18.01.2018 Aufrufe

Stahlreport 2017.06

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

72. Jahrgang | Juni 2017<br />

STAHLREPORT<br />

Das BDS-Magazin für die Stahldistribution<br />

6|17<br />

Strengt! Euch! An!


Herausgeber:<br />

Bundesverband Deutscher Stahlhandel<br />

Herausgeber:<br />

Bundesverband Deutscher Stahlhandel<br />

Herausgeber:<br />

Bundesverband Deutscher Stahlhandel<br />

Herausgeber:<br />

Bundesverband Deutscher Stahlhandel<br />

Dipl.-Ing. Jochen Adams<br />

Dr. rer. nat. Peter Drodten<br />

Dipl.-Ing. Jochen Adams<br />

Dr. rer. nat. Peter Drodten<br />

1. Auflage<br />

27. Auflage<br />

Herausgeber:<br />

Bundesverband Deutscher Stahlhandel<br />

Herausgeber:<br />

Bundesverband Deutscher Stahlhandel<br />

Herausgeber:<br />

Bundesverband Deutscher Stahlhandel<br />

Ludwig Felser<br />

Dipl.-Ing. Jochen Adams<br />

Dr. rer. nat. Peter Drodten<br />

Dipl.-Ing. Wolfgang Drodten<br />

Starker Stahl<br />

braucht<br />

starke Bücher<br />

Unverzichtbar im Arbeitsalltag –<br />

BDS-Fachbücher<br />

Herstellung und Anwendungsgebiete<br />

Stahlrohre und Rohrzubehör<br />

Dr. Axel Willauschus<br />

Dr. Axel Willauschus<br />

Stahlrohre und Rohrzubehör<br />

Herstellung und Anwendungsgebiete<br />

Format DIN A5 | veredeltes Softcover |<br />

308 Seiten | 1. Auflage Nov. 2015 |<br />

49,00 € zzgl. MwSt., Verpackung & Versand<br />

Empfehlungen, Ausrüstung und Umsetzung<br />

Ladungssicherung<br />

im Stahlhandel<br />

Recommendations, Equipment and Execution<br />

Cargo Security<br />

for Steel Distribution<br />

Ludwig Felser<br />

Ladungssicherung<br />

im Stahlhandel<br />

Empfehlungen, Ausrüstung und Umsetzung<br />

Format DIN A4, dt./engl. | hochwertiges<br />

Hardcover | 89 Seiten, 168 Abbildungen<br />

1. Auflage – Sep. 2013 |<br />

39,00 € zzgl. MwSt., Verpackung & Versand<br />

Herstellung, Normung und Eigenschaften<br />

Langerzeugnisse aus Stahl<br />

Production, Standards and Properties<br />

Long Products made of Steel<br />

Dipl.-Ing. Jochen Adams,<br />

Dr. rer. nat. Peter Drodten<br />

Langerzeugnisse aus Stahl<br />

Herstellung, Eigenschaften und<br />

Prüfung<br />

Format DIN A4, dt./engl. | hochwertiges<br />

Hardcover | 128 Seiten, 99 Abbildungen<br />

1. Auflage – Sep. 2013 | 119,00 €<br />

zzgl. MwSt., Verpackung & Versand<br />

Dr. Axel Willauschus<br />

EN-Normen für Stahlrohre<br />

und Rohrzubehör<br />

Kommentar für den praxisorientierten<br />

Anwender aus Handel und Industrie<br />

Format DIN A5 | veredeltes Softcover<br />

474 Seiten | 3. Auflage – Feb. 2008 |<br />

39,00 € zzgl. MwSt., Verpackung & Versand<br />

Ein material-, produkt- und anarbeitungskundliches<br />

Nachschlagewerk für den Stahlhandel<br />

Stahl-Lexikon<br />

Manfred Feurer<br />

Prof. Dr. Joachim Lueg<br />

Heinz Schürmann<br />

Manfred Feurer, Prof. Dr. Joachim Lueg,<br />

Heinz Schürmann<br />

Stahl-Lexikon<br />

Eine Material-, Produkt- und<br />

Anarbeitungskunde<br />

Format DIN A5 | veredeltes Softcover |<br />

339 Seiten, 75 Abbildungen | 27. Auflage –<br />

Nov. 2009 | 49,00 € zzgl. MwSt.,<br />

Verpackung & Versand<br />

Prüfbescheinigungen nach<br />

EN 10204 in der Praxis<br />

Peter Henseler<br />

1. Auflage<br />

Peter Henseler<br />

Prüfbescheinigungen nach<br />

EN 10204 in der Praxis<br />

Format DIN A5 | veredeltes Softcover |<br />

ca. 100 Seiten | 1. Auflage – 2011 | 45,79 €<br />

zzgl. MwSt., Verpackung & Versand<br />

Herstellung, Eigenschaften und Prüfung<br />

Flacherzeugnisse aus Stahl<br />

Production, Properties and Testing<br />

Flat Products made of Steel<br />

Dipl.-Ing. Jochen Adams,<br />

Dr. rer. nat. Peter Drodten<br />

Flacherzeugnisse aus Stahl<br />

Herstellung, Eigenschaften und Prüfung<br />

Format DIN A4, dt./engl. | hochwertiges<br />

Hardcover | 130 Seiten, 120 Abbildungen<br />

1. Auflage – Dez. 2010 | 119,00 €<br />

zzgl. MwSt., Verpackung & Versand<br />

Herstellung, Eigenschaften und Verarbeitung<br />

Edelstahl Rostfrei<br />

Production, Properties and Processing<br />

Stainless Steel<br />

Dipl.-Ing. Jochen Adams, Dr. rer. nat. Peter<br />

Drodten, Dipl.-Ing. Wolfgang Drodten<br />

Edelstahl Rostfrei<br />

Herstellung, Eigenschaften und<br />

Verarbeitung<br />

Format DIN A4, dt./engl. | hochwertiges<br />

Hardcover | 144 Seiten, 104 Abbildungen<br />

1. Auflage – Dez. 2009 | 99,00 €<br />

zzgl. MwSt., Verpackung & Versand<br />

Bestellen Sie per Telefax: 02 11/8 64 97-22 oder per E-Mail: info-BDS@stahlhandel.com<br />

BDS AG – Bundesverband Deutscher Stahlhandel – www.stahlhandel.com


Strengt!<br />

Euch!<br />

An!<br />

EDITORIAL<br />

INHALT<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

es ist eine Binsenweisheit: Nur wer<br />

sich anstrengt, erreicht etwas. Doch<br />

sich anzustrengen hält sogar eine Art<br />

Glück bereit, auch ohne dass etwas<br />

erreicht wurde – wenn nämlich die<br />

Anstrengung nachlässt. Dass das<br />

Nachlassen der Anstrengung Glücksgefühle auslöst,<br />

kann man auf unserem Titelbild „The Austrian Rock“<br />

Franz Müllner unmittelbar vom Gesicht ablesen. Der<br />

Österreicher hat sich für Schierle Stahlrohre bei der Einweihung<br />

der neuen Hochregalanlage des Unternehmens<br />

angestrengt – neben Glücksgefühlen aber auch einen<br />

neuen Guinessbuchrekord verbucht (S. 5).<br />

Denn nachhaltiger ist das „Glück“, wenn es nicht<br />

nur aus dem Nachlassen der Anstrengung besteht, sondern<br />

auch etwas erreicht wurde. Ein sichtbares Beispiel<br />

sind dafür Investitionen. Unternehmen müssen sich entwickeln,<br />

dem Markt anpassen, nach vorne gehen. Dabei<br />

müssen Entwicklungen abgeschätzt und Risiken eingegangen<br />

werden. Auch Unternehmen stemmen gleichsam<br />

Gewichte. Dafür ist nicht nur eine neue Hochregalanlage<br />

ein Beispiel. Auch eine Hausmesse oder ein<br />

Branchenforum sind nachhaltige unternehmerische<br />

Investitionen – wie die Hausmesse der Gebr. Lotter KG<br />

und das Klöckner-Forum „Mehrwert Digital“ im Mai<br />

gezeigt haben (S. 9 und ab S. 10).<br />

Und auch der BDS strengt sich an. Im Mai haben wir<br />

zum Beispiel an drei Terminen zu Compliance-Workshops<br />

eingeladen – verteilt über das gesamte Bundesgebiet<br />

und für Sie, die Mitglieder des BDS, kostenlos<br />

(ab S. 34). Im April hat der BDS die bundesweite KWB-<br />

Tagung der kaufmännischen Ausbildungsleiter maßgeblich<br />

mitorganisiert (S. 36). Der BDS bildet regelmäßig<br />

in vielen Seminaren zu Fachthemen des Stahlhandels<br />

weiter (siehe Rückseite des Hefts). Nicht zu vergessen<br />

das Fernstudium „Betriebswirt/-in Stahlhandel (BDS),<br />

das im Juli erstmals in digitalisierter Version startet<br />

(S. 42). Im September nähert sich dann der Höhepunkt<br />

des BDS-Veranstaltungsjahrs: der Stahlhandelstag, zu dem<br />

wir schon jetzt herzlich einladen (ab S. 30).<br />

Mit vorsommerlichen Grüßen,<br />

Markus Huneke<br />

PERSÖNLICHES<br />

4 Kurznachrichten<br />

STAHLHANDEL<br />

5 Schierle weiht Hochregalanlage ein<br />

6 Kicherer investiert in Langgutlager<br />

8 Stahlo investiert in Gera<br />

9 Lotter-Hausmesse 2017<br />

10 Klöckner-Forum „Mehrwert Digital“<br />

12 Nordwest: positive Jahresbilanz<br />

13 Maschinenbauer lagert Bevorratung aus<br />

STAHLVERARBEITUNG<br />

Schwerpunkt: Bauen mit Stahl<br />

14 Ein unwahrscheinliches Bauwerk<br />

17 Interview: Digitalisierung von Transportprozessen<br />

STAHLPRODUKTION<br />

18 Jubiläum: 125 Jahre Stahl in Duisburg<br />

ANARBEITUNG & LOGISTIK<br />

Schwerpunkt: Verzinken<br />

20 Feuerverzinken bei Erstkosten günstiger<br />

22 Softwaremodul für rechtssichere Transporte<br />

23 Kaltenbach: IPS 2017<br />

MESSEN UND MÄRKTE<br />

24 Logistik-Messen im Fokus<br />

26 u.a. Markt für Elektro-Räder wächst, Ausblick auf die<br />

Schweißen + Schneiden, u.v.m.<br />

BDS<br />

28 Research: Volle Auftragsbücher im März<br />

30 Kommunikation: Wissen. Handeln. Weiterdenken.<br />

Vorschau auf den BDS-Stahlhandelstag 2017<br />

32 Kommunikation: <strong>Stahlreport</strong> als ePaper, Impressum<br />

34 Recht: Nachbericht zu den BDS-Compliance-Workshops<br />

36 Berufsbildung: Nachbericht zur Tagung der<br />

kaufmännischen Ausbildungsleiter<br />

42 BDS-Fernstudium: Digitale Version erhält vorläufige<br />

Zulassung<br />

VERBÄNDE & POLITIK<br />

43 u.a. Jahreskongress der Elektroindustrie, Berliner<br />

Stahldialog der Wirtschaftsvereinigung Stahl, u.v.m.<br />

WISSENSWERTES<br />

46 Faszinierend: aktuelle Fraunhofer-Forschung<br />

47 Sponsor Klöckner: Kanzlerin lobt Programmier-Projekt<br />

LIFESTEEL<br />

48 Augsburg: Mit Metall zum Weltkulturerbe<br />

<strong>Stahlreport</strong> 6|17<br />

3


Persönliches<br />

Kurznachrichten<br />

Foto: Remmert<br />

Foto: FVK<br />

Thomas Peitz<br />

ist seit April dieses Jahres technischer Leiter<br />

beim Langgut- und Blechlagerspezialisten Remmert<br />

GmbH mit Sitz im ostwestfälischen Löhne.<br />

In der neu geschaffenen Position verantwortet<br />

der 42-Jährige den gesamten Produktentstehungsprozess<br />

im Unternehmen – von der Entwicklung<br />

über die Produktion bis hin zur<br />

Beschaffung und Logistik. Ein Schwerpunkt seiner<br />

Tätigkeit ist die Einführung und Weiterentwicklung<br />

von Industrie 4.0 in den hauseigenen<br />

Lagersystemen. Der promovierte Ingenieurwissenschaftler<br />

sagte dazu: „Ich freue mich sehr<br />

auf die verantwortungsvolle Aufgabe bei Remmert<br />

und die Zusammenarbeit mit einem hervorragend<br />

aufgestellten und hoch motivierten<br />

Team. Mein persönliches Ziel ist es, den Wachstumskurs<br />

des Unternehmens<br />

voranzutreiben.“<br />

Jahrelange<br />

Erfahrung im Bereich<br />

standardisierter technischer<br />

Systeme bringt<br />

Dr. Thomas Peitz aus<br />

seinen vorherigen Stationen<br />

bei Schüco und<br />

Wincor Nixdorf mit.<br />

Matthias Gierse<br />

steht seit April 2017 an der Spitze der Fachvereinigung<br />

Kaltwalzwerke (FVK). Deren Mitgliederversammlung<br />

wählte den 57-Jährigen<br />

in Iserlohn zu ihrem neuen Vorsitzenden.<br />

Dr. Matthias Gierse löste in dieser Position<br />

Dr. Kai Wilke (58) ab, der die Fachvereinigung<br />

19 Jahre lang geführt hatte. Der neu<br />

Gewählte war dort<br />

bisher stellvertretender<br />

Vorsitzender;<br />

diese Position wird<br />

künftig sein Vorgänger<br />

Wilke einnehmen.<br />

Zu den wichtigsten<br />

Themen, mit denen<br />

sich die Fachvereinigung<br />

in Zukunft<br />

beschäftigen wird,<br />

zählt der neue Vorsitzende die Digitalisierung<br />

und die Fragen nach Konsequenzen der Elektromobilität<br />

für Werkstofflieferanten. Dr. Matthias<br />

Gierse kennt die Stahlindustrie aus vielen<br />

Perspektiven: Bevor er 2011 als<br />

Geschäftsführer Vertrieb und Einkauf bei<br />

Waelzholz auf die Seite der Stahlverarbeiter<br />

wechselte, hatte er jahrelang in mehreren<br />

verantwortlichen Positionen beim Stahlerzeuger<br />

thyssenkrupp gearbeitet.<br />

Fotos, 2: Vallourec<br />

Foto: thyssenkrupp<br />

Grit Heller und Dirk Bissel<br />

stehen für einen Doppelwechsel im Management<br />

der Vallourec Deutschland GmbH: Seit<br />

dem 1. Mai 2017 hat Grit Heller (Jahrgang 1978)<br />

die Bereiche Finanzen, Controlling, Risikomanagement<br />

und Compliance zu verantworten. Sie<br />

folgte auf Norbert Keusen, der Ende April auf<br />

eigenen Wunsch in den Ruhestand gewechselt<br />

war. Bereits zum 1. April 2017 war Dr. Dirk Bissel<br />

(geb. 1965) zum neuen Geschäftsführer Vertrieb<br />

ernannt worden. Der promovierte Ingenieur<br />

trat die Nachfolge von Nicolas Moreau an,<br />

der innerhalb der Vallourec-Gruppe eine neue<br />

Rolle in der Zentralabteilung Development &<br />

Innovation übernommen hatte. Seit dem 1. Mai<br />

2017 ist Dirk Bissel außerdem für die Bereiche<br />

Recht und Kommunikation verantwortlich.<br />

Beide Neuzugänge in der deutschen Geschäftsführung<br />

besetzen zudem wichtige Funktionen<br />

innerhalb der Region Europe Africa der Vallourec-Gruppe:<br />

Heller leitet das Controlling, Bissel<br />

den Vertrieb.<br />

Jonas Flöth und Marvin Strehl<br />

gelten am Rechner als echte Profis: Wenn es<br />

um die Einrichtung und Vernetzung von IT-Landschaften<br />

geht, sind die beiden thyssenkrupp-<br />

Auszubildenden die richtigen Ansprechpartner.<br />

Ihr Können setzten die angehenden Fachinformatiker<br />

nun auch im Petershof in Duisburg-<br />

Marxloh ein, wo sie im pastoralen Zentrum der<br />

Gemeinde St. Peter bei der Einrichtung eines<br />

neuen Computerraums für Schulungen geholfen<br />

haben. „Der Petershof hatte im Rahmen einer<br />

Spende zehn neue Computersysteme erhalten,<br />

es fehlte aber zuletzt an Know-how und Manpo-<br />

wer, die Rechnersysteme zu installieren und ins<br />

Netzwerk einzubinden. Deshalb bat man uns<br />

um Unterstützung“, erklärte Jonas Flöth. Die<br />

beiden seien sofort dabei gewesen, ergänzte<br />

Marvin Strehl.<br />

Riccardo Viaggi<br />

hat am 8. Mai 2017 die Leitung des CECE-Büros<br />

in Brüssel übernommen. Als solcher vertritt er<br />

die Interessen der europäischen Baumaschinenindustrie<br />

gegenüber den Brüsseler Institutionen<br />

und managt die Aktivitäten des Committee<br />

for European Construction Equipment. Der<br />

Italiener Viaggi ist 36 Jahre alt und war bisher<br />

Generalsekretär des Europäischen Bauverbandes<br />

European Builders Confederation. CECE-<br />

Präsident Bernd Holz gab sich sicher, dass<br />

diese Erfahrung helfen wird, die Position und<br />

die Sichtbarkeit des CECE und der europäischen<br />

Baumaschinenindustrie in Brüssel weiter<br />

zu stärken: „Riccardo<br />

verfügt über fundierte<br />

Management Erfahrung.<br />

Er kennt unsere<br />

Industrie und das<br />

Geschäft in Brüssel.<br />

Ich freue mich auf die<br />

Zusammenarbeit mit<br />

ihm.“ Das CECE vertritt<br />

die Interessen<br />

von mehr als 1.000<br />

Baumaschinenherstellern in Europa, die in<br />

nationalen Verbänden organisiert sind.<br />

Foto: CECE<br />

Peter Modelhart und<br />

Markus Schrick<br />

bleiben mit an der Spitze des VDIK. Turnusgemäß<br />

wurden sie im Mai auf der Mitgliederversammlung<br />

des Verbands der Internationalen<br />

Kraftfahrzeughersteller in ihren Ämtern bestätigt.<br />

Neben Peter Modelhart (Geschäftsführer<br />

Jaguar Land Rover Deutschland GmbH) und<br />

Markus Schrick (Geschäftsführer Hyundai<br />

Motor Deutschland GmbH) wurden neu in den<br />

Vorstand berufen: Albéric Chopelin (Generaldirektor<br />

Peugeot Citroen Deutschland GmbH),<br />

Uwe Hochgeschurtz (Vorsitzender des Vorstandes<br />

Renault Deutschland AG), Frank Jürgens<br />

(Sprecher der Geschäftsführung Skoda Auto<br />

Deutschland GmbH). Als Vorstandsmitglied und<br />

als Vizepräsident wurde außerrdem wiedergewählt:<br />

Thomas Hausch (Geschäftsführer Nissan<br />

Center Europe GmbH). Der VDIK war 1952 in<br />

Frankfurt/M. gegründet worden und stellt –<br />

auch für den „<strong>Stahlreport</strong>“ – regelmäßig die<br />

relevanten Daten für den gesamten deutschen<br />

Automobilmarkt zur Verfügung.<br />

4 <strong>Stahlreport</strong> 6|17


Stahlhandel<br />

Bericht<br />

Fotos: Schierle<br />

Die Anstrengung ins<br />

Gesicht geschrieben:<br />

„The Austrian Rock“<br />

Franz Müllner bei<br />

seinem erfolgreichen<br />

Weltrekord-Versuch<br />

anlässlich der Eröffnung<br />

der neuen Hochregalanlage<br />

von Schierle.<br />

Schierle Stahlrohre eröffnet neues Hochregallager<br />

Kraftakt zum Auftakt<br />

Das neue Hochregal aus der Schweiz, den Weltrekordler für die Einweihung dazu aus Österreich,<br />

alles zusammen in Neuss am Rhein – die Schierle Stahlrohre GmbH & Co. KG hat ihre neue<br />

Hochregalanlage mit einer glamourösen Feier im Mai vor rund 250 Gästen in Betrieb genommen.<br />

Die Eckdaten der neuen Anlage<br />

vorab: 19 m hoch, 38 m in der Breite<br />

und 25 m tief ist das neue Hochregallager,<br />

das Hersteller Fehr bei und<br />

für Schierle errichtet hat. Die Anlage<br />

verfügt über 2.500 Kassetten, die<br />

jeweils maximal 3 t Gewicht tragen<br />

und automatisiert angesteuert sowie<br />

be- und entladen werden können.<br />

Eingelagert werden kann Material<br />

bis zu einer Länge von 8,2 m und<br />

300mm Durchmesser. Das Hochregal<br />

verfügt über zwei Auslager- und<br />

eine Einlagerstation. Kosten: 3 Mio.€.<br />

Eine Investition, die sich nach<br />

Angaben von Geschäftsführer Carsten<br />

Loch bereits ausgezahlt hat: „Wir<br />

konnten unsere Kapazitäten durch die<br />

neuen Lagermöglichkeiten deutlich<br />

steigern und sind vor allem schneller<br />

und effizienter geworden.“ Langfristig<br />

soll insgesamt auch eine Kostenreduzierung<br />

erzielt werden.<br />

Spektakuläre Lasershow<br />

Soweit die trockenen Zahlen. Welchen<br />

Stellenwert diese Investition für<br />

Schierle tatsächlich hat, lässt sich an<br />

ihnen nicht ablesen. Das hat vielmehr<br />

die glamouröse Feier gezeigt,<br />

zu der das Neusser Unternehmen<br />

anlässlich der offiziellen Einweihung<br />

der Anlage eingeladen hatte.<br />

Es blitzte und blinkte futuristisch,<br />

eingängig emotionale Musik flutete<br />

die Ohren, die neue Hochregalanlage<br />

war hinter den Strahlen der brillianten<br />

Lasershow immer mal wieder<br />

in ihren Ausmaßen zu erahnen:<br />

So erlebten die 250 Gäste die Eröffnung<br />

des neuen Hochregals.<br />

Etwas weniger als eine einzelne<br />

Kassette der neuen Anlage kann übrigens<br />

Franz Müllner tragen – nämlich<br />

exakt 883 kg. Allerdings müssen die<br />

Dinge, die „The Austrain Rock“, wie<br />

der Weltrekordler auch genannt wird,<br />

einen größeren Durchmesser haben,<br />

als das Material, das in der Hochregalanlage<br />

gelagert wird. So hatte sich<br />

der Muskelmann angesichts der Nähe<br />

der Rheinmetropole Düsseldorf für<br />

seinen Guinnessbuch-Rekordversuch<br />

21 volle Fässer des typisch Düsseldorfer<br />

Altbiers Marke Uerige plus<br />

Trompeter Bruce Kapusta darauf sitzend<br />

ausgesucht.<br />

Im Beisein eines Notars schaffte<br />

es „The Austrian Rock“, tatsächlich,<br />

auch mit Hilfe einer Stahlrohr-Tragekonstruktion<br />

von Schierle, die<br />

unglaublichen 883 kg zu stemmen.<br />

So stand am Ende dieses erfolgreichen<br />

Versuchs der insgesamt 17. Weltrekord<br />

des Extremsportlers – was<br />

André Scheidt, Stadionsprecher von<br />

Fortuna Düsseldorf und Moderator<br />

des Events, gebührend würdigte.<br />

„Das ist der Wahnsinn. Für mich<br />

geht ein Traum in Erfüllung", sagte<br />

der 47-Jährige Franz Müllner hinterher<br />

erschöpft, aber glücklich. Mit seinem<br />

erfolgreichen Versuch ist er<br />

immerhin rund 260kg über den bisherigen<br />

Rekord gekommen. Eine<br />

mehr als deutliche Verbesserung. 2<br />

[ Kontakt ]<br />

Schierle Stahlrohre GmbH & Co. KG<br />

41468 Neuss<br />

www.schierle.de<br />

Tel. +49 2131 3665-0<br />

Die neue Hochregalanlage im Laserlicht:<br />

Die Eröffnungsfeier bei Schierle Stahlrohre.<br />

<strong>Stahlreport</strong> 6|17<br />

5


Stahlhandel<br />

Bericht<br />

Kasto installiert vollautomatisches Langgutlager<br />

Kicherer baut Logistikkapazität weiter aus<br />

Der Säge- und Lagertechnik-Spezialist KASTO hat erneut einen Auftrag der Friedrich Kicherer<br />

GmbH & Co. KG erhalten. Für seinen langjährigen Kunden plant und installiert KASTO ein neues,<br />

vollautomatisches Langgutlager vom Typ Unicompact mit integrierter Förder-, Säge- und<br />

Verpackungstechnik. Der Stahlhändler will damit seine Lieferfähigkeit und -schnelligkeit auf<br />

lange Sicht ausbauen und die Arbeitsabläufe im Lager einfacher und ergonomischer gestalten.<br />

Kicherer gehört zu den größten mittelständischen<br />

Stahlhandlungen in Deutschland und ist langjähriger<br />

Kunde von Kasto. Am Stammsitz des Unternehmens in<br />

Ellwangen sind bereits mehrere Lagersysteme des Lagerund<br />

Sägetechnikspezialisten im Einsatz – teils schon<br />

seit den 1990er-Jahren. Um das umfangreiche Sortiment<br />

aus Stabstahl, Edelstahl, NE-Metallen, Qualitäts- und<br />

Blankstahl, Röhren und Spezialprofilen weiter abzurunden<br />

und auszubauen, investiert Kicherer nun in eine<br />

erneute Erweiterung seiner Lagertechnik. „Wir pflegen<br />

seit vielen Jahren gute Beziehungen zu KASTO und sind<br />

mit den bisherigen Lösungen hochzufrieden“, betont<br />

Geschäftsführer Eberhard Frick. „Durch die intensive Kundenbetreuung<br />

und die unkomplizierte Konzeptentwicklung<br />

war uns schnell klar, dass wir auch bei dem neuen<br />

Lager zusammenarbeiten werden.“<br />

Hohe Lieferbereitschaft sicherstellen<br />

Ziel von Kicherer ist eine Lieferbereitschaft von über 98%<br />

und eine zuverlässige Lieferung innerhalb von 24 Stunden.<br />

Das neue UNICOMPACT-Lager, das Ende 2017 in<br />

Betrieb gehen soll, bietet dafür die idealen Voraussetzungen:<br />

Es hat mit einer Höhe von 15 m und einer Länge<br />

von 115 m Platz für rund 10.000 Kassetten. Diese kön-<br />

Kasto realisiert für den Stahlhändler Kicherer ein<br />

vollautomatisches Langgutlager vom Typ UNICOMPACT mit<br />

integrierter Förder-, Säge- und Verpackungstechnik.<br />

Übersicht neue Kasto-Regalanlage bei Kicherer<br />

Fotos: Kasto<br />

6 <strong>Stahlreport</strong> 6|17


nen Materialien mit bis zu 6 m Länge und Traglasten bis<br />

3,4 t aufnehmen. Insgesamt fünf Regalbediengeräte stellen<br />

das eingelagerte Langgut nach dem Prinzip „Ware-zum-<br />

Mann“ an den Ausgabestationen bereit. Das sorgt für äußerst<br />

kurze Zugriffszeiten und eine geringe Fehlerquote.<br />

Zudem werden die Mitarbeiter von körperlich anstrengenden<br />

Tätigkeiten entlastet. Die Bedienung erfolgt per<br />

Bildschirm, das integrierte Warehouse-Management-System<br />

KASTOlogic steuert und überwacht sämtliche Prozesse<br />

am neuen Standort im Automatiklager und in den manuellen<br />

Bereichen selbstständig, effizient und zuverlässig.<br />

Nahtlos an das System angebunden sind drei Bandsägemaschinen<br />

vom Typ KASTOwin F, die jeweils über KAS-<br />

TOlogic mit Aufträgen versorgt werden. Um die kommissionierten<br />

Materialien automatisch an den Verladeplatz zu<br />

bringen, installiert KASTO zwei Manipulatoren. Von diesen<br />

aus gelangt das Langgut über Fördertechnikstrecken<br />

zu einer von 25 Verladestationen. Zum Umwickeln mit<br />

Stretchfolie steht ebenfalls eine Station mit einer Verpackungsmaschine<br />

zur Verfügung.<br />

In einheitliches IT-System integriert<br />

Sämtliche Bestandteile des neuen Logistiksystems sind<br />

über KASTOlogic in ein einheitliches IT-Konzept integriert.<br />

Das vereinfacht die Bedienung, vermeidet Fehler und sorgt<br />

dafür, dass Kicherer seine hohe Lieferfähigkeit und -schnelligkeit<br />

auch bei einem wachsenden Sortiment sicherstellen<br />

kann. „Der hohe praktische Nutzen der KASTO-Lösung<br />

und das attraktive Preis-Leistungs-Verhältnis haben uns<br />

von Anfang an überzeugt“, betont Eberhard Frick. „Ich bin<br />

mir sicher, dass auch dieses Lager die hohe Leistung und<br />

Qualität haben wird, die wir von KASTO gewohnt sind.“2<br />

ONLINE<br />

TOOL<br />

BOX<br />

einfach, online, schnell<br />

24/7<br />

[ Kontakt ]<br />

Friedrich Kicherer GmbH & Co. KG<br />

73479 Ellwangen<br />

Tel. +49 7961 885-0<br />

www.kicherer.de<br />

Sendungsverfolgung<br />

– dann wenn Sie sie brauchen<br />

und die Tool Box bietet mehr:<br />

Über KASTO<br />

Die KASTO Maschinenbau GmbH & Co. KG mit Sitz im<br />

badischen Achern ist auf Säge- und Lagertechnik für<br />

Metall-Langgut spezialisiert. Das Unternehmen beansprucht<br />

die weltweite Markt- und Technologieführerschaft<br />

für Metallsägemaschinen, halbautomatische und automatische<br />

Langgut- und Blechlagersysteme sowie automatische<br />

Handlingeinrichtungen für Metallstäbe, Bleche und<br />

Zuschnitte. KASTO feierte 2014 sein 170-jähriges Bestehen<br />

und zählt somit zu den ältesten Familienbetrieben in<br />

ganz Europa. 160 Patente, mehr als 140.000 in alle Welt<br />

gelieferte Sägemaschinen und über 1.800 installierte<br />

Automatiklager kann das Unternehmen vorweisen. Neben<br />

einem Zweigwerk im thüringischen Schalkau verfügt<br />

KASTO über Tochtergesellschaften in England, Frankreich,<br />

Singapur, der Schweiz und den USA.<br />

Infos über Verfügbarkeit,<br />

Anfragen und Bestellungen aufgeben,<br />

Integration in Ihre Warenwirtschaft u.v.m.!<br />

Voß 11<br />

Voß/Voss: 11 x vertreten in Europa und darüber<br />

hinaus, unterstützt durch 200 Mitarbeiter<br />

Voß Edelstahlhandel GmbH & Co. KG<br />

Telefon: +49 0 40 700165-0<br />

www.voss-edelstahl.com<br />

<strong>Stahlreport</strong> 6|17<br />

7<br />

NUR FÜR DEN FACHHANDEL


Stahlhandel<br />

Berichte<br />

Verarbeitungskapazität soll verdoppelt werden<br />

Stahlo investiert in Gera<br />

Mit einer Investition von 45 Mio. € plant Stahlo eine neue Produktionshalle in<br />

Gera-Langenberg. Künftig will das Unternehmen nicht nur die Zahl der Anlagen verdoppeln,<br />

sondern auch die Menge des verarbeiteten Stahls auf jährlich 300.000 t erweitern.<br />

