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E_1948_Zeitung_Nr.055

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MITTWOCH, 29. DEZEMBER <strong>1948</strong> - Nr. 55<br />

Radwege im Kanton Bern<br />

Eine Aussprache zwischen Behörden und<br />

Strassenverkehrslifa.<br />

Am 1. Dezember <strong>1948</strong> fand in Bern eine Konferenz<br />

zwischen der kantonalen Polizeidirektion<br />

und einer Abordnung der Strassenverkehrsliga<br />

des Kantons Bern statt. Ihr Zweck bestand darin,<br />

das vom Grossen Rat am 10. November <strong>1948</strong><br />

erheblich erklärte Postulat Iseli mit den Verkehrsverbänden<br />

zu besprechen. Was dieses Postulat<br />

verlangt? Die erneute Beratung des vom<br />

Bernervolk vor zwei Jahren verworfenen Gesetzes<br />

über die Erstellung von Radfahrwegen.<br />

Das Recht der Radfahrer auf einen weniger<br />

gefährdeten Verkehrsweg im Querprofil einer<br />

Hauptstrasse wurde von keiner Seite bestritten,<br />

obwohl ACS und ASPA der Erstellung von Radwegen<br />

nur unter der Bedingung zustimmten,<br />

dass gleichzeitig die Strasse für den übrigen<br />

Verkehr verbreitert werde, um spätere, kostspielige<br />

Ausbauarbeiten mit eventuell nochmaliger<br />

Verlegung der Radwege zu vermeiden. Ohne<br />

die Wünschbarkeit von Radwegen bestreiten zu<br />

wollen, erachten die Automobilverbände im gegenwärtigen<br />

Zeitpunkt die Verbreiterung der<br />

stark frequentierten Hauptstrassen auf drei<br />

Fahrbahnen für dringlicher als den Bau von<br />

Radwegen. Die Radfahrerverbände hingegen<br />

sehen in der Verbreiterung der Strasse allein<br />

keine Besserung für den Radfahrer und wünschen<br />

daher vor allem die rasche Anlage des von<br />

der Fahrbahn getrennten Radweges.<br />

In bezug auf die Finanzierung der Radfahrwege<br />

beabsichtigt die Regierung, die Kosten in<br />

Form einer jährlichen Sondersteuer zu erheben,<br />

wie sie bereits im verworfenen Gesetz vorgesehen<br />

war und wodurch die Fahrräder mit 1,<br />

resp. 2 Fr., die Motorräder und gemischtwirtschaftenden<br />

Traktoren mit 4 Fr. und die Industrietraktoren<br />

sowie die Motorwagen mit 8 Fr.<br />

belastet würden.<br />

Auf den Fahrzeugbestand vom 30. September<br />

<strong>1948</strong> berechnet ergäbe sich daraus ein voraussichtlicher<br />

jährlicher Steuerertrag von Fr.<br />

894 800.—.<br />

Dieser Finanzierungsschlüssel stiess schon an<br />

der erwähnten Konferenz auf Opposition. Lehnten<br />

die Vertreter des ACS und der ASPA mit<br />

dem Hinweis auf die massive Erhöhung der Verkehrssteuer<br />

seit der Volksabstimmung vom 10.<br />

Februar 1946 (Verhältnis 50 :118) jede weitere<br />

fiskalische Belastung des Motorfahrzeughalters<br />

kategorisch ab, so warnte der Vertreter des Arbeiter-Touring-Bundes<br />

davor, die Radfahrausweise<br />

mit mehr als einem Franken zu besteuern.<br />

Dabei darf die Tatsache nicht unerwähnt bleiben,<br />

dass in der Banderolletaxe für die Velos ausser<br />

der Haftpflichtversicherungsprämie noch eine<br />

Gebühr enthalten ist, die bisher nicht dem Strassenbau<br />

zugutegekommen ist, sondern vom Fiskus<br />

für allgemeine Staatszwecke beansprucht wurde.<br />

Wäre diese Gebühr zweckbestimmt, so könnten<br />

dem Bau von Radwegen jährlich etwa 370 000 Fr.<br />

gutgeschrieben werden, ohne die Radfahrer mehr<br />

zu belasten.<br />

