E_1934_Zeitung_Nr.058
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Autotourismus In der Schweiz.<br />
Im Juni <strong>1934</strong> haben im Gesamten 22,010<br />
Automobile unsere verschiedenen Landgrenzen<br />
passiert, was gegenüber der vorjährigen<br />
Parallelperiode einer Verminderung<br />
um 1060 Wagen entspricht. Damit ist zum<br />
erstenmal in einem Monatsabschnitt gegenüber<br />
der vorjährigen Vergleichsperiode ein<br />
Rückschlag eingetreten, der sich bei den<br />
provisorischen Eintrittskarten auf —1090<br />
und bei den Triptyks auf —371 stellt, wogegen<br />
mit Zollfreipässen 401 Wagen mehr<br />
eingefahren sind. Gegenüber dem Monat<br />
Mai <strong>1934</strong> stellt sich im Juni die Minderfrequenz<br />
hingegen auf 1843 Automobile. Dieser<br />
kleine Rückschlag dürfte aller Wahrscheinlichkeit<br />
nach auf Wagen deutscher Nationalität<br />
entfallen, da die während des ganzen<br />
Berichtsmonats anhaltende politische Unsicherheit<br />
in Deutschland naturgemäss der<br />
Reisefreudigkeit einen Dämpfer aufgesetzt<br />
hat. Fernerhin ist zu berücksichtigen, dass<br />
die Zollstatistik keine erschöpfende Auskunft<br />
über die genaue Qrösse der Grenzübertritte<br />
erteilt, so dass Korrekturen nach oben wohl<br />
angenommen werden dürfen.<br />
Vergleichen wir hingegen das I. Semester<br />
<strong>1934</strong> mit dem 1. Halbjahr 1933, so ergibt<br />
sich zu Gunsten des diesjährigen Berichtsabschnittes<br />
ein Mehr von 17,189 Wagen. Mit<br />
Ausnahme des Juni haben also alle übrigen<br />
fünf Zählperioden zu diesem erfreulichen<br />
Resultat beigetragen. Welch' ungeahnte Entwicklung<br />
die Grenzüberschreitung ausländischer<br />
Motorfahrzeuge in den letzten Jahren<br />
durchlaufen hat, dürfte am besten aus einem<br />
Vergleich mit dem Jahre 1927 hervorgehen,<br />
wo während allen 12 Monaten sogar 7000<br />
Wagen weniger in unser Land einfuhren als<br />
im 1. Halbjahr <strong>1934</strong>. Im Verlaufe der letzten<br />
neun Jahre sind im Total der einzelnen<br />
Berichtsperioden nachstehende Grenzüberschreitungen<br />
zu verzeichnen :<br />
1925 36 380 1930 163 584<br />
1926 50 048 1931 176 673<br />
1927 78 093 1932 194 613<br />
1928 103 649 1933 227 465<br />
1929 131213 I. Halbjahr<br />
<strong>1934</strong> 85 579<br />
Berücksichtigt man zudem noch, dass sich<br />
der Hauptstrom der ausländischen Automobilisten<br />
auf die Monate Juli bis Oktober erstreckt,<br />
so darf auch unter den schlechtesten<br />
Erwartungen für <strong>1934</strong> mit einem Gesamttotal<br />
von 250,000 Wagen gerechnet werden<br />
können. Und wenn schon für 1933 aus dem<br />
internationalen Automobilverkehr eine Einnahme<br />
von 85 Millionen Fr. für unser Land<br />
errechnet wurde, dann werden 100 Millionen<br />
Fr. für <strong>1934</strong> kaum zu hoch gegriffen sein.<br />
Ohne auf die Bedeutung dieser Zahlen auf<br />
die Gestaltung unserer Zahlungsbilanz eintreten<br />
zu wollen, möchten wir doch auf<br />
einige Bestrebungen zurückkommen, die in<br />
letzter Zeit in der Oeffentlichkeit bekanntgeworden<br />
sind und welche einerseits auf<br />
