Stahlreport 2022.06
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77. Jahrgang | Juni 2022<br />
STAHLREPORT<br />
Nachrichten aus Handel, Produktion und Verarbeitung<br />
06<br />
22<br />
Orientierung bei Green Steel | ab S. 14<br />
Klöckner & Co entwickelt Metrik für Emissionsklassen<br />
Wirkt der Emissionshandel? | S. 42<br />
Welche Kritikpunkte die Stahlindustrie hat<br />
Berufsbildung: Betriebspraxis inklusive | ab S. 34<br />
BDS-Blankstahl-Seminar mit Praxis-Einblick
Stahl<br />
verbindet.<br />
Besuchen Sie uns auf der Tube Düsseldorf<br />
20. - 24. Juni 2022, Halle 01, Stand 1A59<br />
WIR STEHEN AN DER<br />
SEITE DER UKRAINE.<br />
Bepro Blech und Profilstahl GmbH & Co. KG<br />
Consolstraße 11, D-45889 Gelsenkirchen<br />
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EDITORIAL<br />
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
mit Brücken lassen sich im Wesentlichen zwei Dinge anstellen: Man kann sie bauen, was der<br />
erfreulichere Part ist, oder abbrechen (und drittens instandhalten, aber das subsummieren wir<br />
wohlwollend dem Bauen). Beim Abbrechen von Brücken, das gemeinhin als nicht besonders<br />
erquicklich betrachtet wird, sind seinerseits erhebliche Unterschiede zu beachten. So ist die<br />
vermutlich häufigste Art, eine Brücke abzubrechen der simple, stillschweigende Abbruch,<br />
zum Beispiel von Beziehungen. Den wollen wir hier nicht weiter betrachten. Eine erfreulichere<br />
Kategorie des Brückenabbruchs ist hingegen die, die dem Zweck dient, wieder anderen, neuen<br />
Brücken Platz zu machen – ein in Wahrheit also erfreulicher Brückenabbruch. Wobei die<br />
Wirklichkeit wie immer komplexer ist: So wurde die neue Neckarbrücke in Stuttgart erbaut,<br />
bevor die alte Brücke abgerissen wurde (S. 22).<br />
Eine gute Sache ist es hingegen für gewöhnlich, wenn Brücken gebaut werden. Sie dienen,<br />
mit Pathos gesagt, der Verbindung vorher unverbundener Gegenden und Bereiche sowie,<br />
durch die ökonomische Brille gesehen, einer besseren Logistik von Mensch und Dingen.<br />
So ist diese Ausgabe des <strong>Stahlreport</strong> trotz aller Unsicherheiten, Risiken und negativen<br />
Entwicklungen voller Brückenbau-Projekte – der Mensch ist nun mal ein Brückenbauer. So<br />
baut Sülzle Stahlpartner eine Brücke für den vermehrten Einsatz von digitalen Daten in der<br />
Bewehrungsbranche (S. 10), während Klöckner & Co mit einer Klassifizierung von Green Steel<br />
eine Brücke für diesen Markt zwischen Hersteller und Verwender errichtet (S. 14).<br />
Auf eine weitere Kategorie des Brückenabbruchs müssen wir aber auch zu sprechen<br />
kommen: die unmenschliche. Ein großer Brücken-Abbrecher ist derzeit die Putinsche<br />
Abrissunternehmung, die in der Ukraine tätig ist. Sie hat ein Ausmaß, das weit über das<br />
gewöhnliche Abbrechen von Brücken hinaus geht, denn dort wird vernichtet. Das Leid ist<br />
unaussprechlich. Folgen hat das aber auch für die Wirtschaft in Europa und Deutschland<br />
(S. 38).<br />
Als große Brücke kann man zu guter Letzt die Doppelmesse Tube & wire betrachten, die vom<br />
20. bis 24. Juni in Düsseldorf stattfindet. Aussteller und Besucher bauen dort viele kleine<br />
Brücken zwischen vielen Themen, Projekten und Bereichen. An diesem Brückenbau-Projekt<br />
beteiligt sich auch der BDS mit seinem Gemeinschaftsstand in Halle 1, Stand A59, auf dem<br />
sich Unternehmen des Stahlhandels mit ihrem Portfolio präsentieren (S. 35).<br />
Viel Vergnügen & Informationsgewinn beim Lesen wünscht<br />
Markus Huneke<br />
Chefredakteur <strong>Stahlreport</strong><br />
<strong>Stahlreport</strong> 6|22<br />
3
Inhalt <strong>Stahlreport</strong> 6 2022<br />
XXXXXXXXXX<br />
XXXXX A XXXXX<br />
Durchblick bei Green Steel<br />
Klöckner & Co klassifiziert Stahlerzeugnisse<br />
Welche Emissionen fallen bei der Herstellung konkreter Stahlerzeugnisse<br />
tatsächlich an? Diese Frage stellt sich Stahlanwendern,<br />
die emissionsarmen oder -freien Stahl beschaffen<br />
möchten. Mit einer fünfstufigen Skala bietet Klöckner & Co nun<br />
Orientierung im Green Steel-Markt.<br />
14<br />
42<br />
Ein gutes Instrument?<br />
Was der Emissionshandel für die<br />
Stahlindustrie bedeutet<br />
Seit 2005 wird der Europäische Emissionshandel<br />
eingesetzt, um einen großen Teil des Treibhausgas-<br />
Ausstoßes der beteiligten Länder zu senken. Wo die<br />
einen das System als volkswirtschaftlich ausgewogenes<br />
Instrument befürworten, warnen die anderen vor<br />
negativen Effekten durch zu hohe Belastungen. Ein<br />
Überblick.<br />
Berufsbildung mit Praxisanteil<br />
Blankstahl-Seminar mit<br />
Betriebseinsicht<br />
34<br />
Herstellung, Eigenschaften, Verarbeitung: Das BDS-<br />
Seminar Blankstahl gibt einen umfassenden Überblick<br />
über diese bedeutende Erzeugnisgruppe. An den zwei<br />
Seminartagen ging es aber nicht nur um die Theorie.<br />
Mit zwei Betriebsbesichtigungen haben die Teilnehmer<br />
und Teilnehmerinnen auch einen unmittelbaren Eindruck<br />
von der Praxis bekommen.<br />
4 <strong>Stahlreport</strong> 6|22
PERSÖNLICHES<br />
6 Kurznachrichten<br />
Stahlhandel<br />
8 Klöckner & Co – Q1-Umsatz nochmal deutlich gestiegen<br />
10 Sülzle – „Digitalisierung im Bau könnte so einfach sein“<br />
12 Günther + Schramm – Leuchtturmprojekt neue Sägeanlage<br />
13 EDE – Neue belgische Kooperation<br />
14 Klöckner & Co – Orientierung im Green Steel-Wald<br />
18 Cogne – Expansion in den Norden<br />
Stahlproduktion<br />
20 Vermischte Meldungen<br />
21 Rohstahlproduktion Deutschland & weltweit<br />
Stahlverarbeitung<br />
48<br />
Tesla zieht<br />
Innovationen an<br />
Studie zur<br />
Zusammenarbeit<br />
mit deutschen<br />
Unternehmen<br />
Tesla gilt vielen als Unternehmen,<br />
das anderen in Sachen<br />
Arbeitsorganisation und Abläufen<br />
voraus ist. Wie sich der<br />
Produktionsstandort in Grünheide<br />
auf die Zulieferer-Landschaft<br />
in Deutschland auswirkt,<br />
hat nun die Studie „Tesla<br />
und die Hidden Champions“<br />
herausgearbeitet.<br />
22 Schlanke Linie beim Stahlbrückenbau<br />
26 Arnold Umformtechnik – Fernab von etablierten Denkmustern<br />
Anarbeitung & Logistik<br />
28 Progress – Automation zahlt sich aus<br />
30 IMS Messsysteme – Marktreifes System für kaltgewalzte Bandstähle<br />
BDS-Research<br />
32 Ukraine-Krieg verunsichert Stahlmärkte<br />
BDS-Berufsbildung<br />
34 BDS-Seminar – Einblick in die Blankstahl-Praxis<br />
BDS-Kommunikation<br />
35 Treffpunkt Stahlhandel – BDS-Gemeinschaftsstand auf der Tube<br />
Messen und Märkte<br />
36 Termine<br />
37 Messekalender<br />
38 PwC-Maschinenbau-Barometer – Resilienz ist das Gebot der Stunde<br />
Wissenswertes<br />
42 Was der Emissionshandel für die Stahlindustrie bedeutet<br />
48 Tesla und die Hidden Champions<br />
Lifesteel<br />
50 Zukunftstrend Vertical Farming?<br />
50 Impressum<br />
<strong>Stahlreport</strong> 6|22<br />
5
XXXXXXXXXX<br />
Persönliches<br />
XXXXX Kurznachrichten A XXXXX<br />
Bild: Aichelin-Gruppe<br />
Aichelin-Gruppe<br />
Christian Grosspointner<br />
übernimmt die Geschäftsführung der<br />
Aichelin-Gruppe. Er folgt auf Dr. Peter<br />
Schobesberger, der sich nach mehr als<br />
23-jähriger Tätigkeit in unterschiedlichsten<br />
Management-Positionen der Aichelin-Gruppe<br />
im Sommer 2022 in den Ruhestand<br />
verabschiedet. In dieser Zeit habe sich die<br />
Gruppe zu einem der größten internationalen<br />
Wärmebehandlungsspezialisten in<br />
ihrem Segment weiterentwickelt. Schobesberger<br />
bleibt mit dem Unternehmen ab<br />
März 2023 im Beirat der Aichelin Holding<br />
verbunden. An seine Stelle als CEO der<br />
Aichelin Holding GmbH tritt Dipl.-Ing.<br />
Christian Grosspointner, ein ausgebildeter<br />
Wirtschaftsingenieur mit breiter Erfahrung<br />
in der Geschäftsführung von Fertigungsbetrieben<br />
im internationalen Maschinen- und<br />
Anlagenbau sowie in der Metallverarbeitung.<br />
Christian Grosspointner (li.) und Dr. Peter<br />
Schobesberger<br />
KfW<br />
Katharina Herrmann<br />
ist zur Generalbevollmächtigten der Kreditanstalt<br />
für Wiederaufbau (KfW) ernannt<br />
worden. Dies erklärten der Vorsitzende<br />
des KfW-Verwaltungsrates Dr. Robert<br />
Habeck, Bundesminister für Wirtschaft und<br />
Klimaschutz, und der Stellvertretende Vorsitzende<br />
Christian Lindner, Bundesminister<br />
der Finanzen, im Anschluss an die Sitzung<br />
des KfW-Verwaltungsrates vom 6. April<br />
2022. Katharina Herrmann hat die neue<br />
Funktion zum 8. April 2022 übernommen.<br />
Nach erfolgreichem<br />
Abschluss der<br />
Zeit als Generalbevollmächtigte<br />
soll Herrmann im<br />
April 2023 in den<br />
Vorstand der KfW<br />
aufrücken und dort<br />
die Verantwortung<br />
für das inländische<br />
Bild: KfW<br />
Fördergeschäft übernehmen.<br />
Vor Eintritt in die KfW arbeitete Katharina<br />
Herrmann viele Jahre bei der ING Group,<br />
zuletzt als Head of Platforms and New<br />
Business bei der ING-DiBa AG in Frankfurt<br />
(2018 bis Ende 2021) sowie parallel als Global<br />
Head of Platforms and Beyond Banking<br />
bei der ING Group in den Niederlanden<br />
(2018 bis Ende 2020). Davor war Herrmann<br />
Mitglied des Vorstands der ING-DiBa AG<br />
in Frankfurt (2011 bis 2017) sowie Chief<br />
Executive Officer der ING-DiBa Direktbank<br />
Austria (2007 bis 2010). Zuvor bekleidete<br />
sie seit 1998 verschiedene leitende Funktionen<br />
im Marketing der ING-DiBa AG in<br />
Frankfurt.<br />
Katharina Herrmann ist Diplom-Betriebswirtin<br />
(FH) von der Fachhochschule Wiesbaden<br />
und hat davor eine Ausbildung zur<br />
Bankkauffrau bei der Nassauischen Sparkasse,<br />
Wiesbaden absolviert.<br />
Salzgitter AG<br />
Thorsten Möllmann<br />
ist neuer Leiter der Konzernkommunikation<br />
der Salzgitter AG. Der 54-jährige, der die<br />
Position Anfang Mai übernahm, verfügt über<br />
umfangreiche internationale Erfahrung in<br />
unterschiedlichen<br />
industriellen Branchen.<br />
So hatte er<br />
Leitungsfunktionen<br />
bei EADS, Airbus<br />
Group und zuletzt<br />
bei der Schaeffler<br />
AG inne. Möllmann<br />
berichtet in seiner<br />
Funktion an Gunnar<br />
Groebler, Vorstandsvorsitzender<br />
der<br />
Salzgitter AG. Thorsten Möllmann – verheiratet,<br />
zwei erwachsene Söhne – stammt<br />
ursprünglich aus dem rheinischen Grevenbroich.<br />
Er hat Publizistik und Kommunikationswissenschaften<br />
in Göttingen und Berlin<br />
studiert.<br />
DB Cargo<br />
Michael Fritz<br />
ist seit dem 1. Mai der neue Vorstand Personal<br />
von DB Cargo. Michael Fritz ist seit<br />
über 20 Jahren bei der Deutschen Bahn in<br />
verschiedenen Funktionen tätig. Seit 2016<br />
als Geschäftsführer Personal bei der DB<br />
Engineering & Consulting im Einsatz, blickt<br />
er seinem Wechsel zum Schienengüterver-<br />
Bild: Salzgitter AG<br />
kehr gespannt entgegen:<br />
„Mehr Güter<br />
auf die Schiene zu<br />
bringen ist aktuell<br />
eine der spannendsten<br />
Herausforderungen<br />
im DB-Konzern.<br />
Dabei spielt der<br />
Austausch mit den<br />
Mitarbeitenden für<br />
mich eine entscheidende Rolle.“<br />
VDI<br />
Christian Hopmann<br />
ist seit 23. März neuer Vorsitzender der<br />
VDI-Gesellschaft Materials Engineering.<br />
Prof. Dr. Christian Hopmann löst damit<br />
Prof. Dr. Jörg Eßlinger (Direktor Materials<br />
bei MTU Aero Engines) ab, der für zwei<br />
Amtsperioden den Vorsitz innehatte und<br />
nicht wiedergewählt werden konnte. „Ob<br />
Energiewende, nachhaltige<br />
Mobilität,<br />
Kreislaufwirtschaft<br />
oder Versorgung<br />
der wachsenden<br />
Weltbevölkerung mit<br />
Lebensmitteln und<br />
sauberem Wasser –<br />
zur Bewältigung der<br />
großen gesellschaftlichen<br />
Herausforderungen<br />
stellen Werkstoff-Innovationen den<br />
Schlüssel. Die VDI-Gesellschaft Materials<br />
Engineering stellt diesen Hidden Champion<br />
in das Zentrum ihrer Aktivitäten, um durch<br />
neue Werkstoffe und einen neuen Umgang<br />
mit Werkstoffen die Welt nachhaltiger und<br />
resilienter zu machen,“ so Hopmann nach<br />
seiner Wahl.<br />
Volkswagen AG<br />
Imelda Labbé<br />
wird zum 1. Juli neue Vorständin für Marketing,<br />
Vertrieb und After Sales bei Volkswagen<br />
Pkw. Sie folgt in dieser Funktion<br />
auf Klaus Zellmer, der zum 1. Juli als Vorstandsvorsitzender<br />
zu Škoda Auto a.s.<br />
wechseln wird.<br />
Labbé ist derzeit<br />
Sprecherin der<br />
Geschäftsführung<br />
der Volkswagen<br />
Originalteile Logistik<br />
GmbH (OTLG)<br />
und verfügt über<br />
Bild: DB Cargo<br />
Bild: IKV Fröls<br />
Bild: Volkswagen AG<br />
6 <strong>Stahlreport</strong> 6|22
DRÖSSER.STAHL<br />
langjährige Erfahrung im Vertrieb, dem Produkt-<br />
und Markenmanagement sowie dem<br />
After-Sales-Geschäft.<br />
Imelda Labbé hat mehr als 35 Jahre Erfahrung<br />
in der internationalen Automobilindustrie.<br />
Sie war von 1986 bis 2013 in internationalen<br />
Führungspositionen bei Opel und<br />
General Motors (GM) tätig – unter anderem<br />
als Opel-Qualitätschefin im Werk Antwerpen<br />
und als Opel-Vertriebschefin für den deutschen<br />
Markt. 2013 wechselte sie als Sprecherin<br />
der Geschäftsführung Škoda Auto<br />
Deutschland zum Volkswagen Konzern. Im<br />
Sommer 2016 übernahm sie die globale Leitung<br />
After Sales des Volkswagen Konzerns<br />
und verantwortete zuletzt das Business<br />
Development der Volkswagen AG. Seit März<br />
2022 ist Labbé Sprecherin der Geschäftsführung<br />
der Volkswagen OTLG. Sie ist Diplom-Betriebswirtin<br />
und erhielt den Master<br />
of Science in Management der Stanford<br />
University.<br />
Klöckner & Co<br />
Khaled Bagban<br />
ist seit 1. Mai 2022 neuer Chief Digital and<br />
Information Officer (CDIO) von Klöckner<br />
& Co SE. Dr. Khaled Bagban übernimmt<br />
die globale Steuerung aller IT- und Digitalthemen.<br />
In seiner Funktion werde er die<br />
digitale Transformation von Klöckner & Co<br />
weiter beschleunigen, so das Unternehmen.<br />
Als CEO von kloeckner.i werde er zudem die<br />
Weiterentwicklung des Digital-Hubs in Berlin<br />
und Duisburg vorantreiben. Khaled Bagban<br />
berichtet in diesen Positionen auf der<br />
Managementebene unterhalb des Vorstands<br />
direkt an Guido Kerkhoff, Vorstandsvorsitzender<br />
von Klöckner & Co SE.<br />
Bilder: Nordwest<br />
voestalpine<br />
Gerhard Gerstmayr<br />
ist seit dem 1. April Vorstandsmitglied der<br />
High Performance Metals Division des<br />
voestalpine-Konzerns. Damit folgt er auf<br />
Gerhard Lichtenegger, der seine Vorstandsfunktion<br />
abgegeben hat. Gerstmayr, der<br />
zuletzt als technischer Geschäftsführer der<br />
voestalpine Böhler Aerospace tätig war,<br />
verantwortet als Mitglied des fünfköpfigen<br />
Divisionsvorstands unter anderem die Bereiche<br />
Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft,<br />
Forschung und Entwicklung sowie Luftfahrt.<br />
Nach Abschluss des Doktoratsstudiums<br />
an der Montanuniversität Leoben begann<br />
Gerstmayr seine Karriere 2010 als Produktmanager<br />
für Triebwerke, Strukturteile<br />
und Energieprodukte in der damaligen<br />
Gesellschaft Böhler Schmiedetechnik<br />
(heute voestalpine Böhler Aerospace). Ab<br />
2014 leitete er den Bereich Marketing und<br />
Vertrieb, bevor er 2020 die technische<br />
Geschäftsführung von voestalpine Böhler<br />
Aerospace übernahm. Zusammen mit dem<br />
kaufmännischen Geschäftsführer Thomas<br />
Kornfeld lenkte Gerstmayr das Unternehmen<br />
durch den Beginn der Corona-Pandemie<br />
und damit eine der herausforderndsten<br />
Zeiten der Luftfahrtindustrie. Gerstmayr<br />
übergibt seine Agenden an Devrim Caliskanoglu,<br />
Geschäftsführer der Schwesterfirma<br />
voestalpine Böhler Profil, der vorübergehend<br />
beiden Gesellschaften vorsteht. Der voestalpine<br />
Böhler Aerospace bleibt Gerstmayr als<br />
Aufsichtsratsvorsitzender erhalten.<br />
Nordwest Handel AG<br />
Jan Korb und Stefan Richlick<br />
haben zum 01.04.2022 die Geschäftsbereichsleitung<br />
bei Nordwest übernommen,<br />
um die Unternehmensziele im Bereich<br />
Großhandel und Geschäftspartnermanagement<br />
sowie im Bereich Einkaufsprozesse<br />
und Beschaffung weiter voranzutreiben.<br />
Jan Korb übernahm dabei die Gesamtverantwortung<br />
als Geschäftsbereichsleiter im<br />
Bereich Großhandel und Geschäftspartnermanagement.<br />
Der 39Jährige kann auf eine<br />
erfolgreiche Historie in der Dortmunder<br />
Zentrale zurückblicken. Für seine neue<br />
Position bringt er langjährige Erfahrungen<br />
aus den Bereichen Kundenservice und Vertrieb<br />
mit. Stefan Richlick ist seit 2014 im<br />
Unternehmen beschäftigt und kann ebenfalls<br />
auf vielseitige Erfahrungen im Einkauf<br />
zurückgreifen. Bisher war der 41-Jährige bei<br />
Nordwest für den internationalen sowie den<br />
operativen Einkauf zuständig. Zeitgleich mit<br />
dem Funktionswechsel wurde die bisherige<br />
Stabsstelle als Geschäftsbereich mit der<br />
neuen Bezeichnung Einkaufsprozesse und<br />
Beschaffung gebildet, die Stefan Richlick in<br />
Fortsetzung weiterentwickeln werde.<br />
Jan Korb<br />
Stefan Richlick<br />
Stahl<br />
Tränenblech<br />
Edelstahl<br />
Tränenblech<br />
Stahl Riffel-/<br />
Waffelblech<br />
Verzinktes Riffel-/<br />
Waffelblech<br />
STÄRKE:<br />
Tränen- / Riffel- & Waffelbleche<br />
3,0 bis 10,0 mm + Träne<br />
Duett- / Quintettbleche<br />
1,5 / 2,5 / 3,5 / 5 / 8 mm + Träne<br />
FORMATE:<br />
1.000 mm x 2.000 mm<br />
1.250 mm x 2.500 mm<br />
1.335 mm x 3.000 mm*<br />
1.500 mm x 3.000 mm<br />
LOGISTIK:<br />
von der einzelnen Tafel<br />
über Pakete bis hin zur<br />
kompletten Ladung<br />
droesser.de/belagbleche<br />
KONTAKT<br />
Verzinktes<br />
Tränenblech<br />
Aluminium<br />
Duett<br />
Aluminium<br />
Quintett<br />
Cor-Ten<br />
Tränenblech*<br />
BELAGBLECHE<br />
ERSTMALS AUCH<br />
AUS COR-TEN!<br />
Koray Süerdem<br />
ksueerdem@droesser.de<br />
+49 (0) 2263 / 87 - 421<br />
Wir freuen<br />
uns auf Sie!<br />
20. – 24.06.22<br />
Halle 1 / A59<br />
<strong>Stahlreport</strong> 6|22<br />
7<br />
Peter Drösser GmbH<br />
Im Auel 67–69 // 51766 Engelskirchen<br />
www.droesser.de
Stahlhandel<br />
Bericht/Nachricht<br />
Klöckner & Co startet mit starken Quartalszahlen ins Jahr 2022<br />
Q1-Umsatz nochmal deutlich gestiegen<br />
Im ersten Quartal 2022 ist der Umsatz von Klöckner & Co aufgrund der positiven Preisentwicklung um rund 60 % auf<br />
2,4 Mrd. € gestiegen. Das um wesentliche Sondereffekte bereinigte operative Ergebnis (EBITDA) lag mit 201 Mio. €<br />
sehr deutlich über dem Vorjahresergebnis von 130 Mio. € in Q1 2021. Einschließlich wesentlicher Sondereffekte, die<br />
überwiegend aus der Veräußerung geschlossener Standorte resultierten, betrug das EBITDA 254 Mio. €<br />
(Q1 2021 : 141 Mio. €). Das Konzernergebnis konnte auf 172 Mio. € gesteigert werden (Q1 2021: 86 Mio. €).<br />
„Auch im ersten Quartal des Jahres haben wir<br />
wieder ein sehr starkes Ergebnis erzielt. Gleichzeitig<br />
haben wir in den ersten Monaten des Jahres große<br />
Fortschritte bei der Umsetzung unserer Konzernstrategie<br />
gemacht: Mit der Anerkennung unserer Net-<br />
Zero-Ziele durch die Science Based Targets initiative<br />
(SBTi), unserer neuen Bewertungsskala für grünen<br />
Stahl sowie der weiteren Beschleunigung der digitalen<br />
Transformation stellen wir die entscheidenden<br />
Weichen für die kommenden Jahre, um Klöckner &<br />
Co in eine nachhaltige und digitale Zukunft zu führen“,<br />
sagte Guido Kerkhoff, Vorsitzender des Vorstands<br />
der Klöckner & Co SE.<br />
Fortschritte bei der Umsetzung<br />
der Konzernstrategie<br />
Als erstes Unternehmen weltweit erreichte Klöckner<br />
& Co, dass alle seine CO 2 -NetZero-Ziele im regulären<br />
Verfahren nach neuesten Standards als wissenschaftlich<br />
fundiert anerkannt wurden. Darüber hinaus<br />
ergreife Klöckner & Co die erheblichen Chancen aus<br />
der nachhaltigen Transformation der Stahlindustrie.<br />
Das Unternehmen hat dafür eine eigene Bewertungsskala<br />
für grünen Stahl mit sechs Kategorien vorgestellt,<br />
um den CO 2 -Fußabdruck von Produkten verlässlich<br />
beurteilen und vergleichen zu können (siehe Interview<br />
S. 14). Durch zahlreiche Partnerschaften will Klöckner<br />
Ausblick 2022<br />
Europa<br />
+1 bis 3 %<br />
Tatsächliche<br />
Stahlnachfrage<br />
Bauindustrie<br />
Maschinen- und<br />
Anlagenbau<br />
Energiesektor<br />
Automobilindustrie<br />
Schiffbau<br />
[Kontakt]<br />
Klöckner & Co SE<br />
Am Silberpalais 1<br />
47057 Duisburg<br />
+49 203 307-0<br />
www.kloeckner.com<br />
USA<br />
+3 bis 5 %<br />
Quelle: Klöckner & Co SE<br />
8 <strong>Stahlreport</strong> 6|22
& Co seinen Kunden bereits in diesem Jahr grüne Stahlmengen<br />
anbieten und sie auf diese Weise beim Aufbau nachhaltiger<br />
Wertschöpfungsketten unterstützen.<br />
Die mit dem Kloeckner Assistant automatisiert abgewickelten<br />
Umsätze wurden im ersten Quartal mit rund 390<br />
Mio. € nahezu verdoppelt (Q1 2021: 200 Mio. €). Der digitale<br />
Umsatzanteil stieg insgesamt leicht auf rund 46 % (Q1<br />
2021: 45 %). Am 1. Mai 2022 hat Dr. Khaled Bagban als Chief<br />
Digital and Information Officer (CDIO) die globale Steuerung<br />
aller IT- und Digitalthemen übernommen, um die digitale<br />
Transformation von Klöckner & Co weiter zu beschleunigen.<br />
Als CEO von kloeckner.i wird er die Weiterentwicklung des<br />
Digital-Hubs in Berlin und Duisburg vorantreiben und<br />
berichtet in diesen Positionen auf der Managementebene<br />
unterhalb des Vorstands direkt an Guido Kerkhoff.<br />
Ausblick<br />
Trotz des Ukraine-Kriegs ist Kerkhoff zufolge das für Klöckner<br />
& Co bedeutendste Segment, die Baubranche, gegenwärtig<br />
kaum betroffen. Die Automobilindustrie jedoch habe mit<br />
erheblichen Auswirkungen zu kämpfen. Trotz des herausfordernden<br />
wirtschaftlichen Umfelds ist Klöckner & Co für<br />
das operative Geschäft jedoch optimistisch. Das Unternehmen<br />
rechnet für das zweite Quartal mit einer stabilen bis<br />
leicht steigenden Absatzentwicklung im Vergleich zum ersten<br />
Quartal 2022.<br />
Aufgrund der Stahlpreisdynamik und unterstützt durch<br />
die Margin-over-Volume-Strategie des Konzerns sowie ein<br />
diszipliniertes Bestandsmanagement erwartet Klöckner &<br />
Co für das zweite Quartal 2022 einen deutlichen Anstieg<br />
des Umsatzes im Vergleich zum Vorquartal. Darüber hinaus<br />
prognostiziert das Unternehmen für das bereits laufende<br />
zweite Quartal ein EBITDA von 180 bis 240 Mio. € vor wesentlichen<br />
Sondereffekten sowie einen starken und deutlich<br />
positiven Cashflow aus betrieblicher Tätigkeit. 2<br />
SAVE<br />
THE<br />
NEW<br />
DATE<br />
join the best — willkommen auf den Weltleitmessen der Rohr-, Draht-<br />
und Kabelindustrie! Hier ist der Treffpunkt der internationalen<br />
Fachwelt, der Spezialisten und Weltmarktführer der Branchen. Im<br />
Zentrum des Interesses: die Innovationen und zukunftsweisenden<br />
Trends. Ein Schwerpunkt der wire: die wachsende Bedeutung<br />
von Kupferdrähten im Automobilbau, in der Telekommunikation<br />
oder Elektronik. Entdecken Sie neue Wege der Nachhaltigkeit: auf<br />
den ecoTrails zu den Ausstellern, die sich besonders nachhaltigen<br />
Technologien und Prozessketten widmen. Mehr unter wire.de/<br />
ecometals und tube.de/ecometals.<br />
Eine feste Größe in Ihrem Kalender —<br />
der Besuch der wire und Tube 2022<br />
in Düsseldorf!<br />
International Wire and Cable Trade Fair<br />
Internationale Fachmesse Draht und Kabel<br />
20–24 June<br />
2022<br />
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the best:<br />
Düsseldorf<br />
Germany<br />
www.wire.de<br />
www.tube.de<br />
International Tube and Pipe Trade Fair<br />
Internationale Rohr-Fachmesse<br />
2. Nordwest-Nachhaltigkeitspreis verliehen<br />
Am 26. April 2022 wurden die Gewinner des Nachhaltigkeitswettbewerbs<br />
