />
2017<br />
Eberhard Frick, F. Kicherer, Vorsitzender<br />
des BDS-Vorstandsrats<br />
Oliver Ellermann, Bundesverband<br />
Deutscher Stahlhandel<br />
10:15 Uhr Volkswirtschaftliche<br />
Entwicklungen und deren<br />
Auswirkungen auf die Stahlmärkte<br />
Dr. Heinz-Jürgen Bücher, IKB<br />
Deutsche Industriebank<br />
11:00 Uhr Kaffeepause<br />
11:30 Uhr Digitalisierung: Die Zukunft<br />
des Stahlhandels?<br />
Gisbert Rühl, Klöckner & Co.<br />
12:15 Uhr Perspektiven des Stahlhandels<br />
aus Sicht eines werksunabhängigen<br />
Distributors<br />
Dr. René Gissinger,<br />
Knauf Interfer<br />
13:00 Uhr Mittagspause<br />
14:00 Uhr Aktuelle Rechtsthemen im<br />
Stahlhandel<br />
Tim Lieber, Henseler & Partner<br />
Rechtsanwälte<br />
14:45 Uhr Kaffeepause<br />
15:15 Uhr Quo Vadis Edelstahlmarkt?<br />
Ralf Winterfeld, Edelstahl -<br />
handelsvereinigung<br />
16:00 Uhr Kaffeepause<br />
16:30 Uhr Markt und Verband<br />
Oliver Ellermann, Bundesverband<br />
Deutscher Stahlhandel<br />
17:15 Uhr Ausblick<br />
Eberhard Frick, F. Kicherer<br />
ab 17.30 Uhr Abendveranstaltung im Foyer<br />
1.05 des Darmstadtiums<br />
ca. 23.00 Uhr Ende des Stahlhandelstages<br />
2017<br />
30 <strong>Stahlreport</strong> 6|17
Gemacht aus Stahl<br />
und Glas (und ein<br />
wenig Beton): das<br />
Kongresszentrum<br />
Darmstadtium<br />
Fachausstellung<br />
In einer begleitenden Ausstellung präsentieren sich die Ausrüster und<br />
Partner der Branche. Die Ausstellung befindet sich unmittelbar im Foyer<br />
vor dem Veranstaltungsraum, der auch für Kaffeepausen, den Mittagsimbiss<br />
und die Abendveranstaltung zur Verfügung steht.<br />
[ Sie möchten ausstellen?]<br />
Weitere Informationen unter info-bds@stahlhandel.com<br />
oder Tel. +49 211 86497-21.<br />
ZEIT, Ort und Hotels<br />
Wo? Kongresszentrum „Darmstadtium“, Darmstadt<br />
Wann? 28. September 2017<br />
9.30 h bis ca. 23.00 h<br />
Hotelempfehlungen<br />
Der BDS hat im Welcome Hotel Darmstadt in unmittelbarer Nähe zum<br />
Kongresszentrum und im Maritim Rhein-Main Hotel Darmstadt (1,8 km<br />
Entfernung) je ein Zimmerkontingent zu Vorzugskonditionen reserviert.<br />
Vergünstigte Zimmer können nur über die Online-Plattform HRS bis zum<br />
2. bzw. 22. August (Welcome Hotel, Maritim Rhein-Main Hotel Darmstadt)<br />
gebucht werden (Buchungslinks auf www.stahlhandel.com). Leider kann<br />
der BDS keine Zimmer garantieren, da das Kontigent nur begrenzt verfügbar<br />
ist.<br />
[ Anmeldung ]<br />
Anmeldung zum Stahlhandelstag unter www.stahlhandel.com<br />
<strong>Stahlreport</strong> 6|17<br />
31
BDS<br />
Kommunikation<br />
Ab sofort ist der <strong>Stahlreport</strong><br />
auch als ePaper auf<br />
www.stahlhandel.com<br />
verfügbar.<br />
Screenshot: BDS<br />
In eigener Sache<br />
<strong>Stahlreport</strong> jetzt auch als ePaper<br />
Ab sofort ist der <strong>Stahlreport</strong> auch als<br />
ePaper-Version verfügbar. Das BDS-Magazin<br />
steht frei zugänglich auf der Homepage des<br />
Bundesverbands zum digitalen Blättern<br />
bereit (siehe Info). Die ePaper-Version passt<br />
sich dem jeweiligen Ausgabegerät an. Egal,<br />
ob am PC, mit dem Tablet oder gar auf dem<br />
Smartphone – der <strong>Stahlreport</strong> kommt auf<br />
den Endgeräten der Leser im richtigen Format<br />
an. Über eine Zoom- und Vollbildfunktion<br />
kann das Heft dabei den individuellen<br />
Lesebedürfnissen angepasst werden. Die<br />
elektronischen Ausgaben können zudem<br />
schnell und komfortabel nach Stichworten<br />
durchsucht werden.<br />
Einzige Einschränkung des zusätzlichen<br />
Angebots: Neue Ausgaben werden erst mit<br />
einer dreimonatigen Verzögerung online<br />
gestellt. Leser finden ePaper-Ausgaben des<br />
<strong>Stahlreport</strong> derzeit also bis zum März-Heft<br />
auf der Seite. Sukzessive werden weitere<br />
Ausgaben hinzugefügt. Aktuell reicht das<br />
Archiv bis zur September-Ausgabe 2016<br />
zurück.<br />
[ Info ]<br />
Eurometal World Steel Distribution & SSC Summit 2017<br />
Die Welt zu Gast am Rhein<br />
Knapp 150 Teilnehmer aus Stahlproduktion,<br />
-verarbeitung und -distribution trafen<br />
sich Mitte Mai auf Einladung des europäischen<br />
Stahldistributionsverbands<br />
Eurometal zu einer internationalen Konferenz<br />
in Düsseldorf. Moderiert wurde die<br />
Veranstaltung von Eurometal-Präsident und<br />
CEO von Tata Steel Distribution Europe<br />
Dr. Jens Lauber, sowie von Eurometal Vice President<br />
und BDS-Vorstand Oliver Ellermann.<br />
Themen der zweieinhalbtägigen Konferenz<br />
waren die gesamtwirtschaftlichen Entwicklungen<br />
mit ihren Auswirkungen auf die globalen<br />
Stahlmärkte und Veränderungen im<br />
weltweiten Stahlhandel, insbesondere vor<br />
dem Hintergrund zunehmender Antidumpingmaßnahmen.<br />
Auch die Veränderungen<br />
der Geschäftsmodelle innerhalb der Stahldistribution,<br />
die Perspektiven verschiedener<br />
stahlintensiver Abnehmerbranchen sowie<br />
das Thema Digitalisierung entlang der Wert-<br />
Die ePaper-Version des <strong>Stahlreport</strong> ist<br />
auf der BDS-Homepage unter dem Menüpunkt<br />
„Fachmagazin“ zu finden:<br />
www.stahlhandel.com/stahlreport<br />
Rund 150 Teilnehmer kamen zum Eurometal<br />
World Steel Distribution & SSC Summit 2017<br />
Mitte Mai nach Düsseldorf.<br />
schöpfungskette spielten eine wichtige<br />
Rolle. Abgerundet wurde das Programm<br />
durch zwei Betriebsbesichtigungen, zum<br />
einen bei Tata Steel Hille & Müller in Düsseldorf,<br />
zum anderen bei der Europipe Group<br />
in Mülheim an der Ruhr.<br />
Foto: Eurometal<br />
Impressum<br />
STAHLREPORT<br />
Das BDS-Magazin für die Stahldistribution<br />
Stahlhandel | Stahlproduktion |<br />
Stahlverarbeitung<br />
Offizielles Organ des BDS-Fernstudiums<br />
Herausgeber:<br />
Bundesverband Deutscher Stahlhandel<br />
Max-Planck-Straße 1<br />
40237 Düsseldorf<br />
Redaktion:<br />
Dr. Ludger Wolfgart (Chefredakteur)<br />
Telefon (02 11) 8 64 97-11<br />
E-Mail: Wolfgart-BDS@stahlhandel.com<br />
Markus Huneke<br />
Telefon (02 11) 8 64 97-24<br />
E-Mail: Huneke-BDS@stahlhandel.com<br />
Anzeigen:<br />
Ksenija Sandek<br />
Telefon (02 11) 8 64 97-21<br />
E-Mail: Sandek-BDS@stahlhandel.com<br />
Verlag:<br />
BDS AG<br />
Max-Planck-Straße 1<br />
40237 Düsseldorf<br />
Telefon (02 11) 8 64 97-0<br />
Telefax (02 11) 8 64 97-22<br />
Layout:<br />
auhage|schwarz, Leichlingen<br />
Druck:<br />
Hellendoorn, Bad Bentheim<br />
Erscheinungsweise: monatlich (10 Hefte/Jahr)<br />
Bezugspreis:<br />
Jährlich 65 € im Inland und 70 € im Ausland<br />
zuzüglich Versandspesen und Mehrwertsteuer.<br />
Abbestellungen sind lediglich unter Einhaltung<br />
einer dreimonatigen Kündigungsfrist zum Jahres -<br />
ende möglich. Für die Mitglieder des BDS und die<br />
Teilnehmer im BDS-Fernstudium ist der Bezug<br />
eines Exemplars der Fachzeitschrift „<strong>Stahlreport</strong>“<br />
im Mitgliedsbeitrag bzw. in der Studien gebühr<br />
enthalten. Ein Nachdruck ist nur mit ausdrücklicher<br />
Genehmigung der Redaktion gestattet.<br />
Anzeigenpreis: Zur Zeit gilt die Preisliste Nr. 35.<br />
Für unverlangt eingesandte Manuskripte oder<br />
Fotos übernehmen Herausgeber, Redaktion und<br />
Verlag keine Gewähr. Namentlich oder mit Initialen<br />
gekennzeichnete Beiträge vertreten eine vom<br />
Herausgeber unabhängige Meinung der Autoren.<br />
Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird mitunter<br />
auf die gleichzeitige Verwendung mänlicher<br />
und weiblicher Sprachformen verzichtet. Sämtliche<br />
Personenbezeichnungen gelten gleichwohl<br />
für beiderlei Geschlechter.<br />
Außerdem bittet die Redaktion um Verständnis,<br />
dass insbesondere Firmennamen je Artikel in der<br />
Regel nur einmal in ihrer werbeorientierten Form<br />
verwendet und entsprechende Begriffe häufig<br />
eingedeutscht werden.<br />
International Standard Serial Number:<br />
ISSN 0942-9336<br />
Diese Zeitschrift wurde aus umwelt schonendem<br />
Papier hergestellt.<br />
32 <strong>Stahlreport</strong> 6|17
BDS<br />
Recht<br />
Nahtlose Rohre betroffen<br />
Weiterer Antidumpingzoll<br />
gegen Ware aus China<br />
Im EU-Amtsblatt vom 11. Mai 2017 ist die Verordnung zur Einführung endgültiger<br />
Antidumpingzölle auf Einfuhren bestimmter nahtloser Rohre mit kreisförmigem Querschnitt<br />
und einem Außendurchmesser von mehr als 406,4 mm ex China veröffentlicht worden.<br />
Die von der Maßnahme betroffenen<br />
Waren werden derzeit unter<br />
den KN-Codes 7304 19 90, ex 7304<br />
29 90, 7304 39 98 und 7304 59 99<br />
(TARIC-Code 7304 29 90 90) eingereiht.<br />
Die endgültigen Zölle betragen<br />
zwischen 29,2 und 54,9 % und sind<br />
damit niedriger als die im November<br />
2016 verhängten vorläufigen Antidumpingzölle.<br />
Die Zölle gelten auf<br />
den Nettopreis frei Grenze der Union,<br />
unverzollt.<br />
Die Anwendung der unternehmensspezifischen<br />
Antidumpingzollsätze<br />
für die vorgenannten Unternehmen<br />
setzt voraus, dass den<br />
Zollbehörden der Mitgliedstaaten eine<br />
gültige Handelsrechnung vorgelegt<br />
wird, die eine Erklärung in bestimmter<br />
Form enthält (siehe Info), die von<br />
einer dafür zuständigen Person des<br />
Unternehmens, das die Handelsrechnung<br />
ausgestellt hat, unter Angabe<br />
ihres Namens und ihrer Funktion<br />
datiert und unterzeichnet wurde.<br />
Wird keine solche Handelsrechnung<br />
vorgelegt, findet der für „alle<br />
übrigen Unternehmen“ geltende Zollsatz<br />
Anwendung. 2<br />
Unternehmen und Antidumpingzollsätze<br />
Unternehmen Endgültiger TARIC<br />
Zollsatz (in %) Zusatzcode<br />
Yangzhou Chengde Steel Pipe Co., Ltd. 29,2 C171<br />
Hubei Xinyegang Special Tube Co., Ltd. 54,9 C172<br />
Yangzhou Lontrin Steel Tube Co., Ltd. 39,9 C173<br />
Hengyang Valin MPM Co., Ltd. 48,2 C174<br />
Zhejiang Gross Seamless Steel Tube Co., Ltd. 41,4 C204<br />
Im Anhang aufgeführte Unternehmen 45,6 C998<br />
Alle übrigen Hersteller 54,9 C999<br />
Info<br />
Formulierung für Zoll-Erklärung<br />
„Der/Die Unterzeichnete versichert, dass die auf dieser Rechnung ausgewiesenen<br />
und zur Ausfuhr in die Europäische Union verkauften [Mengenangabe]<br />
nahtlosen Rohre von [Name und Anschrift des Unternehmens]<br />
[TARIC- Zusatzcode] in [betroffenes Land] hergestellt wurden und dass<br />
die Angaben auf dieser Rechnung vollständig und richtig sind.“<br />
[ Quelle ]<br />
Durchführungsverordnung (EU) 2017/804 der Kommission vom 11. Mai 2017<br />
zur Einführung eines endgültigen Antidumpingzolls auf die Einfuhren bestimmter<br />
nahtloser Rohre aus Eisen (ausgenommen aus Gusseisen) oder Stahl (ausgenommen<br />
aus nichtrostendem Stahl) mit kreisförmigem Querschnitt und einem<br />
