April 2018
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Dreh zum Borgward-Film am Rathaus.<br />
KOLUMNE<br />
Madison Beer (links)<br />
zu Besuch bei ENERGY<br />
Bremen.<br />
Ein richtiger Gastronom<br />
lässt sich<br />
auch von ein bisschen<br />
Winter nicht<br />
schrecken ...<br />
Thomas Thieme als Carl C. F. Borgward.<br />
start nichts im Wege stehen. Doch dann brachte der Wind eisige<br />
Kälte aus Russland auch zu uns nach Bremen. So fand der<br />
Betrieb zunächst vor allem in den Restaurants und Bars an der<br />
Schlachte statt. Was aber ein richtiger Schlachte-Wirt ist, der<br />
lässt sich auch von ein bisschen Schnee, Eis, Kälte und Wind<br />
nicht abhalten. Das bewiesen auch Mina Ibrahim (Kangaroo<br />
Island, links auf dem Foto oben) und Andrew Laukant (Enchilada):<br />
Auf der Pressekonferenz zum Saisonstart trotzten sie den<br />
sibirischen Temperaturen und genossen ihr erstes Open-Air-<br />
Bier des Jahres in sommerlicher Kleidung. Nach dem Fototermin<br />
ging es dann allerdings wieder schnell ins Warme.<br />
Madison<br />
Entdeckt wurde sie von Justin Bieber: Als er einen Song von<br />
ihr hörte, teilte der Popstar ihn in den sozialen Netzwerken.<br />
Jetzt besuchte Madison Beer ENERGY-Bremen-Moderatorin<br />
Aliena, um ihr neues Album zu promoten. Von Bremen bekam<br />
die 19-Jährige allerdings nicht viel zu sehen, da es gleich danach<br />
Richtung Hamburg ging, wo ein Konzert anstand.<br />
Die Affäre Borgward<br />
In den 50er Jahren war der Automobil-Konzern Borgward der<br />
größte Arbeitgeber der Stadt. Anfang der 60er musste man<br />
aufgrund von Zahlungsschwierigkeiten Konkurs anmelden.<br />
Ein Drama für die Stadt, die Angestellten, das Unternehmen<br />
sowie dessen Gründer Carl F. W. Borgward. Diese Zeit soll nun<br />
filmisch aufgearbeitet werden – in einer Mischung aus Dokumentar-<br />
und Spielfilm. Dazu dreht man im März auch an 13<br />
Tagen in Bremen – unter anderem unmittelbar vor dem Rathaus.<br />
Schauspieler Thomas Thieme mimt dabei den Unternehmensgründer.<br />
Die historischen Fahrzeuge für den Film<br />
wurden dabei im Übrigen in Zusammenarbeit mit dem Bremer<br />
Borgward-Club besorgt.<br />
Pop-Eier: Stillgestanden!<br />
Zwei Personen sind 1970 auf der Ostseeinsel Fehmarn<br />
in die deutsche Open-Air-Geschichte eingegangen.<br />
Einer von ihnen war Adolf John. Er sang und spielte<br />
zwar keinen Ton, machte sich aber als der „Eiermann<br />
von Fehmarn“ einen Namen. Während er seine Eier verkaufte,<br />
absolvierte als Headliner Jimi Hendrix beim ersten<br />
„Love & Peace“-Festival seinen letzten Auftritt. Zwei<br />
Wochen später verstarb der Gitarrenvirtuose, was jedoch<br />
nicht an den Eiern des Herrn John lag.<br />
Die Festivalveranstalter suchten damals nach zahlungskräftigen<br />
Investoren und boten an, eine finanzielle<br />
Beteiligung von 20.000 D-Mark nach dem Festival zu<br />
verdoppeln. Adolf John ließ sich auf diesen riskanten<br />
Deal ein, und wollte dafür auf dem dreitägigen Festival<br />
hartgekochte Eier verkaufen. In Woodstock waren<br />
500.000 Leute gekommen. Alfred John plante vorsichtig<br />
und rechnete mit weniger Zulauf. Er orderte nur 100.000<br />
Eier. Doch diese mussten noch gekocht werden, weshalb<br />
er sich einen Zehn-Liter-Topf für seinen Herd besorgte<br />
und seine Arbeit begann. Dieses hoffnungslose Unterfangen<br />
scheiterte jedoch kläglich. Mutig nahm er einen<br />
zweiten Anlauf und rief bei der Bundeswehr an, ob die<br />
eventuell im Rahmen von etwaigen Manövern Erfahrung<br />
im Abkochen von Eiern im großen Stil hätten? Nö, hätten<br />
sie nicht, bekam er zur Antwort. Aber im Rahmen einer<br />
Übung könnten sie das gern mal versuchen. Die Bundeswehr<br />
schickte daraufhin eine Versorgungstruppe inklusive<br />
Feldküche von Itzehoe nach Kiel, sperrte beim Eiermann<br />
John die halbe Straße ab, baute ihre olivgrünen<br />
Zelte auf und erzählte den neugierig gewordenen Nachbarn,<br />
dass es sich insgesamt um ein geheimes NATO-<br />
Manöver handele. In den Zelten standen jedoch die Gulaschkanonen,<br />
gefüllt mit heißem Wasser, und zwanzig<br />
Soldaten brachten mehrere Tage damit zu, 100.000 Eier<br />
abzukochen.<br />
Eiermann John fiel gerade noch rechtzeitig ein, dass<br />
es sich bei der geplanten Freiluftveranstaltung um ein<br />
Pop-Festival handelte, für das die Eier seiner Meinung<br />
nach eigentlich bunt sein müssten. Es gelang ihm tatsächlich,<br />
auch weit nach Ostern im August noch so viel<br />
Eierfarbe aufzutreiben, dass die Soldaten eine zweite<br />
Schicht einlegen mussten, um jetzt sogenannte Pop-Eier<br />
zu produzieren. Im Verlauf des Festivals wurde Adolf<br />
John seine gesamte Produktion los, hatte für drei Eier<br />
im Einkauf sieben Pfennig bezahlt und sie für eine Mark<br />
weiterverkauft. Die Abkoch-Übung der Bundeswehr<br />
kostete ihn außer ein paar Kisten Bier für die Soldaten<br />
zum Feierabend nichts, da es sich um eine Übung handelte.<br />
So gelang es ihm tatsächlich, den ursprünglichen<br />
Einsatz zu verdoppeln.<br />
Auf dem Festivalgelände hatte Adolf John sich<br />
einen rustikalen Verkaufsstand im Westernstil gebaut:<br />
„Ich hab’ das dann Archis Eierhaus genannt, obwohl<br />
ich ja Adolf heiße. Aber ich dachte mir, Adolf kommt<br />
bei den Hippies nicht so gut an.“<br />
Matthias Höllings, ehemaliger Pressesprecher<br />
der ÖVB-Arena, wirft in seiner<br />
Kolumne einen Blick auf die ältere und<br />
jüngere Vergangenheit und wagt dabei<br />
auch schon mal einen Blick hinter die<br />
Kulissen.<br />
33