unter allen Lieferantenpartnern der Nordwest Handel<br />
AG gekürt. Ausgezeichnet wurden die Probst GmbH – Handling<br />
Equipment, die Gebr. Schroeder GmbH & Co. KG – Maschinenfabrik<br />
sowie die Julius vom Hofe GmbH & Co KG – Regalsysteme.<br />
Preiswürdig für die Jury war unter anderem die Einbeziehung der<br />
Auszubildenden (Probst GmbH), die eigene Ideen verwirklichen<br />
konnten, wie beispielsweise Mülltrennung oder die Installation<br />
von LED-Beleuchtungen. Eine hohe Langlebigkeit der Produkte<br />
sowie das soziale Engagement überzeugten die Jury bei der<br />
Gebr. Schroeder GmbH. Die Julius vom Hofe GmbH wurde für ihr<br />
Engagement bei der Senkung des Strom-, Wasser- und Gasverbrauchs,<br />
für eine nachhaltige Beschaffung sowie wie die Verwendung<br />
von recyclingfähigem Stahl ausgezeichnet. Alle drei Sieger<br />
erhielten als Preisgeld je 6.000 € für ein Teamevent. Nordwest<br />
spendete zudem der Jury je 1.000 €, die gesamtheitlich in das<br />
neuaufgelegte Programm der Klimastiftung einfließen sollen.<br />
Zeitgleich<br />
mit der<br />
METAV<br />
21.–24.06.2022<br />
www.nordwest.com<br />
<strong>Stahlreport</strong> 6|22<br />
9<br />
Messe Düsseldorf GmbH<br />
Postfach 10 10 06 – 40001 Düsseldorf – Germany<br />
Tel. +49 211 4560 01 – Fax +49 211 4560 668<br />
www.messe-duesseldorf.de
Stahlhandel<br />
Bericht<br />
Sülzle Stahlpartner ist mit seinen 18 Standorten einer der größten Bewehrungsstahlhändler und Biegebetriebe Deutschlands. Die Biegerei in<br />
Lübeck hat 2019 die Biegekultur maßgeblich verändert und steht für Automatisierung und Fortschritt.<br />
Elektronische Bewehrungsdaten machen Prozesse effizienter<br />
„Digitalisierung im Bau könnte so einfach sein“<br />
Building Information Modelling (BIM) steigert die Effizienz von Baumaßnahmen – diese Erkenntnis ist in der Branche<br />
zwar angekommen, aber in der täglichen Arbeit scheint der Digitalisierungsschub bisher ausgeblieben zu sein. Einzelne<br />
Vorreiter, darunter die Sülzle Stahlpartner GmbH, die Ed. Züblin AG und die Brendebach Ingenieure GmbH, setzen<br />
digitale und standardisierte Lösungen ein. Datenbankdateien im ABS-Format (Absolute Database Software) ermöglichen<br />
ihnen einen sicheren und schnellen Austausch von Bewehrungsstahllisten. Vom Softwarehaus bis zum Bauunternehmer<br />
– sechs Experten geben Einblick, warum der digitale Datentransfer von Bewehrungsstahllisten ihren Arbeitsalltag<br />
erleichtert.<br />
„Wir müssen erst lernen, in<br />
digitalen Datenströmen zu denken,<br />
und das über Abteilungs- und<br />
Unternehmensgrenzen hinweg“, so<br />
Reinhold Wittenberg, der als Leiter<br />
des Arbeitskreises Baubetriebswirtschaftslehre<br />
der Schmalenbach-Gesellschaft<br />
für Betriebswirtschaft<br />
e.V. weiß, wie die Branche<br />
tickt. „Der entscheidende Vorteil<br />
besteht darin, dass der gesamte<br />
Workflow vom Tragwerksplaner bis<br />
zum Biegebetrieb digital abgebildet<br />
werden kann. Die Biegereien können<br />
die ABS-Daten problemlos in<br />
ihre Programme einlesen. Bei allen<br />
Beteiligten entfallen zeitaufwändige<br />
und letztendlich fehleranfällige<br />
manuelle Erfassungsarbeiten“,<br />
ergänzt Wittenberg.<br />
Einheitliche Prozesse<br />
Als Bauunternehmen verfolgt Züblin<br />
das Ziel, Prozesse wie den<br />
Bewehrungsstahlabruf zu verein-<br />
heitlichen. Für Dr. Jan Niklas Franzius,<br />
Gruppenleiter im Bereich Konstruktion<br />
und Technologie der Ed.<br />
Züblin AG, liegen die Vorteile von<br />
ABS-Daten auf der Hand: „Das<br />
ABS-Format bietet die Möglichkeit,<br />
Daten aus der Bewehrungsplanung<br />
direkt in ein Datenbanksystem zu<br />
importieren und darüber den<br />
Bewehrungsabruf für die Baustellen<br />
zu standardisieren.“<br />
„Durch die<br />
Zeitersparnis kann<br />
ich unseren Kunden<br />
oftmals kürzere Lieferzeiten<br />
anbieten.“<br />
Martin Vestring, Standortleiter<br />
Sülzle Stahlpartner Lübeck<br />
Von Vorteil ist dabei auch der Datenrückfluss<br />
in Form von digitalen<br />
Lieferscheinen, wie sie die Sülzle<br />
Stahlpartner GmbH in Echtzeit zur<br />
Verfügung stellt. Nicht nur Bauleiter<br />
und Bauleiterinnen profitieren<br />
von der Verwendung des digitalen<br />
Bewehrungsabrufs. Auch Projektleitungen<br />
und -kaufleute sowie die<br />
Kalkulationsabteilung erfahren<br />
einen Mehrwert, da sich die Bau-<br />
10 <strong>Stahlreport</strong> 6|22
Anzeige Nissen & Velten Software GmbH<br />
BDS <strong>Stahlreport</strong><br />
Maße: 210x97 mm mit Anschnitt<br />
projekte damit besser auswerten<br />
lassen.<br />
Benjamin Rummel, Bauleiter<br />
bei der Ed. Züblin AG, kann mithilfe<br />
der ABS-Daten alle benötigten<br />
Informationen in den digitalen<br />
Bewehrungsabruf übermitteln:<br />
„Endlose Excel-Tabellen und mögliche<br />
Datenverluste gehören nun der<br />
Vergangenheit an. Ebenso der hohe<br />
Zeitaufwand beim Versenden von<br />
Teilabrufen.“<br />
Das Ingenieurbüro Brendebach<br />
nutzt als Tragwerksplaner schon<br />
seit längerer Zeit ABS-Daten: „Wir<br />
stellen unseren Kunden die ABS-Dateien<br />
mit jedem Bewehrungsplan<br />
zur Verfügung. Das ist für uns kein<br />
Mehraufwand, im Gegenteil: Wir<br />
können sie sogar für unser Qualitätsmanagement<br />
nutzen, indem wir<br />
die Stahltonnage auswerten,“<br />
erklärt der Senior Project Manager<br />
Michael Hermes.<br />
Beschleunigte Lieferzeiten<br />
Sülzle Stahlpartner in Lübeck setzte<br />
mit der 2019 eröffneten Biegerei<br />
4.0 bereits ein Zeichen. Im Sinne<br />
der Nachhaltigkeitsstrategie der<br />
gesamten Firmengruppe werde täglich<br />
daran gearbeitet, Geschäftsprozesse<br />
zu digitalisieren und nachhaltige<br />
Lösungen sowie vereinfachte<br />
Schnittstellen einzusetzen, so das<br />
Unternehmen. Statt wie bisher die<br />
Biegepläne als PDF-Datei im System<br />
Bilder: Sülzle<br />
händisch zu erfassen, können diese<br />
einfach per ABS-Datei eingelesen<br />
werden. Die gewonnene Zeit wird<br />
in die Kontrolle der Daten und in<br />
die Prüfung der Umsetzbarkeit in<br />
der Biegerei gesteckt.<br />
„Ich freue mich, dass die Digitalisierung<br />
jetzt von allen Beteiligten<br />
gemeinsam angepackt wird“, so<br />
Martin Vestring weiter.<br />
Schnittstellen sparen<br />
Ressourcen<br />
ISBCAD ist eine CAD-Software zur<br />
Erstellung von 2D-Plänen im konstruktiven<br />
Ingenieurbau und auf die<br />
Erstellung von Positions-, Schalund<br />
Bewehrungsplänen spezialisiert.<br />
Andreas Schaprian, Prokurist<br />
bei Galser Programmsysteme,<br />
erklärt: „Für uns gehört die<br />
BVBS-Schnittstelle zum Export<br />
digitaler Biegeanweisungen als<br />
ABS-Datei seit vielen Jahren zum<br />
Standardumfang. Unser BVBS-<br />
QuickView visualisiert ABS-Daten<br />
zum Abgleich mit Plan und Biegeliste.<br />
Damit unterstützen wir die<br />
Digitalisierung in der Baubranche<br />
effektiv und reduzieren die Fehleranfälligkeit<br />
in der Kommunikation.“<br />
2<br />
Weitere Infos zur Digitalisierung<br />
im Bau im Video: https://suelzlestahlpartner.de/digitalisierung-imbau/abs-dateien<br />
Video „Einlesen<br />
von elektronischen<br />
ABS-Dateien“<br />
[Kontakt]<br />
Sülzle Holding<br />
GmbH & Co. KG<br />
Hauffstraße 14+15<br />
72348 Rosenfeld<br />
+ 49 7428 9414–0<br />
info@suelzle-gruppe.de<br />
www.suelzle-gruppe.de<br />
Schmalenbach-Gesellschaft<br />
für Betriebswirtschaft<br />
www.schmalenbach.org<br />
Ed. Züblin AG<br />
www.zueblin.de<br />
Glaser<br />
Programmsysteme GmbH<br />
www.glasercad.de<br />
Brendebach<br />
Ingenieure GmbH<br />
www.brendebach.de<br />
Business-Software<br />
für erfolgreiche<br />
Unternehmen<br />
www.nissen-velten.de
Stahlhandel<br />
Berichte<br />
In enger Zusammenarbeit hat Günther + Schramm gemeinsam mit MEBA und Remmert eine vollautomatisierte Sägeanlage mit Hochregallageranbindung<br />
verwirklicht. Das Ergebnis: eine Steigerung der Materialzugriffszeiten und Sägeschnittzeiten für den Stahlhändler.<br />
Bilder: Günther + Schramm<br />
Günther + Schramm: vollautomatisierte Sägeanlage mit Hochregallageranbindung<br />
Leuchturmprojekt neue Sägeanlage<br />
Günther + Schramm, Süddeutschlands Systemdienstleister für Stahl, Edelstahl und Aluminium, setzt gemeinsam mit<br />
der MEBA Metall-Bandsägemaschinen GmbH und Remmert, einem Lieferanten für Regal- und Pick-Systeme,<br />
ein Leuchtturmprojekt um. In enger Zusammenarbeit haben die drei Partner eine vollautomatisierte Sägeanlage<br />
mit Pendelrollenbahnen und Hochregallageranbindung verwirklicht. Das Ergebnis: eine Steigerung der<br />
Materialzugriffszeiten und Sägeschnittzeiten für den Stahlhändler.<br />
[Kontakt]<br />
Günther + Schramm<br />
GmbH<br />
Bernd Seibold<br />
Vorsitzender<br />
Geschäftsführung<br />
+ 49 7364 24-110<br />
Heidenheimer Str. 65<br />
73447 Oberkochen<br />
Tel. +49 7364 24-0<br />
info@gs-stahl.de<br />
www.gs-stahl.de<br />
Ausgangslage für das Projekt<br />
bei Günther + Schramm waren eine<br />
Kreis- und eine Bandsäge, die durch<br />
zwei Komplett-Sägeanlagen ersetzt<br />
werden sollten. Die beiden neuen<br />
Hochleistungsautomaten MEBAmat<br />
330 sind technisch identisch, aber<br />
spiegelverkehrt zueinander angeordnet.<br />
Die Sägen haben im Gegensatz<br />
zu der vorherigen Lösung gleiche<br />
Bau- und Verschleißteile,<br />
wodurch die Ersatzteilbeschaffung<br />
und der Wartungsaufwand optimiert<br />
wurden. Die Integration von<br />
Fördersystemen zum Regallager<br />
findet über eine SAP-Schnittstelle<br />
statt, über die Aufträge automatisch<br />
an die Anlagen generiert werden.<br />
Die Materialentnahme der aus dem<br />
Hochregal angeforderten Kassetten<br />
erfolgt über ein Pick-System. Das<br />
Picksystem beinhaltet einen Greifer,<br />
der Einzelstäbe aus der unterteilten<br />
Kassette heraus nimmt und<br />
auf einen Pendelrollengang ablegt.<br />
Der Bediener wählt für die Ausführung<br />
des Auftrags die linke oder<br />
rechte Maschine aus. Damit dieser<br />
Vorgang von der zentralen Steuerung<br />
aus erfolgt, wurden von der<br />
Instandhaltung von Günther +<br />
Schramm die beiden parallel nebeneinander<br />
positionierten Pendelrollengänge<br />
sicherheitstechnisch<br />
umgebaut und mit neuen Sensoren<br />
versehen. Der Sägehersteller<br />
stimmte die Pendelrollengänge auf<br />
die Sägezuführung ab. Durch das<br />
Versetzen des Materials über zwei<br />
Pendelrollenbahnen arbeitet Günther<br />
+ Schramm nebenzeitenreduziert<br />
und somit schneller.<br />
Intelligente Software gibt<br />
jederzeit Auskunft<br />
Die Sägeanlage kommuniziert mit<br />
SAP und mit dem Hochregallager.<br />
Eine zentrale Rolle spielt dabei der<br />
MEBA NC-Server, über den MEBA<br />
den kompletten Zugriff auf alle Regler<br />
hat und Günther + Schramm<br />
über ein Modem in puncto Diagnose<br />
und Bedienung unterstützt. Die<br />
Daten von Remmert werden aufbe-<br />
reitet und spezielle Programme mit<br />
Parametern erstellt und in die Säge<br />
gespeist. MEBA ist in der Lage, dem<br />
Kunden jederzeit eine Statusmeldung<br />
darüber zu geben, wie weit<br />
der Auftrag fortgeschritten ist.<br />
Im Ergebnis wird der vorhandene<br />
Lagerplatz bei Günther +<br />
Schramm nach dem erfolgreichen<br />
Projekt kompakter ausgenutzt.<br />
Durch den hohen Automatisierungs-<br />
und Digitalisierungsgrad<br />
verzeichnet der Stahlhändler eine<br />
Produktivitätssteigerung von bis zu<br />
50 %. „Die Inbetriebnahme ist einwandfrei<br />
gelaufen. Insgesamt<br />
haben wir eine sehr gute Zusammenarbeit<br />
mit MEBA und Remmert<br />
erlebt. Die Anlage bringt uns einen<br />
großen Mehrwert“, resümiert<br />
Volker Walz, Projektleiter bei<br />
Günther + Schramm. 2<br />
Mehr zu Günther + Schramm unter<br />
www.gs-stahl.de/.<br />
Aktuelles und Wissenswertes zur<br />
Stahlbranche finden Interessenten<br />
unter www.gs-magazin.de.<br />
12 <strong>Stahlreport</strong> 6|22
Zuwachs in der EDE-Gruppe: Baugeräte-Verband Bricks and Tools<br />
Neue belgische Kooperation<br />
Seit Mitte Mai kooperiert der belgische Baugeräte-Verband Bricks and Tools mit der EDE-Gruppe. Dem Verband gehören<br />
rund 60 Mitgliedsunternehmen an. Bereits vorab nutzten rund 30 Mitglieder sowie die beiden Geschäftsführer des<br />
Mutter-Verbandes ProCoop, Charlie Baus und Kristof Thys, die Gelegenheit und besuchten den EDE in Wuppertal.<br />
Bei dem Besuch stand neben<br />
dem persönlichen Kennenlernen eine<br />
erste Vorstellung der allgemeinen<br />
Leistungen des EDE und insbesondere<br />
der Besuch des Logistikzentrums<br />
eLC im Fokus. Freek Dekkers, Vertriebsleiter<br />
bei EDE International,<br />
war von Anfang an überzeugt von der<br />
Effektivität der Gruppe, so der EDE:<br />
„Bricks and Tools hat es geschafft, in<br />
einer schwierigen pandemischen<br />
Situation nicht nur einen neuen Verband<br />
zu gründen, sondern in kürzester<br />
Zeit eine respektable Gruppe an<br />
Händlern zu gewinnen.“ Das sei kein<br />
Zufall, so Dekkers weiter: „Der Verband<br />
agiert schnell, schlank und<br />
hocheffektiv. Er bietet seinen Mitgliedern<br />
Unterstützung an, die speziell<br />
auf die Bedürfnisse der Baugeräte-Händler<br />
abgestimmt sind.“<br />
sischen Eckpfeilern dieser Fachkonzeption<br />
– wie ein Katalog in der<br />
Landessprache mit Originalmarken<br />
und mit der EDE-Handelsmarke<br />
FORMAT sowie internationale und<br />
nationale Lieferanten – werden<br />
gemeinsame Marketingaktionen<br />
entwickelt. Daneben soll die schrittweise<br />
Kooperation im Bereich Reihengeschäft<br />
aufgebaut werden, die<br />
das EDE bereits seit vielen Jahren<br />
sehr erfolgreich im gesamten Benelux-Markt<br />
unter anderem mit der<br />
Ferney Gruppe betreibe.<br />
„Die Symbiose zwischen dem<br />
engagierten Verband mit Sitz in<br />
Westerlo, den spezialisierten Fachhändlern<br />
vor Ort in Belgien und den<br />
kompetenten Dienstleistungen des<br />
EDE verspricht einen Gewinn für<br />
alle Beteiligten“, so Dekkers. „Die<br />
Ausweitung der Zusammenarbeit<br />
auf andere Ebenen und Produktbereiche<br />
wie Werkzeug ist fest<br />
geplant.“ Auch Charlie Baus,<br />
Geschäftsführer ProCoop, ist überzeugt:<br />
„Wir haben bewusst die Entscheidung<br />
getroffen, den Sprung in<br />
einen Full-Service-Verband zu schaffen.<br />
Denn wir wollen unseren Mitgliedern<br />
mehr Dienstleistungen<br />
Kooperation geht<br />
in die erste Phase<br />
Die nächsten Monate der Kooperation<br />
zwischen der EDE International<br />
AG und Bricks and Tools werden<br />
geprägt sein von einer intensiven<br />
Erarbeitung einer auf die Händler<br />
in Belgien perfekt angepassten Baugeräte-Konzeption.<br />
Neben den klasanbieten,<br />
um sie weiter voranzubringen,<br />
und EDE International ist<br />
der richtige Partner dafür.“<br />
Über Bricks and Tools<br />
2021 wurde der jüngste belgische<br />
Verband, spezialisiert auf Baugeräte,<br />
mit Sitz in Westerlo durch die<br />
beiden Jungunternehmer Charlie<br />
Baus und Kristof Thys gegründet<br />
und wuchs seitdem überproportional.<br />
Heute beschäftigt der Verband<br />
bereits 15 Mitarbeiter, die ihre 62<br />
Mitglieder, vorwiegend im niederländischsprachigen<br />
Flandern, durch<br />
effektive und zielgerichtete Dienstleistungen<br />
rund um das Thema Baugeräte<br />
professionell unterstützen.<br />
Über EE International<br />
Die EDE International AG, gegründet<br />
2011, mit Sitz in der Schweiz ist<br />
eine 100 prozentige Tochtergesellschaft<br />
der Einkaufsbüro Deutscher<br />
Eisenhändler GmbH. Sie zeichnet<br />
verantwortlich für alle europäischen<br />
Aktivitäten außerhalb Deutschlands.<br />
Ziel ist die maßgeschneiderte,<br />
länderspezifische und direkte<br />
Betreuung der Mitglieder und Lieferanten<br />
vor Ort. 2<br />
[Kontakt]<br />
EDE International AG<br />
Annegret Franzen<br />
Geschäftsführerin<br />
+49 151 58023570<br />
annegret.franzen@edeinternational.com<br />
Freek Dekkers<br />
Sales Director Nord<br />
Europa-Benelux<br />
+49 171 2684441<br />
freek.dekkers@edeinternational.com<br />
Hofwiesenstr. 3<br />
8057 Zürich<br />
Schweiz<br />
www.ede.de<br />
<strong>Stahlreport</strong> 6|22<br />
13
Stahlhandel<br />
Bericht<br />
Klöckner & Co: Klassifizierung für CO 2 -reduzierten Stahl<br />
Orientierung im Green Steel-Wald<br />
Ein zentraler Baustein auf dem Weg zum emissionsfreien Wirtschaften ist „grün“ hergesteller Stahl. Diese<br />
Mammutaufgabe haben Stahlhersteller angenommen und begonnen, ihre Produktion umzubauen. Stahlanwender stehen<br />
damit vor der Herausforderung, die „Emissions-Situation“ der Erzeugnisse verlässlich einschätzen zu müssen. Hier hilft<br />
Klöckner & Co mit einem eigenen Klassifikationssystem. Damit können Kunden auf einen Blick sehen, wie es um die<br />
Emissionen bei den Erzeugnissen bestellt ist. Felix Schmitz, Head of Strategic Sustainability bei Klöckner & Co, erläutert<br />
im Interview mit dem <strong>Stahlreport</strong>, wie die Klassifizierung funktioniert.<br />
<strong>Stahlreport</strong>: Herr Schmitz, können Sie uns die<br />
Funktionsweise der Klassifikation, die Klöckner & Co<br />
seinen Kunden anbietet, kurz erläutern?<br />
Felix Schmitz: Bisher hatte die Stahlindustrie das<br />
Problem, dass viele zwar „grünen“ Stahl produzieren<br />
oder beziehen wollten, aber nirgends klar definiert<br />
war, was mit „grün“ gemeint ist. Kunden sind auf der<br />
Suche nach Informationen und bei Klöckner & Co wollen<br />
wir sie dabei unterstützen und Orientierung bieten.<br />
Dafür haben wir bereits Expertinnen und Experten<br />
zu Green Steel in unsere Sales Organisation integriert,<br />
die Kunden bei Bedarf zu dem Thema beraten.<br />
Unser Klassifizierungssystem orientiert sich<br />
sowohl an reinen CO 2 -Emissionen als<br />
auch an technologischen Grenzpunkten<br />
und Produzenteninformationen,<br />
das war unseren<br />
Kundinnen und Kunden<br />
besonders wichtig. „CO 2 -reduzierter<br />
Stahl“ bedeutet für<br />
uns: Höchstens 1.750 kg<br />
CO 2 -Emissionen pro Tonne<br />
Stahl über die gesamte Wertschöpfungskette<br />
– von der<br />
Rohstoffgewinnung bis hin zur<br />
Produktion, also vollständig,<br />
inklusive der sogenannten Scope 3<br />
„In unserer<br />
Systematik sind zudem<br />
alle Lieferkettenemissionen<br />
enthalten,<br />
wohingegen Klimakompensationen<br />
nicht berücksichtigt<br />
werden, um Verzerrungen<br />
zu vermeiden.“<br />
Felix Schmitz, Head of Strategic<br />
Sustainability bei Klöckner<br />
& Co<br />
Upstream-Emissionen. Je weniger CO 2 ausgestoßen<br />
wird, desto besser die Kategorie. Die Grenzwerte dafür<br />
sind festgelegt und unabhängig vom Produktionsverfahren.<br />
Um unsere Kunden vor „Greenwashing“ zu schützen,<br />
richtet sich unsere Systematik zusätzlich nach<br />
internationalen Normen wie dem GHG Protocol.<br />
Mit der Metrik wollen wir für unsere Kunden vorweg<br />
gehen, einen Beitrag zur Transformation unserer<br />
Industrie leisten und Fortschritt sichtbar machen.<br />
Denn es gibt nicht nur grünen und grauen Stahl, sondern<br />
schrittweise Verbesserungen in der Produktion.<br />
Aus unserer Sicht hat nicht nur der erfolgreiche<br />
Bilder: Klöckner & Co<br />
14 <strong>Stahlreport</strong> 6|22
INFO<br />
Klöckner & Co-Metrik für CO 2 -reduzierten Stahl<br />
„grüne“ Endzustand einen Mehrwert für die Umwelt<br />
und unsere Kunden. Allein die Tatsache, dass Produzenten<br />
einen Transformationsprozess in Gang gesetzt<br />
haben, trägt einen erheblichen Wert in sich.<br />
Wie überprüfen Sie, ob sich die Produktionsweisen<br />
einzelner Stahlhersteller – und damit die Bewertungsgrundlage<br />
für die Klassifizierung – im Laufe der Zeit<br />
ändern? Ist das nicht ein Riesenaufwand?<br />
Natürlich ist es mit Aufwand verbunden, die relevanten<br />
Informationen aktuell zu halten. Wir sind aber<br />
davon überzeugt, dass sich dieser Aufwand lohnt. Wir<br />
stehen in ständigen Austausch mit Produzenten und<br />
Kunden, um sicherzustellen, dass die Bewertungsgrundlagen<br />
für die Klassifizierung auf dem aktuellen<br />
Stand sind. Darüber hinaus ist auf unserer Seite ein<br />
Re-Zertifizierungsprozess implementiert.<br />
Haben Sie bereits alle Stahlerzeugnisse in Ihrem<br />
Portfolio klassifiziert? Welche Schwierigkeiten und<br />
Herausforderungen gibt es dabei?<br />
In einem ersten Schritt klassifizieren und validieren<br />
wir die Produkte, die bereits wesentliche CO 2 -Reduktionen<br />
aufweisen. Dabei beginnen wir bei einem<br />
CO 2 -Ausstoß kleiner 1.750 kg pro Tonne und gruppieren<br />
darunter in sechs Kategorien.<br />
Bereits in diesem Jahr werden wir erste Mengen<br />
in der nachhaltigsten Kategorie unserer Metrik anbieten<br />
können, d.h. Produkte mit weniger als 400 kg pro<br />
Tonne, womit unser Portfolio zeitnah bereits alle Kategorien<br />
abdecken wird und das produktübergreifend,<br />
also bei Lang- und Flacherzeugnissen. Eine Herausforderung<br />
liegt darin, signifikante Mengen an nachhaltigen<br />
Stahlerzeugnissen anbieten zu können. Dafür<br />
haben wir bereits konkrete Partnerschaften in Europa<br />
und in den USA geschlossen.<br />
Was hat es mit der Kategorie „Balanced“ auf sich?<br />
Bei der Berechnung der Dekarbonisierung der Produktion<br />
verfolgen Produzenten verschiedene Ansätze.<br />
Es gibt unter anderem auch den Ansatz, CO 2 -Emissionen<br />
zu rebilanzieren, wenn gewisse CO 2 -Einsparungsmaßnahmen<br />
in Produktionsanlagen getroffen<br />
werden. Die gesonderte Kategorie „Balanced“ trägt q<br />
NAUMANN STAHL IST QUALITÄT. SEIT 1960.<br />
join the best:<br />
20. bis 24.<br />
Juni 2022 in<br />
Düsseldorf<br />
Naumann Stahl auf der Tube 2022<br />
WIR FREUEN UNS AUF SIE IN HALLE 1 / STAND A59<br />
In Krisenzeiten sind zuverlässige Partner unverzichtbar. Wir bieten eine breite Produktpalette mit<br />
westeuropäischem Ursprung, große Lagerkapazitäten und umfangreiche Service-/Logistiklösungen.<br />
Leistungsvielfalt, über die es sich zu sprechen lohnt.<br />
naumann-stahl.de<br />
Seien Sie unser Gast auf dem BDS-Gemeinschaftsstand unter dem Motto „Treffpunkt Stahlhandel“!<br />
<strong>Stahlreport</strong> 6|22<br />
15
Stahlhandel<br />
Bericht<br />
q diesen Bemühungen von Akteuren<br />
Rechnung. In unserer Metrik – aber<br />
auch unserem generellen Marktansatz<br />
– konzentrieren wir uns jedoch<br />
vornehmlich auf tatsächlich physisch<br />
CO 2 -reduzierte Produkte.<br />
Welche Vorteile haben Stahlverbraucher<br />
von der Klassifizierung?<br />
Bei der Entwicklung unserer<br />
Bewertungssystematik stand<br />
immer die Nutzbarkeit für Kunden<br />
im Vordergrund. Damit schafft die<br />
Klassifizierung vor allem Verlässlichkeit<br />
und Transparenz. Kunden<br />
erhalten präzise Informationen<br />
darüber, wie viel CO 2 bei der Herstellung<br />
des bezogenen<br />
„Bereits Stahls über die gesamte<br />
in diesem Wertschöpfungskette<br />
hinweg entstanden<br />
Jahr werden wir<br />
ist und können so<br />
erste Mengen in<br />
den CO 2 -Fußabdruck<br />
ihrer Pro-<br />
der nachhaltigsten<br />
Kategorie unserer dukte berechnen.<br />
Metrik anbieten Außerdem können<br />
können.“ unsere Kunden die<br />
zugrundeliegenden<br />
CO 2 -Emissionen von Stahlprodukten<br />
verlässlich vergleichen.<br />
Unsere Systematik sorgt in<br />
einem momentan undurchsichtigen<br />
Markt für Klarheit und Orientierung.<br />
[Kontakt]<br />
Klöckner & Co SE<br />
Am Silberpalais 1<br />
47057 Duisburg<br />
+49 203 307-0<br />
www.kloeckner.com<br />
Welches Feedback zu Ihrer Klassifizierung<br />
bekommen Sie von der<br />
Herstellerseite?<br />
Unsere Metrik ist gewissermaßen<br />
der Schlüssel zu nachhaltigen Endprodukten<br />
zwischen Herstellern<br />
und Abnehmern. Es ist unser aller<br />
Ziel, die Welt nachhaltiger zu<br />
gestalten: Kunden fragen verstärkt<br />
nachhaltige Produkte nach und<br />
Unternehmen wollen diese gerne<br />