Außendurchmesser von mehr als 406,4 mm mit Ursprung in der Volksrepublik<br />
China; ABL. 121 vom 12.05.2017, S. 3-25<br />
<strong>Stahlreport</strong> 6|17<br />
33
BDS<br />
Recht<br />
BDS-Workshops zu Compliance-Richtlinien<br />
Eine Maßnahme<br />
betriebswirtschaftlicher Vernunft<br />
Siemens, Volkswagen, Thyssenkrupp – die großen Korruptionsfälle haben das Thema Compliance in<br />
den Mittelpunkt gerückt. Galt Korruption früher noch als Kavaliersdelikt, gehören Compliancestrukturen<br />
heute zur gesetzlich verankerten Sorgfaltspflicht der Unternehmensleitung. Was Compliance<br />
aber konkret für die Unternehmen bedeutet, ist oft noch unklar. Der BDS hatte daher im Mai zu einer<br />
Reihe für Mitglieder kostenloser Schulungen eingeladen. Rechtsanwältin Dr. Almut Riemann, Kanzlei<br />
Henseler & Partner Rechtsanwälte mbB, erläuterte an drei Terminen, was geht und was nicht geht.<br />
In den allermeisten Fällen<br />
handeln Unternehmen auch ohne<br />
sich dessen bewusst zu sein compliancegerecht.<br />
Der Begriff Compliance<br />
bedeutet zunächst nichts Anderes,<br />
als sich regelkonform und gesetzestreu<br />
zu verhalten – was die große<br />
Mehrzahl der Unternehmen tut, auch<br />
ohne daraufhingewiesen zu werden.<br />
Das hob Rechtsanwältin Dr. Almut<br />
Riemann zu Beginn des zweiten BDS-<br />
Compliance-Workshops in Duisburg<br />
hervor, zu dem rund 30 Teilnehmer<br />
aus den Mitgliedsunternehmen des<br />
Verbands gekommen waren. Weitere<br />
Workshops dazu fanden in Merklingen<br />
und Lehrte statt.<br />
Umdenken beim<br />
Thema Compliance<br />
„Bis etwa in die späten 1990er-Jahren<br />
galt Compliance als Spezialthema,<br />
das eher in US-Großkonzernen Relevanz<br />
hatte“, so Almut Riemann. In<br />
Deutschland sah das bis in die späten<br />
90er-Jahr anders aus. Bis 1999<br />
war es z.B. rechtskonform, die bei der<br />
Bestechung ausländischer Geschäftspartner<br />
entstandenen „Aufwendungen“<br />
von der Steuer abzusetzen.<br />
Seither hat ein starkes Umdenken<br />
stattgefunden. Compliance gehört<br />
heute zu den allgemeinen Leitungsaufgaben,<br />
es drohen im Falle eines<br />
Verstoßes hohe Bußgelder – bis hin<br />
zur zivil- oder strafrechtlichen Haftung<br />
des involvierten Managements.<br />
Vom Imageschaden für Unternehmen<br />
und Mitarbeiter ganz zu schweigen.<br />
So ist die Schaffung von Compliance-Strukturen<br />
von einem Thema<br />
nur für große Konzerne zu einem<br />
Thema auch für den Mittelstand<br />
geworden.<br />
Compliance bedeutet, sich als Unternehmen oder Organisation<br />
Strukturen zu geben, die das gesetz- und rechtmäßige<br />
Verhalten transparent nachvollziehbar regelt.<br />
34 <strong>Stahlreport</strong> 6|17
Die Einschätzung, welche Äußerungen und welches Verhalten<br />
gegenüber Wett bewerbern, Kunden und Lieferanten im Stahlhandel<br />
nun kritisch zu bewerten ist, ist im konkreten Fall nicht immer trivial.<br />
Durch entsprechende Organisation<br />
sollen Gesetzesverstöße und Haftungsrisiken<br />
im Vorfeld erkannt und<br />
vermieden werden.<br />
Markt, Mitarbeiter und<br />
Mangement schützen<br />
Die großen Kartellfälle, wie das<br />
„Schienenkartell“, an dem auch Thyssenkrupp<br />
beteiligt war, haben es<br />
gezeigt: Durch Absprachen von<br />
Unternehmen kann anderen Marktteilnehmern<br />
und der Volkswirtschaft<br />
insgesamt ein hoher Schaden enstehen.<br />
Das Kartellverbot (zum Beispiel<br />
in §1 des Gesetzes gegen Wettbewerbsbeschränkungen)<br />
untersagt<br />
daher strikt alle Vereinbarungen<br />
zwischen Unternehmen und<br />
Beschlüsse von Unternehmensvereinigungen<br />
sowie aufeinander abgestimmte<br />
Verhaltensweisen, die<br />
bezwecken oder bewirken, dass der<br />
Wettbewerb innerhalb eines gemeinsamen<br />
Marktes eingeschränkt, verfälscht<br />
oder verhindert wird.<br />
Es muss also real gar kein Schaden<br />
entstanden sein. Um in die Bredouille<br />
zu kommen reicht jede willentliche<br />
Koordinierung von<br />
Verhalten von mindestens zwei<br />
selbstständigen Unternehmen am<br />
Markt, egal ob schriftlich oder mündlich,<br />
rechtlich bindend oder nicht.<br />
Verboten ist demgemäß die Abstimmung<br />
über gegenwärtige oder künftige<br />
Produkt- oder Vormaterialpreise,<br />
über Zahlungsbedingungen, Kreditgewährung,<br />
Rabatte etc. Verboten<br />
sind auch die Aufteilung von Märkten<br />
oder Kunden, die Festlegung von<br />
Marktanteilen oder Quoten u.ä.<br />
Unproblematisch sind demgegenüber<br />
Diskussionen von allgemeinen<br />
wirtschaftlichen Themen, von<br />
Einschätzungen der allgemeinen<br />
Markt- oder Produktentwicklung.<br />
Wie verhält es sich z.B. bei Unternehmen,<br />
die zwar eigenständig am<br />
Markt auftreten, aber gemeinsam<br />
unter dem Dach einer Holding angesiedelt<br />
sind? Und was haben Compliance-Regelungen<br />
für Auswirkungen<br />
im dem Fall, dass sich zwei<br />
Unternehmen bei bestimmten Produkten<br />
für eine gemeinsame Lagerhaltung<br />
entschienden haben?<br />
Diese und ähnliche Fragen der<br />
Teilnehmer bei den BDS-Workshops<br />
zeigten, wie schwierig es zum Teil<br />
ist, die weit gefassten Definitionen<br />
des Gesetzgebers auf die große Bandbreite<br />
konkreter Geschäftspraxis<br />
anzuwenden.<br />
Immerhin gibt es eine Reihe von<br />
Handlungen und Situationen, die<br />
einen klaren Verstoß darstellen.<br />
Treffe ich mich mit anderen im Hinterzimmer,<br />
um künftige Preise abzusprechen,<br />
ist das zwar zweifellos verboten<br />
– aber in der Regel weiß ich<br />
als Teilnehmer einer solchen Runde,<br />
was ich da tue. Was aber tun, wenn<br />
es zu einer Situation kommt, in der<br />
die Lage nicht so klar ist?<br />
„Wenn es dazu kommt, rate ich,<br />
sich von dem möglichen Verstoß vernehmlich<br />
zu distanzieren. Beenden<br />
Sie das Gespräch und verlassen Sie<br />
den Gesprächsort“, sagt Almut Riemann.<br />
„Sollte es zu einer derartigen<br />
Situation z. B. auf Verbandsveranstaltungen<br />
kommen, veranlassen Sie<br />
zusätzlich, dass Ihr Veto ins Protokoll<br />
aufgenommen wird. So sind Sie<br />
auf der sicheren Seite.“<br />
Der BDS als Interessensvertretung<br />
der Unternehmen des Stahlhandels<br />
legt übrigens großen Wert<br />
auf das Thema Compliance und die<br />
Einhaltung des Kartellrechts – intern<br />
sowie bei ausnahmslos jeder Verbandskativität.<br />
2<br />
[ Info ]<br />
Der Compliance-Leitfaden des BDS kann<br />
unter www.stahlhandel.com/compliance<br />
eingesehen und heruntergeladen werden.<br />
Fotos BDS/mh<br />
Erläuterte Fragen zum Kartellrecht: Rechtsanwältin Dr. Almut<br />
Riemann auf den kostenlosen BDS-Workshops zum Thema<br />
Compliance.<br />
Rund 30 Teilnehmer informierten sich im Mai auf der Compliance-Schulung des BDS<br />
in Duisburg – eine der drei Veranstaltungen, die der BDS für seine Mitglieder im Mai im<br />
gesamten Bundesgebiet kostenlos durchgeführt hat.<br />
<strong>Stahlreport</strong> 6|17<br />
35
BDS<br />
Berufsbildung<br />
Fotos, 2: BDS<br />
Wehten für zwei Tage vor der KASTO-Firmenzentrale in Achern: Die Fahnen des BDS, der die KWB-Jahrestagung der kaufmännischen<br />
Ausbildungsleiter Ende April maßgeblich mit vorbereitet hatte.<br />
Tagung der Kaufmännischen Ausbildungsleiter zur Digitalisierung im Großhandel<br />
Betroffen und zunehmend sensibilisiert<br />
Die bundesweite KWB-Tagung der kaufmännischen Ausbildungsleiter im April in Achern unter dem<br />
Motto „Berufliche Karrieren in Zeiten der Digitalisierung – Lernen in vernetzten Arbeitswelten“<br />
hat unter maßgeblicher Beteiligung des BDS vor allem drei Dinge deutlich gemacht:<br />
Die Veränderungen sind massiv und müssen zeitnah in der Ausbildung berücksichtigt werden.<br />
Der Stahlhandel ist von diesem Wandel maßgeblich betroffen, hat allerdings schon Werkzeuge für<br />
dessen Bewältigung identifiziert. Schließlich hat die Branche durch die Tagung aber auch deutlich<br />
gemacht, dass sich das Problembewusstsein zunehmend entwickelt.<br />
Zeitliche Eckpunkte des zweitägigen<br />
Programms bei dem Treffen<br />
Ende April im Hause der KASTO<br />
Maschinenbau GmbH & Co KG waren<br />
die aktuellen Erkenntnisse der Wissenschaft<br />
über die Auswirkungen<br />
der Digitalisierung im Großhandel<br />
auf die Berufsbildung und innovative<br />
Geschäftsmodelle, die sich vor diesem<br />
Hintergrund längst entwickelt<br />
haben. Zu Beginn referierte Dr. Georg<br />
Wittmann, Research Director der ibi<br />
research an der Universität Regensburg<br />
GmbH, zum „Online-Kaufverhalten<br />
im B2B-E-Commerce“ und zu<br />
der Frage, was aus dieser Studie und<br />
weiteren wissenschaftlichen Untersuchungen<br />
für die Berufsbildung<br />
der betroffenen Handelsbranchen<br />
folgt. Den letzten Vortrag steuerte<br />
Tim Milde bei. Er ist Geschäftsführer<br />
der kloeckner.i GmbH. Sein<br />
Thema war „Die disruptive Entwicklung<br />
von Geschäftsmodellen für den<br />
Stahlhandel und ihre Auswirkungen<br />
auf die Berufsbildung – der Weg<br />
des Handelshauses Klöckner“.<br />
Begrüßte mehr als 100 Tagungsteilnehmer<br />
im Hause KASTO: Jens Kettler,<br />
Sprecher der Arbeitsgemeinschaft kaufmännischer<br />
Ausbildungsleiter im KWB.<br />
Beide Keynotes rahmten ein Programm<br />
ein, das im Wesentlichen aus<br />
einem „Markt der Möglichkeiten“<br />
bestand, auf dem kommerzielle<br />
36 <strong>Stahlreport</strong> 6|17
Anbieter ihre Lösungen für die anstehenden<br />
Probleme vorstellen konnten.<br />
Diese Herausforderungen wurden<br />
im Übrigen in fünf Workshops präzisiert,<br />
in die Teilnehmer ihre Erfahrungen<br />
in der Berufsbildung einbrachten.<br />
Zu der Tagung gehörte auch<br />
„Neues aus der Ordnungsarbeit“, zu<br />
dem der innovative Ausbildungsberuf<br />
„Kaufmann und Kauffrau im E-<br />
Commerce“ vorgestellt wurde.<br />
Schließlich gab es unter dem Aspekt<br />
„Industrie 4.0“ eine Betriebsbesichtigung<br />
im Hause des Gastgebers und<br />
einen Badischen Abend.<br />
Vor allem in diesen Zusammenhängen<br />
bedankten sich für den Bundesverband<br />
Deutscher Stahlhandel<br />
BDS-Vorstand Oliver Ellermann und<br />
sein Team beim Gastgeber und den<br />
anderen Sponsoren für deren außerordentliches<br />
Engagement zugunsten<br />
der Tagung. Dies zeige vor allem<br />
auch, wie erfolgreich vernetzt der<br />
Stahlhandel und seine Marktpartner<br />
zum Nutzen der Branche sind.<br />
Eröffnungsrunde<br />
Das genannte Programmspektrum<br />
wurde den gut 100 Teilnehmerinnen<br />
und Teilnehmern vorgestellt,<br />
als Jens Kettler in seiner Funktion<br />
als Leiter der Arbeitsgemeinschaft<br />
der kaufmännischen Ausbildungsleiter<br />
die Mitveranstalter begrüßte:<br />
den Geschäftsführer des Kuratoriums<br />
der Deutschen Wirtschaft für<br />
Berufsbildung (KWB), Jürgen Hollstein,<br />
den Vorstand der BDS AG –<br />
Bundesverband Deutscher Stahlhandel<br />
(BDS), Oliver Ellermann, sowie<br />
Armin Stolzer, Geschäftsführender<br />
Gesellschafter von KASTO, und<br />
Dr. Steffen Auer, Geschäftsführender<br />
Gesellschafter der Schwarzwald-<br />
Eisenhandel GmbH & Co. KG.<br />
Die beiden Letztgenannten repräsentierten<br />
auf der Tagung gleichzeitig<br />
als Vizepräsident bzw. als Präsident<br />
die Industrie- und Handelskammer<br />
Südlicher Oberrhein. Und<br />
sie prägten in ihren Begrüßungsstatements<br />
erste inhaltliche Aussagen:<br />
So wies Armin Stolzer auf die große<br />
Chance hin, mit Annahme der Digitalisierung<br />
die interdisziplinäre<br />
Zusammenarbeit auszubauen. Und<br />
Dr. Steffen Auer wies in diesem<br />
Online-B2B-vs. B2C-Umsatz im Jahr 2020 (in Mrd. USD)* Abb. 1<br />
Deutschland: B2B Website/Marktplatz 136 Mrd. Euro<br />
(Produkte/Dienstleistungen 2013)**<br />
900<br />
Rest der Welt<br />
1.900<br />
Nordamerika<br />
<br />
<br />
<br />
2.100<br />
China<br />
Nicht unbedingt vergleichbar: B2C und B2B.<br />
Zusammenhang auf die Notwendigkeit<br />
hin, dass die etablierten Bildungseinrichtungen<br />
schneller auf<br />
die Entwicklungen reagieren müssen.<br />
Eingangsreferat<br />
Die Ergebnisse der Studie „Online-<br />
Kaufverhalten im B2B-E-Commerce“<br />
durchforstete Dr. Georg Wittmann<br />
in seiner Keynote auf Rückschlüsse<br />
in Sachen Berufsbildung.<br />
Deren Bedeutung basiert zumindest<br />
auf einer quantitativen Komponente:<br />
Der Umsatz des B2B-E-Commerce,<br />
also der finanziell bewerteten<br />
<br />
1.800<br />
Europa<br />
3 B2B-E-Commerce ist weltweit ein deutlich größerer Markt als B2C.<br />
6.700<br />
Gesamt B2B<br />
<br />
B2B>2xB2C<br />
Aktivitäten unter Großhändlern, ist<br />
weltweit deutlich höher als der konsumentenorientierte<br />
B2C-Markt (vgl.<br />
Abb. 1), für den in Deutschland für<br />
die kommenden Jahre zweistellige<br />
Umsatzzuwachsanteile erwartet werden.<br />
Gleichzeitig warnte der Referent<br />
davor, Entwicklungen im B2C einfach<br />
auf den B2B-Bereich zu übertragen.<br />
Wegen vieler rechtlicher, kaufmännischer<br />
und technischer Besonderheiten<br />
in den Geschäftsbeziehungen<br />
von Großhändlern untereinander<br />
könne – auch in der Entwicklung<br />
der Digitalisierung – B2C nicht mit<br />
3<br />
3.200<br />
Gesamt BCB<br />
Abb. 2<br />
<strong>Stahlreport</strong> 6|17<br />
37
BDS<br />
Berufsbildung<br />
Quellen, 3: ibi-research/Roland Berger<br />
Heutige Marktstruktur<br />
Einzelhandel<br />
Stationär<br />
Online<br />
Hersteller<br />
Großhandel<br />
Handwerk<br />
Endkunde<br />
B2B gleichgesetzt werden (vgl.<br />
Abb. 2).<br />
Die wichtigste qualitative Komponente<br />
in seinem Vortrag entnahm Dr.<br />
Georg Wittmann einer neuen Studie<br />
von Roland Berger für den Bundesverband<br />
Großhandel Außenhandel Dienstleistungen<br />
(BGA). Demnach könnte im<br />
Zuge der Digitalisierungsentwicklung<br />
der Großhandel aus den Märkten eliminiert<br />
werden (vgl. Abb. 3).<br />
Pure Online<br />
Player<br />
Diese Beobachtungen zur Entwicklung<br />
der Märkte machte der Referent<br />
an einem Praxisbeispiel aus<br />
dem Papiergroßhandel fest, das er<br />
wissenschaftlich begleitet und das<br />
deutlich gemacht hatte, wie wichtig<br />
es ist, Mitarbeiter auf einem solchen<br />
Weg mitzunehmen und diese Weiterbildung<br />
bereits in der Ausbildung<br />
zu verankern. Entsprechende Dienstleistungen<br />
dazu gebe es inzwischen<br />
Welche Bedeutung hat der Großhandel in der Zukunft Abb. 3<br />
bzw. wie werden sich die Marktstrukturen entwickeln?<br />
Zukünftige Marktstruktur (Zielbild)?<br />
Einzelhandel<br />
Stationär<br />
Online<br />
Der Großhandel muss sich auf veränderte Marktstrukturen einstellen.<br />
Hersteller<br />
Endkunde<br />
Pure Online<br />
Player<br />
Service-<br />
Leistung<br />
Handwerker<br />
Aussteller und Impulsvorträge Abb. 4<br />
Aussteller<br />
SAP SE<br />
3<br />
u-form Testsysteme GmbH & Co KG<br />
Thema Impulsvortrag<br />
Ausbildung & duales Studium im Zentrum der Digitalen<br />
Transformation<br />
Das kommt dabei heraus, wenn Design Thinking auf Gamification<br />
trifft.<br />
Ausbilden mit System by softstairs GmbH Digitale Helfer für die Berufsausbildung –<br />
Software as a Service als Zukunftsmodell<br />
BeraCom GmbH & Co. KG<br />
Webbasierte Versetzungsplanung als Basis des zielgerichteten<br />
Lernens<br />
Bildungsverlag EINS GmbH<br />
neuesdenkenwagen.de. Perfekt vernetzt.<br />
Passgenau gefördert. Bestens qualifiziert.<br />
Lucas-Nülle GmbH VOCANTO by LN – Überall und jederzeit lernen –<br />
BPS Bildungsportal Sachsen GmbH Ausbildung 4.0 Vernetzung in der dualen Ausbildung<br />
Provadis Partner für Bildung<br />
Effiziente Alternativen zu E-Learning in der kaufmännischen<br />
und Beratung GmbH<br />
Ausbildung<br />
ARBEIT und LEBEN (DGB/VHS)<br />
Die Lernorte der Ausbildung verbinden<br />
Berlin Brandenburg<br />
Einige Ideen und Anregungen<br />
Mapudo GmbH<br />
Von start ups lernen<br />
BDS AG Bindungen an den Bundesverband Deutscher Stahlhandel –<br />
Brancheninformation und Berufsbildung<br />
Knapp ein Dutzend Aussteller prägte den „Markt der Möglichkeiten“ und die dazugehörige Vortragsreihe.<br />
Foto: BDS<br />
in ausreichender Quantität und vielfältiger<br />
Qualität.<br />
Markt der Möglichkeiten<br />
Das machte auch der „Markt der<br />
Möglichkeiten“ deutlich, den die<br />
Tagungsteilnehmer am ersten Tag<br />
besuchen konnten. Dabei ging es<br />
z.B. um unternehmenseigene Weiterbildungsprogramme<br />
wie bei der SAP<br />
AG, um digitale Helfer für die Berufsausbildung<br />
aus dem Hause soft stairs<br />
GmbH oder um elektronische Ab -<br />
stimmungswerkzeuge der Provadis<br />
Partner für Bildung GmbH, die für<br />
kollektive Prüfungen eingesetzt werden<br />
können. Die mehrstündige<br />
Messe mit knapp einem Dutzend<br />
Ausstellern wurde ergänzt durch<br />
Kurzvorträge dieser Anbieter (vgl.<br />
Abb. 4) – u.a. auch für den Stahlhandel:<br />
z So thematisierte die Mapudo GmbH<br />
(vgl. Foto unten) die durch Digitalisierung<br />
veränderten Geschäftsmodelle,<br />
z.B. in Form elektronischer<br />
Marktplätze. Dabei wurde<br />
unmittelbar einsichtig, dass die<br />
Werkstoffdistribution auf eindeutige<br />
Sprachregelungen etwa bei<br />
den Produktbezeichnungen angewiesen<br />
ist. Und so ergebe sich eine<br />
unmittelbare Verbindung zur Be -<br />
rufsbildung, dort als zu beherrschende<br />
Definitionen, machte<br />
Niklas Friederichsen als Referent<br />
für dieses Startup mit Sitz in Düsseldorf<br />
deutlich.<br />
z Andreas Ueberschaer stellte für<br />
die BPS Bildungsportal Sachsen<br />
GmbH (vgl. Foto nächste Seite)<br />
deren elektronisches Berichtsheft<br />
vor, das für die Ausbildung z.B. für<br />
Zu den Ausstellern gehörte auch die<br />
Mapudo GmbH, in Achern vertreten<br />
durch Sebastian Grethe (l.) und Niklas<br />
Friederichsen.<br />
38 <strong>Stahlreport</strong> 6|17
Foto: BDS<br />
angehende Groß- und Außenhändler<br />
im Zusammenhang mit deren<br />
Abschlussprüfung von den Ausschüssen<br />
der Kammern immer<br />
häufiger zugelassen wird. Das<br />
Dresdner Unternehmen ist für den<br />
Stahlhandel aber auch deshalb<br />
wichtig, weil es auch die Elektronische<br />
Bildungsplattform OPAL<br />
anbietet, die der BDS ab diesem<br />
Jahr für sein digitalisiertes Fernstudium<br />
nutzt (s.u.).<br />
z Das hatte auch Dr. Ludger Wolfgart<br />
im Blick, als er in seinem<br />
Impulsvortrag eine Verbindung<br />
zwischen „Brancheninformation<br />
und Berufsbildung“ herstellte, die<br />
er beim BDS als Chefredakteur der<br />
Fachzeitschrift „<strong>Stahlreport</strong>“ und<br />
Bereichsleiter Berufsbildung verantwortet,<br />
Letzteres u.a. für das<br />
verbandseigene Fernstudium zur<br />
Betriebswirtin/zum Betriebswirt.<br />
Dabei gehe es um Dienstleistungen,<br />
die geeignet sind, Kunden/Mitglieder<br />
langfristig an den Bundesverband<br />
zu binden.<br />
Workshops<br />
Wie das konkret aussieht, das konnten<br />
insbesondere die Teilnehmer<br />
des vierten von insgesamt fünf<br />
Workshops (vgl. Abb. 5) erfahren, in<br />
dem Markus Bell das SAP-Modell<br />
und Dr. Ludger Wolfgart sowie<br />
Dr. Manfred Feurer das in diesem<br />
Jahr digitalisierte Fernstudium des<br />
BDS vorstellten – und die dafür aus<br />
der Erfahrung von zwei Jahrzehnten<br />
bewährten Werkzeuge, die Vorstand<br />
Oliver Ellermann in seinem Eingangsstatement<br />
bereits angesprochen<br />
hatte:<br />
Zu den Ausstellern gehörte auch<br />
die Bildungsportal Sachsen GmbH,<br />
in Achern vertreten durch Andreas<br />
Ueberschaer.<br />
Foto: KASTO<br />
Quelle: KWB<br />
Workshops der KWB-Tagung Abb. 5<br />
z Wie man Auszubildende findet und Ausbildungsabbrüche vermeidet<br />
z Neuordnung von Ausbildungsberufen in Zeiten der Digitalisierung<br />
z Digitalisierung in der Berufsschule – Das Beispiel der Lernfabriken 4.0<br />
z Und wie geht’s weiter nach der Ausbildung? Perspektiven für Ausgebildete<br />
z Geflüchtete als Azubis: Welche Möglichkeiten, Herausforderungen und<br />
Unterstützung gibt es?<br />
z Fernunterricht als für Teilnehmer<br />
und entsendende Unternehmen<br />
wirtschaftlichste und kontrollierte<br />
(Staatliche Zentralstelle für Fernunterricht,<br />
ZFU) Schulungsform,<br />
z Zertifizierung (QM) zur Sicherung<br />
der Qualität – insbesondere durch<br />
einen kontinuierlichen Verbesserungsprozess<br />
– sowie<br />
z der Deutsche Qualifikationsrahmen<br />
(DQR), um solchen beruflichen<br />
Abschlüsse mit anderen Qualifikationen<br />
vergleichbar zu<br />
machen.<br />
In den vier anderen Workshops wurden<br />
u.a. das Modell des Senior Experten<br />
Service vorgestellt, um Auszubildenden<br />
beim Auftreten von Problemen<br />
generationenübergreifend Hilfen<br />
anbieten zu können, oder die<br />
etablierten Neuordnungsverfahren<br />
für Ausbildungsberufe in Erinnerung<br />
gerufen: Die duale Ausbildung entpuppe<br />
sich „in Zeiten der Digitalisierung<br />
als Leuchtturm in disruptiven<br />
Zeiten“, wagten Michael Assenmacher<br />
vom Deutschen Industrie- und<br />
Handelskammertag und Katrin<br />
Locker von der Industriegewerkschaft<br />
Bergbau, Chemie und Energie in diesem<br />
Zusammenhang als These. Vor-<br />
gestellt wurden auch die Lernfabriken<br />
4.0, mit denen das Land Baden-<br />
Württemberg Berufsschulen für die<br />
neue Zeit fit machen möchte, sowie<br />
auch entstandene Netzwerke, um<br />
Flüchtlinge besser in die deutschen<br />
