recycling aktiv 01/18
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
RECHT UND POLITIK<br />
bvse<br />
EU-Kunststoffstrategie: Mehr Recycling<br />
in Deutschland und Europa<br />
Änderung der Mautsätze kommen wird. Dies bedeutet,<br />
dass ab 1. Juli 2<strong>01</strong>8 die bisherigen Mautsätze auch auf die<br />
dann zusätzlich mautpflichtig werdenden 40.000 Kilometer<br />
Bundesstraßen angewandt werden. Hintergrund ist,<br />
dass Deutschland gemäß der einschlägigen EU-Richtlinie<br />
bei der Festlegung der Mauthöhe nicht autonom ist. Die<br />
Maut muss sich auf die Kosten beziehen, die ein Lkw verursacht,<br />
wenn er öffentliche Straßen nutzt. Dies wird durch<br />
ein wissenschaftliches Wegekostengutachten festgestellt.<br />
Das bisher zugrunde liegende Wegekostengutachten betrachtete<br />
den Zeitraum 2<strong>01</strong>3 bis 2<strong>01</strong>7. Eine Neubewertung<br />
wäre also nun eigentlich fällig. Von dieser Aufgabe<br />
hat das Bundesverkehrsministerium aber nun offensichtlich<br />
Abstand genommen. Das Bundesverkehrsministerium verweist<br />
hierzu auf die noch ausstehende Regierungsneubildung.<br />
Aufgrund des Zeitbedarfs für ein Gesetzgebungsverfahren<br />
könne bis zum 1. Juli 2<strong>01</strong>8 kein Änderungsgesetz<br />
zum Bundesfernstraßenmautgesetz mehr erlassen werden.<br />
Im Klartext: Mit einer Mautänderung ist zu rechnen – aber<br />
mit dem Gesetzgebungsverfahren wird erst begonnen,<br />
wenn eine neue Regierung handlungsfähig ist.<br />
www.bdsv.org<br />
Beispiel hierfür sind Konservendosen aus verzinntem Stahlblech,<br />
dem sogenannten Weißblech: Beim Recycling verteilt<br />
sich das knappe Metall Zinn in der Stahlschmelze.<br />
Dadurch geht es technisch irreversibel verloren und beeinträchtigt<br />
obendrein die Qualität des wiedereingeschmolzenen<br />
Stahls. Ein weiterer wichtiger Punkt ist es,<br />
Rohstoffe zu ersetzen, die unter umweltschädigenden<br />
beziehungsweise nicht sozialverträglichen Bedingungen<br />
gefördert werden oder die knapp werden können. Beispiele<br />
sind Kobalt, Indium, Platingruppenmetalle oder einige<br />
Metalle der seltenen Erden. Und noch ein weiteres Kriterium<br />
ist für den Erfolg der Kreislaufwirtschaft ausschlaggebend:<br />
die Akzeptanz durch Produzenten, Anwender, Nutzer<br />
und Kunden. Daher fördert die DBU Ansätze, die ein<br />
Verständnis der komplexen Zusammenhänge vermitteln<br />
und die Akzeptanz von Maßnahmen im Hinblick auf die<br />
Kreislaufführung oder beim Produktdesign steigern.<br />
Die DBU-Fachinfo „Material mit Möglichkeiten: ‚Ressourceneffiziente<br />
Werkstofftechnologie‘ als Beitrag zur<br />
Nachhaltigkeit“ kann unter folgendem Link heruntergeladen<br />
werden: https://www.dbu.de/doiLanding1483.html.<br />
www.dbu.de<br />
Die Europäische Union hat ihre Kunststoffstrategie veröffentlicht.<br />
Klar ist, dass in allen Mitgliedstaaten der Europäischen<br />
Union Handlungsbedarf besteht. Doch was kann Deutschland<br />
tun? Das Kunststoff<strong>recycling</strong> kann einen wichtigen Beitrag leisten<br />
