E_1949_Zeitung_Nr.007
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INr. 7 - MITTWOCH, 16. FEBRUAR 1919<br />
AUTOMOBIL REVUE 17<br />
Automobilverschwendung<br />
im Dienst bürokratischer Behörden<br />
Wenn wir unseren Lesern nachstehend einige<br />
Auszüge aus dem Bericht vermitteln, den der<br />
Oberste Rechnungshof Frankreichs über die Verwendung<br />
oder, genauer gesagt, über die Verschwendung<br />
von Automobilen und von Treibstoff<br />
in den öffentlichen Verwaltungen während<br />
der Jahre 1945—1947 veröffentlichte, so verlassen<br />
wir damit keineswegs jene Linie politischer<br />
Neutralität, die einzuhalten ein Fachblatt wie<br />
die « AR • die Pflicht hat. Denn der Inhalt des<br />
Kapitels « Automobiles » in diesem Bericht geht<br />
weit über das interne, ja das. nationale Gebiet<br />
hinaus und verdient Beachtung auch im Ausland,<br />
zeigen seine Einzelheiten doch, wohin es<br />
führt, wenn die* Automobilwirtschaft eines 40-<br />
Millionenvolks durch administrative Zwangsmassnahmen<br />
gefesselt, dem Missbrauch des motorisierten<br />
Verkehrs zu bürokratischen Zwecken<br />
dagegen Tür und Tor geöffnet wird. Aber lassen<br />
wir die Berichterstatter selber sprechen:<br />
« Vor dem Krieg standen den französischen<br />
Zivilbehörden grundsätzlich keine Dienstautomobile<br />
zu; lediglich jeder Minister erhielt eine<br />
Dienstaufwandentschädigung, aus der er die Kosten<br />
für den Unterhalt eines privaten Wagens<br />
bestreiten konnte. In den militärischen Ministerien<br />
(Kriegsministerium, Marineministerium etc.)<br />
hatten nur einige Generäle einen Dienstwagen<br />
zu ihrer Verfügung. Durch ein Gesetz vom Juli<br />
«1938 wurden die gesamten Prinzipien, die im<br />
Frieden für die Budgetgestaltung galten, mit<br />
einem Strich aufgehoben.<br />
Motorisierung der Ministerien — tanz gross.<br />
Bei der Befreiung hinterliessen die deutschen<br />
Besetzungsbehörden nicht weniger als 2230 Fahrzeuge,<br />
die den französischen Behörden übergeben<br />
wurden. Am 1. Oktober 1946 besass allein<br />
die Pariser Zentralverwaltung des Kriegsministeriums<br />
mehr als 1500 Personen- und beinahe<br />
1200 Lastwagen. Das Marineministerium benutzte<br />
etwa 185 Personenwagen und das Luftfahrtministerium<br />
339, darunter eine grosse Anzahl<br />
amerikanischer Wagen. Das Wiederaufbauministerium<br />
hatte 60 Privatwagen für seine<br />
Zentralverwaltung und 700 verschiedene Fahrzeuge<br />
für seine Aussenbetriebe angemeldet, das<br />
Erziehungsministerium besass 201 Wagen. Das<br />
Landwirtschaftsministerium, dem 1944 erst 13<br />
Automobile zugeteilt waren, steigerte diese Zahl<br />
bis 1945 auf 100. Noch unterhielt das Kabinett<br />
des Landwirtschaftsministeriums 17 Wagen, die<br />
durchaus nicht nur im öffentlichen Interesse<br />
rollten und Benzin verbrauchten. Allein bei diesem<br />
Ministerium beliefen sich die Kosten für<br />
den Unterhalt und den Betrieb der Dienstwagen<br />
auf jährlich 23,9 Mill. fFr.; dabei scheint auch<br />
hier das Kabinett des Ministers den Vogel abgeschossen<br />
zu haben, denn es wurden ihm 20<br />
Privatwagen. zugeteilt, die aus den Beständen<br />
der Wasser- und Forstverwaltung (die zweifelsohne<br />
diese Wagen ebenso dringend benötigte)<br />
entnommen waren.<br />
Im Jahre 1945 registrierte man beim Ministerium<br />
für Kriegsgefangene und Deportierte<br />
470 Personenwagen, aber mit den verschiedenen<br />