Lernsysteme integrieren zu können.<br />
Zu Beginn des zweiten Veranstaltungstages<br />
fassten Sprecher der<br />
Workshops unter der Moderation<br />
von Theresa Fleidl (Flughafen München<br />
GmbH) die Ergebnisse der<br />
gemeinsamen Arbeit zusammen.<br />
Badischer Abend<br />
Diese Ergebnisse waren in der kreativen<br />
Atmosphäre der KASTO-Unternehmenszentrale<br />
im mittelbadischen<br />
Achern-Gamshurst entstanden, die<br />
zudem ausreichend Platz für die<br />
unterschiedlichen Aktivitäten des<br />
Programms bot. Das galt auch für<br />
den Badischen Abend, der Kulinarisches<br />
aus der Region bot und zudem<br />
„Lernorte“ thematisierte:<br />
z So stellte Gastgeber Armin Stolzer<br />
sein Unternehmen als Lernort für<br />
zahlreiche Auszubildende vor (vgl.<br />
Foto oben), die regelmäßig mehr<br />
als 10 % der Belegschaft stellen.<br />
Für sie ist zudem die Chance sehr<br />
hoch, ihren Ausbildungserfolg mit<br />
3<br />
Mit diesem Foto<br />
stellte KASTO-Chef<br />
Armin Stolzer im<br />
Rahmen des Badischen<br />
Abends seine<br />
Auszubildenden vor.<br />
Fünf Workshops<br />
wurden auf der<br />
KWB-Tagung in<br />
Achern angeboten.<br />
<strong>Stahlreport</strong> 6|17<br />
39
BDS<br />
Berufsbildung<br />
Quellen, 3: kloeckner.i<br />
einer Übernahme in ein normales<br />
Beschäftigungsverhältnis in dem<br />
mittelständischen Familienunternehmen<br />
zu krönen, das weltweit in<br />
Sachen Sägen und Lagern tätig ist.<br />
z Für Mapudo, das den badischen<br />
Abend der Tagung maßgeblich<br />
gesponsert hatte, erinnerte Ge -<br />
schäftsführer Sebastian Grethe an<br />
die Möglichkeit, Unternehmen<br />
auch zum Lernort für Politiker zu<br />
machen; das Düsseldorfer Unternehmen<br />
hatte vor wenigen Wochen<br />
den FDP-Bundesvorsitzenden<br />
Christian Lindner in Düsseldorf zu<br />
Gast gehabt und über die Wünsche<br />
von Startups an die Politik informiert.<br />
z Schließlich zeigte der Bürgermeister<br />
des nahegelegenen Schwarzwaldstädtchens<br />
Gengenbach,<br />
Thorsten Erny, auf, dass auch die<br />
Kommunalpolitik Lernorte mit<br />
günstigen Rahmenbedingungen<br />
schaffen kann. In der Gemeinde<br />
des früheren Stahlhändlers ist in<br />
kurzer Zeit ein moderner Bil -<br />
dungs campus entstanden, der von<br />
einem Netzwerk aus unterschiedlichen<br />
Anbietern genutzt wird.<br />
Betriebsbesichtigung<br />
Wie stark Ausrüster mit einem Servicegrad<br />
und einer Marktstellung<br />
wie KASTO die Prozesse von Dienstleistern<br />
wie dem Werkstoffgroßhandel<br />
mit prägen, machte den Teilnehmerinnen<br />
und Teilnehmern der<br />
Tagung ein Betriebsrundgang am<br />
zweiten Veranstaltungstag deutlich.<br />
Die derzeitige lineare Stahlversorgungskette Abb. 6<br />
SUPPLIERS<br />
NO EFFECTIVE INFORMATION AND DATA EXCHANGE<br />
ON AVAILABLE INVENTORY, LEAD TIMES ETC.<br />
Klöckner & Co<br />
STOCKHOLDING<br />
Other Distributors<br />
LONG DELIVERY TIMES, INCORRECT DELIVERIES AND HIGH INVENTORY LEVELS<br />
Schwachstellen in den traditionellen Geschäftsmodellen des Großhandels.<br />
Playing field of<br />
incumbents<br />
Incremental innovations<br />
as well as improvement<br />
of efficiency and costs<br />
3<br />
CUSTOMERS<br />
digitale Transformation und kultureller Wandel Abb. 7<br />
- “Steel Guys”<br />
- Business know-how<br />
- Assets, NWC<br />
maximize speed but integrated approach to leverage existing<br />
- Formal and informal,<br />
reliable processes<br />
- Perfection, waterfall method<br />
- High marginal costs<br />
- Margin optimization<br />
- Shipments<br />
- Gross profit per ton<br />
- EBITDA<br />
Know-how transfer<br />
Resources<br />
Processes<br />
Transformation<br />
- Digital natives<br />
- Intellectual properties<br />
- Lean start-up<br />
- Design thinking<br />
- Agile, failure culture, trial-and-error<br />
- Low or no marginal costs<br />
- Generating increasing transaction<br />
fees through network effect<br />
- Total orders per day<br />
- Gross margin<br />
- Pay-per-click total conversions<br />
Das Handelshaus Klöckner setzt in Zukunft verstärkt auf Know-how Transfer und Transformation …<br />
Focus<br />
KPIs<br />
Playing field of<br />
fast moving<br />
start-ups<br />
Exploration of a new<br />
business model<br />
Dabei wurde anschaulich, was<br />
Armin Stolzer am Vortag in seiner<br />
Begrüßung gemeint hatte, als er<br />
von papierlosen Produktions- und<br />
Handelsfunktionen gesprochen<br />
hatte, von den automatisierten<br />
Beschaffungs- und Organisationsprozessen<br />
der Industrie 4.0.<br />
In diesen Zusammenhängen<br />
zeigten sich die Besucherinnen und<br />
Besucher bei dem Rundgang vor<br />
allem dadurch beeindruckt, dass<br />
der mittelbadische und mit einem<br />
Zweigwerk auch in Südthüringen<br />
vertretene Ausrüster der Werkstoffdistribution<br />
mit denselben Maschinen<br />
bzw. Einrichtungen produziert<br />
und lagert, die er auch dem Großhandel<br />
anbietet. Entsprechendes<br />
gilt auch für die notwendigen Prozesse.<br />
So wurde anschaulich, was<br />
Armin Stolzer am Vortag gemeint<br />
hatte, als er von zunehmender Interdisziplinarität<br />
durch die Digitalisierung<br />
gesprochen hatte.<br />
Neuordnung<br />
Dass diese Interdisziplinaritäten<br />
auch schon in den traditionellen<br />
Ordnungsverfahren für Berufsausbildungen<br />
angekommen sind,<br />
machte am zweiten Veranstaltungstag<br />
Katharina Weinert deutlich. Sie<br />
ist Abteilungsleiterin für Bildungsund<br />
Berufsbildungspolitik des Handelsverbands<br />
Deutschland – HDE<br />
und stellte aus ihrer Arbeit den<br />
neuen Ausbildungsberuf „Kaufmann<br />
und Kauffrau im E-Commerce“ vor.<br />
Dabei betonte sie, dass seit der<br />
Vorstellung des Konzeptes am<br />
1.5.2015 bis zum Beginn des Ausbildungsjahres<br />
2018/2019 voraussichtlich<br />
nur gut drei Jahre vergangen<br />
sein werden, diesen dreijährigen<br />
neuen Ausbildungsberuf einzuführen.<br />
Die beteiligten Sozialpartner<br />
hätten sich sehr schnell und harmonisch<br />
auf die Inhalte dieses neuen<br />
Angebots geeinigt (vgl. Kasten), zu<br />
dessen Start 1.000 Ausbildungsverhältnisse<br />
angepeilt werden.<br />
Abschlussreferat<br />
Zeitlich noch dynamischer zeigte<br />
sich in seinem Abschlussvortrag<br />
allerdings Tim Milde. Der GmbH-<br />
Geschäftsführer des Berliner startups<br />
kloeckner.i führte aus, wie das<br />
40 <strong>Stahlreport</strong> 6|17
traditionsreiche Handelshaus<br />
Klöckner seit 2014 auf der Basis<br />
der Mängel des bestehenden Systems<br />
(vgl. Abb. 6) durch disruptives<br />
Denken neue und zunehmend<br />
digitale Geschäftsformen für den<br />
Großhandel mit Werkstoffen entwickelt<br />
hat.<br />
Dies sei nur möglich gewesen,<br />
weil der Konzernvorstand bewusst<br />
„steel guys“ und „digital natives“<br />
zusammengebracht und selbst als<br />
Vorbild fungiert habe. Auch deshalb<br />
sei Vorstand Gisbert Rühl seinerzeit<br />
zu den Entwicklern ins kalifornische<br />
Silicon Valley gereist.<br />
Inzwischen habe Klöckner mit<br />
den neuen Ansätzen der Digitalisierung<br />
einen 14-prozentigen Anteil<br />
am Umsatz erreicht. Ziel des Unternehmens<br />
sei es, möglichst bald die<br />
Hälfte des Umsatzes auf diesen<br />
Wegen zu generieren.<br />
Erfolgsrezept auf diesem Weg<br />
ist es nach Ansicht von Tim Milde<br />
auch, dass ausgesuchte Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter zusätzlich<br />
zu ihren traditionellen Aufgaben<br />
„den Hut eines Digitalisierungsverantwortlichen“<br />
aufgesetzt bekommen<br />
haben. (Vgl. Abb. 7)<br />
Diese Entwicklung der Digitalisierung<br />
mit fortschreitender Automatisierung<br />
von Standardprozessen<br />
werde insgesamt dazu führen,<br />
dass sich das Berufsbild der Verkäufer<br />
in das technischer Anwendungsberater<br />
wandeln werde. (Vgl.<br />
Abb. 8)<br />
Neue Berufsbildpositionen<br />
In den Vorbereitungen für den neuen Ausbildungsberuf „Kaufmann/<br />
Kauffrau im E-Commerce“ ist, so ging es aus dem Vortrag von Katharina<br />
Weinert hervor, u.a. über folgende Berufsbildpositionen nachgedacht<br />
worden:<br />
z Shopmanagementsystem einsetzen<br />
z Onlineshop/Onlinebuchungsportal bewirtschaften<br />
z Waren- und Dienstleistungssortiment entwickeln, Einkauf unterstützen<br />
z Vertragsabwicklung (Retouren- bzw. Stornomanagement unterstützen,<br />
Distribution einleiten, Bezahlung abwickeln)<br />
z Kundendialog/Kundenansprache/Kundenservice<br />
z Online-Marketing umsetzen<br />
z Kaufmännische Steuerung und Kontrolle<br />
z arbeits- und sozialrechtliche Vorschriften<br />
z Bedeutung und Struktur des Vertriebswegs E-Commerce und des<br />
Ausbildungsbetriebs<br />
z Information und Kommunikation<br />
z Sicherheit und Gesundheitsschutz bei der Arbeit<br />
z Umweltschutz<br />
Elemente eines neuen Berufsbildes<br />
Digital enabling of employees through online-courses during working hours<br />
Hierarchy-free communication adresses the problem of several times interrupted horizontal<br />
and vertical communication<br />
Continious flow of initiatives to engage employees<br />
Fazit<br />
In der Konsequenz könnten diese<br />
Erkenntnisse und andere Vernetzungseinsichten<br />
aus der Tagung für<br />
die „Familie der Ausbildungsleiter“,<br />
die Jens Kettler in seiner Moderation<br />
immer wieder bemühte, ein<br />
Aneinanderrücken der heute noch<br />
getrennten kaufmännischen und<br />
gewerblichen Familienteile bedeuten<br />
– mit entsprechenden Auswirkungen<br />
auf die Neuordnung und<br />
-schaffung von Ausbildungsordnungen.<br />
Erst einmal aber lud der Leiter<br />
der Arbeitsgemeinschaft der<br />
kaufmännischen Ausbildungsleiter<br />
diese zur nächsten Tagung in diesem<br />
Rahmen für das kommende<br />
Frühjahr nach Hamburg ein. 2<br />
Foto: BDS<br />
… sowie u.a. auf uneingeschränkte Bildung hierarchiefreie Kommunikation.<br />
Zum Abschluss der<br />
Tagung in Achern:<br />
Gastgeber Armin<br />
Stolzer (l.) und vom<br />
KWB Theresia Fleidl,<br />
Jens Kettler sowie<br />
Jürgen Hollstein<br />
(v.l.n.r.).<br />
<strong>Stahlreport</strong> 6|17<br />
41
BDS<br />
Berufsbildung<br />
Neuer Fernstudienjahrgang geht an den Start<br />
Vorläufige Zulassung<br />
Der BDS und seine Partner haben für die digitalisierte<br />
Fassung des Fernstudiums von der ZFU eine vorläufige<br />
Zulassung und zudem rund 30 Anmeldungen für diesen<br />
neuen (21.) Jahrgang ab 1.7.17 in Soltau erhalten. Kurz<br />
vorher will die etwa gleich große Gruppe des 19. Jahrgangs<br />
ihr Fernstudium in Karlsruhe abschließen, und<br />
die knapp 30 Teilnehmerinnen und Teilnehmer des<br />
20. Jahrgangs bereiten sich über die Sommermonate<br />
auf ihre nächsten Zwischenprüfungen vor.<br />
