WIRTSCHAFT+MARKT 1/2018
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OSTDEUTSCHLAND | 25<br />
Fotos: Autohaus Liebe (unten), Institut für Automobilwirtschaft (oben)<br />
Händler über 1.000 Neuwagen im Jahr,<br />
in Deutschland sind es etwas mehr als<br />
400.“<br />
Mega-Dealer im Trend<br />
Seine Prognose daher: „Die Strukturen<br />
im Automobilhandel werden sich in den<br />
nächsten Jahren immer stärker denen<br />
des klassischen Einzelhandels angleichen:<br />
Große Handelsketten, sogenannte<br />
Mega-Dealer, werden mit einem weit<br />
gestreuten Netz an eigenen Filialen den<br />
Markt beherrschen.“ Eine Zukunft für das<br />
familiengeführte Autohaus sieht Diez im<br />
ländlichen Raum: „Es muss vor allem auf<br />
den ertragsstarken Service setzen und<br />
mit persönlicher Betreuung punkten.“<br />
Denn mittlerweile konkurrieren kleine Autohäuser<br />
nicht mehr nur mit den regionalen<br />
Händlergruppen. Auch Global Player<br />
der Branche drängen auf den Markt. So<br />
gingen vor eineinhalb Jahren die Daimler-Niederlassungen<br />
in Ostdeutschland<br />
an die Stern Auto GmbH, die deutsche<br />
Tochtergesellschaft der Lei-Shing-Hong-<br />
Group (LSH) mit Sitz in Hongkong. LSH<br />
ist die weltweit größte Handelsgruppe<br />
für Mercedes-Benz-Pkw. Dieser Eigentümerwechsel<br />
betraf Niederlassungen<br />
etwa in Leipzig, Dresden, Magdeburg,<br />
Schwerin und Rostock. Insgesamt betreibt<br />
Stern Auto 18 Standorte mit knapp<br />
1.400 Mitarbeitern in den ostdeutschen<br />
Bundesländern.<br />
Autohaus Liebe ist führender Škoda-Partner in Mitteldeutschland.<br />
So setzt sich gegenwärtig<br />
ein tiefgreifender<br />
Bereinigungsprozess<br />
in der Branche<br />
fort, der in Ostdeutschland<br />
schon<br />
zur Jahrtausendwende<br />
begann.<br />
„Andererseits hat<br />
das aber auch dazu<br />
geführt, dass die<br />
Betriebe, die überlebt<br />
haben, heute<br />
sehr professionell<br />
geführt werden – manchmal wesentlich<br />
professioneller als Westbetriebe“, urteilt<br />
IFA-Institutsdirektor Diez. Beispiele seien<br />
etwa die Thüringer Autohaus-Peter-<br />
Gruppe, die 1990 mit einer Mercedes-<br />
Benz-Werkstatt in Nordhausen startete<br />
und heute mit neun Marken an 24 Standorten<br />
in drei Bundesländern präsent ist sowie<br />
die Liebe-Gruppe aus Sangerhausen,<br />
nach eigenen Angaben führender Škoda-<br />
Partner in Mitteldeutschland. Nach W+M-<br />
Recherchen spielt in dieser Liga auch die<br />
Koch Automobile AG, die 1993 von Thomas<br />
Koch gegründet wurde, bis heute eigentümergeführt<br />
ist und an zehn Standorten<br />
in Berlin und Brandenburg 22 Filialen<br />
betreibt. Bei Koch kann der Kunde unter<br />
sechs Marken wählen – Volvo, Mazda,<br />
Škoda, Citroen, SEAT und Honda. Zudem<br />
wird nunmehr auch VW-Service angeboten.<br />
Pro Jahr verkauft die Koch-Gruppe<br />
Prof. Dr. Willi Diez, Direktor des Instituts<br />
für Automobilwirtschaft.<br />
mit rund 400 Beschäftigten<br />
8.000 Fahrzeuge,<br />
gut die Hälfte<br />
sind Neuwagen. Damit<br />
behauptet sich<br />
das Unternehmen<br />
seit Jahren stabil unter<br />
den „Top 100“ im<br />
deutschen Autohandel.<br />
Vorstandsvorsitzender<br />
Thomas Koch<br />
sieht den zu erwartenden<br />
Marktveränderungen<br />
relativ gelassen<br />
entgegen: „Unsere Branche ist<br />
seit jeher von Veränderungen geprägt.<br />
Wir fühlen uns gut aufgestellt, weil wir flexibel<br />
sind und schnell reagieren.“ Erst im<br />
letzten Jahr wurde sein Unternehmen von<br />
einem der wichtigsten Branchenmagazine<br />
mit dem „Internet Sales Award“ geehrt.<br />
Ein Indiz dafür, wie erfolgreich Koch neue<br />
Vertriebskanäle zu nutzen weiß.<br />
Hoher Investitionsbedarf<br />
Das Škoda Autohaus Liebe, 1954 als KfZ-<br />
Werkstatt von Otto Liebe in Riestedt gegründet,<br />
wird heute in dritter Generation<br />
von Thomas Peckruhn geleitet und expandiert<br />
nach dem Ausbau der Marktstellung<br />
in Sachsen-Anhalt (vier Standorte)<br />
sowie Thüringen (drei Standorte) gegenwärtig<br />
nach Sachsen. „Im Frühjahr<br />
<strong>2018</strong> eröffnet unser erstes Autohaus in<br />
Leipzig“, erklärt Peckruhn zur Investition<br />
in Höhe von rund fünf Millionen Euro an<br />
der „Leipziger Automeile“ nahe der Alten<br />
Messe. Peckruhn prophezeit schwierige<br />
Zeiten für die kleineren Händler. Und<br />
dies nicht nur wegen des hohen Margendrucks.<br />
„Auch das Kaufverhalten hat sich<br />
stark gewandelt. Der Kunde verfügt heute<br />
auch durch das Internet über einen viel<br />
höheren Informationsstand.“ Zudem sind<br />
die Fahrzeuge erklärungsintensiver. Für<br />
die Autohändler bedeute dies höhere Investitionen<br />
in die Mitarbeiterausbildung.<br />
Auch die Ausgaben für die Digitalisierung<br />
und für neue Präsentationsformen stellen<br />
eine finanzielle Herausforderung dar,<br />
die kleinere Händler immer weniger leisten<br />
könnten. Zudem leide die Branche in<br />
Ostdeutschland auch unter einem Nachfolgeproblem,<br />
da immer mehr Gründer<br />
aus der Wendezeit ausschieden. W+M<br />
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