E_1928_Zeitung_Nr.021
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24 ' AUTOMOBIL-REVUE 10?8 - N 21<br />
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sind Sie nur einmal schon dureb Ihre entladene<br />
Batterie in Verlegenheit gekommen? Wenn nicht.<br />
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Er (geringschätzig): «Warum?»<br />
Sie: «Ich weiss nicht — die Sonne<br />
scheint, es riecht schon nach Frühling — und<br />
überhaupt.» '<br />
Er: < Vielleicht weil du gestern mit diesem<br />
Affen stundenlang herumgetanzt hast. ><br />
Sie: «Affe?! — Bitte, ich habe mich .nit<br />
diesem Affen ausgezeichnet unterhalten. ><br />
Er: «Du tust ja überhaupt nichts anderes.<br />
Du amüsierst dich nur noch mit anderen<br />
Leuten. ><br />
Sie: «Gott »<br />
Er: «Ich sehe dich ja fast den ganzen Tag<br />
nicht mehr! — Wenn ich morgens weggehe,<br />
schläfst du noch. Mittags bist du bei irgendeiner<br />
Freundin geladen. Nachmittags gehst<br />
du zum Tee. — Und wenn ich dann abends<br />
nach Hause komme, dann willst du mich in<br />
ein Theater schleppen, oder du bist «todmüde<br />
». — Nicht einmal ein paar Worte kann<br />
man mehr miteinander speechen! ><br />
Sie: «Du sprichst doch sonst nicht mit<br />
mir.»<br />
Er: « Was soll ich denn mit dir reden? —<br />
Soll ich dir vielleicht erzählen, dass das<br />
Bankhaus Meyer Konkurs ..angemeldet hat,<br />
oder dass Farben von dfeihundertdfeiuncf:<br />
dreissig auf vierhundertvierundvierzig. hinaufgegangen<br />
sind?! — Reden! — Lächerlich! —<br />
Ich lese meine <strong>Zeitung</strong>, und du hast da zu<br />
sein. Das genügt. ><br />
Sie: « Genügt! — Grossartig! — Pascha!<br />
— dann auch auf das kleinste bisschen Vergnügen.<br />
Was habe ich von so einem Leben?<br />
Wenn ich verzichten soll —»<br />
Er: «Ach, ach! Wer verzichtet?! .— Verzichte<br />
ich nicht täglich auf alles, nur damit<br />
du dein hochherrschaftliches Leben so weiterführen<br />
kannst! Damit du dir jeden Tag;<br />
einen anderen Fetzen anziehen kannst — » '-...<br />
Sie: «Fetzen?! Du kannst Gott auf den<br />
Knien danken, dass du eine so elegante, und<br />
geschmackvolle Frau bekommen hast wie<br />
mich. Aber dir ist das ja ganz egal! Du würdest<br />
es nicht einmal bemerken, wenn ich<br />
jahrelang dasselbe Kleid anhätte!»<br />
Er: «Ich bemerke alle deine Kleider — an<br />
den Rechnungen. ><br />
Sie: «Das war echt!! — Wer soll diese<br />
Rechnungen sonst bekommen, als du? — Soll<br />
ich mir vielleicht einen Liebhaber anschaffen?»<br />
Er: «So einen Dummen wirst du nicht finden!<br />
»<br />
Sie: «Ich werde keinen finden?? Ach, mein<br />
Lieber, du scheinst eine sehr schwache Vorstellung<br />
von mir zu haben! Ich werde keinen<br />
finden, weil —»<br />
Er: «— Weil du schon einen hast! Das<br />
wolltest du doch sagen? Darf man vielleicht<br />
erfahren, wer der Glückliche ist? »<br />
Sie: «Ironie steht dir nicht! Du wärst der<br />
letzte, der es erfahren würde. — Weisst du,<br />
ich will dir mal was sagen: Ich denke nicht<br />
daran, mich andauernd von dir quälen und<br />
beleidigen zu lassen »<br />
Er: « Beleidigen? »<br />
Sie: «Selbstverständlich! — Ist das vielleicht<br />
keine Beleidigung, wenn du behauptest,<br />
ich fände niemanden, mit dem ich dich betrügen<br />
könnte?! Wenn ich nur wollte! Nicht<br />
einmal, nein zehnmal, hundertmal! Alle<br />
meine Freundinnen betrügen ihre Männer, und<br />
es findet kein Mensch etwas dabeU im Gegenteil.<br />
Aber du?! Du bist ja wie geschaffen<br />
dazu, betrogen zu werden; du, mit deiner<br />
Nüchternheit, mit deinem Zynismus, deinen<br />
plumpen, Zartlichkejten — und .überhaupt^ich<br />
habe es satt, satt, satt!!!» •<br />
Er: « Bitte, bitte, genier dich-nicht! Zeig'<br />
dich nur endlich einmal, wie du wirklich bist!<br />
— Warum musste gerade ich auf dich hereinfallen?<br />
