hinnerk Heft 333
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HAMBURG І BREMEN І HANNOVER<br />
HEFT <strong>333</strong><br />
KULTUR<br />
DIE GLÄSERNE STADT,<br />
HERCULES UND VIELES MEHR<br />
PARTY<br />
HAMBURGS SÜNDIGES<br />
NACHTLEBEN<br />
SZENE<br />
NEUER LEITER BEI DER<br />
AIDSHILFE<br />
TOM ODELL | SIGURD WENDLAND | CONSTANTIN LÜCKE<br />
TAIKA WAITITI | AMANDA COX | TORSTEN POGGENPOHL
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jedes Kund*innen zu verstehen und maßgeschneiderte Behandlungspläne zu<br />
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MEDICAL BEAUTY<br />
PRAXIS<br />
Lange Reihe 83<br />
20099 Hamburg<br />
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Tel.: 040 - 65 58 78 89<br />
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Intro 3<br />
INHALT<br />
Hamburg | Bremen | Hannover<br />
04 Szene<br />
06 Amanda Cox:<br />
„Gegen einen Daddy mit großem<br />
Herzen hätte ich nichts“<br />
12 Beauty<br />
14 Stadtgespräch<br />
18 Sexualität<br />
22 Eye Candy<br />
24 Kultur<br />
24 Die gläserne Stadt:<br />
Ist es das Individuum -<br />
oder das System?<br />
Bundesweit<br />
• Musik<br />
• Film<br />
• Buch<br />
• Kunst<br />
• Sigurd Wendland:<br />
Der Pastor: „Das sind doch nur<br />
Menschen ...“<br />
• Reise<br />
• Detroit: Motoren & Musik<br />
- In Amerikas einst wichtigster<br />
Industriestadt ...<br />
• Gesundheit<br />
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IMPRESSUM<br />
Herausgeber:<br />
Christian Fischer (cf) & Michael Rädel (rä)<br />
Chefredakteur:<br />
Michael Rädel (rä) (V.i.S.d.P.)<br />
KONTAKT:<br />
Hamburg: T: 040 280081-76 /-77,<br />
F: 040 28008178, redaktion@<strong>hinnerk</strong>.de<br />
Berlin: Degnerstr. 9b, 13053 Berlin, T: 030 4431980,<br />
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c.lohrum@rik-magazin.de<br />
München: T: 089 5529716-10,<br />
redaktion@leo-magazin.de<br />
MITARBEITER:<br />
Redaktion:<br />
Mathias Rätz (mr), Michael Rädel (rä), Felix Just (fj),<br />
Christian K.L. Fischer (fis), Sabine Hannakampf (sah),<br />
Patrick Heidmann, Dirk Baumgartl (dax), Dagmar Leischow<br />
Lektorat (ausgewählte Texte):<br />
Tomas M. Mielke, www.sprachdesign.de<br />
Sabine Hannakampf,<br />
lektorat-hannakampf.business.site<br />
Grafik:<br />
Mark Pfitzinger, Janis Cimbulis, Susan Kühner<br />
Cover:<br />
Titelgestaltung, Tibor Hegedues, Digital Artist<br />
@tiborhamburg, www.tiborplus.de<br />
ANZEIGEN:<br />
Berlin: Christian Fischer (cf): christian.fischer@blu.fm<br />
Ulli Pridat: ulli@blu-event.de<br />
Köln: Charles Lohrum (cl): c.lohrum@rik-magazin.de<br />
München: Christian Fischer (cf): christian.fischer@blu.fm<br />
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Bremen, Hannover, Oldenburg:<br />
Mathias Rätz (mr): mathias.raetz@<strong>hinnerk</strong>.de<br />
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Christian Fischer (cf): christian.fischer@blu.fm<br />
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Dirk Baumgartl (dax): dirk.baumgartl@blu.fm<br />
VERLAG:<br />
blu media network GmbH, Degnerstr. 9b, 13053 Berlin<br />
Verwaltung:<br />
Sonja Ohnesorge<br />
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Hendrik Techel, Christian Fischer (cf)<br />
Vertrieb:<br />
CartellX, Eigenvertrieb<br />
Druck:<br />
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Zeppelinstr. 6, 16356 Ahrensfelde<br />
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01. Dezember 2023). Namentlich gekennzeichnete<br />
Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion<br />
wieder. Die Abbildung oder Erwähnung einer Person ist<br />
kein Hinweis auf deren sexuelle Identität. Wir freuen<br />
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Manuskripte und Fotos wird nicht gehaftet. Der Nachdruck<br />
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pro Jahr, Auslandspreis 50 Euro pro Jahr. Bei Lastschriften<br />
wird die Abogebühr am 3. Bankarbeitstag des laufenden<br />
Monats abgebucht.<br />
Eintritt: 23,00 €<br />
Täglich geöffnet 12 - 21 Uhr<br />
außer am 24.12 und 31.12.<br />
inklusive 1 XL Handtuch,<br />
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FOTO: KIREYONOK_YULIYA/FREEPIK.COM
4 SZENE<br />
AUSZEICHNUNG<br />
FOTO: WWW.KULT-KIEZTOUREN.DE<br />
Olivia macht Schule<br />
und bekommt Preis<br />
Verdient ist verdient: Wenn<br />
Menschen sich einsetzen, um<br />
einen echten Unterschied in<br />
der Gesellschaft zu machen<br />
– und ganz nebenbei auch noch mit<br />
Klischees oder kleingeistigen Vorstellung<br />
aufräumen können – dann ist das jeden<br />
Preis wert.<br />
Und so ist es auf viele Arten eine<br />
großartige Neuigkeit, dass Olivia Jones für<br />
u.a. ihr Projekt „Olivia macht Schule“ mit<br />
dem Deutschen Lesepreis ausgezeichnet<br />
wird. Von Vorleseaktionen über Vorträge<br />
an Kitas und Schulen bis zu ihrem<br />
eigenen Kinderbuch setzt sie sich mit<br />
ihrer Olivia Jones Familie – allen voran<br />
Olivia Jones Familien- und Stiftung-<br />
Lesen-Botschafterin Veuve Noire – seit<br />
vielen Jahren dafür ein, dass Kinder und<br />
Jugendliche Zugang zum Lesen finden.<br />
Der Deutsche Lesepreis wird von der<br />
Stiftung Lesen und der Commerzbank-<br />
Stiftung vergeben. Er honoriert Personen<br />
oder Projekte, die sich in der Sprach- und<br />
Leseförderung von jungen Menschen<br />
besonders hervortun. „Olivia Jones<br />
ist eine echte Inspiration. Sie zeigt,<br />
dass wir alles erreichen können, wenn<br />
wir für unsere Träume kämpfen“, so<br />
Astrid Kießling-Taşkın, Vorständin der<br />
Commerzbank-Stiftung. Dr. Jörg F. Maas,<br />
Hauptgeschäftsführer der Stiftung Lesen<br />
ergänzt: „Wir brauchen starke Vorbilder,<br />
Menschen die, sich engagieren und der<br />
Leseförderung eine laute Stimme geben.<br />
Olivia Jones macht genau das und setzt<br />
sich mit ihrer Künstlerfamilie ein.“ Die<br />
Preisverleihung findet am 27. Februar<br />
2024 in Berlin statt. Im Herzen sind wir<br />
mit dabei.
5<br />
GESUNDHEIT<br />
IN HAMBURG<br />
ÄRZTE<br />
■ Andreas Britz,<br />
Dr. med.Praxisklinik am Rothenbaum,<br />
Privatpraxis, Haut- und Geschlechtskrankheiten,<br />
Lasertherapie, Kosm.-ästhet.<br />
Behandlungen, Allergologie,<br />
Heimhuder Str. 38, & 44809812,<br />
www.dr-britz.de<br />
■ Dammtorpraxis, Dr. Linnig,<br />
Allgemeinmedizin, Reise-Medizin, HIV,<br />
Hepatitis, STD,<br />
Damnmtorstr. 27, & 35715638,<br />
www.dammtorpraxis.de<br />
■ ICH Grindel,<br />
Dr. med. Thomas Buhk,<br />
Dr. med. Stefan Fenske,<br />
Dr. med. Guido Schäfer,<br />
All gemeine und Innere Medizin, HIV,<br />
Hepatitis, STD,<br />
Grindelallee 35, & 4132 420,<br />
www.ich-hamburg.de<br />
■ ICH Stadtmitte,<br />
Dr. med. Axel Adam,<br />
Stefan Hansen,<br />
PD Dr. med. Christian Hofmann,<br />
Dr. med. Michael Sabranski,<br />
Dr. med. Carl Knud Schewe,<br />
Allgemeine und Innere Medizin, HIV,<br />
Hepatitis, STD,<br />
Glockengießerwall 1, & 28004200,<br />
www.ich-hamburg.de<br />
■ Medizinisches Versorgungszentrum<br />
Hamburg,<br />
Prof. Andreas Plettenberg,<br />
Dr. Albrecht Stoehr,<br />
Prof. Jörg Petersen,<br />
Dr. Peter Buggisch,<br />
HIV, Hepatitis, STD, Infek tiologie,<br />
Lohmühlenstr. 5,<br />
Am AK St. Georg Haus L, & 28407600,<br />
www.ifi-medizin.de<br />
■ Urologische Praxis<br />
Oliver Neubauer,<br />
Facharzt für Urologie,<br />
Herthastr. 12, & 64224500,<br />
www.urologe-hamburg.com,<br />
PrEP, STD, Vorsorge<br />
■ Josef Stuch, Dr.<br />
All gemeinmedizin,<br />
Ida-Ehre-Platz 12, & 37510060<br />
■ Dr. med. Martin Eichenlaub,<br />
Facharzt für Neurologie,<br />
Nervenheilkunde, Psychiatrie u.<br />
Psychotherapie,<br />
Elbgaustr. 112., & 841084,<br />
www.nervenarzt-eichenlaub.de<br />
■ Dr. Roy Heller,<br />
Facharzt für Innere und Allgemein medizin,<br />
Suchtmedizin, Psychotherapie,<br />
HIV, Hepatitis, STD,<br />
Juliusstr. 36, & 4300890<br />
■ Dr. med. Welf Prager &<br />
Partner,<br />
Dermatologie,<br />
ästhetische Dermatologie,<br />
operative Dermatologie,<br />
Allergologie, Phlebologie,<br />
Lasermedizin,<br />
Hemmingstedter Weg 168,<br />
& 040 81 991 991<br />
www.derma-hamburg.de<br />
■ docboom! Praxen,<br />
Lange Reihe 83<br />
Steinwegpassage 26<br />
Mühlendamm 6<br />
Eppendorfer Landstraße 53<br />
info@docboom.com<br />
ZAHNÄRZTE<br />
■ Martin Schuh,<br />
Eidelstedter Platz 6a, & 5709385,<br />
www.zahnaerzte-eidelstedt.de<br />
■ Zahnarztpraxis Rainer Witt,<br />
Holsteiner Chausee 267, & 55505962,<br />
www.zahnaerzte-schnelsen.de<br />
COACHING<br />
■ Markus Bundschuh,<br />
Gestalttherapeut-Psychotherapie (HPG),<br />
Müggenkampstr. 29, & (0179) 5270700,<br />
www.therapie.de/psychotherapie/<br />
bundschuh<br />
■ Ruthemann Coaching,<br />
Heilpraktiker f. Psychotherapie,<br />
Professor-Brix-Weg 4, & 31171492,<br />
www.ruthemann-coaching.de<br />
■ Dipl Päd. Volkmar Suhr,<br />
Systemischer Berater&Therapuet DSGF,<br />
Neue Str. 24, 22942 Bargteheide,<br />
& 04532-2045500,<br />
www.familyspirits.de<br />
APOTHEKEN<br />
■ Apotheke am H auptbahnhof,<br />
Steindamm 2, Ecke Adenauerallee,<br />
& 241241<br />
■ Apotheke Zum Ritter St.<br />
Georg,<br />
Lange Reihe 39, & 245044<br />
■ Epes Apotheke,<br />
Lange Reihe 58, & 245664<br />
■ Engel Apotheke,<br />
Steindamm 32, 20099 Hamburg,<br />
& 245350, info@engelapotheke.net<br />
PSYCHOTHERAPIE<br />
■ Sebastian Fichtner,<br />
Heilpraktiker für Psychotherapie,<br />
Bindungsorientierte Einzel- und<br />
Paartherapie, Poststraße 3, Itzehoe,<br />
& 0157 5209344,<br />
Psych.Fichtner@gmail.com,<br />
www.psych-fichtner.de<br />
■ Stefan Rozyczka,<br />
Heilpraktiker für Psychotherapie, direkt<br />
am Bahnhof Altona, Schmarjestraße 52,<br />
& 040 65 0 66 77 0,<br />
www.traumapraxis-hamburg.de<br />
■ Markus Bundschuh,<br />
Gestalttherapeut-Psychotherapie (HPG),<br />
Müggenkampstr. 29, & (0179) 5270700,<br />
www.therapie .de/psychotherapie/<br />
bundschuh<br />
■ Christian Perro, Dr. med.,<br />
Psychiatrie, Eppendorfer Landstr. 37,<br />
& 464554<br />
■ Kurt Strobeck,<br />
Dr. med. Facharzt Psychiatrie und<br />
Psychotherapie, Ferdinandstr. 35,<br />
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6 SZENE<br />
NACHGEFRAGT<br />
FOTO: M. RÄDEL<br />
Amanda Cox:<br />
„Gegen einen Daddy<br />
mit großem Herzen<br />
hätte ich nichts“<br />
In Hamburg und Berlin, an<br />
der Ostsee und in Bayern,<br />
die Dragqueen mit Wohnsitz<br />
nahe der Reeperbahn ist in<br />
der LGBTIQ*-Community ein Begriff. Für<br />
uns hatte die beliebte Bärenkönigin, die<br />
fest zur Hamburger Olivia-Jones-Familie<br />
gehört und die auch liebend gerne in der<br />
WunderBar loslegt, Zeit für einen Chat.<br />
Februar ist Valentinstag. Wie<br />
erobert #mensch dein Herz?<br />
Mein Liebe gehört der Kunst. Aber gegen<br />
einen Daddy mit großem Herzen hätte ich<br />
nichts.<br />
Wie machst du deinen Lieben eine<br />
Freude?<br />
Tatsächlich tue ich alles für die Menschen,<br />
die ich liebe. Das ist das Wunderbare an<br />
der Familie, die man sich sucht.<br />
Und worauf freust du dich gerade?<br />
Ich freue mich einfach auf das neue<br />
Jahr, all die neuen Events, Menschen und<br />
Momente, die auf einen zukommen.<br />
Was steht bei dir 2024 alles an?<br />
Weiterhin natürlich die Arbeit für Olivia<br />
Jones und einige kleine wie große Projekte,<br />
die aber noch geheim sind.<br />
Sag mal, als DJ bist du noch nicht<br />
am Start, oder?<br />
Genau, ich arbeite nicht als DJ und werde<br />
es auch nie. Dafür liebe ich es zu sehr auf<br />
der Bühne – und ich habe einen großen<br />
Respekt vor der Arbeit einiger Kolleginnen.<br />
Welches Lied ist Dir besonders<br />
wichtig?<br />
Gerade höre ich sehr viel Musik, aber<br />
„Back on 74“ von Jungle und „Used to<br />
Be Young“ von Miley Cyrus sind meine<br />
Lieblinge.<br />
*Interview: Michael Rädel
SZENE 7<br />
Jonas S.,<br />
Leutnant zur See<br />
DEINEN<br />
PLAN<br />
VERFOLGEN.<br />
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als Offizierin, Offizier oder zivile Führungskraft.<br />
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8 szene<br />
AUSGEHEN<br />
Mit Micco<br />
durch unsere bunte LGBT-Stadt<br />
FOTO: MICCO DOTZAUER<br />
Es muss ja nicht immer die<br />
große Bühne des Schauspielhauses<br />
oder des Balletts sein,<br />
überall in der Stadt finden sich<br />
auch in den kommenden Woche eine<br />
Vielzahl bunter Events und Veranstaltungen,<br />
die sich lohnen. Man muss dabei nur<br />
Micco Dotzauer folgen.<br />
Zum Beispiel zu „Ahnungslos“, dem<br />
Quiz mit Micco & Nils am Donnerstag,<br />
dem 8. Februar und gleich nochmal<br />
am Donnerstag, den 14. März in der<br />
Generation Bar, jeweils ab 19.30 Uhr, bei<br />
dem man definitiv mit mehr Wissen nach<br />
Hause geht als man vorher hatte. Und Nils<br />
singt – mindestens zwei Mal!<br />
Am gleichen Ort darf man auch „Stadt,<br />
Land, Gay“, das etwas unanständige<br />
Spiel mit Julia Wonder spielen, und zwar<br />
am 13.02. und 27.02. und 12.03. und<br />
26.03. Und sowieso immer hörenswert<br />
bleibt immer der „Pink Channel – Radio<br />
im Queerformat.”, vor allem am 3.2. um<br />
19.00, denn da ist Micco zu Gast in der<br />
Sendung und im Interview mit Wolfgang<br />
Krömer.<br />
www.generation-bar.de<br />
VEREINSKULTUR<br />
Bunter Winter in St. Georg<br />
Jede Menge Vergnügungen bietet der Kulturladen St. Georg<br />
e.V. auch im Februar wieder für das geneigte Publikum: Ob<br />
Lieder auf Plattdüütsch mit Ralph Glomp am 2.2. oder Jazz mit<br />
dem TrioSol, das am 9.2. Jazz, Bossa, Chansons und Lieder aus<br />
den zwanziger Jahren mit Gesang, Gitarre, Akkordeon und Kontrabass<br />
präsentieren wird – es gibt ein buntes Programm, in dem<br />
jeder etwas finden dürfte.<br />
FOTOS: KULTUR LADEN<br />
Ein weiteres Highlight ist zum Beispiel der Auftritt des TB-<br />
Quartetts aus Lettland am 23.2., das mit lettischen Volksliedern<br />
und von Volksmusik inspirierte Original-Stücken das baltische<br />
Land nach Hamburg bringt. Neben der Musik lädt vor allem die<br />
gemeinsame Lesung von Ina Bruchlos und Alexander Posch<br />
am 16.2. dazu ein vorbeizuschauen, um sich die in angenehmer<br />
Atmosphäre Kurzgeschichten vorlesen zu lassen. Darüber<br />
hinaus kann man Montags bis Donnerstags die Ausstellung der<br />
Geschichtswerkstatt bewundern, in der historische Einblicke in<br />
die Geschichte des Besenbinderhof von 1800 bis heute gegeben<br />
werden. Ganz schön viel kulturelle Vielfalt für nur einen Laden!<br />
www.kulturladen.com<br />
24.02.24 • 19 UHR<br />
23.03.24 • 19 UHR<br />
KEIN FREIGETRÄNK<br />
Eintritt: 20 €
szene 9<br />
KRÖNUNG<br />
FOTO: FREEPIK / FREEPIK.COM<br />
Der schwule Heidekönig<br />
Im Februar ist es wieder so weit, der „Schwule<br />
Lüneburger Heidekönig“ wird gekürt. Und das<br />
bereits zum 19. Mal! Angefangen hat einst alles<br />
als Community-Projekt in Sachen LGBTIQ*-Sichtbarkeit<br />
und HIV, wie uns „Lüneburgs Queen Mum“<br />
Dirk verriet.<br />
Die Wahl sei „einst von der Aids-Hilfe ins<br />
Leben gerufen worden, um auf HIV und andere<br />
Krankheiten aufmerksam zu machen. {…} In den<br />
letzten Jahren ist der König mehr und mehr auf<br />
bürgerlichen Festen anzutreffen“. Und seit zwei<br />
Jahren, seit 2022, sei der „Schwule Lüneburger<br />
Heidekönig“ zudem Mitglied in der ARGE, der<br />
Arbeitsgemeinschaft Deutsche KönigInnen e.V.,<br />
das bedeutet, dass der queere Monarch „auf<br />
Heideblütenfesten, Schützenaufmärschen und<br />
Erntedankfesten“ präsent ist. Queere Sichtbarkeit<br />
trifft auf urdeutsche Traditionen. Wunderbar!<br />
Mitte Februar, am 10.2. um 17 Uhr, steht nun die<br />
nächste Wahl an. Und das im Rathaus Lüneburg,<br />
Am Ochsenmarkt 1 in Lüneburg. Danach steigt<br />
eine Wahlparty im Kunstsaal (Marie-Curie-Straße<br />
5, Lüneburg), ab 21:30 Uhr wird bei „WoManDance<br />
Reloaded – Krönungs-Party – The King Has Found<br />
His Crown“ der neue Royal gefeiert. *rä<br />
GRAFIK: JEMASTOCK/FREEPIK.COM<br />
GAYBOYS<br />
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10 szene<br />
Party-Tipps<br />
DARE! @Nachtasyl<br />
... the 80s gay club<br />
„Batdance Masquerade“<br />
Am 2. März steht „Third World“-DJ<br />
Wobo wieder im DARE! Club an den<br />
Reglern.<br />
Wie gewohnt können sich Tanzhungrige<br />
freuen auf das beste aus Pop &<br />
Wave, Italo Disco und Dance Classics<br />
sowie dem was die schwule Szene<br />
schon in den 80s auf die Tanzfläche<br />
trieb.<br />
Ab 22:30 Uhr öffnet die Tür für die<br />
Gay-Community der Theater-Bar<br />
Nachtasyl des Thalia Theaters, über<br />
den Dächern Hamburgs.<br />
Das DARE! Team freut sich auf einen<br />
wilden Tanz.<br />
www.thalia-theater.de/de/<br />
spielplan/nachtasyl/<br />
FOTO: M. RÄDEL FOTO: FRANK OBENAUF<br />
PARTY<br />
Auf zur<br />
„PINK INC.“<br />
an die sündige Meile!<br />
1989 eröffnete auf (unter!) der<br />
Reeperbahn 1 in Hamburg in<br />
einem ehemaligen Bowlingcenter<br />
ein Klub, der stilprägend und<br />
legendär werden sollte: der Mojo Club.<br />
Breakbeat, Acid Jazz, Soul, Disco und auch<br />
klassischer Jazz finden hier live und immer<br />
wieder auf Tonträgern ihr Publikum. Der<br />
Eingang zum Klub ist unter der Erde und<br />
öffnet sich erst nachts ... 2003 bis 2013<br />
war die Kulturadresse geschlossen. Sie<br />
kam erfolgreich zurück und ist Heimat der<br />
legendären „Pink INC.“ Am 24. Februar wird<br />
hier groß, bunt und queer gefeiert, los geht<br />
es um 23 Uhr.<br />
Im März, am 23.3., steigt die „Pink INC.“<br />
In der Barnerstraße 36, in der „Fabrik<br />
Hamburg Altona“. Immerhin die Zeit bleibt<br />
gleich: 23 Uhr. Dein <strong>hinnerk</strong>-Team wünscht<br />
viel Spaß! *rä<br />
www.gaypartyhamburg.de<br />
Kein Parfüm …<br />
… aber auch kein „Nazi-Kram“ ist<br />
hier erlaubt in DER Leder-, Gummi-,<br />
SM- und Fetischbar in Hamburg.<br />
Schon seit Jahren ist der „S.L.U.T.<br />
Club“ in der Rostocker Straße 20 –<br />
recht nah an der Alster gelegen – ein<br />
Ort, wo Männer miteinander ausgelassen<br />
und (ziemlich) tabulos ihren<br />
Spaß haben. Events wie „Cocksucker<br />
Club“, „All You Can Fuck“ oder auch<br />
„Cum Shot“ lassen ja auch keine<br />
Fragen offen … *rä<br />
S.L.U.T. Club,<br />
Rostocker Str. 20, Hamburg,<br />
www.slutclub.de<br />
FOTOS: LORENA MELINDA PHOTOGRAPHY
szene 11<br />
JUBILÄUM<br />
16 Jahre 136°<br />
Eigentlich sterben die meisten<br />
Partys nach fünf Jahren, die<br />
„136°“ lockt aber auch nach 16 Jahren<br />
noch die Klubber aus Hamburg und<br />
Umgebung an.<br />
FOTOS: BEPHOTOGRAPHY<br />
Weil sie sich immer wieder neu erfunden<br />
hat und auch neuste Trends gekonnt<br />
verarbeitet hat, ohne ihr Profil zu<br />
verfälschen. Wir, das Team vom <strong>hinnerk</strong><br />
gratulieren von Herzen! Gefeiert wurde<br />
das Jubiläum am 3. Februar, im populären<br />
moondoo an der Reeperbahn ... *rä<br />
moondoo Basement,<br />
Reeperbahn 136,<br />
www.gaypartyhamburg.de<br />
JACK: House - Acid - Elektro - Classics<br />
FOTO: STEVE SILK HURLEY<br />
Der 3. „JACK Club“ steht an: Am Samstag,<br />
16. März, freut sich das Team auf die<br />
queere Community.<br />
Wieder an den Turntables - mit Vinyl-<br />
Originals - DJ Nick Bart.<br />
Er legt besonderen Wert auf den analogen<br />
Vinyl-Sound und so werden tatsächlich<br />
Plattenkisten ins Nachtasyl geschleppt.<br />
Ab 22:30 Uhr bekommt ihr wieder das<br />
beste aus House, Acid, Deep, Garage,<br />
Elektro mit dem Fokus auf die 1980er<br />
und 1990er.<br />
„Die Plattenvirtuosen wollen auch in<br />
die 2000er lauschen, da gab es ja auch<br />
geiles Zeugs!“ verriet DJ Nick einmal im<br />
Vorgespräch zur ersten „JACK“.<br />
Den housigen Spaß bekommt ihr im<br />
Nachtsyl, der Theaterbar unter dem Dach<br />
des Thalia Theaters an der Binnenalster,<br />
Hamburg.<br />
www.thalia-theater.de/ueber-uns/<br />
spielstaetten/nachtasyl
12 beauty<br />
FOTOS: DOCBOOM GMBH<br />
Profis für deine<br />
Schönheit<br />
Was zeichnet docboom! aus?<br />
docboom! steht für minimal-invasiv!<br />
Statt schwerwiegender chirurgischer<br />
Eingriffe konzentrieren wir uns auf sanfte<br />
Methoden, die die natürliche Schönheit<br />
hervorheben und gleichzeitig Risiken und<br />
Ausfallzeiten minimieren und eine direkte<br />
Gesellschaftsfähigkeit vorhanden ist.<br />
Wir setzten konsequent auf innovative<br />
Technologien und modernste Geräte,<br />
sodass unsere Kund*innen die besten<br />
Ergebnisse in Bezug auf Ästhetik und<br />
Wohlbefinden erzielen. docboom! verfolgt<br />
einen umfassenden Ansatz, der über bloße<br />
ästhetische Verbesserungen hinausgeht.<br />
Wir verwenden nicht nur die revolutionärsten<br />
Methoden von Hyaluron,<br />
Muskelrelaxans sondern setzen auch auf<br />
eine ganzheitliche Behandlung.<br />
Wir bieten individuelle Beratungen, um die<br />
spezifischen Bedürfnisse jedes Kund*innen<br />
zu verstehen und maßgeschneiderte<br />
Behandlungspläne zu erstellen, die<br />
Schönheit und Wohlbefinden fördern. Das<br />
qualifizierte Team von docboom! besteht<br />
aus erfahrenen und von uns zusätzlich<br />
ausgebildeten Ärzt*innen.<br />
Wir streben danach, die ursprüngliche<br />
Schönheit von jedem einzelnen zu betonen.<br />
Statt unrealistischen Idealen nachzueifern,<br />
setzen wir auf natürliche Resultate, die<br />
Authentizität und Individualität unterstreichen.<br />
docboom! verkörpert den Wandel in<br />
der Schönheitsbranche – weg von invasiven<br />
Verfahren hin zu minimal-invasiven Lösungen.<br />
Unsere Mission ist es, Schönheit auf<br />
eine Weise zu feiern, die nicht nur äußerlich,<br />
sondern auch innerlich strahlt.<br />
Welche Behandlungen bietet docboom!<br />
für Männer an?<br />
Fast alle Behandlungen die wir anbieten<br />
können bei Männern durchgeführt werden.<br />
Ausgenommen ist aktuell die Intimverjüngung<br />
da wir diese Behandlung nur für<br />
Frauen anbieten.<br />
Egal ob es die Jawline- oder der Kinn-Aufbau,<br />
eine Lippenunterspritzung oder eine<br />
Gesichtsbehandlung ist, alle Behandlungen<br />
können bei Männern angewendet werden.<br />
Was sind die häufigsten Behandlungen<br />
für Männer? Gibt es Trends für<br />
2024?<br />
Auch bei Männern sind die häufigsten minimal-invasiven<br />
Eingriffe oft darauf ausgerichtet,<br />
natürliche und jugendliche Merkmale<br />
zu betonen. Botox wird häufig verwendet,<br />
um feine Linien und Falten im Gesicht<br />
zu glätten. Bei Männern konzentrieren<br />
sich die Behandlungen oft auf Stirnfalten,<br />
Zornesfalten zwischen den Augenbrauen<br />
und Krähenfüße, um ein frischeres und<br />
entspannteres Erscheinungsbild zu erzielen,<br />
ohne dabei die maskuline Ausstrahlung zu<br />
beeinträchtigen. Fillers werden genutzt, um<br />
Volumenverluste im Gesicht auszugleichen<br />
und Konturen zu betonen. Bei Männern<br />
werden sie häufig in den Wangen, Jawline<br />
und Kinnbereichen eingesetzt, um eine<br />
definierte Gesichtsstruktur (maskulin sowie<br />
auch feminin) zu fördern. Außerdem wird<br />
auf ein einheitliches Gesichtsbild geachtet,<br />
sodass Lasertherapien genutzt werden,<br />
um Hautprobleme wie Sonnenschäden,<br />
Altersflecken oder Aknenarben zu behandeln<br />
und die Hautstruktur zu verbessern.<br />
Es ist wichtig zu betonen, dass die Wahl der<br />
minimal-invasiven Eingriffe stark von den<br />
individuellen Bedürfnissen und ästhetischen<br />
Zielen des jeweiligen Patient*innen abhängt.<br />
Eine professionelle Beratung unserer<br />
erfahrenen Ärzt*innen ist entscheidend um<br />
die persönlich gewünschten ästhetischen<br />
Verbesserungen zu definieren.<br />
Trends 2024:<br />
Behandlungen, die darauf abzielen, die<br />
Konturen des Gesichts zu betonen, insbesondere<br />
im Kiefer- und Wangenbereich,<br />
um ein definiertes Erscheinungsbild zu<br />
erreichen, Botox Anwendungen (bei Männern<br />
gerne Baby-Botox genannt) sowie ein<br />
Ganzheitlicher Ansatz für Hautgesundheit.<br />
Außerdem sind Biostimulatoren ein großes<br />
Trend Thema weltweit. Biostimulatoren<br />
sind Filler, die nicht dazu gedacht sind, eine<br />
konkrete Falte zu füllen oder Volumen zu<br />
zaubern, sondern sie stimulieren unser<br />
körpereigenes Kollagen. Dies führt zu einer<br />
Straffung unserer Haut, betont natürliche<br />
Gesichtszüge und bewirkt eine signifikante<br />
Verbesserung der Hautqualität sowie der<br />
Spannkraft. Ein weiteres bedeutendes<br />
Thema betrifft die Haare, oder die nicht<br />
vorhandenen Haare. Bei docboom! verfolgen<br />
wir verschiedene Therapieansätze, um<br />
Haarausfall zu verlangsamen oder nach<br />
einer Haartransplantation eine schnellere<br />
Regeneration zu fördern.<br />
Was unterscheidet die Behandlungen<br />
von Frauen und Männern?<br />
Bei docboom! oder auch in der Medizin wird<br />
bei der minimal-Invasiven Behandlung nicht<br />
zwischen Mann und Frau unterschieden.<br />
Wichtiger ist es, auf die Anatomie und den<br />
Wunsch des Patient*innen zu schauen.<br />
Bei der Anatomie spielen Faktoren wie<br />
Gesichtszüge und Hauttypen, also der<br />
IST-Zustand eine große Rolle. Hinzu kommt<br />
der Wunsch des Patienten. Wünscht die zu<br />
behandelnde Person eher einen femininen<br />
Look oder einen maskulinen Look, so kann<br />
man das mit unterschiedlichen Methoden/<br />
Behandlungen erschaffen.<br />
Wie setzt sich das Team zusammen?<br />
Docboom! setzt sich aus 26 Ärzt*innen,<br />
27 Praxis-Mitarbeit*innen verteilt auf<br />
insgesamt 8 Praxen zusammen.<br />
Kann ich docboom! auch in anderen<br />
Metropolen finden?<br />
Docboom! erstreckt sich über mehrere<br />
Metropolen, darunter 4x in Hamburg und<br />
jeweils 1x in Frankfurt, Berlin, Düsseldorf<br />
und Köln. Auf diese Weise ermöglichen wir<br />
unseren Kund*innen unsere hochwertigen<br />
Dienstleistungen in verschiedenen Regionen<br />
in Anspruch nehmen zu können.<br />
Im Jahr 2024 setzen wir unseren Expansionskurs<br />
fort, und ihr könnt euch auf weitere<br />
Praxen von docboom! in Deutschland<br />
freuen.<br />
www.docboom.com
eauty 13<br />
FOTO: DERMA.COM<br />
Brasilien Butt Lift<br />
Mittlerweile ist es ganz normal, dass wir<br />
Optimierungen an unserem Gesicht vornehmen<br />
lassen können. An der Stirn Botox, an den<br />
Wangen oder Lippen Hyaluoron… ein paar kurze<br />
Piekse verjüngen das Gesicht und verbessern<br />
somit das Selbstwertgefühl. Und wie sieht es ab<br />
dem Hals aus?<br />
Wie zufrieden sind wir mit dem restlichen Körper?<br />
Wie heißt es so schön, es gibt nichts, dass es nicht<br />
gibt. Für unseren Kollegen Jimmy Blum war sein<br />
Bauchfett schon lange eine Herausforderung. „Ich<br />
achte seit vielen Jahren auf meine Ernährung,<br />
doch richtig los bin ich mein Fett am Bauch nie<br />
geworden. Und je älter ich wurde, desto kleiner<br />
wurde mein Hintern. Das änderten auch viele<br />
Stunden auf dem Stepper und kilometerlanges<br />
Joggen nicht.“<br />
Dr. Welf Prager von Derma Hamburg konnte ihm<br />
helfen. In einem intensiven Beratungsgespräch<br />
erklärte Dr. Prager, welche Regionen am Oberkörper<br />
abgesaugt werden können, und wo am Gesäß<br />
das Eigenfett aufgespritzt werden kann. „<br />
Es soll ja keinen Hängepopo geben“ so Dr. Prager.<br />
Jimmy entschied sich noch für die Renuvion<br />
Behandlung der abgesaugten Flächen. Hier geht<br />
Dr. Prager mit einem feinen Laser unter die Haut,<br />
dieser strafft die abgesaugten Flächen.<br />
Die Liposuktion und das Straffen der abgesaugten<br />
Hautflächen wird unter Vollnarkose in der<br />
privaten Praxis von Dr. Prager durchgeführt.<br />
Zum Aufpolstern des Gesäßes reicht dann<br />
ein Dämmerschlaf. Als Patient bekommt man<br />
insgesamt gar nichts von den Behandlungen mit.<br />
Im Anschluss bleibt man noch zwei Stunden zur<br />
Beobachtung in der Klinik. Für ca. zwei Monate<br />
vorher<br />
trägt man dann einen Mieder. Dieser sorgt dafür,<br />
dass der neue Körper auch in Form bleibt.<br />
Dr. Prager rät, die ersten zwei Wochen nach der<br />
Operation nicht zu sitzen oder auf dem Rücken<br />
zu liegen. In den ersten zwei bis drei Tagen verliert<br />
der Körper etwas Anästhesieflüssigkeit. Diese<br />
kommt aus den Einstichstellen wieder heraus.<br />
„Schmerzen hatte ich die ganze Zeit nicht“, erklärt<br />
Jimmy. Mit dem Ergebnis ist er mehr als zufrieden.<br />
Sein Bauch ist nun flach und sein neues Gesäß<br />
kommt auch sehr gut an, erklärt Jimmy mit einem<br />
breiten Grinsen im ganzen Gesicht.<br />
www.derma-hamburg.de<br />
Hohe Bleichen 10, 20354 Hamburg<br />
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FOTOS: JIMMY BLUM<br />
Du brauchst Unterstützung bei der Bewältigung des Alltags,<br />
bei Kontakt mit Behörden oder suchst medizinische Begleitung?<br />
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Die psychosoziale Begleitung in Hamburg –<br />
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Foto: Hendrik Lüders<br />
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14 stadtgespräch<br />
DISKRIMINIERUNG<br />
FOTO: STEFAMERPIK/FREEPIK.COM<br />
Wer darf spenden?<br />
Blutspenderegeln im Wandel<br />
Blutspenden sind nicht nur<br />
in Deutschland von enormer<br />
Bedeutung, da sie Leben retten<br />
können. Trotz des medizinischen<br />
Fortschritts und umfassender Aufklärung<br />
über HIV und AIDS herrscht bei<br />
der Blutspende nach wie vor das Problem<br />
der Diskriminierung gegenüber schwulen<br />
Männern und Trans*menschen.<br />
Deshalb verpflichtete die Regierung die<br />
Bundesärztekammer (BÄK) und das Paul-<br />
Ehrlich-Institut (PEI) zu einer Neuerung<br />
der Blutspenderegelung, die keine<br />
Ausschlüsse aufgrund der sexuellen Orientierung<br />
oder geschlechtlichen Identität<br />
mehr zulässt. Nun schlägt die Deutsche<br />
Aidshilfe im Hinblick auf die neuen Regeln<br />
Alarm und kritisiert, dass diese ihr Ziel<br />
verfehlt hätten, die Diskriminierung zu<br />
beenden.<br />
Der größte Kritikpunkt der Aidshilfe<br />
betrifft die Einführung einer Vier-<br />
Monats-Frist für Menschen, die<br />
Analverkehr mit neuen Partnern hatten.<br />
Diese Frist sei weder nachvollziehbar<br />
noch wissenschaftlich begründet. Im<br />
Gegensatz dazu kann ein HIV-Labortest<br />
bereits nach sechs Wochen eine Infektion<br />
ausschließen. Warum also diese lange<br />
Wartezeit? Eine klare Antwort bleibt die<br />
Bundesärztekammer schuldig.<br />
Unter den neuen Regeln erfahren Menschen<br />
zudem Stigmatisierung aufgrund<br />
ihrer bevorzugten sexuellen Praktiken.<br />
Das ist problematisch, da Analverkehr<br />
an sich, insbesondere bei Ergreifung von<br />
Schutzmaßnahmen wie Kondomen und<br />
der HIV-Prophylaxe PrEP, kein Risiko<br />
darstellt. Ebenso werden heterosexuelle<br />
Menschen, die Sex mit mehr als zwei<br />
Partner*innen in vier Monaten hatten<br />
oder Analverkehr mit nur einer Person,<br />
unabhängig von ihrem tatsächlichen HIV-<br />
Infektionsrisiko ausgeschlossen.<br />
Auch die Regelung, Menschen, die<br />
Geschlechtsverkehr mit HIV-positiven<br />
Personen hatten, auszuschließen, ist<br />
nicht mehr zeitgemäß. Unter einer<br />
wirksamen HIV-Therapie gibt es bei<br />
Geschlechtsverkehr kein Übertragungsrisiko,<br />
wie von der Weltgesundheitsorganisation<br />
(WHO) bestätigt wurde.<br />
Ebenso sollte Sexarbeit oder die Inanspruchnahme<br />
sexueller Dienstleistungen<br />
nicht als Diskriminierungsfaktor gelten.<br />
Unter Sexarbeiter*innen kommt HIV<br />
nicht häufiger vor als in der Gesamtbevölkerung.<br />
Die Bezahlung für sexuelle<br />
Aktivitäten hat keinen Einfluss auf das<br />
Risiko einer HIV-Infektion.<br />
Die Deutsche Aidshilfe betont, dass ein<br />
Missverständnis vorliegt, nämlich die<br />
Annahme, dass Monogamie eine sichere<br />
Schutzmaßnahme darstellt. Auch innerhalb<br />
langfristiger Beziehungen zwischen<br />
Nicht-Infizierten bestehen Risiken, wenn<br />
nicht beide Partner*innen ehrlich sind<br />
und regelmäßig auf sexuell übertragbare<br />
Infektionen getestet werden. Die einzige<br />
verlässliche Angabe über den Schutz<br />
vor STIs kann nur durch Erfragen des<br />
individuellen Verhaltens der beteiligten<br />
Personen erfolgen.<br />
Die Deutsche Aidshilfe fordert schon<br />
lange einen neuen Ansatz, der die Diskriminierung<br />
bei der Blutspende beendet.<br />
Die aktuellen Regelungen zeigen ihrer<br />
Auffassung nach allerdings, dass alleiniges<br />
Handeln der BÄK und dem PEI nicht<br />
ausreicht, und es an der Zeit ist, einen<br />
öffentlichen Diskurs mit Transparenz<br />
zu führen. Ziel sei es, eine Lösung zu<br />
erarbeiten, welche die Gesundheit und<br />
Sicherheit aller fördert und gleichzeitig<br />
Diskriminierung im Rahmen der Blutspende<br />
beendet. *mk
stadtgespräch 15<br />
v.l.n.r. AHH Aufsichtsräte: Sabrina Breul, Sabine Lüdemann, Ronny Griepentrog, Jens Kelting<br />
Vorne Mitte alter Geschäftsführer Jörg Korell m. Rollator<br />
Hinten Mitte Lutz Johannsen Ehrenvorsitzender der Hamburgischen Regenbogenstiftung<br />
Und AR Christian Fricke<br />
v.l.n.r. alter GF Jörg Korell, neuer GF Omer Idrissa Ouedraogo,<br />
Ehrenvorsitzender der Hamburgischen Regenbogenstiftung Lutz Johannsen<br />
FOTOS: PRIVAT LJO<br />
Neuer Leiter bei der Aidshilfe<br />
„Die Zukunft soll man nicht voraussehen<br />
wollen, sondern möglich machen.“<br />
Mit diesem Zitat von Antoine de<br />
Saint-Exupéry übernahm Omer Idrissa<br />
Ouedraogo im Januar 2024 das Amt des<br />
Geschäftsführers der Aidshilfe Hamburg<br />
von seinem Vorgänger Jörg Korell, der<br />
nach 23 Jahren in Ruhestand ging. Omer<br />
ist kein Unbekannter: Bereits von 2008<br />
bis 2013 war er in der Aidshilfe Hamburg<br />
tätig und entwickelte das Konzept der<br />
Gesundheitsbotschafter*innen – Menschen<br />
mit Einwanderungsgeschichte,<br />
die in der Aidshilfe ausgebildet<br />
werden und in Migrationscommunitys bei<br />
HIV-Prävention mit Bildungsangeboten<br />
zu Sexualität und Gesundheit helfen.<br />
Bekannte Angebote sind in diesem<br />
Zusammenhang das „Café Afrika“, später<br />
„Rainbow Café International“ einmal<br />
monatlich in der Aidshilfe Hamburg. Er<br />
gehört außerdem zu den Mitbegründern<br />
des bundesweiten „Afrikanischen<br />
Gesundheits- und HIV-Netzwerks in<br />
Deutschland“ (AGHNID e.V.).<br />
Mit den besten Wünschen übergab Jörg<br />
Korell den Staffelstab an seinen „Nachfolger<br />
des Herzens“ und blickte bei dieser<br />
Gelegenheit zurück: Einerseits auf die<br />
spektakulären medizinischen Fortschritte<br />
von einer tödlichen Erkrankung zu<br />
einer, wenn auch chronischen, so doch<br />
behandelbaren Infektion, andererseits<br />
das unverändert gleichbleibende Diskriminierungspotential.<br />
Meilensteine waren<br />
die Selbstverpflichtung renommierter<br />
Unternehmen zur Gleichstellung HIVpositiver<br />
Beschäftigter, die Verortung der<br />
Aidshilfe in der Mitte der Stadt und die<br />
ständige Sicherung der Aidshilfearbeit<br />
in wechselvollen gesellschaftlichen und<br />
politischen Rahmenbedingungen.<br />
Wir wünschen Omer Idrissa Ouedraogo<br />
alles Gute bei seiner Arbeit und viel Erfolg<br />
bei allen anstehenden Aufgaben.<br />
„Let´s talk about Chems, Baby!“<br />
FOTOS: FREEPIK/FREEPIK.COM<br />
Sollte ChemSex und Substanzkonsum<br />
für dich ein Thema sein, kannst<br />
du dich nun auch bei den Jungs von Hein<br />
& Fiete melden.<br />
Der Checkpoint bietet mittwochs eine<br />
neue ChemSex-Beratung an, bei der du<br />
ganz unverbindlich über deinen Konsum,<br />
deine Gewohnheiten und deine Sorgen<br />
und Ängste sprechen kannst.<br />
Die Beratung ist ein gemeinsam initiiertes<br />
Projekt der Therapiehilfe und des schwulen<br />
Checkpoints und richtet sich an queere<br />
Männer* mit Konsumerfahrungen.<br />
Die ehrenamtlichen Checkpoint-<br />
Mitarbeiter koordinieren die Termine und<br />
den Empfang und erfahrene schwule<br />
Suchtberater helfen bei verschiedenen<br />
Problemlagen, verweisen dich weiter oder<br />
unterstützen dich in deinem Vorhaben,<br />
ganz mit Chems aufzuhören.<br />
Das Angebot versteht sich dabei als<br />
Ergebnisoffen, Sexpositiv und Konsumakzeptierend<br />
und ist im Pulverteich mitten in<br />
der Szene verortet.<br />
Termin notwendig!,<br />
Tel.: 040 240 <strong>333</strong>,<br />
Mittwochs 16:00 – 18:00 Uhr,<br />
Pulverteich 21, 20099 Hamburg
16 stadtgespräch<br />
my<br />
mental<br />
me<br />
GRAFIK: ALONA SAVCHUK/I STOCK<br />
Achtsam und Queer:<br />
Warum wir mehr über unsere psychische Gesundheit reden sollten<br />
An einem kalten Januarmorgen<br />
habe ich mich im Empfangsbereich<br />
einer psychiatrischen<br />
Nervenklinik wiedergefunden.<br />
An diesem Tag wurde ich mit einer Depression<br />
und einer Angststörung auf der<br />
Station aufgenommen.<br />
Dass zur Gesundheit auch das psychische<br />
Wohlbefinden gehört, ist kein Geheimnis.<br />
Vor allem wenn wir uns die letzten Jahre<br />
anschauen, wird klar, wie viele Stressoren<br />
unseren Alltag dominiert haben. Corona-<br />
Pandemie, Klima-Krise, Angriffskrieg in<br />
Europa und die Inflation sind Themen, die<br />
unsere Gesellschaft bewegen. Queerfeindlichkeit<br />
und ein spürbarer Rechtsruck in<br />
unserer Gesellschaft prägen öffentliche<br />
Debatten.<br />
Was bei den Diskursen jedoch oftmals<br />
unerwähnt bleibt, sind die mentalen Spuren,<br />
die die permanente Angespanntheit<br />
bei vielen Menschen hinterlässt.<br />
Zugleich ist die Versorgung im Bereich psychische<br />
Gesundheit völlig unzureichend<br />
– und geradezu katastrophal, was queersensible<br />
Angebote und Therapeut*innen<br />
angeht.<br />
Bisher gibt es nur wenige Studien, die sich<br />
explizit mit dem Spannungsfeld zwischen<br />
der queeren Lebenswelt und dem<br />
Gesundheitssektor befassen. Die Studien,<br />
die in den letzten Jahren durchgeführt<br />
wurden, zeigen dabei jedoch deutlich auf,<br />
dass LSBTI* vielfach gesundheitlich stärker<br />
belastet sind als heterosexuelle Cis-<br />
Menschen. Sowohl Studien auf nationaler<br />
Ebene durch das Deutsche Institut für<br />
Wirtschaftsforschung e. V. (DIW) und an<br />
verschiedenen Universitäten sowie im<br />
europäischen Raum durch beispielsweise<br />
die EU-Grundrechteagentur zeigen in die<br />
gleiche Richtung.<br />
Die nachgewiesenen Auswirkungen auf<br />
die Gesundheit erstrecken sich dabei<br />
von mentalen bis hin zu körperlichen<br />
Symptomen und Erkrankungen.<br />
Queere Menschen leiden im Schnitt aber<br />
nicht nur häufiger an den Erkrankungen,<br />
sondern diese Erkrankungen wirken bei<br />
ihnen durchschnittlich auch länger und<br />
schwerer. LSBTI*-Personen-sind dadurch<br />
im Schnitt häufiger krankgeschrieben<br />
und einem höheren Risiko für langfristige<br />
Folgen ausgesetzt.<br />
„ICH WEISS WAS ICH TU“, die Präventionskampagne<br />
der Deutschen Aidshilfe,<br />
möchte sich mit genau diesem Thema<br />
beschäftigen – als Türöffner, damit Angehörige<br />
und Betroffene vielleicht einfacher<br />
ein Gespräch starten können. Es geht uns<br />
darum, aktuelle Diskurse in den Communitys<br />
aufzugreifen, um mit Informationen,<br />
Materialien und Veranstaltungen an den<br />
Gesprächen in den Szenen teilhaben zu<br />
können.<br />
Wir sehen mentale Gesundheit als<br />
intersektionales Thema: Wir versuchen,<br />
verschiedene Faktoren der Lebenswelt<br />
zu identifizieren und diese im Zusammenhang<br />
mit unserem Wohlbefinden<br />
zu betrachten. Beispielsweise sehen<br />
wir, dass sich auf Menschen, die mit HIV<br />
leben, Stress oftmals anders auswirken<br />
kann, weil er zu immer wieder erlebter<br />
HIV-bezogener Stigmatisierung und<br />
Diskriminierung hinzukommt. Ähnlich<br />
ist es bei Menschen, die von Rassismus<br />
betroffen sind; diese Erfahrungen können<br />
krankmachen und Auswirkungen auf das<br />
mentale Wohlbefinden haben.<br />
Wenn queere Menschen im Prozess des<br />
Coming-outs sind, kann das zu erhöhtem<br />
psychischen Druck führen. Auch Trans*-,<br />
Inter*- oder Non-Binary*-Personen haben<br />
besondere Themen, die zu besonderen<br />
Belastungen führen können.<br />
Wohlbefinden ist so vielfältig wie<br />
unsere Communitys. Ein gemeinsames<br />
Gesundheitsverständnis und die damit<br />
einhergehende Fürsorge für uns selbst<br />
und unsere Mitmenschen kann unsere<br />
Communitys nur stärken. Deshalb ist es<br />
IWWIT wichtig, dass wir mehr über unser<br />
psychisches Wohlbefinden reden.<br />
Dies ist allerdings nicht immer einfach. Ich<br />
möchte diesen Raum nutzen, um etwas<br />
aus meiner persönlichen Erfahrung zu<br />
berichten.<br />
Die Symptome meiner Depression<br />
waren vielseitig, von großer Müdigkeit<br />
über Schlafprobleme, negative Gedankenspiralen,<br />
Schwierigkeiten, überhaupt<br />
zu denken, bis zu Atemproblemen und<br />
Gliederschmerzen.<br />
Irgendwann wurde mir klar, dass ich diese<br />
Krankheit alleine nicht besiegen kann.<br />
Glücklicherweise habe ich einen Partner an<br />
meiner Seite, der mich auf meinem Weg<br />
unterstützt hat. Mit seiner Hilfe habe ich<br />
den Weg in die Tagesklinik gefunden.<br />
Dort habe ich durch Ergotherapie, Bewegungs-<br />
und Physiotherapie, Gesprächstherapien<br />
in Gruppen- und Einzelform sowie<br />
Kunst- und Musiktherapie-Angebote<br />
gelernt, mich mit meiner psychischen<br />
Gesundheit und meiner Erkrankung auseinanderzusetzen.<br />
Wir haben gelernt, was<br />
mit dem Körper passiert, wenn dieser eine<br />
Depression durchlebt, wie wir mit Ängsten<br />
umgehen können und wie wir achtsamer<br />
mit uns und unseren Bedürfnissen<br />
umgehen.<br />
Offen und ehrlich mit anderen Menschen<br />
in den Austausch zu kommen, zu spüren,<br />
dass ich nicht alleine war mit meinen<br />
Symptomen, meinem Krankheitsbild und<br />
Gefühlen, das hat mir viel Kraft geschenkt.<br />
Heute befinde ich mich in der privilegierten<br />
Situation, Teil der IWWIT-Kampagne<br />
sein zu können. Deshalb ist es mir wichtig,<br />
meine Erfahrungen zu teilen –vielleicht<br />
animieren sie dazu, dass wir gemeinsam<br />
ins Gespräch kommen und in unseren<br />
Communitys mehr sicherere Räume<br />
schaffen, in denen wir uns über unser<br />
mentales Wohlbefinden austauschen können.<br />
Zusammen achtsamer werden – dafür<br />
ist doch jetzt ein super Start.<br />
Falls ihr mehr Informationen wollt, folgt<br />
uns auf Instagram, Facebook und besucht<br />
unsere Website. *autor: Jonathan Gregory<br />
iwwit.de
stadtgespräch 17<br />
FOTO: FREEPIK/FREEPIK.COM<br />
FOTO: ANUUX<br />
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Nahrungsergänzungsmittel für mehr Spontanität<br />
Männer, die Sex mit Männern haben<br />
und während des Geschlechtsverkehrs<br />
den passiven Part ausleben, sprich<br />
penetriert werden, haben aufgrund der<br />
langen Vorbereitungszeit – Spülen, Duschen,<br />
Spülen usw. – häufig weniger oder<br />
gar keine Lust mehr auf Sex. Dies gilt im<br />
Besonderen für Menschen, die langfristig<br />
und regelmäßig Medikamente einnehmen<br />
müssen. Die Angst, es könnte ein Malheur<br />
passieren, umtreibt diese Männer mitunter<br />
so sehr, dass sie auf Penetration oder<br />
Sex ganz allgemein verzichten. anuux<br />
ist das erste in Deutschland hergestellte<br />
Nahrungsergänzungsmittel, das für eine<br />
saubere Landebahn sorgen will. Und das<br />
ganz ohne lästiges Spülen und frei von<br />
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Die Anwendung der Kapseln gestaltet sich<br />
unkompliziert: 2 Kapseln am Morgen und 2<br />
Kapseln am Abend mit einem großen Glas<br />
Wasser sollen dafür sorgen, dass du bald<br />
noch spontaner und entspannt, Lust und<br />
Liebe ausleben kannst. anuux ermöglicht<br />
eine ausgeglichene Verdauung und optimiert<br />
den Stuhlgang dank hochdosierter<br />
Ballaststoffe. Das Präparat wirkt weder<br />
verstopfend noch abführend. Und das<br />
steckt drin:<br />
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effizienter transportiert wird.<br />
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4.<br />
Sexting sind beide gefragt und<br />
sollen gleichermaßen die Rolle<br />
des Regisseurs und des<br />
Ausführenden übernehmen.<br />
Short & simple. Verrenne dich<br />
5.<br />
nicht in ewig langen Ausführungen,<br />
sondern bring kurz und<br />
knackig auf den Punkt, was du<br />
sagen willst.<br />
TelefonSEX<br />
welche Regeln gilt es beim Sexten zu beachten?<br />
Mehr als 27 Millionen Nutzer<br />
weltweit und immerhin noch über<br />
200.000 User in Deutschland kann die<br />
Dating-Plattform Grindr seit ihrem<br />
Launch in 2009 verzeichnen. In der App<br />
geht es häufig schnell zur Sache. Wer<br />
mit wem? Wann? Wie? Wo? Häufig sind<br />
die harten Fakten schnell geschaffen –<br />
das gilt sowohl sprichwörtlich als auch<br />
buchstäblich, denn viele User scheuen<br />
sich nicht davor, mit Bildern und Videos<br />
für Butter bei die Fische zu sorgen.<br />
Ob das digitale Gegenüber den nackten<br />
Tatsachen ins Auge blicken will oder<br />
nicht, wird dabei oft ignoriert. Auch, oder<br />
besser vor allem, in Partnerschaften wird<br />
gesextet, was das Zeug hält. Über achtzig<br />
Prozent der deutschen Paare schickt<br />
sich regelmäßig lustvolle Nachrichten.<br />
Und das ist auch gut so, denn Sexting<br />
kann die Kommunikation zwischen<br />
Partnern verbessern, steigert die sexuelle<br />
Zufriedenheit und führt generell zu<br />
einem Gefühl des Bondings.<br />
Wer öfter mal mit dem Partner sextet,<br />
spürt laut Untersuchungen eine größere<br />
Verbundenheit, ist in der Lage, aufgrund<br />
der physischen Abwesenheit über Dinge<br />
zu sprechen, die sonst in Schamgefühlen<br />
untergehen würden, und kann sogar über<br />
Dinge, die nicht das Sexleben betreffen,<br />
besser und effektiver kommunizieren.<br />
Aber wie geht Sexting eigentlich, und<br />
welche Regeln sind zu beachten?<br />
CONSENT IS SEXY<br />
Egal, ob du mit dem eigenen Partner<br />
frivole Nachrichten austauschst oder<br />
mit einer dir bislang noch fremden<br />
Person in der geeigneten App flirtest:<br />
Bevor du dich in kreativen Ergüssen<br />
ergibst, gilt es, das Gegenüber nach<br />
Erlaubnis zu fragen beziehungsweise im<br />
gegenseitigen Austausch klarzustellen,<br />
dass beide einverstanden damit sind,<br />
den Chat für sexuelle Inhalte zu öffnen.<br />
Erst dann darfst du – wie im echten<br />
Leben – loslegen.<br />
WORDS HAVE POWER<br />
Sexting ist wie jede andere Form der<br />
Kommunikation eine Kunst für sich, und<br />
die richtigen Worte zu wählen, fällt nicht<br />
immer leicht. Ist das Geschriebene zu<br />
schmutzig? Nicht schmutzig genug?<br />
Pi mal Daumen kann gesagt werden,<br />
dass sich Sexting niemals so anfühlen<br />
sollte, als würdest du einen Grundkurs<br />
in Sexualpraktiken geben wollen. Also<br />
wissenschaftliche Begriffe wie Penis<br />
oder Geschlechtsverkehr vermeiden und<br />
versuchen sich vorzustellen, man würde<br />
beieinanderliegen. Was würdest du ihm<br />
ins Ohr flüstern, wenn du könntest?<br />
BE YOU<br />
Nicht jeder Mann träumt von<br />
Sado-Maso-Fantasien und Gangbangs.<br />
Dir steht der Sinn mehr nach Blümchen<br />
und Romantik? Dann kommuniziere dies<br />
auch. Authentizität spielt beim Sexting<br />
eine wichtige Rolle und sorgt dafür, dass<br />
du dich wohl- und sicher fühlst.<br />
Die Unterhaltung aus der Ferne kann<br />
auch eine Chance sein, vormals unausgesprochene<br />
Fantasien und Gelüste<br />
zu kommunizieren.<br />
FOREPLAY IS ESSENTIAL<br />
Eine goldene Regel sowohl beim Akt als<br />
auch beim Sexten ist, das Vorspiel nicht<br />
zu vergessen. Necke ihn, schick ihm<br />
Bilder von dir in Unterwäsche und nicht<br />
im Adamskostüm und treib ihn ein klein<br />
wenig in den Wahnsinn, bevor es ans<br />
Eingemachte geht.
MIGHTY MEMORIES<br />
Eine der einfachsten Übungen und<br />
besonders für alle geeignet, die sich in der<br />
Welt des Sextings unsicher fühlen, ist es,<br />
eine bereits gelebte Erinnerung wieder<br />
aufleben zu lassen. Dabei ist es völlig egal,<br />
ob es sich um eine sexuelle Erfahrung<br />
handelt, die ihr gemeinsam genossen<br />
habt, oder ob du dich damals mit einem<br />
anderen Mann vergnügt hast. Wichtig ist<br />
dann, dass du die Erinnerung lediglich als<br />
Inspiration nutzt und er im Chat der Star<br />
deiner Erzählungen bleibt.<br />
A D*** PIC IS WORTH A<br />
THOUSAND WORDS<br />
Bilder und Videos sind wichtige<br />
Bestandteile einer erfolgreichen Sexting-<br />
Session. Dabei kann es manchmal gar<br />
nicht so einfach sein, den richtigen<br />
Winkel, Ausschnitt und eine vorteilhafte<br />
Beleuchtung zu finden – besonders, wenn<br />
die Hüllen schon gefallen sind und jede<br />
noch so kleine Ungereimtheit ins Auge<br />
zu fallen scheint. Wir raten deshalb dazu,<br />
einen privaten Ordner anzulegen, in dem<br />
du immer wieder sexy Nudes sammelst,<br />
damit du sie zum geeigneten Zeitpunkt<br />
an deinen Liebhaber schicken kannst.<br />
Minuten können zu Stunden werden,<br />
wartet man sehnsüchtig auf die nächste<br />
Nachricht. Also besser keine Zeit verplempern<br />
und mit dem entsprechenden<br />
Arsenal in den Chat einsteigen.<br />
SAY IT WITH A VOICEMAIL<br />
Manchmal genügt ein Text nicht, um<br />
Gefühle und Erregung erfolgreich<br />
darzustellen. Immer dann kann eine<br />
Sprachnachricht die bessere Alternative<br />
sein. Es muss auch gar nicht schmutzig<br />
ins Mikro gehaucht werden. Oft reicht<br />
es schon aus, die Stimme des anderen<br />
zu hören, getreu dem Motto: Alles kann,<br />
nichts muss.<br />
HAVE FUN & BE RESPECTFUL<br />
Sexting soll Spaß machen, also denk<br />
nicht zu viel über deine nächste<br />
Nachricht nach, versuch dich auch mal in<br />
unterschiedlichen Emoji-Kombinationen<br />
und lass dich von deinen Gefühlen leiten<br />
anstatt vom Kopf. Bilder und Chats<br />
niemals mit anderen Teilen und im Zweifel<br />
die Konversation löschen, wenn alles<br />
gesagt und getan ist. Dich törnt nicht<br />
an, was dein Partner kommuniziert?<br />
Dann lass es ihn auf sanfte Art und<br />
Weise wissen und gib ihm auf keinen<br />
Fall das Gefühl, seine Fantasien seien<br />
unangebracht oder zu derb. Sexting muss<br />
ein Safe Space sein. *fj<br />
sexualität 19<br />
FOTOS: FREEPIK/FREEPIK.COM
20 sexualität<br />
INTERVIEW<br />
SELF LOVE<br />
ein Gespräch mit Sextherapeut Dr. Christopher Ryan Jones<br />
156-mal im Jahr*, oder umgerechnet<br />
3-mal pro Woche, machen es<br />
sich Männer weltweit im Durchschnitt<br />
selbst. 19 Prozent benutzen dafür beide<br />
Hände und knapp ein Drittel verwendet<br />
bei der Auto-Stimulation auch schon mal<br />
ein Sextoy. Warum Selbstbefriedigung<br />
so gesund ist und was Sextherapeut und<br />
Podcaster Dr. Christopher Ryan Jones über<br />
Netflix’ „Sex Education“ denkt, hat er uns<br />
im Interview verraten.<br />
Du bist nicht nur Therapeut, sondern<br />
hast mit „Sex Therapy“ auch deinen<br />
eigenen Podcast. In einer der<br />
Episoden sprichst du darüber, dass<br />
Selbstbefriedigung ein tolles Tool<br />
ist für alle, die sich um ihre mentale<br />
und physische Gesundheit kümmern<br />
wollen. Kannst du diese Aussage<br />
näher erklären?<br />
Selbstbefriedigung ist eine Form<br />
der Selbstentfaltung. Sie ist Teil der<br />
menschlichen Erfahrung in jeder<br />
Phase unseres Lebens. Es gibt sogar<br />
Ultraschallaufnahmen von Föten in der<br />
Gebärmutter, die sich selbst stimulieren.<br />
Masturbation löst Stress, hilft beim<br />
Einschlafen, verbessert die Laune und<br />
ist ein natürliches Schmerzmittel. Als<br />
Sextherapeut setze ich Selbstbefriedigung<br />
aus unterschiedlichen Gründen ein, zum<br />
Beispiel bei Klienten, die mit dem Problem<br />
vorzeitiger Ejakulation zu mir kommen. Sie<br />
kann aber auch helfen, wenn Patienten<br />
ein geringes Selbstbewusstsein haben<br />
oder unter einer gestörten Wahrnehmung<br />
des eigenen Körpers leiden. Sie lernen<br />
im Laufe der Therapie, dass der Körper,<br />
den sie sonst negativ bewerten, ihnen<br />
Freude bereiten kann. Und genau darum<br />
geht es bei der Autostimulation: Lust und<br />
Freude empfinden.<br />
In vielen Ländern und Kulturen ist<br />
Selbstbefriedigung dennoch ein<br />
Tabuthema. Woran liegt das und wie<br />
können wir diese Stigmatisierung<br />
beenden?<br />
Dafür gibt es mehrere Gründe: religiöse<br />
Ansichten, kulturelle Regeln oder gesellschaftliche<br />
Normen. Selbst in modernen<br />
Gesellschaften wird Sex von vielen Menschen<br />
noch immer mit Schuld und Scham<br />
verknüpft. Wenn es dann um Masturbation<br />
geht, hält sich die Annahme hartnäckig,<br />
dass Menschen, die sich selbst befriedigen,<br />
einsam sind und keinen Partner<br />
abbekommen. Selbstbefriedigung wird als<br />
mindere Form von Sexualität eingestuft.<br />
Dabei ist sie schlichtweg eine weitere, aber<br />
vollwertige Facette unseres Sexuallebens.<br />
Wir haben eben über die positiven Effekte<br />
der Selbstbefriedigung gesprochen. Wir<br />
fühlen uns gut danach. Genauso wie es<br />
beispielsweise beim Joggen der Fall ist. Um<br />
die Stigmatisierung aufzuheben, bedarf<br />
es also einer besseren Bildung in Sachen<br />
Gesundheit und sexueller Gesundheit.<br />
Kann Selbstbefriedigung auch eine<br />
Beziehung positiv beeinflussen?<br />
Unbedingt. Während der Autostimulation<br />
lernen wir, was uns gefällt und was sich gut<br />
anfühlt. Dieses Wissen können wir dann an<br />
unseren Partner weitergeben.<br />
Eine Studie* aus dem Jahr 2020<br />
besagt, dass 56 Prozent aller Männer<br />
am liebsten im Schlafzimmer<br />
masturbieren. 22 Prozent tun es im
sexualität 21<br />
Badezimmer. So weit, so „normal“.<br />
1 Prozent aber hat angegeben, sich<br />
im Büro selbst zu befriedigen. Ist das<br />
noch eine Form der Selbstpflege?<br />
Wann wird Masturbation zum<br />
Problem? Wie oft ist zu oft?<br />
Viele Leute denken, dass Menschen, die<br />
auf der Arbeit masturbieren, Grenzen<br />
überschreiten. Das gibt es natürlich. Ich<br />
glaube aber, der Großteil will einfach nur<br />
Stress abbauen. Deshalb macht es für<br />
mich durchaus Sinn, dass es Männer zum<br />
Beispiel auf der Bürotoilette tun. Solange<br />
es diskret abläuft, und ohne sich gegenüber<br />
Kollegen zu entblößen, sehe ich kein<br />
Problem. Wenn es um die Quantität geht,<br />
stellen mir meine Patienten oft dieselbe<br />
Frage: Wie oft ist zu oft? Meine Antwort<br />
darauf ist simpel: Solange derjenige seiner<br />
Arbeit und seinem gewohnten Sozialleben<br />
nachgehen kann, muss er sich über diese<br />
Frage keine Gedanken machen.<br />
Wie stehst du zu Pornografie und<br />
Lovetoys?<br />
Ich arbeite mit diversen Pornoproduktionen<br />
und Sexarbeitern zusammen,<br />
deshalb wird es die meisten Leser wohl<br />
überraschen, dass ich selbst keine<br />
Erotikfilme konsumiere. Pornovideos<br />
sind Unterhaltung, aber ganz sicher keine<br />
Lehreinheiten für Leute, die wissen wollen,<br />
wie sie ihr Sexleben aufpeppen können.<br />
Wenn ich „Der Pate“ schaue, werde ich ja<br />
auch nicht zum Mafiaboss.<br />
Lovetoys finde ich großartig. Sie eröffnen<br />
uns ganz neue Wege, Sexualität zu<br />
erleben. Die meisten Männer denken an<br />
Penetration, wenn es um Sex geht. Dabei<br />
gibt es noch so viele andere Arten, Lust zu<br />
empfinden.<br />
Ich stelle mir vor, dass ein anderes<br />
häufig besprochenes Thema der<br />
Orgasmus ist und im Besonderen,<br />
wie man diesen noch intensiver<br />
gestalten kann. Gibt es denn einen<br />
simplen Trick, um den Höhepunkt<br />
noch lustvoller zu gestalten,<br />
oder muss das jeder für sich<br />
alleine herausfinden?<br />
Es gibt natürlich Männer, die immer auf der<br />
Suche nach einer Steigerung des sexuellen<br />
Empfindens sind. Ich selbst halte davon<br />
nicht viel. Warum? Wer auch immer den<br />
„ultimativen Orgasmus“ erlebt hat, wird<br />
danach für den Rest seines Lebens nur<br />
noch enttäuscht werden. Sex ist kein Ziel,<br />
sondern eine Reise.<br />
Wie wird man Sextherapeut?<br />
Wolltest du schon immer in diesem<br />
Fachgebiet arbeiten?<br />
Nein, gar nicht. Ich war damals Praktikant<br />
im Army Substance Abuse Program (Anti-<br />
Drogen-Plan für Soldaten, Anm. d. Red.)<br />
und hatte viele Patienten, die aufgrund<br />
ihres Drogenmissbrauchs riskante Sexpraktiken<br />
ausübten. Auf viele ihrer Fragen<br />
hatte ich keine fundierten Antworten<br />
und realisierte schnell, dass ich mir mehr<br />
Wissen über sexuelle Gesundheit aneignen<br />
müsste. Die Nummer-1-Ausbildungsplattform<br />
für Sextherapeuten in Amerika ist die<br />
American Association of Sex Educators,<br />
Counselors and Therapists. Die Ausbildung<br />
beinhaltet viele Hundert Stunden Sexualkunde<br />
und Sextherapie-Training.<br />
Hast du „Sex Education“ auf Netflix<br />
gesehen?<br />
Dazu will ich als Erstes einmal sagen:<br />
Gillian Anderson versucht, mir meinen<br />
Job zu stehlen. Deshalb hätte ich sie<br />
gern als Gast in meinem Podcast, um sie<br />
darauf anzusprechen. (lacht) Aber um<br />
deine Frage zu beantworten: Ich habe die<br />
Sendung natürlich gesehen und finde,<br />
es ist eine unterhaltsame Show. Aber<br />
es ist keine realistische Darstellung, wie<br />
Sextherapie für gewöhnlich abläuft. In<br />
Fernsehsendungen sind die Patienten,<br />
die einen Sextherapeuten besuchen,<br />
entweder ulkig oder nymphomanisch. Und<br />
das entspricht schlichtweg nicht dem<br />
durchschnittlichen Klienten.<br />
Diese repräsentative Studie wurde<br />
von Appinio im Juli 2020 durchgeführt.<br />
Dafür wurden 3.500 Männer aus<br />
Australien, Deutschland, Frankreich,<br />
Hongkong, Italien, Kanada, Österreich,<br />
Singapur, Spanien, Südkorea,<br />
der Schweiz, Taiwan, UK und den USA<br />
befragt. Zusätzliche Daten wurden vom<br />
Behavioral Science Lab zur Verfügung<br />
gestellt.<br />
FOTOS: FREEPIK/FREEPIK.COM
22 Eye candy<br />
NACHGEFRAGT<br />
Ryan Whitelaw:<br />
„Basketball ist mein Lieblingssport!“<br />
Sportarten wie eben<br />
Basketball verbinden<br />
viele Queers mit unangenehmen<br />
Erfahrungen zu Schulzeiten<br />
wie Diskriminierung und<br />
Ausgrenzung. Dass es auch<br />
anders geht, beweist der Fitness-Influencer<br />
und Sportler<br />
Ryan Whitelaw aus den USA.<br />
Der ist im Internet extrem erfolgreich<br />
und zeigt, dass Sport<br />
Spaß machen kann.<br />
Verrate mir etwas über deine Anfänge.<br />
Auf dem College fing alles an, ich merkte,<br />
wie sehr ich das Gefühl von Bewegung<br />
liebte, und wollte das mit anderen teilen.<br />
Ich begann, Freunden bei Trainingsroutinen<br />
zu helfen, und schließlich mit dem<br />
Personal Training – und machte daraus ein<br />
Unternehmen.<br />
Welche Sportart liegt dir am meisten?<br />
Basketball ist mein Lieblingssport! Aber<br />
ehrlich gesagt liebe ich alle Sportarten<br />
gleichermaßen. Normalerweise spiele ich<br />
hier in Washington, D.C., Basketball, Volleyball,<br />
Völkerball und manchmal auch Football.<br />
Deine Bilder und Videos sind oft sehr<br />
erotisch.<br />
Ich liebe es, das Ergebnis der harten Arbeit<br />
zu präsentieren, die ich im Fitnessstudio<br />
geleistet habe. Ich liebe es, andere Menschen<br />
dazu zu inspirieren, in Form zu kommen und<br />
gut auszusehen und sich gut zu fühlen!<br />
*Interview: Michael Rädel<br />
www.ryanwhitelawfitness.com<br />
FOTOS: WWW.RYANWHITELAWFITNESS.COM
Eye candy 23<br />
DEMNÄCHST IN<br />
BOCHUM<br />
ROTTSTRASSE 16<br />
KINO & SHOP<br />
NEW<br />
MAN<br />
TAGESKARTE 10 €<br />
FOTO: SENIVPETRO / FREEPIK / CO0<br />
HAMBURG<br />
PULVERTEICH 8<br />
www.newman-hamburg.de<br />
NÜRNBERG<br />
LUITPOLDSTRASSE 11
24 kultur<br />
THEATER<br />
Die gläserne Stadt<br />
FOTO: ROCKET&WINK<br />
Ist es das Individuum – oder das<br />
System? Wo liegt das Problem<br />
in einer Gesellschaft?<br />
Zum Beispiel in einer Stadt in Russland<br />
1835: Wirtschaft und Politik sind produktiv<br />
durch Korruption miteinander verflochten,<br />
eine Hand wäscht die andere und so kommen<br />
die kommunalen Würdenträger*innen<br />
glänzend zurecht. Doch plötzlich kündigt<br />
sich der unbestechliche staatliche Revisor<br />
zur Buchprüfung an. Oder in einer Stadt<br />
in Deutschland heute: Trotz milliardenschwerer<br />
Skandale gelingt es nachhaltig,<br />
das Bild einer seriösen Verwaltung aufrechtzuerhalten,<br />
man belehrt gern andere<br />
über „Good Governance“ und lässt selbst<br />
Milliarden im Nebel verschwinden. Was<br />
wäre, wenn das Verborgene offengelegt<br />
würde?<br />
Für das Deutsche SchauSpielHaus schrieb<br />
Theaterautorin Felicia Zeller auf der<br />
Grundlage von Gogols „Revisor“ das neue<br />
Stück „Die gläserne Stadt“. Denn auch<br />
wenn sich die Parameter, Mentalitäten<br />
und Tricks geändert haben, bleibt Gogols<br />
absurde Systemanalyse ein explosiver<br />
Ausgangspunkt für den Regisseur und<br />
bekennenden Gogol-Verehrer Viktor<br />
Bodo, der aus dramatischen Situationen<br />
emotionale und fantasievolle Funken zu<br />
schlagen vermag.<br />
Uraufführung am 23.2, Termine bis 30.2.,<br />
www.schauspielhaus.de
kultur 25<br />
THEATER<br />
Fußballliebe mal anders<br />
In einer Szene, in der ein Coming Out noch immer eine Seltenheit<br />
ist und meist sogar ein Risiko für die Karriere, wurde die Geschichte<br />
von „Zwei Herren von Real Madrid“ angesiedelt: Zwei Profifußballspieler,<br />
der eine Stürmer, der andere Mittelfeldspieler, begegnen<br />
sich einfach so im Wald und kommen ins Gespräch. Und was für ein<br />
herrlicher Zufall: Sie spielen beide für Real Madrid!<br />
Und weil man einander so sympathisch findet, bleibt man nicht nur<br />
in Kontakt, sondern nimmt auch wirklich Kontakt auf, denn neben<br />
ihrer Karriere als Fußballspielende mit wenig privatem Leben, haben<br />
sie trotz allem noch andere Sehnsüchte, wie es der mehrfach zu<br />
Theaterfestivals eingeladene und ausgezeichnete Regisseur Ronny<br />
Jakubaschk beschreibt. So kann sich zwischen den Beiden eine<br />
ungewöhnliche Nähe und Zärtlichkeit entspinnen, eine wie man sie<br />
in diesem Umfeld nicht erwarten würde.<br />
FOTO: KERSTIN SCHOMBURG<br />
Ein Stück über eine Liebesgeschichte im Profifußballsport – und<br />
eine alternative Normalität, bei der es dem jungen Autoren Leo<br />
Meier um verschiedene Arten von Männlichkeit geht. Er zelebriert<br />
eine utopische, bejahende Version unserer Gesellschaft und entwirft<br />
auf humorvolle Weise eine Welt, in der es völlig normal ist, dass<br />
man mit dem Drachen zum Training fliegt und sich Fußballer ganz<br />
selbstverständlich ineinander verlieben. Im Ballhof eins in Hannover<br />
wird „Zwei Herren von Real Madrid“ das Tor zu dieser wunderbaren<br />
Realität öffnen. Da könnte man glattweg zum Sportfan werden.<br />
staatstheater-hannover.de<br />
KABARETT<br />
Martina Brandl<br />
macht alles neu<br />
Zwei Jahre ging ihre Tourpause – was für einen Menschen, der<br />
für die Bühne lebt, ganz schön schwierig gewesen sein muss.<br />
Doch mittlerweile ist Martina Brandl wieder unterwegs: mit einem<br />
frischen Programm voller intelligenter Unterhaltung, wortgewaltigen<br />
Texten und einer ziemlich wilden Mischung Musik.<br />
Den meisten dürfte die Komikerin, Sängerin und Schriftstellerin<br />
ja aus TV-Shows wie „7 Tage, 7 Köpfe“, dem „Quatsch Comedy<br />
Club“ oder „Ladys Night“ gut vertraut sein, doch mittlerweile hat<br />
sie auch ihre kongeniale Partnerschaft mit Martin Rosengarten<br />
während des Lockdowns wiederbelebt und praktisch erneut<br />
erfunden.<br />
„brand(l)neu“ heiß die brandneue Show dann auch und die<br />
Martina spielt dieses Mal sogar Ukulele und Thelevi … Da ist<br />
offensichtlich etwas ganz besonderes entstanden! Doch vor<br />
allem dreht es sich natürlich um ihre wunderbaren Texte – sie ist<br />
ja nicht umsonst Bestellerautorin geworden. Noch dazu singt sie<br />
Folk, Musical, Elektropop und präsentiert (ganz sicherlich den<br />
besten) Deutschrap, während Herr Rosengarten derweil an den<br />
Tasten und der Loop-Machine steht und seinen Beitrag leistet.<br />
So gelingt den beiden dann auch mühelos der Spagat zwischen<br />
Blödelei und Gesellschaftskritik, Kunst und Kommerz. Denn nein:<br />
Kabarett muss nicht belehrend sein muss und Comedy kann<br />
Tiefgang haben. Viel Vergnügen!<br />
www.theaterschiff.de<br />
FOTO: BRANDLNEU PR
26 kultur<br />
THEATER<br />
FOTO: MARTIN ARGYROGLO<br />
Der Garten der Lüste<br />
Die berühmten Bilder des Hieronymus<br />
Bosch wirken auf den ersten<br />
Blick wie aus dem Wahnsinn geboren. Und<br />
doch, wenn man sich in Ruhe in all den<br />
verrückten Details verliert, entdeckt man<br />
auch eine geradezu liebevolle Verspieltheit<br />
in ihnen.<br />
Die vielen Bedeutungen dahinter zu<br />
entziffern, ist jedoch eine ganz andere<br />
Sache. Eines seiner berühmtesten Werke<br />
stellt der „Garten der Lüste“ da, und genau<br />
von diesem 500 Jahre alten Triptychon hat<br />
sich der französische Regisseur Philippe<br />
Quesne für seine neue, großformatige<br />
Theaterkreation inspirieren lassen.<br />
Er denkt dabei angemessen episch:<br />
Während das Triptychon den Übergang<br />
vom Mittelalter zur Renaissance markiert<br />
und das Denken dieser Zeit reflektiert,<br />
möchte Quesne zum zwanzigjährigen<br />
Bestehen seiner Compagnie Vivarium<br />
Studio ein Team von Schauspieler*innen,<br />
Musiker*innen und Techniker*innen versammeln,<br />
die bereit sind, eine Reise durch<br />
die Zeit bis in die Gegenwart zu unternehmen.<br />
Es beginnt an einem wüsten Ort,<br />
der verlassen scheint. Dort müssen sie<br />
sich als Gemeinschaft organisieren und<br />
bedienen sie sich dabei der Objekte, die sie<br />
vorfinden. Sie schöpfen aus Erfahrungen,<br />
dem Gedächtnis des Ortes und des<br />
Theaters selbst. Irgendwo zwischen<br />
einem mittelalterlichen Bestiarium, einer<br />
ökologischen Science-Fiction und einem<br />
zeitgenössischen Western möchte „Garten<br />
der Lüste“ ein retrofuturistisches Epos<br />
sein. Und auch hier gibt es viele Bedeutungen<br />
zu entziffern.<br />
www.kampnagel.de<br />
Lachen bis zum Sieg<br />
Auch im Jahr 2024 könnte es durchaus sein, dass es gar nicht mal so viel zu lachen gibt.<br />
Am besten also, man kümmert sich selbst darum, bzw. überlässt es gleich den Profis.<br />
Und zwar nur den Besten.<br />
Gefunden werde diese bei Deutschlands unterhaltsamsten Wettbewerb, der nach einer<br />
einjährigen Schaffenspause den Weg zurück auf die Kleinkunstbühnen der Hansestadt<br />
gefunden hat, denn Ende Januar greifen 20 Comedians und Comediennes wieder nach<br />
dem Hamburger Comedy Pokal. Ob Stand-up, Kabarett oder Musik-Comedy – in mehreren<br />
Runden werden die Künstlerinnen und Künstler um die größten Lacher kämpfen. Nur<br />
die Besten kommen natürlich bis ins Finale, dass dieses Mal sogar an zwei Abenden im<br />
Schmidts Tivoli stattfinden wird. Durch beide Abende führt Sebastian Schnoy unter der<br />
Schirmherrschaft von Nils Loenicker.<br />
FOTO: FRANCA WRAGE<br />
Deutschlands größter Comedy- und Kabarettwettbewerb ist dabei Stolz darauf, auch<br />
einer der härtesten und beim Publikum beliebtesten Kleinkunstwettbewerbe zu sein. So<br />
hat er sich gar zum Gipfeltreffen der Szene gemausert, weshalb der Event gewachsen ist:<br />
Diesmal gibt es nach den zehn Shows der Hauptrunde, den fünf Shows der Halbfinals, der<br />
zweiten Chance und dem Finale sogar noch eine 18. Show, die „Nacht der Sieger*innen“,<br />
in der ebendiese noch einmal ihr gesamtes Können in einer Bühnenshow unter Beweis<br />
stellen. Bleibt nur die Frage: Wer schafft es 2024 aufs Siegertreppchen?<br />
www.hamburgercomedypokal.de
kultur 27<br />
THEATER<br />
400 Jahre Leben<br />
Was würde man wohl anstellen, wenn<br />
man ewig lebt? Oder zumindest 400<br />
Jahre? Was würde man ausprobieren,<br />
was verändern, was alles erleben und<br />
erfahren? Und was würde mit so einem<br />
Menschen in all der Zeit geschehen?<br />
So oder so ähnlich muss sich der<br />
Gedankenblitz angefühlt haben, aus dem<br />
„Orlando“ geboren wurde. Virginia Woolf<br />
formte so eine Biografie, die um 1600<br />
beginnt und sich bis in die Gegenwart<br />
fortsetzt. Auf dieser Reise durch die Zeit<br />
altert Orlando nicht – und verwandelt<br />
sich von einem Mann in eine Frau. So<br />
entstand ein Jahrhundertwerk mit wunderbar<br />
experimentellen Beziehungen,<br />
eine Feier der*des Anderen und der<br />
Liebe, jenseits der engen Grenzen des<br />
Ich und seiner Festlegung auf Identität<br />
und Gender. Orlando ist ein fluides<br />
Geschöpf in ewiger Metamorphose, dessen<br />
Verwandlung mit dem Frau-Werden<br />
keineswegs ihr Ende findet: In ihrem<br />
neuen Körper erlebt sie den Wechsel der<br />
Epochen, der Moden, der Moral und der<br />
Denkweisen.<br />
„Orlando. Eine Biografie“ wurde mit<br />
ausschweifender Furchtlosigkeit und<br />
rückhaltloser Bejahung des Lebens<br />
geschrieben – und wird nun mit der gleichen<br />
Einstellung auf die Bühne gebracht.<br />
Regie führt der vielfach ausgezeichnete<br />
Regisseur Jossi Wieler, der erstmals<br />
nach 25 Jahren wieder am Deutschen<br />
Schauspielhaus inszeniert. 1994 wurde<br />
er für seine Inszenierung von Elfriede<br />
Jelineks „Wolken.Heim.“ zum Regisseur<br />
des Jahres gewählt.<br />