Stahlo investiert in Gera in eine neue Produktionshalle.<br />

ferer. Ein großer Auftrag von VW ist<br />

dem Unternehmen zufolge am Standort<br />

in Zwickau eingegangen. Seitenteile,<br />

Dach und Kofferraumklappe des<br />

Golf Variant werden bei Stahlo zugeschnitten.<br />

Neben der Automobilindustrie<br />

bedient Stahlo in Gera auch<br />

Industriekunden, z.B. aus dem Sanitärbereich<br />

und Hersteller Weißer<br />

Ware. Rund 150.000 t hoch- und ultrahochfesten<br />

Stahl verarbeitet das Unternehmen<br />

jedes Jahr. Ab Ende 2018 soll<br />

es die doppelte Menge sein.<br />

[ Kontakt ]<br />

Stahlo Stahlhandels<br />

GmbH & Co. KG<br />

35683 Dillenburg<br />

+49 2771 3020<br />

www.stahlo.de<br />

„Wir werden definitiv<br />

am Standort<br />

Gera bauen.”<br />

Guido Spenrath,Geschäftsführer Stahlo<br />

Durch den Zukauf von benachbarten<br />

Grundstücken der Stadt hat<br />

Stahlo, eins der größten werksunabhängigen<br />

Stahl-Service-Center in<br />

Deutschland, die Möglichkeit gefunden,<br />

die eingeschlagene Wachstumsstrategie<br />

fortzusetzen und am Standort<br />

Gera zu verbleiben.<br />

„Der Zuschnitt des bisherigen<br />

Geländes reichte für die geplante<br />

Hallengröße nicht aus“, so Guido Spenrath,<br />

Geschäftsführer der Stahlo Stahlhandels<br />

GmbH & Co. KG: „In Zusammenarbeit<br />

mit der Stadt Gera haben wir<br />

eine Möglichkeit gefunden, Flächen<br />

hinzuzukaufen, so dass wir jetzt auf<br />

einer Gesamtfläche von 45.000 m 2<br />

bauen können.“<br />

Es sei dem Unternehmen wichtig<br />

gewesen, die gesamte Mannschaft mitzunehmen,<br />

so Spenrath weiter: „Wir<br />

haben ein sehr erfahrenes Team in<br />

Gera, das hatte sehr hohe Priorität.“<br />

Jetzt sind sogar 45 Neueinstellungen<br />

für das neue Produktionswerk geplant.<br />

Rund 45 Mio. € Euro investiert Stahlo<br />

insgesamt in das Projekt.<br />

Serienlieferant für<br />

die Automobilindustrie<br />

In den vergangenen Jahren sei das<br />

Unternehmen stark gewachsen, so<br />

Spenrath. Jetzt soll auch das Werk in<br />

Gera ein Wachstumsstandort werden.<br />

Mit dem erweiterten Produktionsstandort<br />

werde sich die strategische<br />

Ausrichtung des Unternehmens verändern,<br />

sagte der Geschäftsführer: „Nachdem<br />

wir uns im Spaltbandbereich<br />

schon als Serienlieferant im Automobilsegment<br />

über Jahre etablieren konnten,<br />

haben wir nun auch den Schritt<br />

an der Konturenanlage vom Ersatzteilzum<br />

Serienlieferanten vollziehen können.“<br />

Mit zwei Spaltbandanlagen kann<br />

das Stahl-Service-Center künftig bis<br />

zu 60 Streifen in einem Arbeitsgang<br />

spalten – und das bei einer Zugfestigkeit<br />

von 1.900 N/mm 2 . Das ist europaweit<br />

einmalig, so das Unternehmen.<br />

Anlagen für Stahl und Aluminium<br />

Die neue Konturenanlage mit einer<br />

Presskraft von 800 t wird zukünftig<br />

neben Stahl auch Aluminium verarbeiten<br />

können. Alle Produktionsanlagen<br />

erfüllen zudem den Qualitätsstandard<br />

zur Verarbeitung von Stahl in<br />

Außenhautqualität für die Automobilindustrie.<br />

Von Gera aus beliefert Stahlo vor<br />

allem Automobilisten und deren Zulie-<br />

Neue Produktion ab 2019<br />

Ende März dieses Jahres erhielt Stahlo<br />

die Zusage des Geraer Stadtrats, die für<br />

den Neubau geplante zusätzliche Fläche<br />

von der Stadt erwerben zu können.<br />

Mit den Nachbarunternehmen<br />

seien die Kaufverträge weiterer Teilflächen<br />

des Geländes auf dem Weg.<br />

„Die Stadt Gera hat uns sehr unterstützt<br />

und auf eigene Kosten mit einem<br />

„Wir investieren weiter<br />

und verdoppeln<br />

die Anzahl der Produktionsanlagen.“<br />

Gutachten dazu beigetragen, dass wir<br />

die Möglichkeit gefunden haben eine<br />

Gleisanbindung unseres Grundstückes<br />

zu realisieren“, so Spenrath.<br />

Der Bau eines direkten Gleisanschlusses<br />

sei insbesondere für den<br />

Wareneingang wichtig: „Die ausgehende<br />

Ware liefern wir fast ausschließlich<br />

per Lkw. Den Wareneingang wollen<br />

wir aber künftig bis zu 80 % mit<br />

der Bahn abwickeln.“<br />

Für die Grundsteinlegung des<br />

neuen Werks gibt es noch keinen<br />

genauen Termin: „Wir hoffen, dass wir<br />

im Frühjahr 2019 gemeinsam die Eröffnung<br />

des neuen Werkes feiern können“,<br />

so Spenrath. „Wir wollen das<br />

Projekt zügig umsetzen.“ 2<br />

8 <strong>Stahlreport</strong> 6|17 <strong>Stahlreport</strong> 6|17<br />

8


24.<br />

Hausmesse<br />

2 Messetage<br />

6.000<br />

Messewochenende lockt über 6.000 Besucher an<br />

Volles Haus bei Lotter<br />

Besucher<br />

200<br />

Ungerade Jahre sind bei der Gebr. Lotter KG Messezeit. So auch 2017: Im Mai hatte das<br />

Großhandelshaus an zwei Tagen seine gewerblichen Kunden zur Leistungsschau nach<br />

Ludwigsburg eingeladen – mit zahlreichen Neuheiten, Angeboten und fachkundiger<br />

Beratung. Mehr als 6.000 Besucher und über 200 Aussteller machten die Veranstaltung<br />

erneut zu einem der größten Branchentreffen der Region.<br />

Aussteller<br />

>10.000<br />

Gespräche<br />

Die Hausmesse hat für das<br />

Großhandelshaus Lotter eine wichtige<br />

Funktion. Seit vielen Jahrzehnten – in<br />

diesem Jahr zum 24. Mal – filtert die<br />

Lotter-Messe alle zwei Jahre für Kunden<br />

aus Industrie und Gewerbe die<br />

wachsende Vielfalt des Angebotes. Die<br />

Neuheiten der großen Branchenmessen<br />

und die dort spürbaren Entwicklungen<br />

werden übersichtlich zusammengefasst<br />

und für große und für<br />

kleine Handwerksbetriebe fassbar<br />

gemacht.<br />

„Natürlich möchten wir unseren<br />

Kunden auf der Lotter-Messe einen<br />

möglichst umfassenden Überblick<br />

über unser breites Sortiment bieten“,<br />

so Helmut Ernst, der persönlich haftende<br />

Gesellschafter des Unternehmens,<br />

„doch wollen wir ihnen dabei<br />

auch zeigen, wie sich die Märkte und<br />

die angebotenen Erzeugnisse in den<br />

verschiedenen Bereichen weiterentwickeln,<br />

welche Neuerungen auf uns<br />

zukommen und auf welche Veränderungen<br />

wir uns einstellen müssen.“<br />

und Konservieren vorgestellt. Durch<br />

den Neubau hat das Unternehmen<br />

seine Lagerflächen für Walzstahl von<br />

zuvor nahezu 20.000 auf 26.000 m 2<br />

aufgestockt.<br />

Pünktlich zur Hausmesse wurde<br />

auch die Bäder- und Küchengalerie<br />

am Stammsitz des Großhandelsunternehmens<br />

im Ludwigsburger Westen<br />

fast vollständig erneuert. Die Messebesucher<br />

konnten als erste die völlig<br />

neu bestückte, jetzt 1.400 m 2 große<br />

Ausstellung erleben.<br />

Ganz neu geschaffen wurde die<br />

Bauelementeausstellung. Sie hat auf<br />

300 m² Türen und Tore, Dachfenster,<br />

Briefkästen, Beschläge und Schließsysteme<br />

rund um das Thema Sicherheitstechnik<br />

gezeigt.<br />

Weiter entwickelt hat Lotter auch die<br />

digitale Online-Anbindung. Mit der<br />

neuen Lotter-App können alle Online-<br />

Angebote jetzt auch mobil genutzt werden.<br />

Ebenso lässt sich die frisch überarbeitete<br />

Webseite (siehe Kontaktkasten)<br />

nun auf allen Endgeräten komfortabel<br />

bedienen. Dass viele Aussteller<br />

bereits jetzt Interesse an der Hausmesse<br />

2019 zeigten, bestätige, dass<br />

„wir das Marktbedürfnis von Herstellern<br />

und baunahem Handwerk nach<br />

wie vor ziemlich gut treffen“, freute<br />

sich Helmut Ernst. 2<br />

[ Kontakt ]<br />

Gebr. Lotter KG<br />

71636 Ludwigsburg<br />

Tel. +49 7141 406-0<br />

www.lotter.de<br />

Neues in allen<br />

Geschäftsbereichen<br />

Teil der Hausmesse war auch die Walzstahlabteilung.<br />

Sie hat den Besuchern<br />

ihre im vergangenen Herbst eingeweihte<br />

neue Halle mit den Anarbeitungsmöglichkeiten<br />

Sägen, Strahlen<br />

Foto: Gebr. Lotter KG<br />

Mehr als 6.000<br />

Besucher kamen im Mai<br />

nach Ludwigsburg zur<br />

Lotter-Hausmesse.<br />

<strong>Stahlreport</strong> 6|17<br />

9


Stahlhandel<br />

Bericht<br />

Klöckner-Forum „Mehrwert Digital“<br />

Beim Digitalisieren läuft die zweite Halbzeit<br />

Perspektiven für die Stahl- und Metallindustrie – so lautete der Titel, unter dem die Klöckner & Co Deutschland GmbH<br />

zum Forum „Mehrwert Digital“ im Mai nach Köln eingeladen hatte. Der Tag bot einen spannenden Einblick in den<br />

Entwicklungsstand, den die vernetzte Werkstoffbeschaffung und -verarbeitung mittlerweile erreicht hat. Fast noch<br />

spannender war dabei der Ausblick in die zukünftigen Möglichkeiten.<br />

Was ist das Gefährliche an disruptiven<br />

Transformationen? Dass die<br />

meisten sich schnelle und tiefgreifende<br />

Veränderungen nicht vorstellen<br />

können, sie folglich nicht kommen<br />

sehen und daher nicht vorbereitet<br />

sind. Mit dieser großen Klammer um<br />

das Thema Digitalisierung begann<br />

Auftaktredner Dr. Holger Schmidt,<br />

Chefkorrespondent für digitale Wirtschaft<br />

des Focus-Magazins, das Klöckner-Forum<br />

„Mehrwert Digital – Perspektiven<br />

für die Stahl- und Metallindustrie“,<br />

zu dem das Unternehmen<br />

Mitte Mai nach Köln eingeladen hatte.<br />

„Die Zeiten, zu sagen:<br />

‚Digitalisierung interessiert<br />

mich nicht‘,<br />

sind vorbei.“<br />

Dr. Holger Schmidt, Chefkorrespondent<br />

für digitale Wirtschaft, Focus Magazin<br />

Plattform-Gedanke greift<br />

auf B2B-Bereich durch<br />

Das Interesse an der Veranstaltung<br />

war groß, über 80 Teilnehmer waren<br />

in den Sky-Tower nach Köln gekommen.<br />

„Wir befinden uns in der zweiten<br />

Halbzeit der Digitalisierung“,<br />

sagte Holger Schmidt. Die erste Halbzeit<br />

sei von dem Erscheinen und<br />

Großwerden digitaler Plattformen<br />

geprägt gewesen, die es in den letzten<br />

Jahren „nur“ mit Software ge -<br />

schafft haben, einige Märkte radikal<br />

umzugestalten – wie Amazon, Google<br />

oder Apple.<br />

Der Treiber dieser „Revolution“<br />

sei, dass die Plattformen die Märkte<br />

wesentlich effizienter machten und<br />

sowohl die Transaktionsgeschwindigkeit<br />

als auch die Kosten von<br />

Transaktionen stark beschleunigen<br />

bzw. reduzieren. Auf diese Weise<br />

bekommen Facebook, Uber und Co<br />

großen Einfluss auf die „Community“<br />

der Marktteilnehmer und<br />

schöpfen alteingesessenen Anbietern<br />

Rendite ab.<br />

Derzeit, so Schmidt, greife der<br />

Plattform-Gedanke weiter auf B2B-<br />

Bereiche durch. Zu den Branchen in<br />

denen die Digitalisierung erst nach<br />

längerer Anlaufzeit, dafür aber mit<br />

„lautem Knall“ durchgreife, gehören<br />

u.a. die Automobilindustrie, der<br />

Maschinenbau, die Pharma- und die<br />

Energiebranche.<br />

Metallindustrie investiert<br />

in Zukunftstechnologien<br />

Die technologische Entwicklung wird<br />

die Wirtschaft – und nicht nur die<br />

Wirtschaft – in naher Zukunft voraussichtlich<br />

weiterhin radikal verändern.<br />

Die Vernetzung von Dingen (das<br />

„Internet of Things“, IoT), Künstliche<br />

Intelligenz und 3D-Druck sind nur<br />

einige der Trends sich in den kommenden<br />

Jahren voraussichtlich weiter<br />

an Relevanz gewinnen werden.<br />

Auf diesen Zug setzt auch die<br />

Metallindustrie. Kurz- bis mittelfristig<br />

investiert sie einer Umfrage von<br />

PricewaterhouseCoopers weltweit<br />

deutlich mehr in die Entwicklung<br />

digitaler Prozesse. Die Deutschen<br />

zäumen bei der Digitalisierung das<br />

Pferd allerdings eher von hinten auf,<br />

kritisierte Schmidt. Statt sich als erstes<br />

zu erkundigen, was von Kunden<br />

gewollt ist, um dann im zweiten<br />

Schritt Produkte und Service und<br />

erst danach die Produktion zu digitalisieren,<br />

beginne man hierzulande<br />

gern gleich mit der Digitalisierung der<br />

Produktion – und nenne das „Industrie<br />

4.0“. „Digitalisierung“, so Schmidt<br />

„ist aber mehr als Industrie 4.0“.<br />

Klöckner-Module integriert<br />

Im Stahlhandel gehört Klöckner unbestritten<br />

zu den Vorreitern der Digitalisierung.<br />

Über seine Plattform<br />

„KloecknerConnect“ bietet das Unternehmen<br />

vom Onlineshop über eine<br />

Kontraktplattform bis hin zur EDI-<br />

Schnittstelle eine Reihe digitaler Services.<br />

In Kooperation mit dem britischen<br />

Softwarehaus Sage ist das<br />

Klöckner-Bestellwesen auch als eigenes<br />

Modul in dessen ERP-System<br />

Sage 100 integriert. Das Modul bindet<br />

die nötigen Geschäftsprozesse<br />

somit in einem einzigen System ein,<br />

sagte Christian Dyck, Mitglied der<br />

10 <strong>Stahlreport</strong> 6|17


Geschäftsführung der kloeckner.i<br />

GmbH.<br />

Ebenfalls kooperiert Klöckner mit<br />

der Axoom GmbH, einem Tochterunternehmen<br />

von Maschinenhersteller<br />

Trumpf. Das Unternehmen entwickelt<br />

seit 2015 digitale Geschäftsplattformen<br />

sowohl für Lieferanten<br />

wie für Produktionsbetriebe. Die<br />

Smart-Enterprise-Plattform ist auf<br />

produzierende Unternehmen ausgerichtet,<br />

deren Prozesse in einem einheitlichen<br />

System vernetzt werden<br />

(Maschinendaten, Produktionsplanung,<br />

Businessdaten, etc.). Per „Partner-Apps“<br />

– z.B. von Klöckner – wird<br />

die Funktionalität der Plattform ange-<br />

„Die wichtigste<br />

Voraussetzung für<br />

eine erfolgreiche<br />

EDI-Anbindung: Die<br />

Stamm daten müssen<br />

eindeutig und<br />

richtig sein!“<br />

Wolfgang Bokämper, Bereichsleiter<br />

Beschaffung, Organisation und Qualitätswesen,<br />

Kolbus GmbH & Co. KG<br />

in der Beschaffung deutlich schneller<br />

gestalten. Dauerte ein Bestellprozess<br />

zuvor zwischen ein bis vier<br />

Tagen (je nach genutzten Kommunikationsmedium,<br />

E-Mail oder Post),<br />

liegen die Bestellzeiten über EDI bei<br />

20 min. Auch finanziell mache sich<br />

die Umstellung bemerkbar: So liegen<br />

die Kosten für jeden Bestellvorgang<br />

nun bei 50% des ausgewiesenen Branchenwerts,<br />

zudem habe Kolbus einen<br />

Liquiditätsgewinn von drei Tagen<br />

Vertikale Integration der<br />

Wertschöpfung<br />

Customer Access, Vertrieb und<br />

Marketing<br />

Horizontale Integration der<br />

Wertschöpfung<br />

Produktentwicklung & Engineering<br />

erreicht und arbeite mit aktuelleren<br />

Daten.<br />

In Zukunft sind laut Beschaffungsleiter<br />

Wolfgang Bokämper weitere<br />

Entwicklungen und Verbesserungen<br />

möglich – etwa wenn Waren,<br />

die keinen ständigen Veränderungen<br />

unterliegen und kontinuierlich verbraucht<br />

werden, ohne Bestellung und<br />

Rechnung geliefert und gezahlt würden.<br />

Rechtlich sei das momentan<br />

jedoch noch nicht möglich. 2<br />

Digital-Pläne in der Metallindustrie (weltweit)<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

reichert. Mit der weiteren Plattform<br />

Axoom IoT will das Unternehmen<br />

eine cloudbasierte Lösung für die<br />

Anbindung weltweit verteilter<br />

Maschinen bieten. Zielgruppe sind<br />

hier OEM und Maschinenhersteller.<br />

Klöckner selbst will in einem<br />

nächsten Schritt seine eigene Plattform<br />

„Kloeckner Connect“ auch für<br />

Wettbewerber öffnen. Dabei könnte<br />

die Teilnahme statt erkennbar innerhalb<br />

der Kloeckner-Plattform auch<br />

in einem neutraleren Umfeld stattfinden,<br />

sagte Gisbert Rühl, Vorstand von<br />

Klöckner & Co SE auf der Tagung in<br />

Köln.<br />

Beschaffung ist schneller<br />

und günstiger per EDI<br />

Die EDI-Anbindung von Kunden und<br />

Lieferanten bringt beiden Seiten deutliche<br />

Vorteile. Die Kolbus GmbH &<br />

Co. KG, Hersteller von Buchbindereimaschinen<br />

mit weltweitem Vertrieb,<br />

ist per EDI-Schnittstelle mit Klöckner<br />

vernetzt. Das Unternehmen<br />

konnte damit u.a. die eigenen Abläufe<br />

Digitale Geschäftsmodelle,<br />

Produkte und Services<br />

<br />

Digital-Hürden in der Metallindustrie (weltweit)<br />

Unklarer ökonomischer Nutzen der<br />

Digitalinvestition<br />

Leadership des Top-Managements fehlt<br />

Geschäftspartner können mit Digitalisierung nicht<br />

Schritt halten<br />

Hoher Investitionsbedarf<br />

Ungenügende Talente<br />

Fehlen digitaler Standards<br />

Langsame Expansion der Technologie<br />

Datenschutz<br />

Bedenken über Verlust der Intellectual Property<br />

9<br />

20<br />

20<br />

23<br />

22<br />

<br />

29<br />

28<br />

<br />

<br />

49<br />

39<br />

Quelle: Dr. Holger Schmidt, Focus Magazin (PwC: Global Industry 4.0 Survey) auf dem Klöckner-Forum „Mehrwert Digital“, 10. Mai 2017<br />

<strong>Stahlreport</strong> 6|17<br />

11


Stahlhandel<br />

Bericht<br />

Mehr Umsatz und Überschuss<br />

Nordwest zog eine positive Jahresbilanz<br />

Nordwest hat für 2016 eine positive Bilanz gezogen, und auch auf der Basis der Zahlen des ersten<br />

Quartals 2017 blickt die Dortmunder Verbundgruppe mit ihrer Drive-Strategie optimistisch in die<br />

Zukunft. Für die soll der Stahlbereich eine wichtige Rolle spielen, wie schon in der Vergangenheit.<br />

Foto: Nordwest<br />

Nordwest hat nach Angaben von Vorstand Jörg<br />

Simon im abgelaufenen Geschäftsjahr einen Umsatz von<br />

2,147 Mrd. € erreicht und das Vorjahresergebnis damit<br />

um 9,4 % übertroffen. Der Jahresüberschuss habe sogar<br />

um 64,2 % auf 4,7 Mio. € gesteigert werden können. Und<br />

für das erste Quartal 2017 bilanzierte Jörg Simon einen<br />

Umsatz von 582 Mio. € statt 486 Mio. € im Vergleichszeitraum<br />

des Vorjahres.<br />

Prognose für 2017 bestätigt<br />

Der Manager ist bei der NORDWEST Handel AG als Vorstand<br />

u.a. auch für den Geschäftsbereich Stahl zuständig,<br />

der umsatzstärksten Sparte der Einkaufsgenossenschaft.<br />

Mit Stahl wurde 2016, wie auch schon 2015, ein<br />

Umsatz von 803 Mio. € generiert. Und für das erste Quartal<br />

des laufenden Jahres konnte Jörg Simon sogar die Zahl<br />

von 209 Mio. € vermelden. Dies gab ihm Gelegenheit,<br />

auf die Abhängigkeit dieser Sparte von der Stahlpreisentwicklung<br />

auf den volatilen Märkten hinzuweisen. Sie sei<br />

für das Vorjahr deutlich negativ gewesen und habe sich<br />

erst seit dem vergangenen Herbst positiv entwickelt.<br />

Unter Berücksichtigung der anderen Nordwest-Geschäftsfelder,<br />

nämlich Bau-Handwerk-Industrie sowie Haustechnik<br />

und Services, erwartet das Unternehmen, dass sich die<br />

Prognose für 2017 bestätigt. Erwartet wird – je nach Stahlpreisentwicklung<br />

– ein Geschäftsvolumen zwischen 2,061<br />

und 2,276 Mrd. €. In 2016 waren 2,147 Mrd.€ erreicht worden,<br />

und 2020 sollen es über 3 Mrd. € sein.<br />

Hinter diesem Ziel steckt die „Drive-Strategie“, an die<br />

auf der diesjährigen Bilanzpressekonferenz Vorstand<br />

Schnitten gemeinsam das symbolische, rote Band bei der Einweihung des Nordwest-<br />

Neubaus durch (v.l.): Thomas Westphal (Geschäftsführer Wirtschaftsförderung<br />

Dortmund), Ullrich Sierau (Oberbürgermeister der Stadt Dortmund), Martin Bertinchamp<br />

(Vorsitzender des Nordwest- Aufsichtsrates), Bernhard Dressler (Nordwest-Vorstandsvorsitzender)<br />

und Jörg Simon (Nordwest- Vorstand Finanzen und Administration).<br />

Bernhard Dressler erinnerte. Achtteilig angelegt, fußt sie<br />

insbesondere auf einer Optimierung der Lagerstrategie<br />

der Verbundgruppe und einem Ausbau weiterer Services,<br />

etwa im Bereich Großhandelsmarketing.<br />

Dieser Ansatz ist vor allem auch der zunehmenden<br />

Digitalisierung im Produktionsverbindungshandel geschuldet.<br />

Und auch in der Nordwest-Personalpolitik spiegelt<br />

„Wer den Kunden elektronisch<br />

anbindet, ist der Hauptlieferant<br />

der Zukunft.“<br />

Bernhard Dressler, Nordwest-Vorstandsvorsitzender<br />

sich diese Erkenntnis. Die meisten der zusätzlich im vergangenen<br />

Jahr eingestellten rund 30 Mitarbeiter arbeiten<br />

in den Bereichen IT und Digitalisierung.<br />

Einweihungsfeier am neuen Standort<br />

Bereits einige Tage vor der Präsentation der Bilanzzahlen<br />

hat das Unternehmen die Einweihung seines neuen<br />

Standorts gefeiert. In unmittelbarer Nähe zum Stadion<br />

von Borussia Dortmund gelegen, hatte Nordwest das neue<br />

Zentralgebäude bereits im vergangenen Jahr in Betrieb<br />

genommen.<br />

Am 26. April wurde der Unternehmenssitz nun auch<br />

offiziell eröffnet. An zwei Tagen feierte der Einkaufsverband<br />

mit mehr als 1.000 Gästen den Bezug der neuen Konzernzentrale.<br />

Ein Magnet war die Einweihung des neuen<br />

Showrooms, in dem moderne Präsentationstechniken<br />

und Virtual Reality als innovative Art der Warenpräsentation<br />

zum Anfassen einladen.<br />

Großen Anklang bei der Veranstaltung fanden die<br />

Referenten, die den Handelspartnern von Nordwest<br />

Impulse gaben, u.a. zog BVB-Marketing-Direktor Carsten<br />

Cramer die Zuschauer mit Einblicken in seine tägliche<br />

Arbeit und zukünftige Marketingtrends in seinen Bann.<br />

Seit 1945 hatte das Unternehmen sein Domizil in<br />

Hagen. Dort stieß man in den letzten Jahren allerdings<br />

an seine Kapazitätsgrenzen, was Platz, Technik und Brandschutz<br />

anging, so dass man sich 2014 endgültig zum<br />

Umzug entschied. Der Neubau bietet Platz für mehr als<br />

400 Mitarbeiter. 20,2 Mio. € hat Nordwest in das Bauvorhaben<br />

investiert. 2<br />

[ Kontakt ]<br />

NORDWEST Handel AG<br />

44263 Dortmund<br />

Telefon: +49 231 2222 3001<br />

www@nordwest.com<br />

12 <strong>Stahlreport</strong> 6|17


Günther + Schramm ist neuer Systemlieferant von Leuco<br />

Outsourcing von Lagerhaltung<br />

und Sägezuschnitt<br />

Leuco setzt auf die Outsourcing-Expertise von Günther + Schramm und lagert die Beschaffung,<br />

Bevorratung und Bearbeitung von Rohmaterialien aus. Der süddeutsche Stahl- und Metallhändler<br />

wickelt jährlich nun 8.000 Auftrags positionen für den Maschinenhersteller ab und liefert die<br />

individuell konfektionierten Rohmaterialien just-in-time bis an die Bearbeitungsmaschinen.<br />

Leuco ist weltweit einer der<br />

führenden Anbieter von hartmetallund<br />

diamantbestückten Maschinenwerkzeugen<br />

für die Holz- und Kunststoffbearbeitung.<br />

Das Werkzeugangebot<br />

umfasst Kreissägeblätter, Zerspaner,<br />

Bohrungs- und Schaftwerkzeuge,<br />

Bohrer, Spannmittel und<br />

Wendeplatten. Um die eigenen Prozesse<br />

besser zu strukturieren und<br />

zukunftsfähig zu bleiben, entschied<br />

sich das Unternehmen für ein Outsourcing<br />

der Beschaffung, Bevorratung<br />

und Anarbeitung seiner Rohmaterialien.<br />

Die Wahl fiel auf den Systemlieferanten<br />

Günther + Schramm. Für<br />

Leuco ein nicht ganz unbekannter<br />

Partner, denn über den Stahl- und<br />

Metallhändler hat das Unternehmen<br />

bereits mehr als 20 Jahre seine leicht<br />

zerspanbaren Stähle bezogen. „Leuco<br />

kam mit einem fertig ausgearbeiteten<br />

Konzept auf uns zu und hatte<br />

genaue Vorstellungen vom Projektablauf.<br />

Dank guter Vorarbeit und<br />

einer kooperativen Zusammenarbeit<br />

fiel der Startschuss für das operative<br />

Geschäft schon sechs Monate später“,<br />

erklärt Georg Reisinger, Projektverantwortli-cher<br />

bei Günther +<br />

Schramm.<br />

Foto: Günther + Schramm<br />

Reibungslos, schnell, effizient<br />

Für seinen Partner bevorratet Günther<br />

+ Schramm insgesamt 51 Artikel in<br />

fünf verschiedenen Werkstoffarten.<br />

Am vollautomatischen Lagersystem<br />

am Standort in Mannheim sind softwaretechnisch<br />

und mecha-nisch mehrere<br />

Hochleistungskreis- und -bandsägen<br />

angeschlossen. So gewährleistet<br />

Günther + Schramm auch bei kleinlosigen<br />

Positionen eine zügige und<br />

flexible Auftragsabwicklung.<br />

165 Zuschnitte bei 35 Auftragspositionen<br />

fertigt der Stahlhändler<br />

insgesamt an einem Tag. Danach<br />

werden die Komponenten kommissioniert<br />

und in eigens dafür konstruierte<br />

V-Boxen und Gitterboxen<br />

mit Rollenbahnen verpackt.<br />

Der Vorteil für Leuco ist die<br />

schnelle Bestückung seiner Bearbeitungsmaschinen:<br />

Die Transportkisten<br />

werden direkt beim Ausladen<br />

am Warenbahnhof entsprechend den<br />

nächsten Bearbeitungsschritten auf<br />

den jeweiligen Rollenbah-nen einsortiert.<br />

Die Belieferung erfolgt täglich<br />

just-in-time an den Produktionsstandort<br />

in Horb.<br />

Um Fehlerquellen zu vermeiden,<br />

erfolgt der gesamte Datenaustausch<br />

über eine integrierte Standard-SRM-Lösung.<br />

„Wir profitieren<br />

durch das Outsourcing von einem<br />

schnelleren Durchlauf und einer<br />

höheren Effizienz“, erklärt Roland<br />

Günther, Leiter der Produktion bei<br />

Leuco. „Außerdem haben wir nun<br />

mehr Platz für unsere wertschöpfende<br />

Produktion. Das ehemalige<br />

Lager sowie die zur Bearbeitung notwendigen<br />

Sägen haben wir komplett<br />

ausgelagert.“ 2<br />

Günther + Schramm liefert individuell konfektionierte<br />

Rohmaterialien an Leuco, die Güter werden für die<br />

Just-in-time-Belieferung in V- und Gitterboxen gepackt.<br />

<strong>Stahlreport</strong> 6|17<br />

13


Stahlverarbeitung<br />

Schwerpunkt Bauen mit Stahl<br />

Der Stahlbau der Elbphilharmonie<br />

Ein unwahrscheinliches Bauwerk<br />

Die Elbphilharmonie in Hamburg ist ein Bauwerk der Superlative: außergewöhnliche Architektur, eine<br />

Akustik mit Anspruch zu den besten überhaupt zu gehören, von Planungspannen und der Bauzeit ganz<br />

zu schweigen. Zu den besonderen Herausforderungen bei diesem Jahrhundertbauwerk gehörte die<br />

Konstruktion und Montage des Großen Konzertsaals. Beim Herzstück der Philharmonie hat Haslinger<br />

Stahlbau eine Meisterleistung hingelegt.<br />

Der Stahlbau des Großen<br />

Konzertsaals der neuen<br />

Elbphilharmonie: für die<br />

Haslinger Stahlbau GmbH<br />

eine noch nie dagewesene<br />

Herausforderung.<br />

Hamburg hat ein neues Wahrzeichen<br />

mit internationaler Strahlkraft:<br />

die Elbphilharmonie. Das neue<br />

Konzerthaus, entworfen von dem<br />

Schweizer Architekturbüro Herzog<br />

& de Meuron, liegt direkt an der<br />

Elbe, an drei Seiten von Wasser<br />

umgeben, und ist weithin in der<br />

Stadt sichtbar. Auf dem ehemaligen<br />

Kaispeicher A erhebt sich auf dem<br />

rauen Backstein der gläserne Körper<br />

des neuen Bauwerks – die „gläserne<br />

Welle“ – in direkter Nachbarschaft<br />

zum UNESCO-Welterbe Speicherstadt<br />

und Kontorhausviertel.<br />

Ein schwebender Konzertsaal<br />

Die Architektur und Konstruktion<br />

der Elbphilharmonie haben es in<br />

sich. Das Gebäude ist mechanisch<br />

vollständig vom Speicher entkoppelt<br />

über den es gebaut ist. 1.745 Pfähle,<br />

tief in den Elbboden gerammt, stützen<br />

es. Die Glasfassade besteht aus<br />

insgesamt 2.200 einzelnen Glaselementen,<br />

alle Scheiben besitzen einen<br />

eingearbeiteten Licht- und Wärmeschutz<br />

durch aufgedruckte gerasterte<br />

Folien. 595 der Glaselemente<br />

sind individuell gekrümmt, jedes<br />

dieser besonderen Elemente kostet<br />

etwa 72.000 €.<br />

Der Große Konzertsaal, mit seinen<br />

2.100 Plätzen nach einem Raumim-Raum-Konzept<br />

entworfen, schwebt<br />

quasi in 50 m Höhe mitten im Bauwerk,<br />

schalltechnisch vom restlichen<br />

Gebäude durch 342 Stahlfedern<br />

getrennt. 10.000 millimetergenau<br />

und individuell gefräste Gipsfaserplatten<br />

der Wand- und Deckenstruktur<br />

– die „weiße Haut“ – sollen für<br />

ein herausragendes Klangerlebnis<br />

sorgen.<br />

Jenseits gewöhnlicher Dimensionen<br />

war auch der Stahlbau der Elbphilharmonie.<br />

Insgesamt wurden<br />

für „Elphie“, wie die Hamburger liebevoll<br />

sagen, 18.000 t Stahl verbaut.<br />

Für den Großen und Kleinen Konzertsaal<br />

sowie die Treppe des Foyers<br />

hat die Haslinger Stahlbau GmbH<br />

die Stahltragwerke konstruiert, gefertigt,<br />

geliefert und montiert – eine<br />

eigenem Bekunden nach noch die<br />

dagewesene Herausforderung für<br />

das österreichische Unternehmen.<br />

Außergewöhnliche Geometrie<br />

Herausforderung Nr. 1 waren die<br />

außergewöhnlichen Dimensionen<br />

und geometrischen Formen, die die<br />

Architekten vorgegeben hatten. So<br />

14 <strong>Stahlreport</strong> 6|17


Von der Baustelle zum fertigen Konzertsaal – logistisch und in den Dimensionen ein außergewöhnliches Stahlbauprojekt.<br />

ist der Große Konzertsaal nach einer<br />

„Weinberg-Architektur“ entworfen,<br />

um den zentralen Orchestergraben<br />

erheben sich rundherum die Zu -<br />

schauertribünen über sieben Stockwerke<br />

weinbergartig als Terrassen<br />

nach oben.<br />

Ausgangslage für die Detailplanung<br />

der Stahlkonstruktion waren<br />

3D-Modelle des Architekten, in<br />

denen die Außenkonturen der Stahlträger<br />

enthalten waren. Das Modell<br />

der Rippen und der Tribünen lag<br />

dabei zunächst getrennt vor und<br />

wurde erst durch Haslinger Stahlbau<br />

zusammengeführt.<br />

21 vertikale Rippen der Stahlkonstruktion<br />

für den Großen Konzertsaal<br />

mussten lagegenau auf die<br />

Federn versetzt und die dazwischenliegenden<br />

Sitzstufenfachwerke und<br />

Tribünen eingepasst werden. Eine<br />

Arbeit, die mit besonderer Sorgfalt<br />

ausgeführt werden musste, da die<br />

Träger in allen Richtungen geneigt<br />

und verschnitten waren.<br />

zweites Mal vor. Insgesamt waren<br />

16 Statiker, 20 Konstrukteure, 120<br />

Schlosser und Schweißer und 20<br />

Monteure über 135.000 Arbeitsstunden<br />

mit der Ausführung dieses Stahlbauprojektes<br />

befasst.<br />

Herausforderung Nr. 3 waren die<br />

logistischen Besonderheiten der<br />

direkt am Wasser gelegenen Baustelle<br />

im Hamburger Hafen. Ein Beispiel:<br />

Da vor Ort nur sehr beengtes<br />

Arbeiten möglich war, wurden die<br />

Stahlteile nach Anlieferung direkt<br />

vom Lkw aus montiert – der auf<br />

einem schwimmenden Ponton in der<br />

Elbe parkte.<br />

Die „noch nie dagewesene He -<br />

rausforderung“ hat Haslinger Stahlbau<br />

mit Bravour gemeistert. Im<br />

Januar 2017 ist die Philharmonie<br />

nach langer Bauzeit feierlich eröffnet<br />

worden. 2<br />

Fotos: Haslinger Stahlbau/Oliver Heissner; Herzog & de Meuron/bloomimages; Johannes Arlt; Iwan Baan<br />

Die Elbphilharmonie im Querschnitt mit dem Großen Konzertsaal<br />

mittig im Gebäude<br />

Stahlbau der Elbphilharmonie<br />

Stahlbau in anderer Dimension<br />

Herausforderung Nr. 2 war die<br />

schiere Dimension des Projekts. Die<br />

ungewöhnliche Geometrie der Konstruktion<br />

erforderte zum Beispiel,<br />

dass jede der 14.443 Knotenverbindungen<br />

der Stahltragkonstruktion<br />

eigens gerechnet und konstruiert<br />

werden musste. Jeder Knoten in der<br />

Stahlbaukonstruktion hat individuelle<br />

Eigenschaften und kommt kein<br />

Großer Konzertsaal<br />

1.585 t Stahlkonstruktion<br />

342 Federpakete<br />

Planung<br />

20 Konstrukteure<br />

16 Statiker<br />

15.191 Stunden Statik<br />

24.480 Stunden Konstruktion<br />

8.750 Seiten Statik<br />

19.900 Einzelteilzeichnungen<br />

1.068 Zusammenbauzeichnungen<br />

202 Übersichten<br />

Fertigung<br />

68.000 Stunden<br />

Transporte<br />

250 Stück<br />

Montage<br />

28.500 Stunden<br />

44.933 Schrauben<br />

<strong>Stahlreport</strong> 6|17<br />

15


Stahlverarbeitung<br />

Schwerpunkt Bauen mit Stahl<br />

Fachtag Brückenbau 2017<br />

Stahlverbund ersetzt Spannbeton<br />

Mit der Entwicklung des Brückenbaus<br />

beschäftigt sich der von bauforumstahl<br />

veranstaltete Fachtag Brückenbau am<br />

20. September 2017 in Gemünden bei<br />

Würzburg. Eines der Themen des Fachtags<br />

ist der Sanierungs- und Neubaubedarft von<br />

Brücken in Deutschland. Die volkswirtschaftlichen<br />

Kosten durch Sperrungen,<br />

Staus und Unfälle gehen laut Bauforum<br />

Stahl weit über die Ausgaben für Sanierung<br />

und Neubau hinaus. Immer häufiger entschieden<br />

sich Bauherren aufgrund des<br />

gestiegenen Verkehrsaufkommens daher für<br />

tragfähige Stahl- und Stahlverbundbrücken,<br />

die sich durch ein hohes Maß an Haltbarkeit<br />

und Funktionalität, aber auch durch ihren<br />

architektonischen Charakter auszeichnen.<br />

Ein Beispiel dafür im städtischen Kontext ist<br />

die Mainbrücke in Gemünden, die bei der<br />

Veranstaltung im Rahmen einer exklusiven<br />

Projektvorstellung präsentiert wird.<br />

Foto: Bauform Stahl<br />

Die Mainbrücke in Gemünden wird bei dem Fachtag Brückenbau im Rahmen einer exklusiven<br />

Projektvorstellung vorgestellt.<br />

Das Themenspektrum der Tagung umfasst<br />

neben dem Fokus auf Stahl- und Stahlverbundbrücken<br />

außerdem das Building Information<br />

Modeling (BIM), digitale Infrastruktur,<br />

dauerhafte Korrosionsschutzsysteme sowie<br />

Pilotprojekte für neue Montagetechnik.<br />

Vertreter der öffentlichen Hand, Behörden,<br />

Investoren, Architekten, Tragwerksplaner<br />

und Prüfingenieure.<br />

Die Veranstaltung richtet sich an alle, die in<br />

der Planung, Gestaltung, Genehmigung und<br />

Überwachung von Brücken tätig sind, an<br />

[ Info ]<br />

Weitere Informationen zum Fachtag Brückenbau:<br />

www.bauforumstahl.de/veranstaltung/598<br />

140 mm dicke TM-Bleche erhalten bauaufsichtliche Zulassung<br />

Starke Unterstützung<br />

Thermomechanisch gewalzte (TM)<br />

Bleche sind hochfest, feinkörnig und können<br />

beim Schweißen sogar auf das Vorwärmen<br />

verzichten. Mit diesen Eigenschaften<br />

erschließen sie erhebliches Einsparpotenzial,<br />

so die AG der Dillinger Hüttenwerke.<br />

Der Grobblechproduzent bietet die Hochleistungsbleche<br />

der Güten S355 M/ML<br />

eigenen Angaben zufolge als einziger Anbieter<br />

auch in einer Dicke von 140 mm an.<br />

Üblich sind in diesen Güten Blechdicken bis<br />

maximal 120 mm. Jetzt erhielten die Güten<br />

S355 M/ML vom Deutschen Institut für<br />

Bautechnik (DIBt) die Allgemeine bauaufsichtliche<br />

Zulassung (abZ).<br />

TM-Bleche finden bevorzugt Einsatz im Bau<br />

der Fundamente für Offshore-Windkraftanlagen.<br />

Aber auch bei hochbeanspruchten<br />

Stahlbauten wie Brücken oder Hochhäusern,<br />

bei denen enorme statische Belastungen<br />

mit Gewichtseinsparungen oder schlankeren<br />

Formen in Einklang gebracht werden<br />

müssen, werden sie verwendet. Thermomechanisch<br />

gewalzte Baustähle S355 M/ML<br />

enthalten deutlich niedrigere Kohlenstoffäquivalente<br />

CET (Carbon Equivalent Thyssen)<br />

als normalisierte Stähle der gleichen Festigkeitsklasse.<br />

Die hierdurch wesentlich bessere<br />

Schweißeignung der Güten S355<br />

M/ML zeigt sich in starker Verringerung bis<br />

Wegfall der Notwendigkeit zum Vorwärmen.<br />

Da mit zunehmender Blechdicke üblicherweise<br />

sowohl die Vorwärmtemperaturen als<br />

auch die Abkühlzeiten steigen, ist dies insbesondere<br />

im großen Dickenbereich ein entscheidender<br />

Vorteil.<br />

Foto: Dillinger<br />

Beim Bau der Erasmus-Brücke in Rotterdam leistete<br />

der Einsatz von 4.200 t TM-Blechen der<br />

Güten S355 M/ML einen hohen Beitrag zur Wirtschaftlichkeit<br />

der Stahlkonstruktion.<br />

16 <strong>Stahlreport</strong> 6|17


Interview<br />

Digitalisierung von Transportprozessen<br />

Wartezeiten sind auf Baustellen ein ebenso häufiges wie wiederkehrendes<br />

Problem. Für Baustellenbetreiber wäre es ein großer Fortschritt,<br />

wenn Materiallieferungen, u.a. von benötigtem Stahl, vor Ort besser<br />

und flexibler geplant werden könnten. Voraussetzung dafür wäre die<br />

umfassende Bereiststellung und der Austausch von Informationen aller<br />

an den Prozessen Beteiligten.<br />

Genau um diese Art Datenaustausch<br />

geht es am Lehrstuhl für Informationsmanagement<br />

(IMA) im Maschinenbau<br />

an der RWTH Aachen. Dort wird der<br />

Einsatz von Methoden der Informatik in<br />

allen Anwendungsbereichen des Maschinenbaus<br />

erforscht – u. a. in der Produktion<br />

in Mobilität und Logistik sowie in<br />

Cognitive Computing und eHealth.<br />

Die Digitalisierung von Prozessketten<br />

ist für die Aachener Forscher naturgemäß<br />

ein großes Thema. Ein Interview mit Dr.Max<br />

Haberstroh, Forschungsgruppenleiter Mobilität<br />

und Logistik des Lehrstuhls für Informationsmanagement<br />

im Maschinenbau:<br />

<strong>Stahlreport</strong>: Hinter der „Digitalisierung“ verbirgt<br />

sich eine ganze Reihe verschiedener Themen,<br />

Ansätze und Ziele. Worum geht es am<br />

Lehrstuhl für Informationsmanagement im<br />

Maschinebau konkret? Mit welchen Projekten<br />

beschäftigen Sie sich aktuell?<br />

Dr. Max Haberstroh: Die Digitalisierung hat,<br />

zumindest gehen wir derzeit davon aus,<br />

große Bedeutung unter anderem für verladenende<br />

Unternehmen, wie zum Beispiel<br />

für den Stahlhandel, und natürlich für Transportlogistikunternehmen.<br />

Wir haben zum<br />

Thema Logistik 4.0 gerade mit einem Projektpartner,<br />

der Transporeon GmbH, eine<br />

Studie durchgeführt, die demnächst veröffentlicht<br />

wird. Im Rahmen der Studie haben<br />

wir unter anderem verladende Unternehmen<br />

über verschiedene Branchen hinweg<br />

um eine Selbsteinschätzung zum Grad der<br />

Digitalisierung im eigenen Unternehmen<br />

gebeten. Diese Erhebung sowie weitere Einblicke<br />

in die aktuelle Forschung und Entwicklung<br />

wertet die Studie aus.<br />

Ein Ergebnis ist, dass in vielen Branchen<br />

noch wenig bis gar keine Prozesse digital<br />

bearbeitet werden. Sehr viel passiert<br />

heute noch telefonisch und wird auf Papier<br />

festgehalten. Da ist die Forschung, die die<br />

Ziele und Möglichkeiten digitaler Prozesse<br />

schon relativ klar formuliert, also noch sehr weit<br />

weg von der Praxis. In der Studie sind übrigens<br />

auch einige Unternehmen der Stahlindustrie<br />

mit ihren Selbsteinschätzungen dabei. Diese<br />

sehen für sich selbst einen Digitalisierungsgrad<br />

von rund 30 %.<br />

Ein großer Bestandteil unserer Arbeit in den<br />

verschiedenen Forschungsprojekten sind vor<br />

allem die Datenanalyse und die Datenintegration,<br />

aber auch das Machine-Learning und weitere<br />

Themen der Künstlichen Intelligenz gehören<br />

dazu – die unserer Beobachtung nach<br />

übrigens immer relevanter werden.<br />

Dr. Max Haberstroh, Forschungsgruppenleiter<br />

Mobilität und Logistik, Lehrstuhl für<br />

Informationsmanagement im Maschinenbau,<br />

RWTH Aachen<br />

In der Baubranche ist das Building Information<br />

Modelling – BIM – ein Ansatz zur Digitalisierung<br />

der Prozesse. Ist BIM auch für Zulieferer<br />

relevant?<br />

Ziel bei BIM ist, durch eine größere Transparenz<br />

und Durchlässigkeit von Informationen<br />

eine größere Planbarkeit der Prozesse herzustellen<br />

– entlang der gesamten Wertschöpfungskette.<br />

Konkret ist die Digitalisierung der<br />

Baustelle ein sehr aktuelles Thema. Wartezeiten<br />

auf Baustellen sind zum Beispiel ein immer<br />

wiederkehrendes Problem. Was sich die Betreiber<br />

von Baustellen wünschen, sind mehr Belieferungen<br />

just-in-time. Dafür ist aber ein ganz<br />

anderer Vorlauf in den Projekten als bisher<br />

nötig. Eine höhere Flexibilität in der Abarbeitung<br />

von Aufträgen kann dann erreicht werden,<br />

wenn Informationen möglichst in Echtzeit<br />

ausgetauscht werden.<br />

Wenn wir zum Beispiel vorab wissen, dass<br />

bestimmte Wetterlagen die Produktion auf der<br />

Baustelle kurzfristig beeinflussen, ist es denkbar,<br />

die davon betroffenen Zulieferungen anzupassen.<br />

Von den verfügbaren Informationen<br />

her ist das ja mittlerweile möglich, Wetterlagen<br />

können für kurzfristige Abstände relativ<br />

sicher prognostiziert werden. Um das zu realisieren<br />

sind geeignete Kommunikationsmedien<br />

nötig. Da sind Plattformlösungen momentan<br />

ein großes Thema. Auf ihnen können die<br />

verschiedenen Anspruchsgruppen zusammengebracht<br />

werden. Ein Beispiel in der Transportlogistik<br />

sind Frachtenbörsen, die unter<br />

anderem kurzfristig freie Logistikkapazitäten<br />

vermitteln.<br />

Die Ziele sind also, zum Teil wenigstens,<br />

abgesteckt und formuliert – wobei die Praxis<br />

etwas hinterherläuft. Wie geht die Entwicklung<br />

weiter?<br />

Das Zusammenführen verschiedener Informationsbereiche<br />

und das Herausfiltern von<br />

Mehrwerten dabei stehen für uns im Fokus.<br />

Informationen müssen entlang der Wertschöpfungskette<br />

frühzeitig geteilt werden.<br />

Dabei müssen natürlich alle Beteiligten mitmachen.<br />

Digitalisierung ist eben mehr als die<br />

Einführung einer neuen Technologie. Es geht<br />

um die Bereitschaft, sich als Unternehmen<br />

dieser Herausforderung grundsätzlich zuzuwenden.<br />

Daher haben wir in unserer Studie<br />

zum Beispiel auch danach gefragt, wie eng<br />

die Kooperation mit anderen Unternehmen<br />

ist. Wir sind der Überzeugung, dass es nur<br />

durch ein komplettes Umdenken möglich<br />

ist, mit der momentan rasanten Entwicklung<br />

mitzuhalten. 2<br />

[ Kontakt ]<br />

Dr. Max Haberstroh<br />

Institut für Informationsmanagement im<br />

Maschinenbau, RWTH Aachen<br />

max.haberstroh@ima-rwth-aachen.de<br />

Telefon: +49 241 80 91145<br />

[ Info ]<br />

Die Teilnahme an der Analyse des Lehrstuhls<br />

für Informationsmanagement (IMA) im<br />

Maschinenbau an der RWTH Aachen in<br />

Kooperation mit der Transporeon GmbH<br />

zum Digitalisierungsgrad im Unternehmen<br />

ist noch möglich unter<br />

www.smart-logistics-benchmark.com.<br />

<strong>Stahlreport</strong> 6|17<br />

17


Stahlproduktion<br />

Bericht/Nachrichten<br />

Technologischer Fortschritt dank<br />

Stahl: Heute gibt es über 2.000<br />

unterschiedliche Stahlsorten für<br />

verschiedenste Anwendungen.<br />

Oxygen-Stahlwerk 1 von Thyssenkrupp feierte Jubiläum<br />

125 Jahre Stahl in Duisburg<br />

Der „alte Herr“, wie ihn die Stahlkocher respektvoll nannten, war dabei, als vor 125 Jahren in<br />

Duisburg Historisches geschah: In Anwesenheit von August Thyssen wurde am 17. Dezember 1891<br />

in der Hütte Bruckhausen, dem heutigen Oxygen-Stahlwerk 1, der erste Stahl erschmolzen.<br />

Einige Monate zuvor hatte der<br />

Firmengründer bekannt gegeben,<br />

dass er im Besitz aller Anteile an der<br />

Zechen-Gesellschaft Deutscher Kaiser<br />

sei. „Er vereinigte Kohle und<br />

Zeche in einer Hand“, heißt es in<br />

einer älteren Ausgabe der Werkzeitschrift<br />

der August-Thyssen-Hütte.<br />

Integriertes Hüttenwerk brachte<br />

Wettbewerbsvorteil<br />

Ein neuer und für die Zukunft des jungen<br />

Unternehmens entscheidender<br />

Schritt war getan. Neben dem Stand-<br />

ort-Vorteil durch die Lage am Rhein<br />

war es vor allem die Entwicklung<br />

zum integrierten Hüttenwerk mit<br />

allen Verarbeitungsstufen vom Rohstoff<br />

bis zum fertigen Stahlblech, die<br />

das Unternehmen wettbewerbsfähig<br />

machte.<br />

Heute ist thyssenkrupp Steel<br />

Europe der größte Stahlhersteller in<br />

Deutschland. Gleichzeitig ist das<br />

Unternehmen der bedeutendste<br />

Arbeitsgeber in der Stadt Duisburg,<br />

die nach wie vor der größte Stahlstandort<br />

Europas ist.<br />

Im ersten Jahr erschmolz die Thyssen-Hütte<br />

mit 850 Stahlkochern<br />

knapp 50.000 t Rohstahl, 1966 waren<br />

es mit einer Belegschaft von 16.400<br />

Mitarbeitern ca. vier Mio. t. Heute<br />

sind in Duisburg-Nord etwa 13.000<br />

Mitarbeiter beschäftigt, hinzu kommen<br />

ungefähr 1.300 Mitarbeiter im<br />

thyssenkrupp-Werk in Duisburg-Hüttenheim.<br />

Die Jahresproduktion liegt<br />

bei rund 12 Mio. t. Insgesamt wurden<br />

seit Produktionsbeginn vor 125<br />

Jahren insgesamt an die 500 Mio. t<br />

Stahl produziert. 2<br />

Fotos: thyssenkrupp<br />

Blick in das Siemens-Martin-Stahlwerk im Jahr 1912<br />

Probenahme im Hochofenbetrieb der Gewerkschaft Deutscher Kaiser<br />

zwischen 1900 und 1918<br />

18 <strong>Stahlreport</strong> 6|17


ArcelorMittal Zenica investiert in neuen Spuler<br />

Kompakte Drahtbunde direkt aus der Walzlinie<br />

Riva übernimmt<br />

Drahtwerke Horath<br />

Der Langstahlproduzent Riva Stahl hat<br />

die insolvente DHW Drahtwerk Horath<br />

GmbH mit Standorten in Horath und Trier<br />

und rund 140 Beschäftigten übernommen.<br />

Anfang 2017 sei ein entsprechender<br />

Kaufvertrag abgeschlossen worden,<br />

hieß es vonseiten des Insolvenzverwalters.<br />

Die DWH musste Mitte September<br />

2016, wie fast sämtliche Unternehmen<br />

der zur französischen SotraLentz-Gruppe<br />

gehörenden Unternehmen, Insolvenz<br />

anmelden. Seit diesem Zeitpunkt war der<br />

Geschäftsbetrieb durch einen Insolvenzverwalter<br />

fortgeführt worden. Über den<br />

Kaufpreis haben beide Parteien Stillschweigen<br />

vereinbart. Das Drahtwerk<br />

Horath ist im Bereich Betonstahl tätig.<br />

Vornehmlich werden Betonbewehrungen<br />

in Form von Stahlmatten produziert und<br />

vertrieben. Neben der Hauptniederlassung<br />

in Horath wurde im Jahr 2007 eine<br />

weitere Produktionsstätte in Trier erworben.<br />

Weiterverarbeiter verlangen heute<br />

stabile, kompakte und leicht handhabbare<br />

Drahtbunde. Das führt dazu, dass Walzwerke<br />

mit Draht blöcken und konventionellen<br />

Windungslegern zunehmend gezwungen<br />

werden, die normalen warmgewickelten<br />

Bunde in kompakte Bunde umzuwickeln.<br />

Mit der neuen VCC®-Linie (Vertical Compact<br />

Coiler) der SMS group ist ArcelorMittal<br />

Zenica d.o.o., Bosnien-Herzegovina, in der<br />

Lage, solche kompakten Bunde direkt aus<br />

der Walzlinie in einem vollautomatischen<br />

Vorgang herzustellen. Mit moderner Spultechnik<br />

ausgerüstet, kann das Walzprodukt<br />

direkt aus der Walzlinie in kompakte Bunde<br />

aufgespult werden. Das spart Zeit und Personalkosten<br />

und der Personalaufwand für<br />

die Prozessüberwachung wird minimiert.<br />

Foto: SMS group<br />

Die neue VCC-Linie bei ArcelorMittal Zenica<br />

d.o.o., Bosnien-Herzegowina arbeitet mit einem<br />

Durchsatz von 60 t/h.<br />

Die neue Linie zur Herstellung von kompakt<br />

gewickelten Bunden ist für einen Durchsatz<br />

von 60 t/h ausgelegt – und hat die Performance-Tests<br />

bereits erfolgreich bestanden.<br />

Die mechanischen Eigenschaften des Produkts<br />

werden mithilfe von Soft-Kühl boxen<br />

kontrolliert eingestellt. Dies ermöglicht<br />

nicht nur eine Feineinstellung der Eigenschaften<br />

über die gesamte Stablänge, sondern<br />

auch das plötzliche Umlenken aus der<br />

geraden Linie in die Spullinie. Im Vergleich<br />

zu horizontalen Lösungen bietet die vertikale<br />

Spul-Technik der SMS group dem<br />

Unternehmen zufolge weitere Vorteile: Sie<br />

lasse sich leichter und schneller installieren<br />

und erfordere weniger Wartungsaufwand.<br />

Außerdem sei der Aufwand für Umbauarbeiten<br />

minimal.<br />

3D-Bügelbiegeautomat<br />

Die neueste Generation der Bügelbiegeautomaten<br />

ist:<br />

leistungsstark<br />

energiesparend<br />

wartungsfreundlich<br />

Die EBA S-Serie bietet zahlreiche<br />

Möglichkeiten zur Automatisierung:<br />

Automatische Richtsatzverstellung<br />

und Draht-Durchmesserwechsel<br />

Schnellwechselsystem<br />

Motorisierte 5t-Haspeln<br />

Drahtauslauf<br />

Progress Maschinen & Automation AG<br />

Julius-Durst-Str. 100<br />

I-39042 Brixen<br />

Tel. +39 0472 979 100<br />

info@progress-m.com<br />

www.progress-m.com


Anarbeitung<br />

und Logistik<br />

Schwerpunkt Verzinken<br />

Kostenerhebung zum Feuerverzinken<br />

Auch bei Erstkosten günstiger<br />

Wer Stahlkonstruktionen möglichst wirtschaftlich vor Korrosion schützen will, für den bietet sich das<br />

Feuerverzinken an. Denn eine Feuerverzinkung ist bereits bei den Erstkosten günstiger als eine<br />

Beschichtung. Dies belegt der Leitfaden „Kosten im Stahlbau“, der vom Institut für Bauökonomie der<br />

Universität Stuttgart in enger Zusammenarbeit mit dem CEEC (Conseil Européen des Economistes de<br />

la Construction The European Council of Construction Economists) im Auftrag von Bauforum Stahl<br />

erarbeitet wurde.<br />

Neben anderen Kosten liefert<br />

der Leitfaden auch für den Korrosionsschutz<br />

Richtwerte für die finanzielle<br />

Planung von Bauprojekten im<br />

Stahlbau . Der Leitfaden ermöglicht so<br />

die vergleichende Bewertung der Erstkosten<br />

von Korrosionsschutzsystemen.<br />

CEEC und das Institut für Bauökonomie<br />

der Universität Stuttgart<br />

haben die Kostenindikationen durch<br />

intensive Befragungen ermittelt und<br />

zusammengestellt.<br />

Die in dem Leitfaden veröffentlichten<br />

Korrosionsschutzkosten sind<br />

Preisspannen für Gebäude mit 800<br />

bis 1400 m 2 Bruttogeschossfläche und<br />

einer mäßigen korrosiven Belastung<br />

(Korrosivitätskategorie C3) – das entspricht<br />

einer Stadt- und Industrieatmosphäre.<br />

Die Preisangaben gelten inklusive<br />

aller Vorbehandlungen ohne Transportkosten<br />

(siehe Tabelle). Nassbeschichtete<br />

Profile werden zunächst<br />

gestrahlt und anschließend mit einer<br />

Rostschutzgrundierung sowie zwei<br />

Deckschichten versehen. Feuerverzinkte<br />

Profile erhalten üblicherweise<br />

eine Vorbehandlung aus Entfetten,<br />

Beizen und Fluxen sowie gegebenenfalls<br />

Strahlen.<br />

Bei allen Konstruktionsarten zeigt<br />

sich laut Erhebung, dass die Feuerverzinkung<br />

im Rahmen der angegebenen<br />

Preisspannen im Hinblick auf<br />

die untere als auch obere Intervallgrenze<br />

günstiger ist. Errechnet man<br />

Mittelwerte für die jeweiligen Preisspannen,<br />

sei das Feuerverzinken je<br />

nach Konstruktionsart zwischen mehr<br />

als 20 und fast 40 % günstiger als<br />

werkseitige Beschichtungen.<br />

Bei baustellenseitiger Beschichtung<br />

verdoppelten sich den Angaben<br />

zufolge sogar die Preise. Zudem sind<br />

beim Feuerverzinken offenbar die<br />

Spannen zwischen dem höchsten und<br />

niedrigsten Preis deutlich geringer –<br />

was bei der Planung die Abschätzung<br />

realistischer Kosten für den Korrosionsschutz<br />

vereinfacht.<br />

Korrosionsschutzkosten<br />

in Angeboten prüfen<br />

So transparent wie in diesem Leitfaden<br />

seien die Kosten in konkreten<br />

Angeboten von Stahlbau-Unternehmen<br />

nicht immer zu erkennen, bemängelt<br />

das Institut Feuerverzinken in<br />

einer Mitteilung dazu. Gelegentlich<br />

würden Kosten wie Strahlarbeiten in<br />

die Stahlbaukosten eingerechnet. Dies<br />

habe den Effekt, dass die Stahlbaukosten<br />

zu hoch und die Kosten für den<br />

Korrosionsschutz durch Beschichten<br />

zu niedrig dargestellt würden.<br />

Während für Beschichtungen vorbereitende<br />

Strahlarbeiten unbedingt<br />

notwendig sind, ist dies im Hinblick<br />

auf die Feuerverzinkung nämlich nur<br />

in Ausnahmefällen erforderlich. So<br />

erfolge beim Feuerverzinken die Vorbehandlung<br />

der Stahlbauteile durch<br />

Entfetten, Beizen und Fluxen sehr kosteneffizient<br />

in Tauchbädern.<br />

Feuerverzinkung ist dauerhafter<br />

Aufgrund ihrer langen Schutzdauer<br />

von zumeist 50 Jahren und mehr verursacht<br />

eine Feuerverzinkung in der<br />

Regel während dieser Zeit keine Folgeund<br />

Instandhaltungskosten. Im Gegensatz<br />

dazu erreichen Beschichtungen<br />

nur deutlich kürzere Schutzzeiträume.<br />

Auch Instandsetzungen in Form<br />

von Ausbesserungen oder Vollerneuerungen<br />

sind in aller Regel deutlich<br />

aufwendiger und damit kostspieliger<br />

als der Erstschutz, da zusätzliche Einrüst-<br />

und Umweltmaßnahmen zu<br />

berücksichtigen sind sowie Betriebsunterbrechungen<br />

und andere Störungen<br />

als Folge entstehen können.<br />

Fazit<br />

Der Korrosionsschutz durch Feuerverzinken<br />

ist für Stahlbaukonstruktionen<br />

bereits bei den Erstkosten günstiger.<br />

Bei langfristiger Betrachtung verursacht<br />

die wartungsfreie Feuerverzinkung im<br />

Gegensatz zu Beschichtungen keine Folgekosten<br />

und ist somit immer der Korrosionsschutz<br />

der ersten Wahl. 2<br />

Info<br />

Der Leitfaden „Kosten im Stahlbau 2017“<br />

kann unter www.bauforumstahl.de/<br />

ausfuehrung-baukosten kostenlos<br />

bezogen werden.<br />

Nass-Beschichtungen<br />

Verzinken/Feuerverzinken<br />

spezifische Preisindikation Preisindikation<br />

Oberfläche werksseitig baustellenseitig werksseitig<br />

Konstruktionsart in m 2 /t in €/t in m 2 /t in €/t in m 2 /t in €/t in m 2 /t<br />

Schwere Profile (HEB 600) 10–15 210–430 16,8–34,4 400–820 32,0–67,0 200–290 16,0–23,2<br />

Mittelschwere Profile (< IPE 750/HEB 300) 15–20 250–520 14,3–29,7 530–1.150 30,0–66,0 225–305 12,9–17,5<br />

Mittlere Profile (< IPE 450) 20–25 290–620 12,9–27,6 670–1.450 30,0–65,0 250–320 11,1–14,5<br />

Mittelleichte Profile (


Precision Galvanizing in Mook<br />

Neue Hochtemperatur-Verzinkung in den Niederlanden<br />

Eine weitere Anlage zur Hochtemperaturverzinkung<br />

hat die Coatinc PreGa GmbH &<br />

Co. KG am Standort Mook in den Niederlanden<br />

errichtet. Das erste Bauteil wurde bereits<br />

im Januar dieses Jahres getaucht, die Eröffnungsfeierhat<br />

im Mai statgefunden.Durch die<br />

geografische Lage seien in den Niederlanden<br />

Duplex-Systeme äußerst gefragt, gab das<br />

Unternehmen zur Begründung des Neubaus<br />

an. Wurden die die hochtemperaturverzinkten<br />

Produkte bisher in das PreGa-Werk in Siegen<br />

gebracht und nach der Veredelung von dort<br />

aus zu ihren Kunden, werden die Transportwege<br />

durch das neue Werk für niederländische<br />

Unternehmen sehr viel kürzer. Per Hochtemperaturverzinkung<br />

(HTV) können<br />

Stahlbauteile u.a. mit einstellbaren Schichtdicken<br />

und hohen Passgenauigkeiten beschichtet<br />

werden. Die HTV ermöglicht zudem durch<br />

eine höhere Mikrorauigkeit wiederum eine<br />

Haftung der nachfolgenden Nass- oder Pulverbeschichtungen<br />

auf dem Bauteil.<br />

„Wir sind davon überzeugt, dass wir mit dem<br />

neuen HTV-Kessel auf niederländischem<br />

Boden die Nachfrage nach überlegener Ober-<br />

Komplexe Sachverhalte anschaulich erklärt<br />

Wissensportal Feuerverzinken online<br />

Die Voigt & Schweitzer GmbH & Co. KG<br />

hat auf ihrer Webseite ein Wissensportal rund<br />

um das Stückverzinken zusammengestellt. Zur<br />

freien Nutzung hält das Portal seit Anfang<br />

April umfangreiches Fachwissen für die Nutzer<br />

bereit – von den technischen Grundlagen des<br />

Feuerverzinkens über Informationen zur<br />

mechanischen Auswirkung des Verfahrens bis<br />

hin zu Tipps für die Nachbearbeitung (siehe<br />

Info).<br />

Egal, ob sich Nutzer für Prozessschritte,<br />

Normen und Richtlinien, Informationen zur<br />

Materialwahl, das Pulverbeschichten oder den<br />

aktuellen Zinkpreis interessieren, im Wissensportal<br />

finden sie Antworten auf die verschiedensten<br />

Fragen zum Thema Korrosionsschutz.<br />

Selbst komplexe Sachverhalte werden übersichtlich<br />

und zum Teil mithilfe von Grafiken<br />

oder Bildern anschaulich erläutert.<br />

„Das Stückverzinken ist ein spannendes, aber<br />

auch sehr komplexes Aufgabenfeld“, sagt<br />

Geschäftsführer Lars Baumgürtel. „Um unseren<br />

Kunden Orientierung zu bieten, haben wir<br />

Foto: Voigt & Schweitzer Foto: TCC<br />

flächenveredelung am Markt bedienen werden.<br />

Die Auslastung beider Kessel in Kreuztal<br />

und die Verfahrensvorteile als solche sprechen<br />

wirklich für sich“, so Marc Derks, Vertriebsleiter<br />

von The Coatinc Company in den<br />

Niederlanden. Die Erweiterung in Mook sei für<br />

Unternehmen aus der Automobilindustrie,<br />

aber auch Serienkunden, Stahlbauer sowie<br />

Schlosser merklich gewinnbringend. Das neue<br />

Werk erweitere die eigenen Produktionskapazitäten<br />

auf dem europäischen Markt um 50 %<br />

und sorge für Redundanz und schnellere Auftragsbearbeitungen,<br />

so der Verzinker.<br />

Die Geschäftsführer Ulrich Becker und Tobias<br />

Wesselow der Coatinc PreGa Niederlande<br />

unser Wissen gebündelt und in der neuen<br />

Informationsbibliothek strukturiert zusammengestellt.<br />

Auf diese Weise erhalten Benutzer<br />

einen informativen und zugleich spannenden<br />

Einblick in die Welt des Korrosionsschutzes.“<br />

Info<br />

Das Wissensportal zum Feuerverzinken ist unter<br />

www.zinq.com/wissen erreichbar.<br />

Auf der neu gestalteten Homepage von Voigt &<br />

Schweitzer finden Nutzer auch ein Wissensportal<br />

rund um das Feuerverzinken.<br />

Foto: Tata Steel<br />

Qualitätscheck bei Tata Steel<br />

Zulieferer-Preis erstmals<br />

an Stahlhersteller<br />

Tata Steel von Volvo<br />

ausgezeichnet<br />

Tata Steel ist als erster Stahlhersteller<br />

mit der „Volvo Cars Quality Excellence“<br />

(VQE) der Volvo-Car-Corporation<br />

ausgezeichnet worden. Mit dem Preis werden<br />

besondere Leistungen von Zulieferern<br />

des schwedischen Automobilherstellers<br />

gewürdigt, u.a. Bestleistungen in den<br />

Bereichen Fertigungs- und Qualitätsprozesse,<br />

kontinuierliche Verbesserung und<br />

Kundenzufriedenheit.<br />

Tata Steel beliefert Volvo vor allem mit feuerverzinkten<br />

Stahlblechen für Außenhautteile<br />

wie Motorhauben, Türen und Heckklappen.<br />

Diese umfassen u.a. Stahlbleche<br />

der Marke MagiZinc ® -Auto, ein feuerverzinkter<br />

Bandstahl mit hohem Korrosionsschutz,<br />

sowie DP800 HyperForm ® , ein<br />

besonders umformbarer hochfester Stahl<br />

für komplexe Leichtbau-Strukturteile.<br />

Wichtigster Grund für die Auszeichnung<br />

waren Tata Steel zufolge das Engagement<br />

des Stahlherstellers für die Produktion verzinkten<br />

Stahls sowie die Kompetenz, dauerhaft<br />

eine hohe und stabile Produktqualität<br />

liefern zu können, die den Standards<br />

von Volvo voll entspräche. Durch verbesserte<br />

Stahleigenschaften hätten die Tata-<br />

Steel-Forscher zudem auch die Fertigung<br />

von Volvo verbessert.<br />

Die Auszeichnung sei die Anerkennung der<br />

Anstrengungen, anspruchsvolle Anforderungen<br />

in der Produktion, Qualitätskontrolle,<br />

kontinuierliche Verbesserung und<br />

Servicelevel auf allen Stufen zu erfüllen,<br />

sagte Johan Casparsson, Global Account<br />

Manager bei Tata Steel. Die Auszeichnung<br />

wurde Ende März bei einer Zeremonie in<br />

IJmuiden, Niederlande, übergeben.<br />

<strong>Stahlreport</strong> 6|17<br />

21


Anarbeitung<br />

und Logistik<br />

Berichte<br />

Compliance-Management-System für rechtssichere Transportlogistik<br />

Grünes Licht für weiße Westen<br />

Mit externen Audits und Compliance-Management-Systemen können sich Verlader, Spediteure und<br />

Fuhrparkhalter wirkungsvoll und effizient vor Bußgeldern und weiteren rechtlichen Konsequenzen<br />

schützen. Ein auch auf den Stahlhandel spezialisierter Anbieter ist die FUMO Solutions GmbH. Ihre<br />

Online-Plattform hilft dabei, transportlogistische Prozesse transparent und rechtssicher zu machen.<br />

[ Kontakt ]<br />

FUMO Solutions GmbH<br />

Lerchenbergstraße 27<br />

89160 Dornstadt<br />

www.fumo-solutions.com<br />

j.janz@fumo-solutions.com<br />

Tel. +49 7348 40717220<br />

GüKG, MiLoG, ADR, HGB, Fahrpersonalverordnung<br />

und Strafgesetzbuch:<br />

Fuhrparkbetreiber und Verlader<br />

müssen im Berufsalltag eine Vielzahl<br />

von Gesetzen und Verordnungen befolgen.<br />

Verstöße können gravierende Folgen<br />

haben, bis hin zur Existenzgefährdung<br />

– es drohen u.a. Bußgelder bis zu<br />

200.000€.<br />

Schwächen aufdecken<br />

und beheben<br />

Aus diesem Grund hatte sich die Weinmann<br />

Aach AG im Jahr 2016 zu einem<br />

externen Audit entschieden. Der Stahlhändler<br />

wollte genau wissen, ob die<br />

eigenen logistischen Prozesse rechtskonform<br />

laufen. Schließlich betreibt das<br />

in Dornstetten beheimatete Unternehmen<br />

einen eigenen Fuhrpark mit über<br />

40 Lkw.<br />

Mit der Durchführung des Audits<br />

hat der Stahlhändler die auf Logistikund<br />

Transportprozesse spezialisierte<br />

FUMO Solutions GmbH beauftragt. Das<br />

baden-württembergische Unternehmen<br />

bietet Audits für Transportdienstleister,<br />

Werkverkehrsunternehmen, Verlader<br />

und Logistikdienstleister ohne eigenen<br />

Fuhrpark.<br />

„Wir wollten unsere Abläufe verbessern<br />

und zugleich das Haftungsrisiko<br />

minimieren", erklärt Betriebsleiter<br />

Benjamin Schmelzle, der die Untersuchung<br />

bei der FUMO Solutions GmbH<br />

in Auftrag gab. „Die Experten von FUMO<br />

haben bei uns ein paar Schwächen aufgedeckt,<br />

die wir danach Schritt für<br />

Schritt behoben haben", berichtet<br />

Schmelzle.<br />

Online-Plattform für<br />

die Transportbranche<br />

Wer sich nicht gleich an externe Berater<br />

wenden will, kann mit Hilfe der webbasierten<br />

FUMO-Plattform auch interne<br />

Audits durchführen. Für diesen Zweck<br />

wurde ein eigener Auditor entwickelt.<br />

Das Portal bietet alle Inhalte der drei<br />

Foto: FUMO Solutions<br />

Weinmann Aach hat für ein externes Audit im vergangenen Jahr die transport -<br />

logistischen Prozesse von FUMO Solutions auf Rechtskonformität prüfen lassen.<br />

Audits mit insgesamt 500 Prüffragen<br />

rund um die Fuhrparkhalter- und Verladerhaftung<br />

inklusive der dazugehörigen<br />

Gesetze und Gesetzestexte. Ein<br />

Punkte- und Bewertungssystem verschafft<br />

dabei Klarheit über den Grad<br />

der bestehenden Rechtssicherheit.<br />

Außerdem gibt das System konkrete<br />

Handlungsempfehlungen. Alle Inhalte<br />

des Auditors werden regelmäßig geprüft<br />

und aktualisiert und dienen zugleich<br />

als digitales Regel- und Nachschlagewerk.<br />

Der Auditor ist das jüngste Modul<br />

des Compliance-Management-Systems<br />

FUMO, das im Jahr 2008 ursprünglich<br />

als reine Fuhrparkmonitoring-Software<br />

programmiert wurde. Das Besondere<br />

an der Lösung ist, dass sie speziell auf<br />

alle Akteure der Transportbranche zugeschnitten<br />

ist. FUMO gibt Verladern, Speditionen<br />

und Fuhrparkhaltern Transparenz<br />

bei den gesetzlichen Vorgaben<br />

in der Transportbeauftragung und minimiert<br />

die Risiken der Verlader- und<br />

Fuhrparkhalterhaftung. Das System ist<br />

modular aufgebaut und besteht aus<br />

FUMO-Profile, dem FUMO-Cockpit und<br />

dem FUMO-Monitor. Abgerundet wird<br />

das System durch den FUMO-Auditor.<br />

Vereinfachte Auftragsabwicklung<br />

FUMO Profile ist eine öffentlich<br />

zugängliche Informationsseite über<br />

eine Spedition oder einen Frachtführer.<br />

Sie verwaltet alle relevanten Versicherungspolicen,<br />

Genehmigungen<br />

und Nachweise, die dafür einmalig<br />

hochgeladen und auf Plausibilität<br />

geprüft werden müssen.<br />

Speditionen können sich mit diesen<br />

Daten präsentieren und Verlader<br />

finden zuverlässige Partner –<br />

das vereinfacht z.B. die Auftragsabwicklung<br />

im Spotmarkt. Zudem<br />

ermöglicht FUMO das Verwalten von<br />

Fahrzeugen und Fahrern. „FUMO ist<br />

eine einfach bedienbare Web-Applikation,<br />

auf die alle beteiligten Ge -<br />

schäftspartner gemäß ihrer jeweiligen<br />

Berechtigung zugreifen können",<br />

erklärt Florian Janz, der die Plattform<br />

gemeinsam mit Jürgen Leonhardt<br />

entwickelt hat.<br />

Zugriff auf die Profile der jeweils<br />

ausgewählten Transporteure haben<br />

Verlader und Auftraggeber über das<br />

FUMO Cockpit. Aus dieser Perspektive<br />

ist sofort erkennbar, wenn einzelne<br />

Speditionspartner nicht mehr<br />

rechtskonform arbeiten.<br />

Das dritte Modul von FUMO ist<br />

der Monitor. Damit können neben<br />

den Profilen auch die eigenen Fahrzeuge,<br />

Fahrer und Verträge rechtssicher<br />

und intuitiv mit minimalem<br />

Zeit- und Kostenaufwand verwaltet<br />

werden. 2<br />

22 <strong>Stahlreport</strong> 6|17


IPS 2017 bei Kaltenbach<br />

Ein Gesamtevent der<br />

Profil- und Blechbearbeitung<br />

Die „International Partners in Steel“-Tage bei Kaltenbach haben im<br />

Mai wieder rund 1.200 internationale Gäste aus aller Welt angezogen.<br />

Im Mittelpunkt standen an den vier Messetagen Produkte und<br />

Entwicklungen des Unternehmens rund um die Prozesskette Profilund<br />

Blechbearbeitung.<br />

Die IPS 2017 fanden vor einem<br />

guten wirtschaftlichen Hintergrund<br />

für das Unternehmen statt. So meldete<br />

der Gastgeber für das erste Quartal<br />

einen „sehr erfreulichen“ Auftragseingang,<br />

der sich im April und Mai deutlich<br />

über Plan fortsetze. Im vorvergangenen<br />

Jahr hatte das traditionsreiche<br />

Maschinenbauunternehmen einen<br />

Restrukturierungsprozess initiiert,<br />

den es eigenem Bekunden nach im<br />

vergangenen Jahr mit der Hereinnahme<br />

eines neuen Finanzpartners,<br />

der Zobel Values AG, abgeschlossen<br />

hat.<br />

Der Anlagenhersteller fokussiere<br />

sich darauf, die „weltweite Technologie-<br />

und Qualitätsführerschaft“ in seinen<br />

Produktbereichen weiter auszubauen.<br />

Um das Wachstum weiter<br />

voranzutreiben sollen Kernbereiche<br />

personell verstärkt werden.<br />

Die IPS, die zum ersten Mal be -<br />

reits 1997 stattfanden, hat das Unternehmen<br />

als Gesamtevent angelegt:<br />

Zum mittlerweile 22. Mal konnten<br />

die Fachbesucher Kaltenbach-Produkte<br />

und Lösungen in Live-Demonstrationen<br />

begutachten und in praxisorientierten<br />

Fachvorträgen Überblick<br />

über den Stand bei der Fertigungstechnik<br />

von heute und morgen bekommen.<br />

Auf den IPS präsentieren sich<br />

neben Kaltenbach selbst auch die<br />

„Partners in Steel“ – in diesem Jahr<br />

44 Unternehmen entlang der Wertschöpfungskette<br />

Blech-, Rohr- und<br />

Profilbearbeitung, darunter auch der<br />

Bundesverband Deutscher Stahlhandel.<br />

Das breite Rahmenprogramm,<br />

bot zudem viel Gelegenheit zum Netzwerken.<br />

Technologisch lag der Fokus der<br />

IPS auf der Präsentation kompletter<br />

Kaltenbach-Produktlinien – vom<br />

Hochleistungsbearbeitungszentrum<br />

über die vollautomatische Kreissäge<br />

bis hin zum Profilbearbeitungsroboter.<br />

Gleichzeitig Sägen und Bohren<br />

Eine Neuheit bei der Profilbearbeitung<br />

bringt das Hochleistungsbearbeitungszentrum<br />

KDH 1030/1060 mit.<br />

Da bisher immer nur eine der beiden<br />

Funktionen einer solchen Säge-Bohr-<br />

Kombination für Stahlprofile genutzt<br />

werden konnte, mussten Anwender<br />

hohe Stillstandzeiten akzeptieren.<br />

Die KDH 1030/1060 von Kaltenbach<br />

parallelisiert nun erstmals den<br />

Säge- und den Bohr- oder Fräsprozess<br />

– was die effektive Hauptzeit<br />

beider Maschinen laut Hersteller deutlich<br />

steigert: Mit der neuen Bauweise<br />

sei eine Steigerung der Produktivität<br />

um 30 bis 100 % möglich. Technische<br />

Voraussetzung dafür ist die mechanische<br />

und zeitliche Entkoppelung des<br />

Bohr/Fräs- und Sägeprozesses sowie<br />

die Parallelisierung der Haupt- und<br />

Nebenzeiten. Materialdurchlaufzeiten<br />

können so drastisch gesenkt, die<br />

Kapazität erhöht und damit der Investitionsbedarf<br />

gesenkt werden, teilt<br />

das Unternehmen mit.<br />

Daneben gehörten auch die besonders<br />

ökonomisch laufende Strahlanlage<br />

Sprint 1504 sowie die komplett<br />

neu überarbeiteten Blechbearbeitungszentren<br />

der KF-Baureihe zu den<br />

Messeexponaten.<br />

Eine der innovativsten und vielseitigsten<br />

Lösungen für das Ausklinken<br />

an H-, U- und L-Profilen sowie<br />

Vierkantprofilen hat Kaltenbach mit<br />

dem 8-achsigen Profilbearbeitungsroboter<br />

KC 1201 gezeigt. Der KC 1201<br />

lädt vorhandene Konstruktionsdaten<br />

in seinen Speicher, die optimale Roboterbewegung<br />

für das Ausschneiden<br />

aus dem zu bearbeitenden Teil errech-<br />

Foto(s): Kaltenbach<br />

net die Software. Maschinenbediener<br />

werden durch den Roboter bei ihrer<br />

körperlichen Arbeit entlastet, die<br />

Robotertechnik steigert die Präzision<br />

der Brennanlage.<br />

In diesem Jahr gibt es bei Kaltenbach<br />

übrigens noch ein besonderes<br />

Jubiläum zu feiern: das 130-jährige<br />

Bestehen des Lörracher Unternehmens.<br />

2<br />

Ein Gutteil, parallel von<br />

der KDH 1030/1060<br />

von Kaltenbach gesägt<br />

und gebohrt/gefräst.<br />

44 Partners in Steel waren diesmal als Aussteller bei der IPS<br />

beteiligt – u.a. auch der BDS.<br />

<strong>Stahlreport</strong> 6|17<br />

23


Messen<br />

und Märkte<br />

Berichte/Nachricht<br />

Zwei Fachmessen zum logistischen Marketing von Produkten<br />

Im Doppelpack<br />

Verpackungen standen im Mittelpunkt von zwei Fachmessen; im Mai in Essen – mit dem<br />

Schwerpunkt Metall – sowie – thematisch übergreifender – fast zeitgleich in Düsseldorf.<br />

Verbindend war für diese Events im Doppelpack auch, dass in den beteiligten Brachen der<br />

logistisch orientieren Präsentation von Produkten sowie entsprechenden Marketingaspekten<br />

eine immer größere Bedeutung zukommt.<br />

Foto: Messe Essen<br />

Die internationale Fachmesse<br />

für Metallverpackungen METPACK<br />

führte vom 2. bis 6. Mai 2017 rund<br />

7.200 Fachbesucher aus aller Welt zu<br />

etwa 300 Ausstellern in die Messe<br />

Essen. Die interpack brachte es diesmal<br />

vom 4. bis 10. Mai in Düsseldorf<br />

auf eine Rekordbeteiligung von<br />

mehr als 2.800 Unternehmen. Etwa<br />

drei Viertel der über 170.000 Besucher<br />

kamen aus dem Ausland.<br />

Metpack<br />

Das Angebot auf der Metpack bildeten<br />

neben Verpackungen u.a.<br />

Auf großes Interesse stieß auch in diesem<br />

Jahr die Metpack in Essen.<br />

Maschinen und Einrichtungen zur<br />

Herstellung von Dosen, Deckeln und<br />

Böden sowie Anlagen zum Abfüllen<br />

und Verschließen. Zahlreiche Hersteller,<br />

wie z.B. ArcelorMittal und<br />

thyssenkrupp Rasselstein, präsentierten<br />

den Messebesuchern ihre<br />

Produkte und Neuheiten.<br />

„Die Metpack hat die hohen<br />

Erwartungen der Industrie mehr als<br />

erfüllt. Ihr großes Plus waren einmal<br />

mehr die hohe Internationalität und<br />

die Kompetenz ihrer Besucher. Damit<br />

ist sie die wichtigste Verkaufsplattform<br />

der weltweiten Branche“,<br />

kommentierte Oliver P. Kuhrt,<br />

Geschäftsführer der Messe Essen, die<br />

diesjährige Laufzeit. Das Angebot<br />

stand insbesondere im Zeichen der<br />

Effizienz und Digitalisierung, so Wolfgang<br />

Niemsch, Vorsitzender des MET-<br />

PACK-Komittees: „Die Anlagen und<br />

Maschinen verbrauchen immer weniger<br />

Material und haben kürzere<br />

Umrüstzeiten. Außerdem ist die Industrie<br />

4.0 endgültig in der Branche angekommen:<br />

Die Vernetzung der Produktion<br />

nimmt zu, es gibt immer mehr<br />

digitale Schnittstellen zwischen den<br />

verschiedenen Maschinen.“<br />

Die Aussteller bewerteten die<br />

Qualität der Besucher, ihren<br />

geschäftlichen Erfolg und die Chancen<br />

für ein gutes Nachmessegeschäft<br />

nochmals besser als 2014. Entsprechend<br />

hoch ist die Bereitschaft der<br />

Unternehmen, sich auch künftig an<br />

dieser Messe zu beteiligen: 95 % der<br />

Aussteller erklärten nach Veranstalterangaben<br />

bereits jetzt, dass sie<br />

wiederkommen wollen – ein Spitzenwert.<br />

Die nächste Metpack öffnet<br />

im Mai 2020 in der Messe Essen.<br />

Neben ihrer Themenführerschaft<br />

ist diese Messe stets auch ein wichtiger<br />

Indikator für die Stimmung in<br />

der Branche – und die war sehr gut:<br />

Rund 60 % der Aussteller rechneten<br />

mit einer verbesserten Absatzsituation,<br />

bei den Besuchern gingen sogar<br />

fast zwei Drittel von einer steigenden<br />

Konjunktur aus. Damit fiel die<br />

Prognose besser aus als zuletzt.<br />

Interpack<br />

Von großem Interesse profitierte<br />

auch die interpack 2017. Sie gilt als<br />

24 <strong>Stahlreport</strong> 6|17


weltweit größte und bedeutendste<br />

Messe der Verpackungsbranche<br />

sowie der verwandten Bereiche.<br />

„Die Interpack hat ihren<br />

Anspruch, alle drei Jahre die weltweit<br />

bedeutendste Veranstaltung<br />

und Innovationsplattform für die<br />

Branche zu sein, wieder eindrucksvoll<br />

unterstrichen“, erklärte Hans<br />

Werner Reinhard, Geschäftsführer<br />

der Messe Düsseldorf.<br />

Top-Trend an vielen Ständen<br />

war auch in Düsseldorf das Thema<br />

der weiteren Digitalisierung des<br />

Produktionsprozesses auf dem Weg<br />

zu Industrie 4.0-Anwendungen.<br />

Eine in diesem Sinne vernetzte Produktion<br />

ermöglicht es beispielsweise,<br />

personalisierte Verpackungen<br />

wirtschaftlich zu produzieren<br />

oder Rückverfolgbarkeit zu garantieren.<br />

Außerdem spielten modulares<br />

Design von Verpackungsmaschinen<br />

und Prozesslinien sowie<br />

optimierte digitale Bedienkonzepte<br />

eine große Rolle, um die Komplexität<br />

in der Produktion zu reduzieren<br />

und größtmögliche Flexibilität<br />

für Losgrößenänderungen oder Produktvarianten<br />

zu erreichen. Das<br />

Thema Nachhaltigkeit blieb auch<br />

zur interpack 2017 omnipräsent.<br />

Die Unternehmen zeigten verbesserte<br />

Ressourceneffizienz, sowohl<br />

bei dem verwendeten Material mit<br />

immer dünneren Wandstärken als<br />

auch im Produktionsprozess.<br />

Zudem gewinnen alternative Packstoffe<br />

an Boden.<br />

Die kommende Interpack findet<br />

ebenfalls im Mai 2020 auf dem Messegelände<br />

in Düsseldorf statt. 2<br />

In Düsseldorf: Kongress und Messe (1)<br />

Thermoprozesstechnik<br />

Kongressmessen sind bewährte Veranstaltungsmuster, die zeitlich<br />

durchaus auch zweigeteilt realisiert werden können – wie jetzt und<br />

demnächst in Düsseldorf in Sachen Thermoprozesstechnik: im Juni<br />

2017 als Kongress (mit Ausstellung) und im Juni 2019 als Messe.<br />

Die Thermoprozesstechnik ist<br />

für eine Vielzahl der wichtigsten<br />

Industriebereiche unverzichtbar –<br />

mehr noch: Sie bestimmt die jeweiligen<br />

Produkteigenschaften und die<br />

gesamte industrielle Produktion entscheidend.<br />

Das betrifft vor allem<br />

auch die Metallproduktion und -verarbeitung.<br />

Gleichzeitig sind eine<br />

Reihe globaler Herausforderungen<br />

zu bewältigen: die weltwirtschaftlichen<br />

und politischen Rahmenbedingungen,<br />

Klimaschutz, CO 2<br />

-Bilanz,<br />

Energie- und Ressourceneffizienz –<br />

um nur die wichtigsten zu nennen.<br />

„Genau hier setzt der zweitägige<br />

ITPS an und bietet ein maßgeschneidertes<br />

Programm für die Thermoprozess-Industrie<br />

und ihre Anwender.<br />

Wie schon bei der Premiere 2013 und<br />

den Folgeevents in Indien 2014 und<br />

den USA im vergangenen Jahr erwarten<br />

wir wieder hochkarätige Entscheidungsträger<br />

auf Besucherseite“,<br />

unterstreicht Friedrich-Georg Kehrer,<br />

Global Portfolio Director Metals<br />

and Flow Technologies der Messe<br />

Düsseldorf, im Vorfeld der Veranstaltung,<br />

die am 27./28.6.17 in einem<br />

Hotel in der nordrhein-westfälischen<br />

Landeshauptstadt stattfindet.<br />

Die vier internationalen Technologiemessen<br />

GIFA (Internationale Giesserei-Fachmesse),<br />

METEC (Internationale<br />

Metallurgie-Fachmesse),<br />

THERMPROCESS (Internationale<br />

Fachmesse für Thermoprozesstechnik)<br />

und NEWCAST (Internationale<br />

Fachmesse für Gussprodukte) präsentieren<br />

sich vom 25.-29.6.19 in 14<br />

Hallen auf dem Düsseldorfer Messegelände.<br />

Erwartet werden dann über<br />

2.000 Aussteller und rund 78.000<br />

Besucher.<br />

Das Programm des Kongresses<br />

in diesem Juni beginnt mit prominenten<br />

Rednern, unter ihnen Prof. Dr.<br />

Ernst Ulrich von Weizsäcker (President<br />

des Club of Rome). Die zweite<br />

Säule des Thermoprozess-Gipfels ist<br />

die flankierende Fachausstellung im<br />

Foyer des InterContinental-Hotel, in<br />

der sich die Konferenzteilnehmer in<br />

den Pausen über neuste Technologien<br />

informieren können. 2<br />

[ Kontakt ]<br />

Teilnehmerinformationen sind bei<br />

Jennifer Dübelt,<br />

DuebeltJe@messe-duesseldorf.de;<br />

Tel: +49(0)211-4560520)<br />

erhältlich.<br />

Ausstellungsausblicke<br />

Der Stahl und<br />

das zweite Messehalbjahr<br />

Das erste Messehalbjahr 2017 geht allmählich<br />

zu Ende, und der Blick der Interessierten fokussiert<br />

sich auf das entsprechende Veranstaltungsgeschehen<br />

nach der Sommerpause. Was<br />

stahl(handels)nahe Themen dazu angeht, sind die in<br />

der unten stehenden Liste und werden in der<br />

Berichterstattung dieser Fachzeitschrift berücksichtigt.<br />

Vorschauen auf einige dieser Ereignisse gibt es<br />

in diesem Heft „<strong>Stahlreport</strong>“, das außerdem Berichte<br />

zur METPACK und zur interpack enthält, die im Mai in<br />

Essen bzw. Düsseldorf stattgefunden haben.<br />

z Rapid.Tech, Internationale Fachmesse & Konferenz<br />

für Additive Manufacturing, 20.-22.6.17, Erfurt<br />

z Thermoprozesstechnik, Kongress mit Ausstellung,<br />

27./28.6.17, Düssseldorf<br />

z EUROBIKE, Fahrradfachmesse, 30.8.-2.9.17, Friedrichshafen<br />

z EMO, Die Welt der Metallbearbeitung, 18.-23.9.17,<br />

Hannover<br />

z Werkstoffwoche, 27.-29.9.17, Dresden<br />

z SCHWEISSEN & SCHNEIDEN, 25.-29.9.17, Düsseldorf<br />

z Deburring Expo, Fachmesse für Entgrattechnologie<br />

und Präzisionsoberflächen, 10.-12.10.17, Karlsruhe<br />

z parts2clean, Internationale Leitmesse für industrielle<br />

Teile- und Oberflächenreinigung, 24.-<br />

26.10.17, Stuttgart<br />

z Blechexpo, Internationale Fachmesse für Blechbearbeitung,<br />

7.-10.11.17, Stuttgart<br />

z Industrial Building (und drei weitere Baufachmessen<br />

sowie Kongresse), 10.-12.1.18, Essen<br />

Bei der Terminplanung der stahlhandelsnahen Branchenöffentlichkeit<br />

für das zweite Halbjahr 2017 ist<br />

außerdem der Stahlhandelstag zu berücksichtigen.<br />

Er findet als Tagung mit Ausstellung am 28.9.17 in<br />

Darmstadt statt.<br />

<strong>Stahlreport</strong> 6|17<br />

25


Messen<br />

und Märkte<br />

Berichte<br />

Elektrisch und digitalisiert:<br />

das Fahrrad der Zukunft.<br />

Foto: Messe Friedrichshafen<br />

Die Eurobikes machen die Trends auf den Fahrradmärkten deutlich<br />

Elektrifizierung und Digitalisierung<br />

Das Fahrrad, wieder immer häufiger auch eine attraktive Verwendung für Stahl, wird<br />

elektrischer und digitaler. Das ist die Doppelbotschaft, die im Vorfeld der Eurobike<br />

vom 30.8. bis 2.9.17 in Friedrichshafen formuliert wird. Und zu diesem Event gibt es<br />

auch schon konkrete Planungen für 2018; dann ist der Beginn bereits am 8.7.<br />

