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Südostschweiz Sonderbeilage – 125 Jahre Klinik Waldhaus Chur

Erschienen am 10. Oktober 2017 als Sonderbeilage in der Tageszeitung "Die Südostschweiz"

Erschienen am 10. Oktober 2017 als Sonderbeilage in der Tageszeitung "Die Südostschweiz"

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<strong>125</strong> JAHRE KLINIK WALDHAUS<br />

Pensionsverträge mit Ausserkantonalen<br />

In den 40er-<strong>Jahre</strong>n des letzten Jahrhunderts war<br />

der Kanton stark verschuldet und die Regierung<br />

darum gefordert, die steigenden Defizite der psychiatrischen<br />

<strong>Klinik</strong>en zu bekämpfen. Ab 1950 wurden<br />

aus diesem Grund Pensionsverträge mit anderen<br />

Kantonen abgeschlossen, so konnten beispielsweise<br />

1952 über 100 Patienten aus dem Zürcher<br />

Burghölzli im <strong>Waldhaus</strong> betreut werden. Wenig<br />

verwunderlich, dass die ursprünglich mit 200<br />

Betten geplante <strong>Klinik</strong> an ihre Grenzen stiess und<br />

permanent überbelegt war. 1954 sollen rund 400<br />

Patienten im <strong>Waldhaus</strong> gelebt haben.<br />

Die Psychiatrie öffnet sich<br />

Mit der Entwicklung von neuen Behandlungsmethoden<br />

und gesellschaftlichen Entwicklungen<br />

(z. B. Drogenproblematik in den 60er-/70er-<strong>Jahre</strong>n)<br />

wurden auch die vorhandenen Räumlichkeiten<br />

in der <strong>Klinik</strong> <strong>Waldhaus</strong> immer wieder angepasst.<br />

Neue Therapieangebote und die Idee, Patienten regional<br />

in ihrer gewohnten Umgebung zu betreuen,<br />

hatten ebenfalls Einfluss auf bauliche Veränderungen<br />

(Geschichte der Psychiatrie, siehe Seite 17 ff.).<br />

Im Zuge einer Renovation des <strong>Waldhaus</strong>es Anfang<br />

der 60er-<strong>Jahre</strong> verschwanden die Mauern sowie<br />

Eisenzäune um die <strong>Klinik</strong>. Auch Gitter wurden<br />

weitgehend eliminiert und gehörten der Vergangenheit<br />

an <strong>–</strong> die psychiatrischen <strong>Klinik</strong>en öffneten<br />

sich, die Psychiatrie etablierte sich mit einer breiten<br />

Palette an erfolgreichen Angeboten.<br />

<strong>Waldhaus</strong> wird Teil der PDGR<br />

Ende der 70er-<strong>Jahre</strong> begannen die Planungen für<br />

eine umfassende Sanierung der <strong>Klinik</strong> <strong>Waldhaus</strong>.<br />

1991 wurde der Neubau der <strong>Klinik</strong> fertiggestellt,<br />

zwei <strong>Jahre</strong> später wurde die Sanierung abgeschlossen.<br />

2002 wurden die <strong>Klinik</strong>en Beverin und <strong>Waldhaus</strong><br />

sowie die Heimzentren Rothenbrunnen und<br />

Montalin sowie das Heimzentrum für geistig behinderte<br />

Menschen Arche Nova in Landquart zu einer<br />

selbstständigen, öffentlich-rechtlichen Institution<br />

zusammengeführt.<br />

Heute verfügt die <strong>Klinik</strong> <strong>Waldhaus</strong> noch über<br />

107 stationäre Betten und ist Teil der Psychiatrischen<br />

Dienste Graubünden (PDGR). Zu den stationären<br />

Behandlungsschwerpunkten gehören die<br />

Akut- und Rehabilitationspsychiatrie, die Gerontopsychiatrie,<br />

die Psychiatrie sowie die schweizweit<br />

einzige Tinnitusklinik.<br />

Die ersten Betriebsjahre<br />

> Der Direktor bezieht laut Beilage III ein Gehalt von 6000 Franken,<br />

der Verwalter 3000 Franken, die beiden Geistlichen 250<br />

bis 300 Franken. Der Maschinist und der Heizer sind mit 1600<br />

bis 1800 Franken besser gestellt als die Oberwärter mit 800<br />

bis 1000 Franken. Die Oberwärterin bezieht mit 600 bis 800<br />

Franken gleich viel wie die Lingere, ein Wärter hat den gleichen<br />

Anfangslohn wie ein Knecht, nämlich 350 Franken. Im Maximum<br />

erreicht er aber mit 550 Franken 50 Franken mehr.<br />

> Als Disziplinarmittel gegen Beamte steht dem Direktor u.a. die<br />

Kompetenz einer Ordnungsbusse bis auf 10 Franken zugunsten<br />

der Trinkgeldkasse zu. Der Verwalter hat den täglichen Speisezettel<br />

dem Direktor zur Visierung vorzulegen und sorgt zudem<br />

für «gehörige Handhabung der Feuerlöschordnung der Anstalt».<br />

Der Assistenzarzt darf ohne Erlaubnis des Direktors die<br />

Anstalt nicht verlassen. Assistenzarzt und Personal haben mittags<br />

und abends Anspruch auf 2 bis 3 dl Wein.<br />

Aus dem <strong>Jahre</strong>sbericht 1906<br />

> Die Todesfälle sind wieder so zahlreich wie im letzten Jahr.<br />

Der Hauptteil fällt auf alte Leute, die zum Teil über 20 <strong>Jahre</strong> im<br />

Irrenhaus wohnen. Vierzehn der Gestorbenen zählen im Durchschnitt<br />

ein Alter von 74,4 <strong>Jahre</strong>, weitere sechs waren weit über<br />

60 <strong>Jahre</strong> alt. Der Umstand, dass mehrere dieser Greise in einer<br />

Woche zur Beerdigung gelangten, machte sich die Fama zunutze<br />

und verbreitete in <strong>Chur</strong> und im Kanton das Gerücht, die Irren<br />

des <strong>Waldhaus</strong>es hätten sich eine blutige Schlacht geliefert, aus<br />

dessen Gemetzel sechs Leichen aufgehoben und samthaft beerdigt<br />

worden seien. Wir wurden von verschiedenen Seiten angefragt,<br />

ob der ihrige nicht auch dabei sei. Diese Tage erhielten<br />

wir die Nachricht, dass eine Familie um ihren im <strong>Waldhaus</strong> vor<br />

dieser Zeit verstorbenen Bruder seit zwei <strong>Jahre</strong>n Trauer trage.<br />

Die Todesnachricht sei der Familie von glaubwürdiger Seite<br />

überbracht worden. Der betreffende Tote sei aber gegenwärtig<br />

sehr munter und der grösste Lärmer des Hauses.<br />

Wir gratulieren der <strong>Klinik</strong> <strong>Waldhaus</strong> zum <strong>125</strong>-Jahr-Jubiläum<br />

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6 <strong>Südostschweiz</strong> | Dienstag, 10. Oktober 2017

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