BPWJournal - BPW Germany
BPWJournal - BPW Germany
BPWJournal - BPW Germany
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
28 Kolumne<br />
VErGEBENE LIEBESMüh<br />
Was das X und das Y mit der Entgeltgleichheit zu tun haben<br />
Glosse von Nicole Beste-Fopma<br />
Haben Sie schon gewusst, dass wir uns die ganze Mühe zum<br />
Equal Pay Day ganz umsonst gemacht haben? Dass schon<br />
zum dritten Mal ganz umsonst Tausende von Frauen in ganz<br />
Deutschland auf die Straßen gegangen sind und sich für nichts<br />
und wieder nichts für die Gleichbehandlung von Frauen und<br />
Männern bei der Bezahlung eingesetzt haben?<br />
Schuld daran sind das X und das Y. Diesen beiden Buchstaben<br />
ganz am Ende des Alphabets. Diese beiden Buchstaben, die wir<br />
so selten in Wörtern finden. Die bei uns Menschen aber über<br />
alles entscheiden. Letztendlich sogar darüber, wie viel wir verdienen!<br />
Glaubt man Susan Pinker, dann ist es tatsächlich so, dass das<br />
sprachlich eigentlich komplett vernachlässigte „Y“ die Entgeltungleichheit<br />
von nicht zu vernachlässigten 23 Prozent zu verantworten<br />
hat. Dieses fehlende kleine Beinchen, das das „Y“ vom „X“<br />
unterscheidet, ist daran schuld, dass Frauen nicht so wirklich<br />
daran interessiert sind, Karriere zu machen. Dieses kleine Beinchen<br />
sorgt dafür, dass Frauen nicht das Gleiche wollen wie Männer.<br />
Frauen wollen keine Karriere machen. Frauen wollen in<br />
Berufen arbeiten, die nun mal nicht so viel Geld einbringen, als<br />
dass man davon leben könnte. Dem widerspricht aber Jutta Allmendinger,<br />
die in ihrer Studie herausgefunden hat, dass Frauen<br />
sehr wohl das Gleiche wollen wie Männer.<br />
Glaubt man Susan Pinker, dann ist die Tatsache, dass Frauen in<br />
der westlichen Welt in technischen Studiengängen seltener vertreten<br />
sind, ein Ausdruck ihrer Emanzipation. In Russland belegen<br />
Frauen nur deshalb technische Studiengänge, weil sie sich das<br />
Recht auf eine freie Entscheidung noch nicht erkämpft haben.<br />
Schon mal darüber nachgedacht, ob es dran liegen könnte, dass<br />
russische Frauen vielleicht nicht ihr Leben lang eingetrichtert bekommen<br />
haben, dass sie von Technik eh nichts verstehen?<br />
Könnte nicht vielleicht genau das Gegenteil der Fall sein? Dass<br />
nämlich in den Ländern, in denen Gleichberechtigung schon seit<br />
Jahrzehnten gelebt wird, dies dazu geführt hat, dass Frauen hier<br />
langsam aber sicher die männlichen Bastionen angreifen? Über<br />
den Sozialismus und Kommunismus kann man sagen, was man<br />
will. Aber was die Gleichbehandlung von Männern und Frauen<br />
angeht, sind beide Vorreiter.<br />
Klar macht das „Y“ den alles entscheidenden Unterschied. Wäre<br />
ja auch schade, wenn nicht! Aber dass es dafür verantwortlich gemacht<br />
wird, dass Männer Karriere machen wollen und Frauen<br />
nicht, das wird ihm nicht gerecht. Das bürdet ihm zu viel Verantwortung<br />
auf.