Die Elektrifizierung des Fahrrads<br />

ist in vollem Gange: Von Cityüber<br />

Trekkingräder bis hin zu Mountainbikes<br />

– quasi jede Produktgruppe<br />

ist längst auch mit Elektroantrieb<br />

erhältlich Doch damit ist dieser<br />

Trend noch längst nicht zu Ende.<br />

Themenfelder wie die Digitalisierung<br />

rücken zunehmend in den<br />

Fokus aller Branchenakteure.<br />

Immer mehr Anbieter erkennen,<br />

dass ein E-Bike auch optisch mehr<br />

sein kann als ein Fahrrad mit hinzugefügtem<br />

Akku und Motor. Auf<br />

der kommende Eurobike werden<br />

auch ausgefallene Designs zu sehen<br />

sein, die nur noch entfernt an ein<br />

klassisches Fahrrad erinnern. Systemintegration<br />

heißt das Stichwort<br />

– und das ist nicht nur optisch<br />

gemeint: Alle elektrischen Funktionen<br />

des Fahrrads können über eine<br />

Bedieneinheit angesteuert werden.<br />

Das ist nicht nur technisch möglich,<br />

sondern wird auch schon umgesetzt.<br />

Das digitale Fahrrad muss übrigens<br />

nicht zwingend ein E-Bike sein.<br />

Auch ohne elektrische Antriebsunterstützung<br />

ist inzwischen viel<br />

Elektronik am Fahrrad möglich. Die<br />

Vernetzung von Fahrrädern un ter -<br />

einander, um etwa im Berufsverkehr<br />

schneller und sicherer voranzukommen,<br />

ist zwar noch Zukunftsmusik,<br />

technisch aber durchaus bereits<br />

machbar.<br />

Welche wirtschaftliche Bedeutung<br />

das E-Bike bereits heute hat,<br />

lässt sich an den aktuellen Zahlen<br />

der Fahrradbranche ablesen. Bei<br />

deutschen Fahrradhändlern lag 2016<br />

der Umsatzanteil elektrisch angetriebener<br />

Fahrräder laut Verband<br />

des Deutschen Zweiradhandels<br />

bereits bei 35 %. Im Vergleich zum<br />

Vorjahr wurden gemessen in Stückzahlen<br />

11 Prozent mehr E-Bikes verkauft.<br />

Da sich der Durchschnittspreis<br />

für E-Bikes im Fachhandel<br />

ebenfalls auf 2.500 € erhöht hat,<br />

stieg der Umsatz in diesem Segment<br />

sogar um 17 %.<br />

Mit dem früheren Beginn in 2018<br />

wollen die Veranstalter der Eurobike<br />

erreichen, dass eine noch stärkere<br />

Fokussierung auf das Fachpublikum<br />

gelingt und damit eine noch deutlichere<br />

Platzierung als globale Leitmesse.<br />

2<br />

26 <strong>Stahlreport</strong> 6|17


In Düsseldorf: Kongress und Messe (2)<br />

Informationen zum Schweißen und Schneiden<br />

Experten der Fügetechnik schätzen Informationen aus erster Hand, die sie jährlich beim DVS-Kongress<br />

erhalten. In diesem Jahr aber erfährt diese Vortragsveranstaltung eine besondere Bedeutung: Denn sie<br />

findet im Rahmen der Weltleitmesse Schweißen und Schneiden in Essen statt – vom 26.-29.9.<br />

Die Teilnehmer hören die Vorträge<br />

beim DVS CONGRESS, alle<br />

Gäste schauen auf das Produktangebot<br />

auf der SCHWEISSEN & SCHNEI-<br />

DEN, und Informationen erhält jeder<br />

sowohl auf der Messe als auch auf<br />

dem Kongress. So fasste Simone<br />

Weinreich, Leiterin der Abteilung<br />

Transfer und Netzwerk im DVS –<br />

Deutscher Verband für Schweißen<br />

und verwandte Verfahren und Verantwortliche<br />

für die Organisation<br />

des Kongresses zusammen. Für den<br />

Verband ist der Kongress eine sinnvolle<br />

Ergänzung zu den Aktivitäten<br />

auf der Messe, die bereits am 25.9.<br />

ihre Tore öffnet.<br />

Unter dem Dach des Kongresses bietet<br />

die Große Schweißtechnische<br />

Tagung über 90 Vorträge zu vielfältigen<br />

Themen wie beispielsweise<br />

„Additive Fertigung“, „Lichtbogenschweißen“,<br />

„Stahlbau“ und „Fahrzeugbau“.<br />

Referenten der Branche<br />

berichten über den aktuellen Stand<br />

der Technik, stellen zukünftige Entwicklungen<br />

vor und bieten Lösungen<br />

bei Problemfällen. „Thematisch passend<br />

zu den Vorträgen bieten wir<br />

auf dem DVS-Gemeinschaftsstand<br />

in Halle 15 Podiumsdiskussionen<br />

an“, erläuterte Weinreich, „so können<br />

offene Fragestellungen mit<br />

Experten der Branche eingehend diskutiert<br />

werden.“ Zum Programm<br />

gehört ebenfalls der DVS-Studentenkongress.<br />

Er bietet Studierenden und<br />

jungen Ingenieuren der Fügetechnik<br />

ein Forum, in dem sie ihre wissenschaftlichen<br />

Arbeiten einem interessierten<br />

Fachpublikum vorstellen<br />

können.<br />

Gemeinsam mit der Messe Essen<br />

GmbH, Veranstalter der Weltleitmesse<br />

und langjähriger Partner,<br />

freut sich der DVS auf die anstehende<br />

Großveranstaltung. Diese findet<br />

einmalig in Düsseldorf statt, da<br />

das Essener Messegelände für die<br />

dann nächste Schweissen & Schneiden<br />

modernisiert wird. 2<br />

[ Info ]<br />

Unter www.dvscongress.de/2017<br />

stehen für den Kongress<br />

das Vortragsprogramm,<br />

das Anmeldeformular<br />

und weitere Informationen<br />

zur Verfügung.<br />

Informationen zur Messe<br />

gibt es unter:<br />

www.schweissenschneiden.com.<br />

Industrial Building in Essen<br />

Weiterentwicklung<br />

Mit einer besonderen Themenkombination will die Industrial Building<br />

vom 10.-12.1.18 in der Messe Essen erstmals eine bautechnische<br />

Lücke in Messedeutschland füllen. Das weiterentwickelte<br />

Messeformat vereint Informationen für Generalunternehmer,<br />

Architekten, Bauträger, Fachplaner, Investoren und Bauherren –<br />

also für all die Baufachleute, die sich mit der Planung, Errichtung<br />

und dem Betrieb von Gewerbeimmobilien bis hin zu ganzen Industriestandorten<br />

beschäftigen.<br />

Die INDUSTRIAL BUILDING<br />

bündelt industriebaurelevante Produkte<br />

und Lösungen in einer Veranstaltung<br />

mit dem Mehrwert von<br />

drei weiteren Baufachmessen sowie<br />

ergänzenden Architektur- und Ingenieurkongressen.<br />

Schwerpunkte bilden<br />

u.a. innovative Lösungen der<br />

energieeffizienten Gebäudehülle von<br />

Nichtwohngebäuden sowie ganzheitliche<br />

Systemlösungen zur Wärmeund<br />

Energieversorgung: Die ebenfalls<br />

neue CONSTRUCT IT, eine<br />

Messe für die Digitalisierung im Bauwesen,<br />

die bereits etablierten Veranstaltungen<br />

InfraTech (Straßen- und<br />

Tiefbau) und acqua alta (Hochwasserschutz)<br />

sowie viele Vortragsveranstaltungen<br />

sollen einen attraktiven<br />

Messe-Vierklang für Bauexperten<br />

erzeugen.<br />

Der Messestandort Essen liegt mitten<br />

im Marktumfeld des Ballungsraums<br />

Ruhrgebiet und verfügt über ein<br />

enormes Potenzial: 35,7 Mrd € beträgt<br />

das Marktvolumen des deutschen<br />

Industrie- und Gewerbebaus. Alleine<br />

seit 2008 ist der Markt um 2 Mrd. €<br />

gewachsen. Mit mehr als 5 Mrd. €<br />

zählt Nordrhein-Westfalen zu den<br />

umsatzstärksten Bundesländern im<br />

Bereich des Wirtschaftsbaus. Umso<br />

sinnvoller erscheint es der Messe<br />

Essen, an diesem Platz eine neue Kommunikationsplattform<br />

für die Entscheider<br />

im Industrie- und Gewerbebau zu<br />

schaffen. Industriebaurelevante Lösungen<br />

und Produkte wie System- und<br />

Modulbauteile, Dämmstoffe, Industrieböden,<br />

technischer Brandschutz,<br />

Beleuchtungssysteme, Lüftungs- und<br />

Heizsysteme für Hallen, Wärmerückgewinnung<br />

und Facility-Management<br />

bilden ein Themenfeld mit Umsatzpotenzial<br />

in Milliardenhöhe.<br />

Parallel zu den vier Baufachmessen<br />

wird die Messe Essen u.a. zur<br />

Bühne für den 9. Internationalen<br />

Architektur-Kongress. Am 10.1.18<br />

veranstaltet die Wirtschaftsvereinigung<br />

Stahl in Kooperation mit der<br />

Architektenkammer Nordrhein-<br />

Westfalen und dem Industrieverband<br />

Feuerverzinken diese etablierte<br />

Informationsplattform. Mit durchschnittlich<br />

rund 1.000 Teilnehmern<br />

zählt der Kongress zu den bedeutendsten<br />

Architekturveranstaltungen<br />

in Europa. Auch bietet u.a. die<br />

Arbeitsgemeinschaft Industriebau<br />

am 11./12.1.18 den IndustriebauKongress<br />

an. 2<br />

[ Info ]<br />

Weitere Informationen<br />

zu den Messen:<br />

www.industrial-building.de,<br />

www.construct-it-essen.de,<br />

www.infratech.de und<br />

www.acqua-alta.de.<br />

<strong>Stahlreport</strong> 6|17<br />

27


BDS<br />

Research<br />

Neueste Zahlen aus dem Bereich Research<br />

Volle Auftragsbücher im März<br />

Nachdem die Tonnagen im Januar und im Februar für die deutsche Stahldistribution<br />

schon recht ordentlich waren, konnte im März ein Lagerabsatz verzeichnet werden, wie<br />

er in dieser Höhe seit vielen Jahren nicht mehr erlebt wurde. Der Ende 2016 einsetzende<br />

Preisaufbau hat sich in den ersten Monaten des Jahres 2017 fortgesetzt, scheint aber<br />

nun bei den meisten Produkten eine Pause einzulegen.<br />

Foto: privat<br />

Jörg Feger, Bereichsleiter<br />

Research im<br />

Bundesverband<br />

Deutscher Stahlhandel<br />

(BDS), berichtet<br />

zusammenfassend<br />

angesichts der ihm<br />

bis März/April 2017<br />

vorliegenden Zahlen.<br />

Wie üblich, hat er<br />

seinen monatlichen<br />

und kommentierenden<br />

Bericht anhand<br />

der Kriterien Lagerabsatz,<br />

-bestand,<br />

-reichweite und<br />

-verkaufspreise<br />

gegliedert.<br />

Lagerabsatz<br />

Der Lagerabsatz im Januar konnte<br />

in der Summe aller Walzstahlerzeugnisse<br />

den Vorjahresmonat um<br />

knapp 7 % übertreffen. Der Februar<br />

lag mit 909.000 t ziemlich genau<br />

auf Vorjahresniveau.<br />

Das Geschäft im März profitierte<br />

nicht nur von einer guten Beschäftigungslage<br />

der Kunden, sondern<br />

auch von satten 23 Arbeitstagen. Es<br />

wurden 1,06 Mio. t abgesetzt. Dies<br />

ist ein Volumen, das letztmals im<br />

Mai 2011 erreicht wurde. Besonders<br />

dynamisch verliefen die Lagerabsätze<br />

bei Betonstahl sowie kaltgewalztem<br />

und oberflächenveredeltem<br />

Blech.<br />

Lagerbestand<br />

Nach dem üblichen Lagerabbau zum<br />

Jahresende 2016 legten die Lagerbestände<br />

im Januar und bei den meisten<br />

Produkten auch im Februar 2017<br />

spürbar zu. Auch aufgrund des sehr<br />

hohen Lagerabsatzes kam es im<br />

März zu einem leichten Bestandsabbau.<br />

Ende März wurden von der deutschen<br />

Stahldistribution 2,43 Mio. t<br />

Walzstahlfertigerzeugnisse bevorratet.<br />

Dies sind 6,5 % mehr als noch<br />

vor zwölf Monaten.<br />

Lagerreichweite<br />

Hohe Lagerabsätze und sinkende<br />

Bestände ließen die Lagerreichweite<br />

schrumpfen.<br />

Sie lag im März bei 2,3 Monaten<br />

bzw. 69 Tagen und damit knapp<br />

5 % unter dem Vorjahreswert (vgl.<br />

Abb. 1).<br />

Lagerverkaufspreise<br />

Den Angaben des BDS-Marktinformationsverfahrens<br />

für durchschnittliche<br />

Verkaufspreise im kleinlosigen<br />

Bereich zufolge setzte sich der<br />

starke Preisanstieg, der am Ende<br />

des Jahres 2016 stattgefunden hatte,<br />

im ersten Quartal 2017 fort. Im<br />

Januar konnten bei fast allen Produkten<br />

Preissteigerungen festgestellt<br />

werden. Diese waren bei Flachprodukten<br />

sowie Quadrat- und Rechteckrohren<br />

noch weitaus stärker ausgeprägt<br />

als bei Langprodukten.<br />

Im Februar und März tendierten<br />

die Langprodukte im Produktmix<br />

seitwärts, im April gaben sie<br />

leicht nach. Flachprodukte konnten<br />

dagegen preislich weiterhin zulegen,<br />

wenn auch im März und April<br />

mit nur geringen Steigerungsraten<br />

(vgl. Abb. 2 und 3).<br />

[ Info ]<br />

Fragen zu den genannten statistischen<br />

Größen beantwortet im Bundesverband<br />

Deutscher Stahlhandel (BDS) Jörg Feger,<br />

Bereichsleiter Research:<br />

Feger-BDS@stahlhandel.com<br />

28 <strong>Stahlreport</strong> 6|17


Quelle Bild 2 u. 3: BDS Quelle: Statistisches Bundesamt/BDS<br />

lagerAbsatz und Lagerreichweite der Stahldistribution Abb. 1<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

Preisentwicklung bei Langprodukten Abb. 2<br />

160<br />

150<br />

140<br />

130<br />

120<br />

110<br />

100<br />

90<br />

Index (Januar 2010 = 100)<br />

Formstahl Breitflanschträger Stabstahl Betonstahl in Stäben Betonstahlmatten<br />

Preisentwicklung bei Flachprodukten und Rohren Abb. 3<br />

Index (Januar 2010 = 100)<br />

150<br />

140<br />

130<br />

120<br />

110<br />

100<br />

90<br />

80<br />

n Absatzindex (2007 = 100)<br />

n Lagerreichweite in Tagen<br />

200<br />

180<br />

106 160<br />

95 96 99 99<br />

91 92 140<br />

89 90 92<br />

89<br />

85 90 93 90<br />

92 92<br />

120<br />

68<br />

100<br />

81 84 78 78 81 72 72 81 72 84 78 72 78 69 99 78 81 69<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

Ø<br />

2013<br />

Ø<br />

2014<br />

Ø<br />

2015<br />

Ø<br />

2016<br />

Ø<br />

2016<br />

März<br />

2016<br />

Apr.<br />

2016<br />

Mai<br />

2016<br />

Juni<br />

2016<br />

Juli<br />

2016<br />

Aug.<br />

2016<br />

Sep.<br />

2016<br />

Okt.<br />

2016<br />

Nov.<br />

2016<br />

Dez.<br />

2016<br />

Jan.<br />

2017<br />

Feb.<br />

2017<br />

Mär.<br />

2017<br />

1. Q. 2010<br />

2. Q. 2010<br />

3. Q. 2010<br />

4. Q. 2010<br />

1. Q. 2011<br />

2. Q. 2011<br />

3. Q. 2011<br />

4. Q. 2011<br />

1. Q. 2012<br />

2. Q. 2012<br />

3. Q. 2012<br />

4. Q. 2012<br />

1. Q. 2013<br />

2. Q. 2013<br />

3. Q. 2013<br />

4. Q. 2013<br />

1. Q. 2014<br />

2. Q. 2014<br />

3. Q. 2014<br />

4. Q. 2014<br />

1. Q. 2015<br />

2. Q. 2015<br />

3. Q. 2015<br />

4. Q. 2015<br />

1. Q. 2016<br />

2. Q. 2016<br />

3. Q. 2016<br />

4. Q. 2016<br />

1. Q. 2017<br />

1. Q. 2010<br />

2. Q. 2010<br />

3. Q. 2010<br />

4. Q. 2010<br />

1. Q. 2011<br />

2. Q. 2011<br />

3. Q. 2011<br />

4. Q. 2011<br />

1. Q. 2012<br />

2. Q. 2012<br />

3. Q. 2012<br />

4. Q. 2012<br />

1. Q. 2013<br />

2. Q. 2013<br />

3. Q. 2013<br />

4. Q. 2013<br />

1. Q. 2014<br />

2. Q. 2014<br />

3. Q. 2014<br />

4. Q. 2014<br />

1. Q. 2015<br />

2. Q. 2015<br />

3. Q. 2015<br />

4. Q. 2015<br />

1. Q. 2016<br />

2. Q. 2016<br />

3. Q. 2016<br />

4. Q. 2016<br />

1. Q. 2017<br />

Quartoblech Bandblech Kaltgewalztes Blech OV Blech Quad. & RE-Rohr Nahtloses Rohr<br />

Absatz und Lagerreichweite<br />

der<br />

Stahldistribution<br />

Preisentwicklung<br />

bei Langprodukten<br />

Preisentwicklung bei<br />

Flachprodukten und<br />

Rohren<br />

<strong>Stahlreport</strong> 6|17<br />

29


BDS<br />

Kommunikation<br />

Stahlhandelstag 2017<br />

Wissen.<br />

Handeln.<br />

Weiterdenken.<br />

Der 26. Stahlhandelstag am 28. September in Darmstadt findet in spannenden Zeiten<br />

statt. Märkte und Abläufe verändern sich, die technologische Entwicklung schreitet<br />

rasant voran und birgt Chancen, aber auch Untiefen. Da kommt die Gelegenheit<br />

zu fundierter Fachinformation, aber auch zu Austausch und zum Netzwerken auf dem<br />

Stahlhandelstag des BDS genau richtig.<br />

Stahlhandelstag 2017<br />

Fotos: Wissenschafts- und Kongresszentrum Darmstadt<br />

GmbH & Co. KG (4); BDS/Drolshagen (2)<br />

9:30 Uhr Empfang<br />

10:00 Uhr Eröffnung des Stahlhandelstages<br />

2017<br />

Eberhard Frick, F. Kicherer, Vorsitzender<br />

des BDS-Vorstandsrats<br />

Oliver Ellermann, Bundesverband<br />

Deutscher Stahlhandel<br />

10:15 Uhr Volkswirtschaftliche<br />

Entwicklungen und deren<br />

Auswirkungen auf die Stahlmärkte<br />

Dr. Heinz-Jürgen Bücher, IKB<br />

Deutsche Industriebank<br />

11:00 Uhr Kaffeepause<br />

11:30 Uhr Digitalisierung: Die Zukunft<br />

des Stahlhandels?<br />

Gisbert Rühl, Klöckner & Co.<br />

12:15 Uhr Perspektiven des Stahlhandels<br />

aus Sicht eines werksunabhängigen<br />

Distributors<br />

Dr. René Gissinger,<br />

Knauf Interfer<br />

13:00 Uhr Mittagspause<br />

14:00 Uhr Aktuelle Rechtsthemen im<br />

Stahlhandel<br />

Tim Lieber, Henseler & Partner<br />

Rechtsanwälte<br />

14:45 Uhr Kaffeepause<br />

15:15 Uhr Quo Vadis Edelstahlmarkt?<br />

Ralf Winterfeld, Edelstahl -<br />

handelsvereinigung<br />

16:00 Uhr Kaffeepause<br />

16:30 Uhr Markt und Verband<br />

Oliver Ellermann, Bundesverband<br />

Deutscher Stahlhandel<br />

17:15 Uhr Ausblick<br />

Eberhard Frick, F. Kicherer<br />

ab 17.30 Uhr Abendveranstaltung im Foyer<br />

1.05 des Darmstadtiums<br />

ca. 23.00 Uhr Ende des Stahlhandelstages<br />

2017<br />

30 <strong>Stahlreport</strong> 6|17


Gemacht aus Stahl<br />

und Glas (und ein<br />

wenig Beton): das<br />

Kongresszentrum<br />

Darmstadtium<br />

Fachausstellung<br />

In einer begleitenden Ausstellung präsentieren sich die Ausrüster und<br />

Partner der Branche. Die Ausstellung befindet sich unmittelbar im Foyer<br />

vor dem Veranstaltungsraum, der auch für Kaffeepausen, den Mittagsimbiss<br />

und die Abendveranstaltung zur Verfügung steht.<br />

[ Sie möchten ausstellen?]<br />

Weitere Informationen unter info-bds@stahlhandel.com<br />

oder Tel. +49 211 86497-21.<br />

ZEIT, Ort und Hotels<br />

Wo? Kongresszentrum „Darmstadtium“, Darmstadt<br />

Wann? 28. September 2017<br />

9.30 h bis ca. 23.00 h<br />

Hotelempfehlungen<br />

Der BDS hat im Welcome Hotel Darmstadt in unmittelbarer Nähe zum<br />

Kongresszentrum und im Maritim Rhein-Main Hotel Darmstadt (1,8 km<br />

Entfernung) je ein Zimmerkontingent zu Vorzugskonditionen reserviert.<br />

Vergünstigte Zimmer können nur über die Online-Plattform HRS bis zum<br />

2. bzw. 22. August (Welcome Hotel, Maritim Rhein-Main Hotel Darmstadt)<br />

gebucht werden (Buchungslinks auf www.stahlhandel.com). Leider kann<br />

der BDS keine Zimmer garantieren, da das Kontigent nur begrenzt verfügbar<br />

ist.<br />

[ Anmeldung ]<br />

Anmeldung zum Stahlhandelstag unter www.stahlhandel.com<br />

<strong>Stahlreport</strong> 6|17<br />

31


BDS<br />

Kommunikation<br />

Ab sofort ist der <strong>Stahlreport</strong><br />

auch als ePaper auf<br />

www.stahlhandel.com<br />

verfügbar.<br />

Screenshot: BDS<br />

In eigener Sache<br />

<strong>Stahlreport</strong> jetzt auch als ePaper<br />

Ab sofort ist der <strong>Stahlreport</strong> auch als<br />

ePaper-Version verfügbar. Das BDS-Magazin<br />

steht frei zugänglich auf der Homepage des<br />

Bundesverbands zum digitalen Blättern<br />

bereit (siehe Info). Die ePaper-Version passt<br />

sich dem jeweiligen Ausgabegerät an. Egal,<br />

ob am PC, mit dem Tablet oder gar auf dem<br />

Smartphone – der <strong>Stahlreport</strong> kommt auf<br />

den Endgeräten der Leser im richtigen Format<br />

an. Über eine Zoom- und Vollbildfunktion<br />

kann das Heft dabei den individuellen<br />

Lesebedürfnissen angepasst werden. Die<br />

elektronischen Ausgaben können zudem<br />

schnell und komfortabel nach Stichworten<br />

durchsucht werden.<br />

Einzige Einschränkung des zusätzlichen<br />

Angebots: Neue Ausgaben werden erst mit<br />

einer dreimonatigen Verzögerung online<br />

gestellt. Leser finden ePaper-Ausgaben des<br />

<strong>Stahlreport</strong> derzeit also bis zum März-Heft<br />

auf der Seite. Sukzessive werden weitere<br />

Ausgaben hinzugefügt. Aktuell reicht das<br />

Archiv bis zur September-Ausgabe 2016<br />

zurück.<br />

[ Info ]<br />

Eurometal World Steel Distribution & SSC Summit 2017<br />

Die Welt zu Gast am Rhein<br />

Knapp 150 Teilnehmer aus Stahlproduktion,<br />

-verarbeitung und -distribution trafen<br />

sich Mitte Mai auf Einladung des europäischen<br />

Stahldistributionsverbands<br />

Eurometal zu einer internationalen Konferenz<br />

in Düsseldorf. Moderiert wurde die<br />

Veranstaltung von Eurometal-Präsident und<br />

CEO von Tata Steel Distribution Europe<br />

Dr. Jens Lauber, sowie von Eurometal Vice President<br />

und BDS-Vorstand Oliver Ellermann.<br />

Themen der zweieinhalbtägigen Konferenz<br />

waren die gesamtwirtschaftlichen Entwicklungen<br />

mit ihren Auswirkungen auf die globalen<br />

Stahlmärkte und Veränderungen im<br />

weltweiten Stahlhandel, insbesondere vor<br />

dem Hintergrund zunehmender Antidumpingmaßnahmen.<br />

Auch die Veränderungen<br />

der Geschäftsmodelle innerhalb der Stahldistribution,<br />

die Perspektiven verschiedener<br />

stahlintensiver Abnehmerbranchen sowie<br />

das Thema Digitalisierung entlang der Wert-<br />

Die ePaper-Version des <strong>Stahlreport</strong> ist<br />

auf der BDS-Homepage unter dem Menüpunkt<br />

„Fachmagazin“ zu finden:<br />

www.stahlhandel.com/stahlreport<br />

Rund 150 Teilnehmer kamen zum Eurometal<br />

World Steel Distribution & SSC Summit 2017<br />

Mitte Mai nach Düsseldorf.<br />

schöpfungskette spielten eine wichtige<br />

Rolle. Abgerundet wurde das Programm<br />

durch zwei Betriebsbesichtigungen, zum<br />

einen bei Tata Steel Hille & Müller in Düsseldorf,<br />

zum anderen bei der Europipe Group<br />

in Mülheim an der Ruhr.<br />

Foto: Eurometal<br />

Impressum<br />

STAHLREPORT<br />

Das BDS-Magazin für die Stahldistribution<br />

Stahlhandel | Stahlproduktion |<br />

Stahlverarbeitung<br />

Offizielles Organ des BDS-Fernstudiums<br />

Herausgeber:<br />

Bundesverband Deutscher Stahlhandel<br />

Max-Planck-Straße 1<br />

40237 Düsseldorf<br />

Redaktion:<br />

Dr. Ludger Wolfgart (Chefredakteur)<br />

Telefon (02 11) 8 64 97-11<br />

E-Mail: Wolfgart-BDS@stahlhandel.com<br />

Markus Huneke<br />

Telefon (02 11) 8 64 97-24<br />

E-Mail: Huneke-BDS@stahlhandel.com<br />

Anzeigen:<br />

Ksenija Sandek<br />

Telefon (02 11) 8 64 97-21<br />

E-Mail: Sandek-BDS@stahlhandel.com<br />

Verlag:<br />

BDS AG<br />

Max-Planck-Straße 1<br />

40237 Düsseldorf<br />

Telefon (02 11) 8 64 97-0<br />

Telefax (02 11) 8 64 97-22<br />

Layout:<br />

auhage|schwarz, Leichlingen<br />

Druck:<br />

Hellendoorn, Bad Bentheim<br />

Erscheinungsweise: monatlich (10 Hefte/Jahr)<br />

Bezugspreis:<br />

Jährlich 65 € im Inland und 70 € im Ausland<br />

zuzüglich Versandspesen und Mehrwertsteuer.<br />

Abbestellungen sind lediglich unter Einhaltung<br />

einer dreimonatigen Kündigungsfrist zum Jahres -<br />

ende möglich. Für die Mitglieder des BDS und die<br />

Teilnehmer im BDS-Fernstudium ist der Bezug<br />

eines Exemplars der Fachzeitschrift „<strong>Stahlreport</strong>“<br />

im Mitgliedsbeitrag bzw. in der Studien gebühr<br />

enthalten. Ein Nachdruck ist nur mit ausdrücklicher<br />

Genehmigung der Redaktion gestattet.<br />

Anzeigenpreis: Zur Zeit gilt die Preisliste Nr. 35.<br />

Für unverlangt eingesandte Manuskripte oder<br />

Fotos übernehmen Herausgeber, Redaktion und<br />

Verlag keine Gewähr. Namentlich oder mit Initialen<br />

gekennzeichnete Beiträge vertreten eine vom<br />

Herausgeber unabhängige Meinung der Autoren.<br />

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird mitunter<br />

auf die gleichzeitige Verwendung mänlicher<br />

und weiblicher Sprachformen verzichtet. Sämtliche<br />

Personenbezeichnungen gelten gleichwohl<br />

für beiderlei Geschlechter.<br />

Außerdem bittet die Redaktion um Verständnis,<br />

dass insbesondere Firmennamen je Artikel in der<br />

Regel nur einmal in ihrer werbeorientierten Form<br />

verwendet und entsprechende Begriffe häufig<br />

eingedeutscht werden.<br />

International Standard Serial Number:<br />

ISSN 0942-9336<br />

Diese Zeitschrift wurde aus umwelt schonendem<br />

Papier hergestellt.<br />

32 <strong>Stahlreport</strong> 6|17


BDS<br />

Recht<br />

Nahtlose Rohre betroffen<br />

Weiterer Antidumpingzoll<br />

gegen Ware aus China<br />

Im EU-Amtsblatt vom 11. Mai 2017 ist die Verordnung zur Einführung endgültiger<br />

Antidumpingzölle auf Einfuhren bestimmter nahtloser Rohre mit kreisförmigem Querschnitt<br />

und einem Außendurchmesser von mehr als 406,4 mm ex China veröffentlicht worden.<br />