und hilft durch die CO 2<br />
-Einsparungen darüber hinaus auch, die<br />
Klimaziele der Europäischen Union zu erreichen. Deshalb fordert<br />
der bvse: Das Kunststoff<strong>recycling</strong> muss ausgebaut und gefördert<br />
werden.<br />
Grundsätzlich gilt Recycling vor Verbrennen und Qualität vor<br />
Quantität. Hier hilft aber keine pauschale Steuer auf Kunststoffe,<br />
da so keine Lenkungswirkung entfaltet, sondern nur ein Finanzierungsinstrument<br />
für einen klammen EU-Haushalt geschaffen wird.<br />
Wichtig ist, die Recyclingfähigkeit von Produkten zu fördern bzw.<br />
den Einsatz von Recyclaten in neuen Produkten. Noch ein Problem:<br />
Immerhin rund 1,2 Millionen Tonnen Kunststoffe werden<br />
allein in Europa jährlich aus Elektro(nik)-Altgeräten (EAG) gesammelt.<br />
Doch obwohl der so gewonnene Sekundärrohstoff in erheblichem<br />
Maß zur Einsparung von CO2-Emissionen, Energie und<br />
Primärressourcen beiträgt, wird er durch die fortschreitende Chemisierung<br />
des Abfallrechts in einer Flut von Auflagen und Gesetzen<br />
zunehmend in die Ecke der Gefährlichkeit – und damit „ins<br />
Aus“ gedrängt. „Dies geschieht völlig zu Unrecht“, moniert zum<br />
Beispiel der Recycling-Experte der Müller-Guttenbrunn Group,<br />
Chris Slijkhuis.<br />
Auch im Bereich der Kunststoffsortierung muss sich die Qualitätsprämisse<br />
als oberste Zielsetzung durchsetzen. Neben der Erweiterung<br />
von Sortierkapazitäten müssen technische und rechtliche<br />
Voraussetzungen für eine gleichzeitige Steigerung der Qualitäten<br />
geschaffen werden. Zudem sollte es den Sortierern ermöglicht<br />
werden, wirtschaftlich auskömmliche, bilaterale Verträge mit<br />
den Kunststoffrecyclern zu schließen. Für nachhaltigen Recyclingerfolg<br />
sorgen im nächsten Schritt die Kunststoffrecycler, die für<br />
ihre kapitalintensiven Maschinen und Anlagen in Zukunft bessere<br />
Abschreibungsmöglichkeiten benötigen, um dringend benötigte<br />
Neu- und Ersatzinvestitionen zeitnah tätigen zu können. Zudem<br />
ist die Gesetzgebung gefragt, die Auflagen für die Genehmigungen<br />
und den Betrieb von Kunststoff<strong>recycling</strong>-Anlagen, die vielen<br />
Menschen Beschäftigung bieten, in Zukunft zu erleichtern, damit<br />
neue Recycling-Kapazitäten jetzt und nicht irgendwann geschaffen<br />
werden können.<br />
Die Forderungen des bvse-Fachverbands Kunststoff<strong>recycling</strong>:<br />
1. Verbessern der Erfassung durch konsequente Getrennthaltung<br />
2. Neuordnen der Kunststoffsortierung: Qualität vor Quantität<br />
3. Ausbau und Förderung des bestehenden Kunststoff<strong>recycling</strong>s<br />
4. Recyclingfreundliches Produktdesign durchsetzen<br />
5. Deutlich mehr Kunststoffrecyclat bei Produktherstellung einsetzen<br />
6. Trendumkehr: Öffentliche Ausschreibungen müssen Kunststoff<strong>recycling</strong>produkte<br />
umfassen<br />
7. Kampagne starten: Kunststoff<strong>recycling</strong> verhindert Littering,<br />
insbesondere Marine Litter<br />
www.bvse.de<br />
<strong>recycling</strong> <strong>aktiv</strong> 1/2<strong>01</strong>8 45