eine Drosselung der Auslandsreisen schweizerischer<br />
Automobilisten hinauslaufen, und<br />
anderseits die Verwirklichung der durch die<br />
Alpenstrasseninitiative eingeleiteten Massnahmen<br />
zu verunmöglichen trachten. Ueber<br />
den ersten Punkt hat bereits Minister Stucki<br />
anlässlich des diesjährigen schweizerischen<br />
Verkehrskongresses das Verwerfliche einer<br />
derartigen Aktion hervorgehoben. Gerade<br />
diejenigen Kreise, die am lautesten nach<br />
Reiseerschwerungen rufen, sind stets die<br />
Ersten, welche für ähnliche Massnahmen<br />
des Auslandes kein Verständnis aufzubringen<br />
vermögen und sofort staatliche Intervention<br />
verlangen. Was nun die zweite Gruppe<br />
von Verkehrskritikern anbetrifft, so möchten<br />
wir diesen Besserwissern den Rat erteilen,<br />
nur einmal in ihrem Leben die rotweissen<br />
Grenzpfähle zu überschreiten und<br />
in allernächster Nähe unserer Grenzen, sei<br />
es im Schwarzwald oder im Tirol, in den<br />
Kusshände und verliess endlich mit einer<br />
ganzen Serie von Saltomortales, Rädern,<br />
Flicflacs und Twists die Arena. Dann eilte<br />
er, ohne sich noch um Benson zu kümmern,<br />
in sein Stallzelt zu Ali und untersuchte die<br />
misshandelten Beine des Storches.<br />
«Tom! Bring Wasser und Leinwand!» rief<br />
er dann mit heiserer Stimme.<br />
Schnell war das Verlangte zur Hand. Bux<br />
goss eine weisse Flüssigkeit, die er einem<br />
Medizinschränkchen entnahm, in das Wasser<br />
und begann dann, dem Tier die brennenden<br />
Striemen zu kühlen.<br />
«Darf ich Ali die Umschläge machen, so<br />
lange Sie sich abschminken, Herr Bux?»<br />
Der Clown blickte auf. Cilly stand neben<br />
ihm.<br />
«Ich glaube nicht, Kind, dass Ali sich von<br />
dir anfassen lässt. Aber versuch' es mal!»<br />
Der Storch wandte den Köpf nach Cilly,<br />
als sie ihm einen neuen Umschlag auflegte.<br />
Er schien sich erst nicht ganz schlüssig zu<br />
sein, wie er sich dieser Fremden gegenüber<br />
verhalten sollte, aber dann Hess er sich doch<br />
Cillys Behandlung ruhig gefallen. Bux<br />
nickte ihr zu und verliess das Zelt, ohne noch<br />
etwas zu sagen.<br />
Mont-Blanc-Durchstlch.<br />
Die Verkehrskammer von Aosta hat sich<br />
einstimmig für eine baldige Durchführung<br />
des Mont Blanc-Durchstiches ausgesprochen.<br />
Nachdem auch französischerseits alle Anstrengungen<br />
zur Verwirklichung dieses gigantischen<br />
Projektes unternommen werden,<br />
dürfte zusammen mit der Unterstützung seitens<br />
Italiens dieser Bau, im Gegensatz zu unseren<br />
unhaltbaren Alpenstrassenverhältnissen,<br />
bald einmal in Angriff genommen werden.<br />
Geschwindigkeitsfreigabe und Unfallziffern.<br />
In weiten Kreisen, namentlich in den Parlamenten,<br />
wird noch die Ansicht vertreten, dass<br />
die Freigabe der Geschwindigkeitsgrenze<br />
eine Erhöhung der Unfälle nach sich ziehe.<br />
Eine englische Fachzeitung hat im Hinblick<br />
auf die Wiedereinführung von Höchstgeschwindigkeiten<br />
in geschlossenen Ortschaften<br />
die Frage des gegenseitigen Verhältnisses<br />
zwischen Geschwindigkeit und Unfallziffer<br />
untersucht. Danach verursachten im Jahre<br />