Die von der Maßnahme betroffenen<br />

Waren werden derzeit unter<br />

den KN-Codes 7304 19 90, ex 7304<br />

29 90, 7304 39 98 und 7304 59 99<br />

(TARIC-Code 7304 29 90 90) eingereiht.<br />

Die endgültigen Zölle betragen<br />

zwischen 29,2 und 54,9 % und sind<br />

damit niedriger als die im November<br />

2016 verhängten vorläufigen Antidumpingzölle.<br />

Die Zölle gelten auf<br />

den Nettopreis frei Grenze der Union,<br />

unverzollt.<br />

Die Anwendung der unternehmensspezifischen<br />

Antidumpingzollsätze<br />

für die vorgenannten Unternehmen<br />

setzt voraus, dass den<br />

Zollbehörden der Mitgliedstaaten eine<br />

gültige Handelsrechnung vorgelegt<br />

wird, die eine Erklärung in bestimmter<br />

Form enthält (siehe Info), die von<br />

einer dafür zuständigen Person des<br />

Unternehmens, das die Handelsrechnung<br />

ausgestellt hat, unter Angabe<br />

ihres Namens und ihrer Funktion<br />

datiert und unterzeichnet wurde.<br />

Wird keine solche Handelsrechnung<br />

vorgelegt, findet der für „alle<br />

übrigen Unternehmen“ geltende Zollsatz<br />

Anwendung. 2<br />

Unternehmen und Antidumpingzollsätze<br />

Unternehmen Endgültiger TARIC<br />

Zollsatz (in %) Zusatzcode<br />

Yangzhou Chengde Steel Pipe Co., Ltd. 29,2 C171<br />

Hubei Xinyegang Special Tube Co., Ltd. 54,9 C172<br />

Yangzhou Lontrin Steel Tube Co., Ltd. 39,9 C173<br />

Hengyang Valin MPM Co., Ltd. 48,2 C174<br />

Zhejiang Gross Seamless Steel Tube Co., Ltd. 41,4 C204<br />

Im Anhang aufgeführte Unternehmen 45,6 C998<br />

Alle übrigen Hersteller 54,9 C999<br />

Info<br />

Formulierung für Zoll-Erklärung<br />

„Der/Die Unterzeichnete versichert, dass die auf dieser Rechnung ausgewiesenen<br />

und zur Ausfuhr in die Europäische Union verkauften [Mengenangabe]<br />

nahtlosen Rohre von [Name und Anschrift des Unternehmens]<br />

[TARIC- Zusatzcode] in [betroffenes Land] hergestellt wurden und dass<br />

die Angaben auf dieser Rechnung vollständig und richtig sind.“<br />

[ Quelle ]<br />

Durchführungsverordnung (EU) 2017/804 der Kommission vom 11. Mai 2017<br />

zur Einführung eines endgültigen Antidumpingzolls auf die Einfuhren bestimmter<br />

nahtloser Rohre aus Eisen (ausgenommen aus Gusseisen) oder Stahl (ausgenommen<br />

aus nichtrostendem Stahl) mit kreisförmigem Querschnitt und einem<br />

Außendurchmesser von mehr als 406,4 mm mit Ursprung in der Volksrepublik<br />

China; ABL. 121 vom 12.05.2017, S. 3-25<br />

<strong>Stahlreport</strong> 6|17<br />

33


BDS<br />

Recht<br />

BDS-Workshops zu Compliance-Richtlinien<br />

Eine Maßnahme<br />

betriebswirtschaftlicher Vernunft<br />

Siemens, Volkswagen, Thyssenkrupp – die großen Korruptionsfälle haben das Thema Compliance in<br />

den Mittelpunkt gerückt. Galt Korruption früher noch als Kavaliersdelikt, gehören Compliancestrukturen<br />

heute zur gesetzlich verankerten Sorgfaltspflicht der Unternehmensleitung. Was Compliance<br />

aber konkret für die Unternehmen bedeutet, ist oft noch unklar. Der BDS hatte daher im Mai zu einer<br />

Reihe für Mitglieder kostenloser Schulungen eingeladen. Rechtsanwältin Dr. Almut Riemann, Kanzlei<br />

Henseler & Partner Rechtsanwälte mbB, erläuterte an drei Terminen, was geht und was nicht geht.<br />

In den allermeisten Fällen<br />

handeln Unternehmen auch ohne<br />

sich dessen bewusst zu sein compliancegerecht.<br />

Der Begriff Compliance<br />

bedeutet zunächst nichts Anderes,<br />

als sich regelkonform und gesetzestreu<br />

zu verhalten – was die große<br />

Mehrzahl der Unternehmen tut, auch<br />

ohne daraufhingewiesen zu werden.<br />

Das hob Rechtsanwältin Dr. Almut<br />

Riemann zu Beginn des zweiten BDS-<br />

Compliance-Workshops in Duisburg<br />

hervor, zu dem rund 30 Teilnehmer<br />

aus den Mitgliedsunternehmen des<br />

Verbands gekommen waren. Weitere<br />

Workshops dazu fanden in Merklingen<br />

und Lehrte statt.<br />

Umdenken beim<br />

Thema Compliance<br />

„Bis etwa in die späten 1990er-Jahren<br />

galt Compliance als Spezialthema,<br />

das eher in US-Großkonzernen Relevanz<br />

hatte“, so Almut Riemann. In<br />

Deutschland sah das bis in die späten<br />

90er-Jahr anders aus. Bis 1999<br />

war es z.B. rechtskonform, die bei der<br />

Bestechung ausländischer Geschäftspartner<br />

entstandenen „Aufwendungen“<br />

von der Steuer abzusetzen.<br />

Seither hat ein starkes Umdenken<br />

stattgefunden. Compliance gehört<br />

heute zu den allgemeinen Leitungsaufgaben,<br />

es drohen im Falle eines<br />

Verstoßes hohe Bußgelder – bis hin<br />

zur zivil- oder strafrechtlichen Haftung<br />

des involvierten Managements.<br />

Vom Imageschaden für Unternehmen<br />

und Mitarbeiter ganz zu schweigen.<br />

So ist die Schaffung von Compliance-Strukturen<br />

von einem Thema<br />

nur für große Konzerne zu einem<br />

Thema auch für den Mittelstand<br />

geworden.<br />

Compliance bedeutet, sich als Unternehmen oder Organisation<br />

Strukturen zu geben, die das gesetz- und rechtmäßige<br />

Verhalten transparent nachvollziehbar regelt.<br />

34 <strong>Stahlreport</strong> 6|17


Die Einschätzung, welche Äußerungen und welches Verhalten<br />

gegenüber Wett bewerbern, Kunden und Lieferanten im Stahlhandel<br />

nun kritisch zu bewerten ist, ist im konkreten Fall nicht immer trivial.<br />

Durch entsprechende Organisation<br />

sollen Gesetzesverstöße und Haftungsrisiken<br />

im Vorfeld erkannt und<br />

vermieden werden.<br />

Markt, Mitarbeiter und<br />

Mangement schützen<br />

Die großen Kartellfälle, wie das<br />

„Schienenkartell“, an dem auch Thyssenkrupp<br />

beteiligt war, haben es<br />

gezeigt: Durch Absprachen von<br />

Unternehmen kann anderen Marktteilnehmern<br />

und der Volkswirtschaft<br />

insgesamt ein hoher Schaden enstehen.<br />

Das Kartellverbot (zum Beispiel<br />

in §1 des Gesetzes gegen Wettbewerbsbeschränkungen)<br />

untersagt<br />

daher strikt alle Vereinbarungen<br />

zwischen Unternehmen und<br />

Beschlüsse von Unternehmensvereinigungen<br />

sowie aufeinander abgestimmte<br />

Verhaltensweisen, die<br />

bezwecken oder bewirken, dass der<br />

Wettbewerb innerhalb eines gemeinsamen<br />

Marktes eingeschränkt, verfälscht<br />

oder verhindert wird.<br />

Es muss also real gar kein Schaden<br />

entstanden sein. Um in die Bredouille<br />

zu kommen reicht jede willentliche<br />

Koordinierung von<br />

Verhalten von mindestens zwei<br />

selbstständigen Unternehmen am<br />

Markt, egal ob schriftlich oder mündlich,<br />

rechtlich bindend oder nicht.<br />

Verboten ist demgemäß die Abstimmung<br />

über gegenwärtige oder künftige<br />

Produkt- oder Vormaterialpreise,<br />

über Zahlungsbedingungen, Kreditgewährung,<br />

Rabatte etc. Verboten<br />

sind auch die Aufteilung von Märkten<br />

oder Kunden, die Festlegung von<br />

Marktanteilen oder Quoten u.ä.<br />

Unproblematisch sind demgegenüber<br />

Diskussionen von allgemeinen<br />

wirtschaftlichen Themen, von<br />

Einschätzungen der allgemeinen<br />

Markt- oder Produktentwicklung.<br />

Wie verhält es sich z.B. bei Unternehmen,<br />

die zwar eigenständig am<br />

Markt auftreten, aber gemeinsam<br />

unter dem Dach einer Holding angesiedelt<br />

sind? Und was haben Compliance-Regelungen<br />

für Auswirkungen<br />

im dem Fall, dass sich zwei<br />

Unternehmen bei bestimmten Produkten<br />

für eine gemeinsame Lagerhaltung<br />

entschienden haben?<br />

Diese und ähnliche Fragen der<br />

Teilnehmer bei den BDS-Workshops<br />

zeigten, wie schwierig es zum Teil<br />

ist, die weit gefassten Definitionen<br />

des Gesetzgebers auf die große Bandbreite<br />

konkreter Geschäftspraxis<br />

anzuwenden.<br />

Immerhin gibt es eine Reihe von<br />

Handlungen und Situationen, die<br />

einen klaren Verstoß darstellen.<br />

Treffe ich mich mit anderen im Hinterzimmer,<br />

um künftige Preise abzusprechen,<br />

ist das zwar zweifellos verboten<br />

– aber in der Regel weiß ich<br />

als Teilnehmer einer solchen Runde,<br />

was ich da tue. Was aber tun, wenn<br />

es zu einer Situation kommt, in der<br />

die Lage nicht so klar ist?<br />

„Wenn es dazu kommt, rate ich,<br />

sich von dem möglichen Verstoß vernehmlich<br />

zu distanzieren. Beenden<br />

Sie das Gespräch und verlassen Sie<br />

den Gesprächsort“, sagt Almut Riemann.<br />

„Sollte es zu einer derartigen<br />

Situation z. B. auf Verbandsveranstaltungen<br />

kommen, veranlassen Sie<br />

zusätzlich, dass Ihr Veto ins Protokoll<br />

aufgenommen wird. So sind Sie<br />

auf der sicheren Seite.“<br />

Der BDS als Interessensvertretung<br />

der Unternehmen des Stahlhandels<br />

legt übrigens großen Wert<br />

auf das Thema Compliance und die<br />

Einhaltung des Kartellrechts – intern<br />

sowie bei ausnahmslos jeder Verbandskativität.<br />

2<br />

[ Info ]<br />

Der Compliance-Leitfaden des BDS kann<br />

unter www.stahlhandel.com/compliance<br />

eingesehen und heruntergeladen werden.<br />

Fotos BDS/mh<br />

Erläuterte Fragen zum Kartellrecht: Rechtsanwältin Dr. Almut<br />

Riemann auf den kostenlosen BDS-Workshops zum Thema<br />

Compliance.<br />

Rund 30 Teilnehmer informierten sich im Mai auf der Compliance-Schulung des BDS<br />

in Duisburg – eine der drei Veranstaltungen, die der BDS für seine Mitglieder im Mai im<br />

gesamten Bundesgebiet kostenlos durchgeführt hat.<br />

<strong>Stahlreport</strong> 6|17<br />

35


BDS<br />

Berufsbildung<br />

Fotos, 2: BDS<br />

Wehten für zwei Tage vor der KASTO-Firmenzentrale in Achern: Die Fahnen des BDS, der die KWB-Jahrestagung der kaufmännischen<br />

Ausbildungsleiter Ende April maßgeblich mit vorbereitet hatte.<br />

Tagung der Kaufmännischen Ausbildungsleiter zur Digitalisierung im Großhandel<br />

Betroffen und zunehmend sensibilisiert<br />

Die bundesweite KWB-Tagung der kaufmännischen Ausbildungsleiter im April in Achern unter dem<br />

Motto „Berufliche Karrieren in Zeiten der Digitalisierung – Lernen in vernetzten Arbeitswelten“<br />

hat unter maßgeblicher Beteiligung des BDS vor allem drei Dinge deutlich gemacht:<br />

Die Veränderungen sind massiv und müssen zeitnah in der Ausbildung berücksichtigt werden.<br />

Der Stahlhandel ist von diesem Wandel maßgeblich betroffen, hat allerdings schon Werkzeuge für<br />

dessen Bewältigung identifiziert. Schließlich hat die Branche durch die Tagung aber auch deutlich<br />

gemacht, dass sich das Problembewusstsein zunehmend entwickelt.<br />

Zeitliche Eckpunkte des zweitägigen<br />

Programms bei dem Treffen<br />

Ende April im Hause der KASTO<br />

Maschinenbau GmbH & Co KG waren<br />

die aktuellen Erkenntnisse der Wissenschaft<br />

über die Auswirkungen<br />

der Digitalisierung im Großhandel<br />

auf die Berufsbildung und innovative<br />

Geschäftsmodelle, die sich vor diesem<br />

Hintergrund längst entwickelt<br />

haben. Zu Beginn referierte Dr. Georg<br />

Wittmann, Research Director der ibi<br />

research an der Universität Regensburg<br />

GmbH, zum „Online-Kaufverhalten<br />

im B2B-E-Commerce“ und zu<br />

der Frage, was aus dieser Studie und<br />

weiteren wissenschaftlichen Untersuchungen<br />

für die Berufsbildung<br />

der betroffenen Handelsbranchen<br />

folgt. Den letzten Vortrag steuerte<br />

Tim Milde bei. Er ist Geschäftsführer<br />

der kloeckner.i GmbH. Sein<br />

Thema war „Die disruptive Entwicklung<br />

von Geschäftsmodellen für den<br />

Stahlhandel und ihre Auswirkungen<br />

auf die Berufsbildung – der Weg<br />

des Handelshauses Klöckner“.<br />

Begrüßte mehr als 100 Tagungsteilnehmer<br />

im Hause KASTO: Jens Kettler,<br />

Sprecher der Arbeitsgemeinschaft kaufmännischer<br />

Ausbildungsleiter im KWB.<br />

Beide Keynotes rahmten ein Programm<br />

ein, das im Wesentlichen aus<br />

einem „Markt der Möglichkeiten“<br />

bestand, auf dem kommerzielle<br />

36 <strong>Stahlreport</strong> 6|17


Anbieter ihre Lösungen für die anstehenden<br />

Probleme vorstellen konnten.<br />

Diese Herausforderungen wurden<br />

im Übrigen in fünf Workshops präzisiert,<br />

in die Teilnehmer ihre Erfahrungen<br />

in der Berufsbildung einbrachten.<br />

Zu der Tagung gehörte auch<br />

„Neues aus der Ordnungsarbeit“, zu<br />

dem der innovative Ausbildungsberuf<br />

„Kaufmann und Kauffrau im E-<br />

Commerce“ vorgestellt wurde.<br />

Schließlich gab es unter dem Aspekt<br />

„Industrie 4.0“ eine Betriebsbesichtigung<br />

im Hause des Gastgebers und<br />

einen Badischen Abend.<br />

Vor allem in diesen Zusammenhängen<br />

bedankten sich für den Bundesverband<br />

Deutscher Stahlhandel<br />

BDS-Vorstand Oliver Ellermann und<br />

sein Team beim Gastgeber und den<br />

anderen Sponsoren für deren außerordentliches<br />

Engagement zugunsten<br />

der Tagung. Dies zeige vor allem<br />

auch, wie erfolgreich vernetzt der<br />

Stahlhandel und seine Marktpartner<br />

zum Nutzen der Branche sind.<br />

Eröffnungsrunde<br />

Das genannte Programmspektrum<br />

wurde den gut 100 Teilnehmerinnen<br />

und Teilnehmern vorgestellt,<br />

als Jens Kettler in seiner Funktion<br />

als Leiter der Arbeitsgemeinschaft<br />

der kaufmännischen Ausbildungsleiter<br />

die Mitveranstalter begrüßte:<br />

den Geschäftsführer des Kuratoriums<br />

der Deutschen Wirtschaft für<br />

Berufsbildung (KWB), Jürgen Hollstein,<br />

den Vorstand der BDS AG –<br />

Bundesverband Deutscher Stahlhandel<br />

(BDS), Oliver Ellermann, sowie<br />

Armin Stolzer, Geschäftsführender<br />

Gesellschafter von KASTO, und<br />

Dr. Steffen Auer, Geschäftsführender<br />

Gesellschafter der Schwarzwald-<br />

Eisenhandel GmbH & Co. KG.<br />

Die beiden Letztgenannten repräsentierten<br />

auf der Tagung gleichzeitig<br />

als Vizepräsident bzw. als Präsident<br />

die Industrie- und Handelskammer<br />

Südlicher Oberrhein. Und<br />

sie prägten in ihren Begrüßungsstatements<br />

erste inhaltliche Aussagen:<br />

So wies Armin Stolzer auf die große<br />

Chance hin, mit Annahme der Digitalisierung<br />

die interdisziplinäre<br />

Zusammenarbeit auszubauen. Und<br />

Dr. Steffen Auer wies in diesem<br />

Online-B2B-vs. B2C-Umsatz im Jahr 2020 (in Mrd. USD)* Abb. 1<br />

Deutschland: B2B Website/Marktplatz 136 Mrd. Euro<br />

(Produkte/Dienstleistungen 2013)**<br />

900<br />

Rest der Welt<br />

1.900<br />

Nordamerika<br />

<br />

<br />

<br />

2.100<br />

China<br />

Nicht unbedingt vergleichbar: B2C und B2B.<br />

Zusammenhang auf die Notwendigkeit<br />

hin, dass die etablierten Bildungseinrichtungen<br />

schneller auf<br />

die Entwicklungen reagieren müssen.<br />

Eingangsreferat<br />

Die Ergebnisse der Studie „Online-<br />

Kaufverhalten im B2B-E-Commerce“<br />

durchforstete Dr. Georg Wittmann<br />

in seiner Keynote auf Rückschlüsse<br />

in Sachen Berufsbildung.<br />

Deren Bedeutung basiert zumindest<br />

auf einer quantitativen Komponente:<br />

Der Umsatz des B2B-E-Commerce,<br />

also der finanziell bewerteten<br />

<br />

1.800<br />

Europa<br />

3 B2B-E-Commerce ist weltweit ein deutlich größerer Markt als B2C.<br />

6.700<br />

Gesamt B2B<br />

<br />

B2B>2xB2C<br />

Aktivitäten unter Großhändlern, ist<br />

weltweit deutlich höher als der konsumentenorientierte<br />

B2C-Markt (vgl.<br />

Abb. 1), für den in Deutschland für<br />

die kommenden Jahre zweistellige<br />

Umsatzzuwachsanteile erwartet werden.<br />

Gleichzeitig warnte der Referent<br />

davor, Entwicklungen im B2C einfach<br />

auf den B2B-Bereich zu übertragen.<br />

Wegen vieler rechtlicher, kaufmännischer<br />

und technischer Besonderheiten<br />

in den Geschäftsbeziehungen<br />

von Großhändlern untereinander<br />

könne – auch in der Entwicklung<br />

der Digitalisierung – B2C nicht mit<br />

3<br />

3.200<br />

Gesamt BCB<br />

Abb. 2<br />

<strong>Stahlreport</strong> 6|17<br />

37


BDS<br />

Berufsbildung<br />

Quellen, 3: ibi-research/Roland Berger<br />

Heutige Marktstruktur<br />

Einzelhandel<br />

Stationär<br />

Online<br />

Hersteller<br />

Großhandel<br />

Handwerk<br />

Endkunde<br />

B2B gleichgesetzt werden (vgl.<br />

Abb. 2).<br />

Die wichtigste qualitative Komponente<br />

in seinem Vortrag entnahm Dr.<br />

Georg Wittmann einer neuen Studie<br />

von Roland Berger für den Bundesverband<br />

Großhandel Außenhandel Dienstleistungen<br />

(BGA). Demnach könnte im<br />

Zuge der Digitalisierungsentwicklung<br />

der Großhandel aus den Märkten eliminiert<br />

werden (vgl. Abb. 3).<br />

Pure Online<br />

Player<br />

Diese Beobachtungen zur Entwicklung<br />

der Märkte machte der Referent<br />

an einem Praxisbeispiel aus<br />

dem Papiergroßhandel fest, das er<br />

wissenschaftlich begleitet und das<br />

deutlich gemacht hatte, wie wichtig<br />

es ist, Mitarbeiter auf einem solchen<br />

Weg mitzunehmen und diese Weiterbildung<br />

bereits in der Ausbildung<br />

zu verankern. Entsprechende Dienstleistungen<br />

dazu gebe es inzwischen<br />

Welche Bedeutung hat der Großhandel in der Zukunft Abb. 3<br />

bzw. wie werden sich die Marktstrukturen entwickeln?<br />

Zukünftige Marktstruktur (Zielbild)?<br />

Einzelhandel<br />

Stationär<br />

Online<br />

Der Großhandel muss sich auf veränderte Marktstrukturen einstellen.<br />

Hersteller<br />

Endkunde<br />

Pure Online<br />

Player<br />

Service-<br />

Leistung<br />

Handwerker<br />

Aussteller und Impulsvorträge Abb. 4<br />

Aussteller<br />

SAP SE<br />

3<br />

u-form Testsysteme GmbH & Co KG<br />

Thema Impulsvortrag<br />

Ausbildung & duales Studium im Zentrum der Digitalen<br />

Transformation<br />

Das kommt dabei heraus, wenn Design Thinking auf Gamification<br />

trifft.<br />

Ausbilden mit System by softstairs GmbH Digitale Helfer für die Berufsausbildung –<br />

Software as a Service als Zukunftsmodell<br />

BeraCom GmbH & Co. KG<br />

Webbasierte Versetzungsplanung als Basis des zielgerichteten<br />

Lernens<br />

Bildungsverlag EINS GmbH<br />

neuesdenkenwagen.de. Perfekt vernetzt.<br />

Passgenau gefördert. Bestens qualifiziert.<br />

Lucas-Nülle GmbH VOCANTO by LN – Überall und jederzeit lernen –<br />

BPS Bildungsportal Sachsen GmbH Ausbildung 4.0 Vernetzung in der dualen Ausbildung<br />

Provadis Partner für Bildung<br />

Effiziente Alternativen zu E-Learning in der kaufmännischen<br />

und Beratung GmbH<br />

Ausbildung<br />

ARBEIT und LEBEN (DGB/VHS)<br />

Die Lernorte der Ausbildung verbinden<br />

Berlin Brandenburg<br />

Einige Ideen und Anregungen<br />

Mapudo GmbH<br />

Von start ups lernen<br />

BDS AG Bindungen an den Bundesverband Deutscher Stahlhandel –<br />

Brancheninformation und Berufsbildung<br />

Knapp ein Dutzend Aussteller prägte den „Markt der Möglichkeiten“ und die dazugehörige Vortragsreihe.<br />

Foto: BDS<br />

in ausreichender Quantität und vielfältiger<br />

Qualität.<br />

Markt der Möglichkeiten<br />

Das machte auch der „Markt der<br />

Möglichkeiten“ deutlich, den die<br />

Tagungsteilnehmer am ersten Tag<br />

besuchen konnten. Dabei ging es<br />

z.B. um unternehmenseigene Weiterbildungsprogramme<br />

wie bei der SAP<br />

AG, um digitale Helfer für die Berufsausbildung<br />

aus dem Hause soft stairs<br />

GmbH oder um elektronische Ab -<br />

stimmungswerkzeuge der Provadis<br />

Partner für Bildung GmbH, die für<br />

kollektive Prüfungen eingesetzt werden<br />

können. Die mehrstündige<br />

Messe mit knapp einem Dutzend<br />

Ausstellern wurde ergänzt durch<br />

Kurzvorträge dieser Anbieter (vgl.<br />

Abb. 4) – u.a. auch für den Stahlhandel:<br />

z So thematisierte die Mapudo GmbH<br />

(vgl. Foto unten) die durch Digitalisierung<br />

veränderten Geschäftsmodelle,<br />

z.B. in Form elektronischer<br />

Marktplätze. Dabei wurde<br />

unmittelbar einsichtig, dass die<br />

Werkstoffdistribution auf eindeutige<br />

Sprachregelungen etwa bei<br />

den Produktbezeichnungen angewiesen<br />

ist. Und so ergebe sich eine<br />

unmittelbare Verbindung zur Be -<br />

rufsbildung, dort als zu beherrschende<br />

Definitionen, machte<br />

Niklas Friederichsen als Referent<br />

für dieses Startup mit Sitz in Düsseldorf<br />

deutlich.<br />

z Andreas Ueberschaer stellte für<br />

die BPS Bildungsportal Sachsen<br />

GmbH (vgl. Foto nächste Seite)<br />

deren elektronisches Berichtsheft<br />

vor, das für die Ausbildung z.B. für<br />

Zu den Ausstellern gehörte auch die<br />

Mapudo GmbH, in Achern vertreten<br />

durch Sebastian Grethe (l.) und Niklas<br />

Friederichsen.<br />

38 <strong>Stahlreport</strong> 6|17


Foto: BDS<br />

angehende Groß- und Außenhändler<br />

im Zusammenhang mit deren<br />

Abschlussprüfung von den Ausschüssen<br />

der Kammern immer<br />

häufiger zugelassen wird. Das<br />

Dresdner Unternehmen ist für den<br />

Stahlhandel aber auch deshalb<br />

wichtig, weil es auch die Elektronische<br />

Bildungsplattform OPAL<br />

anbietet, die der BDS ab diesem<br />

Jahr für sein digitalisiertes Fernstudium<br />

nutzt (s.u.).<br />

z Das hatte auch Dr. Ludger Wolfgart<br />

im Blick, als er in seinem<br />

Impulsvortrag eine Verbindung<br />

zwischen „Brancheninformation<br />

und Berufsbildung“ herstellte, die<br />

er beim BDS als Chefredakteur der<br />

Fachzeitschrift „<strong>Stahlreport</strong>“ und<br />

Bereichsleiter Berufsbildung verantwortet,<br />

Letzteres u.a. für das<br />

verbandseigene Fernstudium zur<br />

Betriebswirtin/zum Betriebswirt.<br />

Dabei gehe es um Dienstleistungen,<br />

die geeignet sind, Kunden/Mitglieder<br />

langfristig an den Bundesverband<br />

zu binden.<br />

Workshops<br />

Wie das konkret aussieht, das konnten<br />

insbesondere die Teilnehmer<br />

des vierten von insgesamt fünf<br />

Workshops (vgl. Abb. 5) erfahren, in<br />

dem Markus Bell das SAP-Modell<br />

und Dr. Ludger Wolfgart sowie<br />

Dr. Manfred Feurer das in diesem<br />

Jahr digitalisierte Fernstudium des<br />

BDS vorstellten – und die dafür aus<br />

der Erfahrung von zwei Jahrzehnten<br />

bewährten Werkzeuge, die Vorstand<br />

Oliver Ellermann in seinem Eingangsstatement<br />

bereits angesprochen<br />

hatte:<br />

Zu den Ausstellern gehörte auch<br />

die Bildungsportal Sachsen GmbH,<br />

in Achern vertreten durch Andreas<br />

Ueberschaer.<br />

Foto: KASTO<br />

Quelle: KWB<br />

Workshops der KWB-Tagung Abb. 5<br />

z Wie man Auszubildende findet und Ausbildungsabbrüche vermeidet<br />

z Neuordnung von Ausbildungsberufen in Zeiten der Digitalisierung<br />

z Digitalisierung in der Berufsschule – Das Beispiel der Lernfabriken 4.0<br />

z Und wie geht’s weiter nach der Ausbildung? Perspektiven für Ausgebildete<br />

z Geflüchtete als Azubis: Welche Möglichkeiten, Herausforderungen und<br />

Unterstützung gibt es?<br />

z Fernunterricht als für Teilnehmer<br />

und entsendende Unternehmen<br />

wirtschaftlichste und kontrollierte<br />

(Staatliche Zentralstelle für Fernunterricht,<br />

ZFU) Schulungsform,<br />

z Zertifizierung (QM) zur Sicherung<br />

der Qualität – insbesondere durch<br />

einen kontinuierlichen Verbesserungsprozess<br />

– sowie<br />

z der Deutsche Qualifikationsrahmen<br />

(DQR), um solchen beruflichen<br />

Abschlüsse mit anderen Qualifikationen<br />

vergleichbar zu<br />

machen.<br />

In den vier anderen Workshops wurden<br />

u.a. das Modell des Senior Experten<br />

Service vorgestellt, um Auszubildenden<br />

beim Auftreten von Problemen<br />

generationenübergreifend Hilfen<br />

anbieten zu können, oder die<br />

etablierten Neuordnungsverfahren<br />

für Ausbildungsberufe in Erinnerung<br />

gerufen: Die duale Ausbildung entpuppe<br />

sich „in Zeiten der Digitalisierung<br />

als Leuchtturm in disruptiven<br />

Zeiten“, wagten Michael Assenmacher<br />

vom Deutschen Industrie- und<br />

Handelskammertag und Katrin<br />

Locker von der Industriegewerkschaft<br />

Bergbau, Chemie und Energie in diesem<br />

Zusammenhang als These. Vor-<br />

gestellt wurden auch die Lernfabriken<br />

4.0, mit denen das Land Baden-<br />

Württemberg Berufsschulen für die<br />

neue Zeit fit machen möchte, sowie<br />

auch entstandene Netzwerke, um<br />

Flüchtlinge besser in die deutschen<br />

Lernsysteme integrieren zu können.<br />

Zu Beginn des zweiten Veranstaltungstages<br />

fassten Sprecher der<br />

Workshops unter der Moderation<br />

von Theresa Fleidl (Flughafen München<br />

GmbH) die Ergebnisse der<br />

gemeinsamen Arbeit zusammen.<br />

Badischer Abend<br />

Diese Ergebnisse waren in der kreativen<br />

Atmosphäre der KASTO-Unternehmenszentrale<br />

im mittelbadischen<br />

Achern-Gamshurst entstanden, die<br />

zudem ausreichend Platz für die<br />

unterschiedlichen Aktivitäten des<br />

Programms bot. Das galt auch für<br />

den Badischen Abend, der Kulinarisches<br />

aus der Region bot und zudem<br />

„Lernorte“ thematisierte:<br />

z So stellte Gastgeber Armin Stolzer<br />

sein Unternehmen als Lernort für<br />

zahlreiche Auszubildende vor (vgl.<br />

Foto oben), die regelmäßig mehr<br />

als 10 % der Belegschaft stellen.<br />

Für sie ist zudem die Chance sehr<br />

hoch, ihren Ausbildungserfolg mit<br />

3<br />

Mit diesem Foto<br />

stellte KASTO-Chef<br />

Armin Stolzer im<br />

Rahmen des Badischen<br />

Abends seine<br />

Auszubildenden vor.<br />

Fünf Workshops<br />

wurden auf der<br />

KWB-Tagung in<br />

Achern angeboten.<br />

<strong>Stahlreport</strong> 6|17<br />

39


BDS<br />

Berufsbildung<br />

Quellen, 3: kloeckner.i<br />

einer Übernahme in ein normales<br />

Beschäftigungsverhältnis in dem<br />

mittelständischen Familienunternehmen<br />

zu krönen, das weltweit in<br />

Sachen Sägen und Lagern tätig ist.<br />

z Für Mapudo, das den badischen<br />

Abend der Tagung maßgeblich<br />

gesponsert hatte, erinnerte Ge -<br />

schäftsführer Sebastian Grethe an<br />

die Möglichkeit, Unternehmen<br />

auch zum Lernort für Politiker zu<br />

machen; das Düsseldorfer Unternehmen<br />

hatte vor wenigen Wochen<br />

den FDP-Bundesvorsitzenden<br />

Christian Lindner in Düsseldorf zu<br />

Gast gehabt und über die Wünsche<br />

von Startups an die Politik informiert.<br />

z Schließlich zeigte der Bürgermeister<br />

des nahegelegenen Schwarzwaldstädtchens<br />

Gengenbach,<br />

Thorsten Erny, auf, dass auch die<br />

Kommunalpolitik Lernorte mit<br />

günstigen Rahmenbedingungen<br />

schaffen kann. In der Gemeinde<br />

des früheren Stahlhändlers ist in<br />

kurzer Zeit ein moderner Bil -<br />

dungs campus entstanden, der von<br />

einem Netzwerk aus unterschiedlichen<br />

Anbietern genutzt wird.<br />

Betriebsbesichtigung<br />

Wie stark Ausrüster mit einem Servicegrad<br />

und einer Marktstellung<br />

wie KASTO die Prozesse von Dienstleistern<br />

wie dem Werkstoffgroßhandel<br />

mit prägen, machte den Teilnehmerinnen<br />

und Teilnehmern der<br />

Tagung ein Betriebsrundgang am<br />

zweiten Veranstaltungstag deutlich.<br />

Die derzeitige lineare Stahlversorgungskette Abb. 6<br />

SUPPLIERS<br />

NO EFFECTIVE INFORMATION AND DATA EXCHANGE<br />

ON AVAILABLE INVENTORY, LEAD TIMES ETC.<br />

Klöckner & Co<br />

STOCKHOLDING<br />

Other Distributors<br />

LONG DELIVERY TIMES, INCORRECT DELIVERIES AND HIGH INVENTORY LEVELS<br />

Schwachstellen in den traditionellen Geschäftsmodellen des Großhandels.<br />

Playing field of<br />

incumbents<br />

Incremental innovations<br />

as well as improvement<br />

of efficiency and costs<br />

3<br />

CUSTOMERS<br />

digitale Transformation und kultureller Wandel Abb. 7<br />

- “Steel Guys”<br />

- Business know-how<br />

- Assets, NWC<br />

maximize speed but integrated approach to leverage existing<br />

- Formal and informal,<br />

reliable processes<br />

- Perfection, waterfall method<br />

- High marginal costs<br />

- Margin optimization<br />

- Shipments<br />

- Gross profit per ton<br />

- EBITDA<br />

Know-how transfer<br />

Resources<br />

Processes<br />

Transformation<br />

- Digital natives<br />

- Intellectual properties<br />

- Lean start-up<br />

- Design thinking<br />

- Agile, failure culture, trial-and-error<br />

- Low or no marginal costs<br />

- Generating increasing transaction<br />

fees through network effect<br />

- Total orders per day<br />

- Gross margin<br />

- Pay-per-click total conversions<br />

Das Handelshaus Klöckner setzt in Zukunft verstärkt auf Know-how Transfer und Transformation …<br />

