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EIN FILM VON DOME KARUKOSKI<br />
auf die eine menschliche Persönlichkeit eigentlich nicht<br />
vorbereitet ist: Interviews geben, über rote Teppiche<br />
laufen – das sind alles vollkommen unnatürliche Momente.<br />
Ganz zu schweigen davon, dass ich lernen musste, mir<br />
nicht zu Herzen zu nehmen, wie fremde Menschen mich<br />
plötzlich behandelten. Weder die, die mir in den Arsch<br />
gekrochen sind, noch die, die sich über mich das Maul<br />
zerrissen haben.<br />
Ganz anderes Thema, denn „Solange ich atme“<br />
drückt auf die Tränendrüse. Wann haben Sie zuletzt<br />
geweint?<br />
Im Kino? Weiß ich gerade gar nicht mehr genau. Aber „Ist<br />
das Leben nicht schön?“ ist zum Beispiel ein Film, der mich<br />
immer wieder zum Heulen bringt.<br />
Kullern sonst auch mal die Tränen?<br />
Ständig! Dafür schäme ich mich auch gar nicht. Ob ich im<br />
Fernsehen einen Bericht sehe über schreckliche Attentate<br />
oder Massaker oder ob mir ein Taxifahrer davon erzählt,<br />
dass sein Freund unheilbar an Krebs erkrankt ist – ich weine<br />
wirklich oft.<br />
Dabei gilt das bis heute vielen als unmännlich ...<br />
Ja, ja, ich weiß schon: Große Jungs weinen nicht. Aber<br />
darauf antworte ich immer: Echte Männer schon! In unserer<br />
Gesellschaft sitzen viele immer noch einem großen Irrglauben<br />
auf, was die Definition eines starken Mannes betrifft.<br />
Dabei gehen in meinen Augen Stärke und Männlichkeit<br />
Hand in Hand mit Verletzlichkeit. Der Late-Night-Moderator<br />
Jimmy Kimmel hat zum Beispiel im letzten Jahr mehrmals<br />
live im Fernsehen geweint, wegen des Herzfehlers seines<br />
neugeborenen Sohnes oder wegen des Attentats in Las<br />
Vegas. Die Zuschauer, ich eingeschlossen, waren irritiert<br />
oder verwundert, was eigentlich traurig ist, denn genau<br />
solche unverstellt ehrlichen Emotionen sind in Zeiten wie<br />
den unseren wichtiger denn je.<br />
Hatten Sie schon mal das Gefühl, einem bestimmten<br />
Bild von Männlichkeit entsprechen zu müssen?<br />
Zum Glück nicht wirklich. Irgendwie wusste ich immer,<br />
dass es okay ist, Gefühle zu zeigen und auch mal schwach<br />
zu sein, selbst wenn sich andere womöglich darüber lustig<br />
machen. Instinktiv habe ich immer gespürt, dass es viel<br />
schlimmer ist, alle Emotionen zu unterdrücken und in sich<br />
hineinzufressen. Und tatsächlich bin ich überzeugt davon,<br />
dass diese verinnerlichte Scham mit dazu beiträgt, dass so<br />
viel mehr Männer als Frauen Selbstmord begehen.<br />
Zum Abschluss noch zu Ihrer Rolle in „Angels in<br />
America“. Sie waren 2017 in London in diesem<br />
legendären Stück über Homosexualität und Aids in<br />
den Achtzigerjahren zu sehen, nun stehen Sie darin<br />
auch am Broadway auf der Bühne ...<br />
Für mich ist es etwas ganz Besonderes, dass wir mit dem<br />
Stück nach New York gekommen sind. Das ist für Tony<br />
Kushners Werk eine Heimkehr, und das in Zeiten von Donald<br />
Trump. Eine der Figuren im Stück ist ja Roy Cohn, der<br />
als Anwalt früher auch Trump vertreten und beraten hat. In<br />
meinen Augen hat diese Geschichte heute nichts von ihrer<br />
Kraft eingebüßt, zumal man gesellschaftlich durchaus einen<br />
Bogen schlagen kann von heute in die Reagan-Ära, in der<br />
das Stück spielt.<br />
*Interview: Jonathan Fink<br />
Das ungekürzte Interview gibt es auf www.blu.fm<br />
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