Die Strassenverkehrsliga lädt nun ihre Mitgliedervereine<br />

ein, die Vorschläge der Regierung<br />

zu prüfen, damit die Frage der Neuauflage des<br />

Gesetzes über die Erstellung von Radfahrwegen<br />

an der auf Ende Januar/Anfang Februar vorgesehenen<br />

Delegiertenversammlung abschliessend<br />

behandelt werden kann.<br />

Bei wem hapert's am meisten?<br />

Die Stadt Luzern hat im vergangenen Mai<br />

eine Verkehrserziehungswoche durchgeführt, deren<br />

Ergebnisse in Gestalt der dabei erfolgten<br />

Verwarnungen und Verzeigungen sowie der verhängten<br />

Bussen nachher zusammengestellt und<br />

veröffentlicht wurden. Dabei zeigte es sich, dass<br />

die eine Kategorie der Strassenbenützer die<br />

Schuld an der schlechten Verkehrsdisziplin stets<br />

auf eine andeie abzuschieben versucht. Objektiv<br />

muss indessen festgestellt werden, dass speziell<br />

die Fussgänger, aber auch ein grosser Teil der<br />

Radfahrer, von Verkehrsvorschriften keine<br />

Ahnung zu haben scheinen. Immerhin äussern<br />

einzelne gelegentlich Bewunderung für die nicht<br />

leichte Aufgabe der Verkehrspolizisten, die sehr<br />

oft allerhand zu hören bekommen.<br />

Im übrigen lassen sich nach der Auffassung<br />

der zuständigen stadtluzernischen Behörden, die<br />

sich auf Beobachtungen nicht nur während der<br />

Verkehrswoche, sondern während eines längeren<br />

Zeitraums stützt, die häufigsten Fehlerquellen<br />

bei den einzelnen Kategorien der Strassenbenützer<br />

grosso modo wie folgt umschreiben:<br />

Bei den Automobilisten kann lobend<br />

erwähnt werden, dass sie im allgemeinen wenig<br />

hupen und vorsichtig fahren. Ausnahmen bilden<br />

ausländische Fahrer und Frauen, die anscheinend<br />

eine angeborene Abneigung gegen das<br />

Schalten haben. Aber auch unter den Automobilisten<br />

finden sich Egoisten, die auf andere nicht<br />

die geringste Rücksicht nehmen. Jeder Autobesitzer<br />

sollte es sich überdies zur Pflicht machen,<br />

seine Scheinwerfer und Bremsen nachprüfen<br />

zu lassen. Erstaunlicherweise haben sich<br />

jedoch zu den von der Sektion Waldstätte des<br />

TCS im Oktober <strong>1948</strong> durchgeführten Scheinwerfer-,<br />

Brems- und Lenkungskontrollen nur<br />

sehr wenige Mitglieder gemeldet (wie andernorts<br />

übrigens auch. Red.). Von 105 vorgeführten<br />

Fahrzeugen wurden 43 (41%) wegen ungenügender<br />

Bremswirkung und mangelhafter Einstellung<br />

der Lenkorgane beanstandet, und bei<br />

93 % war die Scheinwerfereinstellung mangelhaft<br />

Ḋie Parkiermethoden lassen immer noch sehr<br />

viel zu wünschen übrig; trotz Parkverboten werden<br />

an verkehrsreichen Punkten Wagen oft halbe<br />

Tage lang stehen gelassen. Häufig sind auch die<br />

Uebei-tretungen betr. der Vorschriften über die<br />

Sitzzahl der Vorderplätze.<br />

Die Lastwagen geben öfters wegen<br />

schlechten Zustandes der Bremsen sowie wegen<br />

AKTUELLES<br />

Stopp- und Schlusslichtdefekten zu Beanstandungen<br />

Anlass. Bei den Radfahrern fällt<br />

ganz allgemein die sehr schlechte Zeichengabe<br />

beim Abschwenken auf, ganz abgesehen davon,<br />

dass sie selbst im dichtesten Verkehr zu zweit<br />

oder dritt nebeneinanderfahren, besonders auch<br />

am Abend auf den Ausfallstrassen der Stadt,<br />

mitunter sogar in enger Umarmung. Unter den<br />

