E_1940_Zeitung_Nr.048
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a-j AUTOMOBIL-REVUE DIENSTAG, 26. NOVEMBER <strong>1940</strong> — N°<br />
2. August 338 v. Chr.<br />
In der Ebene von Chäronea stehen sich zwei<br />
für jene Zeitbegriffe gewaltige Heere gegenüber:<br />
50 000 Mann griechischer Bundestruppen gegen<br />
32 000 unter dem Befehl des Makedonierkönigs<br />
Philipp. Die Erfolgsaussichten sind ziemlich gleich;<br />
was die Armee des Städtebundes ihrem Gegner<br />
aus dem rauhen Norden an Zahl voraus hat, wird<br />
durch die einheitliche Führung Philipps und eine<br />
grössere Kriegserfahrung aufgewogen. Längere Zeit<br />
wogt der Kampf hin und her; schon macht es den<br />
Anschein, als ob der linke Flügel der Griechen<br />
seine Feinde zurückzudrängen vermöchte. Da<br />
stürzt sich plötzlich am andern Ende des Schlachtfeldes<br />
eine blinkende Rüstung an der Spitze einer<br />
zweitausendköpfigen makedonischen Reiterschar<br />
auf den Feind, schlägt mit wilder Wucht eine Bahn<br />
durch die gegnerischen Reihen, steht bald in deren<br />
Rücken und zwingt sie zu einer wilden, regellosen<br />
Flucht.<br />
Der Träger der Rüstung war der damals kaum<br />
18jährige Alexander, der Sohn des Makedonierkönigs.<br />
Seit frühester Jugend als eine geniale Begabung<br />
erkannt, hatte er fünf Jahre vorher den<br />
chalkidischen Philosophen Aristoteles als Lehrer<br />
und Freund erhalten, der den glühenden Ehrgeiz<br />
und die heldische Tatkraft des Jünglings den<br />
hohen Aufgaben dienstbar machen sollte, die zu<br />
erfüllen er berufen war. Die Vereinigung aller griechischen<br />
Länder unter einem Szepter hatte nämlich<br />
keineswegs als letztes Ziel gegolten; sie war,<br />
Der Löwe von Chäronea, zum Gedenken an die<br />
Schlacht, die die Einigung aller Griechen unter dem<br />
Szepter des Makedonierkönigs Philipps nach sich<br />
zog.<br />
wie aus dem einige Monate später in Korinth geschlossenen<br />
Bündnis hervorgeht, nur die unentbehrliche<br />
Voraussetzung viel gewaltigerer Pläne<br />
gewesen: Die Unterwerfung Persiens,<br />
Schon seit den mythischen Zeiten der Götter<br />
und Heroen hatte der «Drang nach Osten» die oft<br />
geheime, oft zugestandene Sehnsucht der griechischen<br />
Literatur und Politik gebildet. Durch die<br />
Einbrüche der Perser in Griechenland (worunter<br />
einer im Jahre 490 v. Chr. bei Marathon zurückgeschlagen<br />
wurde) hatten diese Bestrebungen einen<br />
vermehrten Auftrieb erhalten; die Reibereien im<br />
täglichen Handelsverkehr mit den kleinasiatischen<br />
Inseln und Küsten waren ebenfalls nicht geeignet;<br />
zu beruhigen. Dazu gesellte sich mit der Entwicklung<br />
der hellenischen Kultur seitens der Griechen<br />
die Ueberzeugung, dass ihr Volk berufen wäre,<br />
die Welt aus Unwissenheit und Barbarentum in<br />
die Sphäre der Kultur zu heben. Als 356 v. Chr. die<br />
makedonische Königin Olympias aus dem Lande<br />
Epirus ihrem Gemahl einen Sohn schenkte, war ihm<br />
dessen Lebensaufgabe in ihren grossen Zügen bereits<br />
vorgezeichnet.<br />
Die ganze Verantwortung für Staatsführung und<br />
Waffendienst sollte sich gar bald auf die jugendlichen<br />
Schultern des Königssohns legen. Bereits<br />
zwei Jahre nach der Schlacht von Chäronea<br />
wurde Philipp, der unterdessen seine erste Gattin<br />
verstossen und die jugendliche Kleopatra an ihre<br />
Stelle gesetzt hatte, auf dem Weg ins Theater ermordet.<br />
20jährig übernahm Alexander die Herrschaft.<br />
Die Unabhängigkeitsgelüste, die sich angesichts<br />
der Jugendlichkeit des Herrschers hier und<br />
dort regten, wurden mit starker Hand unterdrückt;<br />
ein Zug, der ihm für den Perserkrieg den Rücken<br />
