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Leseprobe stahl und eisen 02/2018

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ISSN 0340-4803<br />

2/<strong>2018</strong><br />

Februar <strong>2018</strong><br />

Zeitschrift für die<br />

Herstellung <strong>und</strong><br />

Verarbeitung von<br />

Eisen <strong>und</strong> Stahl<br />

Verlag Stahl<strong>eisen</strong> GmbH, Postfach 105164, 40042 Düsseldorf<br />

PVSt, Deutsche Post AG, Entgelt bezahlt, 6447


WIRE ROD<br />

PLANTS<br />

Walzdrahtcoils<br />

Hochgeschwindigkeitsschere<br />

Walzdrahtwerk<br />

MEHR ERFOLG MIT DURCHDACHTEN LÖSUNGEN<br />

Kennen Sie die Drahtwalzwerke der SMS group...<br />

... auf denen Sie sämtliche Abmessungen <strong>und</strong><br />

Materialgüten kostengünstig herstellen können ...<br />

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16 - 20 April <strong>2018</strong><br />

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Via Udine, 103<br />

33017 Tarcento (Udine), Italien<br />

Telefon: +39 0432799111<br />

Telefax: +39 0432792058<br />

www.sms-group.com<br />

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2<br />

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Glück auf!<br />

Chefredakteur<br />

<strong>stahl</strong> <strong>und</strong> <strong>eisen</strong> 138 (<strong>2018</strong>) Nr. 2 3


Februar <strong>2018</strong><br />

Zeitschrift für die<br />

Herstellung <strong>und</strong><br />

Verarbeitung von<br />

Eisen <strong>und</strong> Stahl<br />

ISSN 0340-4803<br />

25 31<br />

Agentenbasierter Ansatz für<br />

<br />

Elektro<strong>stahl</strong>produktionsanlagen haben ein<br />

hohes Potenzial, den eigenen Stromverbrauch<br />

zu steuern <strong>und</strong> zur Netzstabilität beizusteuern<br />

Condition Monitoring erhöht<br />

Anlagenverfügbarkeit<br />

Die Anlagenbetreiber der Stahlindustrie setzen<br />

auf Maschinenwartung als oberste Priorität, um<br />

ungeplante Stillstände zu vermeiden<br />

INHALT<br />

Ausgabe 2/<strong>2018</strong><br />

2/<strong>2018</strong><br />

Verlag Stahl<strong>eisen</strong> GmbH, Postfach 105164, 40042 Düsseldorf<br />

PVSt, Deutsche Post AG, Entgelt bezahlt, 6447<br />

©Titel-/Coverphoto:<br />

Primetals<br />

Technol ogies, Ltd.,<br />

London, UK:<br />

Pfannenaufheizstand<br />

TECHNIK + TRENDS<br />

Anlagentechnik / Plant engineering<br />

<br />

<br />

Agent-based approach for energy demand-side<br />

management<br />

Francesca Marchiori, Michele Benini, Silvia Cateni,<br />

Valentina Colla, Antonella Vignali, Alexander Ebel,<br />

Marcus J. Neuer, Luca Piedimonte<br />

<br />

<br />

Increased plant availability by a smart and<br />

integrative condition monitoring system<br />

Ahmed Shalaby, Arno Haschke, Bernhard Voglmayr,<br />

Markus Ringhofer<br />

Werkstoff <strong>und</strong> Fertigung / Material and production<br />

<br />

<br />

New developments of high-strength<br />

microalloyed steels in car manufacturing<br />

Maximilian Nagel, Johan Driessen, Stephan Kovacs,<br />

Ole Pudritz, Andreas Tomitz, Henning Rackow,<br />

Heike Denecke-Arnold<br />

INNOVATION<br />

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UNTERNEHMEN + MÄRKTE<br />

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<strong>stahl</strong> <strong>und</strong> <strong>eisen</strong> 138 (<strong>2018</strong>) Nr. 2


37 46<br />

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<br />

Im Fahrzeugbau kommen vermehrt hochduktile (HD)<br />

mikrolegierte Feinkornbaustähle <strong>und</strong> bainitische Stähle<br />

aus Mittelband zum Einsatz<br />

<br />

gegossener Produkte<br />

Die SMS group entwickelt qualitätsbestimmende<br />

Technik für mechatronische Komponenten <strong>und</strong> den<br />

metallurgischen Prozess in Stranggießanlagen<br />

BERUF + KARRIERE<br />

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PRISMA<br />

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RUBRIKEN<br />

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Produkte<br />

36, 49<br />

<strong>stahl</strong> <strong>und</strong> <strong>eisen</strong> 138 (<strong>2018</strong>) Nr. 2 5


AKTUELLES<br />

Namen <strong>und</strong> Nachrichten<br />

Paul Josef Mauk verstorben<br />

Prof. Dr.-Ing. Paul Josef Mauk<br />

verstarb am 23. Januar <strong>2018</strong> im<br />

Alter von 66 Jahren.<br />

Nach dem Studium der „Umformtechnik<br />

im Hüttenwesen“ <strong>und</strong><br />

der Promotion „Rechnergestütztes<br />

Kalibrieren“ an der RWTH<br />

Aachen, begann P. J. Mauk 1983<br />

<br />

SMS Schloemann-Siemag AG. Aufbauend<br />

auf seiner Dissertation,<br />

entwickelte er rechnergestützte<br />

CAD-Systeme für die Walzenkalibrierung<br />

<strong>und</strong> war maßgeblich an<br />

der Computersimulation warmge-<br />

-<br />

<br />

ist seit dieser Zeit untrennbar mit<br />

seinem Namen verb<strong>und</strong>en.<br />

1996 erhielt er den Ruf als<br />

Universitätsprofessor auf den<br />

<br />

Theorie der Formgebung, heute<br />

<br />

der Gerhard-Mercator-Universität<br />

Gesamthochschule Duisburg, der<br />

heutigen Universität Duisburg-<br />

Essen. Hier ist sein großes Engagement<br />

für eine praxisorientierte<br />

Ausbildung des internationalen<br />

studentischen Nachwuchses hervorzuheben.<br />

Ausdruck dessen<br />

sind zahlreiche Partnerschaften<br />

mit der Industrie, beispielhaft<br />

die Einführung des dualen Studienganges<br />

„Steel Technology and<br />

Metal Forming“.<br />

Seit 1974 war Paul Josef Mauk<br />

dem Stahlinstitut VDEh als<br />

persönliches Mitglied eng verb<strong>und</strong>en.<br />

Als Vertreter der SMS<br />

Schloemann- Siemag AG arbeitete<br />

er seit 1993 aktiv im Unterausschuss<br />

Stab<strong>stahl</strong> <strong>und</strong> Walzdraht<br />

mit, den er 1998 <strong>und</strong> 1999 leitete.<br />

In Anerkennung seiner Fachkenntnisse<br />

<strong>und</strong> Erfahrung wählte<br />

ihn der Walzwerksausschuss<br />

1999 zu seinem Vorsitzenden. Ab<br />

2007 führte er dieses Ehrenamt<br />

als Vorsitzender des Ausschusses<br />

ter.<br />

Auch nach der Weitergabe<br />

des Vorsitzes war er dem Ausschuss<br />

als Mitglied eng verb<strong>und</strong>en<br />

<strong>und</strong> initiierte gemeinsame<br />

Forschungsvorhaben. Mit seinen<br />

hochwissenschaftlichen umformtheoretischen<br />

<strong>und</strong> immer konstruktiven<br />

Fachvorträgen <strong>und</strong><br />

seinem Einsatz für die Ziele<br />

<strong>und</strong> Aufgaben des Stahlinstituts<br />

VDEh gestaltete er die Gemeinschaftsarbeit<br />

inhaltsreich <strong>und</strong><br />

zielführend.<br />

P. J. Mauk war ein Verehrer<br />

des Aachener Hochschullehrers<br />

Theodore von Kármán<br />

<br />

<br />

rerseits<br />

darauf, dass Kármán den<br />

heute als Kármánsche Diffenzialgleichung<br />

bekannten Ansatz<br />

für die elementare Theorie des<br />

Foto: Stahl-Zentrum<br />

Prof. Dr.-Ing. Paul Josef Mauk<br />

Walzens formulierte. Noch 2016<br />

konnte der damalige Geschichtsausschuss<br />

ein letztes Mal den<br />

bereits von seiner Krankheit<br />

Gezeichneten für einen Vortrag<br />

gewinnen, in dem er spannende<br />

<br />

Kármáns, sondern auch aus der<br />

Geschichte der Walzwerkstechnik<br />

vortrug. Seine Ausführungen waren<br />

von tiefer Achtung vor den<br />

Verdiensten der früheren Generationen<br />

von Wissenschaftlern<br />

geprägt.<br />

Als Experte auf dem Gebiet<br />

des Umformens, insbesondere<br />

des Kalibrierens, fand Paul Josef<br />

Mauk hohe internationale Anerkennung<br />

<strong>und</strong> Wertschätzung.<br />

Seine Expertise war gefragt <strong>und</strong><br />

wird fehlen.<br />

Foto: TU Dortm<strong>und</strong> / Lutz Kampert<br />

Ursula Gather neues Mitglied im<br />

Aufsichtsrat der thyssenkrupp AG<br />

Prof. Dr. Dr. h.c. Ursula<br />

Gather ist neues Mitglied<br />

im Aufsichtsrat der<br />

thyssenkrupp AG.<br />

U. Gather wurde von der Alfried<br />

Krupp von Bohlen <strong>und</strong><br />

Halbach-Stiftung für fünf Jahre<br />

entsendet <strong>und</strong> folgt auf Dr. Ralf<br />

Nentwig, der mit Ablauf der<br />

Hauptversammlung am 19. Januar<br />

<strong>2018</strong> aus dem Aufsichtsrat<br />

ausschied. Dr. Nentwig gehörte<br />

dem Gremium seit Januar 2013<br />

an.<br />

<br />

erneut von der Stiftung für fünf<br />

Jahre entsendet. Er gehört dem<br />

Aufsichtsgremium seit April<br />

2013 an. Hoh<br />

Prof. Dr. Dr. h. c. Ursula Gather<br />

thyssenkrupp<br />

6<br />

<strong>stahl</strong> <strong>und</strong> <strong>eisen</strong> 138 (<strong>2018</strong>) Nr. 2