Motorradfahrern gibt es besonders<br />

« Rücksichtsvolle •, die glauben, durch Absägen<br />

der Auspuffrohre dem Temperament ihrer Motoren<br />

weithin hörbaren Ausdruck verleihen zu<br />

müssen. Allgemein ist das zu rasche Fahren in<br />

dieser Gilde eine häufige Ursache von Unglücksfällen.<br />

Im Stadtverkehr erweisen sich die Führer<br />

von Traktoren meist als sehr schwerfällig.<br />

Hinzu kommt, dass der Einbau von<br />

Schnellgängen den Fahrer leicht zu übersetztem<br />

Tempo verleitet.<br />

Der Fussgänger hat sich seit Kriegsende<br />

noch nicht daran gewöhnen können, die<br />

Fahrbahn den Fahrzeugen zu überlassen. Ganz<br />

nach Lust und Laune wandelt er unbekümmert<br />

seines Weges und lässt sich zudem sehr schwer<br />

lenken. Die Trams sind fahrplangebunden und<br />

geniessen deshalb den Vortritt. Mit dem Einsatz<br />

neuer Wagen ist es gelungen, den Verkehr bedeutend<br />

flüssiger zu gestalten und insbesondere<br />

die Haltezeiten auf den Stationen wesentlich<br />

zu verkürzen. Wünschenswert wäre indessen<br />

noch eine Numerierung der Wagen sowie<br />

eventuell das Anbringen von Richtungslichtern.<br />

Ausgezeichnet bewährt haben sich bis jetzt die<br />

neuen Twin-Coach-Autobusse; wenn sie sich für<br />

enge Strassen als weniger geeignet erwiesen, so<br />

wurde diesem Umstand dadurch Rechnung getragen,<br />

dass diese Wagen nur auf entsprechenden<br />

Strecken Verwendung finden.<br />

Für die künftige Verkehrsregelung in Luzern<br />

ist eine reichliche Verwendung von Signalschildern<br />

und eine auffällige Kennzeichnung der<br />

Tram- und Autobushaltestellen vorgesehen. Die<br />

Einführung von sog. Stop-Strassen darf als voller<br />

Erfolg gebucht werden, sind doch seither an<br />

vordem sehr gefährlichen Punkten überhaupt<br />

keine Unfälle mehr vorgekommen. Nebenbei bemerkt,<br />

haben sich die Behörden auch entschlossen,<br />

im Stadtzentrum sog. Parkstrassen zu bezeichnen,<br />

um die heutigen Schwierigkeiten zu<br />

überbrücken. Die Fußstapfen, wodurch der<br />

Fussgänger auf die Fussgängerstreifen aufmerk-<br />

Die technischen, wirtschaftlichen und politischen<br />

Aspekte des Energieträgers «Erdöl ><br />

werden in der Oeffentlichkeit immer wieder beleuchtet,<br />

doch fehlte bisher eine konzise Dokumentation,<br />

die alle wesentlichen Momente in objektiver<br />

Weise zusammenfasst. Eine kleine, von<br />

der Schweizerischen Bankgesellschaft herausgegebene<br />

Schrift, worin ein nicht genannter, jedoch<br />

sachkundiger Verfasser Entstehung, Vorkommen,<br />

Gewinnung und Verarbeitung des<br />

«flüssigen Goldes» knapp, doch anschaulich<br />

schildert, füllt nun diese Lücke aus.<br />

Charakteristisch ist namentlich die Wandlung,<br />

die sich in der Verwendung der einzelnen<br />

Verarbeitungsprodukte vollzogen hat. Als in den<br />

achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts<br />

die ersten, auf wissenschaftlichen Methoden beruhenden<br />

Bohrungen vorgenommen wurden, beschränkte<br />

sich der Verarbeitungsprozess auf die<br />

Entfernung von schmutzenden und färbenden<br />

Bestandteilen, da drei Viertel der Produktion<br />

für die Leuchtgasfabrikation Verwendung fanden,<br />

währenddem nur ein Zehntel zu Benzin<br />

aufgearbeitet wurde. Vermehrte sich seither die<br />

Erdölgewinnung in der ganzen Welt von 4,06<br />

