E_1948_Zeitung_Nr.010
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14 AUTOMOBIL-REVUE MITTTOCH, 10. MARZ ms - Nr. 10<br />
Erfahrungsberichte unserer Leser<br />
Beanspruchung von Kupplung und Bremse<br />
im Stadtverkehr<br />
Erfahrungen mit einem Austin-Ten-Lieferwagen<br />
Jedem Fahrer ist bekannt, dass der Stadtverkehr<br />
eine besonders grosse Abnützung an Kupplung<br />
und Bremse verursacht. Um einmal festzustellen,<br />
wie es um diese Beanspruchung wirklich 6teht,<br />
habe ich an meinem Wagen ein elektrisches Zählwerk<br />
eingerichtet, das jede Betätigung von Kupplung<br />
und Bremse registrierte. Für die Bremse<br />
wurde ein Draht vom Stopplichtschalter über<br />
Zählwerkspule an die Masse gelegt, während für<br />
die Kupplung ein Kabel von der Zündspule über<br />
den Zähler an einen isolierten Kontakt führte, der<br />
vom Kupplungspedal beim Niedertreten kurzgeschlossen<br />
wurde.<br />
Von einem Stichtag an führte ich mit der Registrierung<br />
von Kuppel- und Bremsvorgängen auch<br />
eine Strecken- und Verbrauchskontrolle durch. Die<br />
vorgesehene Fahrleistung von 5000 km [eine kleinere<br />
Distanz hätte zu wenig genaue Resultate ergeben)<br />
wurde in 67 Tagen zurückgelegt. Mit Ausnahme<br />
von zwei Tagestouren auswärts war die<br />
Strecke reine Stadtfahrt. Das Resultat war interessant.<br />
An Hand des Zählwerkes sowie von Fahrrapporten<br />
wurde für diese Strecke folgendes festgestellt:<br />
35 005mal Betätigen der Kupplung<br />
11 105mal Betätigen des Bremspedals<br />
über 2000 Halte.<br />
Somit wurde pro 10 km Fahrt 70mal gekuppelt<br />
und 22,25mal gebremst. Der «Versuchswagen<br />
», ein Austin-10-Lieferwagen, hat bis zum<br />
Zeitpunkt der Niederschrift dieser Zeilen 33 000 km<br />
zurückgelegt. In dieser Zeit wurde die Kupplung<br />
also ungefähr 230 OOOmal, die Bremse 73 OOOmal betätigt!<br />
Diese Rechnung ist statthaft, da die Verwendungsweise<br />
vor und während des Versuches<br />
etwa gleich war. Während dieser Zeit mussten sowohl<br />
Kupplung wie Bremse nur dreimal nachgestellt<br />
werden. Vergleichsweise sei festgestellt, dass<br />
während einer Fahrt von 150 km in gebirgigem Gelände<br />
nur 120mal gekuppelt wurde, also pro 10 km<br />
nur 8mal. Die überaus grosse Beanspruchung der<br />
beiden Organe ist damit deutlich illustriert.<br />
Vielleicht ist die Zahl des Kuppeins deshalb<br />
etwas gross, da ich die Gepflogenheit habe, auch<br />
bei synchronisierten Getrieben zweimal zu kuppeln;<br />
ich fand, dass dies das Schalten erleichtert<br />
und beschleunigt. Es wäre interessant, einmal die<br />
Stimme von Mechanikern zu diesem Punkt zu vernehmen.<br />
(Unser Leser hat recht; auch ein synchronisiertes<br />
Getriebe wird durch Schalten mit zweimaligem<br />
Kuppeln und entsprechendem Zwischengasgeben<br />
geschont. Red.)<br />
Einige weitere Angaben über meine Erfahrungen<br />
mit diesem Wagen mögen interessieren. Der<br />
dritte Gang wurde sehr stark benützt, besonders<br />
zum Bremsen. Als Höchstgeschwindigkeit beschränkte<br />
ich mich auf 60 km/h, zudem wird nie<br />
brüsk Gas gegeben. Auch nach dem Einfahren<br />
wurde darauf geachtet, dae6 der Motor in den<br />
kleineren Gängen nicht zu hoch drehe.<br />
Der Benzinverbrauch betrug lange Zeit etwa 8,5<br />
Liter pro 100 km, stieg jedoch allmählich etwas an.<br />
Der Wagen wird sehr streng gebraucht; wenn er<br />
auch nicht immer gewaschen werden kann, so wird<br />
doch das Schmieren nicht vergessen. Der Oelverbrauch<br />
beschränkt ßich auf den Oelwechsel und<br />
beträgt 3,8 Liter auf 1000 km.<br />
Der Wagen wird vorwiegend im Stadtverkehr<br />
eingesetzt und nie voll belastet. Da leichte und<br />
zerbrechliche Güter befördert werden, ist die weiche<br />
Federung 6ehr willkommen. Die Uebers«tzungsverhältnisse<br />
6chaue ich als sehr gut gewählt<br />
mall<br />
Der Bericht unseres Lesers ruft uns einen Versuch In Erinnerung,<br />
den die Adlerwerke vor mehr als 10 Jahren in Berlin durchführten.<br />
Der Trumpf-Junior wurde auf einer Dauerprüfungsfahrt<br />
von nicht weniger als 50 000 km in Berlin untersucht, wobei<br />
die in der Abbildung vermerkten Resultate fertiggestellt wurden.<br />
Sie bieten einen interessanten Vergleich mit den Beobachtungen<br />
von P-M.<br />
an, wobei besonders der dritte Gang für den Stadtverkehr<br />
nützlich ist. An Reparaturen sind zu notieren:<br />
Ventile einstellen und einschleifen bei<br />
15 000 km, Dynamolager wegen Kondenswasserbildung<br />
defekt sowie kleinere Unterhaltsarbeiten.<br />
Im Verlauf des heissen Sommers mussten insgesamt<br />
nicht einmal 3 Liter Wasser eingefüllt werden. Die<br />
anfänglichen Bedenken gegenüber den Pneus aus<br />
synthetischem Gummi erwiesen 6ich als nicht gerechtfertigt,<br />
da der Verschleiss selbst nach 33 000<br />
km nicht übermässig gross war. ""'''"' ' ' •