-<br />

-<br />

<br />

Sie folgt Thomas Schlenz, der seine<br />

Mandate aus ges<strong>und</strong>heitlichen<br />

Gründen zum Ablauf des 31. Januar<br />

<strong>2018</strong> niedergelegt hat. Er<br />

war zuletzt seit 1. Oktober 2012<br />

Arbeitsdirektor bei der thyssenkrupp<br />

Steel Europe AG.<br />

Dr. Maaßen leitete bei thyssenkrupp<br />

seit 1. Oktober 2016 als CHRO<br />

den Personalbereich der Business<br />

Unit Marine Systems als Teil der<br />

Business Area Industrial Solutions.<br />

Zuvor war sie mehr als zehn Jahre<br />

im Vorstand der IG Metall <strong>und</strong> dort<br />

zuletzt als Justitiarin tätig.<br />

thyssenkrupp<br />

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<br />

<br />

<br />

<br />

Machura bildet die Doppelspitze<br />

des Verbandes gemeinsam<br />

mit Dr. Bernhard Hauke.<br />

Gregor Machura ist seit 2012<br />

als Referent für Stahlbautechnik<br />

bei bau forum<strong>stahl</strong> beschäftigt.<br />

Zuvor war der diplomierte<br />

Bauingenieur beim Deutschen<br />

Stahlbau-Verband DSTV, der<br />

seine Aktivitäten 2012 mit bauforum<strong>stahl</strong><br />

gemeinsam unter<br />

einem Dach gebündelt hat, in<br />

der technischen Beratung tätig.<br />

Er war außerdem als Auditor<br />

<strong>und</strong> Inspektor im mehrjährigen<br />

Einsatz im Ausland.<br />

Als neuer Geschäftsführer will<br />

Gregor Machura insbesondere<br />

<br />

Hersteller, Händler <strong>und</strong> andere<br />

Mitgliedsunternehmen bei der<br />

Digitalisierung der Fertigungs<strong>und</strong><br />

Logistikprozesse unterstützen.<br />

Hierfür soll unter anderem<br />

die Verfahrensdatenbank<br />

Weld4Steel ausgebaut werden,<br />

die den Mitgliedsunternehmen<br />

Musterprozesse <strong>und</strong> digitale Dokumentationsmöglichkeiten<br />

zur<br />

Verfügung stellen.<br />

Gregor Machura folgt zudem<br />

auf die Position des Geschäftsführers<br />

des Deutschen Stahlbau-Verbandes<br />

DSTV.<br />

bauforum<strong>stahl</strong><br />

<br />

<br />

<br />

-<br />

<br />

<br />

<br />

H. Rackel wird mit Wirkung zum<br />

1. April <strong>2018</strong> Mitglied des Vorstands<br />

der elexis AG, einem Tochterunternehmen<br />

im Verb<strong>und</strong> der SMS<br />

group. Dort wird er zum 1. Juli<br />

<strong>2018</strong> den Vorstandsvorsitz von Siegfried<br />

Koepp übernehmen, der zum<br />

30. Juni in den Ruhestand tritt.<br />

Dr.-Ing. Katja Windt wird zum<br />

1. April zur Geschäftsführerin der SMS<br />

group GmbH bestellt. Sie wird innerhalb<br />

der Geschäftsführung die Bereiche<br />

Digital Solutions <strong>und</strong> Elektrik <strong>und</strong><br />

Automation verantworten. Sie wechselt<br />

von der Jacobs University Bremen,<br />

die die promovierte Ingenieurin des<br />

Maschinenbaus mit Schwerpunkt<br />

Produktionstechnik seit mehreren<br />

Jahren leitet. In dieser Funktion hat<br />

sie unter anderem bereits seit über<br />

10 Jahren erfolgreich Digitalisierungs<strong>und</strong><br />

Logistikprojekte für K<strong>und</strong>en aus<br />

der Stahlindustrie realisiert.<br />

SMS group<br />

<br />

<br />

<strong>stahl</strong> <strong>und</strong> <strong>eisen</strong> 138 (<strong>2018</strong>) Nr. 2 7


AKTUELLES<br />

Namen <strong>und</strong> Nachrichten<br />

Roberto Pancaldi ist neuer CEO bei Tenova Metals<br />

Seit dem 1. Januar <strong>2018</strong> ist<br />

Roberto Pancaldi neuer Chief<br />

<br />

Tenova Metals.<br />

R. Pancaldi folgt auf Andrea Rocca,<br />

der nach fünf Jahren bei Tenova<br />

nun neue Verantwortlichkeiten<br />

bei Tecpetrol wahrnimmt, einer<br />

anderen Gesellschaft der Techint<br />

Group. Er trat als Prozessingenieur<br />

1988 in die Techint Group ein <strong>und</strong><br />

verbrachte seine gesamte Karriere<br />

bei Techint <strong>und</strong> später bei Tenova.<br />

R. Pancaldi hielt verschiedene Führungspositionen<br />

mit unterschiedlichen<br />

Funktionen in unterschiedlichen<br />

Geschäftsbereichen in der<br />

Metals Division, zuletzt als Chief<br />

<br />

Tenova<br />

Roberto Pancaldi, seit 1. Januar<br />

<strong>2018</strong> CEO bei Tenova Metals<br />

Foto: Tenova<br />

Stefan Borgas ist neuer Vorsitzender der WRA<br />

Stefan Borgas, CEO von RHI<br />

Magnesita, wurde zum neuen<br />

Vorsitzenden der World Re-<br />

<br />

gewählt <strong>und</strong> trat Anfang Januar<br />

dieses Jahres sein Amt an.<br />

S. Borgas übernimmt den Vorsitz<br />

von François Wanecq, dem ehemaligen<br />

CEO von Vesuvius plc, für zwei<br />

Jahre. S. Borgas wird als thematische<br />

Prioritäten für seinen Vorsitz<br />

<strong>2018</strong> einen besonderen Fokus auf<br />

Innovation, Sicherheit <strong>und</strong> die Erfassung<br />

von Sicherheitsdaten legen<br />

sowie auf die angespannte globale<br />

Rohstoffsituation aufgr<strong>und</strong> strenge-<br />

<br />

RHI <strong>und</strong> Magnesita hatten sich<br />

im Oktober 2017 zusammengeschlossen.<br />

Die World Refractories<br />

Association wurde 2014 von<br />

den wichtigsten Verbänden der<br />

Feuerfestindustrie <strong>und</strong> internationalen<br />

Konzernen gegründet.<br />

Sie stellt ein Forum zur Diskussion<br />

von Regulierungsfragen mit<br />

Auswirkungen auf den Welthandel,<br />

zur Verbreitung aggregierter<br />

Branchenstatistiken sowie zur<br />

Förderung der Interessen der<br />

weltweiten Feuerfestindustrie<br />

dar.<br />

RHI Magnesita<br />

Stefan Borgas. CEO von<br />

RHI Magnesita<br />

Foto: RHI Magnesita<br />

Jens Michael Wegmann ist neuer COO bei Klöckner<br />

Der Aufsichtstrat der Klöckner<br />

& Co SE hat Jens Michael<br />

Wegmann zum Mitglied des<br />

Vorstands bestellt. Er besetzt<br />

die neu geschaffene Position<br />

<br />

<br />

J. M. Wegmann ist seit vielen Jahren<br />

international in leitenden Positionen,<br />

vorwiegend in der Investitionsgüterindustrie,<br />

tätig. Er war<br />

zuletzt Vorstandsvorsitzender der<br />

thyssenkrupp Industrial Solutions<br />

AG. Zuvor hatte er mehrere Führungspositionen<br />

bei Siemens inne<br />

<strong>und</strong> verantwortete dort unter<br />

anderem den Bereich Industry<br />

Solutions als CEO.<br />

Klöckner<br />

Materialforscher Mücklich als Mitglied in acatech gewählt<br />

Frank Mücklich, Professor<br />

für Funktionswerkstoffe der<br />

Universität des Saarlandes<br />

<strong>und</strong> Leiter des Steinbeis-Forschungszentrums<br />

für Werk-<br />

<br />

als Mitglied in die Deutsche<br />

Akademie der Technikwissen-<br />

<br />

Mit der Aufnahme als Mitglied<br />

würdigt die Akademie den wissenschaftlichen<br />

Erfolg des Materialforschers.<br />

Frank Mücklich widmet<br />

sich an der Universität des Saarlandes<br />

vor allem der räumlichen<br />

Analyse von Materialien (siehe<br />

hierzu auch S. 58). „Bisher wissen<br />

8<br />

<strong>stahl</strong> <strong>und</strong> <strong>eisen</strong> 138 (<strong>2018</strong>) Nr. 2


Entwicklungsingenieure in der Industrie oft nicht genau,<br />

welcher Mechanismus in der inneren Struktur eines Hochleistungswerkstoffs<br />

eine gewünschte Eigenschaft steuert. Mit<br />

unseren 3-D-Analysetechniken können wir nun alle Veränderungen<br />

dieser inneren Struktur von Materialien quantitativ<br />

darstellen“, erläutert Frank Mücklich. „Wir erkennen dadurch<br />

auf der Mikro-, Nano- <strong>und</strong> atomaren Skala, an welcher Stellschraube<br />

man drehen muss, um die Funktionseigenschaften<br />

eines Werkstoffs gezielt <strong>und</strong><br />

quantitativ zu verändern.“<br />

Für die Materialanalysen<br />

nutzen der Saarbrücker Forscher<br />

<strong>und</strong> sein Team verschiedene<br />

dreidimensionale Verfahren,<br />

die sie in den vergangenen<br />

Jahren verfeinert <strong>und</strong> eng aufeinander<br />

abgestimmt haben.<br />

sende<br />

Elektronenmikroskope<br />

<br />

<br />

Die dabei erfassten Informationen<br />

<strong>und</strong> Bildserien werden<br />

Prof. Dr. Frank Mücklich<br />

anschließend im Computer<br />

wieder zum exakten räumlichen Abbild zusammengefügt<br />

– bis hin zum einzelnen Atom“, erläutert Prof. Mücklich.<br />

<br />

der Materialforscher eine neuartige Technik, das sogenannte<br />

Foto: Maximilian Schlosser<br />

Bandinspektionslinie; B<strong>und</strong>gewicht 45 t<br />

15 Verlegewickler inkl. Drehkreuzen<br />

Besäumschere<br />

Die Deutsche Akademie der<br />

Technikwissenschaften<br />

Die Deutsche Akademie der Technikwissenschaften<br />

nimmt Forscher aufgr<strong>und</strong> ihrer herausragenden<br />

<br />

rd. 500 Wissenschaftler von Universitäten oder<br />

technischen Instituten beraten Vertreter aus Politik<br />

<strong>und</strong> Wirtschaft über Zukunftsfragen aus der Welt<br />

der Technologie. Die Themenpalette reicht von der<br />

Energieversorgung über die Digitalisierung <strong>und</strong><br />

Industrie 4.0 bis hin zur Technikkommunikation.<br />

Finanziert wird die Akademie von B<strong>und</strong> <strong>und</strong><br />