Aussendienststellen dürfte diese Verwaltung<br />
rund 2000 Automobile benutzt haben. Die Requisition<br />
dieser Fahrzeuge soll bisweilen unter Bedingungen<br />
erfolgt sein, die alles andere als regulär<br />
waren, und der Staat sah sich in der Folge<br />
verpflichtet, den enteigneten Eigentümern erhebliche<br />
Summen als Entschädigung oder Requirierungsgeld<br />
auszuzahlen.<br />
Im ganzen scheint diese Aufblähung, des<br />
Automobilparks der französischen Militär- und<br />
Zivilverwaltungen zu unzähligen Missbräuchen<br />
Anlass gegeben zu haben. Der Bericht sagt wörtlich,<br />
,dass alle diese Fahrzeuge nicht selten von<br />
ihren Inhabern zu persönlichen Fahrten und<br />
sehr oft auch zu längeren Reisen benutzt wurden,<br />
die genau so gut hätten per Bahn ausgeführt<br />
werden können'. Man kann sich unschwer<br />
vorstellen, wieviel kostbarer Treibstoff<br />
auf diese Weise vergeudet wurde.<br />
Ein würdiges Gegenstück zu dieser Automobilverschwendung<br />
bildete die<br />
grosszügisre Requisition von Garagen<br />
in Paris und der Provinz. Jedes Ministerium<br />
setzte seinen Stolz darein, eine oder mehrere<br />
Garagen sein eigen zu nennen, und nicht selten<br />
waren diese völlig ungenügend ausgenützt, während<br />
für den Zivilbedarf kein Garageraum zur<br />
Verfügung stand. 1947 hatte allein das Ministerium<br />
des Innern 5 Garagen in Paris requiriert<br />
oder gemietet und das Staatssekretariat für zivile<br />
Luftfahrt 4. Die meisten dieser Requisitionen<br />
kosteten den Staat erhebliche Summen. So<br />
wurden zum Beispiel für drei requirierte Garagen,<br />
die eine bestimmte Verwaltung beschlagnahmt<br />
hatte, im Jahre 1947 4,2 Mill. fFr. aufgewendet.<br />
Dabei wurde festgestellt, dass eine Reihe<br />
von Beamten, in Zivil- oder Militärrang diese<br />
Dienstgaragen überhaupt nicht beanspruchten,<br />
sondern Privätgaragen gemietet hatten und die<br />
Spesen dafür ihren Verwaltungen belasteten.<br />
Anderseits wurden aus Gefälligkeit in den Garagen<br />
gewisser Ministerien Privatwagen von<br />
Freunden und Bekannten gratis untergebracht.<br />
In der Provinz herrschten womöglich noch<br />
schlimmere Zustände. So stellten Mitglieder des<br />
Obersten Rechnungshofes fest, dass in den Jahren<br />
1944 bis 1946 in der Gegend von Clermont-<br />
Verrand mehrere hundert Wagen aus Privat-<br />
FRANKREICH<br />
Ein lehrreiches Kapitel aus dem Bericht des französischen Obersten Rechnungshofes<br />
(Von unserem Pariser Korrespondenten)<br />
besitz .requiriert wurden, wobei nicht selten<br />
.unzulässiger Druck ausgeübt wurde' und dass<br />
von diesen Wagen eine ganze Reihe spurlos verschwanden<br />
und bis heute von ihren Eigentümern<br />
vergeblich zurückverlangt wurden.<br />
Zu Ehren der französischen Regierung sei<br />
indessen bemerkt, dass sie den Unfug bereits im<br />
Oktober 1947 durch drei Dekrete abzustellen begann.<br />
Seit Anfang 1948 hat an sich nur noch der<br />
Minister selbst — für sich und sein Kabinett —<br />
Anrecht auf je drei Dienstwagen, und einige hohe<br />
Beamten dürfen die Unterhaltskosten für ihre<br />
eigenen Wagen (die sie selbstverständlich kaufen,<br />
bzw. schon besitzen müssen) als Dienstspesen<br />
verrechnen. Der »roissbräuchlichen Requirierung<br />
von Privatfahrzeugen ist sei 1948 durch<br />
entsprechende Bestimmungen ein Riegel vorgeschoben.<br />
Jede staatliche Behörde in Frankreich<br />
sträubt sich aber heute mit Händen und Füssen<br />