decken sollte, führte ihn nach Norden bis über<br />
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die Donau hinaus; das revoltierende Theben wurde<br />
erobert und als warnendes Beispiel dem Erdboden<br />
gleichgemacht.<br />
3)ex Ahxand&tauq. beginnt<br />
Im Frühjahr 334 bricht endlich der Tag an, den<br />
die Griechen seit so mancher Generation ersehnt<br />
haben: Der Weg nach dem verheissenen Lande<br />
wird unter die Füsse genommen. Während die<br />
Heimat unter der Aufsicht des bewährten Antipater<br />
verbleibt, setzt Alexander an der Spitze von<br />
30 000 Mann Fussvolk verschiedener Art und 5000<br />
Reitern bei den heutigen Dardanellen auf asiatischen<br />
Boden über. Die persischen Satrapen, über<br />
denen damals der milde und gutherzige Darius als<br />
Schahinschah in der Metropole Susa — im Winter<br />
in Ekbatana — herrschte, wollten die, an ihren<br />
eigenen Verhältnissen gemessen, kleine Streitmacht<br />
nicht ernst nehmen und sandten ihm eine aus<br />
20 000 Reitern und ebensovielen griechischen Söldnern<br />
bestehende Heermacht entgegen. Am Granikos,<br />
in der Nähe des Marmarameeres, wurde<br />
sie jedoch bereits im Mai geschlagen, teils dank<br />
der neuartigen Taktik des Makedoniers, die erstmals<br />
eine aus verschiedenen Waffengattungen gemischte<br />
Angriffsfront verwendete, teils weil Alexander<br />
auch hier, wie später noch so manches Mal,<br />
seine Truppen durch das eigene Beispiel mitriss.<br />
Strategische Erwägungen brachten es mit sich,<br />
dass der Weitermarsch nicht sogleich in östlicher<br />
Richtung fortgesetzt wurde. Wichtiger noch als die<br />
schnellstmögliche Eroberung Vorderasiens war die<br />
Sicherung der Ostküste des Mittelländischen Meeres.<br />
Die Festen Sardes, Ephesos und Milet waren<br />
die nächsten Stationen, die sich teils freiwillig,<br />
teils nach kurzer Belagerung ergaben. Als letzte<br />
Bastion blieb den Persern noch Halikarnass, dessen<br />
Eroberung, wenigstens in der Einleitung, eher<br />
einem Melodrama gleicht. Zwei makedonische<br />
Phalahgiten (schwer bewaffnetes Fussvolk) hatten<br />
eines Nachmittags etwas über den Durst getrunken<br />
und grossmäulig geschworen, die ganze persische<br />
Gegnerschaft auf die Lanzenspitze zu nehmen. Herausfordernd<br />
stellten sie sich unter die Stadtmauer,<br />
aus der sich auch gleich ein paar Gegner zum<br />
Kampf stellten. Als die beiden Makedonier trotzdem<br />
nicht zurückwichen, kamen nach und nach auf<br />
beiden Seiten Verstärkungen herbei; schliesslich<br />
entwickelte sich daraus eine Feldschlacht, die sich<br />
zugunsten der Griechen entschied. Wenige Tage<br />
später war auch die Stadt genommen.<br />
Eigentlich hätten die grossen Linien des Feldzugplans<br />
das Heer nunmehr nach Süden führen<br />
müssen; doch befand sich in Kleinasien immer noch<br />
eine ansehnliche Streitmacht, die Alexander und<br />
seine Verbindung mit der Heimat ständig hätte gefährden<br />
können. Der Makedonier wandte sich infolgedessen<br />
gegen Norden nach Gordium, um zu<br />
überwintern (hier war es, dass er den sogenannten<br />
gordischen Knoten durchhieb, der in der Ueberlieferung<br />
als unlöslich gegolten hatte). Nachdem die<br />
Gesamtstärke der Armee durch Zuzug aus der<br />
Heimat auf 26000 Mann erhöht worden war, erfolgte<br />
der Aufbruch, der Kleinasien vollständig<br />
vom Feinde säubern sollte. Dies gelang um so<br />
leichter, als im Laufe des Sommers der Hauptgegner<br />
Alexanders in diesen Ländern, der in persischem<br />
Dienst stehende Grieche Memnon, durch das<br />
Fieber dahingerafft worden war.<br />
Die ununterbrochenen Erfolge des makedonischen<br />