<br />

aus Projekten eingeworbenen Drittmitteln.<br />

Die Akademie der Technikwissenschaften hat<br />

Niederlassungen in München, Berlin <strong>und</strong> Brüssel.<br />

<br />

<br />

<br />

Dies ist beispielsweise für die Reibung <strong>und</strong> den Verschleiß<br />

tung.<br />

Binde- <strong>und</strong> Verpackungslinie für Kupferringe<br />

Seit mehr als 20 Jahren konstruieren, fertigen <strong>und</strong><br />

montieren wir Anlagen für die Band<strong>stahl</strong>industrie <strong>und</strong><br />

Walzwerktechnik. Darüber hinaus nehmen wir auch<br />

Umbauten <strong>und</strong> Modernisierungen an bestehenden<br />

Produktionsanlagen <strong>und</strong> Maschinen vor.<br />

» Konzeption » Engineering<br />

» Fertigung » Modernisierung<br />

» Montage » Inbetriebnahme<br />

Universität des Saarlandes<br />

<strong>stahl</strong> <strong>und</strong> <strong>eisen</strong> 138 (<strong>2018</strong>) Nr. 2 9<br />

Siemensring 54–56 · D-47877 Willich<br />

T +49(0)2154/891<strong>02</strong>-0 · F +49(0)2154/891<strong>02</strong>-286<br />

mail@ctechnik.de · www.ctechnik.de


AKTUELLES<br />

Namen <strong>und</strong> Nachrichten<br />

WIRTSCHAFTSVEREINIGUNG STAHL zur BDI-Klimastudie<br />

Umsetzung der langfristigen<br />

Klimaziele trägt erhebliche<br />

Risiken für die Stahlindustrie<br />

Der BDI hat Mitte Januar in Berlin die Ergebnisse seiner Studie mit dem Titel „Klimapfade<br />

der Industrie“ vorgestellt, in der mögliche Wege zur Erfüllung einer langfristigen<br />

