E_1929_Zeitung_Nr.077
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77 — <strong>1929</strong> AUTOMOB L-KEVUE It<br />
Der Bau der Berner Lorrainebrücke<br />
Die Ausführung einer Hochbrücke unter<br />
Berücksichtigung der neuesten technischen<br />
Errungenschaften bietet immer viel Interessantes.<br />
In Nr. 180 vom 21. Mai wurde<br />
bereits über die Entstehung der Brücke und<br />
den Stand der damaligen Arbeiten in der<br />
«National-<strong>Zeitung</strong>» berichtet. In der Zwischenzeit<br />
sind die verschiedenen Arbeiten<br />
mächtig gefördert worden. Am 25. April<br />
wurde das Gewölbe des grossen Hauptbogens<br />
fertig erstellt (rund 82 Meter Weite<br />
und 40 Meter Höhe). Am 25. Mai wurde<br />
auch das stadtseitige kleinere Gewölbe fertig.<br />
Zurzeit sind die grössern Arbeiten<br />
schon weit vorgerückt: Inställationsarbeiten<br />
zu 98%, Aushub zu 100%, Fundamente<br />
zu 100%, aufgehende Betonarbeiten zu<br />
100%, Eisenbeton zu 60%, Contexbehandlung<br />
zu 55% und die Lehrgerüstarbeiten<br />
zu 98%. Die ganze Brücke soll auf den<br />
30. Juni 1930 fertig werden. Die Arbeiten<br />
.sind aber soweit fortgeschritten, das voraussichtlich<br />
der ganze Brückenbau zirka<br />
3 Monate früher als vorgesehen übergeben<br />
werden kann. Es ist dies der guten Organisation<br />
neuzeitlicher Baumethoden und<br />
auch der zuverlässigen Arbeit aller Beteiligter<br />
zuzuschreiben. Die Anwendung<br />
neuer, moderner Bauweisen, die man bei<br />
frühern ähnlichen Bauten nicht, oder doch<br />
nicht in dem Masse anwenden konnte, hat<br />
viel dazu beigetragen, dass die Brücke<br />
schneller fertig wird, dass bedeutende Kosten<br />
erspart werden konnten und dass man<br />
Erfahrungen sammeln kann, die fernerhin<br />
für andere grosse Arbeiten von Nutzen<br />
sein werden. Das Lehrgerüst z. B. wurde<br />
in einer bedeutend einfacheren und leichteren<br />
Art ausgeführt als dies sonst der Fall<br />
war. Anstatt der vorgesehenen Zeitdauer<br />
"von 6 Monaten wurde es schon in wenig<br />
mehr als einem Monat fertig erstellt. Zudem,<br />
und das ist kein unwesentlicher<br />
Punkt, konnten allein an diesem Lehrgerüst<br />
im Verhältnis zu früher üblichen Konstruktionen<br />
150000 Franken eingespart<br />
werden. Aeltere Ingenieure, die vor Jahrzehnten<br />
grosse Arbeiten ausgeführt haben,<br />
zweifelten an der neuzeitlichen Konstruktion<br />
und prophezeiten ein schlechtes Ende.<br />
Nun ist der grosse Bogen fertig ohne den<br />
geringsten Zwischenfall. Der Arbeitsvorgang<br />
war folgender: Ueber das Lehrgerüstgewölbe<br />
wurde abwechslungsweise je 1 Betonblock,<br />
sodann 2, wieder einer und so<br />
fort verlegt, bis dieser schmale Gürtel sich<br />
zu einem Bogen schloss. In diesem Moment<br />
trug er sich auch selbst und das Gerüst<br />
wurde entlastet. In die so entstandene Zahr<br />
nung der Blöcke wurde dann jeweils ein<br />
neuer Ring eingefügt, bis so die ganze<br />
Breite des Brückenbogens erstellt war, Dadurch<br />
hatte das Lehrgerüst im Grund nie<br />
mehr Last aufzunehmen als einen schmalen<br />
Gürtel, der sich im Moment des Schliessens<br />
selbst trug. So war die leichte Konstruktion<br />
des grossen Lehrgerüstet begründet.<br />
;<br />
Eine weitere Neuheit, die ausgiebig benutzt<br />
wurde, bestand in der Anwendung<br />
des sogenannten Contex-Verfahrens. Es betrifft<br />
die Behandlung der Ansichtsflächen.<br />
In früheren Zeiten verkleidete man die<br />
Sichtflächen von Brücken vielfach ffift<br />
Hartsteinplatten (Granit usw.), was immer<br />
eine kostspielige Sache war,-oder man verputzte<br />
die Betonwände, was nicht ssbr<br />
dauerhaft und solid ist; manchmal versah<br />
man auch die Aussenwände mit Vorsatzbeton.<br />
Auch bei dieser Behandlung besteht<br />
die Gefahr vorzeitigen Zerfalls öder Abbröckelung.<br />
Das Contexverfahren besteht<br />
nun darin, dass der Beton auf der Aussenseite<br />
aus hartem, verschieden körnigem<br />
Material (in diesem Fälle Solothurner-<br />
Kalk und Walliser-Grünstem) gemischt<br />
wird. Die Schalbretter werden ,mit der<br />
Gontexmasse bestrichen, so dass die äussere<br />