Warum habe ich nicht auf meine<br />
Freunde gehört, die mich vor dir gewarnt<br />
haben: vor deiner Herrschsucht, deinem<br />
Egoismus, deiner 'bodenlösen Dummheit, deiner<br />
masslosen Eitelkeit! Ich muss ja damals<br />
nicht normal gewesen sein. Es gibt sechzehnhundert<br />
Millionen Frauen — und gerade<br />
dich von allen habe ich erwischt! »<br />
Sie (höhnisch): «So ein Pech!»<br />
Er: «Ja — so dumm sind Männer nur,<br />
wenn eine Frau eine hübsche Larve hat! »<br />
Sie: « Hübsche Larve? — Findest du? i—<br />
Also wenigstens etwas. Ich glaubte, ich habe<br />
heute meinen Beau. jour. (Sie sieht, in den<br />
Spiegel.) Wahrhaftig — ich sehe gut aus.<br />
Wir haben doch heute Premierenbillette zur<br />
grossen Revue. Warum bist du dann noch<br />
nicht angezogen? Es ist schon spät genug!»<br />
Er: «Ach, wir gehen schon wieder aus?<br />
Gerade, wo es anfing,; so nett zu werden?<br />
Seit Jahren der erste gemütliche Abend zu<br />
Hause! »<br />
Die Kuhglocke der Akademie<br />
Die Mitglieder der Akademie der Wissenschaften<br />
in Paris sind grundgelehrte Herren,<br />
die sich nur mit den höchsten Problemen der<br />
Menschheit befassen. Kein Wunder, dass<br />
sie sehr zerstreut sind. Diese Zerstreutheit<br />
ist, wie ein Berliner Blatt recht amüsant zu<br />
berichten weiss, bei den offiziellen Sitzungen<br />
für den Vorsitzenden oft eine Quelle abgründigen<br />
Kummers, denn wenn er eine Sitzung<br />
eröffnet und dabei mit einer höflichen kleinen<br />
Handglocke läutet, überhören die Herren<br />
Zeigen Sie mir bitte die ältesten Ihrer Antiquitäten. Händler „Alane, komm doch bitte für einen<br />
Augenblick her, der Herr interessiert sieht —<br />
iLosti-K Blättert<br />
Verlas. Administration. Drnck und Qicherie: HALL WAG A.-G, HaUersche Bachdruckerei and Wagaersche VerUgsantUlt, Bern.<br />
Akademiker dieses diskrete Zeichen und lassen<br />
sich in ihren Unterhaltungen nicht stören.<br />
Die Durchführung einer Geschäftsordnung<br />
gestaltete sich mit der Zeit so schwierig, dass<br />
man fast verzweifelte, die Sitzungen der Unsterblichen<br />
durchzuführen.<br />
Zum Retter in dieser Not wurde M. Henry,<br />
der neue Präsident der Akademie. Er hatte<br />
im vorigen Sommer seine Ferien in der herrlichen<br />
Alpenlandschaft von Chamonix verlebt,<br />
ab.er was ihm dort am meisten imponierte,<br />
war' nicht das gewaltige Bergmassiv<br />
des Mont-BIanc, es war das sonore Läuten<br />
der Kuhglöckenv dä's von den Alpenmatten zu<br />
der Terrasse des Hotels hinüberklang, in dem<br />
Henry sich von den Anstrengungen seines<br />
wissenschaftlichen Strebens erholte. Schon<br />
oft sind grosse Gedanken in der Einsamkeit<br />
der Natur geboren worden, und auch über<br />
Herrn Henry kam der Geist der Erleuchtung:<br />
in kluger Voraussicht erstand er käuflicherweise<br />
eine laut hallende Glocke, die ursprünglich<br />
dazu bestimmt war, an einem metallbeschlagenen<br />
Lederriemen einer pflichtbewussten<br />
Milchkuh um den Nacken gehängt<br />
zu werden, und nahm diese Glocke nach Paris<br />
mit<br />
Als er in seiner Eigenschaft als neuer Präsident<br />
der Akademie zum erstenmal die Session<br />
dieses Jahres eröffnete, summte wie immer<br />
das eifrige Gespräch der diskutierenden<br />
Mitglieder durch den Saal, während andere<br />
sich einem wohlverdienten süssen<br />
Schlummer hingaben. Henry schwang das<br />
dröhnende Erz seiner Kuhglocke, jäh verstummten<br />
die Gespräche, erschrocken tauchten<br />
die Schläfer aus den Urgründen ihres Unterbewusstseins.<br />
Feierliche Stille und gespannte<br />
Aufmerksamkeit herrschte im Saal—<br />
die Kuhglocke hatte gehalten, was Herr<br />
Henry sich von ihr versprochen hatte. Die<br />
Pariser Akademie der Wissenschaften kann<br />
endlich wieder arbeiten.<br />
Vorarbeiter: He da,! Was soll das beissen! Der<br />
Balken wird nicht gemaust! (Jucket