1930 in Grossbritannien die 2 273 000 Automobile<br />
zusammen 6444 Unfälle, d. h. bei einer<br />
Maximalgeschwindigkeit von 32 kmlSt. durch<br />
Ortschaften entfallen auf 10 000 Automobile<br />
28 Unfälle. Im Jahre 1933, also nach Aufgabe<br />
der Höchstgeschwindigkeitsgrenze, wurden<br />
von den 2 285 000 Automobilen 5975 Unfälle<br />
herbeigeführt, so dass trotz Aufhebung der<br />
Geschwindigkeitsgrenze eine Reduktion um<br />
487 erzielt wurde, indem durchschnittlich auf<br />
10 000 Automobile nur noch 26 Unfälle entfallen.<br />
Wenn auch diese Resultate nicht nur<br />
allein mit den Geschwindigkeitsvorschriften<br />
zusammenhängen, so zeigen sie dennoch,<br />
dass schnelles Fahren auf jeden Fall kaum so<br />
gefährlich ist, wie man allgemein noch anzunehmen<br />
pflegt.<br />
Vom Binnen-Kanal zur Reichsautobahn.<br />
Der Ende der dreissiger und anfangs der<br />
vierziger Jahre des vorigen Jahrhunderts unter<br />
Ludwig I. erbaute Donau-Main-Kanal, welcher<br />
später durch den Main-Donau-Grossschiffahrtsweg<br />
ersetzt wurde, so dass er seither<br />
unbenutzt brach tag, soll für die Linienführung<br />
einer Reichsautobahnstrecke Vet^.<br />
Wendung finden. Der in Betracht kommende<br />
Teil beträgt 22 km und ermöglicht die Einbeziehung<br />
Nürnbergs in die Reichsautobahn.<br />
Vermutlich werden noch weitere Teile des<br />
insgesamt 178 km langen Donau-Main-Kanals<br />
für die Zwecke des modernen Strassenverkehrs<br />
verwendet.<br />
i<br />
Dolomiten oder an der Südgrenze, in den<br />
französischen Alpen oder im Juragebiet, die<br />
ausländischen Strassenverhältnisse mit den<br />
,Man könnte meinen, er hätte geweint',<br />
dachte Cilly bei sich. Sie hatte bemerkt,<br />
dass sich zwei feuchte Furchen von den Augen<br />
zu den Mundwinkeln durch die dicke<br />
weisse Schminke zogen.<br />
Eine halbe Stunde später würde Bux zum<br />
Direktor gerufen.<br />
«Sie haben sich unerhört aufgeführt!»<br />
sagte Direktor Kreno fuhig, aber streng.<br />
«Ich finde, dass ich sehr milde mit ihm<br />
verfahren bin, Herr Direktor. Totgeschlagen<br />
gehört so ein Lump! Ein Tier, das seine Arbeit<br />
so brav verrichtet, ohne jeden Grund,<br />
aus purer Roheit zu schlagen! Die Folgen<br />
sind gar nicht wieder gutzumachen, denn<br />
ein Tier...»<br />
«Ich glaube, Bux, Sie brauchen mich als<br />
alten Menageriemann nicht darüber zu belehren,<br />
was ungerechte Schläge bei einem<br />
Tier für Schaden anrichten. — Ich spreche<br />
auch gar nicht von der Tracht Prügel an<br />
sich, sondern ich finde es nur unverantwortlich,<br />
dass Sie sich so aufführen, während der<br />
ganze Aufsitzraum voll von Menschen und<br />
Pferden ist. Sie hätten das grösste Unheil<br />
anrichten können.»<br />
«Dafür bitte ich um Entschuldigung, Herr<br />
Direktor.»<br />
AUTOMOBIL-REVUE <strong>1934</strong> -<br />
Autotourismus von Jahr zu Jahr<br />
stischer<br />
Benzin aus Kohle.<br />
Das Hydrierverfahren, das in Deutschland<br />
und Grossbritannien besonders stark während<br />
den letzten Jahren entwickelt wurde und dem<br />
man auch in den Vereinigten Staaten von<br />
Amerika, in Japan und in Frankreich grösstes<br />
Interesse entgegenbringt, wird in der Motorbrennstoff<br />
Versorgung, namentlich unter dem<br />
Gesichtswinkel der zukünftigen Verkehr sehtwicklung,<br />
für viele Staaten noch zu grosser<br />
Bedeutung gelangen. Seine weitere Entwicklung<br />
wird vor allem von wirtschaftlichen Faktoren,<br />
das heisst von der Preisrelation der aus<br />
Rohöldestillation gewonnenen Treibstoffe und<br />
des mittels Hydrierung gewonnenen Benzins<br />
abhängig sein. Nach den bis heute angewandten<br />
Fabrikationsverfahren erhält man bei der<br />
Verflüssigung von 1 Million Tonnen Braunkohle<br />
zirka 600,000 kg Benzin, wogegen für<br />
die Herstellung von 1 Million Tonnen Benzin<br />
aus Steinkohle total 3Ji Millionen Tonnen dieses<br />
letzten Rohmaterials erforderlich sind.<br />
Die Entwicklung der Welt-Automobilproduktion<br />
<strong>1934</strong>.<br />
Der internationale Produktionsindex der<br />
Welt-Automobilindustrie ist seit Monaten in<br />
ständigem Ansteigen begriffen. Nach statistischen<br />
Ermittlungen betrug der internationale<br />
Automobil-Produktionsindex im<br />
März 90,0 (1928 = 100), gegen 63,8 im Februar<br />
und 45,4 im Januar dieses Jahres. Im<br />
1. Quartal 1933 stellte sich der Index nur auf<br />
36J, 31,1 und 35,1. Der monatsdurchschnittliche<br />
Produktionsindex der Welt-Automobilindustrie<br />
betrug 1930 77Ja, 1931 55,3, 1932<br />
32,7 und 1933 45,6.<br />
Zur Nachahmung empfohlen.<br />
In einem Bundesstaate des motorisiertesten<br />
Landes der Erde, in Illinois, hat man den allgemeinen<br />
Rechtsgrundsatz, dass Autler, die<br />
durch unvorsichtiges Verhalten Leben und<br />
Eigentum von Mitmenschen gefährden, bestraft,<br />
in dem Sinne logisch erweitert, wonach<br />
disziplinierte Fahrer auch belohnt werden<br />
sollen. Alle Automobilisten, die bisher<br />
keinen Unfall verschuldet haben, werden<br />
durch Ueberreichung einer Plakette ausgezeichnet,<br />
die an der Stirnseite des Wagens<br />
angebracht wird. Je nach der Zahl der unfallreichen<br />
Jahre kommen verschiedenfarbige<br />
Plakettkarten zur Verteilung. Automobilisten,<br />
die 12—15 Jahre ohne Unfall gefahren sind,<br />
erhalten sogar Geldprämien von 750 bis 1000<br />
Dollar ausbezahlt.<br />
—- 1933 -==B=B i g 3 4 —<br />
° na Pro*. Kart« |rr.imn[ trl»ty» Tirtal | Effi' M<br />
a<br />
O n' at Pro». Kart« fr«lp»M TrlptyK ToW Uffw^t<br />
Januar . 3094 461 13S9 4934 4934 3686 483 1382 5551 5551<br />
Februar. 3023 421 1374 4818 9752 4560 514 1532 6606 12157<br />
März ... 4577 735 2155 7467 17219 6092 874 2907 9873 22030<br />
April... 9948 892 4387 15227 32446 11881 982 4823 17686 39716<br />
Mai .... 7155 1133 4586 12874 45320 16081 1288 6484 23853 63569<br />
Juni.... 14341 1145 7584 23070 68390 13251 1546 7213 22010 85579<br />
Juli.... 21301 1377 11740 34418 102808<br />
August. 38749 1499 18113 58361 161169<br />
Sept 22963 1077 12312 36352 197521<br />
Oktober 9628 866 5200 15694 213215<br />
Nov. ... 5579 653 2062 8294 221509<br />
Dez 3919 452 1585 5956 227465<br />
Total 144277 10701 72487 227465~ —<br />
Tol.aJndeJlKl 42138 4777 21475 68390 — 55551 5687 24341 8557« —<br />