Treibhausgasminderung volkswirtschaftlich untersucht werden.<br />

as Gutachten bestätigt, dass<br />

die Umsetzung der langfristigen<br />

Klimaziele die Stahlindustrie<br />

vor massive technische<br />

<strong>und</strong> wirtschaftliche Herausforderungen<br />

stellt <strong>und</strong> erhebliche<br />

Risiken mit sich trägt“, erklärt<br />

Hans Jürgen Kerkhoff, Präsident<br />

der Wirtschaftsvereinigung Stahl.<br />

„Weitreichende Vorkehrungen<br />

zum Erhalt der internationalen<br />

Wettbewerbsfähigkeit, wie etwa<br />

eine ausreichende kostenfreie Zu-<br />

<br />

<strong>und</strong> Belastungsbegrenzungen bei<br />

den Strom- <strong>und</strong> Energiekosten,<br />

sind unerlässliche Voraussetzungen,<br />

um drastische Verluste<br />

der industriellen Wettbewerbsfähigkeit<br />

<strong>und</strong> Produktionsverlagerungen<br />

zu vermeiden.“ Dies<br />

sei auch elementarer Bestandteil<br />

der Studie. Nur unter diesen Annahmen<br />

<strong>und</strong> Voraussetzungen<br />

komme sie zu dem Ergebnis, dass<br />

in Deutschland ein Klimaziel<br />

von 80 % erreicht werden könne,<br />

stellt Kerkhoff klar. „Für den<br />

Klimaschutz wäre nichts gewonnen,<br />

wenn der Stahl stattdessen<br />

in anderen Ländern mit höheren<br />

Emissionen produziert würde.“<br />

Technisches Minimum bei<br />

den CO 2<br />

-Emissionen<br />

Die heute zur Verfügung stehenden<br />

Verfahren zur Stahlproduktion sind<br />

bei den CO 2<br />

-Emissionen bereits am<br />

technischen Minimum. Laut der<br />

Studie kann die Stahlindustrie in<br />

den nächsten Jahrzehnten daher<br />

nur einen sehr begrenzten Beitrag<br />

zur Erfüllung des 80 %-Zieles leisten,<br />

der zudem mit massiven Mehrkosten<br />

gegenüber den internationalen<br />

Wettbewerbern verb<strong>und</strong>en<br />

wäre. Da sich die entsprechenden<br />

Maßnahmen betriebswirtschaftlich<br />

nicht rechnen, wäre ein solches Ziel<br />

nur mit erheblichen staatlichen Investitionsanreizen<br />

zu erreichen.<br />

Für eine Treibhausgasminderung<br />

um sogar 95 % bis 2050 wird in der<br />

Analyse eine Abscheidung <strong>und</strong> Speicherung<br />

des Kohlendioxids (CCS)<br />

angenommen. Die Vermeidung der<br />

Emissionen auf diesem Weg würde<br />

die Stahlindustrie jedoch 4,5 Mrd. €<br />

im Jahr kosten, was im globalen<br />

Wettbewerb nicht tragbar wäre.<br />

Zudem ist es unrealistisch, dass in<br />

Deutschland auf absehbare Zeit die<br />

erforderliche Akzeptanz für CCS<br />

überhaupt erlangt werden könnte.<br />

Andere neue Verfahren, mit denen<br />

entweder das Entstehen von<br />

CO 2<br />

im Stahlherstellungsprozess<br />

lendes<br />

CO 2<br />

abgetrennt <strong>und</strong> genutzt<br />

werden kann, sind in der Stahlindustrie<br />

derzeit Gegenstand von Forschung<br />

<strong>und</strong> Entwicklung. Sie würden<br />

laut Studie einen zusätzlichen<br />

Strombedarf von 130 bis 300 TWh<br />

im Jahr mit sich bringen. Dies<br />

entspräche einem Drittel bis über<br />

die Hälfte des heutigen gesamten<br />

Stromverbrauchs in Deutschland.<br />

Wenn solche Verfahren die Reife<br />

für eine großtechnische Umsetzung<br />

erlangen sollten, müssten zudem erhebliche<br />

Investitionen erfolgen, die<br />

mindestens in der Größenordnung<br />

des heute investierten Anlagenparks<br />

liegen dürften. Aus heutiger<br />

Sicht wird ein derart tief greifender<br />

Umbruch daher bei Weitem nicht<br />

aus dem betriebswirtschaftlichen<br />

Investitionsbudget der Unterneh-<br />

<br />

ellen<br />

Förderung von Forschung,<br />

Entwicklung <strong>und</strong> Umsetzung im<br />

industriellen Maßstab.<br />

Wirtschaftsvereinigung Stahl<br />

NACH<br />

REDAKTIONSSCHLUSS<br />

Weitere Informationen<br />

<br />

www.<strong>stahl</strong><strong>und</strong><strong>eisen</strong>.de<br />

Mitarbeiter billigen Tarifvertrag zur Fusion von thyssenkrupp <strong>und</strong> Tata Steel<br />

Die gewerkschaftlich organisierten<br />

Mitarbeiter der Stahlsparte<br />

von thyssenkrupp haben dem<br />

Tarifvertrag für das geplante<br />

Joint Venture der europäischen<br />

Stahlaktivitäten mit Tata Steel Anfang<br />

Februar zugestimmt. 92,2 %<br />

der rd. 21 000 IG-Metall-Mitglieder<br />

stimmten für den Tarifvertrag,<br />

der u. a. eine Beschäftigungssicherung<br />

bis zum 30. September<br />

2<strong>02</strong>6 vorsieht (siehe <strong>stahl</strong> u. <strong>eisen</strong><br />

10/2017, S. 6/11 <strong>und</strong> 01/<strong>2018</strong>, S.<br />

6/7). Über die Fusion muss nun<br />

der Aufsichtsrat der thyssenkrupp<br />

AG entscheiden.<br />

thyssenkrupp, IG Metall<br />

10<br />

<strong>stahl</strong> <strong>und</strong> <strong>eisen</strong> 138 (<strong>2018</strong>) Nr. 2

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