Mill. t auf 383 Mill. t (1946), so ging parallel<br />

damit auch die Entwicklung der fraktionierten<br />

Destillation und des modernen Crackings. Mit<br />

dem Aufschwung des Automobilverkehrs nahm<br />

von der Jahrhundertwende an die Benzinherstellung<br />

eine dominierende Stellung ein, so dass<br />

sich heute in den USA die Verarbeitungsprodukte<br />

aus gut 40 % Benzin, 25 % Schwerölen<br />

(Dieseltreibstoffe), 17 % Gasölen und leichten<br />

Heizölen, 6 % Leuchtpetroleum und 2,8 %<br />

Schmierölen zusammensetzen. Aus den restlichen<br />

Nebenprodukten werden Bitumen, Russ<br />

für Farbenerzeugnisse, Lacke und Firnisse, ferner<br />

Chemikalien aus dem Erdgas gewonnen.<br />

Die Raffinierungskapazität der ganzen Welt<br />

hat sich von 380 Mill. t (1938) um 14 % auf 431<br />

MilL t (1946) erhöht, wobei nahezu zwei Drittel<br />

der Anlagen in Nordamerika installiert sind.<br />

Einen wesentlichen Ausbau erfuhren auch die<br />

Erdölraffinerien in Venezuela und Columbien<br />

sowie im Mittleren Osten, die mit 34,4 Mill. t<br />

doppelt so grosse Mengen wie vor dem Kriege<br />

verarbeiten können. Anderseits ging der Anteil<br />

Europas an der Weltraffinierungskapazität von<br />

9,9 auf 5,8 % zurück. Im Zuge der Durchführung<br />

des Marshall-Planes soll aber das Leistungsvermögen<br />

der europäischen Anlagen wieder<br />

auf 50 Mill. t gesteigert werden. Wenn einerseits<br />

bei den Produktionsländern die Tendenz<br />

besteht, in vermehrtem Masse höherwertige Produkte<br />

auszuführen, so sind die Verbraucherstaaten<br />

anderseits zur Einsparung von Devisen<br />

bestrebt, Rohöl zu Importieren und dieses selbst<br />

zu raffinieren.<br />

sam gemacht werden soll, haben sich vorübergehend<br />

bewährt. Allerdings bleibt ihre Wirkung<br />

auf relativ kurze Dauer beschränkt, weil sie<br />

bloss so lange beachtet werden, als sie eine Neuheit<br />

darstellen. Psychologisch gesehen sind Verbote<br />

allgemein unbeliebt. Hat sich jedoch ein<br />

Unfall ereignet, so berufen sich paradoxerweise<br />

die Betroffenen nach Möglichkeit auf das Fehlen<br />

von solchen.<br />

Was sich aus diesen Ausführungen als<br />

.Schlussfolgerung ergibt, das ist das unabweisbare<br />

Bedürfnis nach einer intensiven Zusammenarbeit<br />

der Verbände des Strassenverkehrs. Die<br />

Verkehrserziehung verlangt wohl von allen Beteiligten<br />

grosse Ausdauer und guten Willen; sie<br />

stellt aber heute mehr denn je eine absolute<br />

Notwendigkeit dar.<br />

kr.<br />

Die Initiative gegen die Steuererhöhung<br />

im Kanton Bern zustandegekommen<br />

Das kantonalbernische Initiativkomitee gegen<br />

übersetzte Verkehrssteuern teilt mit, dass die im<br />

Frühsommer <strong>1948</strong> lancierte Verfassungsinitiative<br />

zustande gekommen ist. Es sind der Staatskanzlei<br />

14 618 gültige Unterschriften eingereicht worden<br />

Ḋie effektive Zahl der Unterschriften liegt<br />

allerdings höher. Das Initiativkomitee hat ausdrücklich<br />

auf eine Unterschriftensammlung von<br />

Haus zu Haus verzichtet und die Bogen nur bei<br />

Garagen, Velo- und Motorradhändlern sowie bei<br />

einigen Gasthöfen und Verbandssekretariaten<br />

aufgelegt. Da besonders bei Garagen viele Automobilisten<br />

verkehren, die nicht in der gleichen<br />

Gemeinde Wohnsitz haben, musste bei der Bescheinigung<br />

der Bogen eine grosse Zahl von<br />

Unterschriften gestrichen werden. In einzelnen<br />

Fällen macht dies mehr als die Hälfte der Unterschriften<br />

aus, die auf einem Bogen enthalten<br />

sind.<br />

Mit dem Zustandekommen dieser Initiative<br />

werden sich die Regierung und der Grosse Rat<br />

des Kantons Bern erneut mit dem gesamten Problem<br />

der Verkehrssteuern auseinanderzusetzen<br />

haben. Dazu besteht insoweit demnächst Gelegenheit,<br />

als vor der Einführung der neuen,<br />

wesentlich erhöhten Steuern, die auf Anfang<br />

<strong>1948</strong> wirksam wurden, von offizieller Stelle aus<br />

das Versprechen gegeben worden war, dass eine<br />

Erhöhung der Ansätze nur für zwei Jahre in<br />

Frage kommen werde.<br />

Querschnitt durch die Erdölwirtschaft<br />

Die USA erösster Erdölverbraucher.<br />

Benzin bleibt weiterhin das wichtigste Erdölprodukt,<br />

denn die Nachfrage ist nicht nur infolge<br />

des wachsenden Strassenverkehrs, sondern<br />

hauptsächlich mit der Motorisierung der Landwirtschaft<br />

und dem gewaltigen Aufschwung des<br />

Luftverkehrs angestiegen. Vor allem aber hat<br />

sich der Konsum an Diesel- und Heizölen in aussergewöhnlichem<br />

Ausmasse vermehrt. Wurden<br />

bei Ausbruch des ersten Weltkrieges 96,6 % der<br />

Welthandelsflotte mit Kohle betrieben, so waren<br />

1944 bereits 75 % der Welthandelsflotte auf<br />

flüssige Brennstoffe umgestellt. Dazu kommt<br />

eine ständig wachsende Verwendung von Erdöl<br />

für Heizzwecke in Wohnhäusern und Industrien.<br />

Im Jahre 1938 entfielen auf die USA etwa<br />

60 %, auf Europa 15 % und auf die Sowjetunion<br />

ca. 9 % des Erdölverbrauchs. Auf den Kopf der<br />

Bevölkerung umgerechnet ergab sich damit in<br />

den USA ein Konsum von 1600 Litern; für<br />

Australien sind 550 Liter, für Südamerika 180,<br />

für Europa dagegen nur 140 Liter ermittelt worden.<br />

Gasölimporte der Schweiz gegenüber 1938<br />

vervierfacht.<br />

Interessante Aufschlüsse gewährt eine Uebersicht,<br />

welche die Veränderungen in den Einfuhrmengen<br />

der Schweiz und den Einstandspreisen<br />

wiedergibt. Letztes Jahr gelangte mit etwas über<br />

200 000 t ungefähr dieselbe Benzinmenge wie<br />

1938 zur Verzollung; die Kosten hiefür haben<br />

aber von 25,9 Mill. Fr. auf 39,6 Mill. Fr. zugenommen.<br />

Nahezu eine Vervierfachung verzeichnet<br />

jedoch der Import von Gasölen für motorische<br />

Zwecke, der von knapp 16 000 t (1938)<br />

auf über 57 000 t (1947) angestiegen ist, wobei<br />

sich der Wert von 1,5 auf 8,9 Mill. Fr. erhöhte.<br />

Zur Verteuerung, die sich in diesen Zahlen<br />

ebenfalls ausdrückt, bemerkt die Broschüre, dass<br />

sich auf die Preisgestaltung in der Schweiz namentlich<br />

die hohen Transportkosten empfindlich<br />

auswirken. Noch nach dem Kriege betrugen<br />

sie loco Schweizer Grenze zeitweise zwei Drittel<br />

des Preises von Benzin und Gasöl gegenüber<br />

kaum einem Drittel während der dreissiger<br />

Jahre.<br />

In den USA als dem tonangebenden Markt<br />

haben sich die Preise des Erdöls gegenüber der<br />

Vorkriegszeit mehr als verdoppelt, weil die Produktionskosten<br />

sehr stark angewachsen sind.<br />

Neben erhöhten Materialpreisen verzeichnen die<br />

Ausgaben für Löhne und soziale Aufwendungen<br />

einen beträchtlichen Anstieg. Die weitere Preisentwicklung<br />

lässt sich nicht voraussehen; vor<br />