dagegen, dass man ihren Wagenpark oder ihre<br />
Treibstoffzuteilungen reduziert. So weiss. der<br />
Bericht zu melden, dass von den 176 Fahrzeugen,<br />
die das .Ministerium der nationalen Erziehung'<br />
an die Domänenverwaltung zurückgeben<br />
sollte (die sie ihrerseits den privaten<br />
Automobilisten zuführen wird) bis zum Mai 1948<br />
erst 11 zurückerstattet worden waren. Eine noch<br />
ausgesprochenere passive Resistenz scheint beim<br />
Armeeministerium zu herrschen. Von 1130 Nutzfahrzeugen<br />
und 1611 Personenwagen dieses Ministeriums<br />
wurden bis zum Februar des Jahres<br />
1948 erst 348, bzw. 346 zurückerstattet... Soweit<br />
unser Bericht<br />
New York ist die Stadt, in der gute Ideen<br />
immer noch pures Gold sind. Zwei ehemalige<br />
Soldaten der amerikanischen Armee kamen auf<br />
den Einfall, eine Autowäscherei einzurichten,<br />
die einen Weltrekord an Fixigkeit aufstellen sollte.<br />
Die Idee wurde genau so verwirklicht, wie sie<br />
geplant war. Im Tag- und Nachtbetrieb fahren<br />
c*ie verschmutzten und verstaubten Wagen<br />
In der ersten Etappe wird der Wagen von flinken Händen gründlich eingeseift, links steht<br />
der Mann mit dem Staubsauger, der sich des Wageninneren annimmt, in Bereitschaft.<br />
AUSTRALIEN<br />
Keine Einschränkungen mehr für den<br />
Autoverkauf<br />
Die australische Regierung hat die von ihr<br />
seinerzeit angeordneten Kontrollmassnahmen<br />
über den Verkauf von Motorfahrzeugen aufgehoben.<br />
Bisher unterstanden die aus den USA<br />
eingeführten Personenwagen einem Bewilligungssystem.<br />
ENGLAND<br />
Verkehrsunfallzahlen geringer denn je<br />
Während des verflossenen Jahres wurden in<br />
England insgesamt 153 397 Verkehrsunfälle gemeldet.<br />
Mit dieser Zahl erreicht die Unfallkurve<br />
den tiefsten je verzeichneten Stand.<br />
DEUTSCHLAND '<br />
Rückgabe der Volkswagengelder beantragt<br />
Der «Hilfsverein ehemaliger Volkswagensparer<br />
» hat an die Militärregierung einen Antrag<br />
auf Freigabe der beschlagnahmten 280 Millionen<br />
Reichsmark Volkswagen-Spargelder gerichtet<br />
Der Antrag wird damit begründet, tiass<br />
dieser Betrag niemals Eigentum der ehemaligen<br />
Deutschen Arbeitsfront war, sondern ausschliesslich<br />
Sparbeträge zur Vorfinanzierung des Volkswagenkaufes<br />
darstellt, die nur über die DAF<br />
eingezahlt werden konnten. Er sei also nach wie<br />
vor Eigentum der 300 000 Volkswagensparer.<br />
durch ein Tor des Betriebs herein, um es nach<br />
90 Sekunden aus einem anderen blitzblank<br />
poliert zu verlassen.<br />
Unsere Bilder vermitteln einen Begriff von<br />
der technisch wohldurchdachten Einrichtung:<br />
Der Wagenbesitzer ist kaum ausgestiegen, so<br />
wird das Auto aussen schon eingeseift und innen<br />
mit einem Staubsauger gereinigt. Wenig später<br />
Verzögerter Wiederaufbau des Automobflbestandes.<br />
Muss man bei der Beurteilung dieser Zustände<br />
berücksichtigen, dass Frankreich während<br />
der Jahre 1945/46 noch kein mit Kontrollrechten<br />
ausgestattetes demokratisches Parlament<br />
hatte, so kann man trotzdem die Schäden — die<br />
materiellen und die moralischen —, die dem<br />
Automobil in Frankreich durch diese Missbräuche<br />
zugefügt wurden, unmöglich damit entschuldigen,<br />
dass es sich um « Auswüchse einer<br />
revolutionären Zeit» handelte. Wenn heute der<br />
Automobilmarkt in Frankreich immer noch<br />
