E_1948_Zeitung_Nr.038
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14 AUTOMOBIL KEVUL<br />
MITTWOCH, 1. SEPTEMBER 19- vt8 _ JV_<br />
oo<br />
AlFA-ROMEO-S ILHOUETTE<br />
Dar langgestreckte Bau der Karosserie,<br />
die mit der Seitenwand verschmelzenden<br />
Kotflügel, die breite Türe und das<br />
kleine Heckfenster sind auf diesem<br />
Bild gut zu erkennen. Unter den Raddeckeln<br />
verbergen sich echte Rudge-<br />
Räder.<br />
HINTERE PENDELACHSE<br />
Blick auf die Hinterradaufhängung mit den Längilenkeirrt, deren Drehachse<br />
das innere Gelenk der schwingenden Halbachse trifft. Die langen dünnen<br />
TorSionsttäbe werden durch Querhebel betätigt. Hin |er den Halbachsen<br />
die Stossdämpfer.<br />
des Motors (bei 4600 T/min) wird im direktetijGanig<br />
erst bei mehr als 150 km/h erreicht; das höchste<br />
Drehmoment (3000 T/min) etwa bei 100 km/h. Der<br />
lange Drehzahlbereich der Maschine wird nun<br />
durch die strömungßgünstige, glatte Form des Wagens<br />
unterstützt, die gerade über 100 km/h den<br />
Luftwiderstand vermindern hilft. So kommt es,<br />
dass hohe Reisegeschwindigkeiten bis zu 135 km/h<br />
auch auf kurzen Geraden ßchnell erreicht werden<br />
können.<br />
Die Kraftreserve am Berg ist so bemessen,<br />
dass der Fahrer (wie es fcei strasseusicheren, aber<br />
faulen Wagen hin und wieder vorkommt) sich nie<br />
dazu verleitet sieht, das Tempo in kritischen Lagen<br />
entgegen seiner besseren Einsicht nicht zu<br />
massigen; bei richtiger Benützung von zweitem<br />
und drittem Gang, die geride für das schweizerische<br />
Gelände gut gewählt sind und biß gegen 70,<br />
bzw, über 100 km/h reichen, lassen sich die Bergund<br />
Alpenstrassen mühelos und rasch bewältigen<br />
(10 % Bergsteigefähigkeit bei 90 km/h im dritten<br />
Gang!), wenn der Sinn danach steht. Auch an heissen<br />
Tagen dreht der Motor ohne Schwierigkeiten<br />
dauernd bei hohen Drehzahlen; die sehr grosszügig<br />
bemessene Kühlung wird durch einen Oelkühler in<br />
der Wanne so gut unterstützt, das« man mit Recht<br />
den Eindruck erhält, der Wagen ziehe besser, je<br />
schärfer man ihn am Berg fahre. Auch bei den<br />
Messungen der Beschleunigung und der Höchstgeschwindigkeit,<br />
die an einem 6ehr heissen Tag<br />
erfolgte, stieg die Oeltemperatur nie über 90° C,<br />
während das Werk 95» C zulässt. Zu den Höchstgeschwindigkeiten<br />
in den Gängen ist zu bemerken,<br />
dass ein sorgfältiger Fahrer die Drehzahl von 4600<br />
T/min praktisch nie überschreiten wird und wenn,<br />
dann nur ganz ausnahmsweise für ein sekundenrasches<br />
Beschleunigen.<br />
Etwas ungläubig waren<br />
wir angesichts der<br />
guten Fahrleistung der<br />
ziemlich schweren Maschine<br />
bezüglich der Fabrikangaben<br />
über den<br />
Benzinverbrauch<br />
von 15 bis 16 Liter auf<br />
100 km/h. Die Ueberraschung<br />
war gross, als<br />
nicht nur bei verhältnismässig<br />
ruhigem Fahren<br />
(nicht über 100 km/h)<br />
eine Zahl von rund 14 Liter<br />
festgestellt wurde,<br />
sondern bei hohem<br />
Durchschnitt praktisch<br />