liefern. Dafür brauchen sie Transparenz,<br />
die bieten wir mit unserer<br />
Metrik.<br />
Vor der Veröffentlichung der<br />
Metrik haben wir mit unseren wichtigsten<br />
Zulieferern in Europa und<br />
den USA gesprochen, um auch ihre<br />
Standpunkte zu verstehen und miteinzubeziehen.<br />
Der Dialog mit allen<br />
involvierten Partnern war uns<br />
dabei sehr wichtig. Aus diesem<br />
Grund waren wir sehr froh, dass<br />
alle Partner unseren Ansatz inhaltlich<br />
nachvollziehen können. Doch<br />
vor allem kurbelt die Metrik die<br />
Nachfrage nach grünem Stahl an,<br />
indem sich Kunden nun sicher sein<br />
können, dass sie Stahl beziehen, der<br />
wirklich „grün“ ist. Diese belastbare<br />
Transparenz ist ein wichtiges<br />
Element, unsere Industrie in Richtung<br />
Nachhaltigkeit zu transformieren.<br />
Alle Partner, mit denen wir<br />
gesprochen haben, stimmten hierin<br />
überein.<br />
In welchen Marktsegmenten sehen<br />
Sie in den kommenden Jahren am<br />
ehesten einen wachsenden Bedarf<br />
für grünen Stahl?<br />
Hier muss man genau hinschauen.<br />
Nachfrage ist überall vorhanden<br />
und übersteigt bereits das momentan<br />
verfügbare Angebot bei Weitem.<br />
Aber wir sehen beispielsweise,<br />
dass die Nachfrage in Europa noch<br />
größer ist als in den USA, obwohl<br />
auch dort der Markt für nachhaltige<br />
Produkte stetig und schnell wächst.<br />
Auch mit Blick auf einzelne Industrien<br />
gibt es natürlich Unterschiede.<br />
In der Automobilindustrie oder im<br />
Bausektor ist die Nachfrage besonders<br />
groß, genau wie im Energiesektor<br />
und beim Maschinenbau.<br />
Zudem zeigt sich, dass es nicht nur<br />
auf die Unternehmensgröße<br />
ankommt. Auch kleinere Unternehmen<br />
und der Mittelstand wollen für<br />
mehr Nachhaltigkeit in ihrer Wertschöpfungskette<br />
sorgen.<br />
Für welche geografischen Regionen/Märkte<br />
ist die Klassifizierung<br />
von grünem Stahl derzeit von<br />
Bedeutung?<br />
Die Klassifizierung lässt sich global<br />
anwenden, da sie das gesamte weltweite<br />
Produktspektrum umfasst.<br />
Bei uns kommt sie jedoch in den<br />
Märkten USA und Europa zum Einsatz.<br />
Herr Schmitz, vielen Dank für das<br />
Gespräch. 2<br />
16 <strong>Stahlreport</strong> 6|22
<strong>Stahlreport</strong> 6|22<br />
17
Stahlhandel<br />
Bericht/Nachricht<br />
Der neue Standort von Cogne Edelstahl in Stuhr bei Bremen<br />
Bild: Cogne<br />
Cogne übernimmt EMB GmbH<br />
Expansion in den Norden<br />
Zu Anfang Mai hat die Cogne Edelstahl GmbH aus Neuss den norddeutschen Edelstahlspezialisten EMB<br />
(Edelstahl- und Metallhandel Bremen GmbH) aus Stuhr bei Bremen übernommen. Damit ist das Unternehmen<br />
jetzt auch im Norddeutschen Raum mit einem Vertriebs- und Lagerstandort vertreten. Neben kürzeren<br />
Lieferwegen, profitieren die Kunden zukünftig auch von einem breiteren Produkt- und Serviceangebot vor Ort,<br />
ergänzt um die umfangreichen Werksliefermöglichkeiten der Cogne-Gruppe, so Cogne Edelstahl.<br />
[Kontakt]<br />
Cogne Edelstahl GmbH<br />
Bernd Grotenburg<br />
CEO<br />
Carl-Schurz-Straße 2<br />
41460 Neuss<br />
+49 2131 1246-0<br />
grotenburg@cogne.de<br />
www.cogne.de<br />
„Beide Unternehmen sind seit<br />
über 20 Jahren im Bereich Edelstahl<br />
Rostfrei aktiv und ergänzen sich<br />
optimal bei der Kundenbetreuung.<br />
Wir bieten bekanntlich eine sehr<br />
hohe Qualität unserer Produkte,<br />
verbunden mit einer ebenso zuverlässigen<br />
Lieferperformance“, erläutert<br />
Bernd Grotenburg, CEO der<br />
Cogne Edelstahl GmbH die Gründe<br />
für die Übernahme.<br />
„Der neue Standort ergänzt die<br />
Vertriebsniederlassungen in Düsseldorf/Neuss<br />
und Rudersberg und<br />
deckt den Norddeutschen Raum ab.<br />
Damit können die Lieferzeiten für<br />
die norddeutschen Kunden, nicht<br />
zuletzt durch einen eigenen<br />
Fuhrpark, noch einmal signifikant<br />
verbessert werden“, so<br />
Grotenburg weiter.<br />
Beide Unternehmen zeichnen<br />
sich durch erfahrene Mitarbeiter<br />
aus, die seit vielen Jahren<br />
den Unternehmen verbunden sind<br />
und über ein großes Know-how im<br />
Segment der Rostfreien Stähle verfügen.<br />
Die bekannten Ansprechpartner,<br />
sowohl bei EMB als auch<br />
bei Cogne Edelstahl, bleiben den<br />
Kunden erhalten.<br />
Über Cogne<br />
Die Cogne Edelstahl GmbH wurde<br />
1997 in Düsseldorf gegründet und<br />
ist als klassische Werksvertretung<br />
„Wir<br />
sind absolut<br />
überzeugt, dass wir<br />
in der Kombination EMB<br />
und Cogne unseren Kunden<br />
im Norden Deutschlands entscheidende<br />
Vorteile bieten können,<br />
um deren Wettbewerbsfähigkeit<br />
auch in Zukunft zu<br />
gewährleisten.“<br />
Bernd Grotenburg, CEO Cogne<br />
Edelstahl GmbH<br />
für Cogne Acciai Speciali in<br />
Deutschland, BeNeLux und Österreich<br />
tätig. Nach einer umfassenden<br />
Restrukturierungsphase im Jahr<br />
2014 agiert das Unternehmen heute<br />
an drei Standorten in Deutschland.<br />
Neben der Hauptverwaltung in<br />
Neuss, die den Verkauf Nord- und<br />
Westdeutschland und alle Werksstreckengeschäfte<br />
betreut, unterhält<br />
Cogne in Rudersberg (nahe<br />
Stuttgart) das Zentrallager und den<br />
Verkauf für die Regionen Süd- und<br />
Ostdeutschland. Im Lager<br />
Rudersberg wird ein umfangreiches<br />
Programm an rostfreien Edelstählen<br />
bevorratet, ergänzt um<br />
einen leistungsfähigen Sägepark.<br />
Neu hinzu gekommen ist<br />
nun der Vertriebs- und Lagerstandort<br />
der Firma EMB GmbH<br />
in Stuhr (nahe Bremen), über<br />
den der norddeutsche Raum versorgt<br />
wird. Auch dieser Standort<br />
ist mit leistungsfähigen Sägeautomaten<br />
ausgestattet- 2<br />
18 <strong>Stahlreport</strong> 6|22
28.000 to<br />
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Stahl · Röhren · Bauprodukte<br />
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Nutzen Sie die Breite und Vielfalt unseres Sortiments.<br />
Auftragsannahme bis 16.00 Uhr zur Lieferung am Folgetag<br />
im Rahmen unseres Tourenplans. Eingesetzter Fuhrpark:<br />
45 eigene LKW sowie weitere Speditionsfahrzeuge.<br />
Überzeugen Sie sich von unseren Leistungen!<br />
für Sie auf Lager.<br />
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Nordwest Handel<br />
Wieder ein Rekordergebnis<br />
Im Geschäftsjahr 2021 hat Nordwest<br />
trotz anhaltender Pandemie historische<br />
Rekordmarken erzielt: Mit 4.859 Mio. €<br />
Geschäftsvolumen ist ein neuer Quantensprung<br />
gelungen, der Vorjahreswert wird<br />
damit um 27,9 % deutlich übertroffen. Mit<br />
14,4 Mio. € wird das beste Ergebnis vor<br />
Steuern und Finanzergebnis (EBIT) in der<br />
Unternehmensgeschichte erreicht. Darüber<br />
hinaus wachse auch die Anzahl der angeschlossenen<br />
Fachhandelspartner stetig weiter,<br />
so das Verbundunternehmen. Zu Ende<br />
2021 ist die Zahl gegenüber dem Vorjahr um<br />
44 auf 1.169 gestiegen – davon 67 Zugänge<br />
und 23 Abgänge.<br />
die Tonnage der Entwicklung der Preise<br />
nicht folgen konnte und gegenüber dem Vorjahr<br />
nur ein Plus von 1,5 % erreichte.<br />
Trotz aller Unwägbarkeiten blickt Nordwest<br />
zuversichtlich in die Zukunft. Mit dem<br />
anhaltenden Ukraine-Krieg kommen jedoch<br />
ganz neue Herausforderungen hinsichtlich<br />
Rohstoffknappheiten, Preiserhöhungen und<br />
vielem mehr hinzu – insbesondere in den<br />
baunahen Bereichen, so das Nordwest-Management.<br />
Das Verbundunternehmen<br />
erwartet für das Geschäftsjahr 2022 eine<br />
Entwicklung des Geschäftsvolumens in<br />
einer Spanne von -5 % bis +10 % ggü. dem<br />
Vorjahr.<br />
www.nordwest.com<br />
Der Geschäftsbereich Stahl erreichte im<br />
Geschäftsjahr 2021 mit 2.053,6 Mio. € erstmals<br />
ein Geschäftsvolumen von mehr als 2<br />
Mrd. € und steigert damit diesen Wert um<br />
satte 57,6 % gegenüber dem Vorjahr (2020:<br />
1.303 Mio. €). Die gute Entwicklung sei<br />
getrieben durch das weiterhin starke Wachstum<br />
des Bausektors, die hohe Nachfrage bei<br />
Industriekunden und durch das weiterhin<br />
deutlich höhere Preisniveau gegenüber dem<br />
Geschäftsjahr 2020, so Nordwest – wobei<br />
Bild: Nordwest Handel<br />
<strong>Stahlreport</strong> 6|22<br />
19
XXXXXXXXXX<br />
Stahlproduktion<br />
XXXXX Nachrichten A XXXXX<br />
Joerg Disteldorf, Arbeitsdirektor und Personalvorstand<br />
von Dillinger und Saarstahl, gratuliert<br />
Jubilar.<br />
Bild: Saarstahl/Dirk Martin<br />
Rekord-Jubilarehrung: Dillinger und Saarstahl ehren 1.468 Beschäftigte<br />
Über 47.000 Jahre für die Stahlproduktion<br />
Nach zwei Jahren Corona-Pause fand<br />
im April erstmals wieder eine große Jubilarehrung<br />
von Dillinger und Saarstahl statt.<br />
Im Beisein von Vorstand, Kuratorium und<br />
Betriebsrat wurden 1.468 Jubilarinnen und<br />
Jubilare für 50, 45, 35 und 25 Jahre Treue zu<br />
den Unternehmen ausgezeichnet. Dabei war<br />
wegen des Jubiläumszeitraums von September<br />
2019 bis April 2022 nicht nur die Anzahl<br />
der Jubilare, sondern auch die Jahre ihrer<br />
Unternehmenszugehörigkeit rekordverdächtig:<br />
Die Jubilare haben sich insgesamt<br />
47.515 Jahre für Saarstahl und Dillinger<br />
engagiert.<br />
Aufgrund der großen Anzahl von Jubilaren<br />
und Gästen fand die Ehrung an zwei<br />
Tagen in der Saarbrücker Saarlandhalle<br />
statt. Zu beiden Veranstaltungen begrüßte<br />
Dr. Karl-Ulrich Köhler, Vorstandsvorsitzender<br />
von Dillinger und Saarstahl, die Gäste. Auch<br />
der Betriebsratsvorsitzende von Saarstahl,<br />
Stephan Ahr, unterstrich die große Leistung<br />
der Jubilare und sprach ihnen dafür seinen<br />
Dank aus.<br />
Geehrt wurden 21 Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter (Dillinger 7/Saarstahl 14) für<br />
ein halbes Jahrhundert Unternehmenstreue.<br />
240 Jubilarinnen und Jubilare (Dillinger 135/<br />
Saarstahl 105) engagieren sich bereits seit<br />
45 Jahren für die Stahlpartner. Für 35 Jahre<br />
Unternehmenszugehörigkeit ehrten Dillinger<br />
und Saarstahl insgesamt 549 Personen<br />
(Dillinger 387/Saarstahl 162). Auf 25 Jahre<br />
in der saarländischen Stahlindustrie können<br />
658 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (Dillinger<br />
315/Saarstahl 343) zurückblicken.<br />
www.dillinger.de, www.saarstahl.de<br />
Salzgitter AG und Mendritzki-Gruppe kooperieren<br />
Partneringvereinbarung für grünen Stahl<br />
Die Salzgitter AG und die Mendritzki<br />
Holding GmbH & Co. KG haben eine neuartige<br />
Partnering-Vereinbarung getroffen und<br />
vertiefen ihre langjährige Geschäftsbeziehung<br />
jetzt auch im Bereich CO₂-arme Stahlprodukte<br />
und deren Weiterverarbeitung.<br />
Das Partneringprogramm des Salzgitter-Konzerns<br />
bietet Unternehmen die Möglichkeit,<br />
sich im Rahmen eines wirtschaftlichen<br />
Kommitments schon heute eine<br />
definierte Tonnage grünen Stahls zu sichern,<br />
der ab Ende 2025 produziert und geliefert<br />
werden soll. Außerdem wollen beide Unternehmen<br />
bei der weiteren Entwicklung von<br />
Stahlgüten kooperieren.<br />
Bei der Vertragsunterzeichnung (v.l.n.r.): Friedrich Ellebrecht (Verkauf Salzgitter Flachstahl) Ulrich<br />
Grethe (Geschäftsbereichsleiter Stahlerzeugung Salzgitter AG), Gunnar Groebler (Vorstandsvorsitzender<br />
Salzgitter AG), Christina Eckmann (Einkaufsleitung Mendritzki), Roland Newe und Stefan Brunn (beide<br />
Geschäftsführer Mendritzki)<br />
Bild: Salzgitter AG<br />
Die Mendritzki-Gruppe ist als eines der<br />
führenden Unternehmen der Kaltwalz-Industrie<br />
ein Hauptkunde der Salzgitter AG. Als<br />
solches stellt Mendritzki höchste Ansprüche<br />
an das Vormaterial seiner Lieferanten. Beide<br />
Unternehmen erreichen nicht nur bei der<br />
Qualität, sondern insbesondere auch bei<br />
nachhaltiger Produktion höchste Standards,<br />
hieß es in einer gemeinsamen Mitteilung. Im<br />
Bereich der CO₂-Reduktion bei der Stahlherstellung<br />
und -weiterverarbeitung sei es das<br />
gemeinsame Ziel, eine führende Position<br />
einzunehmen.<br />
www.salzgitter-ag.com<br />
www.mendritzki.de<br />
20 <strong>Stahlreport</strong> 6|22
Stene Stål setzt auf XCarb®<br />
Emissionsarmes Sortiment<br />
Der norwegische Stahlhändler<br />
Stene Stål Produkter AS will der erste<br />
europäische Händler sein, der ausschließlich<br />
offene Profi le führt, die mit geringen<br />
Emissionen hergestellt wurden. Zu den<br />
offenen Profi len gehören große Träger und<br />
Pfähle, die hauptsächlich im Bauwesen<br />
verwendet werden, bis hin zu kleineren<br />
Produkten wie Schienen, Stangen und<br />
Stäbe.<br />
Das umfangreiche Sortiment von Stene<br />
Stål wird ArcelorMittal zufolge ein Treibhauspotenzial<br />
von weniger als 400 kg CO 2<br />
pro Tonne aufweisen, angefangen bei IPE-,<br />
HEA- und HEB-Profi len. Angetrieben von<br />
der eigenen Strategie, schneller und effektiver<br />
auf den Klimawandel zu reagieren,<br />
und motiviert durch die wachsende politische<br />
Besorgnis in Norwegen, plant Stene<br />
Stål, seinen gesamten Profi lbestand bis<br />
2022 umzustellen und dabei auf Arcelor-<br />
Mittals XCarb-recycelten und erneuerbar<br />
hergestellten Trägern aus den luxemburgischen<br />
Werken des Unternehmens<br />
Bild: ArcelorMittal<br />
in Belval und Differdange zu nutzen,<br />
die diese strengen CO 2 -Anforderungen<br />
erfüllen. Mit Werten von 333 kg CO 2 pro<br />
Tonne Stahlprodukte entsprechen die<br />
recycelten und erneuerbar hergestellten<br />
XCarb-Profi le den Zielen von Stene Stål.<br />
www.arcelormittal.com<br />
Stahlindustrie warnt vor<br />
Erdgasembargo<br />
Die Stahlindustrie warnt vor den Folgen<br />
eines Erdgasembargos. Ohne Erdgas<br />
aus Russland wäre eine Stahlproduktion<br />
zurzeit nicht möglich, so die WV Stahl.<br />
Die Stahlindustrie ist mit 40 Mio. t Rohstahlproduktion<br />
der größte Hersteller in<br />
der EU und der achtgrößte Produzent<br />
weltweit. Stahl sei der Basiswerkstoff und<br />
Ausgangspunkt nahezu aller industriellen<br />
Wertschöpfungsketten. Ein unmittelbarer<br />
Importstopp von russischem Gas würde<br />
daher nicht nur zu Produktionsstillständen<br />
in der Stahlindustrie, sondern auch<br />
zu einem Einbruch der Industrieproduktion<br />
in Deutschland und der EU führen,<br />
mahnt die WV Stahl.<br />
Rohstahlproduktion<br />
weltweit<br />
Die weltweite Rohstahlproduktion der 64<br />
Länder, die dem Weltstahlverban (worldsteel)<br />
Bericht erstatten, lag im April 2022 bei<br />
162,7 Mio. t, was einem Rückgang von 5,1 %<br />
gegenüber April 2021 entspricht. Aufgrund<br />
der anhaltenden Schwierigkeiten, die die<br />
COVID-19-Pandemie mit sich bringt, sind<br />
viele dieser Zahlen des Monats Schätzungen,<br />
die mit der Produktionsaktualisierung<br />
des nächsten Monats revidiert werden<br />
können.<br />
Rohstahlproduktion weltweit April 2022<br />
China 92,8 Mio. t -5,2 %<br />
Japan 7,5 Mio. t -4,4 %<br />
Südkorea 5,5 Mio. t -4,1 %<br />
Deutschland 3,3 Mio. t -1,1 %<br />
EU 12,3 Mio. t -5,4 %<br />
USA 6,9 Mio. t -3,9 %<br />
GUS 7,3 Mio. t -18,4 %<br />
Russland 6,4 Mio. t 0,6 %<br />
Türkei 3,4 Mio. t 1,6 %<br />
April 2022 in Mio. t<br />
Veränderung zum Vorjahreszeitraum in Prozent<br />
Quelle: worldsteel<br />
Rohstahlproduktion<br />
in Deutschland<br />
Die Rohstahlerzeugung in Deutschland hat im<br />
April gegenüber dem Vorjahresmonat leicht<br />
abgenommen. Im April 2022 wurden rund 3,3<br />
Mio. t Rohstahl hergestellt, rund 1 % weniger<br />
als im entsprechenden Vorjahresmonat. Insgesamt<br />
unterschreitet die Erzeugung den Vergleichszeitraum<br />
des Vorjahres um 3 %.<br />
Rohstahlproduktion in Deutschland April 2022<br />
Rohstahl gesamt 3.323 -1,1 %<br />
Oxygenstahl 2.316 1,3 %<br />
Elektrostahl 1.009 -6,2 %<br />
Roheisen 2.144 2,4 %<br />
Warmgewalzte Stahlerzeugnisse 2.941 -0,7 %<br />
April 2022 in Tsd. t<br />
Veränderung zum Vorjahreszeitraum in Prozent<br />
Quelle: WV Stahl<br />
<strong>Stahlreport</strong> 6|22<br />
21
Stahlverarbeitung<br />
Bericht<br />
Neue Neckarbrücke Bad Cannstatt: Markante Stahlsegel kennzeichnen die beiden Hauptfelder über dem Fluss.<br />
Bild: schlaich bergermann partner/Frank Schächner<br />
Dillinger: Neckarbrücke mit LP-Blechen in Form gebracht<br />
Schlanke Linie beim Stahlbrückenbau<br />
Die neue Neckarbrücke ist ikonisches Entrée von Stuttgart und ingenieurtechnische Pionierleistung zugleich. Diesen<br />
Status verdankt die viergleisige Eisenbahnbrücke über den Neckar ihrer innovativen Gestaltung als Stahlsegelbrücke. Für<br />
ihre Stahlsegel kamen Längsprofilbleche (LP-Bleche) von Dillinger zum Einsatz – deren Dicke sich über die Länge variabel<br />
einstellen und optimal an den Spannungsverlauf anpassen lässt.<br />
Als Teil des Infrastrukturprojektes<br />
Stuttgart 21, in dessen Rahmen<br />
auch der Stuttgarter Hauptbahnhof<br />
neu gebaut wurde, ist die neue Neckarbrücke<br />
Teil der Hauptverkehrslinie<br />
Paris-München-Budapest. Durch den<br />
Umbau des vorhandenen Bahnhofs zu<br />
einem tief liegenden Durchgangsbahnhof<br />
erhielt die Gleistrasse eine<br />
neue, um 90 ° gedrehte Orientierung<br />
– was den Ersatz der Bestandsbrücke<br />
durch einen Neubau für den S- und<br />
Fernbahnverkehr bedingte.<br />
Stahlsegel statt Seile<br />
Die viergleisige Eisenbahnbrücke<br />
über den Neckar hat beeindruckende<br />
Maße: 345 m lang, 25 m breit, mit<br />
Spannweiten von 77 beziehungsweise<br />
74 m. An ihrer höchsten Stelle erhebt<br />
sie sich 15 m über dem Normalwasserspiegel<br />
des Flusses. Wärend sie<br />
optisch durch markante Stahlsegel<br />
gekennzeichnet ist, wird sie von<br />
einem siebenfeldrigen Durchlaufträger<br />
getragen – so wird ein Balkentragwerk<br />
genannt, das sich über mehrere<br />
„Felder“ zwischen tragenden Abstüt-<br />
zungen erstreckt. Die beiden Hauptfelder<br />
der Brücke, direkt über dem<br />
Neckar, sind zudem über die Stahlsegel<br />
und Zügelgurte an insgesamt neun<br />
Stahlmasten aufgehängt.<br />
Für die Stahlverbundkonstruktion<br />
entwickelte das renommierte Ingenieurbüro<br />
schlaich bergermann partner<br />
(sbp) ein Längstragwerk aus drei<br />
Hohlkasten-Stahlträgern, das auf drei<br />
Hauptpfeilerreihen – jeweils an beiden<br />
Ufern und eine in der Mitte des<br />
Flusses – gelagert und durch die<br />
Stahlsegel gestützt wird. Auf diese<br />
Weise tragen die neun schlanken Stützen<br />
die enormen horizontalen<br />
Kräfte ab, die auf<br />
der viergleisigen<br />
Eisenbahnbrücke<br />
entstehen<br />
können.<br />
Optische<br />
Leichtigkeit<br />
Ziel der Architekten<br />
war trotz<br />
der Spannweite<br />
von fast 80 m und der<br />
„Die<br />
Kombination<br />
von derart hohen<br />
Festigkeiten, Dicken und<br />
Formgebungen der Stähle<br />
zur Steigerung der Eigenschaften<br />
bei gleicher<br />
Beanspruchung gab<br />
es so noch nicht.“<br />
Philipp Wenger, Technical<br />
Director bei sbp<br />
viergleisigen Eisenbahnlast eine<br />
optisch leichte und transparente Brückenkonstruktion<br />
zu erreichen.<br />
Anders als bei ähnlich konstruierten<br />
Schrägseilbrücken wählte sbp jedoch<br />
anstelle von Seilen eine Ausführung<br />
aus Stahlblechen.<br />
Blechpakete aus zwei stehenden,<br />
mit umlaufenden Stirnfugen gefügten<br />
Blechen formen Zügel und Mastköpfe<br />
aller Segel. Für diese Konstruktion<br />
wurde ein unten eher dünner Querschnitt<br />
gewählt, der nach oben hin<br />
schmal zuläuft und dabei zunehmend<br />
dicker wird. Durch dieses ausgeklügelte<br />
Zusammenspiel von<br />
Fläche und Volumen<br />
wurde erreicht, dass<br />
die Spannungsausnutzung<br />
im<br />
gesamten Segel<br />
wegen der<br />
unterschiedlichen<br />
Dicke der<br />
Stahlbleche über<br />
die gesamte<br />
Länge gleich ist.<br />
Insgesamt wurden 18<br />
22 <strong>Stahlreport</strong> 6|22
Halbsegel mit identischer Geometrie<br />
zu den neun für die Brücke charakteristischen<br />
Segeln verschweißt. Die<br />
Segel tragen die Kräfte weitgehend<br />
ab.<br />
Maßanzug aus<br />
ausgewählten Blechen<br />
Für jede Zügelkonstruktion der beiden<br />
Außenträger wurden jeweils zwei<br />
keilförmige LP-Bleche, deren Dicke<br />
von 35 mm bis 90 mm ansteigt, zu<br />
10,5 m dicken Blechpaketen mit einer<br />
Dicke von 70 bis 180 mm längsgefügt.<br />
Für die mittleren, deutlich höher<br />
beanspruchten Segel wurden bis zu<br />
250 mm dicke Blechpakete aus den<br />
höherfesten Stahlgüten S460ML und.<br />
S460QL benötigt. Da LP-Bleche jedoch<br />
nur im normalisierten Lieferzustand<br />
(beispielsweise S460NL) geliefert werden<br />
können, wurde auf in Form gefräste<br />
Bleche zurückgegriffen.<br />
„Wir wussten natürlich, dass diese<br />
Bleche eine mögliche Lösung sind, um<br />
variable Dicken herzustellen und auch<br />
kostenmäßige Vorteile auszuschöpfen“,<br />
erinnert sich Frank Schächner,<br />
Administrative Director bei sbp. „Die<br />
Ausschreibung musste aber wie<br />
immer produktneutral erfolgen.“<br />
Dennoch wählte auch das mit dem<br />
Bau der Brücke von der Deutschen<br />
Bahn beauftragte Bauunternehmen<br />
Max Bögl diese besonderen Blechprofile<br />
von Dillinger, deren Dicke sich<br />
beim Walzen in Längsrichtung variabel<br />
einstellen lässt. Von Dillinger und<br />
kontinuierlich weiterentwickelt, gibt<br />
es heute in ganz Europa Referenzen<br />
für ihren erfolgreichen Einsatz im<br />
Brücken- und Hochbau. Auch für die<br />
Konstruktion extrem langer Rotorblätter<br />
für Windturbinen bewähren sich<br />
ihre Möglichkeiten der spezifischen<br />
Profilgebung.<br />
Grundsätzlich von Dillinger als<br />
Einfach-, Doppel- oder Mehrfachkeil<br />
lieferbar erübrigen LP-Bleche die<br />
sonst unvermeidliche kosten- und zeitintensive<br />
mechanische Bearbeitung<br />
oder das Anschweißen von Lamellenpaketen.<br />
Durch Einsparung von<br />
Schweißnähten reduzieren sie zudem<br />
neben Fertigungs- und Prüfzeit auch<br />
anfallende Schweißkosten. So tragen<br />
sie unterm Strich – trotz ihrer aufwendigen<br />
Produktion und damit verbundenen<br />
höheren Gestehungskosten –<br />
Bild: schlaich bergermann partner/Philipp Wenger<br />
Bild: Dillinger<br />
zu einer Kosteneinsparung von bis zu<br />
10 % bei.<br />
Innovativer Stahl statt Beton<br />
Bei dem Bau der neuen Neckarbrücke<br />
sprach noch ein weiterer Aspekt für<br />
den Einsatz von Grobblechen. Der<br />
Standort der Brücke liegt im Stuttgarter<br />
Heilquellenschutzgebiet: Bad<br />
Cannstatt ist nach Budapest der<br />
bedeutendste Mineralwasser-Standort<br />
in Europa – mit 44 Mio. l Schüttung<br />
pro Tag. Der Brückenneubau befindet<br />
sich in der Kernzone der unter sehr<br />
hohem Druck stehenden Gesteinsschichten.<br />
Die hier vorherrschenden<br />
natürlichen Druckverhältnisse durften<br />
durch den Bau nicht verändert<br />
werden, um eine Verletzung der Dichtschicht<br />
und damit Mineralwasser-Aufbrüche<br />
zu verhindern. Deshalb wurde<br />
das Längstragwerk auch – anders als<br />
ursprünglich geplant – anstelle von<br />
Beton mit Stahl realisiert. Hierdurch<br />
konnte das Eigengewicht der Brücke<br />
um gut 20 % reduziert werden, sodass<br />
deutlich weniger Lasten in den Baugrund<br />
abzuleiten waren.<br />
Dillinger lieferte insgesamt 1.600 t<br />
Stahl an Max Bögl – vor allem Sonderstähle<br />
in großen Blechdicken und -formaten.<br />
169 t entfielen dabei auf<br />
LP-Bleche für die Zügel aus Baustählen<br />
der Güten S355J2+N, S355N und<br />
S355NL. Für die Längs- und Querträger,<br />
Mastkopfbleche und nicht dickenvariablen<br />
Teile der Segel kam vor<br />
allem thermomechanisch (TM)<br />
gewalzter Stahl zum Einsatz, darunter<br />
auch über 30 t schwere, extrem großformatige<br />
Bleche der Güte S460ML.<br />
Eine große Herausforderung für Konstruktion<br />
und Fertigung war die Befestigung<br />
der stehenden, bis zu 250 mm<br />
dicken Mastkopfbleche aus S460QL<br />
auf den Mastkopfplatten. Durch den<br />
Kraftfluss zwischen Segeln und Masten<br />
sind die Mastköpfe, an die beidseitig<br />
die Zügel anschließen, besonders<br />
neuralgische Punkte. Die<br />
geplante Blechdicke und der eingesetzte<br />
hochfeste Feinkornbaustahl<br />
erforderten neben einer Zustimmung<br />
im Einzelfall auch eine Sondergenehmigung<br />
der Deutschen Bahn. Die<br />
Experten von sbp haben deshalb die<br />
geforderte Ermüdungsfestigkeit der<br />
Nähte unter anderem anhand umfangreicher<br />
Struktur- und Kerbspannungsuntersuchungen<br />
nachgewiesen. 2<br />
Die 15 m langen Zügel<br />
mit Mastköpfen warten<br />
auf der Baustelle auf<br />
ihre Montage. Im Hintergrund<br />
sind die Maste zu<br />
sehen.<br />
Vergleich einer Konstruktion<br />
aus konventionellen<br />
Blechen und<br />
Längsprofilblechen<br />
von Dillinger<br />
[Kontakt]<br />
AG der Dillinger<br />
Hüttenwerke<br />
Werkstraße 1<br />
66763 Dillingen/Saar<br />
+49 6831 47 0<br />
www.dillinger.de<br />
sbp gmbh<br />
Schwabstraße 43<br />
70197 Stuttgart<br />
+ 49 711 64871-0<br />
www.sbp.de<br />
<strong>Stahlreport</strong> 6|22<br />
23
Stahlverarbeitung<br />
Nachrichten<br />
SMS group<br />
Neuer Hochofen für Jindal United Steel<br />
Der indische Edelstahlhersteller Jindal<br />
United Steel Limited hat die SMS group<br />
mit dem Bau eines neuen Hochofens am<br />
Standort Kalinganagar beauftragt. Die Produktionsleistung<br />
des Hochofens werde bei<br />
2 Mio. t Roheisen pro Jahr liegen, so die<br />
sms Group. Er soll sowohl die bereits bestehenden<br />
nachgeschalteten Stahlwerke als<br />
auch in Zukunft neu zu errichtende Anlagen<br />
versorgen.<br />
Der Vertrag über die als Hochofen Nr.<br />
1 bezeichnete Anlage wurde bereits im<br />
November 2021 zwischen Paul Wurth,<br />
einem Unternehmen der SMS group, und<br />
Jindal United Steel Limited unterzeichnet.<br />
Der vereinbarte Lieferumfang umfasst<br />
Hochofen, Winderhitzer, Trockengasreinigungsanlage,<br />
Kohlestaubeinblasung und<br />
Schlackengranulierung auf Engineering &<br />
Procurement-Basis. „Jindal United Steel<br />
Limited ist Indiens führender Edelstahlhersteller“,<br />
so Anil Anand, Chief Operating<br />
Officer der SMS group, Gurugram. „Dies ist<br />
Kaltenbach.Solutions bei Peters Stahlbau<br />
Performance boostern<br />
Bei der Peters Stahlbau GmbH läuft<br />
derzeit ein Digitalisierungs-Projekt mit der<br />
Kaltenbach.Solutions GmbH. Mit mehr als<br />
90 Jahren Erfahrung im Stahlbau errichtet<br />
die familiengeführte Peters Stahlbau GmbH<br />
aus Itterbeck, Niedersachen, europaweit<br />
Stahl-Konstruktionen sowie Dach- und Wandelemente.<br />
Die unmittelbare Nähe von Konstruktion<br />
und Produktion garantiert passende<br />
Bauteile für ganz unterschiedliche<br />
Kundenanforderungen.<br />
Um den Kunden aus dem Stahlbau individuell<br />
passende Angebote machen zu können,<br />
produziert und bearbeitet das Bauunternehmen<br />
auch Stahlelemente im eigenen<br />
Haus. Durch den Einsatz des Messgeräts<br />
„BoosterBOX“ von Kaltenbach.Solutions an<br />
den Maschinen und Anlagen in der Stahlbaufertigung<br />
strebt das Unternehmen eine<br />
nachhaltige Steigerung der Performance an.<br />
Die universell nutzbaren, digital unterstützten<br />
Messgeräte zeigen auf Basis der<br />
festgehaltenen Maschinendaten relevante<br />
Parameter wie Tätigkeitsprofile, Rüstzeiten,<br />
Störungen und Stillstände oder den Bear-<br />
der erste Großauftrag, an dem wir gemeinsam<br />
mit JUSL arbeiten. Es ist der Beginn<br />
eines bedeutenden neuen Kapitels in unserer<br />
gemeinsamen Geschichte.“<br />
Der neue Hochofen wird der erste im neuen<br />
Edelstahlkomplex von JUSL sein, der derzeit<br />
auf Grundlage der Elektrolichtbogenofentechnologie<br />
betrieben wird – und das<br />
Herzstück der Erweiterung des JUSL-Werks<br />
in Kalinganagar. Darüber hinaus gehören<br />
eine Reihe von Nebenanlagen zum Lieferumfang,<br />
wie modernste und hocheffiziente<br />
Winderhitzer mit interner Verbrennung, eine<br />
Trockengasreinigungsanlage (Axialzyklon<br />
und Schlauchfilter) – die erste Installation<br />
dieser Art von SMS group für einen Hochofen<br />
in Indien – sowie eine Schlackengranulieranlage<br />
mit Kaltwassertechnologie. Die<br />
Inbetriebnahme der neuen Anlage wird für<br />
Ende 2023 erwartet.<br />
www.sms-group.com<br />
Pascal Peters (Geschäftsführer der Peters Stahlbau<br />
GmbH, li.) und Valentin Kaltenbach (CEO der<br />
Kaltenbach.Solutions)<br />
beitungsstatus in Echtzeit an. Anhand übersichtlicher<br />
Grafiken lassen sich im nächsten<br />
Schritt optimale Entscheidungen für eine<br />
nachhaltige Performance-Steigerung in der<br />
Fertigung ableiten.<br />
www.kaltenbach-solutions.com<br />
Bild: Kaltenbach Solutions<br />
Gesellschaft für Wolfram Industrie<br />
und Bayerische Metallwerke<br />
205 Jahre kumuliertes<br />
Know-how<br />
Bereits im vergangenen Jahr feierten<br />
die Gesellschaft für Wolfram Industrie<br />
und die Bayerischen Metallwerke ihr 110-<br />
und 95-jähriges Bestehen. Ebenfalls im<br />
Jubiläumsjahr modernisierten die Unternehmen<br />
ihre Kapazitäten in Form von<br />
Erweiterungs- sowie Neubauten an beiden<br />
bayerischen Standorten. Mit den<br />
Investitionen will die mittelständische<br />
Unternehmensfamilie das in insgesamt<br />
205 Jahren kumulierte Know-how weiter<br />
ausbauen. Kürzere Produktionswege und<br />
eine modernste Fertigungsumgebung sollen<br />
es der Unternehmensgruppe auch<br />
weiterhin ermöglichen, innovative Lösungen<br />
„Made in Germany“ für ihre Kunden<br />
zu entwickeln.<br />
Die beiden bisher größten Projekte der<br />
Unternehmensgeschichte – die Erweiterung<br />
der Produktionskapazitäten am Sitz<br />
der Bayerischen Metallwerke in Dachau<br />
um 50 % sowie eine neue Firmenzentrale<br />
in Traunstein, dem traditionellen Standort<br />
der Gesellschaft für Wolfram Industrie<br />
– umfassen Investionen von etwa 20<br />
Mio. €. Während der Erweiterungsbau<br />
in Dachau bereits fertig gestellt wurde,<br />
soll die insgesamt rund 7.000 m 2 große<br />
Firmenzentrale, mit insgesamt 6.500 m 2<br />
Fertigungsfläche voraussichtlich Anfang<br />
2023 in Betrieb genommen werden. „Die<br />
Investitionen von etwa 20 Mio. € schaffen<br />
uns den Platz und die logistischen Möglichkeiten,<br />
um den Materialfluss zu optimieren<br />
und neue Fertigungstechnologien<br />
voranzutreiben“, berichtet Sebastian von<br />
Cetto, Gesellschafter der Gesellschaft für<br />
Wolfram Industrie mbH und Produktionsleiter<br />
am Standort Dachau.<br />
Besonderes Wachstumspotential sieht<br />
die Unternehmensfamilie neben dem<br />
hochqualitativen Sektor des WIG-Schweißens<br />
auch in der Halbleiterindustrie,<br />
in der zunehmend Materialien mit sehr<br />
hohen Schmelzpunkten wie Wolfram und<br />
Molybdän zum Einsatz kommen.<br />
www.wolfram-industrie.de<br />
24 <strong>Stahlreport</strong> 6|22
König Metall Group beteiligt sich an Startup NES<br />
Energiespeicher-Entwicklung<br />
Die König Metall Group beteiligt sich am niederländischen<br />
Startup Newton Energy Solutions B.V. (NES). Ziel der Partnerschaft<br />
ist die Entwicklung eines Energiespeichers, mit dem die<br />
CO 2 -neutrale Strom- und Wärmenutzung vor allem im Gebäudebau<br />
und somit der nachhaltige Schutz des Klimas gelingen sollen.<br />
In Zusammenarbeit mit dem öffentlichen niederländischen Institut<br />
für angewandte naturwissenschaftliche Forschung TNO ist im Rahmen<br />
des EU-weiten Forschungsprojektes SCORES (Self-Consumption<br />
Of Renewable Energy by hybrid Storage systems) bereits<br />
die ein Energiespeicher für Elektrizität und Wärme als Grundlage<br />
entstanden. Im Startup Newton Energy Solutions B.V. (NES) soll er<br />
nun weiterentwickelt und bis spätestens 2024 als „NEStore“ auf<br />
dem Markt erhältlich sein. „Klimaneutralität hat gesellschaftliche,<br />
wirtschaftliche und ökologische Relevanz – in jedem Lebensbereich.<br />
Wir verstehen den ‚NEStore‘ als eine Teilantwort auf die<br />
Herausforderungen einer CO 2 -neutralen Energieversorgung, vor<br />
allem im Umfeld von Gebäuden. Hierbei spielt die dezentrale Energieerzeugung<br />
und -nutzung ebenso eine Rolle wie die Stabilität<br />
von Stromnetzen und die größtmögliche Verwertung eigenerzeugter<br />
Energie“, erläutert Stefan Wolff, Leiter New Business bei König<br />
Metall, die Beteiligung an NES.<br />
FÜR EINE<br />
WELT OHNE<br />
WARTEN.<br />
www.koenigmetall.com<br />
Wissensmanagement-Software und ERP-System<br />
Meusburger vereint Software & Consulting<br />
Der Normalienhersteller Meusburger vereint die Wissensmanagement-Software<br />
Wivio und das ERP-System mERPio in seinem<br />
Bereich Software & Consulting. Von der Kalkulation über die<br />
Kapazitätsplanung und Produktionsrückmeldungen bis hin zur<br />
übersichtlichen Nachkalkulation bietet Meusburger mit mERPio<br />
alles in einem System an. Das österreichische Unternehmen passt<br />
die ERP-Lösung dabei an die Bedürfnisse der Kunden an und liefert<br />
ihnen maßgeschneiderte Modelle.<br />
Damit sollen die Unternehmen unterstützt werden, ihre Fertigungsabläufe<br />
effizient zu steuern und Ordnung in den Arbeitsalltag<br />
zu bringen. Während der kurzen Einführungsphase und darüber<br />
hinaus steht Meusburger seinen Kunden beratend zur Seite.<br />
Passend dazu ist die dritte, überarbeitete und erweiterte Auflage<br />
des Buches „Erfolg mit Wissensmanagement“ von Guntram Meusburger<br />
erschienen. Mit der Lösung von Meusburger und der dazu<br />
passenden Software Wivio kann das vorhandene Wissen zentral<br />
erfasst, gesichert, verteilt und weiterentwickelt werden, so das<br />
Unternehmen. In seinem neuen Buch „Erfolg mit Wissensmanagement“<br />
gibt der Meusburger Geschäftsführer Guntram Meusburger<br />
Einblicke, wie solch eine lebendige Wissensdatenbank aufgebaut<br />
werden kann. „Auch Wissensmanagement-Neulinge können beruhigt<br />
zu dem Buch greifen“, erklärt er.<br />
Wir freuen uns auf gute Gespräche!<br />
20. – 24. Juni 2022, Düsseldorf<br />
Halle 1, A59<br />
Stahl verbindet – deshalb beliefern<br />
wir ausschließlich den Handel.<br />
Worauf Sie sich verlassen können.<br />
VOSS-EDELSTAHL.COM<br />
Das Buch „Erfolg mit Wissensmanagement“ kann kostenlos<br />
heruntergeladen werden unter:<br />
www.meusburger.com/erfolg-mit-wissensmanagement<br />
<strong>Stahlreport</strong> 6|22<br />
25<br />
Einfaches Bestellen – schnelles Liefern.<br />
voss-edelstahl.com/online
Stahlverarbeitung<br />
Bericht<br />
Arnold Umformtecnik: Komponenten für die Elektromobilität<br />
Fernab von etablierten Denkmustern<br />
Als direkter und indirekter Zulieferer von Komponenten für die Elektromobilität setzt Arnold Umformtechnik auf<br />
nachhaltige Produktionsansätze mit Blick auf möglichst umfassende CO 2 -Reduktionen. Ralf Lagerbauer, Geschäftsführer<br />
für Vertrieb und Marketing schildert, wie das in der täglichen Praxis umgesetzt wird.<br />
Das Interview führte<br />
Dipl.-Ing. Annedore<br />
Bose-Munde,<br />
Fachredakteurin für<br />
Wirtschaft und Technik,<br />
99094 Erfurt, Tel. +49<br />
361 78944695, info@<br />
bose-munde.de, www.<br />
bose-munde.de.<br />
<strong>Stahlreport</strong>: Herr Lagerbauer, was<br />
bedeutet es für Arnold, Komponenten<br />
für den Bereich Elektromobilität<br />
zu fertigen?<br />
Ralf Lagerbauer: Grundsätzlich<br />
stellen wir Verbindungselemente<br />
für verschiedenste Einsatzbereiche<br />
her – sowohl für die Automobilindustrie<br />
insgesamt als auch für andere<br />
Branchen. Das Themenfeld E-Mobility<br />
gilt jedoch quasi als Symbol<br />
für den Wandel in der Mobilitätsindustrie.<br />
Vor diesem Hintergrund ist<br />
es sehr motivierend, dass wir mit<br />
unseren innovativen Verbindungslösungen<br />
und -systemen diesen<br />
Transformationsprozess begleiten<br />
dürfen.<br />
Was ist anders in diesem Themenbereich?<br />
Durch die Fokussierung auf E-Mobilität<br />
ist die Diskussion mit dem<br />
Kunden in diesem Bereich viel<br />
intensiver. Es gilt, für eine klare<br />
Problemstellung eine geeignete<br />
Lösung zu finden, auch unabhängig<br />
von etablierten Denkmustern.<br />
Bei Arnold Umformtechnik<br />
haben wir fünf strategische Stoß-<br />
richtungen für alle Funktionsbereiche:<br />
E-Mobilität, Leichtbau, Digitalisierung,<br />
Internationalisierung und<br />
Nachhaltigkeit. Und genau auf diese<br />
Themen setzen auch die Player im<br />
Bereich Elektromobilität häufig. Das<br />
bedeutet, dass wir einen wichtigen<br />
Beitrag zur Entwicklung und Realisierung<br />
des Gesamtsystems leisten<br />
können und oft nicht nur mit Blick<br />
auf den Antrieb agieren.<br />
Uns ist es wichtig, die Lösungen<br />
gemeinsam voranzutreiben. Das ist<br />
spannend und schafft für beide<br />
Unternehmen durchaus eine Lernkurve.<br />
Was kennzeichnet die Kunden im<br />
Bereich E-Mobilität?<br />
Unternehmen, die in diesem Sektor<br />
tätig sind, müssen sich komplett<br />
neu orientieren und neue Herausforderungen<br />
bewältigen. In der Verbindungstechnik<br />
ist beispielsweise<br />
Dichtigkeit sehr wichtig. Es darf<br />
keinesfalls ein Leck im Battery Pack<br />
sein; zudem müssen Wartungszugänge<br />
konzipiert werden. Wichtig<br />
ist auch das Denken in Strom, also<br />
das Thema Leitfähigkeit in der Verbindungstechnik.<br />
So werden Verbindungslösungen<br />
mitunter zusätzlich<br />
zur Stromübertragung genutzt,<br />
„Der<br />
Einstieg von<br />
neuen E-Mobility-OEMs<br />
in den Automobilmarkt hat<br />
die Automobiler nicht nur aus<br />
ihrer Ruhe herausgeholt sondern<br />
auch sehr viel auf dem Markt<br />
bewegt und beschleunigt“<br />
Ralf Lagerbauer, Geschäftsführer für<br />
Vertrieb und Marketing bei Arnold<br />
Umformtechnik.<br />
26 <strong>Stahlreport</strong> 6|22
INFO Über Arnold Umformtechnik<br />
Die Arnold Umformtechnik GmbH & Co. KG ist eine<br />
Unternehmensgruppe mit Sitz in Forchtenberg<br />
(Baden-Württemberg), die Verbindungselemente und<br />
Kaltfließpressteile herstellt und als internationaler<br />
Entwicklungspartner mit den OEMs und<br />
Zulieferern der Automobil- und Elektroindustrie<br />
zusammenarbeitet. Arnold gehört seit 1994 zur<br />
Würth-Gruppe.<br />
INFO Zur Person<br />
Bilder: Arnold Umformtechnik<br />
Arnold Umformtechnik ermöglicht für Verbindungselemente<br />
in CO 2 -optimiertes Engineering.<br />
Ralf Lagerbauer verantwortet als Geschäftsführer für<br />
Vertrieb und Marketing bei Arnold Umformtechnik<br />
die Standorte Deutschland, USA und China. Seine<br />
berufliche Laufbahn begann er bei der Würth<br />
Industrie Service GmbH sowie später bei der<br />
Würth Group, wo er unter anderem verschiedene<br />
internationale Geschäftsführerpositionen innehatte.<br />
Zudem ist Lagerbauer Mitglied des Verwaltungsrates<br />
bei der Denios AG.<br />
um zwei Anforderungen gleichzeitig<br />
abzudecken. Es werden also<br />
andere Materialien, Verarbeitungsverfahren<br />
und Oberflächen als bisher<br />
genutzt. Für die Player, die in<br />
diesem Bereich agieren, ist ein Austausch<br />
wichtig, denn alle wollen<br />
wissen, wohin die Reise beim<br />
Antriebsstrang mit Blick auf Verbindungslösungen<br />
geht. Das gilt für<br />
Startups genauso wie für etablierte<br />
OEMs. Und so wird sehr häufig eine<br />
Entwicklungspartnerschaft angestrebt.<br />
Wie kann ein Hersteller von Verbindungslösungen<br />
für Nachhaltigkeit<br />
und CO 2 -Reduktion sorgen?<br />
Über eine komplette Wertschöpfungskette<br />
hinweg betrachtet entsteht<br />
für jedes Produkt ein individueller<br />
Footprint. Und so kann jede<br />
kleine Schraube und jedes Kaltumformteil<br />
ein Klimaschützer sein,<br />
auch wenn das auf den ersten Blick<br />
unwahrscheinlich zu sein scheint.<br />
Mit der Initiative ACO 2 -Save bietet<br />
Arnold Umformtechnik für die Kunden<br />
vielfältige Möglichkeiten für<br />
CO 2 -Einsparungen. So startet die<br />
Konstruktion mit einer FEM-Simulation,<br />
die mit einem CO 2 -Kalkulator<br />
verknüpft werden kann. Dieser<br />
berechnet im Vorfeld den Footprint,<br />
der durch die Herstellung des Bauteils<br />
entstehen wird. Unterschiedliche<br />
Lösungen können dann miteinander<br />
verglichen werden.<br />
Und wie sieht das mit Blick auf die<br />
CO 2 -Reduktionen konkret aus?<br />
Ansätze können ein Wechsel der<br />
Produktionstechnologie oder eine<br />
Direktverschraubung anstatt<br />
Schrauben mit Muttern sein. Für<br />
eine spanabhebend hergestellte<br />
Sonderschraube wurde bisher beispielsweise<br />
ein Drehteilrohling verwendet,<br />
der ein Ausgangsvolumen<br />
von 25.630 mm³ und ein Gewicht<br />
von 69,2 g pro Stück hatte. Durch<br />
eine ACO 2 -Save-Analyse wurde das<br />
Teil auf ein Umformteil umgestellt.<br />
Der Umformrohling hat gerade<br />
noch ein Volumen von 9.135 mm³<br />
und 24.82 g pro Stück.<br />
Nachhaltigkeit ist für Arnold schon<br />
lange ein Thema. Warum?<br />
Mit nunmehr 123 Jahren Unternehmensgeschichte<br />
ist Arnold Umformtechnik<br />
durchaus ein Traditionsunternehmen.<br />
Das bedeutet auch eine<br />
Verpflichtung für die Zukunft. Seit<br />
2016 agiert Arnold daher unter dem<br />
Unternehmens-Claim „Blue Fastening<br />
System“ und demonstriert<br />
auch dadurch die Bedeutung von<br />
Nachhaltigkeit für alle Unternehmensaktivitäten.<br />
„Fest steht jedenfalls:<br />
Die zunehmende Fokussierung<br />
auf Elektromobilität<br />
wird sehr viel auf dem<br />
Markt bewegen.“<br />
Produktionsprozesse können nicht<br />
losgelöst vom Klimaschutz betrachtet<br />
werden. Uns ist mit Blick auf<br />
Nachhaltigkeit deshalb ein Denken<br />
in neuen Lösungsansätzen sehr<br />
wichtig. Schließlich zählt die Stahlbranche<br />
zu den großen CO 2 -Emittenten.<br />
Da ist von Beginn an ein<br />
CO 2 -optimiertes Engineering nötig.<br />
Es ist also gut, wenn wir frühzeitig<br />
gemeinsam mit dem Kunden in<br />
einem Boot sitzen und in die gleiche<br />
Richtung steuern.<br />
Welche Rolle spielt die E-Mobilität in<br />
diesem Kontext für Arnold?<br />
Seit 2006 beschäftigen wir uns konsequent<br />
mit dieser Thematik und<br />
haben komplexe Kompetenzen aufgebaut.<br />
Heute sind wir einfach stolz,<br />
dass wir in diesem Zukunftssegment<br />
agieren und sehr viele Kunden<br />
auf unser Knowhow vertrauen. 2<br />
[Kontakt]<br />
Arnold Umformtechnik<br />
GmbH & Co. KG<br />
Carl-Arnold-Str. 25<br />
74670 Forchtenberg-<br />
Ernsbach<br />
Tel. +49 7947 821-0<br />
www.arnold-fastening.com<br />
<strong>Stahlreport</strong> 6|22<br />
27
Anarbeitung<br />
und Logistik<br />
Bericht/Nachrichten<br />
Die bereits zweite MSR 20 Richtschneide- und Biegemaschine führt bei der Marktgröße Hierros Sancho<br />
zu einer noch höheren Automation und einer dadurch größeren Produktionsleistung.<br />
Bilder: Progress<br />
Hierros Sancho: Spaniens Marktgröße rüstet weiter auf – wieder mit Progress<br />
Automation zahlt sich aus<br />
Spaniens führendes Unternehmen im Bereich Betonfertigteile, hat sich wiederholt für Fortschritt entschieden –<br />
und somit, dazu mehr auf Automation zu setzen. Mit Erfolg, wie die jährliche Wachstumsrate von mehr als 25 %<br />
zeigt. 2021 investierte Hierros Sancho, unter dem das Unternehmen Hijos de Lorenzo Sancho SA vor allem bekannt<br />
ist, in eine zusätzliche Maschine aus der Progress-Schmiede für eine der Biegereien des Unternehmens.<br />
[Kontakt]<br />
Hijos de Lorenzo Sancho<br />
S.A.<br />
Barrio San Juan, 14, Igorre<br />
Alda. Urquijo 63, Bilbao<br />
Spanien<br />
info@hierrossancho.com<br />
www.hierrossancho.com<br />
progress Maschinen &<br />
Automation AG<br />
Julius-Durst-Straße 100<br />
39042 Brixen/Italien<br />
Tel. + 39 472 979100<br />
info@progress-m.com<br />
www.progress-m.com<br />
Hierros Sancho hat bereits<br />
zwei MSR (eine MSR16 und eine<br />
MSR20), einen Radial Master sowie<br />
eine ESR-Richt- und Schneidemaschine<br />
von Progress Maschinen &<br />
Automation im Einsatz. Nun hat sich<br />
das Unternehmen dazu entschlossen,<br />
mit einer weiteren MSR<br />
20-Richtschneide- und Biegemaschine,<br />
die Drähte von bis zu 20 mm<br />
bearbeitet, aufzurüsten.<br />
„Wir sehen ein progressives Wachstum<br />
unserer Industrie in ganz Europa<br />
mit der Verwaltung von europäischen<br />
Fonds voraus, die uns in den<br />
nächsten fünf Jahren zu einem Aufschwung<br />
in unserem Sektor führen<br />
werden“, erklärt Raúl Benegas,<br />
Assistant Manager und Präsident<br />
von ANIFER (Nationaler Verband<br />
der Betonstahlhersteller) – und fügt<br />
an, dass der Sektor jedoch ein erns-<br />
Durch die automatisierte Maschine mit integrierter Biegeeinheit<br />
kann ein hohes und gleichbleibendes Qualitätsniveau garantiert und<br />
der Personal- und Zeitaufwand weiter verringert werden.<br />
tes Problem in Bezug auf die Eingliederung<br />
junger Arbeitnehmer<br />
hat, die die Branche verlassen.<br />
Umso wichtiger sei Automation.<br />
Bereits die zweite MSR 20<br />
Die MSR-Serie arbeitet vom Coil und<br />
optimiert somit den Produktionsprozess.<br />
Aufgrund des schnellen Durchmesserwechsels<br />
und einer Bearbeitung<br />
von Durchmessern von bis zu<br />
20 mm garantiere die Anlage eine<br />
hohe Produktivität und Flexibilität.<br />
Zu der weiteren Investitionsentscheidung<br />
gefragt, erklärt Benegas: „Die<br />
MSR 20 ist die Anlage, die derzeit im<br />
Vergleich zu ähnlichen Modellen und<br />
im Vergleich mit den Klassikern der<br />
Branche den größten Mehrwert bietet.<br />
Sie ist in Europa das Modell, bei<br />
dem sich auf dem Markt neuer<br />
Maschinen und Anlagen am meisten<br />
bewegt – weil sie etwas anderes bietet<br />
als das, was es bereits im ersten<br />
Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts gab“<br />
– und führt weiter aus: „Die MSR-Maschinen<br />
sind am zuverlässigsten, mit<br />
den geringsten Ausfallzeiten und den<br />
niedrigsten langfristigen Wartungskosten.“<br />
2<br />
28 <strong>Stahlreport</strong> 6|22
Trumpf: neue Laserschneidmaschine TruLaser 3080 fiber für 8 m lange Bauteile<br />
XXL-Bleche sparsam schneiden<br />
Das Hochtechnologieunternehmen<br />
Trumpf hat auf seiner Hausmesse Intech<br />
von 17. bis 20. Mai 2022 virtuell eine neue<br />
Laserschneidmaschine gezeigt, die sich<br />
besonders für Bleche in Übergröße eignet.<br />
Die TruLaser 3080 fiber schneide Bauteile<br />
mühelos aus bis zu 8 m langen Blechtafeln<br />
heraus.<br />
Die Maschine eignet sich besonders für<br />
schwere und große Bauteile bis zu 7.850 kg,<br />
etwa Fassaden oder Auflieger für Lkw<br />
oder Kräne. Aber auch kleine und mittlere<br />
Werkstücke bearbeitet die TruLaser 3080<br />
fiber problemlos, so das Unternehmen.<br />
Anwender könnten die Maschine daher einfach<br />
auslasten und ihre Fertigungskapazität<br />
deutlich steigern. „Am Markt für Blechbearbeitung<br />
gibt es nur wenige Unternehmen,<br />
die Bauteile in Übergröße präzise schneiden<br />
können. Als Lösungsanbieter verschaffen<br />
wir unseren Kunden mit dieser Maschine<br />
Wettbewerbsvorteile und die Möglichkeit,<br />
noch mehr Aufträge in weniger Zeit abzuarbeiten“,<br />
sagte Trumpf Produktmanager<br />
Patrick Schüle. Die Anlage eignet sich für<br />
verschiedene Materialien von Aluminium bis<br />
Baustahl und Blechdicken bis 50 mm.<br />
www.trumpf.com<br />
Das Prinzip: Bei der<br />
Messung wird ein Laserstrahl<br />
aus sicherem<br />
Abstand auf das Material<br />
fokussiert und das<br />
vom dabei entstehenden<br />
Plasma ausgesandte<br />
Licht analysiert.<br />
Spatenstich für neues<br />
Jungheinrich Werk<br />
Neuer Standort für<br />
Schubmaststapler-Fertigung<br />
Jungheinrich hat die Bauarbeiten<br />
seines neuen Werkes im tschechischen<br />
Chomutov gestartet. Mit einem Spatenstich<br />
hat Sabine Neuß, Technikvorständin<br />
der Jungheinrich AG, gemeinsam mit Vertretern<br />
der zuständigen Bauentwicklung,<br />
Lokalpolitik und Wirtschaft am 6. Mai<br />
2022 den Baustart eingeläutet. Auf rund<br />
37.000 m 2 entsteht ein energieeffizienter<br />
und CO 2 -optimierter Neubau für die<br />
Schubmaststaplerfertigung. Das Projektbudget<br />
beträgt rund 60 Mio. €.<br />
Ab 2023 wird Jungheinrich in Chomutov<br />
die aktuelle Generation seiner Schubmaststapler,<br />
den ETV 216i aus der POW-<br />
ERLiNE, produzieren. Für das Unternehmen<br />
stellt das neue Werk einen zentralen<br />
Baustein dar, um Wachstumsziele im Rahmen<br />
der Strategie 2025+ zu erreichen<br />
und langfristig seine Wettbewerbsfähigkeit<br />
zu erhöhen.<br />
Bild: Secopta<br />
Secopta analytics: Premiere auf der wire & Tube 2022<br />
Inline-Verwechslungsprüfung erstmals für Schwarzstähle<br />
Auf der Doppelmesse wire & Tube<br />
stellt Secopta vom 20. bis 24. Juni in Düsseldorf<br />
sein LIBS-System für die vollautomatische<br />
Inline-Verwechslungsprüfung erstmals<br />
für die Kontrolle von Langprodukten<br />
aus Schwarzstahl vor. Mit einer Detektionsrate<br />
von mehr als 99,9 % schleust es Material,<br />
dessen Zusammensetzung nicht den<br />
Vorgaben entspricht, zuverlässig aus dem<br />
Prozess aus. So vermeidet es die Verwechslung<br />
von Halbzeugen vor deren Weiterverarbeitung.<br />
Die vollautomatische Verwechslungskontrolle<br />
(Positive Material Identification, PMI)<br />
hat sich bei Blankstahl bereits in vielen<br />
Werken bewährt. Jetzt bietet Secopta das<br />
System FiberLIBS black bar zum ersten Mal<br />
auch für Schwarzstahl an. Das laserbasierte<br />
System reduziere den manuellen Aufwand<br />
bei der Materialidentifikation drastisch und<br />
soll die mechanische Probenvorbereitung in<br />
vielen Fälle überflüssig machen.<br />
Weitere Einsatzbereiche von LIBS-Systemen<br />
sind die Analyse der Schmelze im Stahlwerk,<br />
die Kontrolle angelieferten Schrottes<br />
oder die Verwechslungskontrolle von Stahlknüppeln<br />
vor der Wiedererwärmung. Auch<br />
dort vermeidet LIBS, dass Verwechslungen<br />
nicht erkannt werden und Produkte mit den<br />
falschen Materialeigenschaften an den Kunden<br />
geliefert werden.<br />
Secopta auf der Tube & wire 2022:<br />
Halle 6, Stand J11. www.secopta.de<br />
Das Unternehmen legt beim Neubau<br />
einen besonderen Schwerpunkt auf Effizienz<br />
und Nachhaltigkeit. Bei der gesamten<br />
Werksausstattung, vom Arbeitsplatz bis<br />
hin zur komplexen Produktionsanlage,<br />
werde moderne Technik eingesetzt: So<br />
soll beispielsweise ein neues Produktionsleitsystem<br />
zum Einsatz kommen.<br />
Neben dem Bezug von Ökostrom ist<br />
zudem die Installation einer Wärmepumpe<br />
geplant und eine spezielle Wärmedämmung<br />
im Bürotrakt sorgt für zusätzliche<br />
Energieeinsparung.<br />
Der Wasserverbrauch wird durch den Einsatz<br />
einer Regenwassernutzungsanlage<br />
reduziert. Geplant ist außerdem eine 1,5<br />
ha große Grünfläche mit einheimischen<br />
Bäumen und Sträuchern, um die lokale<br />
Artenvielfalt zu fördern. Für das Gebäude<br />
wird eine Zertifizierung mit dem Nachhaltigkeitsstandard<br />
Building Research Establishment<br />
Environmental Assessment<br />
Methodology der Stufe „Excellent“ angestrebt.<br />
Die Fertigstellung ist im Frühjahr<br />
2023 geplant, Mitte 2023 will Jungheinrich<br />
mit der Produktion starten.<br />
www.jungheinrich.de<br />
<strong>Stahlreport</strong> 6|22<br />
29
Anarbeitung<br />
und Logistik<br />
Bericht/Nachrichten<br />
Inclusion Detection System (IDS) der IMS Messsysteme GmbH für die Früherkennung<br />
von inneren Einschlüssen und Schalendefekten in kaltgewalzten Bandstählen<br />
Bilder: IMS Messsysteme<br />
IMS Messsysteme: Früherkennung von inneren Einschlüssen und Schalendefekten<br />
Marktreifes Messsystem<br />
für kaltgewalzte Bandstähle<br />
IMS Messsysteme hat ein Detektionssystem entwickelt, das innenliegende Einschlüsse und Schalendefekte in<br />
kaltgewalzten Bandstählen kontinuierlich, im laufenden Produktionsprozess, berührungslos und zerstörungsfrei<br />
detektiert. Das Streufluss-Detektionssystem Inclusion Detection System (IDS) bietet die Funktionalität einer<br />
vollständigen Streuflussprüfung im laufenden Produktionsbetrieb.<br />
Das marktreife IDS aus dem<br />
Hause IMS setzt auf hochwertige<br />
Messelektronik sowie fortschrittliche<br />
Bildverarbeitung und liefert<br />
hochauflösende Messdaten für innere<br />
Fehler und äußere Materialbeschädigungen.<br />
Das Messsystem<br />
steht Kaltwalzwerken von Bandstahl<br />
für die umfassende Bewertung des<br />
Reinheitsgrades zur Verfügung. Die<br />
maximale Banddicke bei voller Empfindlichkeit<br />
beträgt 1 mm. Das Inspektionssystem<br />
ist für beliebige<br />
Bandbreiten skalierbar und individuell<br />
an die Kundenspezifikation<br />
anpassbar.<br />
Schematische Abbildung des magnetischen Feldverlaufs bei einem inneren Einschluss<br />
30 <strong>Stahlreport</strong> 6|22
Durch die eingesetzte Bildverarbeitung<br />
mit Merkmalsberechnung und<br />
Klassifikation werden die Fehler<br />
anhand ihrer Größe und Fehlerart<br />
unterschieden. Die Klassifikation<br />
wird an das jeweilige Material sowie<br />
die Kundenspezifikation angepasst.<br />
Band muss in ganzer Länge<br />
geprüft werden<br />
Die Anforderungen an den Werkstoff<br />
Stahl unterliegen durch die<br />
fortwährende Entwicklung des<br />
Materials sowie dessen Verarbeitungsprozesse<br />
einer permanenten<br />
Steigerung. Dies gilt ebenso für den<br />
Reinheitsgrad des Stahls.<br />
Entsprechend ist für die Erzeugung<br />
qualitativ hochwertiger Endprodukte<br />
eine exakte Führung der Produktionsprozesse<br />
unabdingbar, um<br />
der nachbearbeitenden Industrie einwandfreie<br />
Ausgangsmaterialien mit<br />
homogenen Materialstrukturen zur<br />
Verfügung zu stellen. Um dies sicherzustellen<br />
zu können ist es wichtig,<br />
diverse Kenngrößen über die gesamte<br />
Länge des Bandes zu ermitteln.<br />
Eine punktuell durchgeführte<br />
Materialprüfung an den Enden des<br />
Bandes ist hierbei nicht ausreichend,<br />
um Materialfehler bei den<br />
Endprodukten sowie eventuelle<br />
Beschädigungen an Werkzeugen in<br />
den nachgelagerten Verformungspr<br />
ozessen sicher zu vermeiden.<br />
Produktqualität erhöht,<br />
Ressourcen geschont, Kosten<br />
gesenkt<br />
Durch Einsatz eines IMS Inclusion<br />
Detection Systems wird die Auslieferung<br />
von fehlerhaftem Material<br />
vermieden und die einwandfreie<br />
Produktqualität für den Endkunden<br />
sichergestellt. Darüber hinaus werden<br />
die Messergebnisse für die<br />
Optimierung der Vormaterialstufen<br />
verwendet. Durch Verbesserung der<br />
Qualität und der Ausbringung werden<br />
Ressourcen geschont und Kosten<br />
reduziert. 2<br />
[Kontakt]<br />
IMS Messsysteme GmbH<br />
Dieselstraße 55<br />
42579 Heiligenhaus<br />
+49 2056 975-0<br />
info@ims-gmbh.de<br />
www.ims-gmbh.de, www.ims-experts.com<br />
Gauss Machine Learning: KI-Assistent für metallverarbeitende Unternehmen<br />
App ermittelt optimale Laser-Schnittdaten in Minuten<br />
Die Gauss Machine Learning GmbH,<br />
ein Startup aus Leonberg bei Stuttgart, hat<br />
eine Web-App für metallverabeitende Unternehmen<br />
entwickelt. Die Lösung hilft dabei,<br />
optimale Schnittdaten einer Laserschneidemaschine<br />
innerhalb von Minuten zu ermitteln<br />
– für viele Unternehmen immer noch<br />
eine große Herausforderung in der Fertigung.<br />
Dabei spiele der Hersteller der Laserschneidemaschine<br />
und der Werkstoff, der<br />
geschnitten werden soll, keine Rolle. Die<br />
Lösung von Gauss ML habe dem Unternehmen<br />
zufolge kleinen und mittelständischen<br />
Unternehmen (KMU) aus der Metallverarbeitung<br />
bereits dabei geholfen, rund 60 %<br />
schneller zu schneiden, 40 % weniger Stickstoff<br />
zu verwenden sowie die Qualität um<br />
20 % zu erhöhen (Grat und Rauheit).<br />
Maschinen in einer Produktionslinie verfügen<br />
über mehr als 100.000 Einstellungskombinationen.<br />
Diese wirken sich direkt<br />
auf die Qualität, Quantität und Effizienz<br />
der Produktion aus. Den Anforderungen<br />
entsprechende Prozessstabilität mit kalkulierbaren<br />
Aufwand zu erzielen, werde<br />
dadurch nahezu unmöglich, so das Unternehmen.<br />
Um die besten Schnittdaten beispielsweise<br />
einer Laserschneidemaschine<br />
zu ermitteln, müsse man bis zu sieben<br />
Parameter optimal aufeinander abstimmen.<br />
Der KI-Assistent von Gauss ML unterstützt<br />
dabei, die Maschine so einzustellen, wie es<br />
den Umständen entsprechend am besten<br />
ist. Als weiteren Entwicklungsschritt plant<br />
Gauss ML, die App bald auch auf das Laserschweißen<br />
sowie das Fräsen auszuweiten.<br />
www.gauss-ml.com<br />
Walther Trowal: Größter Multivibrator der 90-jährigen Firmengeschichte<br />
Gleitschleifen XXL<br />
Auf der Surface Technology stellt<br />
Walther Trowal vom 21. bis 23. Juni in Stuttgart<br />
den Multivibrator MV 50 für die vollautomatische<br />
Oberflächenbearbeitung von<br />
großen Werkstücken für Flugzeugtriebwerke,<br />
Turbinenlaufräder oder Gesenkformen<br />
vor. Mit einem Innendurchmesser von<br />
1.650 mm ist er der größte, den das Unternehmen<br />
je gebaut hat.<br />
Die erste Gleitschleif-Anlage der neuen<br />
Generation wird Blisks („Blade Integrated<br />
Disks“) für Flugzeugtriebwerke bearbeiten.<br />
Bei ihnen entscheidet die Qualität der Oberfläche<br />
in hohem Maße über die Effizienz der<br />
Umströmung und somit über Wirkungsgrad,<br />
Treibstoffverbrauch und Geräuschentwicklung.<br />
Mit einem maximalen Durchmesser der<br />
Werkstücke von 1.300 mm eignet sich die<br />
MV 50 ebenfalls für Planetengetriebe für<br />
Windturbinen, für Triebwerksteile, bei denen<br />
die Innenbearbeitung wichtig ist, oder für<br />
Werkzeuge für das Gesenkschmieden, für<br />
die bisher keine Gleitschleif-Maschinen zur<br />
Verfügung standen.<br />
Die neue Anlage ist auf automatischen<br />
Betrieb ausgelegt: Nachdem das Werkstück<br />
im Arbeitsbehälter fixiert ist, ist keinerlei<br />
manuelle Tätigkeit mehr erforderlich. Das<br />
erhöht die Reproduzierbarkeit des Prozesses<br />
erheblich. Außerdem spart die Anlage<br />
Zeit, denn der Gleitschleifprozess wird nur<br />
zwei bis drei Stunden dauern.<br />
Auf der Messe zeigt Walther Trowal die<br />
„kleine Schwester“ der MV 50, eine MV 25<br />
für Werkstücke mit einem Durchmesser von<br />
bis zu 600 mm. Sie arbeitet nach dem gleichen<br />
Verfahren.<br />
www.walther-trowal.de<br />
<strong>Stahlreport</strong> 6|22<br />
31
BDS<br />
XXXXX Research A XXXXX<br />
Neueste Zahlen aus dem Bereich Research<br />
Ukraine-Krieg verunsichert Stahlmärkte<br />
Nach einem durch die Corona-Pandemie samt Lieferengpässen sowie kräftigen Rohstoff- und Materialverteuerungen<br />
geprägten Jahr 2021 rechneten die meisten Marktteilnehmer für 2022 mit etwas berechenbareren Marktverhältnissen.<br />
Weit gefehlt! Seit Ende Februar herrscht in der Ukraine Krieg. Neben unendlichem Leid bei der Bevölkerung hat dies<br />
auch massive Auswirkungen auf die verschiedensten Wirtschaftsbereiche, in großem Maße auch auf die Stahlmärkte.<br />
Hier herrschte im März allergrößte Verunsicherung hinsichtlich zukünftiger Verfügbarkeiten und Preisentwicklungen.<br />
Jörg Feger, Bereichsleiter<br />
Research im<br />
Bundesverband<br />
Deutscher Stahlhandel<br />
(BDS), berichtet<br />
zusammenfassend<br />
angesichts der ihm<br />
bis einschließlich<br />
März 2022 vorliegenden<br />
Zahlen.<br />
Fragen zur<br />
Statistik<br />
beantwortet im<br />
Bundesverband<br />
Deutscher Stahlhandel<br />
(BDS) Jörg<br />
Feger, Prokurist<br />
und Bereichsleiter<br />
Research:<br />
Feger-BDS@<br />
stahlhandel.com<br />
Foto: privat<br />
Lagerabsatz<br />
Im Jahr 2021 wurden 10,62 Mio. t<br />
Walzstahlfertigerzeugnisse abgesetzt.<br />
Das ist ein Plus von 2,7 % gegenüber<br />
dem Vorjahr. Im Vergleich zu<br />
2019 und den Jahren zuvor fiel der<br />
Lagerabsatz jedoch geringer aus.<br />
Quartoblech, das in den Vorjahren<br />
recht deutliche Mengenverluste verzeichnet<br />
hatte, konnte 2021 zweistellig<br />
zulegen. Betonstahl hingegen<br />
verpasste das zwölfte Plus in Folge<br />
und verfehlte den Lagerabsatz des<br />
überaus starken Vorjahres um knapp<br />
6 %.<br />
Der Start ins Jahr 2022 verlief<br />
noch ohne besondere Vorkommnisse.<br />
Den Kunden der deutschen Stahldistribution<br />
wurden im Januar knapp<br />
858.000 t Walzstahlfertigerzeugnisse<br />
geliefert. Das sind knapp 6 % weniger<br />
als im Januar des Vorjahres. Der Februar<br />
lag mit 899.000 t 1 % unter der<br />
Tonnage des Vergleichsmonats. Der<br />
Ausbruch des Krieges führte zu großen<br />
Unsicherheiten, auf welchem<br />
Wege und zu welchen Kosten zukünftig<br />
die Materialversorgung gewährleistet<br />
werden könne. Dies führte zu<br />
hohen, teilweise auch über den aktuellen<br />
Bedarf hinausgehenden Bestellungen<br />
der Kunden.<br />
Der Lagerabsatz lag im März bei<br />
1,05 Mio. t. Zuwächse gab es im Vergleich<br />
zum starken Vorjahresmonat<br />
bei fast allen Produkten. Lediglich bei<br />
kaltgewalzten und oberflächenveredelten<br />
Blechen fiel der Absatz aufgrund<br />
der Schwäche im Automobilsektor<br />
geringer aus.<br />
Lagerbestand<br />
Nach sehr geringen Lagerbeständen<br />
zum Jahreswechsel 2020/2021 konnten<br />
die Lagermengen in den meisten<br />
Monaten des Jahres 2021 zulegen, so<br />
dass im Spätsommer erstmals wieder<br />
von relativ normalen Bestandsgrößen<br />
gesprochen werden konnte. Im<br />
November und Dezember 2021 kam<br />
es zum saisonal üblichen Bestandsabbau.<br />
Mit 2,07 Mio. t lag der Bestand<br />
im Dezember 2021 um 8,1 % über dem<br />
sehr niedrigen Vorjahresniveau. Zu<br />
Jahresbeginn legten die Bestände bei<br />
allen Produkten zu. Der Zuwachs war<br />
in den meisten Produktgruppen signifikant.<br />
Im März nahmen die Bestände<br />
erstmals wieder etwas ab. Sie lagen<br />
bei 2,23 Mio. t. Dieser Wert ist um<br />
15,8 % höher als im Jahr zuvor.<br />
Lagerreichweite<br />
Aufgrund der sehr niedrigen Lagerbestände<br />
und ordentlichen Absätze<br />
war die Reichweite im gesamten ersten<br />
Halbjahr 2021 sehr niedrig. Ab<br />
dem Spätsommer normalisierte sie<br />
sich und schwankte, mit Ausnahme<br />
des Dezembers, zwischen 2,2 und 2,5<br />
Monaten. Im Jahresdurchschnitt lag<br />
sie bei niedrigen 2,3 Monaten bzw.<br />
69 Tagen. Anfang 2022 legte die<br />
Lagerreichweite aufgrund des<br />
Bestandsaufbaus und des eher unterdurchschnittlichen<br />
Lagerabsatzes<br />
zu. Sie lag im Januar und Februar bei<br />
2,5 Monaten. Dies entspricht 75<br />
Tagen Im März sank sie aufgrund<br />
hoher Lagerabsätze und leichtem<br />
Bestandsabbau auf 2,1 Monate. Das<br />
entspricht 63 Tagen (vgl. Abbildung<br />
1).<br />
Lagerverkaufspreise<br />
Den Angaben des BDS-Marktinformationsverfahrens<br />
für durchschnittliche<br />
Verkaufspreise im kleinlosigen<br />
Bereich zufolge stiegen die Preise in<br />
den ersten sieben Monaten des Jahres<br />
2021 wie es zuvor selbst im Jahr 2008<br />
nicht erlebt wurde. Dabei fiel der<br />
Anstieg bei Flachprodukten noch viel<br />
deutlicher als bei Langprodukten<br />
aus. Im August kam dieser Preisaufbau<br />
bei den meisten Produkten zum<br />
Stillstand. In den letzten Monaten des<br />
Jahres wurden vor allem bei Flachprodukten<br />
Preisreduzierungen festgestellt.<br />
Langprodukte zeigten sich<br />
vergleichsweise stabiler und konnten<br />
teilweise sogar zulegen. In den ersten<br />
Wochen des Jahres 2022 wurden verstärkt<br />
wieder Preisanstiege wahrgenommen.<br />
Nach Ausbruch des Ukraine-Kriegs<br />
Ende Februar kannten die<br />
Preise nur eine Richtung: steil nach<br />
oben! (vgl. Abbildungen 2 und 3) 2<br />
32 <strong>Stahlreport</strong> 6|22
Lagerabsatz und Lagerreichweite der Stahldistribution<br />
n Absatzindex (2007 = 100) n Lagerreichweite in Tagen<br />
Abb.1<br />
140<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
97<br />
Ø<br />
2018<br />
94<br />
Ø<br />
2019<br />
90 89 94<br />
Ø<br />
2020<br />
Ø<br />
2021<br />
Ø<br />
2022<br />
108<br />
März<br />
2021<br />
92<br />
April<br />
2021<br />
94<br />
87<br />
91 89 89<br />
84 87<br />
91<br />
86<br />
81 81 72 69 72 54 63 69 60 66 75 72 75 72 99 75 75 63<br />
Mai<br />
2021<br />
Juni<br />
2021<br />
Juli<br />
2021<br />
Aug.<br />
2021<br />
Sep.<br />
2021<br />
Okt.<br />
2021<br />
Nov.<br />
2021<br />
64<br />
Dez.<br />
2021<br />
Jan.<br />
2022<br />
Feb.<br />
2022<br />
105<br />
März<br />
2022<br />
200<br />
180<br />
160<br />
140<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
350<br />
Preisentwicklung bei Langprodukten Abb. 2<br />
Index (Januar 2010 = 100)<br />
Formstahl Breitflanschträger Stabstahl Betonstahl in Stäben Betonstahlmatten<br />
350<br />
300<br />
300<br />
250<br />
250<br />
200<br />
200<br />
150<br />
150<br />
100<br />
100<br />
|<br />
2010<br />
|<br />
2011<br />
|<br />
2012<br />
|<br />
2013<br />
|<br />
2014<br />
|<br />
2015<br />
|<br />
2016<br />
|<br />
2017<br />
|<br />
2018<br />
|<br />
2019<br />
|<br />
2020<br />
|<br />
2021<br />
|<br />
2022<br />
Preisentwicklung bei Flachprodukten und Rohren Abb. 3<br />
Index (Januar 2010 = 100)<br />
Quelle: BDS<br />
400<br />
400<br />
350<br />
350<br />
300<br />
300<br />
250<br />
250<br />
200<br />
200<br />
150<br />
150<br />
100<br />
100<br />
50<br />
50 |<br />
2010<br />
Quartoblech Bandblech Kaltgewalztes Blech OV Blech Quad. & RE-Rohr Nahtloses Rohr<br />
|<br />
2011<br />
|<br />
2012<br />
|<br />
2013<br />
|<br />
2014<br />
|<br />
2015<br />
|<br />
2016<br />
|<br />
2017<br />
|<br />
2018<br />
|<br />
2019<br />
|<br />
2020<br />
|<br />
2021<br />
|<br />
2022<br />
<strong>Stahlreport</strong> 6|22<br />
33
BDS<br />
XXXXX BerichteA XXXXX<br />
Besuch bei der Hagelauer Dewald GmbH<br />
Bilder: BDS<br />
BDS-Seminar Blankstahl: Begrüßung bei der Betriebsbesichtigung<br />
des Spannmittelherstellers Hainbuch.<br />
BDS-Seminar mit zwei Betriebsbesichtigungen<br />
Einblick in die Blankstahl-Praxis<br />
Blankstähle stehen auf der ersten Verarbeitungsstufe für Konstruktionsmaterialien. Diese besondere Position innerhalb<br />
der Wertschöpfungsketten macht sie für die gesamte Stahlwirtschaft interessant: werkstoffbezogen für die Hersteller<br />
sowie mit Blick auf die Verarbeitung auch für den Handel. Einen detaillierten Einblick in diese Erzeugnisgruppe hat<br />
das BDS-Seminar „Blankstahl“ Ende April in Ludwigsburg gegeben – bei dem nicht nur die Theorie, sondern mit zwei<br />
Betriebsbesichtigungen auch die Praxis eine große Rolle spielte.<br />
INFO Über die BDS-Berufsbildung<br />
Zu Beginn des Seminars, das<br />
als eines der ersten BDS-Seminare<br />
seit der Einschränkung durch die<br />
Coronapandemie wieder als zweitägiges<br />
Präsenzseminar durchgeführt<br />
wurde, standen die beiden alternativen<br />
Bearbeitungsmöglichkeiten<br />
von Blankstählen auf dem Programm:<br />
die spanlose und die spanende<br />
Formgebung. Der zweite Themenblock<br />
fokussierte die kompletten<br />
Produkte – von den Oberflächen bis<br />
zur Beeinflussung der inneren<br />
Struktur durch Wärmebehandlung.<br />
Die BDS AG – Bundesverband Deutscher Stahlhandel<br />
bietet ein breitgefächtertes ganzjähriges Seminarprogramm<br />
für den Stahlhandel und verwandte Branchen.<br />
Im Weiterbildungsgeschehen dieser Branchen sind die<br />
Seminare des BDS seit vielen Jahren eine feste Größe.<br />
Von Seminaren zu Herstellung und Erzeugnissen bis<br />
hin zu Marketingthemen deckt das Programm der<br />
BDS-Berufsbildung alle für den Stahlhandel relevanten<br />
Themen ab – und entwickelt sich kontinuierlich weiter,<br />
etwa mit Softskill-Seminaren für Auszubildende und<br />
speziell für Frauen in der Branche konzipierte Formate.<br />
In einem dritten Teil der Schulung<br />
ging es schließlich um Standards für<br />
Blankstahl und um dessen besondere<br />
Logistik.<br />
Zwei Einblicke in die Praxis<br />
Auf dem Programm standen neben<br />
dem von Dozent Dr. Manfred Feurer<br />
geleiteten Durchgang durch die<br />
Welt der Blankstähle auch zwei<br />
Betriebsbesichtigungen: bei dem<br />
europaweit agierenden Stahlhandelshaus<br />
mit Schwerpunkt auf<br />
hochwertige Qualitätsstähle Hagelauer<br />
Dewald GmbH sowie beim<br />
Spannmittelhersteller Hainbuch.<br />
Während bei Hagelauer Dewald die<br />
Qualität und Logistik eines Werkstofflieferanten<br />
im Fokus standen,<br />
haben die Teilnehmerinnen und<br />
Teilnehmer bei der Hainbuch<br />
GmbH die Produktion und die<br />
Komplexität eines Blankstahl-verarbeitenden<br />
Unternehmens kenngelernt:<br />
vom Wareneingang über<br />
Qualitätskontrolle und Fertigungsvorbereitung<br />
bis hin zur Fertigung<br />
selbst. Gezeigt wurden insbesondere<br />
die spanende Fertigung beim<br />
Drehen, Fräsen, Schleifen und Rüsten<br />
sowie ein Werkstück, das an<br />
einer fertig bearbeiteten Oberfläche<br />
gespannt wird.<br />
Bei Hainbuch werden in der<br />
Regel kleinere Stückzahlen, Sonderfertigungen<br />
sowie Anpasskonstruktionen<br />
gefertigt, wobei häufig komplexe<br />
Spannaufgaben zu lösen sind.<br />
Die Kunden des Unternehmens<br />
haben hohe Ansprüche an die Hainbuch-Produkte<br />
und legen unter<br />
anderem Wert auf Rüstzeitminimierung,<br />
Schnellwechsel sowie eine<br />
Null-Fehler-Quote – alles Anforderungen,<br />
die sich unmittelbar auf die<br />
hohe Qualität in den eigenen Fertigungsprozessen<br />
auswirken. „Mit<br />
diesem Praxis-Einblick entlang der<br />
Blankstahl-Wertschöpfungskette<br />
konnten wir die Seminarthemen<br />
durch eigene Anschauung direkt<br />
mit der Praxis verknüpfen“, sagte<br />
Beate Wynands, Seminarleiterin<br />
und als Abteilungsleiterin im BDS<br />
für die Berufsbildung verantwortlich.<br />
2<br />
Das aktuelle Programm ist zu finden<br />
unter www.stahlhandel.com<br />
34 <strong>Stahlreport</strong> 6|22
BDS-Gemeinschaftsstand in neuer Halle 1<br />
Treffpunkt Stahlhandel auf der Tube<br />
Die Internationale Rohrfachmesse Tube zeigt die gesamte Bandbreite von der Rohrherstellung über die Rohrbearbeitung<br />
bis hin zur Verarbeitung von Rohren und den Rohrhandel. Auch der BDS ist dabei: Auf dem Gemeinschaftsstand des<br />
Bundesverbands Deutscher Stahlhandel in Halle 1, Stand A59 präsentieren Unternehmen des Stahlhandels ihr Portfolio.<br />
Das Angebot der Tube reicht<br />
von Rohmaterialien, Rohren und<br />
Zubehör, Maschinen zur Herstellung<br />
von Rohren und Gebrauchtmaschinen<br />
über Werkzeuge zur Verfahrenstechnik,<br />
Hilfsmittel und<br />
Mess-, Steuer-, Regel- und Prüftechnik.<br />
Pipelines und der Bereich der<br />
OCTG-Technologie sowie Profile und<br />
Maschinen ergänzen das Angebot.<br />
Die Nr. 1 Messe der Rohrindustrie<br />
belegt mit den Bereichen Rohrherstellung,<br />
Rohrzubehör und Rohrhandel<br />
zum ersten Mal die neue Messehalle<br />
1 sowie die angeschlossenen<br />
Hallen 3 und 4. In den Hallen 5 und<br />
6 schließt sich die Umformtechnik<br />
an, der Bereich Rohrbearbeitungstechnik<br />
folgt in den Hallen 6 und 7a.<br />
Halle 7a wird von großen Maschinen<br />
und Anlagen belegt.<br />
Alles zum Draht<br />
Die internationale Leitmesse der<br />
Drahtbranche wire zeigt Maschinen<br />
zur Drahtherstellung und Veredelung,<br />
Werkzeuge und Hilfsmaterialien<br />
zur Verfahrenstechnik sowie<br />
Werkstoffe, Spezialdrähte und Kabel.<br />
Außerdem werden Innovationen aus<br />
den Bereichen Mess-, Steuer- und<br />
Regeltechnik sowie Prüftechnik und<br />
Spezialgebiete präsentiert. Zum ersten<br />
Mal werden auch die Endprodukte<br />
aus den traditionellen Bereichen<br />
Fastener Technology und Spring<br />
Making Technology gezeigt. So halten<br />
Endprodukte wie technische Federn,<br />
Schrauben, Litzen, Ösen etc. Einzug<br />
ins Sortiment der wire 2022.<br />