Focus<br />

KPIs<br />

Playing field of<br />

fast moving<br />

start-ups<br />

Exploration of a new<br />

business model<br />

Dabei wurde anschaulich, was<br />

Armin Stolzer am Vortag in seiner<br />

Begrüßung gemeint hatte, als er<br />

von papierlosen Produktions- und<br />

Handelsfunktionen gesprochen<br />

hatte, von den automatisierten<br />

Beschaffungs- und Organisationsprozessen<br />

der Industrie 4.0.<br />

In diesen Zusammenhängen<br />

zeigten sich die Besucherinnen und<br />

Besucher bei dem Rundgang vor<br />

allem dadurch beeindruckt, dass<br />

der mittelbadische und mit einem<br />

Zweigwerk auch in Südthüringen<br />

vertretene Ausrüster der Werkstoffdistribution<br />

mit denselben Maschinen<br />

bzw. Einrichtungen produziert<br />

und lagert, die er auch dem Großhandel<br />

anbietet. Entsprechendes<br />

gilt auch für die notwendigen Prozesse.<br />

So wurde anschaulich, was<br />

Armin Stolzer am Vortag gemeint<br />

hatte, als er von zunehmender Interdisziplinarität<br />

durch die Digitalisierung<br />

gesprochen hatte.<br />

Neuordnung<br />

Dass diese Interdisziplinaritäten<br />

auch schon in den traditionellen<br />

Ordnungsverfahren für Berufsausbildungen<br />

angekommen sind,<br />

machte am zweiten Veranstaltungstag<br />

Katharina Weinert deutlich. Sie<br />

ist Abteilungsleiterin für Bildungsund<br />

Berufsbildungspolitik des Handelsverbands<br />

Deutschland – HDE<br />

und stellte aus ihrer Arbeit den<br />

neuen Ausbildungsberuf „Kaufmann<br />

und Kauffrau im E-Commerce“ vor.<br />

Dabei betonte sie, dass seit der<br />

Vorstellung des Konzeptes am<br />

1.5.2015 bis zum Beginn des Ausbildungsjahres<br />

2018/2019 voraussichtlich<br />

nur gut drei Jahre vergangen<br />

sein werden, diesen dreijährigen<br />

neuen Ausbildungsberuf einzuführen.<br />

Die beteiligten Sozialpartner<br />

hätten sich sehr schnell und harmonisch<br />

auf die Inhalte dieses neuen<br />

Angebots geeinigt (vgl. Kasten), zu<br />

dessen Start 1.000 Ausbildungsverhältnisse<br />

angepeilt werden.<br />

Abschlussreferat<br />

Zeitlich noch dynamischer zeigte<br />

sich in seinem Abschlussvortrag<br />

allerdings Tim Milde. Der GmbH-<br />

Geschäftsführer des Berliner startups<br />

kloeckner.i führte aus, wie das<br />

40 <strong>Stahlreport</strong> 6|17


traditionsreiche Handelshaus<br />

Klöckner seit 2014 auf der Basis<br />

der Mängel des bestehenden Systems<br />

(vgl. Abb. 6) durch disruptives<br />

Denken neue und zunehmend<br />

digitale Geschäftsformen für den<br />

Großhandel mit Werkstoffen entwickelt<br />

hat.<br />

Dies sei nur möglich gewesen,<br />

weil der Konzernvorstand bewusst<br />

„steel guys“ und „digital natives“<br />

zusammengebracht und selbst als<br />

Vorbild fungiert habe. Auch deshalb<br />

sei Vorstand Gisbert Rühl seinerzeit<br />

zu den Entwicklern ins kalifornische<br />

Silicon Valley gereist.<br />

Inzwischen habe Klöckner mit<br />

den neuen Ansätzen der Digitalisierung<br />

einen 14-prozentigen Anteil<br />

am Umsatz erreicht. Ziel des Unternehmens<br />

sei es, möglichst bald die<br />

Hälfte des Umsatzes auf diesen<br />

Wegen zu generieren.<br />

Erfolgsrezept auf diesem Weg<br />

ist es nach Ansicht von Tim Milde<br />

auch, dass ausgesuchte Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter zusätzlich<br />

zu ihren traditionellen Aufgaben<br />

„den Hut eines Digitalisierungsverantwortlichen“<br />

aufgesetzt bekommen<br />

haben. (Vgl. Abb. 7)<br />

Diese Entwicklung der Digitalisierung<br />

mit fortschreitender Automatisierung<br />

von Standardprozessen<br />

werde insgesamt dazu führen,<br />

dass sich das Berufsbild der Verkäufer<br />

in das technischer Anwendungsberater<br />

wandeln werde. (Vgl.<br />

Abb. 8)<br />

Neue Berufsbildpositionen<br />

In den Vorbereitungen für den neuen Ausbildungsberuf „Kaufmann/<br />

Kauffrau im E-Commerce“ ist, so ging es aus dem Vortrag von Katharina<br />

Weinert hervor, u.a. über folgende Berufsbildpositionen nachgedacht<br />

worden:<br />

z Shopmanagementsystem einsetzen<br />

z Onlineshop/Onlinebuchungsportal bewirtschaften<br />

z Waren- und Dienstleistungssortiment entwickeln, Einkauf unterstützen<br />

z Vertragsabwicklung (Retouren- bzw. Stornomanagement unterstützen,<br />

Distribution einleiten, Bezahlung abwickeln)<br />

z Kundendialog/Kundenansprache/Kundenservice<br />

z Online-Marketing umsetzen<br />

z Kaufmännische Steuerung und Kontrolle<br />

z arbeits- und sozialrechtliche Vorschriften<br />

z Bedeutung und Struktur des Vertriebswegs E-Commerce und des<br />

Ausbildungsbetriebs<br />

z Information und Kommunikation<br />

z Sicherheit und Gesundheitsschutz bei der Arbeit<br />

z Umweltschutz<br />

Elemente eines neuen Berufsbildes<br />

Digital enabling of employees through online-courses during working hours<br />

Hierarchy-free communication adresses the problem of several times interrupted horizontal<br />

and vertical communication<br />

Continious flow of initiatives to engage employees<br />

Fazit<br />

In der Konsequenz könnten diese<br />

Erkenntnisse und andere Vernetzungseinsichten<br />

aus der Tagung für<br />

die „Familie der Ausbildungsleiter“,<br />

die Jens Kettler in seiner Moderation<br />

immer wieder bemühte, ein<br />

Aneinanderrücken der heute noch<br />

getrennten kaufmännischen und<br />

gewerblichen Familienteile bedeuten<br />

– mit entsprechenden Auswirkungen<br />

auf die Neuordnung und<br />

-schaffung von Ausbildungsordnungen.<br />

Erst einmal aber lud der Leiter<br />

der Arbeitsgemeinschaft der<br />

kaufmännischen Ausbildungsleiter<br />

diese zur nächsten Tagung in diesem<br />

Rahmen für das kommende<br />

Frühjahr nach Hamburg ein. 2<br />

Foto: BDS<br />

… sowie u.a. auf uneingeschränkte Bildung hierarchiefreie Kommunikation.<br />

Zum Abschluss der<br />

Tagung in Achern:<br />

Gastgeber Armin<br />

Stolzer (l.) und vom<br />

KWB Theresia Fleidl,<br />

Jens Kettler sowie<br />

Jürgen Hollstein<br />

(v.l.n.r.).<br />

<strong>Stahlreport</strong> 6|17<br />

41


BDS<br />

Berufsbildung<br />

Neuer Fernstudienjahrgang geht an den Start<br />

Vorläufige Zulassung<br />

Der BDS und seine Partner haben für die digitalisierte<br />

Fassung des Fernstudiums von der ZFU eine vorläufige<br />

Zulassung und zudem rund 30 Anmeldungen für diesen<br />

neuen (21.) Jahrgang ab 1.7.17 in Soltau erhalten. Kurz<br />

vorher will die etwa gleich große Gruppe des 19. Jahrgangs<br />

ihr Fernstudium in Karlsruhe abschließen, und<br />

die knapp 30 Teilnehmerinnen und Teilnehmer des<br />

20. Jahrgangs bereiten sich über die Sommermonate<br />

auf ihre nächsten Zwischenprüfungen vor.<br />

Fotos, 2: BDS<br />

Sie bringen Motivation mit?<br />

Wir liefern das Know-how!<br />

Machen Sie berufliche Karriere<br />

durch ein berufsbegleitendes Fernstudium<br />

fern-studium<br />

Fernstudium Betriebswirt Stahlhandel (BDS)<br />

Betriebswirt Metallhandel (WGM)<br />

Betriebswirt Metallhandel (VDM)<br />

Den gegenwärtigen Wandel im BDS-Fernstudium drücken auch die beiden<br />

unterschiedlichen Informationsbroschüren aus: Es wird immer dynamischer.<br />

[ Info ]<br />

Anmeldeschluss für<br />

den 21. Jahrgang<br />

war der 31.5.17.<br />

Der 22. Jahrgang<br />

soll am 1.7.18<br />

starten. Für Auskünfte<br />

und Anmeldungen<br />

zuständig<br />

ist beim BDS Beate<br />

Wynands:<br />

Wynands-BDS@<br />

stahlhandel.com.<br />

Das BDS-Fernstudium wird seit<br />

mehr als zwei Jahrzehnten angeboten,<br />

inzwischen mit einem Betriebswirts-<br />

Abschluss. Er kann nach drei Studienjahren<br />

berufsbegleitend in drei Branchenbereichen<br />

erworben werden:<br />

„Betriebswirt/-in Stahlhandel (BDS)“,<br />

„Betriebswirt/-in Metallhandel (VDM)“,<br />

„Betriebswirt/-in Metallhandel (WGM)“.<br />

Diese Wahlmöglichkeit macht eine seit<br />

wenigen Jahren bestehende Kooperation<br />

zwischen dem Bundesverband Deutscher<br />

Stahlhandel (BDS), dem Verband<br />

deutscher Metallhändler (VDM) und dem<br />

Wirtschaftsverband Großhandel Metallhalbzeug<br />

(WGM) möglich. Alle drei Teilbranchenabschlüsse<br />

sind von der Staatlichen<br />

Zentralstelle für Fernunterricht<br />

(ZFU) genehmigt, markenrechtlich<br />

geschützt und unterliegen dem Qualitätsmanagement<br />

des BDS.<br />

Das gilt seit dem 19.4.17 auch für die<br />

digitalisierte Fassung dieses Weiterbildungsabschlusses.<br />

An diesem Tag hatte<br />

die ZFU auf der Basis einer geänderten<br />

Lehrgangsplanung (unter der Nummer<br />

689217v) eine vorläufige Zulassung<br />

erteilt – u.a. mit der Auflage, das verän-<br />

Sommerpause<br />

Seminarangebote vor und nach<br />

den Ferien<br />

Der BDS-Seminarbetrieb geht mit der Veranstaltung<br />

„Flachprodukte“ in die Sommerpause, nach<br />

den Ferien wird das Programm dann zur „Stahlkunde“<br />

fortgesetzt. Die beiden letzten Seminare<br />

des ersten Halbjahres 2017 haben „Qualitätsund<br />

Edelstähle“ (1./2.6.17 in Lüneburg) thematisiert,<br />

und im Duisburg geht es in der Folgewoche<br />

(8./9.6.17), in der auch dieses Heft<br />

erscheint, vorwiegend um Bleche. Das traditionelle<br />

Seminar „Stahlkunde“ findet – nach der<br />

Sommerpause – erstmals im sächsischen Gröditz<br />

statt (22.-24.8 17), bevor es im September<br />

im Raum Hamburg einen Schulungsschwerpunkt<br />

in Sachen „Verkauf“ gibt – für Auszubildende<br />

und Seiteneinsteiger am 20.9.17, für Fortgeschrittene<br />

am 18./19.9.17. Einzelheiten zu diesen<br />

Angeboten und Anmeldemöglichkeiten hält<br />

der Bundesverband Deutscher Stahlhandel –<br />

BDS AG bereit: Wynands-BDS@stahlhandel.com.<br />

Eine komplette Übersicht zu den BDS-Berufsbildungsterminen<br />

gibt es auf der Rückseite dieses<br />

Heftes.<br />

derte Angebot bis zum 20.9.2020 zu evaluieren.<br />

Dies ist auch deshalb sinnvoll,<br />

weil die Anbieter die bisher knapp 30<br />

per Post verschickten Studienbriefe in<br />

etwa 60 am Bildschirm bearbeitbare Studienmodule<br />

umwandeln, die Präsenzseminare<br />

durch Unterricht in virtuellen<br />

Klassenzimmern ergänzen und einen<br />

Großteil der Kommunikation, auch zu<br />

den Prüfungen, über die elektronische<br />

Bildungsplattform OPAL anbieten. Bei<br />

dieser Gelegenheit der Umstellung wurden<br />

auch Inhalte aktualisiert bzw. einem<br />

Kontinuierlichen Verbesserungsprozess<br />

unterzogen.<br />

Diese Inhalte teilen sich für die drei<br />

beteiligten Großhandelsbranchen des<br />

Stahl-, NE-Metall- und Schrotthandels<br />

auf drei Fachbereiche auf: Technik, Wirtschaft,<br />

Methoden. In der Technik geht<br />

es um ein umfassendes Know-how in<br />

den Bereichen der Werkstoff- und Produktkunde<br />

sowie – vor allem im Stahlhandel<br />

– der Anarbeitung. Themen der<br />

Wirtschaft behandeln kaufmännische<br />

Aspekte (z.B. Marketing, Logistik, Finanzund<br />

Rechnungswesen und Recht) sowie<br />

Gesichtspunkte der Führungskompetenz<br />

(etwa Qualitätsmanagement, Planung<br />

und Controlling, Personalmanagement<br />

und Unternehmensführung).<br />

Schließlich soll die Behandlung methodischer<br />

Themen erstens zur Bewältigung<br />

der Herausforderungen aus diesem<br />

berufsbegleitenden Fernstudium<br />

sowie aber auch allgemein zur Selbstund<br />

Sozialkompetenz beitragen.<br />

Die technischen Themen basieren<br />

für alle drei Teilbranchen auf Gemeinsamkeiten<br />

der Werkstoffkunde, unterscheiden<br />

sich dann aber stark zu den einzelnen<br />

Materialien, Halbzeugen und<br />

Produkten. Aber schon zu den Wirtschaftsfragen<br />

sprechen BDS, VDM und<br />

WGM als Großhandelsverbände wieder<br />

eine weitgehend einheitliche Sprache,<br />

und erst recht im methodischen Teil –<br />

bis hin zum Erwerb der Ausbildereignung<br />

– ziehen die beteiligten Akteure<br />

an einem Strang.<br />

Diese inhaltliche und formale Gliederung<br />

galt auch bisher schon für die studierenden<br />

Gruppen. Im 19. Jahrgang<br />

geht es vom 18. bis 21.6.17 im Rahmen<br />

der Abschlussprüfung um die letzten<br />

Leistungsnachweise. Die Veranstaltung<br />

gliedert sich in eine schriftliche Prüfung<br />

zu den unterrichteten methodischen<br />

Themen, ein eintägiges Assessmentcenter<br />

zur Lösung einer komplexen unternehmerischen<br />

Aufgabe sowie in eine<br />

Präsentation/Verteidigung der eigenen<br />

Studienarbeit.<br />

Die vorzubereiten hat der 20. Jahrgang<br />

gerade begonnen. Er wird im Juni<br />

2018 seine Abschlussprüfung absolvieren.<br />

Für ihn steht nach der Prüfung zu<br />

den Wirtschaftsthemen im November<br />

noch ein Methodenseminar an. Im<br />

Anschluss daran beginnt die gut dreimonatige<br />

Frist, in der die Studienarbeit<br />

geschrieben werden muss. 2<br />

42 <strong>Stahlreport</strong> 6|17


Verbände und<br />

Politik<br />

Bericht<br />

Leitbranche der Digitalisierung<br />

Jahreskongress der<br />

Elektroindustrie<br />

Sachlich durchaus begründet, aber auch selbst ernannt: Die Elektroindustrie ist –<br />

und sieht sich als – Leitbranche der allgegenwärtigen Digitalisierung. Vor diesem<br />

Hintergrund richtete Chefredakteur Dr. Ludger Wolfgart seinen Blick auf den<br />

ZVEI-Jahreskongress Mitte Mai in Berlin und stellte fest: Der Verband setzt vor<br />

allem auf Bildung, um die aktuellen Herausforderungen bestehen zu können.<br />

So war der ganze letzte Teil des<br />

zweitägigen Kongresses, der unter dem<br />

Motto „Mensch. Maschine. Miteinander“<br />

stand, ganz allein diesem Aspekt<br />

gewidmet. Den Auftakt, wohl auch für<br />

den Bundestagswahlkampf, machte<br />

Prof. Dr. Johanna Wanka, Bundesministerin<br />

für Bildung und Forschung, mit<br />

ihrem Beitrag „Innovation und Nachwuchs<br />

– Schlüssel für die digitale Welt<br />

von Morgen“. In ihm listete sie vor<br />

allem die finanzielle Förderung durch<br />

die Bundesregierung auf – u.a. die<br />

5Mrd. € des Digitalpaktes für die technische<br />

Ausstattung von 40.000 Schulen<br />

– und nannte ihre „Ziele für die<br />

kommende Legislaturperiode.<br />

Dass technische Ausstattung allein<br />

nicht reicht, sondern auch gelebt werden<br />

muss, wurde in der zentralen Podiumsdiskussion<br />

des zweiten Kongresstages<br />

deutlich, als Prof. Dr. Jürgen<br />

Handke von der Phillipps-Universität<br />

Marburg dazu aufrief, diese Möglichkeiten<br />

auch zu realisieren. Präsenzphasen<br />

gebe es an seiner Hochschule<br />

nur noch für die Vermittlung von Sozialkompetenz,<br />

ansonsten setze man für<br />

den Unterricht und bei Prüfungen konsequent<br />

auf virtuelle Räume.<br />

Das Heben solch ganzheitlicher<br />

Wirtschaftlichkeitsreserven beeindruckte<br />

auf dem Podium offenbar auch<br />

Dr. Karl-Ulrich Köhler, Vorsitzender<br />

der Geschäftsführung im Hause Rittal.<br />

In seiner konzerngeprägten Stahlzeit<br />

habe er die beginnende Digitalisierung<br />

nur produktionsprozessorientiert<br />

erlebt. Jetzt, im Mittelstand, schätze er<br />

vor allem den komplexen Vernetzungsansatz.<br />

Der erzeuge einen entscheidenden<br />

Mehrwert für alle Beteiligten.<br />

Motto<br />

Damit hatte der frühere Stahlmanager<br />

das Motto des Kongresses auf den<br />

Punkt gebracht, den der Zentralverband<br />

der Elektroindustrie (ZVEI) unter<br />

der Überschrift „Mensch. Maschine.<br />

Miteinander“ durchführte. Der in Berlin<br />

in dieser Funktion wiedergewählte<br />

ZVEI-Präsident Michael Ziesemer hatte<br />

bereits in seiner Begrüßung auf diesen<br />

Mehrwert und auf die aktuelle Herausforderung<br />

für die Elektroindustrie als<br />

Leitbranche der Digitalisierung hingewiesen.<br />

Die hatte übrigens kürzlich in<br />

einer Umfrage ermittelt: Mangelndes<br />

Fachwissen ist das Hemmnis Nr. 1 bei<br />

der Digitalisierung.<br />

Diesen Ansatz griff im Übrigen am<br />

ersten Kongresstag auch Brigitte<br />

Zypries auf, Bundesministerin für Wirtschaft<br />

und Energie. Digitalisierung<br />

brauche Inklusion, weil alle Beteiligten<br />

mitgenommen werden müssten. Auch<br />

deshalb würden gegenwärtig 300 Ausbildungsordnungen,<br />

für die das Ministerium<br />

zuständig ist, dahingehend überarbeitet,<br />

wie sie in Zusammenarbeit<br />

mit den Sozialpartnern und im Rahmen<br />

der traditionellen Neuordnung in<br />

Sachen Digitalisierung zukunftssicher<br />

aufgestellt werden können.<br />

Da passte es gut, dass in seinem<br />

anschließenden Beitrag Dr. Volkmar<br />

Denner, Vorsitzender der Geschäftsführung<br />

der Robert Bosch GmbH, in<br />

seinen Ausführungen zu der „rhetorischen<br />

Frage“ „Das Internet der Dinge<br />

– Zukunftsvision oder bereits Realität?“<br />

an das Moore’sches Gesetz, wonach<br />

sich die Rechnerleistung alle 18 Monate<br />

verdoppelt, und an das Gesetz von Nielsen<br />

über eine ähnliche Dynamik der<br />

Kommunikation erinnerte.<br />

In Deutschland würden sich gegenwärtig<br />

31 % der Gesamtbevölkerung<br />

als digitale Vorreiter bezeichnen, 43%<br />

als digital Mithaltende und 26 % der<br />

Gesamtbevölkerung als digital abseits<br />

Stehende. Selbst für die zweitgenannte<br />

Gruppe reiche es für eine Anpassung<br />

an die Realitäten nicht, und die dritte<br />

Gruppe sei längst abgehängt. „Vernetzung<br />

bietet viele Chancen und ist heute<br />

schon Realität. Die großen Veränderungen<br />

aber kommen erst noch“, so<br />

formulierte Denner.<br />

In welchen Bereichen die anstehen,<br />

das machte der ZVEI-Kongress<br />

durch zahlreiche Beiträge deutlich:<br />

zum Smart Living ebenso wie zum<br />

Smart Home, zur Gesundheitsversorgung<br />

und zur Mobilität, zur Chemie<br />

ebenso wie zur künstlichen Intelligenz.<br />

Und für alle diese Sektoren machte der<br />

ZVEI einen Führungsanspruch der<br />

Elektroindustrie deutlich – auf der<br />

Basis der in der Branche erzeugten<br />

Produkte und Services.<br />

Märkte<br />

Dies alles spielt sich zudem auf Märkten<br />

in Bewegung ab: Prof. Dr. Christoph<br />

M. Schmidt, Vorsitzender der sogenannten<br />

Wirtschaftsweisen, zeigte in<br />

seinem Vortrag „Erleben wir das Ende<br />

der Globalisierung? Worauf sich exportorientierte<br />

Industrien einstellen müssen.“<br />

auf: Die kurzfriste Aussichten<br />

sind günstig, aber es gibt langfristig<br />

große Herausforderungen – etwa durch<br />

den Brexit oder angesichts der Unsicherheiten<br />

zur weiteren europäischen<br />

Integration.<br />

Zu berücksichtigen sei außerdem,<br />

dass der Markt für digitale Geschäftsmodelle<br />

in Europa nur etwa halb so<br />

groß ist wie in den USA. Einwohnerbezogen<br />

stünden 54 Mrd. € Potenzial<br />

500 Mio. Menschen in Europa gegenüber<br />

und 115 Mrd. € rund 319 Mio. US-<br />

Bürgern.<br />

Fazit des Referenten: „Der kurzfriste<br />

Optimismus sollte uns nicht verleiten,<br />

die langfristigen Risiken nicht<br />

zu erkennen.“ 2<br />

<strong>Stahlreport</strong> 6|17<br />

43


Verbände und<br />

Politik<br />

Berichte/Nachrichten<br />

Foto: BDS<br />

Berliner Stahldialog<br />

Gut platziert<br />

Als gleich mehrfach gut platziert erwies sich einmal mehr der „Berliner Stahldialog<br />

2017“, zu dem die Wirtschaftsvereinigung Stahl Mitte Mai in die deutsche Hauptstadt<br />

eingeladen hatte. Die von Chefredakteur Dr. Ludger Wolfgart stammende Einschätzung<br />

von der gelungenen Platzierung betrifft zeitliche, politische sowie geografische<br />