Königs hatten das Lager der Perser nun<br />
doch endlich aufzurütteln vermocht, nachdem die<br />
erreichten dagegen kaum diejenige einer modernen<br />
Division. Trotzdem sollte die taktische Ueberlegenheit<br />
auch diesmal wieder den Sieg erringen.<br />
In Erwartung der Griechen hatten die Perser<br />
in der Nähe des heutigen Alexandrette auf einem<br />
weiten Feld gelagert. Durch das Ausbleiben des<br />
griechischen Angriffs gereizt, beging der Schahinschah<br />
den Fehler, sein ganzes Heer, dessen volle<br />
Kampfkraft nur bei freier Entfaltung zur Geltung<br />
kommen konnte, auf der weniger als 3 km breiten<br />
Strandebene bei Issos zusammenzupressen. Durch<br />
geschickte Manöver, die mit einer bis dahin unbekannten<br />
Präzision ausgeführt wurden, gelang es<br />
Alexander, sich dem Standort seines Gegners<br />
Darius zu nähern. Als dieser, seit langem dem<br />
Waffenhandwerk entfremdet, seines Gegners ansichtig<br />
wurde, wollte er sich hinter die Linie seiner<br />
Kerntruppen zurückziehen; diese Wendung wurde<br />
jedoch durch seine Mitkämpfer allgemein als Zeichen<br />
zur Flucht gedeutet, die bald auf das ganze<br />
Heer übergriff.<br />
Unter der ungeheuren Beute, die dem Sieger in<br />
die Hände fiel, befand, sich auch die Gemahlin<br />
Darius', Statira, die den Ruhm der schönsten Frau<br />
ihres Landes genoss, mit ihren Kindern und der<br />
Königin-Mutter. In diesem Augenblick zeigte sich<br />
nun schlaglichtartig die Denkweise des an platonischen<br />
und aristotelischen Grundsätzen geschulten<br />
Makedoniers. Wohl war der Alexander-Zug<br />
durch die historische Entwicklung mehrerer Jahrhunderte<br />
und den unerklärlichen, doch immer vorhandenen<br />
menschlichen « Drang in die Ferne » bedingt;<br />
trotzdem wollte Alexander in erster Linie<br />
der Bringer und Künder einer neuen höheren Kultur<br />
sein, unter deren Aegide ein Ausgleich griechischen<br />
und persischen Wesens stattfinden sollte.<br />
Statt nach Barbarenart alles Erbeutete als Eigentum<br />
zu betrachten, hat Alexander in zahllosen<br />
Fällen die Feinde von gestern zu Verbündeten ge-<br />
macht, indem er ihnen ihre Freiheit schenkte.<br />
Statt die königliche Familie nach altem Brauch<br />
hinzumorden oder sie auf dem Sklavenmarkt verschachern<br />
zu lassen, Hess er ihr auch weiterhin<br />
jene Würde und Behandlung angedeihen, die ihrem<br />
bisherigen Rang entsprachen. Zwar hat Alexander<br />
in manchen Fällen mit eiserner Hand durchgegriffen,<br />
als ob die aus den Urzeiten ererbten Raubtierinstinkte<br />
hie und da zum Durchbruch kämen;<br />
nichtsdestoweniger war seine Einstellung, als ganzes<br />
gesehen, der seiner Zeitgenossen weit überlegen<br />
und hat nicht wenig dazu beigetragen, dass<br />
ihm die Geschichte den Ehrentitel des «Grossen*<br />
verliehen hat.<br />
Darius zog sich bis hinter den Euphrat zurück;<br />
ein neuer Angriff seinerseits war nach den Erfahrungen<br />
bei Issos kaum zu erwarten. So konnte sich<br />
denn Alexander in aller Ruhe daran machen, die<br />
Ostküste des Mittelmeeres in seine Gewalt zu bekommen.<br />
Das nächste Ziel war nun die Satrapie<br />
Aegypten, die seit langem unter der despotischen<br />
Herrschaft der Perser gelitten hatte. v<br />
Im Juli 332 stand das makedonische Heer vor<br />
dem phönikischen Tyros, einem der wichtigsten<br />
Stützpunkte, den Alexander unbedingt in seine Gewalt<br />
bekommen musste, trotzdem die Stadt in der<br />
Auseinandersetzung zwischen Ost und West neutral<br />
bleiben wollte. Angesichts der Weigerung<br />
der Einwohner, ihm die Tore zu öffnen, brach er<br />
die Verhandlungen ab und begann mit der Belagerung<br />
der wasserumspülten und daher als uneinnehmbar<br />
geltenden Stadt. Mit Hilfe eines rund tausend<br />
Meter langen und für die Aufnahme der<br />
Brechmaschinen bestimmten Dammes gelang es<br />
ihm, die Stadt, trotz Gegenwehr durch die tyrische<br />
Die durch Alexander den Grossen zurückgelegte Route.<br />
SUSA Antike Städtenamen. KABUL Gegenwärtige Städtenamen. \\ran\ Gegenwätige Staaten.<br />
aufsteigende Gefahr allzulange negiert worden<br />
war. Darius zog darum in der Ebene zwischen Euphrat<br />
und Tigris eine Armee zusammen, deren<br />
Stärke nicht genau bekannt ist, aber nicht viel<br />
weniger als eine halbe Million Mann betrug. Die<br />
Alexander zur Verfügung stehenden Streitkräfte<br />
tt<br />
ZDas «Qxandson» dex Jtexse*<br />
l ---':- .'-'"*. OsiA / -<br />
Griechenland zur Zeit Alexander des Grossen.<br />
Flotte und verlustbringender Ausfälle der Verteidiger,<br />
nach sechs Monaten einzuschliessen und zur<br />
Uebergabe zu zwingen.<br />
Im November desselben Jahres fiel auch die<br />
Feste Gaza, ebenfalls nach langem und hartnäckigem<br />
Widerstand. Damit war der Zugang nach<br />
Aegypten frei. Die persischen Satrapen hatten<br />
durch Misswirtschaft und blutigen Despotismus<br />
dem Eroberungsplan Alexanders gründliche Vorarbeit<br />
geleistet, so dass sich alle Stadttore nicht<br />
nur freiwillig, sondern sogar mit Freuden öffneten.<br />
In Gedanken der Völkerverbindung, die auf die<br />
Achtung der fremden Sitten, Gebräuche und Auffassungen<br />
fusst, begab sich Alexander anfangs 331<br />
nach Ammonium, in die heutige Oase Siwah, um<br />
dort dem ägyptischen Sonnengott Ammon zu opfern<br />
(wie er übrigens auch in Jerusalem im Tempel Jehova<br />
ein feierliches Opfer dargebracht hatte) und<br />
sich zum Göttersohn erheben zu lassen. Es spricht<br />
für den weiten Blick Alexanders, wenn er aus den<br />
bestehenden wirtschaftspolitischen Verhältnissen<br />
die Notwendigkeit ersah, an einem Seitenarm des<br />
Nils eine Hafenstadt als Bindeglied zwischen Meer<br />
und Hinterland zu gründen; so entstand das heutige<br />
Alexandrien.<br />
*<br />
Inzwischen hatte sich Darius von seinem<br />
Schreck über die Niederlage bei Issos erholt und<br />
ging daran, aus seinen weiten Ländern, die vom<br />
Euphrat bis zum Aralsee und bis an den Indus<br />
reichte, ein neues, noch gewaltigeres Heer zusammenzustellen.<br />
Es sollte in allen seinen Teilen aus<br />
dem besten bestehen, was das ungeheure Reich zu<br />
bieten vermochte: Streitbare Indo-Kaukasier, turkestanische<br />
Reiter, wilde Skythen, Sogdianer, Perser,<br />
Baktrianer, Meder, Kadusier, Uxier und viele<br />
andere. Im Stromland zwischen Euphrat und Tigris<br />
erfolgte die Sammlung im Frühjahr und Sommer<br />
331. Die Gesamtstärke soll nach den niedrigsten<br />
Schätzungen 400 000 Fussvolk und 100 000 Reiter,<br />
nach den höchsten das Doppelte, im ganzen also<br />
eine Million betragen haben. Die alexandrinische<br />
Armee war, als sie aus dem Winterquartier in<br />
Tyros aufbrach, durch Zuzug aus Griechenland und<br />
den unterworfenen Ländern auf 40 000 Mann Fussvolk<br />
und 7000 Reiter verstärkt worden. Um die<br />
Wüsten längs den Ufern des Euphrats zu vermeiden,<br />
überquerte Alexander ihn sowie den Tigris<br />
Alexander greift bei Issos<br />
den Perserkönig Darius<br />
an. Ausschnitt aus einem<br />
pompejianischen Mosaik,<br />
das angeblich nach einem<br />
um 800 v. Chr. entstandenen<br />
Gemälde angefertigt<br />
•worden sein soll.<br />
ziemlich hoch im Norden, und zog dann auf dem<br />
linken Ufer dieses Flusses dem Feind entgegen.<br />
Das petsische<br />
Am 24. September stösst er in der Nähe von<br />
Gaugamela auf die persische Vorhut. Nach ein<br />
