LUH_LeibnizCampus 19 2017
Ehemaligenmagazin der Leibniz Universität
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Forschungsschwerpunkt | Optische Technologien<br />
Labordiagnostik für jedermann<br />
WIE SMARTPHONES DAS GESUNDHEITSWESEN REVOLUTIONIEREN KÖNNEN<br />
Handliche multifunktionale<br />
Diagnosegeräte werden in Zukunft<br />
eine immer stärkere Rolle<br />
im Gesundheitswesen spielen.<br />
Ein Team vom Hannoverschen<br />
Zentrum für Optische Technologien<br />
und der Technischen<br />
Chemie arbeitet an optischen<br />
Biosensoren, die auf ein<br />
Smartphone aufgesteckt werden<br />
können, um zukünftig eine<br />
patientennahe Labordiagnostik<br />
zu ermöglichen.<br />
Ein Smartphone gehört mittlerweile<br />
für die meisten Menschen<br />
zum Alltag. So besaßen<br />
2016 bereits 49 Millionen<br />
Deut sche ein Smartphone 1<br />
und der weltweite Bestand<br />
wird für 2020 auf mehr als<br />
2,87 Milliarden geschätzt 2 .<br />
Durch ihre globale Verbreitung<br />
und die rasante technologische<br />
Weiterentwicklung<br />
zu leistungsstärkeren Geräten<br />
werden Smartphones immer<br />
häufiger im Bereich der patientennahen<br />
Labordiagnostik<br />
eingesetzt. Externe elektrische<br />
Auswertegeräte für Smartphones,<br />
beispielsweise in<br />
Form von Blutzuckermessgeräten,<br />
sind bereits kommerziell<br />
verfügbar. Weitere Ansätze<br />
reichen von dem einfachen<br />
Abfotografieren eines Streifenschnelltests<br />
und der Auswertung<br />
mit einer Smartphone-App<br />
bis hin zur holografischen<br />
Mikroskopie. Dank des<br />
enormen Fortschritts in den<br />
optischen und photonischen<br />
Technologien rücken integrierte<br />
Ansätze in den Vordergrund,<br />
die dank der einzigartigen<br />
Eigenschaften des<br />
Lichts hochpräzise und spezifisch<br />
zum Nachweise von<br />
Krankheiten eingesetzt werden<br />
können. Diese Ansätze erschließen<br />
zudem Anwendungen<br />
in Telemedizin und vernetzter<br />
Medizin und eignen<br />
sich zur Bedienung durch<br />
Laien. Das könnte mittelfristig<br />
zu einer wahren Revolution in<br />
der Medizin führen: mobile<br />
und hochfunktionelle Diagnostikgeräte,<br />
für jedermann<br />
verfügbar und einsetzbar, vor<br />
1a<br />
allem auch in abgelegenen<br />
oder weniger entwickelten<br />
Gebieten und Ländern, in Katastrophengebieten<br />
oder bei<br />
der Kontrolle von chronischen<br />
Krankheiten durch die Patienten<br />
zuhause. Damit einhergehen<br />
auch enorme Zeitund<br />
Kosteneinsparungen für<br />
Ärzte und Patienten sowie<br />
das Gesundheitswesen im Allgemeinen.<br />
Ein hochfunktionales optisches<br />
System zur Anwendung<br />
mit einem Smartphone wird<br />
derzeit am Hannoverschen<br />
Zentrum für Optische Technologien<br />
(HOT) gemeinsam mit<br />
dem Institut für Technische<br />
Chemie (TCI) entwickelt.<br />
Durch Mittel des Bundesministeriums<br />
für Wirtschaft<br />
und Energie (BMWi) und des<br />
Europäischen Sozialfonds<br />
(ESF) wird in einem EXIST-<br />
Forschungstransfervorhaben<br />
ein Smartphone-gestütztes optisches<br />
Schnelltestverfahren<br />
entwickelt, das als vielseitige<br />
Plattform im Bereich der patientennahen<br />
Labordiagnostik<br />
etabliert werden soll. Der Fokus<br />
liegt auf der Bereitstellung<br />
von spezifischen Schnelltestverfahren<br />
für diagnostische<br />
Anwendungen, die zunächst<br />
am Beispiel ausgewählter medizinisch<br />
relevanter Marker<br />
wie CRP (C-reaktives Protein)<br />
und BNP (B-typ natriuretisches<br />
Peptid) realisiert werden<br />
sollen. CRP ist ein Entzündungsmarker,<br />
der zur Differenzierung<br />
von bakteriellen<br />
und viralen Erkrankungen<br />
eingesetzt wird, um eine unnötige<br />
Antibiotikagabe zu vermeiden<br />
und der zudem in der<br />
Verlaufskontrolle chronisch<br />
entzündlicher Erkrankungen<br />
breiten Einsatz findet. Hingegen<br />
weisen erhöhte BNP-<br />
Werte auf Schädigungen am<br />
Herzen und insbesondere auf<br />
eine Herzinsuffizienz hin. Die<br />
Herzinsuffizienz ist eine der<br />
häufigsten internistischen<br />
Erkrankungen in Deutschland<br />
und einer der häufigsten Beratungsanlässe<br />
in einer allgemein<br />
medizinischen Praxis.<br />
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