Die internationale Fachmesse<br />
wire belegt mit den Bereichen<br />
Draht, Kabel, Drahtprodukte und<br />
Fertigungstechnik, Befestigungstechnik<br />
(Fastener Technology) und<br />
Federfertigungstechnik (Spring<br />
Making Technology) plus Endprodukte<br />
die Messehallen 9 bis 14,<br />
wobei Halle 13 ganz im Zeichen von<br />
Fastener und Spring Making Technologies<br />
und deren Endprodukten<br />
steht. Die großen und energieintensiven<br />
Gitterschweißmaschinen und<br />
die dazugehörige Technik schließen<br />
sich in Halle 15 an. 2<br />
Aktuelle Informationen zu beiden<br />
Fachmessen finden sich unter<br />
www.wire.de und www.tube.de.<br />
INFO BDS-Gemeinschaftsstand auf der Tube<br />
Der Gemeinschaftsstand des BDS mit den ausstellenden<br />
Unternehmen des Stahlhandels befindet sich in<br />
Halle 1, Stand A59. Ausstellende Unternehmen sind<br />
z BEPRO Blech und Profilstahl Handelsgesellschaft<br />
mbH & Co. KG, Gelsenkirchen<br />
z Heine + Beisswenger Stiftung + Co. KG, Fellbach<br />
z Naumann Stahl GmbH & Co. KG, Neuss<br />
z Peter Drösser GmbH, Köln<br />
z RHB Voß GmbH, Düsseldorf<br />
z Voß Edelstahlhandel GmbH & Co. KG, Neu Wulmstorf<br />
z Weinmann Aach AG, Dornstetten<br />
Bereiche für alle BDS-Mitglieder nutzbar<br />
Für alle ordentlichen BDS-Mitglieder besteht<br />
ebenfalls die Möglichkeit, die Lounge-Bereiche auf<br />
dem Messestand zu nutzen, um Ihre Kunden zu<br />
Gesprächen einzuladen.<br />
<strong>Stahlreport</strong> 6|22<br />
35
Messen<br />
XXXXXXXXXX<br />
und Märkte<br />
XXXXX Nachrichten A XXXXX<br />
Bild: Landesmesse Stuttgart GmbH<br />
Deutsche Gesellschaft für<br />
Materialkunde e.V.<br />
40. Vortrags- und<br />
Diskussionstagung<br />
Werkstoffprüfung<br />
Die 40. Vortrags- und Diskussionstagung<br />
Werkstoffprüfung findet vom 27. bis<br />
28. Oktober 2022 als hybride Veranstaltung<br />
in Dresden und online stattfinden. Sie wendet<br />
sich an alle, die in Industrie und wissenschaftlichen<br />
Instituten mit der Prüfung und<br />
Charakterisierung von Werkstoffen und Bauteilen<br />
sowie mit der Schadensanalyse und<br />
Schadensvermeidung befasst sind. Themenschwerpunkte<br />
sind unter anderem die<br />
Charakterisierung der Wasserstoffversprödung,<br />
Schadensanalyse/Schadensprävention,<br />
neue digitale Konzepte und Methoden,<br />
Prüfung additiv gefertigter Bauteile, Ermüdung/Betriebsfestigkeit<br />
und mehr.<br />
Weitere Informationen unter bit.ly/<br />
tagung-werkstoffpruefung<br />
Messe Stuttgart<br />
Lasys<br />
Vom 21. bis 23. Juni findet in Stuttgart<br />
die Fachmesse Lasys statt. Von Lasersystemen<br />
über Dienstleistungen bis hin zu Verfahren<br />
und Werkstoffen zeigt die Lasys das<br />
ganze Anwendungsspektrum des Lasers in<br />
der Materialbearbeitung. Ein Messeschwerpunkt<br />
wird die Transformation der Automobilindustrie<br />
hin zur Elektromobilität sein, die die<br />
Arbeitswelt in der Branche enorm verändere.<br />
Der Branche eröffneten sich damit neue<br />
Märkte, in denen erst die Materialbearbeitung<br />
durch den Laser eine effiziente Serienfertigung<br />
ermögliche. Zeitgleich zur Messe<br />
finden die Stuttgarter Lasertage (SLT) am 21.<br />
und 22. Juni statt. Die SLT werden vom Institut<br />
für Strahlwerkzeuge (IFSW) der Universität<br />
Stuttgart veranstaltet. Neben den SLT hält<br />
das Fachforum „Lasers in Action“ für drei<br />
Tage praxisorientierte Vorträge direkt in der<br />
Messehalle bereit.<br />
www.messe-stuttgart.de/lasys<br />
Die Lasys begrüßt vom 21. bis 23. Juni ihre Besucher<br />
und Besucherinnen vor Ort.<br />
VDI<br />
VDI-Expertenforum<br />
Emissionshandel 2022<br />
Das marktorientierte Instrument des<br />
Emissionshandels hat in den zurückliegenden<br />
Handelsperioden gezeigt, dass es den<br />
Ausstoß an Treibhausgasen in dem angestrebten<br />
Umfang mindern kann. Aufgrund<br />
der neusten wissenschaftlichen Erkenntnisse<br />
und unter den aktuellen weltpolitischen<br />
Rahmenbedingungen sind die Ambitionen<br />
zur Treibhausgasminderung jedoch weiter<br />
gestiegen, so dass dieses Instrument weiterentwickelt<br />
und angepasst werden muss.<br />
Zudem plant die EU-Kommission eine Verknüpfung<br />
des marktorientierten Instruments<br />
Emissionshandel (EU ETS) mit dem ordnungsrechtlichen<br />
Instrument Industrieemissionsrichtlinie<br />
(IED). Wie diese Herausforderungen<br />
konkret angegangen werden sollen<br />
und welche Auswirkungen dies auf die<br />
betroffenen Industrien hat, soll u.a. im Rahmen<br />
des kostenlosen VDI-Expertenforums<br />
„Emissionshandel 2022“ vorgestellt und diskutiert<br />
werden.<br />
bit.ly/emissionshandel-forum<br />
Messe Stuttgart<br />
Cast Forge<br />
Parallel zur Messe Lasys findet vom<br />
21. bis 23.06. in Stuttgart die Messe Cast-<br />
Forge statt, bei der rund 280 Ausstellende<br />
ihre Lösungen und Dienstleistungen präsentieren.<br />
Als Fachmesse legt die CastForge<br />
ihren Fokus auf Guss- und Schmiedeteile<br />
und deren Bearbeitung. Internationale Herwire<br />
und Tube 2022<br />
Profis für Profis beim ExpertenTreff<br />
steller von Guss- und Schmiedeteilen sowie<br />
hoch spezialisierte Bearbeiter präsentieren<br />
sich den industriellen Einkäufern aus dem<br />
Maschinen- und Anlagenbau, der Antriebstechnik,<br />
der Pumpen- und Hydraulikindustrie<br />
und dem Nutzfahrzeugbau. Besucher<br />
und Besucherinnen erwartet daneben ein<br />
umfangreiches Rahmenprogramm. Ein wichtiger<br />
Teil ist dabei das VDG-Eisengussforum.<br />
Am 22. und 23. Juni wenden sich hier Vorträge<br />
an GusseinkäuferInnen und KonstrukteurInnen.<br />
Auf dem Einkäufertag des Bundesverbandes<br />
Materialwirtschaft, Einkauf<br />
und Logistik e. V. auf der CastForge am<br />
22.06.2022 stehen die persönlichen Begegnungen<br />
und Gespräche rund um die technischen<br />
Neuheiten für Guss- und Schmiedeteile<br />
mit Bearbeitung im Vordergrund,<br />
ergänzt werden diese durch ein Vortragsprogramm:<br />
PraxisvertreterInnen aus dem<br />
Einkauf stellen Best Practice Beispiele vor<br />
und informieren über aktuelle Entwicklungen<br />
und Trends aus der Beschaffung.<br />
www.messe-stuttgart.de/castforge<br />
Auf der Doppelmesse wire & Tube, die vom 20. bis 24. Juni in Düsseldorf stattfindet,<br />
lädt die Agentur Stahlkommunikation in Halle 3, Stand D38 zum ExpertenTreff ein.<br />
Am 21. und 22. Juni geht es dabei jeweils ab 14.00 h um die aktuelle Situation in der<br />
Stahlindustrie, insbesondere die „grüne Transformation“ der Branche. Branchen-Key-Player<br />
wie die Salzgitter AG, thyssenkrupp Steel, thyssenkrupp Material Services<br />
Processing, ArcelorMittal, die Heine + Beisswenger-Gruppe, Klöckner + Co SE,<br />
die Swiss Steel Group, die SMS Group GmbH, die Wirtschaftsvereinigung Stahlrohre<br />
e.V., Benteler Steel/Tube GmbH, Voß Edelstahlhandel GmbH + Co. KG sowie der Bundesverband<br />
Energiespeicher Systeme und Stahlmarkt Consult schicken Experten zum<br />
Treff, die über hochaktuelle Themen aus jeweiliger Unternehmenssicht informieren.<br />
Kostenfreie Anmeldungen zu diesem hochkarätig besetzten ExpertenTreff sind unter:<br />
hgd@stahl-kommunikation.de möglich.<br />
www.stahl-kommunikation.de/veranstaltungen<br />
Bild: Landesmesse Stuttgart GmbH<br />
Auch der BME Einkäufertag findet 2022 wieder<br />
auf der CastForge in Stuttgart statt.<br />
36 <strong>Stahlreport</strong> 6|22
Messekalender<br />
Datum Messe Ort Info<br />
08.-10.06.2022 EUROGUSS, Internationale Fachmesse für Gruckguss, Technik, Prozesse, Produkte Nürnberg www.euroguss.de<br />
20.–24.06.2022 wire und Tube, Internationale Fachmesse für Rohr, Röhren, Herstellung und Düsseldorf www.tube.de<br />
Verarbeitung sowie Internationale Messe der Draht- und Kabelindustrie<br />
www.wire.de<br />
Treffpunkt Stahlhandel, BDS-Gemeinschaftsstand auf der Tube, Halle 1, Stand A 59<br />
21.-22.06.2022 BDS-Seminar: Stahleinkauf kompakt Duisburg www.stahlhandel.com<br />
Immer aktuell<br />
auch auf<br />
www.stahlreport.com<br />
21.-23.06.2022 CastForge, Fachmesse für Guss- und Schmiedeteile mit Bearbeitung Stuttgart www.messe-stuttgart.de/castforge<br />
21.-23.06.2022 LASYS Fachmesse für Systemlösungen für die Laser-Materialbearbeitung Stuttgart www.messe-stuttgart.de/lasys<br />
21.–23.06.2022 Surface Technology Germany 2022, Internationale Fachmesse für Stuttgart www.surface-technology-germany.de<br />
Oberflächen & Schichten<br />
21.-24.06.2022 METAV, 22. Internationale Messe für Technologien der Metallbearbeitung Düsseldorf www.metav.de<br />
21.-24.06.2022 automatica, Weltleitmesse für intelligente Automation und Robotik München www.automatica-munich.com<br />
28.06.2022 BDS-Seminar: Stahl AGB – juristische Grundlagen Düsseldorf www.stahlhandel.com<br />
20.-22.07.2022 Hybrid 2022 – Materialien und Strukturen Leoben/AT www.dgm.de/hybrid/2022<br />
& online<br />
31.08.-01.09.2022 BDS-Seminar: Qualitäts- und Edelstahl Osnabrück www.stahlhandel.com<br />
13.-14.09.2022 BDS-Seminar: Ladies first – sicher eigene Akzente setzen Soltau www.stahlhandel.com<br />
13.-17.09.2022 AMB, Internationale Ausstellung für Metallbearbeitung Stuttgart www.messe-stuttgart.de/amb<br />
14.-17.09.2022 GaLaBau, Internationale Leitmesse für Planung, Bau und Pflege von Urban-, Nürnberg www.galabau-messe.com<br />
Grün- und Freiräumen<br />
19.09.2022 BDS-Gebietsversammlungen Soltau www.stahlhandel.com<br />
20.09.2022 BDS-Gebietsversammlungen Leipzig www.stahlhandel.com<br />
21.09.20222 BDS-Gebietsversammlungen Merklingen www.stahlhandel.com<br />
22.09.2022 BDS-Gebietsversammlungen Groß-Gerau www.stahlhandel.com<br />
23.09.2022 BDS-Gebietsversammlungen Duisburg www.stahlhandel.com<br />
25.-28.09.2022 Internationale Eisenwarenmesse Köln www.eisenwarenmesse.de<br />
27.09.2022 BDS-Seminar: Prüfbescheinigungen und Produkthaftung Düsseldorf www.stahlhandel.com<br />
27.-29.09.2022 Aluminium Düsseldorf www.aluminium-exhibition.com<br />
27.-28.09.2022 MBI-StahlTag 2022 Frankfurt/Main www.mbi-infosource.de<br />
27.-29.09.2022 FachPack 2022, Fachmesse für Verpackungen, Prozesse und Technik Nürnberg www.fachpack.de<br />
27.-29.09.2022 MSE 2022, Internationaler Kongress für Materialwirtschaft und Werkstofftechnik Darmstadt/online www.dgm.de/mse/2022<br />
04.-07.10.2022 Motek, Internationale Fachmesse für Produktions- und Montageautomatisierung Stuttgart www.motek-messe.de<br />
04.-07.10.2022 Bondexpo, Internationale Fachmesse für Klebtechnologie Stuttgart www.bondexpo-messe.de<br />
10.-11.10.2022 BDS-Seminar: Grobbleche Wernigerode www.stahlhandel.com<br />
11.-13.10.2022 11. Internationale Zulieferbörse (IZB) Wolfsburg www.izb-online.com<br />
17.-18.10.2022 BDS-Seminar: Methodische Prüfungsvorbereitung für Auszubildende Münster www.stahlhandel.com<br />
19.-20.10.2022 BDS-Seminar: Auszubildende im Fokus Münster www.stahlhandel.com<br />
24.–30.10.2022 bauma, 33. Weltleitmesse für Baumaschinen, Baustoffmaschinen, München www.bauma.de<br />
Bergbaumaschinen, Baufahrzeuge und Baugeräte<br />
25.-28.10.2022 EuroBLECH, Internationale Technologiemesse für Blechbearbeitung Hannover www.euroblech.com<br />
27.-28.10.2022 Werkstoffprüfung 2022 – 40. Vortrags- und Diskussionstagung Dresden & online www.dgm.de/wp/2022<br />
08.-09.11.2022 BDS-Seminar: Stahleinkauf kompakt Duisburg www.stahlhandel.com<br />
14.-15.11.2022 BDS-Seminar: Mehr Umsatz, Ertrag und Kunden I Köln www.stahlhandel.com<br />
22.-23.11.2022 BDS-Seminar: Betonstahl Kehl www.stahlhandel.com<br />
29.11.-01.12.2022 BDS-Seminar: Stahlkunde Gengenbach www.stahlhandel.com<br />
05.-06.12.2022 BDS-Seminar: Nichtrostende Stähle Düsseldorf www.stahlhandel.com<br />
07.-10.03.2023 Intec, Internationale Fachmesse für Werkzeugmaschinen, Leipzig www.messe-intec.de<br />
Fertigungs- und Automatisierungstechnik<br />
07.-10.03.2023 Z, Internationale Zuliefermesse für Teile, Komponenten, Module und Technologien Leipzig www.zuliefermesse.de<br />
21.-23.03.2023 Fastener Fair, Internationale Fachmesse der Verbindungs- und Befestigungsbranche Stuttgart www.fastenerfair.com<br />
17.-22.04.2023 BAU, Weltleitmesse für Architektur, Materialien, Systeme München www.bau-muenchen.com<br />
02.-06.05.2023 METPACK, Weltleitmesse für Metallverpackungen Essen www.metpack.de<br />
04.-10.05.2023 Interpack – Processing & Packaging Düsseldorf www.interpack.de<br />
09.-12.05.2023 Control, Internationale Fachmesse für Qualitätssicherung Stuttgart www.control-messe.de<br />
12.-16.06.2023 GIFA, METEC, THERMPROCESS und NEWCAST Düsseldorf www.gifa.de, www.metec.de<br />
13.-16.06.2023 Moulding Expo, Internationale Fachmesse Werkzeug-, Modell- und Formenbau Stuttgart www.messe-stuttgart.de/<br />
moulding-expo<br />
11.-15.09.2023 SCHWEISSEN & SCHNEIDEN, Weltleitmesse Fügen, Trennen, Beschichten Essen www.schweissen-schneiden.com<br />
18.-23.09.2023 EMO Hannover, Weltleitmesse der Produktionstechnologie Hannover www.emo-hannover.de<br />
10.-13.10.2023 Motek, Internationale Fachmesse für Produktions- und Montageautomatisierung Stuttgart www.motek-messe.de<br />
Sie möchten Ihre Veranstaltung bei uns im Kalender sehen?<br />
Kommen Sie gern auf uns zu unter +49 211 86497-0 oder jung-bds@stahlhandel.com<br />
<strong>Stahlreport</strong> 6|22<br />
37
Messen<br />
und Märkte<br />
Bericht<br />
PwC-Maschinenbau-Barometer<br />
Resilienz ist das Gebot der Stunde<br />
Der Ausbruch des Krieges in der Ukraine hat den deutschen Maschinen- und Anlagenbau massiv beeinträchtigt.<br />
Die noch zu Beginn des Jahres vorhandene Aufbruchsstimmung hat sich komplett ins Gegenteil verkehrt, stellt die<br />
Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) fest. Sechs von zehn Entscheiderinnen und Entscheidern<br />
blicken demach inzwischen pessimistisch auf die Entwicklung der deutschen Wirtschaft in den nächsten zwölf Monaten.<br />
Vor der russischen Invasion waren es nicht einmal zwei von zehn.<br />
[Kontakt]<br />
Pricewaterhouse Coopers<br />
GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft<br />
Friedrich-Ebert-Anlage 35-37<br />
60327 Frankfurt/Main<br />
+49 69 9585-0<br />
de_kontakt@pwc.com<br />
www.pwc.com<br />
Auch der Blick auf die globale<br />
Konjunktur hat sich PwC zufolge<br />
binnen weniger Tage dramatisch<br />
verschlechtert: Vor Kriegsbeginn<br />
blickte rund die Hälfte der Befragten<br />
positiv auf die Entwicklung der<br />
Weltwirtschaft, danach sind es gerade<br />
noch 13 % – der niedrigste Wert<br />
seit zwei Jahren. Dies geht aus dem<br />
aktuellen Maschinenbau-Barometer<br />
der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft<br />
PwC Deutschland<br />
(PwC) hervor.<br />
Umsatzprognosen drehen<br />
ins Negative<br />
43 % der Befragten erwarten eine<br />
klare Negativentwicklung für den<br />
Maschinen- und Anlagenbau im Jahr<br />
2022. Noch vor rund zehn Wochen<br />
hatte ihr Anteil bei 16 % gelegen. Die<br />
durchschnittliche Umsatzerwartung<br />
für die Gesamtbranche in den nächsten<br />
zwölf Monaten liegt derzeit bei<br />
-2,8 %, so das Konjunktur-Barometer.<br />
Kurz vor dem russischen Angriff<br />
auf die Ukraine waren es noch im<br />
Schnitt 7,2 %. Damit ist die kontinuierliche<br />
Erholung, die man im Verlauf<br />
des letzten Jahres feststellen<br />
konnte, wieder dahin.<br />
„Auffällig ist, dass die<br />
Umsatzprognose nicht so<br />
negativ ausfällt wie zur<br />
Hochphase der Pandemie<br />
im Herbst 2020.“<br />
Dr. Klaus-Peter Gushurst,<br />
Leiter des Bereichs Industries &<br />
Innovation bei PwC Deutschland<br />
„Der Einbruch um zehn Prozentpunkte<br />
ist frappierend. Auch die<br />
Prognosen für die eigenen Unternehmen<br />
haben rund sechs Prozentpunkte<br />
eingebüßt. Auffällig ist allerdings,<br />
dass die Umsatzprognose<br />
nicht so negativ ausfällt wie zur<br />
Hochphase der Pandemie im Herbst<br />
2020“, kommentiert Dr. Klaus-Peter<br />
Gushurst, Leiter des Bereichs Industries<br />
& Innovation bei PwC Deutschland.<br />
„Vermutlich erzeugt der Krieg<br />
als determinierende Größe weniger<br />
Unsicherheit bei den Managern als<br />
eine nicht einschätzbare Pandemie.“<br />
Kriegs-Auswirkungen<br />
sind deutlich spürbar<br />
Trotz zahlreicher Lieferengpässe<br />
von Rohstoffen und Vorprodukten<br />
im Bereich Elektronik (Halbleitermangel,<br />
Kabelbäume, etc.) und dem<br />
Wegfall des Russlandgeschäfts liegt<br />
die Kapazitätsauslastung der<br />
Maschinen- und Anlagenbauer PwC<br />
zufolge unverändert bei 87,7 %.<br />
Momentan arbeite jeder zweite<br />
Betrieb am Auslastungslimit.<br />
Nicht die Auftragslage, sondern<br />
der steigende Kostendruck sei die<br />
größte Sorge der Maschinenbauer.<br />
Denn die Kosten haben sich durch<br />
den Kriegsausbruch noch einmal<br />
kräftig erhöht. 93 % der Befragten<br />
rechneten entsprechend fest mit<br />
steigenden Kosten im kommenden<br />
Quartal, das sind fast 20 % mehr als<br />
vor der russischen Invasion. Nahezu<br />
zwei Drittel erwarten demnach<br />
einen Kostenanstieg von mindestens<br />
5 % – der absolute Höchstwert<br />
aller bisherigen Befragungen.<br />
Gefragt nach den größten Herausforderungen<br />
durch den Ukraine-Krieg<br />
benennen 84 % steigende<br />
Rohstoffkosten und 77 % steigende<br />
Energiekosten. Die Verfügbarkeit<br />
von Komponenten stellt 68 % vor<br />
große Herausforderungen, die Störung<br />
der Lieferkette 65 %. Zahlungsausfälle<br />
(11 %), Probleme bei der<br />
Finanzierung (6 %) oder drohende<br />
38 <strong>Stahlreport</strong> 6|22
Enteignungen (5 %) sind demgegenüber<br />
nachrangig. Dies überrascht<br />
insbesondere beim Thema Enteignungen<br />
– entweder ist dieses Resultat<br />
auch Ausdruck einer fatalistischen<br />
Einstellung oder man hegt die<br />
Hoffnung, dass sich das Thema über<br />
die nächsten drei bis fünf Jahre wieder<br />
entschärfen wird.<br />
Resilience first,<br />
restructuring second<br />
Die Maßnahmen der befragten<br />
Maschinenbauer in Reaktion auf<br />
den Krieg und seine Folgen betreffen<br />
in erster Linie die Sicherheit<br />
gegenüber Cyber-Attacken und die<br />
Stärkung der Energieeffizienz.<br />
Sechs von zehn der durch PwC<br />
Befragten haben Maßnahmen rund<br />
um diese beiden Aspekte geplant.<br />
40 % setzen diese bereits um. Ein<br />
Drittel der Befragten befindet sich<br />
darüber hinaus in der laufenden<br />
Umstrukturierung der Lieferkette<br />
und des Energiemixes, rund ein<br />
Viertel erschließt zudem neue Kunden.<br />
Mit Blick auf die nächsten zwölf Monate: Wie bewerten Sie<br />
die Entwicklung der deutschen Wirtschaft?<br />
Wie schätzen Sie die Umsatzentwicklung Ihrer Gesamtbranche für 2022<br />
im Vergleich zum Vorjahr ein?<br />
„Die Abwehr von<br />
Angriffen aus dem Netz<br />
und die Optimierung des<br />
Energieverbrauchs stehen<br />
hoch im Kurs.“<br />
Dr. Klaus-Peter Gushurst<br />
„Es zeigt sich, dass die Unternehmen<br />
Maßnahmen zur Steigerung<br />
ihrer Resilienz im Moment priorisieren<br />
– vor allem die Abwehr von<br />
Angriffen aus dem Netz und die<br />
Optimierung des Energieverbrauchs<br />
stehen hoch im Kurs.<br />
Neben der Widerstandskraft gehen<br />
einige Unternehmen bereits proaktive<br />
Schritte in der Lieferkette oder<br />
im Kundenportfolio. Allerdings stehen<br />
wir voraussichtlich auch erst<br />
am Anfang eines länger andauernden<br />
Konflikts mit einer Blockbildung<br />
vergleichbar der des Kalten<br />
Krieges des 20. Jahrhunderts. Dies<br />
wird noch viele Umstrukturierungen<br />
notwendig machen“, resümiert<br />
Gushurst. 2<br />
Quelle: PricewaterhouseCoopers<br />
Erwarten Sie, dass Ihre Gesamtkosten im nächsten Quartal steigen,<br />
sinken oder gleichbleiben werden?<br />
Vor Kriegsbeginn rechneten 75 % mit<br />
steigenden Kosten, danach 93 %<br />
<strong>Stahlreport</strong> 6|22<br />
39
Messen<br />
XXXXXXXXXX<br />
und Märkte<br />
XXXXX Bericht/Nachrichten<br />
A XXXXX<br />
Aktuelle BME-Umfrage<br />
Folgen des Erdgasembargos<br />
unabsehbar<br />
AMB 2022<br />
Vorbereitung voll im Plan<br />
Vom 13. bis 17. September öffnet die Messe Stuttgart zur AMB 2022<br />
ihre Tore für das Who-is-Who der Metallbearbeitungsbranche.<br />
Die aktuellen Anmeldezahlen und das vielfältige Rahmenprogramm<br />
versprechen volle Hallen und wertvolle Impulse für austellende<br />
Unternehmen sowie Besucher und Besucherinnen.<br />
„Die Messeplanung verläuft<br />
voll und ganz im Plan“. Diese Aussage<br />
hat man lange vermisst. Für die<br />
AMB 2022 trifft sie jedoch zu. In den<br />
letzten Monaten konnten die Organisatoren<br />
die Platzierungen der Aussteller<br />
und Ausstellerinnen weitgehend<br />
abschließen. Aktuell haben sich<br />
1.061 Unternehmen angemeldet. „Wir<br />
sind sehr dankbar und sogar ein<br />
wenig stolz, dass eine überwältigende<br />
Mehrheit von Firmen weiterhin fest<br />
zur AMB steht. Diese Unterstützung<br />
unserer PartnerInnen und AusstellerInnen<br />
hat wesentlich dazu beigetragen,<br />
dass die Messe Stuttgart die<br />
Corona-bedingten Betriebsverbote<br />
der letzten zwei Jahre einigermaßen<br />
glimpflich überstehen konnte“, betont<br />
Roland Bleinroth, Geschäftsführer der<br />
Messe Stuttgart.<br />
Neues Messeerlebnis mit<br />
digitalen Angeboten<br />
Die Besucher und Besucherinnen der<br />
AMB 2022 erwartet volle Hallen und<br />
ein ausgelastetes Messegelände, so<br />
der Veranstalter. Ein neues Erlebnis<br />
sollen dabei nahtlos eingebunde digitale<br />
Angebote bieten, beispielsweise<br />
ein innovatives Online-Ausstellerverzeichnis,<br />
in dem ausstellende<br />
Unternehmen neben statischen Informationen<br />
auch Videos und Animationssequenzen,<br />
Produkt-Broschüren<br />
und Co. zum Download anbieten und<br />
interaktive Inhalte oder ihren Social-Media-Auftritt<br />
einbinden können.<br />
Darüber hinaus können Unternehmen<br />
mehrere AnsprechpartnerInnen<br />
für unterschiedliche Zielgruppen hinterlegen,<br />
um am Messestand direkt<br />
die richtigen Personen zusammenzubringen.<br />
Maßgeblich erleichtert werde den<br />
Besuchern und Besucherinnen<br />
bereits der Weg zu den für sie relevanten<br />
Messeständen. Sie können mit<br />
einer ebenfalls neuen Funktion im<br />
Online-Ausstellerverzeichnis eigene<br />
konkrete Thementouren planen und<br />
so ihren Messebesuch optimal vorplanen.<br />
Diese Self-Guided-Tours werden<br />
gesteuert durch zahlreiche Filtermöglichkeiten<br />
zu Exponaten und Anwendungen<br />
auf den Messeständen zu<br />
verschiedenen Highlight-Themen.<br />
Einen digital verknüpften Weg<br />
schlägt die Messe auch bei Vorträgen<br />
ein, so werde Vorträge zu täglich<br />
wechselnden Themen gehalten, deren<br />
Inhalte aufgezeichnet und nach der<br />
Messe on-demand zugänglich sein<br />
werden. Themen sind unter anderem<br />
Additive Manufacturing mit Metall,<br />
Industrial Security, Digitale Vernetzung,<br />
Klimawandel und Nachhaltigkeit<br />
sowie Start-up Pitches. 2<br />
www.amb-messe.de<br />
[Kontakt]<br />
Landesmesse Stuttgart GmbH<br />
Messepiazza 1<br />
70629 Stuttgart<br />
+49 711 18560-0<br />
www.messe-stuttgart.de<br />
Eine aktuelle Umfrage des Einkäuferverbandes<br />
von Mitte April zum Ukraine-Krieg<br />
ergab, dass ein möglicher Energiestopp<br />
die deutsche Wirtschaft zwar<br />
stark gefährden würde, langfristig aber<br />
eine Chance für nachhaltigere Energien<br />
sein könnte. „Die Unsicherheit bezüglich<br />
der künftigen Energieversorgung und der<br />
hohe, sich weiter verschärfende Infl ationsdruck<br />
trüben die Aussichten der deutschen<br />
Wirtschaft stark ein. Zudem hängt das drohende<br />
Erdgasembargo wie ein Damoklesschwert<br />
über ihr“, betonte Gundula Ullah,<br />
Vorstandsvorsitzende des Bundesverbandes<br />
Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik<br />
e.V. (BME).<br />
Die daraus entstehenden Folgen seien<br />
unabsehbar. Über 75 % der vom BME<br />
befragten Unternehmen erwarten in diesem<br />
Fall Produktionsstillstände bei sich<br />
