E_1931_Zeitung_Nr.041
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N° 41 - <strong>1931</strong> AUTOMOBIL-REVUE ifl<br />
Auto und Wirtschaft.<br />
Der deutsche Reifenmarkt.<br />
Wie sich immer deutlicher herausstellt, hat<br />
die Aera der freien Reifenpreise zu einer<br />
Verschärfung des Preiskampfes geführt. Da<br />
es unmöglich war, die bisherige Reifenkonvention,<br />
die zwischen den Fabrikanten<br />
und den Händlern Preise und Rabatte regelte,<br />
zu verlängern, musste man sich damit<br />
begnügen, einen Rahmenvertrag für den Verkehr<br />
zwischen Produzenten und Händlern<br />
abzuschliessen. Es zeigt sich aber bald, dass<br />
diese lockere Bindung derart grossen Spielraum<br />
Hess, dass sich die Konkurrenz und die<br />
Preisunterbietungen verschärft haben. In<br />
Auswirkung des scharfen Preiskampfes wurden<br />
nach dem Rahmenvertrag die Händlerrabatte<br />
innerhalb der Fabriken stark erhöht.<br />
Hatte unter der aufgeflogenen Reifenkonvention<br />
die Händlerspanne ca. 20 %, so beträgt<br />
sie heute ca. 30 bis 40 Prozent. Kleinere Produzenten<br />
gewähren darüber hinaus noch einen<br />
Händlerbonus. Wenn man glaubt, annehmen<br />
zu können, dass dadurch die Händler<br />
grosse Vorteile ziehen würden, so hat sich<br />
ergeben, dass auf Grund der Ueberproduktion<br />
dem Käufer der grösste Teil des Händlerbonus<br />
vergütet werden muss.<br />
Wie auf dem Benzinmarkt, ist auch auf<br />
demjenigen des Gummireifens der Automobilist<br />
der lachende Dritte. Eine wichtige<br />
Rolle spielt dabei offenbar die bevorstehende<br />
Eröffnung zweier neuer Fabriken, wovon eine<br />
in Aachen durch Englebert und die andere<br />
in Karlsruhe von Michelin, Man befürchtet<br />
von der Produktionserweiterung durch die<br />
neuen Werke eine Verschärfung der Ueberproduktiom*<br />
nachdem jetzt schon die Produktionskapazität<br />
der deutschen Werke den<br />
Inlandsbedarf bei weitem übersteigt und vielfach<br />
zu einem Export zu Verlustpreisen geführt<br />
hat. Da ferner besonders kleinere<br />
Händlerfirmen mit Reparaturwerkstätten den<br />
Markt immer wieder durch Unterbietungen<br />
beunuhigen, versucht der Grosshandel eine<br />
Begrenzung der Handelsspann« nach oben<br />
durchzusetzen. Einer solchen Vereinbarung<br />
stellen sich jedoch die Fabrikanten entgegen,<br />
weil eine Garantie für die Innehaltung einer<br />
solchen Teilvereinbarung nicht gegeben wäre.<br />
Einzelne, besonders leistungsfähige Grossfabrikanten<br />
haben offenbar den Wunsch,<br />
durch scharfe Preiskämpfe wieder eine<br />
straffe Kartellpolitik vorzubereiten.. Wy.<br />
Vorgänge auf dem Gummimarkt. In den<br />
letzten Tagen ist an der Londoner Börse der<br />
Gummipreis auf 2'/» d gesunken. Es ist möglich,<br />
dass der Preis weiter absinken wird und<br />
event. bis zu einer Grenze von 2 d. Bei den<br />
wenig nutzbringenden Diskussionen über die<br />
Fragen der Restriktion haben diese an Bedeutung<br />
verloren und die realen Verhältnisse,<br />
d. h. die Statistik der Gummibestände machte<br />
ihre Rechte geltend. Berücksichtigt man,<br />
dass sich in Grossbritannien die Vorräte auf<br />
etwa 137 000 t und in den Vereinigten Staaten<br />