Fotos, 2: BDS<br />
Sie bringen Motivation mit?<br />
Wir liefern das Know-how!<br />
Machen Sie berufliche Karriere<br />
durch ein berufsbegleitendes Fernstudium<br />
fern-studium<br />
Fernstudium Betriebswirt Stahlhandel (BDS)<br />
Betriebswirt Metallhandel (WGM)<br />
Betriebswirt Metallhandel (VDM)<br />
Den gegenwärtigen Wandel im BDS-Fernstudium drücken auch die beiden<br />
unterschiedlichen Informationsbroschüren aus: Es wird immer dynamischer.<br />
[ Info ]<br />
Anmeldeschluss für<br />
den 21. Jahrgang<br />
war der 31.5.17.<br />
Der 22. Jahrgang<br />
soll am 1.7.18<br />
starten. Für Auskünfte<br />
und Anmeldungen<br />
zuständig<br />
ist beim BDS Beate<br />
Wynands:<br />
Wynands-BDS@<br />
stahlhandel.com.<br />
Das BDS-Fernstudium wird seit<br />
mehr als zwei Jahrzehnten angeboten,<br />
inzwischen mit einem Betriebswirts-<br />
Abschluss. Er kann nach drei Studienjahren<br />
berufsbegleitend in drei Branchenbereichen<br />
erworben werden:<br />
„Betriebswirt/-in Stahlhandel (BDS)“,<br />
„Betriebswirt/-in Metallhandel (VDM)“,<br />
„Betriebswirt/-in Metallhandel (WGM)“.<br />
Diese Wahlmöglichkeit macht eine seit<br />
wenigen Jahren bestehende Kooperation<br />
zwischen dem Bundesverband Deutscher<br />
Stahlhandel (BDS), dem Verband<br />
deutscher Metallhändler (VDM) und dem<br />
Wirtschaftsverband Großhandel Metallhalbzeug<br />
(WGM) möglich. Alle drei Teilbranchenabschlüsse<br />
sind von der Staatlichen<br />
Zentralstelle für Fernunterricht<br />
(ZFU) genehmigt, markenrechtlich<br />
geschützt und unterliegen dem Qualitätsmanagement<br />
des BDS.<br />
Das gilt seit dem 19.4.17 auch für die<br />
digitalisierte Fassung dieses Weiterbildungsabschlusses.<br />
An diesem Tag hatte<br />
die ZFU auf der Basis einer geänderten<br />
Lehrgangsplanung (unter der Nummer<br />
689217v) eine vorläufige Zulassung<br />
erteilt – u.a. mit der Auflage, das verän-<br />
Sommerpause<br />
Seminarangebote vor und nach<br />
den Ferien<br />
Der BDS-Seminarbetrieb geht mit der Veranstaltung<br />
„Flachprodukte“ in die Sommerpause, nach<br />
den Ferien wird das Programm dann zur „Stahlkunde“<br />
fortgesetzt. Die beiden letzten Seminare<br />
des ersten Halbjahres 2017 haben „Qualitätsund<br />
Edelstähle“ (1./2.6.17 in Lüneburg) thematisiert,<br />
und im Duisburg geht es in der Folgewoche<br />
(8./9.6.17), in der auch dieses Heft<br />
erscheint, vorwiegend um Bleche. Das traditionelle<br />
Seminar „Stahlkunde“ findet – nach der<br />
Sommerpause – erstmals im sächsischen Gröditz<br />
statt (22.-24.8 17), bevor es im September<br />
im Raum Hamburg einen Schulungsschwerpunkt<br />
in Sachen „Verkauf“ gibt – für Auszubildende<br />
und Seiteneinsteiger am 20.9.17, für Fortgeschrittene<br />
am 18./19.9.17. Einzelheiten zu diesen<br />
Angeboten und Anmeldemöglichkeiten hält<br />
der Bundesverband Deutscher Stahlhandel –<br />
BDS AG bereit: Wynands-BDS@stahlhandel.com.<br />
Eine komplette Übersicht zu den BDS-Berufsbildungsterminen<br />
gibt es auf der Rückseite dieses<br />
Heftes.<br />
derte Angebot bis zum 20.9.2020 zu evaluieren.<br />
Dies ist auch deshalb sinnvoll,<br />
weil die Anbieter die bisher knapp 30<br />
per Post verschickten Studienbriefe in<br />
etwa 60 am Bildschirm bearbeitbare Studienmodule<br />
umwandeln, die Präsenzseminare<br />
durch Unterricht in virtuellen<br />
Klassenzimmern ergänzen und einen<br />
Großteil der Kommunikation, auch zu<br />
den Prüfungen, über die elektronische<br />
Bildungsplattform OPAL anbieten. Bei<br />
dieser Gelegenheit der Umstellung wurden<br />
auch Inhalte aktualisiert bzw. einem<br />
Kontinuierlichen Verbesserungsprozess<br />
unterzogen.<br />
Diese Inhalte teilen sich für die drei<br />
beteiligten Großhandelsbranchen des<br />
Stahl-, NE-Metall- und Schrotthandels<br />
auf drei Fachbereiche auf: Technik, Wirtschaft,<br />
Methoden. In der Technik geht<br />
es um ein umfassendes Know-how in<br />
den Bereichen der Werkstoff- und Produktkunde<br />
sowie – vor allem im Stahlhandel<br />
– der Anarbeitung. Themen der<br />
Wirtschaft behandeln kaufmännische<br />
Aspekte (z.B. Marketing, Logistik, Finanzund<br />
Rechnungswesen und Recht) sowie<br />
Gesichtspunkte der Führungskompetenz<br />
(etwa Qualitätsmanagement, Planung<br />
und Controlling, Personalmanagement<br />
und Unternehmensführung).<br />
Schließlich soll die Behandlung methodischer<br />
Themen erstens zur Bewältigung<br />
der Herausforderungen aus diesem<br />
berufsbegleitenden Fernstudium<br />
sowie aber auch allgemein zur Selbstund<br />
Sozialkompetenz beitragen.<br />
Die technischen Themen basieren<br />
für alle drei Teilbranchen auf Gemeinsamkeiten<br />
der Werkstoffkunde, unterscheiden<br />
sich dann aber stark zu den einzelnen<br />
Materialien, Halbzeugen und<br />
Produkten. Aber schon zu den Wirtschaftsfragen<br />
sprechen BDS, VDM und<br />
WGM als Großhandelsverbände wieder<br />
eine weitgehend einheitliche Sprache,<br />
und erst recht im methodischen Teil –<br />
bis hin zum Erwerb der Ausbildereignung<br />
– ziehen die beteiligten Akteure<br />
an einem Strang.<br />
Diese inhaltliche und formale Gliederung<br />
galt auch bisher schon für die studierenden<br />
Gruppen. Im 19. Jahrgang<br />
geht es vom 18. bis 21.6.17 im Rahmen<br />
der Abschlussprüfung um die letzten<br />
Leistungsnachweise. Die Veranstaltung<br />
gliedert sich in eine schriftliche Prüfung<br />
zu den unterrichteten methodischen<br />
Themen, ein eintägiges Assessmentcenter<br />
zur Lösung einer komplexen unternehmerischen<br />
Aufgabe sowie in eine<br />
Präsentation/Verteidigung der eigenen<br />
Studienarbeit.<br />
Die vorzubereiten hat der 20. Jahrgang<br />
gerade begonnen. Er wird im Juni<br />
2018 seine Abschlussprüfung absolvieren.<br />
Für ihn steht nach der Prüfung zu<br />
den Wirtschaftsthemen im November<br />
noch ein Methodenseminar an. Im<br />
Anschluss daran beginnt die gut dreimonatige<br />
Frist, in der die Studienarbeit<br />
geschrieben werden muss. 2<br />
42 <strong>Stahlreport</strong> 6|17
Verbände und<br />
Politik<br />
Bericht<br />
Leitbranche der Digitalisierung<br />
Jahreskongress der<br />
Elektroindustrie<br />
Sachlich durchaus begründet, aber auch selbst ernannt: Die Elektroindustrie ist –<br />
und sieht sich als – Leitbranche der allgegenwärtigen Digitalisierung. Vor diesem<br />
Hintergrund richtete Chefredakteur Dr. Ludger Wolfgart seinen Blick auf den<br />
ZVEI-Jahreskongress Mitte Mai in Berlin und stellte fest: Der Verband setzt vor<br />
allem auf Bildung, um die aktuellen Herausforderungen bestehen zu können.<br />
So war der ganze letzte Teil des<br />
zweitägigen Kongresses, der unter dem<br />
Motto „Mensch. Maschine. Miteinander“<br />
stand, ganz allein diesem Aspekt<br />
gewidmet. Den Auftakt, wohl auch für<br />
den Bundestagswahlkampf, machte<br />
Prof. Dr. Johanna Wanka, Bundesministerin<br />
für Bildung und Forschung, mit<br />
ihrem Beitrag „Innovation und Nachwuchs<br />
– Schlüssel für die digitale Welt<br />
von Morgen“. In ihm listete sie vor<br />
allem die finanzielle Förderung durch<br />
die Bundesregierung auf – u.a. die<br />
5Mrd. € des Digitalpaktes für die technische<br />
Ausstattung von 40.000 Schulen<br />
– und nannte ihre „Ziele für die<br />
kommende Legislaturperiode.<br />
Dass technische Ausstattung allein<br />
nicht reicht, sondern auch gelebt werden<br />
muss, wurde in der zentralen Podiumsdiskussion<br />
des zweiten Kongresstages<br />
deutlich, als Prof. Dr. Jürgen<br />
Handke von der Phillipps-Universität<br />
Marburg dazu aufrief, diese Möglichkeiten<br />
auch zu realisieren. Präsenzphasen<br />
gebe es an seiner Hochschule<br />
nur noch für die Vermittlung von Sozialkompetenz,<br />
ansonsten setze man für<br />
den Unterricht und bei Prüfungen konsequent<br />
auf virtuelle Räume.<br />
Das Heben solch ganzheitlicher<br />
Wirtschaftlichkeitsreserven beeindruckte<br />
auf dem Podium offenbar auch<br />
Dr. Karl-Ulrich Köhler, Vorsitzender<br />
der Geschäftsführung im Hause Rittal.<br />
In seiner konzerngeprägten Stahlzeit<br />
habe er die beginnende Digitalisierung<br />
nur produktionsprozessorientiert<br />
erlebt. Jetzt, im Mittelstand, schätze er<br />
vor allem den komplexen Vernetzungsansatz.<br />
Der erzeuge einen entscheidenden<br />
Mehrwert für alle Beteiligten.<br />
Motto<br />
Damit hatte der frühere Stahlmanager<br />
das Motto des Kongresses auf den<br />
Punkt gebracht, den der Zentralverband<br />
der Elektroindustrie (ZVEI) unter<br />
der Überschrift „Mensch. Maschine.<br />
Miteinander“ durchführte. Der in Berlin<br />
in dieser Funktion wiedergewählte<br />
ZVEI-Präsident Michael Ziesemer hatte<br />
bereits in seiner Begrüßung auf diesen<br />
Mehrwert und auf die aktuelle Herausforderung<br />
für die Elektroindustrie als<br />
Leitbranche der Digitalisierung hingewiesen.<br />
Die hatte übrigens kürzlich in<br />
einer Umfrage ermittelt: Mangelndes<br />
Fachwissen ist das Hemmnis Nr. 1 bei<br />
der Digitalisierung.<br />
Diesen Ansatz griff im Übrigen am<br />
ersten Kongresstag auch Brigitte<br />
Zypries auf, Bundesministerin für Wirtschaft<br />
und Energie. Digitalisierung<br />
brauche Inklusion, weil alle Beteiligten<br />
mitgenommen werden müssten. Auch<br />
deshalb würden gegenwärtig 300 Ausbildungsordnungen,<br />
für die das Ministerium<br />
zuständig ist, dahingehend überarbeitet,<br />
wie sie in Zusammenarbeit<br />
mit den Sozialpartnern und im Rahmen<br />
der traditionellen Neuordnung in<br />
Sachen Digitalisierung zukunftssicher<br />
aufgestellt werden können.<br />
Da passte es gut, dass in seinem<br />
anschließenden Beitrag Dr. Volkmar<br />
Denner, Vorsitzender der Geschäftsführung<br />
der Robert Bosch GmbH, in<br />
seinen Ausführungen zu der „rhetorischen<br />
Frage“ „Das Internet der Dinge<br />
– Zukunftsvision oder bereits Realität?“<br />
an das Moore’sches Gesetz, wonach<br />
sich die Rechnerleistung alle 18 Monate<br />
verdoppelt, und an das Gesetz von Nielsen<br />
über eine ähnliche Dynamik der<br />
Kommunikation erinnerte.<br />
In Deutschland würden sich gegenwärtig<br />
31 % der Gesamtbevölkerung<br />
als digitale Vorreiter bezeichnen, 43%<br />
als digital Mithaltende und 26 % der<br />
Gesamtbevölkerung als digital abseits<br />
Stehende. Selbst für die zweitgenannte<br />
Gruppe reiche es für eine Anpassung<br />
an die Realitäten nicht, und die dritte<br />
Gruppe sei längst abgehängt. „Vernetzung<br />
bietet viele Chancen und ist heute<br />
schon Realität. Die großen Veränderungen<br />
aber kommen erst noch“, so<br />
formulierte Denner.<br />
In welchen Bereichen die anstehen,<br />
das machte der ZVEI-Kongress<br />
durch zahlreiche Beiträge deutlich:<br />