«Ich werde Sie in Strafe nehmen müssen.»<br />
Bux machte eine zustimmende Verbeugung.<br />
«Benson natürlich auch», fügte Direktor<br />
Kreno hinzu; «obwohl er behauptet, er habe<br />
den Storch nur zur Eile antreiben wollen, damit<br />
er nicht von einem Pferd getreten<br />
würde.»<br />
««Eine Seele von Mensch!» meinte Bux<br />
spöttisch.<br />
«Und versprechen Sie mir, dass Sie sich<br />
künftig bemeistern?»<br />
«Wenn einer meine Tiere misshandelt?»<br />
«Auch dann dürfen Sie die Selbstbeherrschung<br />
nicht so verlieren.»<br />
«Das kann ich nicht versprechen, Herr Direktor.»<br />
«Nun, dann werden Sie die Folgen zu tragen<br />
haben.»<br />
Bux machte' abermals eine zustimmende<br />
Verbeugung.<br />
«Sie werden auch eine Anklage von Benson<br />
bei Gericht zu gewärtigen haben.»<br />
«Das wird mich sehr kalt lassen.»<br />
«Es ist gut, Bux.» Damit war der Clown<br />
entlassen.<br />
N°58<br />
unsrigen zu vergleichen. Absichtlich oder<br />
aus Unkenntnis wird oft in diesen Kreisen<br />
vergessen, die im internationalen Reiseverkehr<br />
im Verlaufe der letzten drei Jahre vollzogene<br />
Strukturwandlung in Rechnung zu<br />
stellen. Auf der einen Seite teilen sich die<br />
Bahnen in den anwachsenden Massenverkehr,<br />
während anderseits der relative Rückgang<br />
der hochtarifierten Eisenbahntransporte<br />
sich in einem immer stärker entwickelnden<br />
Strassenverkehr per Auto auswirkte. Allein<br />
schon auf diese Gründe gestützt, kann eine<br />
Anpassung an die neuen Fremdenverkehrsverhältnisse<br />
nicht mehr länger hinausgeschoben<br />
werden, denn der internationale<br />
Reisestrom, der für die Erhaltung unserer<br />
Volkswirtschaft einen der wenigen Hauptpfeiler<br />
darstellt, lässt sich nicht durch besondere<br />
Rücksichten dirigieren, speziell<br />
wenn er noch in und durch ein teueres Land<br />
geleitet werden soll.<br />
Unlängst war in einer schweizerischen Tageszeitung<br />
der folgende Satz zu lesen: «Welches<br />
ist der gute, der vorteilhafte, der sichere<br />
Gast der Hotellerie, der mit seinen Angehörigen<br />
auf längere Zeit im Hotel Aufenthalt<br />
nimmt, oder der Mann, der im Automobil<br />
in kleiner Gesellschaft zum Mittagessen,<br />
zum Nachtessen oder zum Uebernachten vorfährt?»<br />
Die Frage stellen, heisst sie auch beantworten.<br />
Eine solche Auffassung lässt sich<br />
in keiner Weise mehr rechtfertigen und bildet<br />
für ein Reiseland par excellence, wie<br />
z.B. für die Schweiz im Ausland Reklame<br />
gemacht wird, sicherlich keine Ehre. Kaum<br />
kommen morgen schon wieder die Zeiten,<br />
wo der Ferienreisende, mit Ausnahme der :<br />
Erholungsbedürftigen, sich wochenlang in einen<br />
Lehnstuhl setzt und seine wenigen Freitage<br />
verbummelt und sich dabei noch voll<br />
isst. Die Jüngern und altern, sogar die ganz<br />
alten Semester, wollen von der Welt etwas<br />
sehen. Wenn man ihnen bei uns nichts bietet,<br />
so gehen sie eben in jene Länder, die nicht<br />
dem starren Festhalten am Althergebrachten,<br />
am sog. «Bodenständigen», huldigen. Rückständiger<br />
und verständnisloser ist uns in letzter<br />