Aspekte und fokussiert besondere Themen: Nachhaltigkeit, Handel, Bildung.<br />

Stahl ist bedeutsam für die<br />

Wirtschaft, und die entsprechende<br />

Industrie blickt in diesen Zeiten auf<br />

deshalb wichtige politische Entscheidungen.<br />

Mit einer solchen Zusammenfassung<br />

der aktuellen Herausforderungen<br />

hatte Hans Jürgen Kerkhoff,<br />

Präsident der Wirtschaftsvereinigung<br />

Stahl, im gut besuchten<br />

Innenhof der Hauptstadtrepräsentanz<br />

der Deutschen Bank in seiner<br />

Begrüßung in das knapp zweistündige<br />

Programm eingeführt und dabei<br />

insbesondere die Umwelt- und die<br />

Wirtschaftspolitik angesprochen.<br />

z Da traf es sich zeitlich gut, dass die<br />

Bundeswirtschaftsministerin für<br />

Wirtschaft und Energie für ihre<br />

Keynote zwischen zwei Reisen nach<br />

China und in die USA vorbeischaute.<br />

Nachdem sie in Peking die<br />

350 Mio. t Stahl-Überkapazitäten<br />

angesprochen hatte und bevor sie<br />

in Washington die Dumpingvorwürfe<br />

zur Sprache bringen konnte,<br />

versicherte Brigitte Zypries der versammelten<br />

Stahlprominenz eine<br />

gleiche Sicht der Dinge in Wirtschaft<br />

und Politik.<br />

z Zu diesem Gleichklang passte, dass<br />

Prof. Dr. Dr. Udo Di Fabio, ehemaliger<br />

Richter am Bundesverfassungsgericht,<br />

den von Hans Jürgen<br />

Diskutierten in großer<br />

Einigkeit und mit viel<br />

Sachverstand kritische<br />

Stahlthemen: (v.l.n.r.)<br />

Prof. Dr.-Ing. Heinz Jörg<br />

Fuhrmann, Hubertus<br />

Heil, Dr. Simone Peter<br />

und Dr. Joachim Pfeiffer<br />

– unter der Moderation<br />

von Alfons Frese<br />

Kerkhoff angesprochen konkreten<br />

Entscheidungsbedarf den Grundprinzipien<br />

der Europäischen Union<br />

zuordnete und in seinem Impulsvortrag<br />

Handel sowie Bildung als<br />

wesentliche Aktionsfelder definierte.<br />

In seinem historisch angelegten<br />

Vortrag erinnerte er insbesondere<br />

an die wichtigsten politischen<br />

Prinzipien: „Die EU ist auf<br />

Wirtschaftsintegration konzipiert.“<br />

z Und drittens schließlich spielte die<br />

Dialogveranstaltung in Berlin ihre<br />

geografische Platzierung aus. Wohl<br />

nur in der deutschen Hauptstadt<br />

kann man hochkarätige Parteienvertreter<br />

zu einer Diskussion und<br />

zu einem eindeutigen Bekenntnis<br />

für den Stahlstandort Deutschland<br />

zusammenbringen: Hubertus Heil<br />

(SPD), Dr. Simone Peter (BÜNDNIS<br />

90/DIE GRÜNEN) und Dr. Joachim<br />

Pfeiffer (CDU) tauschten sich unter<br />

der Gesprächsleitung von Alfons<br />

Frese (Tagesspiegel) mit Prof. Dr.-<br />

Ing. Heinz Jörg Fuhrmann (Salzgitter)<br />

aus.<br />

Dabei zeigte sich nicht nur eine<br />

bemerkenswerte Einigkeit hinsichtlich<br />

der Unterstützung der von Hans<br />

Jürgen Kerkhoff angesprochenen Problemthemen,<br />

auch konnte man<br />

Lobby- als Bildungsarbeit erkennen.<br />

Wieder einmal glänzten die Parteienvertreter<br />

durch die Bank mit<br />

bemerkenswerter Sachkenntnis –<br />

vor allem in stahltechnischen Fragen<br />

– die zu weitgehend gleichlautenden<br />

Schlussfolgerungen führte.<br />

Nachhaltigkeit<br />

So bekannte sich die Diskussionsrunde<br />

– weitgehend einig – zu den<br />

Grundsätzen der europäischen Klimapolitik,<br />

mahnte aber unter Verweis<br />

auf die ökologischen, ökonomischen<br />

und sozialen Aspekte der<br />

Nachhaltigkeit gleichzeitig mit unterschiedlicher<br />

Intensität zu viel Au -<br />

genmaß.<br />

Das hatte zuvor bereits Britte<br />

Zypries sprachlich auf den Punkt<br />

gebracht, als sie unter Beifall formulierte,<br />

dass das Ziel eines 20-prozentigen<br />

Industrieanteils in der deutschen<br />

Wirtschaft nicht gegen das Ziel<br />

einer 20-prozentigen Reduktion der<br />

Emissionen ausgespielt werden dürfe.<br />

Handel<br />

Ähnlich konsensfähig waren die Einschätzungen<br />

zu dem, was in der Handelspolitik<br />

zu geschehen habe. Besonders<br />

eindrucksvoll wandte sich in<br />

diesem Zusammenhang Dr. Simone<br />

Peter gegen jede Form von „Nationalismus<br />

und Protektionismus“.<br />

Auch zu diesem Themenbereich<br />

hatte die Bundeswirtschaftsministerin<br />

bereits vorher angekündigt, in<br />

den Folgetagen in den USA intensive<br />

Gespräche führen zu wollen. Sie<br />

vermute hinsichtlich der Dumpingvorwürfe<br />

gegen Salzgitter entweder<br />

einen Rechenfehler oder ein Übersehen<br />

internationaler Vereinbarungen.<br />

Bildung<br />

Auch das waren Hinweise auf die<br />

Notwendigkeit von Bildungsmaßnahmen,<br />

die zur Erholung der Stahlmärkte<br />

einen wesentlichen Beitrag<br />

leisten müssten.<br />

Das flammendste Plädoyer für<br />

mehr Bildung enthielt allerdings der<br />

Redebeitrag von Professor Di Fabio, der<br />

zur Restrukturierung der EU neben<br />

der Einigung auf eine faire Wettbewerbsordnung<br />

auch forderte, sich auf<br />

die Integrationskraft einer funktionalen<br />

Berufsbildung zu besinnen. 2<br />

44 <strong>Stahlreport</strong> 6|17


Steels in Cars and Trucks 2017<br />

Zwei Konferenzziele<br />

Unter dem Motto „Steels in Cars and Trucks 2017“ findet vom<br />

18.-22.6.17 in Amsterdam-Schipol die nächste SCT-Konferenz<br />

statt – mit zwei Zielen:<br />

Eines der beiden Ziele der SCT<br />

„Bringing the automotive, supplier and<br />

steel industries together“ unterstreicht,<br />

was die moderne Stahlindustrie will:<br />

Partnerschaften über Wertschöpfungsketten,<br />

die aus Industrie, Forschung<br />

und Entwicklung entstehen. Das zweite<br />

Motto der SCT ist „Future Trends in<br />

Steel Development, Processing Technologies<br />

and Applications“. Die Fähigkeit,<br />

eines der ältesten und zugleich<br />

innovativsten Materialien der Mensch-<br />

heit neu zu definieren, spiegelt sich im<br />

weltweit steigenden Bedarf an Stahlprodukten<br />

wider.<br />

Über 400 Besucher werden auf<br />

der SCT 2017 erwartet, mehr als die<br />

Hälfte aus dem internationalen<br />

Umfeld. Eine Mischung aus Vertretern<br />

der Stahlindustrie sowie der<br />

Automobil- und Zuliefererindustrie<br />

von 50:50 ist charakteristisch für die<br />

SCT und will auf diese Weise den aktiven<br />

Austausch und die Intensivierung<br />

der Netzwerke zwischen Stahlproduzenten,<br />

Automobilherstellern und<br />

Zulieferern fördern.<br />

Hans Jürgen Kerkhoff, Vorsitzender<br />

des Stahlinstitut VDEh und Präsident<br />

der Wirtschaftsvereinigung Stahl<br />

(WV Stahl), beginnt die Eröffnungssitzung<br />

mit dem Keynote Vortrag: „Global<br />

challenges – Regional perspectives“.<br />

Ihm folgen Anand Sen, President<br />

TQM & Steel Business, Tata Steel Ltd.,<br />

India, mit einem Vortrag zu „A strategic<br />

partner in the global automotive<br />

industry: The Tata Steel case study“<br />

sowie Johan Zijp, Manager Central<br />

Laboratory, DAF Trucks, Niederlande,<br />

mit einer Präsentation unter dem Titel<br />

„Developments in steel use for modern<br />

trucks“. Hans Fischer, CEO, Tata Steel<br />

Europe, The Netherlands, schließt die<br />

Eröffnungssitzung mit dem Vortrag:<br />

„Steels in Cars and Trucks 2017: Let’s<br />

make the difference“ und der Eröffnung<br />

der Ausstellung.<br />

Der Hauptsponsor der SCT 2017,<br />

Tata Steel, lädt am 20. Juni zu einem<br />

exklusiven Nachmittagsprogramm<br />

inklusive einer Führung durch das<br />

Werk IJmuiden sowie zu einem Abend -<br />

event gemeinsam mit dem Stahlinstitut<br />

VDEh im Louwman Museum in<br />

Den Haag ein. 2<br />

[ Kontakt ]<br />

Mehr Informationen<br />

zu dieser Veranstaltung<br />

gibt es auf der<br />

Website<br />

www.sct2017.com.<br />

In Stuttgart und Leipzig:<br />

Seminare über Kranbahnen<br />

Jede zweite neue Kranbrücke wird auf<br />

eine bereits bestehende Kranbahn gestellt.<br />

Neben dem Neubau von Kranbahnträgern rückt<br />

daher auch der Umgang mit Bestandskranbahnen<br />

immer stärker in den Vordergrund.<br />

Auch 2017 bietet bauforumstahl deshalb wieder<br />

in Kooperation mit der Akademie der Ingenieure<br />

zwei iforen „Kranbahnen aktuell“ an<br />

(20.6. und 8.11.).<br />

Diesmal geht es neben dem Neubau schwerpunktmäßig<br />

um Ertüchtigung, Umbau und<br />

Sanierung von Kranbahnen. Die Tagung verfolgt<br />

das Ziel, notwendiges Wissen zu vermitteln,<br />

Anwendungsbeispiele zu präsentieren<br />

und praktische Fragestellungen exemplarisch<br />

zu beantworten. Am 20. Juni findet die<br />

Tagung bei Stuttgart statt, am 8. November in<br />

Leipzig. Zielgruppe der eintägigen Veranstaltung<br />

sind Tragwerksplaner, Prüfingenieure,<br />

Stahl- und Industriebauunternehmen, Kranhersteller<br />

sowie Behördenvertreter. Die neun<br />

Vorträge behandeln folgende Themen:<br />

z Einwirkungen, Einwirkungskombinationen,<br />

Berechnung und Querschnittsnachweise<br />

nach Eurocode<br />

z Nachweise im Grenzzustand der Tragfähigkeit<br />

und der Gebrauchstauglichkeit<br />

z Nachweis der Ermüdungsfestigkeit<br />

z Wirtschaftliche Bemessung mit Walzprofilen<br />

für Neubau und Austausch<br />

z Kranbahnen im Bestand. Weiternutzung<br />

oder Neubau?<br />

z Sanierung von Krananlagen<br />

z Anforderungen bei Umbau, Ertüchtigung und<br />

Sanierung aus Sicht eines Kranherstellers<br />

z Praxisgerechte Berechnung und Konstruktion<br />

der Auflagerung und Toleranzen bei der<br />

Montage<br />

z Anforderungen an die geometrische Abnahme<br />

Informationen und Anmeldemöglichkeiten für<br />

den 20.6. in Stuttgart: www.akademie-deringenieure.de/kranbahnen-s.<br />

Stahlrohre:<br />

Erholung in Sicht<br />

Bei der alljährlichen Mitgliederversammlung<br />

der Wirtschaftsvereinigung Stahlrohre<br />

sendete der Verbandspräsident<br />

Andreas Denker im Mai leicht positive<br />

Signale für die Marktentwicklungen im<br />

Jahr 2017. Im Vorjahr musste die globale<br />

Stahlrohrproduktion nach sechs Jahren<br />

stetigem Wachstum einen Dämpfer verkraften.<br />

165,2 Mio. t wurden hergestellt.<br />

Niedriger als im Vorjahr fiel die Stahlrohrproduktion<br />

in Nordamerika, der GUS und<br />

in China aus. Die EU-Stahlrohrindustrie<br />

und auch die deutschen Werke konnten<br />

ihre Produktion etwas ausweiten. Als<br />

Hauptgrund für den weltweiten Rückgang<br />

wird die 2016 zu spürende Investitionszurückhaltung<br />

in der Energieindustrie angesehen.<br />

Für 2017 wird eine leichte Steigerung<br />

der globalen Stahlrohrproduktion<br />

prognostiziert. Nachholbedarfe und die<br />

gute konjunkturelle Entwicklung in den<br />

meisten Industrieländern dürften für<br />

diese Entwicklung sorgen.<br />

<strong>Stahlreport</strong> 6|17<br />

45


Wissenswertes<br />

Berichte<br />

Fraunhofer-Allianz Bau zeigte aktuelle Forschungsprojekte<br />

Faszinierend!<br />

Die Herausforderungen für das Bauwesen sind in den letzten Jahren nicht kleiner geworden: mangelnder<br />

Wohnraum, die Digitalisierung in der Branche und geforderte Energieeffizienz verlangen kreative<br />

Lösungen von Industrie, Politik und Wissenschaft. Auf der BAU 2017 Anfang des Jahres in München<br />

hatten die 14 Institute der Fraunhofer-Allianz Bau aktuelle Forschungsprojekte präsentiert.<br />

Foto: Fraunhofer IAO/Bernd Müller<br />

Daniel Düsentrieb hätte auf<br />

dem Messestand der Fraunhofer-Allianz<br />

Bau seinen Spaß gehabt. In dem<br />

„Stadtlabor“, das die Forschungsinstitute<br />

für die Besucher aufgebaut hatten,<br />

gab es eine Reihe spannender<br />

Wissenschaftsprojekte zu sehen, die<br />

möglicherweise die Zukunft des Bauens<br />

beeinflussen.<br />

Digitaler Zwilling<br />

Wenn von der Zukunft des Bauens die<br />

Rede ist, steht BIM im Zentrum. Das<br />

Building Information Modeling ist auch<br />

für die Fraunhofer-Forscher ein wichtiges<br />

Thema. BIM steht allgemein für<br />

die Virtualisierung und Vernetzung<br />

von Prozessen und Informationen rund<br />

um das Bauen. Besucher der BAU hatten<br />

im Themenbereich „Digitales Planen,<br />

Bauen und Betreiben“ auf dem<br />

Stand die Möglichkeit, anschaulich zu<br />

erfahren, wie BIM in der Praxis funktionieren<br />

kann.<br />

Ein sogenannter Digital Twin hat<br />

z.B. einen virtuellen Raum als erlebbares<br />

3D-Modell zugänglich gemacht.<br />

Dabei vereint der digitale Gebäudezwilling<br />

die Datenmodelle des Gebäudes<br />

mit denen der Nutzungsprozesse<br />

und wird somit zu einem synchronen<br />

Abbild des Gebäudes. Mit der speziellen<br />

Virtual-Reality-Technik können<br />

sich auch Laien über jeweiligen Planungsstände<br />

anschaulich informieren.<br />

Sichere Lebensräume schaffen<br />

Zivile Sicherheit ist ein großes Thema<br />

für Gebäude- und Stadtplaner. Die<br />

erforderliche Risikoanalyse ist normalerweise<br />

ein langwieriger Prozess. Die<br />

Software VITRUV vereinfacht diesen<br />

Prozess. Mit VITRUV können schon<br />

in der Entwurfsphase ganze Quartiere<br />

strukturell analysiert werden, um<br />

Sicherheitsschwachstellen zu identifizieren<br />

und konkrete Maßnahmen<br />

zur Risikominimierung vorzuschlagen.<br />

Bei der energetischen Optimierung<br />

von Gebäuden spielen Fassaden<br />

eine zentrale Rolle. Bislang basieren<br />

solarthermische Produkte in der Regel<br />

auf durchströmten Bauteilen aus<br />

Metall. Mit diesem Stand der Technik<br />

werde der Gebäudeintegration und<br />

architektonischen Aspekten jedoch oft<br />

wenig Rechnung getragen. Im Projekt<br />

TABSOLAR II verfolgen die Fraunho-<br />

fer-Wissenschaftler den neuartigen<br />

Ansatz, solarthermische Kollektoren<br />

aus Ultrahochleistungsbeton (UHPC)<br />

herzustellen. Auf der BAU 2017 präsentieren<br />

sie u.a. eine Beispielinstallation<br />

einer solarthermischen Fassade<br />

aus UHPC. Die multifunktionalen<br />

Niedertemperaturbauteile haben me -<br />

chanische, thermisch aktive (Fluid<br />

durchströmt), thermisch passive (Wärmedämmung)<br />

sowie gestalterische<br />

Funktionalität und können als Wände,<br />

Decken oder Böden eingesetzt werden.<br />

Weitere Projekte waren auf dem<br />

Fraunhofer-Stand u.a. ein System zur<br />

vertikalen Begrünung von Wänden,<br />

neuartige Stromzähler, die mit Hilfe<br />

von Algorithmen das Energiemanagement<br />

verbessern sollen, eine Monitoring-Plattform<br />

für Brückensanierungen<br />

sowie eine Reihe von Ansätzen, das<br />

Arbeiten in Büros mit neuer Akustikund<br />

Klimatechnologie gesünder und<br />

angenehmer zu gestalten. 2<br />

[ Info ]<br />

Weitere Informationen zur Fraunhofer-<br />

AllianzBau und zu den Projekten:<br />

www.bau.fraunhofer.de<br />

46 <strong>Stahlreport</strong> 6|17


Angela Merkel besuchte ReDI School of Digital Integration<br />

Kanzlerin lobt Programmieren<br />

für Geflüchtete<br />

Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel hat die ReDI School of Digital<br />

Integration in ihren neuen Räumen bei kloeckner.i, der Digitaleinheit<br />

von Klöckner & Co, in Berlin besucht. Dabei überzeugte sie sich<br />

davon, wie die hochmotivierten Geflüchteten moderne Programmiersprachen<br />

und -techniken erlernen, welche Projekte bereits<br />

erfolgreich umgesetzt wurden und welche Ziele sie als Nächstes<br />

verfolgen.<br />

Neben dem ausdrücklichen<br />

Dank für die Initiative betonte Bundeskanzlerin<br />

Merkel bei ihrem Be -<br />

such Ende April, dass man gar nicht<br />

genug versuchen könne, die Flüchtlinge<br />

in Kontakt zu den verschiedenen<br />

gesellschaftlichen Punkten zu<br />

bringen. „Da ist ReDI School ein sehr,<br />

sehr gutes Angebot“, erklärte Angela<br />

Merkel.<br />

In der gemeinnützigen Schule<br />

lernen Geflüchtete kostenfrei Programmieren<br />

oder erweitern ihre<br />

bereits bestehenden Programmierkenntnisse.<br />

Geleitet wird der Unterricht<br />

von ehrenamtlichen Entwicklern<br />

und Programmierern aus<br />

IT-Unternehmen und Start-ups. Die<br />

ReDI School vernetzt zudem ihre<br />

Absolventen mit interessierten<br />

Unternehmen und Start-ups, um<br />

ihnen den Berufseinstieg bzw. -wiedereinstieg<br />

zu erleichtern. Unterstützt<br />

wird die Schule von Partnern<br />

aus der Wirtschaft – zum Beispiel<br />

dem Hauptsponsor Klöckner & Co.<br />

Erste Absolventen in feste<br />

Anstellung übernommen<br />

Anne Kjaer Riechert, Mitgründerin<br />

und Managing Director von ReDI,<br />

freut sich, dass ihr Konzept aufgeht:<br />

„Von Anfang an war es uns wichtig,<br />

das Potential der Geflüchteten genau<br />

dort zu heben, wo die Zukunft unserer<br />

Kommunikation in Wirtschaft<br />

und Gesellschaft liegt: in der Programmiersprache.<br />

Dafür kooperieren<br />

wir eng mit Unternehmen. Dass erste<br />

Absolventen jetzt schon in eine feste<br />

Anstellung übernommen wurden,<br />

wie bei kloeckner.i, ist für uns die<br />

Foto: kloeckner.i<br />

Kanzlerin Dr. Angela Merkel besuchte die<br />

ReDI School of Integration und lobte das<br />

Konzept, Flüchtlinge in einem so modernen<br />

und zukunftsfähigen Beruf auszubilden<br />

und nach erfolgreichem Abschluss<br />

auch anzustellen (links Klöckner-CEO<br />

Gisbert Rühl, in der Mitte Absolvent Rami<br />

Rihawi).<br />

schönste Bestätigung unserer Arbeit.<br />

Der Besuch der Bundeskanzlerin Dr.<br />

Angela Merkel hat das ReDI-Team<br />

sehr berührt und ist zusätzliche Motivation<br />

für unser weiteres Wachstum.“<br />

Für Gisbert Rühl, Vorsitzender<br />

des Vorstands von Klöckner & Co, ist<br />

die Integration von Geflüchteten in<br />

unsere Gesellschaft eine wichtige<br />

Aufgabe im Rahmen der sozialen<br />

Verantwortung deutscher Unternehmen:<br />

„Wir waren von Beginn an<br />

begeistert, wie sich junge Menschen<br />

aus der Start-up-Szene für Gleichaltrige<br />

aus Krisenregionen einsetzen.<br />

Geflüchteten wird damit eine<br />

Chance gegeben, ihr Leben weiter<br />

selbst in die Hand zu nehmen. Die<br />

ReDI-Partnerunternehmen werden<br />

ihrerseits mit talentierten Entwicklern<br />

zusammengebracht – eine echte<br />

Win-win-Situation.“ 2<br />

Jahrestagung der<br />

Arbeitsgemeinschaft Fernstudium<br />

Digitalisierung verändert<br />

das Angebot<br />

Im Zeitalter der Digitalisierung steht<br />

auch das klassische Fernstudium unter Veränderungsdruck<br />

und Legitimationszwang<br />

(vgl. den Bericht zur Tagung der Ausbildungsleiter<br />

in diesem Heft). Diese Entwicklungen<br />

greift die Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft<br />

Fernstudium in den beiden<br />

letzten Junitagen an der Hochschule für<br />

Wirtschaft und Recht in Berlin auf.<br />

„Das selbstorganisierte Lernen ist kein<br />

exklusives Merkmal mehr, Studientexte und<br />

E-Learning-Methoden werden in vielen<br />

anderen Bildungsbereichen ebenfalls<br />

erfolgreich eingesetzt. Neben den etablierten<br />

Fernstudienanbietern integrieren immer<br />

mehr Hochschulen und Einrichtungen der<br />

Erwachsenenbildung digitalisierte Weiterbildungsangebote<br />

in ihre Leistungsportfolios.<br />

Über Open-Access-Initiativen und Massive<br />

Open Online Courses (MOOCs) werden<br />

neue wissenschaftsbasierte Lernangebote<br />

für sehr große Teilnehmerzahlen möglich.<br />

Das Bildungsformat ,Fernstudium‘ droht,<br />

sein Erkennungsmerkmal und seine originäre<br />

Funktion zu verlieren, wenn es nicht<br />

selbst die digitalen und gesellschaftlichen<br />

Trends aufgreift, sich entlang der veränderten<br />

Bedürfnisse erneuert.“ So heißt es im<br />

Einladungstext zu dieser Tagung.<br />

Die beginnt am Donnerstag, 29.6.17, u.a.<br />

mit einer Keynote und einem Impulsvortrag.<br />

Der zweite Tagungstag bietet zunächst Vorträge<br />

von Expertinnen und Experten zu<br />

unterschiedlichen Teilthemen und dann<br />

eine interaktive Arbeitsphase zu der Frage<br />

„Wie wandelt sich das Fernstudium?“<br />

[ Info ]<br />

Für die Organisation der Veranstaltung und<br />

das Tagungsbüro vor Ort ist Sylvia Stamm<br />

zuständig. Sie gehört zum Sprecherrat der<br />

Arbeitsgemeinschaft Fernstudium (AG-F):<br />

sylvia.stamm@hwr-berlin.de.<br />

<strong>Stahlreport</strong> 6|17<br />

47


Lifesteel<br />

Bericht<br />

Der Herkulesbrunnen als einer der drei Prachtbrunnen in der Maximilianstraße in der Oberstadt.<br />

Wasserwerk am Hochablass.<br />

Augsburg bewirbt sich (auch) mit Metall um den Titel als Weltkulturerbe<br />

Energieversorgung und Trinkwasser<br />

Augsburg hat sehenswerte Wasseranlagen, in denen die Energie nicht nur für die frühen metall -<br />

verarbeitenden Betriebe gewonnen wurde. Die Stadt will sich mit ihrem einmaligen Ensemble<br />

aus Wirtschaft, Technik und Brunnenkunst um den Status eines kulturellen Welterbes bewerben.<br />

Peter Becker hat sich in der bayerischen Stadt umgeschaut und ist dort auf viel Metall gestoßen.<br />

Fotos (v.l.): Reinhard Paland, Felix Hartmann, Peter Becker<br />

Bereits im Jahr 1421 arbeitete<br />

in Augsburg jenes Wasserwerk, das<br />

bis 1879 in Betrieb war und heute<br />

Touristenattraktion ist. Es galt schon<br />

im 15. Jahrhundert als Sehenswürdigkeit,<br />

als zahlreiche Experten aus ganz<br />

Europa in die Stadt am Lech kamen,<br />

um das technische Wunderwerk zu<br />

inspizieren und Anregungen für<br />

eigene Projekte zur Wasserversorgung<br />

mitzunehmen.<br />

Denn: Trinkwasser wurde damals<br />

in den Städten normalerweise entweder<br />

aus Brunnen hochgeholt oder<br />

in Zisternen gesammelt; im Fall einer<br />

Verunreinigung konnten schnell Seuchen<br />

ausbrechen.<br />

Augsburg hingegen bezog sein<br />

Trinkwasser über Kanäle aus dem<br />

heutigen Naturschutzgebiet Stadtwald<br />

und beförderte es mittels Wassertürmen<br />

und Fallrohren in die Ober-<br />

stadt. Das war sensationell für die<br />

Zeit um 1450. Und es gab in den Vierteln<br />

der Reichen sogar so viel an fließendem<br />

Wasser, dass man schon um<br />

1600 damit prächtige Schaubrunnen<br />

betreiben konnte.<br />

Die Armen hingegen holten sich<br />

das kostbare Nass weiterhin mit dem<br />

sprichwörtlichen Krug von einem<br />

Brunnen.<br />

Pumpen<br />

Vermutlich aus Italien war die Technologie<br />

der Kolbenpumpen gekommen,<br />

derer man sich in Augsburg<br />

bediente: In mehreren Takten, vergleichbar<br />

dem Zylinder im Automotor,<br />

drückten sie das Wasser zunächst<br />

in die Türme der ehemaligen Festungsanlagen.<br />

Die hatten im Obergeschoss<br />

neuerdings Kupferkessel als<br />

Reservoir, und von diesen Hochbehältern<br />

stürzte es wieder in die Tiefe,<br />

um am Ende der Rohrleitung in die<br />

Oberstadt aufzusteigen.<br />

Diese Oberstadt war von den<br />

Römern strategisch günstig auf einem<br />

Plateau zwischen den Flüssen Lech<br />

und Wertach angelegt worden.<br />

In einem weltweit einmaligen<br />

Ensemble am Roten Tor sind drei der<br />

alten Wassertürme und u.a. das Haus<br />

des Brunnenmeisters erhalten geblieben.<br />

Woher aber kam die Energie für<br />

diese Pumpenanlagen?<br />

Räder<br />

Das nun ist der zweite Aspekt der<br />

Bewerbung um den Welterbestatus.<br />

Neben den Trinkwasserkanälen hatten<br />

die Augsburger nämlich auch das<br />

Wasser des Lech auf vielfältigen<br />

Wegen in die Unterstadt geführt. An<br />

48 <strong>Stahlreport</strong> 6|17


Wasserrad in einem Kanäle der Unterstadt.<br />

diesen Gräben standen Wasserräder,<br />

die neben den Pumpenanlagen auch<br />

etwa die Hammerwerke wie die Alte<br />

Schmiede oder die Mühlen betrieben.<br />

Für das Jahr 1761 listete der damalige<br />

Stadtbrunnenmeister Caspar Walter<br />

34 Mühlen mit 64 Wasserrädern<br />

im Stadtgebiet auf, darunter neun<br />

Silber-, Kupfer-, Eisen- und Pfannenhämmer.<br />

Sie legten den Grundstein<br />

für Augsburgs lange Tradition der<br />

metallverarbeitenden Industrie.<br />

Inzwischen ist ein Großteil dieser<br />

Gräben in der Unterstadt wieder<br />

instandgesetzt – allerdings sieht der<br />

Besucher zunächst nicht viel davon.<br />

Denn auf den ersten Blick erwartet<br />

man hinter den schmiedeeisernen<br />

Gittern vor den Häusern nur Vorgärten.<br />

Dann aber hört man das unablässige<br />

Blubbern aus den Wasserläufen<br />

und sieht die Brückchen, die zu<br />

den Haustüren führen.<br />

An einer Stelle liegen gar fünf<br />

solche Gräben nebeneinander. Dazwischen<br />

gibt es jeweils eine Straße und<br />

eine Häuserreihe. Die Straßen tragen<br />

die Namen der Gräben, hier: Hinterer<br />

Lech, Mittlerer Lech, Vorderer<br />

Lech, Sparrenlech und Stadtgraben.<br />

Meist aber ist die Namensgebung für<br />

Außenstehende nicht recht verständlich,<br />

zumal mancher Graben nach<br />

kurzem Lauf schon wieder umbenannt<br />

wird.<br />

Kuriosität im Netz der Gräben:<br />

Am Haus ‚Bei den Sieben Kindeln‘<br />

wird ein Wasserlauf in einem Trog<br />

über einen anderen hinweggeführt.<br />

Aus Gusseisen ist die Konstruktion.<br />

Sie ruht auf sechs Eisenpfeilern und<br />

trägt an einer Seite stolz das Wappen<br />

Augsburgs, weshalb sie Zirbelnuss-Kanal-Brücke<br />

heißt.<br />

Übrigens: Die Gräben dienten<br />

ehemals auch der Entsorgung allen<br />

Abfalls.<br />

Rohre<br />

Selbst in Augsburgs wegweisender<br />

Trinkwasserversorgung aber stellte<br />

das Material für die Leitungen ein<br />

Weitere Wasser-Aspekte in Augsburg<br />

unlösbares Problem dar. Die Rohre<br />

waren nämlich ausgebohrte Baumstämme.<br />

Im ungünstigen Fall mussten<br />

sie alle paar Jahre ausgetauscht<br />

werden (was auch für die Wasserräder<br />

galt). Zudem hatte das aus ihnen<br />

stammende Trinkwasser einen muffigen<br />

Geschmack.<br />

Dennoch beachtlich: Im Jahr 1764<br />

ging vom Großen Wasserturm eine<br />

Leitung mit mehr als 3,4 km Länge<br />

in die Oberstadt ab. Ähnliche Strecken<br />

erreichten die Rohre von den anderen<br />

Hochbehältern.<br />

Erst ab 1848 wurde das Problem<br />

der Holzrohre gelöst, nämlich durch<br />

Gusseisen als modernes Material.<br />

Verbessert wurde in jenen Jahren<br />

auch die Pumpentechnik: Hatte<br />

der Kupferkessel im Großen Wasserturm<br />

ehemals ein Volumen von 3.645<br />

z Hydrotechnische Modelle im Maximilianmuseum<br />

z Am Hochablass zieht sich ein Stauwehr quer durch den Lech<br />

z Über 30 Kraftwerke unterschiedlicher Größe gewinnen im Augsburger<br />

Stadtgebiet Strom aus Wasserkraft<br />

z Viadukt<br />

z Festungsgräben<br />

3<br />

<strong>Stahlreport</strong> 6|17<br />

49


Lifesteel<br />

Bericht<br />

[ info ]<br />

www.augsburgtourismus.de/<br />

welterbe.html<br />

3<br />

Litern (= 3,645 Kubikmeter) gehabt,<br />

lieferte im Jahr 1850 das komplette<br />

Ensemble am Roten Tor 144 Kubikmeter<br />

pro Stunde.<br />

Von den künstlerischen Seiten<br />

des Trinkwassers künden die<br />

berühmten drei Prachtbrunnen in<br />

der Oberstadt. Sie entstanden um<br />

1600 und dokumentieren eindrücklich<br />

den Reichtum der Bürger, unter<br />

denen insbesondere die Fugger zu<br />

nennen sind.<br />

Spektakulär für Freunde der<br />

Industriekultur ist das Wasserwerk<br />

am Hochablass. Es wurde um 1880<br />

in Betrieb genommen und löste die<br />

insgesamt sieben Wasserwerke mit<br />

neun Türmen ab, wie es in dem Buch<br />

„Augsburgs Wasserwirtschaft“ (Martin<br />

Kluger, context Verlag, 2015) heißt.<br />

Die Maschinenhalle zeigt die mächtigen<br />

Schwungräder aus Eisen, mit<br />

denen die Pumpen betrieben wurden.<br />

Übrigens wurde für den Antrieb<br />

auch in diesem Fall das Wasser des<br />

Lech genutzt.<br />

Auch das Wasserwerk an der<br />

Wolfzahnau zeigt solche eiserne<br />

Maschinen.<br />

„Bis August wird die Stadt ihre<br />

Bewerbung beim bayerischen Kultusministerium<br />

abgeben“, sagt Ulrich<br />

Müllegger, zuständig für das Thema<br />

bei der Stadtverwaltung. Über das<br />

Ministerium gehen die Unterlagen<br />

dann an das Auswärtige Amt und<br />

Kanalüberquerung am Haus „Bei den Sieben Kindeln“.<br />

Wassertürme in Augsburg: im Vordergrund der Große Wasserturm, dahinter verdeckt<br />

der Kleine Wasserturm, rechts der Kastenturm. Im Hintergrund in der Oberstadt die<br />

Basilika St. Ulrich und Afra. Der Turm links gehört zum Roten Tor.<br />

von dort zur Vorprüfung an das<br />

Unesco-Welterbezentrum in Paris.<br />

Eventuell könnte Augsburg 2019<br />

den begehrten Titel bekommen.<br />

„Jedoch muss man realistisch sein<br />

und festhalten, dass zum Beispiel<br />

Regensburg oder der Bergpark Kassel-Wilhelmshöhe<br />

zwei Anläufe<br />

brauchten“, sieht Müllegger die Dinge<br />

sehr nüchtern.<br />

Denn die Messlatte der Unesco<br />

ist hoch gelegt. So will sie in den Konzepten<br />

der Bewerber neuerdings auch<br />

Kanal beim Brechthaus in der Unterstadt.<br />

Aspekte wie Bildung sehen. Augsburg<br />

kooperiert dafür mit den Hochschulen<br />

am Ort und ebenso den Gymnasien<br />

und der Volkshochschule.<br />

Schon traditionell richtet man ein<br />

reichhaltiges Kulturprogramm um<br />

die Geschichte der Stadt aus, wie es<br />

die Unesco erwartet.<br />

Den Sport als Teil des Bewerbungskonzepts<br />

kann Augsburg ohne<br />

Mühe nachweisen: am Lech gibt es<br />

die Wildwasserstrecke der Olympischen<br />

Spiele 1972 in München. 2<br />

Fotos: Christine Pemsl Fotos: Reinhard Paland<br />

50 <strong>Stahlreport</strong> 6|17


BDS-Berufsbildung<br />

Seminare und sonstige (BDS-)Veranstaltungen<br />

2017<br />

Seminarthema Termin Tagungsort<br />

Flacherzeugnisse (Seminar) 08.-09.06. Duisburg<br />

Stahlkunde (Seminar) 22.-24.08. Gröditz<br />

Neue A-Kunden gewinnen und Anfragen<br />

professionell managen (Verkauf I) (Seminar) 18.-19.09. Norderstedt<br />

Verkauf (Lernteam) 20.09. Norderstedt<br />

Stahleinkauf (Seminar, Kooperation) 19.-20.09. Duisburg<br />

Stahlhandelstag 28.09. Darmstadt<br />

Rohre aus Edelstählen (Seminar) 09.-10.10. Monschau<br />

Nichtrostende Stähle (Seminar) 16.-17.10. Aachen<br />

Mehr Aufträge durch professionelle Angebotsverfolgung<br />

und effektive Preisverhandlung<br />

(Verkauf II) (Seminar) 25.-26.10. Nürnberg<br />

Betonstahl (Seminar) 07.-08.11. Kehl<br />

Stahlkunde (Seminar) 06.-08.12. Gengenbach<br />

Diese Übersicht gibt den Stand der Planungen für Lernteam- und Seminarveranstaltungen<br />

und zum Fernstudium sowie zu entsprechenden Kooperationen wieder.<br />

Änderungen jeder Art sind vorbehalten, vor allem Ergänzungen. Über weitere Details sowie zu<br />

den Anmeldemöglichkeiten informieren Sie sich bitte im Internet (www.stahlhandel.com) oder<br />

wenden sich telefonisch bzw. elektronisch an den<br />

BUNDESVERBAND DEUTSCHER STAHLHANDEL (BDS)<br />

Max-Planck-Straße 1 · 40237 Düsseldorf<br />

Telefon: 0211/86497-19 · Telefax: 0211/86497-22<br />

E-MAIL: WYNANDS-BDS@STAHLHANDEL.COM

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!