zum Smart Living ebenso wie zum<br />
Smart Home, zur Gesundheitsversorgung<br />
und zur Mobilität, zur Chemie<br />
ebenso wie zur künstlichen Intelligenz.<br />
Und für alle diese Sektoren machte der<br />
ZVEI einen Führungsanspruch der<br />
Elektroindustrie deutlich – auf der<br />
Basis der in der Branche erzeugten<br />
Produkte und Services.<br />
Märkte<br />
Dies alles spielt sich zudem auf Märkten<br />
in Bewegung ab: Prof. Dr. Christoph<br />
M. Schmidt, Vorsitzender der sogenannten<br />
Wirtschaftsweisen, zeigte in<br />
seinem Vortrag „Erleben wir das Ende<br />
der Globalisierung? Worauf sich exportorientierte<br />
Industrien einstellen müssen.“<br />
auf: Die kurzfriste Aussichten<br />
sind günstig, aber es gibt langfristig<br />
große Herausforderungen – etwa durch<br />
den Brexit oder angesichts der Unsicherheiten<br />
zur weiteren europäischen<br />
Integration.<br />
Zu berücksichtigen sei außerdem,<br />
dass der Markt für digitale Geschäftsmodelle<br />
in Europa nur etwa halb so<br />
groß ist wie in den USA. Einwohnerbezogen<br />
stünden 54 Mrd. € Potenzial<br />
500 Mio. Menschen in Europa gegenüber<br />
und 115 Mrd. € rund 319 Mio. US-<br />
Bürgern.<br />
Fazit des Referenten: „Der kurzfriste<br />
Optimismus sollte uns nicht verleiten,<br />
die langfristigen Risiken nicht<br />
zu erkennen.“ 2<br />
<strong>Stahlreport</strong> 6|17<br />
43
Verbände und<br />
Politik<br />
Berichte/Nachrichten<br />
Foto: BDS<br />
Berliner Stahldialog<br />
Gut platziert<br />
Als gleich mehrfach gut platziert erwies sich einmal mehr der „Berliner Stahldialog<br />
2017“, zu dem die Wirtschaftsvereinigung Stahl Mitte Mai in die deutsche Hauptstadt<br />
eingeladen hatte. Die von Chefredakteur Dr. Ludger Wolfgart stammende Einschätzung<br />
von der gelungenen Platzierung betrifft zeitliche, politische sowie geografische<br />
Aspekte und fokussiert besondere Themen: Nachhaltigkeit, Handel, Bildung.<br />
Stahl ist bedeutsam für die<br />
Wirtschaft, und die entsprechende<br />
Industrie blickt in diesen Zeiten auf<br />
deshalb wichtige politische Entscheidungen.<br />
Mit einer solchen Zusammenfassung<br />
der aktuellen Herausforderungen<br />
hatte Hans Jürgen Kerkhoff,<br />
Präsident der Wirtschaftsvereinigung<br />
Stahl, im gut besuchten<br />
Innenhof der Hauptstadtrepräsentanz<br />
der Deutschen Bank in seiner<br />
Begrüßung in das knapp zweistündige<br />
Programm eingeführt und dabei<br />
insbesondere die Umwelt- und die<br />
Wirtschaftspolitik angesprochen.<br />
z Da traf es sich zeitlich gut, dass die<br />
Bundeswirtschaftsministerin für<br />
Wirtschaft und Energie für ihre<br />
Keynote zwischen zwei Reisen nach<br />
China und in die USA vorbeischaute.<br />
Nachdem sie in Peking die<br />
350 Mio. t Stahl-Überkapazitäten<br />
angesprochen hatte und bevor sie<br />
in Washington die Dumpingvorwürfe<br />
zur Sprache bringen konnte,<br />
versicherte Brigitte Zypries der versammelten<br />
Stahlprominenz eine<br />
gleiche Sicht der Dinge in Wirtschaft<br />
und Politik.<br />
z Zu diesem Gleichklang passte, dass<br />
Prof. Dr. Dr. Udo Di Fabio, ehemaliger<br />
Richter am Bundesverfassungsgericht,<br />
den von Hans Jürgen<br />
Diskutierten in großer<br />
Einigkeit und mit viel<br />
Sachverstand kritische<br />
Stahlthemen: (v.l.n.r.)<br />
Prof. Dr.-Ing. Heinz Jörg<br />
Fuhrmann, Hubertus<br />
Heil, Dr. Simone Peter<br />
und Dr. Joachim Pfeiffer<br />
– unter der Moderation<br />
von Alfons Frese<br />
Kerkhoff angesprochen konkreten<br />
Entscheidungsbedarf den Grundprinzipien<br />
der Europäischen Union<br />
zuordnete und in seinem Impulsvortrag<br />
Handel sowie Bildung als<br />
wesentliche Aktionsfelder definierte.<br />
In seinem historisch angelegten<br />
Vortrag erinnerte er insbesondere<br />
an die wichtigsten politischen<br />
Prinzipien: „Die EU ist auf<br />
Wirtschaftsintegration konzipiert.“<br />
z Und drittens schließlich spielte die<br />
Dialogveranstaltung in Berlin ihre<br />
geografische Platzierung aus. Wohl<br />
nur in der deutschen Hauptstadt<br />
kann man hochkarätige Parteienvertreter<br />
zu einer Diskussion und<br />
zu einem eindeutigen Bekenntnis<br />
für den Stahlstandort Deutschland<br />
zusammenbringen: Hubertus Heil<br />
(SPD), Dr. Simone Peter (BÜNDNIS<br />
90/DIE GRÜNEN) und Dr. Joachim<br />
Pfeiffer (CDU) tauschten sich unter<br />
der Gesprächsleitung von Alfons<br />
Frese (Tagesspiegel) mit Prof. Dr.-<br />
Ing. Heinz Jörg Fuhrmann (Salzgitter)<br />
aus.<br />
Dabei zeigte sich nicht nur eine<br />
bemerkenswerte Einigkeit hinsichtlich<br />
der Unterstützung der von Hans<br />
Jürgen Kerkhoff angesprochenen Problemthemen,<br />
auch konnte man<br />
Lobby- als Bildungsarbeit erkennen.<br />
Wieder einmal glänzten die Parteienvertreter<br />
durch die Bank mit<br />
bemerkenswerter Sachkenntnis –<br />
vor allem in stahltechnischen Fragen<br />
– die zu weitgehend gleichlautenden<br />
Schlussfolgerungen führte.<br />
Nachhaltigkeit<br />
So bekannte sich die Diskussionsrunde<br />
– weitgehend einig – zu den<br />
Grundsätzen der europäischen Klimapolitik,<br />
mahnte aber unter Verweis<br />
auf die ökologischen, ökonomischen<br />
und sozialen Aspekte der<br />
Nachhaltigkeit gleichzeitig mit unterschiedlicher<br />
Intensität zu viel Au -<br />
genmaß.<br />
Das hatte zuvor bereits Britte<br />
Zypries sprachlich auf den Punkt<br />
gebracht, als sie unter Beifall formulierte,<br />
dass das Ziel eines 20-prozentigen<br />
Industrieanteils in der deutschen<br />
Wirtschaft nicht gegen das Ziel<br />
einer 20-prozentigen Reduktion der<br />
Emissionen ausgespielt werden dürfe.<br />
Handel<br />
Ähnlich konsensfähig waren die Einschätzungen<br />
zu dem, was in der Handelspolitik<br />
zu geschehen habe. Besonders<br />
eindrucksvoll wandte sich in<br />
diesem Zusammenhang Dr. Simone<br />
Peter gegen jede Form von „Nationalismus<br />
und Protektionismus“.<br />
Auch zu diesem Themenbereich<br />
hatte die Bundeswirtschaftsministerin<br />
bereits vorher angekündigt, in<br />
den Folgetagen in den USA intensive<br />
Gespräche führen zu wollen. Sie<br />
vermute hinsichtlich der Dumpingvorwürfe<br />
gegen Salzgitter entweder<br />
einen Rechenfehler oder ein Übersehen<br />
internationaler Vereinbarungen.<br />
Bildung<br />
Auch das waren Hinweise auf die<br />
Notwendigkeit von Bildungsmaßnahmen,<br />
die zur Erholung der Stahlmärkte<br />
einen wesentlichen Beitrag<br />
leisten müssten.<br />
Das flammendste Plädoyer für<br />
mehr Bildung enthielt allerdings der<br />
Redebeitrag von Professor Di Fabio, der<br />
zur Restrukturierung der EU neben<br />
der Einigung auf eine faire Wettbewerbsordnung<br />
auch forderte, sich auf<br />
die Integrationskraft einer funktionalen<br />
Berufsbildung zu besinnen. 2<br />
44 <strong>Stahlreport</strong> 6|17
Steels in Cars and Trucks 2017<br />
Zwei Konferenzziele<br />
Unter dem Motto „Steels in Cars and Trucks 2017“ findet vom<br />
18.-22.6.17 in Amsterdam-Schipol die nächste SCT-Konferenz<br />
statt – mit zwei Zielen:<br />
Eines der beiden Ziele der SCT<br />
„Bringing the automotive, supplier and<br />
steel industries together“ unterstreicht,<br />
was die moderne Stahlindustrie will:<br />
Partnerschaften über Wertschöpfungsketten,<br />
die aus Industrie, Forschung<br />
und Entwicklung entstehen. Das zweite<br />
Motto der SCT ist „Future Trends in<br />
Steel Development, Processing Technologies<br />
and Applications“. Die Fähigkeit,<br />
eines der ältesten und zugleich<br />
innovativsten Materialien der Mensch-<br />
heit neu zu definieren, spiegelt sich im<br />
weltweit steigenden Bedarf an Stahlprodukten<br />
wider.<br />
Über 400 Besucher werden auf<br />
der SCT 2017 erwartet, mehr als die<br />
Hälfte aus dem internationalen<br />
Umfeld. Eine Mischung aus Vertretern<br />
der Stahlindustrie sowie der<br />
Automobil- und Zuliefererindustrie<br />
von 50:50 ist charakteristisch für die<br />
SCT und will auf diese Weise den aktiven<br />
Austausch und die Intensivierung<br />
der Netzwerke zwischen Stahlproduzenten,<br />
Automobilherstellern und<br />
Zulieferern fördern.<br />
Hans Jürgen Kerkhoff, Vorsitzender<br />
des Stahlinstitut VDEh und Präsident<br />
der Wirtschaftsvereinigung Stahl<br />
(WV Stahl), beginnt die Eröffnungssitzung<br />
mit dem Keynote Vortrag: „Global<br />
challenges – Regional perspectives“.<br />
Ihm folgen Anand Sen, President<br />
TQM & Steel Business, Tata Steel Ltd.,<br />
India, mit einem Vortrag zu „A strategic<br />
partner in the global automotive<br />
industry: The Tata Steel case study“<br />
sowie Johan Zijp, Manager Central<br />
Laboratory, DAF Trucks, Niederlande,<br />
mit einer Präsentation unter dem Titel<br />
„Developments in steel use for modern<br />
trucks“. Hans Fischer, CEO, Tata Steel<br />
Europe, The Netherlands, schließt die<br />
Eröffnungssitzung mit dem Vortrag:<br />
„Steels in Cars and Trucks 2017: Let’s<br />
make the difference“ und der Eröffnung<br />
der Ausstellung.<br />
Der Hauptsponsor der SCT 2017,<br />
Tata Steel, lädt am 20. Juni zu einem<br />
exklusiven Nachmittagsprogramm<br />
inklusive einer Führung durch das<br />
Werk IJmuiden sowie zu einem Abend -<br />
event gemeinsam mit dem Stahlinstitut<br />
VDEh im Louwman Museum in<br />
Den Haag ein. 2<br />
[ Kontakt ]<br />
Mehr Informationen<br />
zu dieser Veranstaltung<br />
gibt es auf der<br />
Website<br />
www.sct2017.com.<br />
In Stuttgart und Leipzig:<br />
Seminare über Kranbahnen<br />
Jede zweite neue Kranbrücke wird auf<br />
eine bereits bestehende Kranbahn gestellt.<br />
Neben dem Neubau von Kranbahnträgern rückt<br />
daher auch der Umgang mit Bestandskranbahnen<br />
immer stärker in den Vordergrund.<br />
Auch 2017 bietet bauforumstahl deshalb wieder<br />
in Kooperation mit der Akademie der Ingenieure<br />
zwei iforen „Kranbahnen aktuell“ an<br />
(20.6. und 8.11.).<br />
Diesmal geht es neben dem Neubau schwerpunktmäßig<br />
um Ertüchtigung, Umbau und<br />
Sanierung von Kranbahnen. Die Tagung verfolgt<br />
das Ziel, notwendiges Wissen zu vermitteln,<br />
Anwendungsbeispiele zu präsentieren<br />
und praktische Fragestellungen exemplarisch<br />
zu beantworten. Am 20. Juni findet die<br />
Tagung bei Stuttgart statt, am 8. November in<br />
Leipzig. Zielgruppe der eintägigen Veranstaltung<br />
sind Tragwerksplaner, Prüfingenieure,<br />
Stahl- und Industriebauunternehmen, Kranhersteller<br />
sowie Behördenvertreter. Die neun<br />
Vorträge behandeln folgende Themen:<br />
z Einwirkungen, Einwirkungskombinationen,<br />
Berechnung und Querschnittsnachweise<br />
nach Eurocode<br />
z Nachweise im Grenzzustand der Tragfähigkeit<br />
und der Gebrauchstauglichkeit<br />
z Nachweis der Ermüdungsfestigkeit<br />