allem hängt sie davon ab, ob es gelingt, die<br />

Weltproduktion der zweifellos weiter zunehmenden<br />

Nachfrage anzupassen.<br />

... man muss sie hören alle beide!<br />

Unsere Umfrage<br />

Wenn wir schon vor Weihnachten einige<br />

Leute nach ihren Wünschen befragt hatten, so<br />

lag es sehr nahe, sie auf Neujahr hin zu bitten,<br />

uns die von ihnen gefassten Vorsätze zu verraten.<br />

Die Antworten kamen so spontan und<br />

überzeugend, dass man das bestimmte Gefühl<br />

hatte, diese Vorsätze werden, im Gegensatz zu<br />

vorübergehenden Entschlüssen gleichen Namens,<br />

mit genügender Lebenskraft ausgestattet sein.<br />

Ein Kommentar durfte sich wiederum erübrigen;<br />

dagegen ist wohl der Wunsch angebracht,<br />

dass möglichst viele auch in dieser Richtung<br />

einen guten Vorsatz nicht nur fassen, sondern<br />

auch halten werden. Es soll nicht der Weg<br />

zur Hölle gepflastert, sondern gemeinsam ein<br />

Weg zu einer befriedigenden Verkehrsordnung<br />

gesucht werden.<br />

Der Versicherungsfachmann: Ich<br />

werde noch mehr wirken, um den vielen Strassenbenützern<br />

die Gefahren des Verkehrs und die<br />

unumgänglichen Sicherheitsmassnahmen vor<br />

Ausen zu führen.<br />

Der Polizeifunktionar (einer von<br />

hoch oben): Ich werde noch intensiver nach<br />

mehr Mitteln aller Art suchen, um die Auswüchse<br />

des heutigen Verkehrslebens zu bekämpfen.<br />

Fehlbare Verkehrsteilnehmer werden von<br />

uns schärfer angefasst werden, doch ist es mein<br />

fester Wille, sinnvoll, gerecht und keinesfalls<br />

schikanös vorzugehen.<br />

Der Automobilist: Mein Wirkungsfeld<br />

ist natürlich sehr beschränkt Doch habe ich<br />

schon lange den Vorsatz gefasst, mich immer<br />

möglichst genau an die Verkehrsvorschriften und<br />

die ungeschriebenen Gesetze des Anstandes zti<br />

halten. Vielleicht hilft mein Beispiel. Und ein<br />

Vorsatz, der nur für mich allein bestimmt ist:<br />

Ich will versuchen, meinen Drang nach hohen<br />

Geschwindigkeiten zu zügeln.<br />

Der Sekretär des Verkehrsverbandes:<br />

Ich werde auch in Zukunft mit allen<br />

mir zur Verfügung stehenden Mitteln für die<br />

Verwirklichung meiner Wünsche kämpfen! R. S.<br />

10 Milliarden Tonnen sichere Weltreserven.<br />

Von jeher war der Anteil Amerikas an der<br />

Weltproduktion von Erdöl überragend; er befindet<br />

sich aber — bei absolut steigenden Förderungsziffern<br />

— seit einigen Jahren leicht im<br />

Rückgang, da der Quotient von 87 % im Jahre<br />

1920 auf 61 % (1947) fiel. Im Jahre 1946 stand<br />

Südamerika mit 17,4 % an zweiter Stelle vor<br />

dem Mittleren Osten mit 9 % und der UdSSR<br />

mit 6 %. Die sicheren Weltreserven werden auf<br />

10 Milliarden t geschätzt. Davon soll allein der<br />

Mittlere Osten 4 Milliarden t beherbergen; vermutlich<br />

sind aber die erst seit 1912 erschlossenen<br />

Erdölvorkommen in Süd-Iran und Irak noch<br />

grösser. Auf Nord- und Zentralamerika entfällt<br />

ein Drittel der sicheren Weltreserven. Bereits<br />

kontrollieren indessen die amerikanischen Gesellschaften<br />

mehr als die Hälfte aller Vorräte,<br />

nämlich 30 % in den USA und 26 % im Ausland.<br />

Noch lange wird Westeuropa seinen Bedarf<br />

durch Einfuhren decken müssen, betrug doch die<br />

Erdölproduktion 1938 kaum 3 % der Welterzeugung,<br />