durch Restriktionen gefesselt ist, wenn die<br />
Treibstoff not jeden normalen touristischen Verkehr<br />
verunmöglicht, wenn Hunderte von französischen<br />
Automobilbesitzern, die ihre Wagen gutgläubig<br />
an eine Requisitionsbehörde ablieferten,<br />
heute ohne Fahrzeug dastehen, ja nicht selten<br />
seit drei Jahren vergeblich auf eine Entschädigung<br />
warten* so ist das alles eine unmittelbare<br />
Folge der Verschwendung, ja des Raubbaus, der<br />
mit dem kostbaren Gut des nationalen Automobilparks<br />
getrieben wurde. Zwar tut die heutige<br />
Regierung alles, um die Wiederholung derartiger<br />
Mißstände zu verhindern und die entstandenen<br />
Schäden soweit als möglich wieder<br />
gut zu machen. Insbesondere stehen jetzt in Paris<br />
Und in der Provinz wenigstens wieder alle<br />
Grossgaragen zur Verfügung des Privatpublikums.<br />
Es muss aber beinahe als eine tragische<br />
Ironie des Schicksals bezeichnet werden, dass<br />
Frankreich den Krieg zwar aus Mangel an<br />
Motorfahrzeugen und an sachgemässem Einsatz<br />
motorisierter Armeen verlor, dass es aber nach<br />
dem Krieg den Wiederaufbau seines nationalen<br />
Automobilparks durch Missbrauch von militärischen<br />
und zivilen Fahrzeugrequisitionen, durch<br />
unnötigen Aufwand an « Dienstautomobilen ><br />
und durch Vergeudung von Treibstoff um mindestens<br />
zwei Jahre verzögerte. Dr. W. Bg.<br />
KURZMELDUNGEN AUS ALLER WELT<br />
In 90 Sekunden blitzblank<br />
ITALIEN<br />
Benzinpreissenkung — kaum fühlbar<br />
Die Senkung des italienischen Benzinpreises<br />
von 119 auf 115 Lire wirkt sich im Strassenverkehr<br />
nur sehr wenig aus, stellen übereinstimmend<br />
sämtliche Fachorgane und Automobilor^anisationen<br />
fest. Wohl hat die Regierung eine<br />
t ;inigkeit nachgegeben, um den seit Monaten<br />
anhaltenden scharfen Protesten der Automobilisten<br />
den Wind aus den Segeln zu nehmen, doch<br />
bleibt der italienische Benzinpreis nach wie vor<br />
der zweithöchste Europas. Mit weiteren Zugeständnissen<br />
der Regierung ist indessen nicht zu<br />
rechnen, es sei denn, die Produktion verbillige<br />
sich durch die Erstellung der acht neuen geplanten<br />
Raffinerien und die Erneuerung der bisher<br />
bestehenden Anlagen dieser Art ganz erheblich.<br />
Der erste der 14 Supertanker nimmt v<br />
geinen Dienst wieder auf<br />
Der « Esso Zürich », der erste der 14 Supertanker<br />
von je 26 555 Bruttoregistertonnen und<br />
26 000 t Ladekapazität, die für die Standard Oil<br />
Company (New Jersey) gebaut werden, hat<br />
nach seiner Versuchsfahrt den regelmässigen<br />
Dienst aufgenommen und dabei eine Geschwindigkeit<br />
von mehr als 16 Knoten (29,6 km/h) erreicht.<br />
passiert der Wagen einen Tunnel, worin riesige<br />
Bürsten rotieren. Gleichzeitig spritzen starke<br />
Wasserstrahlen die letzten Schmutzreste ab.<br />
Diese Prozedur dauert 20 Sekunden. Dann wird<br />
das Auto in einem « Luftschacht» trockengeblasen<br />
und schliesslich mit weichen Tüchern blankgerieben.<br />
— Die Tageseinnahmen? Bis zu 400<br />
Dollar!<br />
es.<br />
Rotierende nasse Riesenbürsten besorgen den Rest der eigentlichen waschprozeaur<br />
fegen die letzten Schmutzresten weg.<br />
Wie die Bein« einer ungeheuren Spinne nehmen sich die von Heissluft durchströmten Röhren Für den letzten Schliff und das Polieren auf Hochglanz kommt wieder der < Handbetrieb ><br />
und Schlauch« der Trocknungionlao» aus. , zu Ehren.<br />
USA<br />
und