Zeit noch keine «Verkehrswerbung» erschienen,<br />
als wie sie in den vielen kritischen<br />
Bemerkungen zur Alpenstrasseninitiative zum<br />
Ausdruck kam.<br />
Oft werden auch die finanziellen Faktoren<br />
in den Vordergrund geschoben, da der<br />
Alpenstrassenausbau zuviel Geld verschlinge.<br />
Gleichzeitig scheut man aber nicht davor zurück,<br />
Hunderte von Millionen von Franken<br />
für den Ausbau der Eisenbahnlinien, für Neuerstellung<br />
von Standseil- und Schwebebahnen,<br />
für Grossbanksanierungen und Preisstützungen<br />
zu verlangen. Im Auslande arbeitet<br />
schweizerisches Kapital am Alpenstrassenbau<br />
aktiv mit, während man bei uns zu<br />
vergessen scheint, dass ungezählte Millionen<br />
in ausländischen Versicherungen verpulvert<br />
wurden, in Deutschland rund 3300 Mill. Fr.<br />
festgefroren sind, an Kreuger etwa 350 Mill.<br />
Franken draufgingen, in den Nachkriegsjahren<br />
unser Besitz an ausländischen Effekten<br />
sich auf 8,5 Milliarden Fr. belief und unter<br />
der Grossmannssucht schweizerischer «Bankdirektoren»<br />
auch der ärmste Hirtenknabe zu<br />
leiden hat. Darin liegt das Paradoxe unseres<br />
Finanzgebarens, dass die grosse Rendite des<br />
Auslandes das gute Schweizer Geld aus den<br />
Strümpfen herauslockt, während gleichzeitig<br />
das Auslandskapital unser Land als sicheren<br />
Hort aufsuchte. In der Schweiz selber aber<br />
schreit man Zeter und Mordio, wenn für die<br />
Erhaltung eines grossen Teiles unserer Bürger<br />
der Staat etwas unternehmen soll. Der<br />
Ausbau der Alpenstrassen gehört gerade in<br />
dieses Kapitel, denn er bringt weniger direkt<br />
als mehr indirekt allen Kreisen unseres<br />
Volkes Brot und Verdienst. Die Entwicklung<br />
des internationalen Autotourismus wird sich<br />
nicht drosseln lassen und wer glaubt, sich<br />
dagegen stemmen zu müssen, der wird auch<br />
das Nachsehen haben.<br />
Wy.<br />
Am andern Tage stand am schwarzen<br />
Brett zu lesen:<br />
Ich bestrafe wegen des unerhörten Auftritts<br />
am gestrigen Abend im Aufsitzaum<br />
die Artisten Willy Bux und Jack Benson<br />
mit einer Kürzung um je drei Tagesgagen.<br />
Mailand, den 4. April 1924.<br />
K. KTeno.<br />
Jack Benson reichte weder eine gerichtr<br />
liehe Klage gegen Bux ein, noch forderte er<br />
irgendeine Entschuldigung von ihm. Aber er<br />
kramte stundenlang in seinen Habseligkeiten<br />
herum, um die Nummer der «New Orleans<br />
Times» wiederzufinden, in der er den Bericht<br />
von jenem Mordprozess gelesen hatte.<br />
Doch er konnte das Blatt nicht finden, obwohl<br />
er genau wusste, dass er es aufgehoben<br />
hatte.<br />
Da fiel ihm etwas ein: Er hatte vor einigen<br />
Wochen in Basel, um sein Reisegepäck<br />
zu erleichtern, eine ganze Anzahl entbehrlicher<br />
Kleider und andere Sachen in eine Kiste<br />
gepackt und diese einem Spediteur zur Aufbewahrung<br />
übergeben. Vielleicht war jene<br />
Nummer mit der «New Orleans Times» auch<br />
dabei! Und er schrieb eine Karte nach Basel,<br />
dass man ihm die Kiste sofort nach Mailand<br />
schicken solle.<br />
(Fortsetzung im zAutler-Feierabend».)