oder ihren Zulieferern. In Bezug auf die<br />
Energieversorgung seien Alternativen und<br />
kurzfristige Lösungsmöglichkeiten sehr<br />
begrenzt. Diese Situation verstärke allerdings<br />
ein Umdenken in Bezug auf alternative<br />
Energien bei den Unternehmen und<br />
könne einen Schub für den klimaneutralen<br />
Umbau weg von fossilen Energieträgern<br />
bedeuten.<br />
70 % der Unternehmen haben aktuell<br />
zudem Schwierigkeiten, die bisher in der<br />
Region beschafften Waren und Rohstoffe<br />
durch Lieferungen von anderen Märkten zu<br />
ersetzen. Bei den benötigten Waren fehle<br />
es zurzeit vor allem an Stahl- und Stahlprodukten,<br />
Energie, Logistikleistungen sowie<br />
Lebensmitteln und Agrarrohstoffen. Laut<br />
aktueller BME-Umfrage rücken regionale<br />
Beschaffungsmärkte nach Jahrzehnten der<br />
Globalisierung als ernsthafte Alternativen<br />
in den Fokus. Bei der Suche nach Ersatzlieferanten<br />
richten viele der befragten Unternehmen<br />
ihr Augenmerk nun verstärkt auf<br />
den EU-Binnenmarkt.<br />
An der Umfrage haben 96 Einkäufer und<br />
Einkäuferinnen unter anderem aus den<br />
Bereichen Maschinenbau, Energie, Automotive,<br />
Chemie und Pharma teilgenommen.<br />
www.bme.de<br />
40 <strong>Stahlreport</strong> 6|22
KfW-ifo-Mittelstandsbarometer<br />
Zaghaftes Durchatmen<br />
nach Kriegsschock<br />
Nachdem die Stimmung im Mittelstand<br />
im März infolge des russischen<br />
Angriffs auf die Ukraine kollabiert war, hat<br />
sich dem KfW-ifo-Mittelstandsbarometer<br />
zufolge das Geschäftsklima im April wieder<br />
ein wenig gefangen. Mit einem Zuwachs um<br />
1,8 Zähler auf -7,7 Saldenpunkte wurde<br />
gleichwohl nur knapp ein Achtel des Einbruchs<br />
im März kompensiert, wie das aktuelle<br />
KfW-ifo-Mittelstandsbarometer zeigt.<br />
Sowohl die Geschäftsurteile als auch die<br />
Erwartungen sind demnach geringfügig im<br />
Plus. So stiegen die Urteile zur aktuellen<br />
Geschäftslage um 1,3 Zähler auf 7,3 Saldenpunkte<br />
und hielten sich damit deutlich oberhalb<br />
des langfristigen Durchschnitts. Gleichzeitig<br />
legten die Geschäftserwartungen mit<br />
einem Plus von 2,4 Zählern auf -21,0 Saldenpunkte<br />
etwas stärker zu.<br />
Unter den Mittelständlern hat sich die Stimmung<br />
im April insbesondere im Großhandel<br />
aufgehellt (+4,5 Zähler auf -4,8 Saldenpunkte),<br />
dicht gefolgt von den Dienstleistern<br />
KfW-ifo-Klimakomponenten<br />
Saldo (Prozentpunkte)<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
-10<br />
-20<br />
-30<br />
-40<br />
-50<br />
-60<br />
2018<br />
(+4,4 Zähler auf -5,9 Saldenpunkte) und mit<br />
etwas Abstand dem Einzelhandel (+3,5 Zähler<br />
auf -3,5 Saldenpunkte). Ungeachtet der<br />
Besserung gegenüber dem Vormonat blieb<br />
die Stimmung in allen drei Segmenten aber<br />
unterdurchschnittlich. Die Hoffnung auf<br />
einen kräftigen Konsumaufschwung sei aufgrund<br />
der stark beschleunigten Inflation und<br />
des daraus resultierenden Kaufkraftverlusts<br />
inzwischen verflogen.<br />
Deutlich schlechter als im Mittelstand war<br />
das Geschäftsklima bei den Großunterneh-<br />
2019 2020 2021 2022<br />
men. Im April blieb die Stimmung weiterhin<br />
im Keller (+0,1 Zähler auf -15,7 Saldenpunkte).<br />
Während sich die sehr pessimistischen<br />
Geschäftserwartungen der großen Unternehmen<br />
kaum verbesserten (+1,7 Zähler auf<br />
-29,9 Saldenpunkte), gaben deren Urteile<br />
zur aktuellen Geschäftslage – anders als im<br />
Mittelstand – noch weiter nach (-1,9 Zähler<br />
auf 0,8 Saldenpunkte).<br />
www.kfw.de<br />
Lage (Mittelstand)<br />
Lage (Großunternehmen)<br />
Erwartungen (Mittelstand)<br />
Erwartungen (Großunt.)<br />
WSM senkt Prognose<br />
Stahl- und Metallverarbeiter schon wieder im Rückwärtsgang<br />
Bild: WSM/Mourad ben Rhouma<br />
Der Wirtschaftsverband Stahl- und<br />
Metallverarbeitung (WSM) hat seine Produktionsprognose<br />
7 auf 5 % gesenkt. Auslöser<br />
sind die jüngsten fallenden Konjunkturzahlen<br />
des Statistischen Bundesamtes und das<br />
aktuelle Krisenszenario. Die stark von Automobil-<br />
und Maschinenbauherstellern abhängigen<br />
Stahl- und Metallverarbeiter mussten<br />
damit schon wieder den Rückwärtsgang einlegen:<br />
Ihre Produktion lag im ersten Quartal<br />
2022 um 1,8 % niedriger als im gleichen Vorjahreszeitraum.<br />
Der Pessimismus hat in der Stahl- und<br />
Metallverarbeitung demnach die Oberhand<br />
– auch wenn die Folgen der osteuropäischen<br />
Eskalation im ersten Quartal 2022<br />
dem WSM zufolge noch keine allzu großen<br />
Spuren hinterlassen haben. Der akute<br />
Schock habe sich gelegt und das Geschäftsklima<br />
beruhige sich. Aber die Gefahr bleibe<br />
und sie wachse: „Die Sanktionsspirale<br />
macht die Lage der mittelständischen Industrie<br />
täglich riskanter, ihre Energieversorgung<br />
steht auf dem Spiel. Dazu kommen Liefer-<br />
WSM-Hauptgeschäftsführer<br />
Christian Vietmeyer<br />
probleme, Materialengpässe und logistische<br />
Herausforderungen. All das führt zu einer<br />
nie gekannten Bedrohung des industriellen<br />
Mittelstands, der die Politik stärker entgegenwirken<br />
muss“, sagte WSM-Hauptgeschäftsführer<br />
Christian Vietmeyer.<br />
„Gasembargo würde Produktion lahmlegen“<br />
Höhere Energiekosten können die Stahl und<br />
Metall verarbeitenden Unternehmen nicht<br />
mehr stemmen, warnt der WSM. Und das<br />
„helfende“ Maßnahmenpaket der Bundesregierung<br />
– ein Bürgschafts- und ein KfW-Kreditprogramm<br />
–, das Preisspitzen abfedern<br />
soll, greife nicht in der Breite. Schuld daran<br />
sind dem WSM zufolge Hürden, die über das<br />
von der EU-Kommission vorgegebene Maß<br />
hinausgehen. „Die Stimmung sinkt von Tag<br />
zu Tag. Sollte es zum Gasembargo kommen<br />
und daraus weitere Preisanstiege folgen,<br />
wird das die Industrieproduktion lahmlegen“,<br />
warnt Vietmeyer.<br />
www.wsm-net.de<br />
<strong>Stahlreport</strong> 6|22<br />
41
Wissenswertes<br />
Bericht<br />
Auf dem Weg zur Klimaneutralität<br />
Was der Emissionshandel<br />
für die Stahlindustrie bedeutet<br />
„Fit for 55“ – was sich anhört wie ein Angebot der örtlichen Krankenkasse, steht tatsächlich für das aktuell<br />
vorgeschlagene Maßnahmenpaket, mit dem die EU-Kommission der Klimaneutralität einen großen Schritt näher<br />
kommen will. Neben anderen Sektoren steht auch die Stahlindustrie im Fokus. Das Paket schlägt unter anderem eine<br />
Reform des Emissionshandelssystems vor, mit der Ausstoß von Treibhausgasen in der europäischen Union noch schneller<br />
gesenkt werden soll. Ein Überblick.<br />
Der Europäische Emissionshandel<br />
(EU-ETS) ist seit 2005 das<br />
zentrale Klimaschutzinstrument<br />
der Europäischen Union. Mit dem<br />
Handelssystem sollen die Treibhausgas-Emissionen<br />
der Energiewirtschaft<br />
und der energieintensiven<br />
Industrien reduziert werden,<br />
zu denen auch die Stahlindustrie<br />
zählt. Das ist keine Kleinigkeit, das<br />
System erfasst etwa 40 % der gesamten<br />
Treibhausgasemissionen der<br />
EU. Neben CO 2 schädigen auch<br />
andere Gase, wie Lachgas oder Methan<br />
das Klima. Insgesamt sind rund<br />
11.000 Anlagen und einige hundert<br />
Luftfahrzeugbetreiber in ganz<br />
Europa emissionshandelspflichtig.<br />
In Deutschland umfasst das EU-ETS<br />
fast 2.000 Anlagen.<br />
So funktioniert das System<br />
Der EU-Emissionshandel ist ein Instrument,<br />
das den Ausstoß klimaschädlicher<br />
Gase auf marktwirtschaftlicher<br />
Basis reduziert. Es<br />
funktioniert so: Durch politisch<br />
festgelegte Emissions-Höchstgrenzen<br />
erhalten die tatsächlichen Treibhausgas-Emissionen<br />
einen Preis,<br />
der sich am Markt bildet. Der Emissionshandel<br />
setzt so Impulse für<br />
Investitionen in klimaschonende<br />
Technologien. Während der Verein<br />
Deutscher Ingenieure (VDI) feststellt,<br />
dass „marktorientierte Instrument<br />
des Emissionshandels […]<br />
in den zurückliegenden Handelsperioden<br />
gezeigt [hat], dass es den<br />
Ausstoß an Treibhausgasen in dem<br />
angestrebten Umfang mindern<br />
kann“, sieht die Stahlindustrie<br />
jedoch ihre Wettbewerbsfähigkeit<br />
durch das Emissionshandelssystem<br />
gefährdet. So warnte die Wirtschaftsvereinigung<br />
(WV) Stahl<br />
Anfang 2020, dass „die Stahlindustrie<br />
in Deutschland von 2021 bis<br />
2030 Mehrbelastungen in Höhe von<br />
3,5 Mrd. € durch den Emissionsrechtehandel<br />
ausgesetzt ist, sofern<br />
die politischen Rahmenbedingungen<br />
nicht entsprechend angepasst“<br />
würden. Der Branche würden<br />
dadurch zudem notwendige Mittel<br />
für Klimaschutz-Investitionen entzogen,<br />
um bis 2050 klimaneutral<br />
produzieren zu können.<br />
Begrenzen und Handeln<br />
Der Emissionshandel funktioniert<br />
nach dem Prinzip „Cap and Trade“.<br />
Mit einer staatlich festgelegten<br />
Obergrenze – Cap, engl. für Kappe,<br />
bedeutet soviel wie „gedeckelt“,<br />
„begrenzt“ – wird politisch entschieden,<br />
wieviel in einer bestimmten<br />
Periode insgesamt emittiert werden<br />
darf. Gerechnet wird dabei in<br />
CO 2 -Äquivalenten, womit man die<br />
Klimaschädlichkeit anderer Treibhausgase,<br />
die beispielsweise bei<br />
42<br />
<strong>Stahlreport</strong> 6|22
Methan viel höher ist als bei Kohlenstoffdioxid,<br />
auf die Schädlichkeit<br />
von CO 2 als „Basiseinheit“ umrechnet.<br />
Alle Unternehmen, deren Anlagen<br />
in den Emissionshandel einbezogen<br />
sind, müssen nun für jede<br />
emittierte Tonne an CO 2 -Äquivalenten<br />
eine Emissionsberechtigung<br />
abgeben. Wird das Cap so gewählt,<br />
dass die Menge der realen Emissionen<br />
über der politisch bestimmten<br />
Emissionsmenge liegt, werden die<br />
Emissionsberechtigungen ein knappes<br />
Gut. Durch den Handel (Trade)<br />
mit diesen Berechtigungen bildet<br />
sich ein Preis für CO 2 -Zertifikate.<br />
Der eigentliche Mechanismus<br />
zur Reduktion der Emissionen<br />
greift bei höheren Preisen für die<br />
Emissionszertifikate. Wenn die Kosten<br />
für die Zertifikate für Unternehmen<br />
über den Kosten für eigene<br />
technische Maßnahmen liegen, mit<br />
den die Emissionen gesenkt werden<br />
können, ist das ein Anreiz, solche<br />
Klimaschutzmaßnahmen auch tatsächlich<br />
zu realisieren. Stehen im<br />
Verhältnis zu den Emissionen der<br />
Unternehmen (Nachfrage) viele<br />
Emissionsberechtigungen zur Verfügung<br />
(Angebot), ist der Marktpreis<br />
niedrig. Werden die Emissionsberechtigungen<br />
hingegen<br />
knapp, weil beispielsweise zur<br />
Erreichung der Klimaschutzziele<br />
weniger Berechtigungen verfügbar<br />
sind, steigt der Preis.<br />
Einem Teil der Unternehmen<br />
wird dabei eine begrenzte Anzahl<br />
Emissionsberechtigungen entsprechend<br />
europaweit festgelegter<br />
Zuteilungsregeln kostenlos zur Verfügung<br />
gestellt – so auch der Stahlindustrie.<br />
Unternehmen, die keine<br />
kostenlosen Emissionsberechtigungen<br />
erhalten oder bei denen die<br />
Zuteilung nicht ausreicht, müssen<br />
Emissionsberechtigungen in den<br />
regelmäßig stattfindenden Auktionen<br />
ersteigern oder von anderen<br />
Unternehmen kaufen. Wenn Unternehmen<br />
hingegen zu viele Emissionsberechtigungen<br />
besitzen, können<br />
sie diese verkaufen.<br />
Warum ein Handelssystem –<br />
und keine festen Grenzwerte?<br />
Warum wird eigentlich ein Handelssystem<br />
für die Erreichung der<br />
Klimaziel eingesetzt – und nicht<br />
beispielsweise Vorschriften oder<br />
Grenzwerte? Experten und Expertinnen<br />
sind sich dabei weitgehend<br />
einig, dass solche ordnungsrechtlichen<br />
Instrumente dann sinnvoll<br />
sind, wenn es darum geht Menschen<br />
und Ökosysteme vor to xischen<br />
Substanzen zu schützen. Während<br />
Subventionen und Marktanreizprogramme<br />
etwa die Einführung von<br />
neuen Techniken unterstützen können,<br />
haben starre Vorgaben wie<br />
etwa einheitliche Grenzwerte oder<br />
Mengenbeschränkungen allerdings<br />
den Nachteil, dass alle regulierten<br />
Energie- und Industrieanlagen<br />
diese Vorgaben einhalten<br />
müssen. Da dies für die Betreiber<br />
mit unterschiedlich hohen Kosten<br />
verbunden ist, ist es für manche<br />
Unternehmen daher einfacher,<br />
einen bestimmten Grenzwert einzuhalten,<br />
als für andere.<br />
Hier bieten marktbasierte Instrumente<br />
wie der Emissionshandel<br />
volkswirtschaftliche Vorteile, argumentiert<br />
etwa das Bundesumweltamt.<br />
Marktbasierte Instrumente<br />
zielen darauf ab, dass Umweltbelastungen<br />
bei den Verursachern, zum<br />
Beispiel bei Unternehmen, Kosten<br />
verursachen und diese jeweils<br />
selbst entscheiden, ob es für sie<br />
günstiger ist, die Belastungen zu<br />
reduzieren oder für die Belastungen<br />
zu bezahlen. Dies führt dazu, dass<br />
aus gesamtwirtschaftlicher Perspektive<br />
die kostengünstigen<br />
Umweltschutzmaßnahmen zuerst<br />
ergriffen werden. Wenn so insge-<br />
samt ein ausreichender Umweltschutz<br />
erreicht wird, kann auf teurere<br />
Umweltschutzmaßnahmen<br />
verzichtet werden. Damit können<br />
marktbasierte Instrumente<br />
bestimmte Umweltziele zu geringeren<br />
volkswirtschaftlichen Kosten<br />
erreichen als andere Instrumente.<br />
Ist das System wirksam?<br />
Mit Blick auf das Ziel, die Emissionen<br />
zu senken, muss man sagen,<br />
dass das System wirksam ist. So<br />
sind die Emissionen der einbezogenen<br />
Anlagen in Deutschland seit<br />
Beginn des Emissionshandels im<br />
Jahr 2005 um etwa 38 % gesunken.<br />
Europaweit ist sogar ein noch höhrer<br />
Rückgang um rund 43 % unterhalb<br />
des Ausgangswerts von 2005<br />
zu verzeichnen. Dabei hat sich der<br />
Rückgang der Emissionen im Zeitraum<br />
2013 bis 2020 allerdings verlangsamt:<br />
Im Jahr 2020 lagen die<br />
Emissionen europaweit um etwa<br />
29 % unterhalb des Werts von 2013.<br />
In Deutschland gingen die Emissionen<br />
im selben Zeitraum um etwa<br />
33 % zurück. Dabei sind die Preise<br />
für die Zertifikate seit Mitte 2017<br />
in Folge der letzten Reform des<br />
EU-ETS wieder deutlich gestiegen.<br />
Mitte 2021 lag der Preis bei rund<br />
55 € pro Tonne emittierter CO 2 -Äquivalente.<br />
Um die im europäischen Klimagesetz<br />
festgelegten höheren<br />
Ziele für die Verringerung der<br />
Treibhausgasemissionen zu erreichen,<br />
hat die EU-Kommission im<br />
Juli 2021 Vorschläge gemacht, wie q<br />
Grafik: Friedrich-Naumann-Stiftung<br />
<strong>Stahlreport</strong> 6|22<br />
43
Wissenswertes<br />
Bericht<br />
q das Emissionshandelssystem daran<br />
angepasst werden soll. Vorgeschlagen<br />
sind unter anderem eine geringere<br />
Obergrenze und ein ehrgeizigerer<br />
Reduktionsfaktor für<br />
Treibhausgasemissionen sowie<br />
überarbeitete Regeln für die kostenlose<br />
Zuteilung von Zertifikaten und<br />
die Marktstabilitätsreserve. Konkret<br />
sollen die Emissionen aus den<br />
am Handelssystem beteiligten Sektoren<br />
bis 2030 um 61 % gegenüber<br />
dem Stand von 2005 verringert werden.<br />
Um dieses Ziel zu erreichen,<br />
soll der Emissionsreduktionsfaktor<br />
von 2,2 % pro Jahr auf 4,2 % erhöht<br />
werden. Auf die betroffenen Unternehmen<br />
kommen also ambitioniertere<br />
Ziele und höhere Kosten zu.<br />
Kritik von der Stahlindustrie<br />
Die Stahlindustrie in Deutschland<br />
und Europa ist als eine der energieintensiven<br />
Branchen direkt vom<br />
Emissionshandelssystem betroffen.<br />
Auch wenn sich die Branche seit<br />
vielen Jahren eindeutig zu dem Ziel<br />
bekennt, das Klima zu schützen und<br />
Treibhausgase zu reduzieren, kritisieren<br />
die Stahlhersteller – wie auch<br />
andere energieintensive Industrien,<br />
beispielsweise Zementhersteller –<br />
immer wieder die konkrete Gestaltung<br />
des Emissionshandelssystems<br />
und die damit zusammenhängenden<br />
weiteren politischen Maßnahmen,<br />
da sie ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit<br />
gefährdet sehen.<br />
Die Stahlhersteller mahnen,<br />
dass außereuropäische Wettbewerber<br />
in der Regel keinen zusätzlichen<br />
Kosten für Treibhausgas-Emissionen<br />
unterliegen. Sie<br />
können ihre Erzeugnisse daher zu<br />
niedrigeren Kosten herstellen und<br />
anbieten. Für die europäischen<br />
energieintensiven Industrien ist<br />
das ein klarer Nachteil, der dazu<br />
führen könnte, Produktion (und<br />
die damit verbundenen Emissionen)<br />
ins Ausland zu verlagern.<br />
Diese Verlagerung wird als „Carbon<br />
Leakage“ bezeichnet.<br />
Zudem werden den Unternehmen<br />
durch den verpflichtenden<br />
Kauf von Emissionsberechtigungen<br />
finanziellen Mittel entzogen, die in<br />
der Folge nicht mehr für andere<br />
Investitionen beispielsweise in die<br />
Produktentwicklung zur Verfügung<br />
stehen.<br />
Transformation und<br />
Emissionshandel?<br />
Ein weiterer Kritikpunkt der Stahlindustrie,<br />
nicht eigentlich am Emis-<br />
sionshandelssystem, sondern mit<br />
Blick auf die poltischen Maßnahmen<br />
insgesamt, von denen die Branche<br />
betroffen ist, hebt die Doppelbelastung<br />
hervor, mit der die<br />
Stahlhersteller auf dem Weg zur<br />
Klimaneutralität zu kämpfen<br />
haben. So fallen einerseits Kosten<br />
für die Emissionszertifikate an, die,<br />
so sieht es die Roadmap des Handelssystems<br />
vor, nach und nach weiter<br />
verknappt werden und damit die<br />
Kosten für die Unternehmen tendenziell<br />
weiter steigen lassen.<br />
Andererseits stehen die Stahlproduzenten<br />
aber vor der immensen<br />
Herausforderung, ihre Produktion<br />
für das Ziel klimaneutral zu produzieren,<br />
komplett umbauen zu müssen.<br />
Diese gewaltigen Investitionen<br />
können nicht gestemmt werden,<br />
wenn zugleich an anderer Stelle die<br />
finanziellen Mittel der Unternehmen<br />
abgezogen würden.<br />
Carbon Leakage verhindern<br />
Das Risiko des Carbon Leakage<br />
haben die politischen Entscheidungsträger<br />
erkannt. Das EU-ETS<br />
steuert mit einer kostenlosen Zuteilung<br />
eines Teils der Emissionsberechtigungen<br />
entgegen. Zudem<br />
wird in Deutschland und einigen<br />
Vier Fragen zum Emissionshandelssystem an …<br />
Dr. Roland Geres, Geschäftsführender Gesellschafter der Unternehmensberatung FutureCamp. Das Münchener Unternehmen<br />
berät mit einem Team von rund 40 Expertinnen und Experten Konzerne, regierungsnahe Behörden, Kommunen,<br />
mittelständische Unternehmen und öffentliche Bildungsträger zu Klimaschutz, Nachhaltigkeit, Energieeffizienz, Umweltmanagement<br />
und Innovation. Dr. Roland Geres ist zudem Mitglied des Programmkomitees für das VDI-Expertenforum<br />
Emissionshandel.<br />
<strong>Stahlreport</strong>: Wie erfolgreich ist das Europäische Emissionshandelssystem<br />
(EU-ETS, ETS = Emissions Trading System,<br />
deutsch: Emissionshandelssystem) dabei, Emissionen<br />
tatsächlich zu senken?<br />
Dr. Roland Geres: In den letzten Jahren, ca. seit 2017 und bis Ende<br />
2021, war das EU-ETS tatsächlich ein sehr wesentlicher Treiber für<br />
Emissionsreduktionen – vor allem in der Stromerzeugung, teilweise<br />
aber auch in der Industrie. Das folgt aus den stark gestiegenen<br />
Preisen sowie der deutlich rückläufigen kostenlosen Zuteilung von<br />
Emissionsrechten in der Industrie. Eine ähnliche Rolle hatte das EU-<br />
ETS historisch übrigens schon mal, vor der Wirtschaftskrise 2008,<br />
als die Emissionsrechte-Preise auch schon bei rund 30 €/t lagen.<br />
Darüber hinaus hat das EU-ETS de facto auch die Funktion,<br />
das Erreichen von Reduktionszielen in den erfassten Sektoren<br />
Energiewirtschaft und Industrie auch tatsächlich sicherzustellen.<br />
Dieses Ziel hat das EU-ETS konstant erreicht – übrigens wesentlich<br />
besser und zuverlässiger, als andere Instrumente, die zum Beispiel<br />
im Gebäude- oder Verkehrssektor zur Anwendung kommen.<br />
Trägt das Handelssystem – wie Kritiker zuweilen anführen –<br />
dazu bei, den Industriestandort Europa durch zu hohe Auflagen<br />
zu deindustrialisieren?<br />
Bisher nicht, jedenfalls nicht direkt. Mir ist auch kein Fall bekannt,<br />
dass allein deswegen eine Produktion verlagert wurde. Allein für die<br />
Zementindustrie, die ihre Klinkerproduktion teils nach Nordafrika<br />
verlegt, lässt sich das bisher ansatzweise empirisch nachweisen.<br />
Das heißt aber nicht, dass zunehmend steigende reale Kosten<br />
aus dem EU-ETS nicht eine Rolle bei Standortentscheidungen<br />
und Investitionen spielen. Und es heißt auch nicht, dass sich der<br />
bisherige empirische Befund einfach in die Zukunft übertragen lässt.<br />
Deshalb bleibt der Schutz vor „Carbon Leakage“ wichtig.<br />
44<br />
<strong>Stahlreport</strong> 6|22
anderen Mitgliedstaaten eine Beihilfe<br />
zur Kompensation der im<br />
Strompreis enthaltenen CO 2 -Kosten<br />
gewährt – die sogenannte Strompreiskompensation.<br />
Um die Verlagerung der Produktion<br />
und damit der Emissionen in<br />
Nicht-EU-Länder zu verhindern, hat<br />
die EU-Kommission mit dem „Fit for<br />
55“-Paket nun ein weiteres Instrument<br />
vorgeschlagen: einen Grenzausgleichsmechanismus<br />
(Carbon<br />
Bordern Adjustment Mechanism,<br />
CBAM) für eine Auswahl von Produkten.<br />
Neben Stahl sollen ab 2026<br />
auch für Strom, Zement, Aluminium<br />
sowie Düngemittel Zertifikate<br />
in Höhe der herstellungsbedingten,<br />
direkten, produktbezogenen Emissionen<br />
erworben werden müssen.<br />
Damit soll vermieden werden, dass<br />
in Hinsicht auf Emissionen günstiger<br />
produzierende Unternehmen<br />
auf dem europäischen Markt Kostenvorteile<br />
haben.<br />
Beide Instrumente zur Verhinderung<br />
des Carbon Leakage – die<br />
kostenlose Zuteilung von Zertifikaten<br />
sowie der Grenzausgleichsmechanismus<br />
– werden dabei verknüpft.<br />
So soll die kostenlose<br />
Zuteilung von Zertifikaten für die<br />
Hersteller von Produkten, die dem<br />
Quelle: Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz<br />
INFO Was sind Carbon Contracts for Difference?<br />
Ein weiteres Instrument sind sogenannte Differenzverträge (Contracts for Difference)<br />
– ursprünglich ein Produkt aus der Finanzwelt. Sie dienen dazu, schwankende Preise<br />
beispielsweise für Aktien oder Rohstoffe abzusichern. Dafür wird zwischen Verkäufer und Käufer<br />
ein Preis (strike price) für ein bestimmtes Produkt zu einem bestimmten Zeitpunkt vereinbart.<br />
Liegt zu diesem Zeitpunkt der vereinbarte Preis unter dem momentanen Marktpreis, muss der<br />
Käufer die Differenz zwischen vereinbartem Preis und Marktpreis an den Verkäufer bezahlen.<br />
Liegt der Marktpreis über dem strike price, verhält es sich genau anders herum: Der Verkäufer<br />
muss die Differenz an den Käufer bezahlen.<br />
Und was heißt das in der Praxis? Ein stark vereinfachtes Beispiel von zwei Unternehmen aus der<br />
energieintensiven Industrie: Unternehmen A, das mittels herkömmlicher Technologie produziert,<br />
hat Produktionskosten von 10 € für ein Gut und muss zusätzlich für 5 € Emissionszertifikate für<br />
den CO 2 -Ausstoß der Produktion kaufen. Insgesamt liegen die Produktionskosten des Gutes<br />
also bei 15 €. Solange der CO 2 -Preis relativ niedrig ist, ist die Produktion von Unternehmen<br />
A mit herkömmlichen Technologien günstiger als für Unternehmen B, das mithilfe einer<br />
teureren, treibausgasneutralen Technologie produziert und Produktionskosten von 16 € hat.<br />
Die sogenannten CO 2 -Vermeidungskosten bei Unternehmen B betragen 6 €. Der Staat und das<br />
Unternehmen B können nun einen Carbon Contrac for difference (CCfd) abschließen, der die<br />
Differenz zwischen dem Marktpreis für Emissionszertifikate und den CO 2 -Vermeidungskosten<br />
ausgleicht. In unserem Beispiel beträgt diese Differenz 1 € (6 € CO 2 -Vermeidungskosten<br />
minus 5 € Zertifikatepreis). Ist der Marktpreis für Emissionszertifikate niedriger als die CO 2 -<br />