und 1946 war sie sogar auf 1,8 % gefallen.<br />

Auch die Reserven nehmen sich mit 1,2 % bescheiden<br />

aus. Heute, da die Lager in Galizien zur<br />

Hauptsache erschöpft sind, dürften die in Rumänien<br />

und Oesterreich vorhandenen Reserven<br />

einige Bedeutung erlangen. Noch wenig ausgebeutet<br />

sind die teils abgelegenen Erdölfelder in<br />

Argentinien, Bolivien, Ecuador und Peru. Von<br />

der Sowjetunion weiss man nur, dass sie in der<br />

Erdölproduktion der Welt den zweiten Rang einnimmt<br />

und dass man in den Gebieten zwischen<br />

Wolga und Ural neue, grosse Erdöllagerstätten<br />

entdeckt hat, mit deren Aufschliessung bereits<br />

begonnen wurde. Im Mittleren Osten beträgt die<br />

Erdölförderung pro Tag gegenwärtig 1,1 Millionen<br />

Barrels (ä 159 Liter), und es ist geplant,<br />

enorme englische und amerikanische Kapitalien<br />

für die Errichtung von Raffinerien und Pipelines<br />

zu investieren. Die bedeutendsten Erdölfelder<br />

des Fernen Ostens liegen auf Sumatra<br />

und Ostborneo, auf Java und in Burma, doch<br />

haben sie durch den Krieg teilweise sehr stark<br />

gelitten.<br />

Mit der Konzentration der Erdölerzeugung<br />

auf relativ wenige Regionen stellt sich das Problem<br />

des Transportes. Trotz den schweren<br />

Kriegsverlusten übersteigt heute die Welttonnage<br />

an Tankern mit 23,4 Mill. t die am l.Juli 1939<br />

vorhandene um fast die Hälfte. Gleichzeitig vollzog<br />

sich eine bedeutende Veränderung in der<br />

Besitzverteilung der Tankerschiffe. So haben<br />

die USA durch den Verkauf zahlreicher Einheiten<br />

ihren Bestand von 13,8 Mill. t (nach Kriegsende)<br />

auf 9,6 Mill. t reduziert. Für den Landtransport<br />

werden in den USA und in Iran fast<br />

ausschliesslich Pipelines benützt<br />

Die wlrtschaftHch-flnanTlelle Bedeutung<br />

der Erdölwirtschaft.<br />

1<br />

Das Schlusskapitel vermittelt ein Bild der<br />

wirtschaftlich-finanziellen Bedeutung der Erdölwirtschaft<br />

und ihrer Organisation: «Bei der<br />

Erdölindustrie handelt es sich um eine der bedeutendsten<br />

Betätigungen in der modernen Wirtschaft.<br />

Die grossen Gewinnaussichten, die ihr —<br />

neben dem beträchtlichen Risiko — innewohnen,<br />

lockten den privaten Unternehmer; durch seinen<br />

Wagemut wurden vielfach die ersten Grundlagen<br />

gelegt In der Folge rief der Zwang zum<br />

Risikoausgleich gerade zu einer Verbreiterung<br />

der Kapitalbasis der einzelnen Unternehmungen<br />

und dem Streben nach Integration, d.h. der<br />

Vereinigung aller Produktionsstufen und des<br />

Verteilungsapparates in einer Hand. So erklärt<br />

es sich, dass wir es, neben einer grossen Anzahl<br />

von kleinen Oelgesellschaften, die sich auf einzelne<br />

Produkte spezialisierten, in der Hauptsache<br />

mit Konzernen zu tun haben, deren Kapitalmacht<br />

zum Teil jene manches kleineren<br />

Staatswesens übertrifft<br />

Wie zwischen den amerikanischen, so besteht<br />

auch zwischen den europäischen Oelkonxernen<br />

sowie zwischen diesen und den amerikanischen<br />

eine gewisse Interessenverflechtung. Wohl am<br />

auffallendsten ist sie im Mittleren Osten, wo sich<br />

die bedeutendsten aller Oelgesellschaften in die<br />

Ausbeutung der gewaltigen, erst teilweise erforschten<br />

Oelvorkommen teilen. »

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