paar Tagen Rast stellt sich am 30. September<br />
früh die gesamte makedonische Heeresmasse in<br />
voller Schlachtordnung dem Feind gegenüber auf,<br />
der neben seiner gewaltigen numerischen Uebermacht<br />
auch über Hunderte der gefürchteten Sensenwagen<br />
und eine grössere Anzahl von Kampfelefanten<br />
verfügt. Am andern Morgen rücken die<br />
Makedonier zum Angriff vor, der zur eigentlichen<br />
Entscheidung über das Schicksal des ganzen<br />
Alexander-Zuges wird. Seiner Gewohnheit gemäss,<br />
steht der makedonische König an der Spitze seiner<br />
heimatlichen, schweren Reiterei dem Zentrum der<br />
persischen Macht gegenüber. Da sein rechter Flügel<br />
entblösst ist, lässt er die ganze Armee in schräger<br />
Richtung vorrücken. — Mit einem Angriff der<br />
skythischen Reiter seitens der Perser werden die<br />
Feindseligkeiten eröffnet, ohne dass, trotz hin- und<br />
herwogendem Kampf, eine Seite einen Erfolg erzielen<br />
konnte. Da spielt der Perserkönig seinen<br />
grossen Trumpf aus: er lässt die Sensenwagen im<br />
Zentrum vorfahren. Doch, durch den Vormarsch<br />
des griechischen Heeres nach rechts, stehen nun in<br />
der für diesen Angriff vorbereiteten Ebene nicht<br />
mehr die Lanzenträger, sondern die Bogenschützen<br />
und Schleuderer, die die feindlichen Angriffsreihen<br />
in Verwirrung bringen, bevor sie überhaupt mit<br />
ihnen ins Handgemenge kommen. Alexander ist<br />
unterdessen am äussersten rechten Flügel angekommen.<br />
Wie der feindliche Druck eine bedenkliche<br />
Stärke erreicht, lässt Alexander zum Generalangriff<br />
blasen. «Er (so beschreibt der Historiker<br />
Droysen die Ereignisse) wirft sich auf den Bukephalus<br />
(sein wildes Streitpferd) und führt die Kolonne<br />
der Ritterschaft in voller Karriere zu dem<br />
Keilangriff, auf den die Entscheidung des Tages<br />
berechnet ist. In die Lücke des linken Flügels, die<br />
durch das Vorbrechen des letzten Reiterhaufens<br />
entstanden war, wirft sich der König an der Spitze<br />
seiner makedonischen Ritter; im Sturmschritt folgen<br />
die Hypaspisten (leichtbewaffnetes Fussvolk),<br />
und während die Schützen, Agrianer (Speerschützen)<br />
und Schleuderer die nächsten Haufen beschäftigen,<br />
wüten die Makedonier in den Reihen der<br />
Feinde. Schon stürmen auch die nächsten Phalangen<br />
(schweres Fussvolk) mit vorstarrenden Lanzen<br />
auf die Schlachthaufen der Susianer, der Kadusier,<br />
auf die Scharen, die den Wagen des Königs Darius<br />
decken; nun ist kein Halten, kein Widerstand<br />
mehr, Darius, den wütenden Feind vor Augen, inmitten<br />
der plötzlichsten, wildesten, lärmendsten<br />
Verwirrung, sieht sich selbst gefährdet, gibt alles<br />
verloren, wendet sich verzweifelnd zur Flucht;<br />
nach der tapfersten Gegenwehr folgen die Perser,<br />
ihres Königs Flucht zu schirmen; die Flucht, die<br />
Verwirrung reisst die Schlachthaufen der zweiten<br />
Linie mit sich, das Zentrum ist vernichtet. — Zugleich<br />
hat die ungeheure Heftigkeit, mit der Aretas<br />
(ein makedonischer Führer) in die feindlichen Haufen<br />
einbrach, das Gefecht im Rücken der Linie entschieden;<br />
die skythischen, baktrischen, persischen<br />
Reiter suchen, von den griechischen und päonischen<br />
Reitern auf das heftigste verfolgt, das Weite.<br />
Der linke Flügel der Feinde ist vernichtet.»<br />
Damit war der stärkste Widerstand gebrochen.<br />
Zwar hatte sich der rechte Flügel der Perser<br />
in den Rücken der Makedonier einhauen können;<br />
als aber die nun frei gewordene alexandrinische<br />
Reiterei zur Unterstützung herbeieilte, war<br />
auch hier die Entscheidung bald erzwungen.<br />
Die Kraft des persischen Weltreiches ond seine«