kein Ansteigen des Verbrauchs<br />
festzustellen war.<br />
Den Gesamtverbrauch<br />
während aller Versuche,<br />
in welchem alle Messungen,<br />
scharfe Bergprüfun-<br />
tirrr—wec,<br />
lag ebenfalls eher unter<br />
der Werkangabe, Es sei<br />
offen gestanden, dass wir<br />
diese letztere Zahl nicht<br />
bei allen Testberichten<br />
zu veröffentlichen wagen.<br />
Es lässt sich aus diesen Ergebnissen<br />
der Schluss ziehen, dass<br />
einmal der spezifische Verbrauch<br />
des Motors bei allen,<br />
auch bei hohen Drehzahlen sehr<br />
günstig liegen muss, und dass<br />
ferner die Formgebung des Aufbaus<br />
die theoretisch erwartete<br />
Reduktion de6 Konsums eintreten<br />
lässt. In gewissem Mass<br />
6trafen diese Ergebnisse unsere<br />
kürzliche Behauptung *), hohe<br />
Geschwindigkeiten seien unverhältoismässig<br />
teuer, zum Teil<br />
Lügen; der Alfa Romeo stellt<br />
eine Ausnahme von dieser Regel<br />
dar, die ja schlie6slich auch<br />
mit einem recht erheblichen<br />
Anschaffungspreis erkauft werden<br />
muss. Im Vergleich zu den<br />
früheren Modellen der gleichen<br />
Marke ist eine Verbrauchsreduktion<br />
bei eher erhöhter<br />
Fahrleistung festzustellen, die<br />
wir mindestens teilweise der<br />
verbesserten Vergasung zuschreiben.<br />
Die Verdichtung von 7,0: 1 führt<br />
ebenfalls zu guter Ausnützung de6 Treibstoffs; mit<br />
einer Motoroktanzahl von 72 (wir wünschten, diese<br />
Angabe würde von allen Werken veröffentlicht)<br />
stellt die Maschine keine unerfüllbaren Ansprüche<br />
an die Treibstoff-Klopffestigkeit. Der 80-Liter-<br />
Tank entspricht einem Aktionsradius von mehr als<br />
500 km.<br />
Die hohen Fahrleistungen sind nun nicht etwa<br />
einer Minderzahl von Fahrern vorbehalten. Als<br />
Korrelat zu den guten Fahreigenschaften tritt die<br />
leichte Lenkbarkeit des Wagens. Alle Bedienungsorgane<br />
lassen sich ohne Kraftanstrengung<br />
bedienen und verlangen kein überdurchschnittliches<br />
Können mehr, wie dies bei früheren Spitzenwagen<br />
oft der Fall war. Die Kupplung ist genügend<br />
kräftig, um das Drehmoment zu übertragen, reagiert<br />
aber auf leichten Pedaldruck. Bei höheren<br />
Drehzahlen lässt sich das Getriebe besonders zwischen<br />
3. und 4. Gang spielend leicht schalten; deT<br />
zweite Gang verlangt nicht allzu genaues Zwischengasgeben.<br />
An der Lenkradschaltung, die vielleicht<br />
den sportlichen Fahrern nicht ganz zum Wagen<br />
passend erscheinen mag, aber die nutzbare<br />
Vorderbreite der Karosserie vergrössert, gefällt<br />
besonders der lange, sehr steife Schalthebel, bei<br />
dem man die Verbindung mit den Schaltstangen im<br />
Getriebe wirklich noch spürt. An die Stellungen<br />
des Hebels (1. Gang obere Ebene, gegen den Fahrer<br />
zu) wie an das Schalten mit der linken Hand<br />
gewöhnt man sich rasch. Die Fussbremse verlang!<br />
im mittleren und tiefen GeschwindigkeitsKereTci<br />
keinen hohen Pedaldruck; über 100 km/h steigt e»,<br />
wenn man wirklich starke Verzögerung benötigl,<br />
*) Siehe «A.-R.» vom 28. Juli <strong>1948</strong>: