soziologie heute Februar 2010
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40 <strong>soziologie</strong> <strong>heute</strong> <strong>Februar</strong> <strong>2010</strong><br />
Neues aus der Forschung<br />
Was haben sie,<br />
was ich nicht hab‘?<br />
Studie zu Berufserfolgs-Determinanten<br />
von HochschulabsolventInnen<br />
von René Krempkow 1)<br />
Das Potential von AbsolventInnenbefragungen<br />
für Berufserfolgsanalysen<br />
In Hochschulpolitik und Medien wird<br />
vielfach ungeprüft vorausgesetzt,<br />
dass AbsolventInnen mit möglichst<br />
geringem Alter und besten Noten die<br />
besten Berufschancen hätten. Welchen<br />
Einfluss diese Aspekte tatsächlich<br />
und welche Bedeutung andere,<br />
z.T. in der Bewerbungsratgeberliteratur<br />
genannte Einflussmöglichkeiten<br />
auf den Berufserfolg haben (z.B.<br />
Karriereorientierung, persönliche<br />
Kontakte), wurde bislang eher selten<br />
untersucht.<br />
Seit „Employability“ oder Beschäftigungsbefähigung<br />
im Rahmen des<br />
Bologna-Prozesses unter den Zielen<br />
der Hochschulbildung eine zentrale<br />
Rolle einnimmt, gewinnen Absolvent-<br />
Innenstudien an Bedeutung. Um die<br />
„European Standards and Guidelines<br />
for Quality Assurance“ an den Hochschulen<br />
zu gewährleisten, werden<br />
AbsolventInnenstudien erwartet und<br />
zunehmend auch durchgeführt. Auch<br />
hochschulübergreifende Institutionen<br />
wie das IHF München bauen diese<br />
aus. Damit besteht großes Potential<br />
für ähnliche Analysen an zahlreichen<br />
Hochschulen. Wenn unterschiedliche<br />
Erfolgsfaktoren an den einzelnen<br />
Hochschulen gefunden werden, kann<br />
es jedoch wichtig sein, diese hochschulspezifisch<br />
zu analysieren. Daher<br />
werden nachfolgend das hier zugrundegelegte<br />
Modell beruflichen Erfolges,<br />
die Datenbasis für die Analysen,<br />
wesentliche Ergebnisse und ihr möglicher<br />
Nutzen exemplarisch anhand<br />
der Freiburger AbsolventInnenstudien<br />
vorgestellt.<br />
Das Modell: Was ist (potentiell)<br />
wichtig für Berufserfolg?<br />
Eine Analyse der Determinanten des<br />
beruflichen Erfolges analog der vorliegenden<br />
wurde bereits in den Dresdner<br />
AbsolventInnenstudien von Krempkow<br />
& Pastohr (2006) durchgeführt.<br />
Mittels multipler Regressionsanalysen<br />
wurde der Berufsweg bzw. Berufserfolg<br />
von AbsolventInnen mit kürzerer<br />
und längerer Studiendauer sowie das<br />
Gewicht verschiedener diskutierter<br />
Determinanten des Berufserfolges untersucht.<br />
Ein Ergebnis war, dass Studiendauer<br />
und Abschlussnoten nicht relevant<br />
sind. Ist dies ein Einzelfall oder<br />
gilt dies auch für andere Hochschulen?<br />
Erste ähnliche Analysen anhand des<br />
Bayrischen Absolventen-Panels vom<br />
IHF München und von HIS Hannover<br />
zeigen ebenfalls, dass nicht unbedingt<br />
die postulierten Aspekte relevant sind.<br />
Für vorliegenden Beitrag wurde aus<br />
Gründen der Vergleichbarkeit im Wesentlichen<br />
die Methodik von Krempkow<br />
& Pastohr (2006) auf die aktuellste<br />
AbsolventInnenstudie der Universität<br />
Freiburg angewandt. Freiburg ist stärker<br />
geisteswissenschaftlich geprägt<br />
– im Gegensatz zur TU Dresden. Die<br />
Gemeinsamkeiten und Unterschiede<br />
werden hiermit an einer zweiten, sich<br />
deutlich unterscheidenden Stichprobe<br />
analysiert und so exemplarisch auch<br />
der Einfluss der Institution thematisiert.<br />
Im vorliegenden Beitrag von Interesse<br />
ist dabei insbesondere, welche individuellen<br />
Merkmale von AbsolventInnen<br />
– wie soziodemografische Eigenschaften,<br />
berufliche (Vor)Erfahrungen und<br />
Einstellungen – und welche Rahmenbedingungen<br />
sowie Ergebnisse der Hochschulbildung<br />
welchen Zusammenhang<br />
mit Berufserfolg haben.<br />
Hierzu ist zunächst Berufserfolg zu<br />
definieren. Dieser wurde in unserer<br />
Studie multidimensional und für mehrere<br />
Zeitpunkte in Anlehnung an vorangegangene<br />
Studien als Einkommen,<br />
als Zufriedenheit mit der beruflichen<br />
Situation, als die aktive Suchdauer bis<br />
zur Aufnahme der ersten Tätigkeit und<br />
als Ausbildungsadäquanz der Beschäftigung<br />
operationalisiert. Für diesen<br />
Beitrag können nur Ergebnisse zum<br />
derzeitigen Einkommen vorgestellt<br />
werden.<br />
Nachfolgend ist das für diesen Beitrag<br />
etwas verkürzte Modell der Determinanten<br />
beruflichen Erfolges grafisch<br />
dargestellt, welches Krempkow & Pastohr<br />
(2006) in Anlehnung an vorangegangene<br />
Forschungen erarbeiteten<br />
(u.a. Teichler & Schomburg, Enders &<br />
Bornmann). Dabei werden die Dimensionen<br />
und deren einzelne Aspekte<br />
dem Ausgangspotential (Input), dem<br />
Prozess und den Ergebnissen (Output)<br />
der Hochschulbildung sowie einzelnen<br />
Etappen der Berufslaufbahn zugeordnet.<br />
Für die Untersuchung werden multivariate<br />
Verfahren (Regressionsanalysen)<br />
eingesetzt, die laut Janson (2008)<br />
für AbsolventInnenstudien nach wie<br />
vor eher die Ausnahme darstellen.