Schicht des Betons einige Tage nicht,<br />
abbindet. Die Schalung wird nach zirka<br />
3 Tagen entfernt und. der Beton dann abgebürstet<br />
oder mit dem Hydranten abge-,<br />
spritzt. Bei diesem Verfahren kommt nun<br />
das harte, schön wirkende Korn des Steinmateriäls<br />
zum Vorschein und gibt dem Bau<br />
ein gutes Aussehen. Die Sichtflächen werden<br />
nach dieser Behandlung äusserst solid<br />
und dauerhaft. An Kosten wird bedeutend<br />
gespart.<br />
Ebenfalls neu für die Schweiz ist die Anwendung<br />
des sogenannten Vibrationsverfahrens.<br />
Dies stammt aus Frankreich und<br />
wird an dieser Brücke erstmals in diesem<br />
Ausmäss angewendet. Während bisher der<br />
nasse Beton zwischen den Schalbrettern<br />
von Arbeitern gestampft werden musste,<br />
wird nun der Vibrator dazu benutzt. Es<br />
ist ein kleiner Appart, der mittels Drucklufthämmer<br />
starke Erschütterungen hervorruft..<br />
Er wird oben an der werdenden<br />
Mauer angebracht und in Bewegung gesetzt.<br />
Unter starkem Lärm erschüttert er<br />
den. eingefüllten Beton derart, dass nach<br />
einiger Zeit das in der Betonmasse befindliche<br />
Wasser sich freimacht und an die<br />
Oberfläche tritt. Durch das Verfahren werden<br />
Arbeitskräfte eingespart und die Qua-r<br />
lität des Betons gewinnt.<br />
Einzig die Brüstung der Brückenfahrbahn<br />
wird aus Granitplatten, die von der<br />
Grimsel herkommen, erstellt. Ferner werden<br />
die Trottoirs mit ebensolchen Platten<br />
'abgedeckt, ' Darunter sind Hohlkanäle zur<br />
Aufnahme der Gas- und eventuell anderer<br />
Leitungen. Dieser Grimselgranit, von grünlicher<br />
Färbung, ist sehr hart Für die<br />
Fahrbahn war ein Hartgussasphalt vorgesehen<br />
gewesen. Gestützt auf die neuesten<br />
Erfahrungen wird nun die Fahrbahn in<br />
Beton ausgeführt. Dieser Betonbelag hat<br />
dem Hartgussasphalt gegenüber den bedeutenden<br />
Vorteil der grösseren Billigkeit.<br />
, Ganz allgemein ist zu. sagen, dass steinerne<br />
Brücken ein viel längeres Alter<br />
haben und bedeutend weniger Unterhaltungskosten<br />
beanspruchen als Eisen-<br />
Brücken. Die Kornhausbrücke z. B. wurde<br />
vergangenes Jahr neu gestrichen. Diese<br />
Arbeit allein hat 137 000 Franken gekostet!<br />
Eine' enorme Summe, wenn man erst noch<br />
-in Betracht zieht, dass nach zirka 12 Jahren<br />
der Anstrich jeweils erneuert werden<br />
•muss.<br />
Gegenwärtig ist die Lorrainebrücke auf<br />
der Stadtseite, ohne die Fahrbahn, bereits<br />
fertigerstellt, während auf der andern<br />
Hälfte noch ganze Wälder von Eisenstangen<br />
in die Luft ragen, für den Laien scheinbar<br />
ein unentwirrbares Chaos. Täglich<br />
werden bis 400 Säcke Zement verarbeitet,<br />
ein Zeichen, dass noch lebhaft an der Fertigstellung<br />
des Bauwerkes gearbeitet wird.<br />
Voraussichtlich wird die Bxücke selbst<br />
schon, dieses Jahr beendet, während; so<br />
schreibt ein Fachmann in der «Nat.-Ztg.»„<br />
die notwendigen Arbeiten zur Instandstellung<br />
der Zufahrtsstrassen noch bis zirk<br />
Mai des nächsten Jahres dauern werden.<br />
Kontrollierte Strassen<br />
Kanton Streck« BemerknafM<br />
Aargao Elken . Kontrolle<br />
Jütrmn Mohlln Kontrolle<br />
Baselland Backten Vtnudrt» Koetroll«<br />
Bern<br />
Bergstraase Fruöno-Adel- StoppahrkontraU*<br />
boden<br />
Bern Mülenen rontrolle<br />
Bern Ligen. Dortaatfang, mm Vtntaekt* Kontroll»<br />
Bahnhof Bichtong Blei<br />
Glarus Olaras tmerorts-Kontrolle<br />
Neuenburg Cheurd Versteckt« Kontroll«<br />
auf 200 VeUr<br />
Hldwalden Emmettem .Zwifdwn Stoppuhr-KoBtrofli<br />
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200 m : ••<br />
Obwalden Langem, vom Elbacb anl<br />
250 m Im Dorf<br />
Stoppohrkontroll«<br />
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Thurgau<br />
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Einfahrt InBaar von<br />
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Zürich Balttmwil Auf 400 m aüK»hend<br />
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Oehrlingen<br />
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