z Wirtschaftliche Bemessung mit Walzprofilen<br />
für Neubau und Austausch<br />
z Kranbahnen im Bestand. Weiternutzung<br />
oder Neubau?<br />
z Sanierung von Krananlagen<br />
z Anforderungen bei Umbau, Ertüchtigung und<br />
Sanierung aus Sicht eines Kranherstellers<br />
z Praxisgerechte Berechnung und Konstruktion<br />
der Auflagerung und Toleranzen bei der<br />
Montage<br />
z Anforderungen an die geometrische Abnahme<br />
Informationen und Anmeldemöglichkeiten für<br />
den 20.6. in Stuttgart: www.akademie-deringenieure.de/kranbahnen-s.<br />
Stahlrohre:<br />
Erholung in Sicht<br />
Bei der alljährlichen Mitgliederversammlung<br />
der Wirtschaftsvereinigung Stahlrohre<br />
sendete der Verbandspräsident<br />
Andreas Denker im Mai leicht positive<br />
Signale für die Marktentwicklungen im<br />
Jahr 2017. Im Vorjahr musste die globale<br />
Stahlrohrproduktion nach sechs Jahren<br />
stetigem Wachstum einen Dämpfer verkraften.<br />
165,2 Mio. t wurden hergestellt.<br />
Niedriger als im Vorjahr fiel die Stahlrohrproduktion<br />
in Nordamerika, der GUS und<br />
in China aus. Die EU-Stahlrohrindustrie<br />
und auch die deutschen Werke konnten<br />
ihre Produktion etwas ausweiten. Als<br />
Hauptgrund für den weltweiten Rückgang<br />
wird die 2016 zu spürende Investitionszurückhaltung<br />
in der Energieindustrie angesehen.<br />
Für 2017 wird eine leichte Steigerung<br />
der globalen Stahlrohrproduktion<br />
prognostiziert. Nachholbedarfe und die<br />
gute konjunkturelle Entwicklung in den<br />
meisten Industrieländern dürften für<br />
diese Entwicklung sorgen.<br />
<strong>Stahlreport</strong> 6|17<br />
45
Wissenswertes<br />
Berichte<br />
Fraunhofer-Allianz Bau zeigte aktuelle Forschungsprojekte<br />
Faszinierend!<br />
Die Herausforderungen für das Bauwesen sind in den letzten Jahren nicht kleiner geworden: mangelnder<br />
Wohnraum, die Digitalisierung in der Branche und geforderte Energieeffizienz verlangen kreative<br />
Lösungen von Industrie, Politik und Wissenschaft. Auf der BAU 2017 Anfang des Jahres in München<br />
hatten die 14 Institute der Fraunhofer-Allianz Bau aktuelle Forschungsprojekte präsentiert.<br />
Foto: Fraunhofer IAO/Bernd Müller<br />
Daniel Düsentrieb hätte auf<br />
dem Messestand der Fraunhofer-Allianz<br />
Bau seinen Spaß gehabt. In dem<br />
„Stadtlabor“, das die Forschungsinstitute<br />
für die Besucher aufgebaut hatten,<br />
gab es eine Reihe spannender<br />
Wissenschaftsprojekte zu sehen, die<br />
möglicherweise die Zukunft des Bauens<br />
beeinflussen.<br />
Digitaler Zwilling<br />
Wenn von der Zukunft des Bauens die<br />
Rede ist, steht BIM im Zentrum. Das<br />
Building Information Modeling ist auch<br />
für die Fraunhofer-Forscher ein wichtiges<br />
Thema. BIM steht allgemein für<br />
die Virtualisierung und Vernetzung<br />
von Prozessen und Informationen rund<br />
um das Bauen. Besucher der BAU hatten<br />
im Themenbereich „Digitales Planen,<br />
Bauen und Betreiben“ auf dem<br />
Stand die Möglichkeit, anschaulich zu<br />
erfahren, wie BIM in der Praxis funktionieren<br />
kann.<br />
Ein sogenannter Digital Twin hat<br />
z.B. einen virtuellen Raum als erlebbares<br />
3D-Modell zugänglich gemacht.<br />
Dabei vereint der digitale Gebäudezwilling<br />
die Datenmodelle des Gebäudes<br />
mit denen der Nutzungsprozesse<br />
und wird somit zu einem synchronen<br />
Abbild des Gebäudes. Mit der speziellen<br />
Virtual-Reality-Technik können<br />
sich auch Laien über jeweiligen Planungsstände<br />
anschaulich informieren.<br />
Sichere Lebensräume schaffen<br />
Zivile Sicherheit ist ein großes Thema<br />
für Gebäude- und Stadtplaner. Die<br />
erforderliche Risikoanalyse ist normalerweise<br />
ein langwieriger Prozess. Die<br />
Software VITRUV vereinfacht diesen<br />
Prozess. Mit VITRUV können schon<br />
in der Entwurfsphase ganze Quartiere<br />
strukturell analysiert werden, um<br />
Sicherheitsschwachstellen zu identifizieren<br />
und konkrete Maßnahmen<br />
zur Risikominimierung vorzuschlagen.<br />
Bei der energetischen Optimierung<br />
von Gebäuden spielen Fassaden<br />
eine zentrale Rolle. Bislang basieren<br />
solarthermische Produkte in der Regel<br />
auf durchströmten Bauteilen aus<br />
Metall. Mit diesem Stand der Technik<br />
werde der Gebäudeintegration und<br />
architektonischen Aspekten jedoch oft<br />
wenig Rechnung getragen. Im Projekt<br />
TABSOLAR II verfolgen die Fraunho-<br />
fer-Wissenschaftler den neuartigen<br />
Ansatz, solarthermische Kollektoren<br />
aus Ultrahochleistungsbeton (UHPC)<br />
herzustellen. Auf der BAU 2017 präsentieren<br />
sie u.a. eine Beispielinstallation<br />
einer solarthermischen Fassade<br />
aus UHPC. Die multifunktionalen<br />
Niedertemperaturbauteile haben me -<br />
chanische, thermisch aktive (Fluid<br />
durchströmt), thermisch passive (Wärmedämmung)<br />
sowie gestalterische<br />
Funktionalität und können als Wände,<br />
Decken oder Böden eingesetzt werden.<br />
Weitere Projekte waren auf dem<br />
Fraunhofer-Stand u.a. ein System zur<br />
vertikalen Begrünung von Wänden,<br />
neuartige Stromzähler, die mit Hilfe<br />
von Algorithmen das Energiemanagement<br />
verbessern sollen, eine Monitoring-Plattform<br />
für Brückensanierungen<br />
sowie eine Reihe von Ansätzen, das<br />
Arbeiten in Büros mit neuer Akustikund<br />
Klimatechnologie gesünder und<br />
angenehmer zu gestalten. 2<br />
[ Info ]<br />
Weitere Informationen zur Fraunhofer-<br />
AllianzBau und zu den Projekten:<br />
www.bau.fraunhofer.de<br />
46 <strong>Stahlreport</strong> 6|17
Angela Merkel besuchte ReDI School of Digital Integration<br />
Kanzlerin lobt Programmieren<br />
für Geflüchtete<br />
Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel hat die ReDI School of Digital<br />
Integration in ihren neuen Räumen bei kloeckner.i, der Digitaleinheit<br />
von Klöckner & Co, in Berlin besucht. Dabei überzeugte sie sich<br />
davon, wie die hochmotivierten Geflüchteten moderne Programmiersprachen<br />
und -techniken erlernen, welche Projekte bereits<br />
erfolgreich umgesetzt wurden und welche Ziele sie als Nächstes<br />
verfolgen.<br />
Neben dem ausdrücklichen<br />
Dank für die Initiative betonte Bundeskanzlerin<br />
Merkel bei ihrem Be -<br />
such Ende April, dass man gar nicht<br />
genug versuchen könne, die Flüchtlinge<br />
in Kontakt zu den verschiedenen<br />
gesellschaftlichen Punkten zu<br />
bringen. „Da ist ReDI School ein sehr,<br />
sehr gutes Angebot“, erklärte Angela<br />
Merkel.<br />
In der gemeinnützigen Schule<br />
lernen Geflüchtete kostenfrei Programmieren<br />
oder erweitern ihre<br />
bereits bestehenden Programmierkenntnisse.<br />
Geleitet wird der Unterricht<br />
von ehrenamtlichen Entwicklern<br />
und Programmierern aus<br />
IT-Unternehmen und Start-ups. Die<br />
ReDI School vernetzt zudem ihre<br />
Absolventen mit interessierten<br />
Unternehmen und Start-ups, um<br />
ihnen den Berufseinstieg bzw. -wiedereinstieg<br />
zu erleichtern. Unterstützt<br />
wird die Schule von Partnern<br />
aus der Wirtschaft – zum Beispiel<br />
dem Hauptsponsor Klöckner & Co.<br />
Erste Absolventen in feste<br />
Anstellung übernommen<br />
Anne Kjaer Riechert, Mitgründerin<br />
und Managing Director von ReDI,<br />
freut sich, dass ihr Konzept aufgeht:<br />
„Von Anfang an war es uns wichtig,<br />
das Potential der Geflüchteten genau<br />
dort zu heben, wo die Zukunft unserer<br />
Kommunikation in Wirtschaft<br />
und Gesellschaft liegt: in der Programmiersprache.<br />
Dafür kooperieren<br />
wir eng mit Unternehmen. Dass erste<br />
Absolventen jetzt schon in eine feste<br />
Anstellung übernommen wurden,<br />
wie bei kloeckner.i, ist für uns die<br />
Foto: kloeckner.i<br />
Kanzlerin Dr. Angela Merkel besuchte die<br />
ReDI School of Integration und lobte das<br />
Konzept, Flüchtlinge in einem so modernen<br />
und zukunftsfähigen Beruf auszubilden<br />
und nach erfolgreichem Abschluss<br />
auch anzustellen (links Klöckner-CEO<br />
Gisbert Rühl, in der Mitte Absolvent Rami<br />
Rihawi).<br />
schönste Bestätigung unserer Arbeit.<br />
Der Besuch der Bundeskanzlerin Dr.<br />
Angela Merkel hat das ReDI-Team<br />
sehr berührt und ist zusätzliche Motivation<br />
für unser weiteres Wachstum.“<br />
Für Gisbert Rühl, Vorsitzender<br />
des Vorstands von Klöckner & Co, ist<br />
die Integration von Geflüchteten in<br />
unsere Gesellschaft eine wichtige<br />
Aufgabe im Rahmen der sozialen<br />
Verantwortung deutscher Unternehmen:<br />
„Wir waren von Beginn an<br />
begeistert, wie sich junge Menschen<br />
aus der Start-up-Szene für Gleichaltrige<br />
aus Krisenregionen einsetzen.<br />
Geflüchteten wird damit eine<br />
Chance gegeben, ihr Leben weiter<br />
selbst in die Hand zu nehmen. Die<br />
ReDI-Partnerunternehmen werden<br />
ihrerseits mit talentierten Entwicklern<br />
zusammengebracht – eine echte<br />
Win-win-Situation.“ 2<br />
Jahrestagung der<br />
Arbeitsgemeinschaft Fernstudium<br />
Digitalisierung verändert<br />
das Angebot<br />
Im Zeitalter der Digitalisierung steht<br />
auch das klassische Fernstudium unter Veränderungsdruck<br />
und Legitimationszwang<br />
(vgl. den Bericht zur Tagung der Ausbildungsleiter<br />
in diesem Heft). Diese Entwicklungen<br />
greift die Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft<br />
Fernstudium in den beiden<br />
letzten Junitagen an der Hochschule für<br />
Wirtschaft und Recht in Berlin auf.<br />
„Das selbstorganisierte Lernen ist kein<br />
exklusives Merkmal mehr, Studientexte und<br />
E-Learning-Methoden werden in vielen<br />
anderen Bildungsbereichen ebenfalls<br />
erfolgreich eingesetzt. Neben den etablierten<br />
Fernstudienanbietern integrieren immer<br />
mehr Hochschulen und Einrichtungen der<br />
Erwachsenenbildung digitalisierte Weiterbildungsangebote<br />
in ihre Leistungsportfolios.<br />
Über Open-Access-Initiativen und Massive<br />
Open Online Courses (MOOCs) werden<br />
neue wissenschaftsbasierte Lernangebote<br />
für sehr große Teilnehmerzahlen möglich.<br />
Das Bildungsformat ,Fernstudium‘ droht,<br />
sein Erkennungsmerkmal und seine originäre<br />
Funktion zu verlieren, wenn es nicht<br />
selbst die digitalen und gesellschaftlichen<br />
Trends aufgreift, sich entlang der veränderten<br />
Bedürfnisse erneuert.“ So heißt es im<br />
Einladungstext zu dieser Tagung.<br />
Die beginnt am Donnerstag, 29.6.17, u.a.<br />
mit einer Keynote und einem Impulsvortrag.<br />
Der zweite Tagungstag bietet zunächst Vorträge<br />
von Expertinnen und Experten zu<br />
unterschiedlichen Teilthemen und dann<br />
eine interaktive Arbeitsphase zu der Frage<br />
„Wie wandelt sich das Fernstudium?“<br />
[ Info ]<br />
Für die Organisation der Veranstaltung und<br />
das Tagungsbüro vor Ort ist Sylvia Stamm<br />
zuständig. Sie gehört zum Sprecherrat der<br />
Arbeitsgemeinschaft Fernstudium (AG-F):<br />
sylvia.stamm@hwr-berlin.de.<br />
<strong>Stahlreport</strong> 6|17<br />
47
Lifesteel<br />
Bericht<br />
Der Herkulesbrunnen als einer der drei Prachtbrunnen in der Maximilianstraße in der Oberstadt.<br />
Wasserwerk am Hochablass.<br />
Augsburg bewirbt sich (auch) mit Metall um den Titel als Weltkulturerbe<br />
Energieversorgung und Trinkwasser<br />
Augsburg hat sehenswerte Wasseranlagen, in denen die Energie nicht nur für die frühen metall -<br />
verarbeitenden Betriebe gewonnen wurde. Die Stadt will sich mit ihrem einmaligen Ensemble<br />
aus Wirtschaft, Technik und Brunnenkunst um den Status eines kulturellen Welterbes bewerben.<br />
Peter Becker hat sich in der bayerischen Stadt umgeschaut und ist dort auf viel Metall gestoßen.<br />
Fotos (v.l.): Reinhard Paland, Felix Hartmann, Peter Becker<br />
Bereits im Jahr 1421 arbeitete<br />
in Augsburg jenes Wasserwerk, das<br />
bis 1879 in Betrieb war und heute<br />
Touristenattraktion ist. Es galt schon<br />
im 15. Jahrhundert als Sehenswürdigkeit,<br />
als zahlreiche Experten aus ganz<br />
Europa in die Stadt am Lech kamen,<br />
um das technische Wunderwerk zu<br />
inspizieren und Anregungen für<br />
eigene Projekte zur Wasserversorgung<br />
mitzunehmen.<br />
Denn: Trinkwasser wurde damals<br />
in den Städten normalerweise entweder<br />
aus Brunnen hochgeholt oder<br />
in Zisternen gesammelt; im Fall einer<br />
Verunreinigung konnten schnell Seuchen<br />
ausbrechen.<br />
Augsburg hingegen bezog sein<br />
Trinkwasser über Kanäle aus dem<br />
heutigen Naturschutzgebiet Stadtwald<br />
und beförderte es mittels Wassertürmen<br />
und Fallrohren in die Ober-<br />
stadt. Das war sensationell für die<br />
Zeit um 1450. Und es gab in den Vierteln<br />
der Reichen sogar so viel an fließendem<br />
Wasser, dass man schon um<br />
1600 damit prächtige Schaubrunnen<br />
betreiben konnte.<br />
Die Armen hingegen holten sich<br />
das kostbare Nass weiterhin mit dem<br />
sprichwörtlichen Krug von einem<br />
Brunnen.<br />
Pumpen<br />
Vermutlich aus Italien war die Technologie<br />
der Kolbenpumpen gekommen,<br />
derer man sich in Augsburg<br />
bediente: In mehreren Takten, vergleichbar<br />
dem Zylinder im Automotor,<br />
drückten sie das Wasser zunächst<br />
in die Türme der ehemaligen Festungsanlagen.<br />
Die hatten im Obergeschoss<br />
neuerdings Kupferkessel als<br />
Reservoir, und von diesen Hochbehältern<br />
stürzte es wieder in die Tiefe,<br />
um am Ende der Rohrleitung in die<br />
Oberstadt aufzusteigen.<br />
Diese Oberstadt war von den<br />
Römern strategisch günstig auf einem<br />
Plateau zwischen den Flüssen Lech<br />
und Wertach angelegt worden.<br />
In einem weltweit einmaligen<br />
Ensemble am Roten Tor sind drei der<br />
alten Wassertürme und u.a. das Haus<br />
des Brunnenmeisters erhalten geblieben.<br />
Woher aber kam die Energie für<br />
diese Pumpenanlagen?<br />
Räder<br />
Das nun ist der zweite Aspekt der<br />
Bewerbung um den Welterbestatus.<br />
Neben den Trinkwasserkanälen hatten<br />
die Augsburger nämlich auch das<br />
Wasser des Lech auf vielfältigen<br />
Wegen in die Unterstadt geführt. An<br />
48 <strong>Stahlreport</strong> 6|17
Wasserrad in einem Kanäle der Unterstadt.<br />
diesen Gräben standen Wasserräder,<br />
die neben den Pumpenanlagen auch<br />
etwa die Hammerwerke wie die Alte<br />
Schmiede oder die Mühlen betrieben.<br />
Für das Jahr 1761 listete der damalige<br />
Stadtbrunnenmeister Caspar Walter<br />
34 Mühlen mit 64 Wasserrädern<br />
im Stadtgebiet auf, darunter neun<br />
Silber-, Kupfer-, Eisen- und Pfannenhämmer.<br />
Sie legten den Grundstein<br />
für Augsburgs lange Tradition der<br />
metallverarbeitenden Industrie.<br />
Inzwischen ist ein Großteil dieser<br />
Gräben in der Unterstadt wieder<br />
instandgesetzt – allerdings sieht der<br />
Besucher zunächst nicht viel davon.<br />
Denn auf den ersten Blick erwartet<br />
man hinter den schmiedeeisernen<br />
Gittern vor den Häusern nur Vorgärten.<br />
Dann aber hört man das unablässige<br />
Blubbern aus den Wasserläufen<br />
und sieht die Brückchen, die zu<br />
den Haustüren führen.<br />
An einer Stelle liegen gar fünf<br />
solche Gräben nebeneinander. Dazwischen<br />
gibt es jeweils eine Straße und<br />
eine Häuserreihe. Die Straßen tragen<br />
die Namen der Gräben, hier: Hinterer<br />
Lech, Mittlerer Lech, Vorderer<br />
Lech, Sparrenlech und Stadtgraben.<br />
Meist aber ist die Namensgebung für<br />
Außenstehende nicht recht verständlich,<br />
zumal mancher Graben nach<br />
kurzem Lauf schon wieder umbenannt<br />
wird.<br />
Kuriosität im Netz der Gräben:<br />
Am Haus ‚Bei den Sieben Kindeln‘<br />
wird ein Wasserlauf in einem Trog<br />
über einen anderen hinweggeführt.<br />
Aus Gusseisen ist die Konstruktion.<br />
Sie ruht auf sechs Eisenpfeilern und<br />
trägt an einer Seite stolz das Wappen<br />
Augsburgs, weshalb sie Zirbelnuss-Kanal-Brücke<br />
heißt.<br />
Übrigens: Die Gräben dienten<br />
ehemals auch der Entsorgung allen<br />
Abfalls.<br />
Rohre<br />
Selbst in Augsburgs wegweisender<br />
Trinkwasserversorgung aber stellte<br />
das Material für die Leitungen ein<br />
Weitere Wasser-Aspekte in Augsburg<br />
unlösbares Problem dar. Die Rohre<br />
waren nämlich ausgebohrte Baumstämme.<br />
Im ungünstigen Fall mussten<br />
sie alle paar Jahre ausgetauscht<br />
werden (was auch für die Wasserräder<br />
galt). Zudem hatte das aus ihnen<br />
stammende Trinkwasser einen muffigen<br />
Geschmack.<br />
Dennoch beachtlich: Im Jahr 1764<br />
ging vom Großen Wasserturm eine<br />
Leitung mit mehr als 3,4 km Länge<br />
in die Oberstadt ab. Ähnliche Strecken<br />
erreichten die Rohre von den anderen<br />
Hochbehältern.<br />
Erst ab 1848 wurde das Problem<br />
der Holzrohre gelöst, nämlich durch<br />
Gusseisen als modernes Material.<br />
Verbessert wurde in jenen Jahren<br />
auch die Pumpentechnik: Hatte<br />
der Kupferkessel im Großen Wasserturm<br />
ehemals ein Volumen von 3.645<br />
z Hydrotechnische Modelle im Maximilianmuseum<br />
z Am Hochablass zieht sich ein Stauwehr quer durch den Lech<br />
z Über 30 Kraftwerke unterschiedlicher Größe gewinnen im Augsburger<br />
Stadtgebiet Strom aus Wasserkraft<br />
z Viadukt<br />
z Festungsgräben<br />
3<br />
<strong>Stahlreport</strong> 6|17<br />
49
Lifesteel<br />
Bericht<br />
[ info ]<br />
www.augsburgtourismus.de/<br />
welterbe.html<br />
3<br />
Litern (= 3,645 Kubikmeter) gehabt,<br />
lieferte im Jahr 1850 das komplette<br />
Ensemble am Roten Tor 144 Kubikmeter<br />
pro Stunde.<br />
Von den künstlerischen Seiten<br />
des Trinkwassers künden die<br />
berühmten drei Prachtbrunnen in<br />
der Oberstadt. Sie entstanden um<br />
1600 und dokumentieren eindrücklich<br />
den Reichtum der Bürger, unter<br />
denen insbesondere die Fugger zu<br />
nennen sind.<br />
Spektakulär für Freunde der<br />
Industriekultur ist das Wasserwerk<br />
am Hochablass. Es wurde um 1880<br />
in Betrieb genommen und löste die<br />
insgesamt sieben Wasserwerke mit<br />
neun Türmen ab, wie es in dem Buch<br />
„Augsburgs Wasserwirtschaft“ (Martin<br />
Kluger, context Verlag, 2015) heißt.<br />
Die Maschinenhalle zeigt die mächtigen<br />
Schwungräder aus Eisen, mit<br />
denen die Pumpen betrieben wurden.<br />
Übrigens wurde für den Antrieb<br />
auch in diesem Fall das Wasser des<br />
Lech genutzt.<br />
Auch das Wasserwerk an der<br />
Wolfzahnau zeigt solche eiserne<br />
Maschinen.<br />
„Bis August wird die Stadt ihre<br />
Bewerbung beim bayerischen Kultusministerium<br />
abgeben“, sagt Ulrich<br />
Müllegger, zuständig für das Thema<br />
bei der Stadtverwaltung. Über das<br />
Ministerium gehen die Unterlagen<br />
dann an das Auswärtige Amt und<br />
Kanalüberquerung am Haus „Bei den Sieben Kindeln“.<br />
Wassertürme in Augsburg: im Vordergrund der Große Wasserturm, dahinter verdeckt<br />
der Kleine Wasserturm, rechts der Kastenturm. Im Hintergrund in der Oberstadt die<br />
Basilika St. Ulrich und Afra. Der Turm links gehört zum Roten Tor.<br />
von dort zur Vorprüfung an das<br />
Unesco-Welterbezentrum in Paris.<br />
Eventuell könnte Augsburg 2019<br />
den begehrten Titel bekommen.<br />
„Jedoch muss man realistisch sein<br />
und festhalten, dass zum Beispiel<br />
Regensburg oder der Bergpark Kassel-Wilhelmshöhe<br />
zwei Anläufe<br />
brauchten“, sieht Müllegger die Dinge<br />
sehr nüchtern.<br />
Denn die Messlatte der Unesco<br />
ist hoch gelegt. So will sie in den Konzepten<br />
der Bewerber neuerdings auch<br />
Kanal beim Brechthaus in der Unterstadt.<br />
Aspekte wie Bildung sehen. Augsburg<br />
kooperiert dafür mit den Hochschulen<br />
am Ort und ebenso den Gymnasien<br />
und der Volkshochschule.<br />
Schon traditionell richtet man ein<br />
reichhaltiges Kulturprogramm um<br />
die Geschichte der Stadt aus, wie es<br />
die Unesco erwartet.<br />
Den Sport als Teil des Bewerbungskonzepts<br />
kann Augsburg ohne<br />
Mühe nachweisen: am Lech gibt es<br />
die Wildwasserstrecke der Olympischen<br />
Spiele 1972 in München. 2<br />
Fotos: Christine Pemsl Fotos: Reinhard Paland<br />
50 <strong>Stahlreport</strong> 6|17
BDS-Berufsbildung<br />
Seminare und sonstige (BDS-)Veranstaltungen<br />
2017<br />
Seminarthema Termin Tagungsort<br />
Flacherzeugnisse (Seminar) 08.-09.06. Duisburg<br />
Stahlkunde (Seminar) 22.-24.08. Gröditz<br />
Neue A-Kunden gewinnen und Anfragen<br />
professionell managen (Verkauf I) (Seminar) 18.-19.09. Norderstedt<br />
Verkauf (Lernteam) 20.09. Norderstedt<br />
Stahleinkauf (Seminar, Kooperation) 19.-20.09. Duisburg<br />
Stahlhandelstag 28.09. Darmstadt<br />
Rohre aus Edelstählen (Seminar) 09.-10.10. Monschau<br />
Nichtrostende Stähle (Seminar) 16.-17.10. Aachen<br />
Mehr Aufträge durch professionelle Angebotsverfolgung<br />
und effektive Preisverhandlung<br />
(Verkauf II) (Seminar) 25.-26.10. Nürnberg<br />
Betonstahl (Seminar) 07.-08.11. Kehl<br />
Stahlkunde (Seminar) 06.-08.12. Gengenbach<br />
Diese Übersicht gibt den Stand der Planungen für Lernteam- und Seminarveranstaltungen<br />
und zum Fernstudium sowie zu entsprechenden Kooperationen wieder.<br />
Änderungen jeder Art sind vorbehalten, vor allem Ergänzungen. Über weitere Details sowie zu<br />
den Anmeldemöglichkeiten informieren Sie sich bitte im Internet (www.stahlhandel.com) oder<br />
wenden sich telefonisch bzw. elektronisch an den<br />
BUNDESVERBAND DEUTSCHER STAHLHANDEL (BDS)<br />
Max-Planck-Straße 1 · 40237 Düsseldorf<br />
Telefon: 0211/86497-19 · Telefax: 0211/86497-22<br />
E-MAIL: WYNANDS-BDS@STAHLHANDEL.COM