Vermeidungskosten, zahlt der Staat den Differenzbetrag an Unternehmen B. Im umgekehrten<br />
Fall muss Unternehmen B die Differenz zahlen. Bei den energieintensiven Industrien liegen<br />
die Vermeidungskosten aber oft weit über dem Preis für Emissionszertifikate. In diesem Fall<br />
sorgen CCfD dafür, dass klimafreundliche Technologien gegenüber herkömmlichen Technologien<br />
wettbewerbsfähig werden. Der Vorteil eines CCfD liegt dann darin, dass dieser die tatsächlichen<br />
Vermeidungskosten eines Unternehmens und dessen Möglichkeiten, diese an den Markt weiter<br />
zu geben, berücksichtigt. Wenn über die Zeit Veränderungen zum Beispiel bei den Preisen für<br />
Emissionszertifikate auftreten oder beim Thema Carbon-Leakage Schutz der EU, können die<br />
Differenzzahlungen flexibel angepasst werden.<br />
Grenzausgleichsmechanismus ab<br />
2026 unterliegen jährlich um 10 %<br />
gesenkt werden. CBAM soll die bisherigen<br />
Instrumente zum Schutz<br />
vor Carbon Leakage also schrittweise<br />
ersetzen. 2<br />
www.dehst.de<br />
Kosten aus dem EU-ETS können im Verbund mit anderen<br />
Instrumenten – zum Beispiel Investitionszuschüssen oder den<br />
für die Transformation für die Stahlindustrie besonders wichtigen<br />
„Carbon Contracts for Difference“ – auch Investitionen de facto<br />
begünstigen. Der Verbund von Instrumenten kann dann umgekehrt<br />
sogar zur Stärkung der industriellen Basis beitragen. Der Umbau<br />
eines Verbundstandortes in der Primärerzeugung von Roheisen auf<br />
das Direktreduktions-Verfahren ist ein Beispiel dafür. Das EU-ETS<br />
allein kann dies nicht schaffen.<br />
Allerdings gehört zu einer fairen Bewertung auch, dass<br />
die genannten Beihilfen ganz wesentlich aus staatlichen<br />
Auktionserlösen aus dem EU-ETS (und dem nationalen<br />
Emissionshandel) finanziert werden, der zum Beispiel in Deutschland<br />
das Sondervermögen des „Klima- und Transformationsfonds“ speist.<br />
Welche Auswirkungen hat das Emissionshandelssystem<br />
auf die betroffenen Märkte? Verteuert es beispielsweise die<br />
Erzeugnisse der Stahlhersteller?<br />
Ja, die Bepreisung von Treibhausgas-Emissionen verteuert<br />
energieintensive bzw. Treibhausgas-intensive Produkte. Das ist auch<br />
der Sinn des Instruments. Ich denke, das müssen wir im Sinne des<br />
Verursacherprinzips auch akzeptieren. Im Binnenmarkt der EU ist<br />
das auch kein Wettbewerbsproblem, international aber schon.<br />
Welche Strategien verfolgen andere Regionen und Länder, um<br />
Emissionen zu senken?<br />
Sehr unterschiedliche. Zunächst<br />
mal ist es so, dass bei weitem<br />
nicht alle Staaten dem Thema<br />
Klimaschutz die Priorität geben,<br />
wie es notwendig wäre. Erfreulich<br />
ist aber, dass dies in immer mehr<br />
Staaten der Fall ist. Und: Seit Jahren<br />
gibt es einen Trend, zur Bepreisung<br />
von Treibhausgas-Emissionen als<br />
Instrument zu greifen – sowohl<br />
über Steuern als auch und gerade<br />
über Emissionshandelssysteme. Dr. Roland Geres, Geschäftsführender<br />
Gesellschafter der Unter-<br />
Letztere decken derzeit schon über<br />
20 % der weltweiten Treibhausgas- nehmensberatung FutureCamp.<br />
Emissionen ab – wenn auch mit<br />
schwer vergleichbarem Design und<br />
unterschiedlichen Preisniveaus.<br />
Trotzdem ist dieser Befund ermutigend. Auch die in Glasgow [die<br />
UN-Klimakonferenz in Glasgow 2021, Anm. d. Red.] endlich erzielten<br />
Fortschritte zur Umsetzung des Pariser Abkommens sind hier<br />
hilfreich. Hoffen wir, dass die angespannte geopolitische Lage nicht<br />
dazu führt, dass dieser positive Trend stockt.<br />
[Kontakt]<br />
www.future-camp.de<br />
Bild: FutureCamp<br />
<strong>Stahlreport</strong> 6|22<br />
45
Wissenswertes<br />
Nachrichten<br />
Fachbuch: Marketing- und<br />
Sales-Intelligenz<br />
„Branche vernachlässigt<br />
digitale Transformation im<br />
Vertriebskanal“<br />
Bild: VDI<br />
VDI-Fokusthemen Klimaschutz und Energietechnik<br />
Präzise Aussagen zu gewaltigen Aufgaben<br />
Das im Pariser Übereinkommen formulierte<br />
Klimaziel, die durchschnittliche,<br />
globale Temperaturerhöhung auf 1,5 ° C zu<br />
begrenzen, erfordert zahlreiche Innovationen<br />
im Bereich der Energietechnik und des<br />
Klimaschutzes. Darüber hinaus zeichnet<br />
sich ab, dass auch Klimaanpassungsstrategien<br />
entwickelt werden müssen, um die Folgen<br />
des Klimawandels erträglich zu gestalten.<br />
Daher hat der Verein Deutscher Ingenieure<br />
e.V. (VDI) die beiden Fokusthemen „Klimaschutz“<br />
und „Klimaanpassung als Herausforderung“<br />
entwickelt. Ziel ist es, Lösungen<br />
zur Reduktion des CO 2 -Fußabdrucks aufzuzeigen,<br />
zu vermitteln, wie unser Planet vor<br />
weiterer Erwärmung geschützt werden kann<br />
und wie wir uns besser vor den Folgen des<br />
Klimawandels schützen können.<br />
Neues Logo kehrt zu blau-grün zurück<br />
BME präsentiert Website-Relaunch<br />
Der Bundesverband Materialwirtschaft,<br />
Einkauf und Logistik e.V. (BME) hat<br />
seinen Online-Auftritt runderneuert und auch<br />
sein Logo erneuert. Die Webseite hat nicht<br />
nur ein komplett neues Design und eine neue<br />
Farbgebung bekommen, sondern wurde auch<br />
neu strukturiert und verschlankt. „Eine zeitgemäße<br />
Website muss vom Nutzer her gedacht<br />
werden. Die User Experience war daher Leitgedanke<br />
bei dieser Umstellung.<br />
Nicht jede Detailinformation muss sich auf<br />
einer neuen Website wiederfinden, gleichzeitig<br />
wollten wir aber natürlich sicherstellen, dass<br />
sich die verschiedenen Stakeholdergruppen<br />
des BME weiterhin bestmöglich damit identifizieren<br />
können“, sagt BME-Hauptgeschäftsführerin<br />
Dr. Helena Melnikov. „Ich hoffe, das ist<br />
Beiträge zu den Fokusthemen leisten<br />
Experten und Expertinnen aus allen<br />
VDI-Fachgesellschaften: Ob Fragen des<br />
Klimaschutzes, der Klimaanpassung, der<br />
Industrie, der Bereitstellung von Strom und<br />
Wärme oder der Mobilität – zu allen Themenschwerpunkten<br />
können VDI-Fachleute<br />
aus Bereichen wie Solarenergie, Windkraft,<br />
Elektromobilität und Wärmewende präzise<br />
Aussagen liefern.<br />
Als unabhängiger, technologieoffener Verein<br />
liefere der VDI transparente Einblicke in<br />
alle Lösungspfade mit ihren Vor- und Nachteilen.<br />
Dem VDI sei es daher möglich, verschiedene<br />
Pfade ausgewogen darzustellen<br />
und Empfehlungen zu geben, die nicht von<br />
partikulären Interessen bestimmt werden.<br />
www.vdi.de/energie-und-umwelt<br />
uns gelungen.“ Parallel zum Website-Relaunch<br />
hat der Einkäuferverband in den vergangenen<br />
Monaten auch an der Erneuerung seines<br />
Markenauftritts gearbeitet – und ein aufgefrischtes<br />
Logo präsentiert. Die Marke BME<br />
habe sich in den vergangenen 68 Jahren zu<br />
einer echten „Brand“ entwickelt. Sie steht<br />
für Seriosität und Unabhängigkeit in den vier<br />
Säulen des BME: Netzwerk, Weiterbildung,<br />
Fachinformationen und Services – daran<br />
werde sich auch künftig nichts ändern. „Unser<br />
neues Logo bricht nicht mit Vertrautem. Die<br />
Neuerungen haben eine zeitgemäße Prägung,<br />
gleichzeitig knüpfen wir bei den Farben des<br />
neuen Logos an unsere Traditionen an: Denn<br />
ganz früher war das BME-Logo mal grün.<br />
www.bme.de<br />
Der deutsche Maschinen- und Anlagenbau<br />
vernachlässigt das Marketing und<br />
den Vertrieb – diese Einschätzung ist nach<br />
wie vor zutreffend, sagt der darauf spezialisierte<br />
Experte Eckhart Hilgenstock. Wie<br />
die digitale Transformation auch hier<br />
gelingt, zeigt der Experte in seinem neuen<br />
Buch „Marketing- und Sales-Intelligenz im<br />
Maschinen- und Anlagenbau“ auf.<br />
Darin gibt er sein Praxiswissen über<br />
Marketing, Business Development und<br />
Vertrieb im Maschinen- und Anlagenbau<br />
wieder. Schritt für Schritt wird erklärt, wie<br />
das Führungsteam auf die notwendigen<br />
Veränderungen eingeschworen<br />
und die<br />
Belegschaft auf die<br />
Anpassungen vorbereitet<br />
wird, welche<br />
Qualifikations- und<br />
Transparenzoffensiven<br />
erforderlich sind, wie<br />
die damit verbundenen<br />
Doppelbelastungen<br />
bewältigt werden,<br />
Widerstände überwunden<br />
und letztendlich<br />
die erforderliche Zentrierung auf die<br />
Kundschaft erreicht werde. Darüber hinaus<br />
beschreibt das Buch, wie Unternehmen<br />
mit modernem Benchmarking sicherstellen<br />
können, dass sie im Schnitt ihrer Branche<br />
an der Spitze, statt im Mittelfeld oder gar<br />
am Ende stehen.<br />
Das Fachbuch wird von der UNO-Denkfabrik<br />
Diplomatic Council gemeinsam mit<br />
United Interim, dem laut eigenen Angaben<br />
größten Netzwerk für Interim Manager<br />
im deutschsprachigen Raum, herausgegeben.<br />
Eckhart Hilgenstock wurde 2012<br />
vom Arbeitskreis Interim Management<br />
Provider (AIMP) als „Interim Manager des<br />
Jahres“ ausgezeichnet. 2021 nahm ihn<br />
das Manager Magazin in den Kreis der<br />
„Top Interim Manager“ auf, 2022 wurde er<br />
von Capital ebenfalls zu den „Top Interim<br />
Managern“ gezählt.<br />
Eckhart Hilgenstock, „Marketing- und<br />
Sales-Intelligenz im Maschinen- und<br />
Anlagenbau“, DC Publishing, 2022, 76 S.,<br />
Paperback, ISBN 978-3-98674-020-7, 25 €<br />
www.diplomatic-council.org/de/hilgenstock<br />
46 <strong>Stahlreport</strong> 6|22
Studie von Allianz Trade<br />
Energiewende könnte viele neue Jobs schaffen<br />
Bis 2030 soll die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien in Deutschland nahezu verdreifacht<br />
werden. Wenn dies gelingt, dürfte die Wirtschaft von zusätzlichem Wachstum und Arbeitsplätzen<br />
profitieren. Dafür müssen allerdings zahlreiche Herausforderungen gemeistert werden, denn der<br />
Startschuss fällt in eine schwierige Zeit, geprägt von Inflation und der russischen Invasion in der<br />
Ukraine. Das ist das Ergebnis der jüngsten Studie des Kreditversicherers Allianz Trade. Die Umstellung<br />
könne ein echter Job-Motor werden und in den kommenden zehn Jahren mehr als 400.000 Jobs<br />
schaffen, sagte Katharina Utermöhl, Senior Volkswirtin bei Allianz Trade. Die ambitionierten Pläne<br />
der Bundesregierung und das damit verbundene Potenzial könnten auch ein Umdenken der Unternehmen<br />
bewirken, das Thema Nachhaltigkeit stärker zu priorisieren und ihre Nachhaltigkeitsstrategien<br />
zu schärfen. Allerdings seien noch viele Hürden zu bewältigen.<br />
Werner Sobek: weltweite<br />
Bestandsaufnahme von der<br />
Rolle des Bauwesens im<br />
Klimawandel<br />
non nobis – über das<br />
Bauen in der Zukunft<br />
Mit Band 1 seiner Trilogie<br />
„non nobis“ legt Werner Sobek die<br />
erste umfassende Gegenwartsanalyse<br />
seiner Branche vor. „Ein neues<br />
Standardwerk, das die Grundlage<br />
für ein Bauen in der Zukunft bildet“,<br />
wirbt der Verlag. Das Buch bietet<br />
eine weltweite Bestandsaufnahme<br />
von aktuellen Trends und Entwicklungen,<br />
die unsere gebaute und<br />
natürliche Umwelt direkt betreffen<br />
– und die von unserer Art zu bauen<br />
massiv beeinflusst werden: Ressourcenverbrauch<br />
und verfügbarkeit,<br />
Bau stoffe, Emissionen, Energie,<br />
Erderwärmung, Klimaziele,<br />
Bevölkerungsentwicklung u. v. m.<br />
Werner Sobek ist einer der bedeutendsten<br />
Architekten und Ingenieure<br />
unserer Zeit. Er ist Professor am<br />
Institut für Leichtbau Entwerfen und<br />
Konstruieren (ILEK) der Universität<br />
Stuttgart, Initiator des Sonderforschungsbereichs<br />
SFB 1244 über<br />
„Adaptive Hüllen und Strukturen<br />
für die gebaute Umwelt von morgen“<br />
sowie Gründer eines weltweit<br />
tätigen Planungsbüros mit mehr als<br />
350 Mitarbeitern.<br />
Werner Sobek, „non nobis –<br />
über das Bauen in der Zukunft“,<br />
av edition, Januar 2022, deutsch,<br />
292 S., gebunden mit Prägung, zwei<br />
Lesezeichen, 114 Bilder und Grafiken,<br />
21,4 x 22,5 cm, ISBN 9783899863697,<br />
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<strong>Stahlreport</strong> 6|22<br />
47
Wissenswertes<br />
Bericht<br />
Die Gigafactory Berlin-Brandenburg ist der erste Tesla-Produktionsstandort in Europa.<br />
Studie zur Bedeutung von Innovationen<br />
Tesla und die Hidden Champions<br />
Bereits die Vorab-Veröffentlichung seiner Studie „Tesla und die Hidden Champions“ erregte Aufmerksamkeit: 41<br />
mittelständische Weltmarktführer – alle mit Präsenz in Deutschland – liefern Teile an Tesla. Dazu kommen neun große<br />
Weltmarktführer, auch ehemalige Hidden Champions. Rund 35 % der verbauten Teile werden von deutschen Hidden<br />
Champions hergestellt. Im Interview spricht Prof. Dr. Jan-Philipp Büchler, Direktor des Center for Applied Studies &<br />
Education in Management an der Fachhochschule Dortmund, über die Hintergründe.<br />
<strong>Stahlreport</strong>: Herr Professor Büchler,<br />
was war das Ziel der Studie?<br />
Jan-Philipp Büchler: Ziel war es,<br />
Wachstumspfade und -muster strategischer,<br />
kultureller und organisatorischer<br />
Art bei den Tesla-Zuliefe-<br />
Was zeichnet die Tesla-Zulieferer<br />
aus?<br />
Grundsätzlich ist dies eine sehr<br />
hohe Leistungsfähigkeit im gesamten<br />
Innovationsmanagement. Die<br />
Investition in Forschung und Entrern<br />
herauszuarbeiten. Dabei<br />
sollten Gemeinsamkeiten und<br />
Unterschiede mit der deutschen<br />
Industrie allgemein und insbesondere<br />
mit der deutschen Automobilindustrie<br />
festgestellt werden.<br />
Bild: privat<br />
„Tesla ist kein heiliges Unternehmen sondern ein<br />
Kunde mit einem starken Leistungsprinzip. Die<br />
Zusammenarbeit ist intensiv und gleichermaßen<br />
fordernd.“<br />
Prof. Dr. Jan-Philipp Büchler, Inhaber der Professur für Unternehmensführung<br />
und Global Business Management sowie Direktor des interdisziplinären Center for<br />
Applied Studies & Education in Management an der Fachhochschule Dortmund.<br />
48 <strong>Stahlreport</strong> 6|22
wicklung ist mit 9 % deutlich höher<br />
als bei den deutschen Hidden Champions,<br />
die mit rund 6 % im Durchschnitt<br />
bereits schon doppelt so<br />
intensiv forschen wie der Durchschnitt<br />
der gesamtdeutschen Industrie,<br />
wo die Forschungsquote<br />
bei rund 3 %<br />
liegt. Gleichzeitig<br />
ist als Ergebnis<br />
Bild: Tesla<br />
„Die Entwicklungszeiten,<br />
die die Zulieferer in der<br />
Zusammenarbeit mit Tesla<br />
realisieren, sind etwa um<br />
den Faktor 5 bis 10 kürzer<br />
als es mit der deutschen<br />
Automobilindustrie<br />
möglich ist.“<br />
die Anzahl der<br />
Patente mit 50<br />
Patenten pro<br />
1.000 Mitarbeiter<br />
deutlich<br />
höher; 31 sind<br />
es in der Grundgesamtheit<br />
aller<br />
Hidden Champions<br />
und sechs bei den Großunternehmen.<br />
Natürlich ist dies nicht ohne<br />
eine entsprechende Innovationskultur<br />
möglich. Wenn also ein persönlich<br />
haftender Gesellschafter die<br />
Bedeutung von Innovation vorlebt,<br />
ist das Innovationsdenken im Unternehmen<br />
fest verankert. Zudem sind<br />
in der Unternehmensführung vergleichsweise<br />
häufig Ingenieure vertreten,<br />
was dann auch eine hohe<br />
Technologieaffinität und einen entsprechenden<br />
strategischen Fokus<br />
zur Folge hat.<br />
Wie sieht die Zusammenarbeit der<br />
Hidden Champions mit Tesla aus?<br />
Die Kundenorientierung hat einen<br />
sehr hohen Stellenwert. Es geht<br />
nicht nur um eine Standardforschung<br />
für einen Markt, sondern<br />
um die gemeinsame Entwicklung<br />
mit dem Kunden. Aus dieser hohen<br />
Kundenzentrierung sowie einer<br />
positiven Entwicklungserfahrung<br />
entsteht häufig eine langfristig<br />
angelegte Entwicklungspartnerschaft.<br />
Tesla ist natürlich kein heiliges<br />
Unternehmen, sondern ein Kunde<br />
mit einem starken Leistungsprinzip.<br />
Die Zusammenarbeit ist intensiv<br />
und gleichermaßen fordernd. Der<br />
Gedanke, das technisch Mögliche<br />
oder die Grenzen des technisch<br />
Möglichen zu erreichen, spornt zu<br />
Höchstleistungen an. Dieses Prinzip<br />
lebt Tesla genauso wie es die Tesla-Zulieferer<br />
leben.<br />
Warum setzt Tesla aus Ihrer Sicht<br />
auf genau diese Zulieferer?<br />
Tesla will eine Industrie in ihren<br />
Standards, Verhaltens- und Arbeitsweisen<br />
verändern. Mit Blick auf die<br />
Automobilindustrie waren<br />
Veränderungen in der<br />
Vergangenheit oft<br />
mit langen Ent-<br />
wicklungszei-<br />
ten, preislichen<br />
Garantien und<br />
dem Fokus auf<br />
Kostenoptimierung<br />
verbunden<br />
– gerade in<br />
der komplexen<br />
Hierarchie von Zuliefererstrukturen.<br />
Bewusst, aus Überzeugung und<br />
aufgrund positiver Erfahrungen<br />
setzt Tesla auf agiles Projektmanagement<br />
und auf funktions- und<br />
bereichsübergreifendes Denken.<br />
Prozesse werden konsequent vom<br />
Anfang bis zum Ende gedacht.<br />
Gerade das ist jedoch bis heute oft<br />
ein Manko in der Automobilindustrie.<br />
INFO Visionen und Leistungsorientierung verbinden<br />
Bei den Hidden Champions hat der „durchschnittliche“<br />
Tesla-Zulieferer ein Unternehmensalter von 93 Jahren,<br />
erzielt einen Umsatz von jährlich 800 Mio. €, hat<br />
4.778 Mitarbeiter, 50 Patente je 1.000 Mitarbeiter<br />
und eine F&E-Quote von 9,0 %. Wichtig sind für diese<br />
Supplier im Business die Vision und der Anspruch,<br />
Standardsetzer und Marktführer zu sein. Diese<br />
Zielsetzung teilen sie mit Tesla und nutzen sie zum<br />
eigenen Antrieb.<br />
Auch viele Hidden Champions wollen<br />
zunehmend in agilen und kundenzentrierten<br />
Strukturen arbeiten.<br />
Sie wollen mit ihrer Innovation<br />
und Entwicklung zum Standard im<br />
Markt werden und eine Marktführerschaft<br />
erreichen. Es ist also<br />
sicher die besonders hohe Leistungsfähigkeit<br />
und -bereitschaft,<br />
die Tesla bei seinen Zulieferern zu<br />
schätzen weiß.<br />
Was ist anders in der<br />
Zusammenarbeit mit Tesla?<br />
Die Entwicklungszeiten, die die<br />
Zulieferer in der Zusammenarbeit<br />
mit Tesla realisieren, sind etwa um<br />
den Faktor 5 bis 10 kürzer als es mit<br />
der deutschen Automobilindustrie<br />
möglich ist. Aber genau das können<br />
und wollen die Tesla-Zulieferer leisten.<br />
Zudem ist Tesla deutlich Nutzen-getrieben.<br />
Natürlich ist auch die<br />
Kostenoptimierung ein Thema. Im<br />
Fokus der Entwicklungen steht<br />
jedoch immer der Mehrwert für den<br />
Kunden. Und fest steht auch: Hidden<br />
Champions sind es gewohnt, außerhalb<br />
der Komfortzone und mitunter<br />
auch in unbekanntem Terrain zu<br />
arbeiten.<br />
Und welche Gemeinsamkeiten hat<br />
Tesla mit seinen Zulieferern?<br />
Der Höchstleistungsgedanke, die<br />
Kundenorientierung, die Ambition<br />
zu wachsen und die Bereitschaft,<br />
Gewohntes in Frage zu stellen und<br />
Innovationen auch in Krisen voranzutreiben<br />
sind klare Gemeinsamkeiten.<br />
Die Wachstumsleidenschaft, die<br />
Tesla hat, verbunden mit der Vision<br />
einer elektrischen Gesellschaft<br />
ohne Verbrenner-Motoren ist ein<br />
Statement, welches die Tesla-Zulieferer<br />
teilen und unterstützen. 2<br />
<strong>Stahlreport</strong> 6|22<br />
49
Lifesteel XXXXXXXXXX<br />
XXXXX Nachricht A XXXXX<br />
Gewächshaus-Anlagen aus Stahl<br />
Zukunftstrend Vertical Farming?<br />
Mit Vertical Farming – vertikaler<br />
Landwirtschaft – sollen Salat,<br />
Tomate & Co auch unabhängig von<br />
Acker und Boden angebaut werden<br />
– direkt in den Ballungsgebieten<br />
von Städten, in unmittelbarer Nähe<br />
zu den Verbauchern. Nötig sind<br />
dazu entsprechende Anlagen – oft<br />
mehrstöckige Gebäude, in denen<br />
auf Basis von Hydrokulturen unter<br />
Gewächshausbedingungen in mehreren<br />
übereinander gelagerten Ebenen<br />
ganzjährig Früchte, Gemüse,<br />
essbare Speisepilze oder auch<br />
Algen erzeugt werden. Eines dieser<br />
gigantischen Gewächshäuser hat<br />
das dänische Unternehmen Nordic<br />
Harvest in Kopenhagen errichtet.<br />
Seit Anfang 2021 wachsen dort<br />
Pflanzen in 14-stöckigen Regalen<br />
aus Stahl.<br />
„Die Welt steht vor großen Herausforderungen<br />
in Bezug auf Nachhaltigkeit<br />
und Bevölkerungswachstum,<br />
weshalb wir die Art und Weise, wie<br />
wir unsere Lebensmittel produzieren,<br />
überdenken müssen. Vertikale<br />
Farmen können ein nachhaltigeres<br />
Lebensmittelsystem mit lokaler Produktion<br />
schaffen, das zudem eine<br />
höhere Qualität und ein besseres<br />
Geschmackserlebnis bietet als konventionell<br />
angebaute Lebensmittel“,<br />
sagt etwa Anders Riemann, Gründer<br />
und CEO von Nordic Harvest.<br />
Investoren sehen darin großes<br />
Potenzial. Nordic Harvest konnte<br />
genug Kapital einsammeln, um<br />
nicht nur die erste Bauphase im<br />
Herbst 2020 abzuschließen, sondern<br />
auch für den weiteren Ausbau<br />
der Anlage – die in der Endstufe<br />
1.000 t Lebensmittel pro Jahr liefern<br />
soll.<br />
www.nordicharvest.com<br />
Bilder: Nordic Harvest<br />
Impressum<br />
STAHLREPORT<br />
Nachrichten aus Handel,<br />
Produktion und Verarbeitung<br />
Offizielles Organ des<br />
BDS-Fernstudiums<br />
Herausgeber:<br />
Bundesverband<br />
Deutscher Stahlhandel<br />
Wiesenstraße 21<br />
40549 Düsseldorf<br />
Redaktion:<br />
Markus Huneke (Chefredakteur)<br />
Telefon +49 211 86497-24<br />
Huneke-BDS@stahlhandel.com<br />
Anzeigen:<br />
Ksenija Sandek<br />
Telefon+49 211 86497-21<br />
Sandek-BDS@stahlhandel.com<br />
Verlag:<br />
BDS AG<br />
Wiesenstraße 21<br />
40549 Düsseldorf<br />
Telefon +49 211 86497-0<br />
Telefax +49 211 86497-22<br />
Layout und Herstellung:<br />
auhage|schwarz, Leichlingen<br />
Erscheinungsweise:<br />
monatlich (10 Hefte/Jahr)<br />
Anzeigenpreis:<br />
Zur Zeit gilt die Preisliste Nr. 39<br />
Bezugspreis:<br />
Jährlich 65 € im Inland und 70 € im<br />
Ausland zuzüglich Versandspesen und<br />
Mehrwertsteuer. Abbestellungen sind<br />
lediglich unter Einhaltung einer dreimonatigen<br />
Kündigungsfrist zum Jahresende<br />
möglich. Für die Mitglieder des<br />
BDS und die Teilnehmer im BDS-Fernstudium<br />
ist der Bezug eines Exemplars<br />
der Fachzeitschrift „<strong>Stahlreport</strong>“ im<br />
Mitgliedsbeitrag bzw. in der Studiengebühr<br />
enthalten. Ein Nachdruck ist<br />
nur mit ausdrücklicher Genehmigung<br />
der Redaktion gestattet.<br />
Für unverlangt eingesandte Manuskripte<br />
oder Fotos übernehmen Herausgeber,<br />
Redaktion und Verlag keine<br />
Gewähr. Namentlich oder mit Initialen<br />
gekennzeichnete Beiträge vertreten<br />
eine vom Herausgeber unabhängige<br />
Meinung der Autoren.<br />
Aus Gründen der besseren Lesbarkeit<br />
wird mitunter auf die gleichzeitige Verwendung<br />
männlicher und weiblicher<br />
Sprachformen verzichtet. Sämtliche<br />
Personenbezeichnungen gelten gleichwohl<br />
für beiderlei Geschlechter.<br />
Außerdem bittet die Redaktion um<br />
Verständnis, dass insbesondere Firmennamen<br />
je Artikel in der Regel nur<br />
einmal in ihrer werbeorientierten Form<br />
verwendet und entsprechende Begriffe<br />
häufig eingedeutscht werden.<br />
International Standard<br />
Serial Number:<br />
ISSN 0942-9336<br />
Diese Zeitschrift wurde aus umweltschonendem<br />
Papier hergestellt.<br />
50 <strong>Stahlreport</strong> 6|22
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die mit der Vertragsgestaltung und<br />
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eingebunden sind.<br />
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Betriebsgeschehen. Sich im Paragrafendschungel zurechtzufinden, stellt<br />
verantwortliche Mitarbeiter vor immer größere Herausforderungen.<br />
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Vertrag, was bei einer „Kollision” von<br />
Verkaufs- und Einkaufsbedingungen<br />
gilt und welche Möglichkeiten zur<br />
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