auf 218 000 t aufgetürmt haben und dass<br />
auch in den Produktionsländern selbst die<br />
Gummilager ständig zunehmen, so erkennt<br />
man die Ursachen der Kautschukkrisis ohne<br />
weiteres. Die amerikanischen und englischen<br />
Vorräte reichen zusammen aus, um den Weltbedarf<br />
für mehr als ein halbes Jahr vollkommen<br />
zu decken. Trotz der ungünstigen<br />
statistischen Situation unterlassen es die<br />
Niederländer nicht, für den Produktionsdrosselungsgedanken<br />
zu werben. Sie errichten<br />
eine Vereinigung von Kautschukproduzenten<br />
zur Drosselung der Produktion, die<br />
ihrer Konstruktion und ihrem Zwecke nach<br />
der javanischen Organisation zur Durchführung<br />
des Chedbourn-Planes nachgebildet<br />
ist Infolge von Unstimmigkeiten unter den<br />
Mitgliedern Kann aber auch diese Institution<br />
nicht in Funktion treten. Als Gegner kommen<br />
die amerikanischen Pflanzer in Betracht<br />
und ausserdem eine bekannte holländische<br />
Gruppe (u.a. Amsterdam Rubber, Crone). Die<br />
Vertragsparteien vertreten 50 000 t niederländisch-indische<br />
und ca. 15 000 t ausländische<br />
Gummiproduktion. Wy.<br />
Die tschechoslowakische Automobil-Industrie<br />
im Jahre 1930. Im Jahre 1927 produzierte<br />
die Tschechoslowakei über 9000 Automobile,<br />
welches Ergebnis im Jahre 1930 auf<br />
16,000 Einheiten anstieg. Wenn man die<br />
wirtschaftliche Depression berücksichtigt, so<br />
sind diese Zahlen immerhin interessant, Die<br />
Produktion der drei rrossten tschechoslowakischen<br />
Automobilfabriken stellt sich im abgelaufenen<br />
Jahre wie folgt:<br />
Skoda 6500.<br />
Pram 6360<br />
Tatra 4050<br />
Nach dieser Aufstellung stehen die Skodawerke,<br />
die im Jahre 1929 die Automobilfabrikation<br />
Laurfoi & Klement in Mladä Bolesfäv<br />
übernommen haben, an erster Stelle. Die<br />
Herstellungsmöglichkeit dieser Werke beträgt<br />
12,000 bis 15,000 Wagen, kann aber auf<br />
25,000 erhöht werden. Von' der Gesamtproduktion<br />
der Tschechoslowakei an Wagen<br />
entfallen auf die Skodawerke 34,4 Prozent,<br />
auf die Praga 33,4 Proz., und auf die Tatra<br />
25,3 Proz.<br />
Bemerkt sei, dass von den im Inland produzierten<br />
Wagen eine Anzahl nach dem Ausland<br />
verkauft wurde. So verkauften die Skodawerke<br />
im Jahre 1930 244 Wagen ms Ausland.<br />
Die Hauptabnahmeländer sind Polen,<br />
Ungarn, Oesterreich, sowie die Balkanländer.<br />
Nachstehende Aufstellung informiert für<br />
die Jahre 1929 und 1930 über die Anzahl der<br />
im Lande zirkulierenden Wagen und über<br />
das Verhältnis der Wagen in- und ausländischer<br />
Produktion.<br />
Aneahl der zrrku- inländische ausländische<br />
Hörenden Wagen Marken Marken<br />
1929 52.166 80.754 21.412<br />
59% 41%<br />
1930 67.943 42.438 25.505<br />
62% 38%<br />
T.P.B<br />
Polen schützt die heimische Autoerzeugung.<br />
Durch das polnische Strassenbaugesetz<br />
'werden sämtliche Kraftfahrzeuge zu<br />
Gunsten des Strassertbaufonds mit einer besotidero<br />
Abgabe belegt. Um jedoch den Absatz<br />
von Automobilen einheimischer Herkunft<br />
zu fördern, hat die Regierung für diese eine<br />
Vergünstigung vorgesehen, indem sie nur<br />
40 Prozent der Verkehrssteuer zu entrichten<br />
haben. K. K.<br />
Schwedens wachsende Motorfahrzeugproduktion.<br />
K.K. Während im Jahre 1927<br />
Schweden aus eigener Motorfahrzeugproduktion,<br />
die in der Hauptsache auf die Volo-<br />
Faibrik in Göteburg entfallen, 297 Wagen<br />
verkaufte, waren es im Jahre 1929 bereits<br />
1383 und im Jahre 1930 1998. Exportiert<br />
wurden hauptsächlich Wagen nach Norwegen<br />
und Dänemark, doch sucht man jetzt<br />
bereits auch in andern Ländern Albsatz.<br />
Moderne Benzintransport - Einrichtungen.<br />
Seit langem verfolgt man in Rumänien 1 das<br />
Projekt, eine Rohrleitung für Benzin von Baicoi<br />
nach Constanza zu erstellen. Eine soeben<br />
gegründete Gesellschaft beabsichtigt, das<br />
Projekt zu realisieren. Es soll eine 296 km<br />
lange Leitung mit einer täglichen Transportfähigkeit<br />
von 2000 t erstellt werden, und<br />
zwarTfür die Summe von 760 Mill. Lei. Der<br />
Durchführung des Projektes wird grosse Bedeutung<br />
für den Export rumänischen Benzins<br />
beigemessen, da die bisher für den<br />
Eisenbahntransport beanspruchten Kosten<br />
sich durch die neue Rohrleitung um mehr<br />
als die Hälfte ermässigen lassen. Wy.<br />
Motorisierung der russischen Landwirtschaft.<br />
Wie die Tass-Agentur zu berichten<br />
weiss, sind in Noworossiisk aus Amerika<br />
rund 30,000 Traktoren samt den notwendigen<br />
Ersatzteilen eingetroffen. Dieselben werden<br />
auf die landwirtschaftlich ergiebigsten Provinzen<br />
des grossen Reiches verteilt und sollen<br />
unverzüglich für die kommenden Saisonarbeiten<br />
verwendet werden. B.<br />
Amerika verschrottet 3 Millionen Automobile.<br />
Das Institute of Scarp Iron and Stee!<br />
beabsichtigt, mit Unterstützung der grossen<br />
amerikanischen Automobilfabriken in Zukunft<br />
jährlich 3 Millionen Automobile zu demontieren,<br />
um so Platz'für den Absatz neuer Wagen<br />
zu schaffen. Ausserdem 'beabsichtigt<br />
'Ford, weitere 150,000 Wagen jährlich zu demontieren.<br />
• K. K.<br />
Amerikas Kautschukkonsum. Itn 1. Quartal<br />
des laufenden Jahres belief sich der Rohgummiverbrauch<br />
der Vereinigten Staaten auf<br />
90,142 t. Gegenüber der entsprechenden Periode<br />
des Vorjahres entspricht dies einem<br />
Rückgang um 15,167 t. Vergleicht man jedoch<br />
das 4. Quartal des Jahres 1930, wo<br />
der Beschäftigungsgrad der amerikanischen<br />
Kautschukindustrie am tiefsten lag, so ergibt<br />
sich eine Steigerung um 17,889 t. Der Kautschukimport<br />
ist im 1. Quartal <strong>1931</strong> gegenüber<br />
dem letzten Quartal 1930 nur um 3692 t auf<br />
114,081 t gesteigert worden, was gegenüber<br />
der entsprechenden Einfuhrmenge des Vorjahres<br />
einen Rückgang um 22,539 t bedeutet<br />
Wy.<br />
Verantwortliche Redaktion!<br />
Dr. Arnold BOchl.<br />
Walter Malhys. — Hugo Labhart.<br />
Telephon der Redaktion: Bollwerk 39.84 (Halwtf).<br />
Ausserhalb Geschäftszeit: Bollwerk 32.95.<br />
Redaktion für die Ostschweli: Dr. Arnold BficM.<br />
— Sprechstunden nach Vereinbarung mit dtr Geschäftsstelle<br />
Zürich (Löwenstr. 51. Telephon 37.029).<br />
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