Spielzeit bis zum 25.5.,<br />
www.schauspielhaus.de<br />
FOTO: MATTHIAS HORN<br />
ZWEI<br />
HERREN<br />
VON<br />
REAL<br />
MADRID<br />
von Leo Meier<br />
AB SOFORT IM BALLHOF EINS<br />
FOTO Kerstin Schomburg
28 Kultur<br />
THEATER<br />
Operette für zwei<br />
schwule Tenöre<br />
FOTOS: MORRIS MAC MATZEN<br />
Die „kleine Oper“ hat ihre<br />
Hochzeit vielleicht hinter sich,<br />
aber aus der Mode kommen die<br />
heiteren, schwungvollen und<br />
amüsanten Lieder dieses Musiktheaters<br />
nie. Vor allem wenn sie ganz neu und zeitgemäß<br />
auf die Bühne gebracht werden,<br />
wie das Erfolgsstück „Operette für zwei<br />
schwule Tenöre“.<br />
Seit der Uraufführung im Berliner BKA-<br />
Theater im Oktober 2021 hat sich diese<br />
moderne Operette zum Dauerbrenner<br />
gemausert und wird von Publikum und<br />
Presse gleichermaßen gefeiert. Die<br />
Geschichte ist direkt aus dem Leben<br />
gegriffen: Grafiker Tobi und der Krankenpfleger<br />
Jan haben sich ein gemeinsames<br />
Leben auf dem Land aufgebaut, mit<br />
Häuschen und Garten, selbstgemachter<br />
Konfitüre zum Frühstück und freundlich<br />
grüßenden Nachbarn. Tobi hat Berlin und<br />
der schwulen Szene den Rücken gekehrt<br />
hat, um diesen Traum vom idyllischen<br />
Landleben zu verwirklichen – doch Jan, der<br />
seine Heimat nie verlassen hatte, hält es<br />
hier kaum noch aus …<br />
Das mit schwungvollen Ohrwürmern,<br />
neuen Operettenschlagern und deftigen<br />
Schmachtwalzern wie „Champagner<br />
von Aldi“, „Mein Fetisch ist die Operette“<br />
und „Ich steh total auf Jens Riewa“<br />
ausgestattete Stück erzählt eine aktuelle,<br />
komische, aber immer auch berührende<br />
Geschichte über schwules Leben zwischen<br />
Liebe und Sex, Stolz und Selbstzweifel<br />
sowie Landidylle und Großstadtszene.<br />
Gleichzeitig wird hier auch die Operette<br />
an sich gefeiert, ein Genre, das schon in<br />
den 1920ern Rollenbilder strapazierte und<br />
lustvoll Diversität zelebrierte. Hundert<br />
Jahre später führt die „Operette für zwei<br />
schwule Tenöre“ als weltweit erste queere<br />
Operette diese Tradition mit viel Witz<br />
und Herzblut fort. Denn so klein ist die<br />
„kleine Oper“ gar nicht, vor allem wenn<br />
sie endlich in Hamburg zu erleben ist und<br />
dazu einlädt, sich ein paar wunderbare<br />
Ohrwürmer einzufangen und mit nach<br />
Hause zu nehmen.<br />
www.tivoli.de
Kultur 29<br />
PERFORMANCE<br />
Aufstand der Körper<br />
FOTO: PARICHEHR BIJANI<br />
Es gibt zahllose Kämpfe um Gleichberechtigung,<br />
Freiheit, Gleichheit – überall<br />
auf der Welt. Einen von ihnen will Babak<br />
Radmehr erlebbar machen. Radmehr ist<br />
aus dem Iran, einem Land, in dem das<br />
Tragen des Hijab gesetzlich verankert<br />
ist und Frauen gezwungen werden,<br />
ihren Körper zu verhüllen.<br />
Seit Jahren des Kampfes und mit der<br />
Revolution „Jin Jiyan Azadî“ (Frau,<br />
Leben, Freiheit) ist das Ablegen des<br />
Kopftuchs für Frauen im Iran zu einer<br />
zentralen Geste des Protests geworden.<br />
Die Multimedia-Performance „Uprising<br />
Bodies“ erzählt von der Unterdrückung<br />
dieser Frauen – und vom Mut und<br />
der Kraft ihres Widerstandes. Die<br />
Performer*innen wehren sich mit ihrem<br />
ganzen Körper, ihr Flüstern wird zum<br />
Aufschrei, mit Gesten des Protests<br />
nehmen sie die Bühne ein und rufen<br />
laut nach Gleichberechtigung und<br />
Gerechtigkeit. In enger Zusammenarbeit<br />
bringen der Choreograph Babak<br />
Radmehr und ein internationales Team<br />
von Performer*innen aus den Bereichen<br />
Musik, Tanz und Film Erzählungen auf<br />
die Bühne, die von der Missachtung<br />
sowie der strukturellen Benachteiligung<br />
von Frauen berichten. In vielen Gesellschaften<br />
gehören diese noch heute zum<br />
Alltag und hinterlassen in den Biografien<br />
der Betroffenen tiefe und schmerzhafte<br />
Spuren. So werden individuelle Erfahrungen<br />
universell. Und die Notwenigkeit<br />
der Veränderung noch spürbarer.<br />
29.2 – 3.3., sprechwerk.hamburg<br />
TOUR<br />
20 Jahre „Bohème“ – Annett Louisan<br />
Ihr Albumdebüt „Bohème“ wird zwei Jahrzehnte alt,<br />
das feiert die gefeierte Sängerin Annett Louisan mit<br />
Konzerten in „ausgewählten Häusern in ganz Deutschland“.<br />
Auch in der Hamburger Elbphilharmonie und dem Berliner<br />
Admiralspalast.<br />
Vom 27. März bis zum 18. Oktober ist die Musikerin live zu<br />
erleben, und das besser, denn je: „Ich habe jetzt ein viel besseres<br />
Gefühl für Annett Louisan und würde mir nicht mehr so<br />
viel hereinquatschen lassen“, sagt sie. „Frauen von hintenrum<br />
kleinzumachen, um sie dann manipulieren oder ausnehmen<br />
zu können, war in sehr viel höherem Maße als heute gängig in<br />
der Musikindustrie“, so Annett Louisan.<br />
20 Jahre, eine lange Zeit in der Musikwelt, doch: „Die Lieder<br />
werden nicht alt“, sagt Annett Louisan, „ich singe sie immer<br />
noch wahnsinnig gerne. Damals öffnete sich eine Tür, durch<br />
die plötzlich all diese Songs zu uns kamen. Die Kunst der<br />
Leichtigkeit und Naivität in dieser Musik hört man heute<br />
noch. ‚Bohème‘ ist eins meiner liebsten Alben, ein All-time-<br />
Favorite.“ Karten sind hier zu bekommen: www.eventim.de. *rä<br />
FOTO: M. BOTHOR
30 kultur<br />
1997, erwartet die Zuschauer:innen ab<br />
März 2024 ein brandneues musikalisches<br />
Abenteuer in der Musical-Hauptstadt<br />
Deutschlands.<br />
Spektakuläre Bühnenkunst, Humor für<br />
Jung und Alt, ein herrlich ehrlicher Held<br />
und natürlich die Liebe sind die Zutaten<br />
dieser fesselnden Musical-Produktion,<br />
die in Hamburg ihre Weltpremiere<br />
feiern wird. Disneys HERCULES ist die<br />
himmlisch komische Geschichte eines<br />
Halbgotts, der sich aufmacht, sich selbst<br />
und seinen Platz in der Welt zu finden.<br />
Hercules, Sohn des Zeus, wird als Baby<br />
entführt und wächst unter Menschen<br />
auf. Eines Tages findet er heraus, dass<br />
er auf dem Olymp das Licht der Welt<br />
erblickt hat und sein Vater kein Geringerer<br />
als der mächtige Zeus ist. Um aber<br />
auf den Berg der Götter zurückkehren zu<br />
können, muss Hercules beweisen, dass<br />
er ein richtiger Held ist. Mit Hilfe seiner<br />
treuen Freunde lernt er, dass es nicht auf<br />
pure Kraft ankommt, sondern dass wahre<br />
Helden an der Stärke ihres Herzens<br />
gemessen werden.<br />
MUSICAL<br />
Hercules<br />
hat seine Stimme<br />
Ab dem 24.03. wird in Hamburg<br />
ein Halbgott singen! Und damit ist<br />
nicht nur die mythische Figur des Hercules<br />
gemeint, sondern vor allem Bühnenstar<br />
Benét Monteiro, der ausgewählt<br />
wurde, diese Legende im gleichnamigen<br />
Musical dazustellen.<br />
Für Monteiro ist es die zweite Titelrolle<br />
in kurzer Zeit, denn bis vor kurzem stand<br />
er noch in der Broadway-Sensation<br />
„Hamilton“ auf der Bühne – sein Talent<br />
setzt sich durch. Darüber hinaus ist der<br />
Gig in „Hercules“ noch aus einem anderen<br />
Grund etwas ganz besonderes, hat<br />
doch noch nie zuvor ein Disney Musical<br />
seine Weltpremiere in Hamburg gefeiert.<br />
Dementsprechend euphorisch ist auch<br />
Monteiro selbst: „Ähnlich wie Hercules,<br />
der im Stück loszieht, um seinen Platz<br />
in der Götterwelt einzunehmen, habe<br />
auch ich mit 25 Jahren meine Familie<br />
und meine Heimat Brasilien hinter mir<br />
gelassen und bin meinen Träumen<br />
gefolgt. Dass ich jetzt an diesem Punkt<br />
angekommen bin, ist der Wahnsinn!“<br />
Als Kostprobe auf das Musical wurde bei<br />
dieser Gelegenheit übrigens mit „Endlich<br />
angekommen“ der erste Song veröffentlicht<br />
– natürlich eingesungen von Benét<br />
Monteiro. Auch das dazugehörige Video<br />
ist jetzt überall zu streamen. So kann<br />
man wohl nur noch davon ausgehen,<br />
dass das von Disney-Film inspirierte<br />
Stück, die Zuschauer*innen ab März<br />
schwer begeistern wird.Natürlich enthält<br />
das Musical noch viele weitere Hits aus<br />
dem Disney Film von 1997, komponiert<br />
von Oscar-, Golden Globe- und Grammy-<br />
Gewinner Alan Menken und David<br />
Zippel. Für die Bühnenversion hat das<br />
Duo zudem einige neue Songs geschrieben.<br />
Das komplette Cast Album wird<br />
voraussichtlich im Juli 2024 erscheinen.<br />
Über Disneys HERCULES –<br />
ab März 2024 in Hamburg!<br />
Diese Show wird die Götter begeistern:<br />
Hercules, Sohn des Zeus und Held der<br />
griechischen Mythologie, erobert die<br />
Musical-Bühne! Inspiriert von dem<br />
gleichnamigen Disney Film aus dem Jahr<br />
FOTO: TANJA HALL<br />
Über Benét Monteiro<br />
Nach Abschluss seines Studiums an der<br />
ETMB Musical Theater School of Brasilia<br />
begann der gebürtige Brasilianer seine<br />
Musical-Karriere als Seaweed in Hairspray<br />
in Rio de Janeiro und als Jack in Into The<br />
Woods in São Paulo. Auf verschiedenen<br />
AIDA-Kreuzfahrtschiffen begeisterte er<br />
das Publikum in den unterschiedlichsten<br />
Shows. Von großer Bedeutung für Benét<br />
Monteiro sind sein Vocal Coach Rodrigo<br />
Soalheiro, der ihn seit 2010 auf jede Rolle<br />
vorbereitet, und die Unterstützung durch<br />
seine Schwester Monique Monteiro.<br />
Neben seinen Bühnenengagements<br />
machte er CD-Aufnahmen mit dem<br />
Künstler, DJ und Produzenten smiie.<br />
2021 erschien unter seinem Künstlernamen<br />
Angeluz seine Debüt-EP mit der<br />
Single ”Can We Go On”. In Deutschland<br />
stand Benét Monteiro bereits als Cover<br />
Simba in Disneys DER KÖNIG DER<br />
LÖWEN in Hamburg und als Cover Eddie<br />
bei der Tour der Stage Entertainment<br />
Eigenproduktion SISTER ACT auf der<br />
Bühne. Danach war er als alternierende<br />
Lola und Swing in KINKY BOOTS am<br />
Stage Operettenhaus in Hamburg, als<br />
Jagwire in BAT OUT OF HELL am Stage<br />
Metronom Theater in Oberhausen, als<br />
Sky in MAMMAM MIA! am Stage Theater<br />
des Westens in Berlin und als Kristoff<br />
in Disneys DIE EISKÖNIGN im Stage<br />
Theater an der Elbe in Hamburg zu<br />
sehen. Nach seiner Rolle als Alexander<br />
Hamilton am Stage Operettenhaus freut<br />
Benét Monteiro sich nun auf die Rolle<br />
des Hercules.<br />
Ab 23.3., www.musicals.de/hercules
kultur 31<br />
THEATER<br />
FOTO: KULTURBEUTELHAMBURG<br />
Ein Haus voller Diven<br />
Seit ganzes Leben lang von Fremden und<br />
Fans geliebt zu werden, davon zu Leben,<br />
alle Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen<br />
und im Rampenlicht zu stehen, kann<br />
wunderschön sein. Es wird nur schwierig,<br />
wenn diese Aufmerksamkeit nachlässt<br />
und weiterzieht …<br />
Schon seit der erfolgreichen Premiere<br />
im Oktober zeigen „Die lieben Diven“<br />
wie eine Gruppe ein wenig in die Jahre<br />
gekommene Filmstars sich ein schickes<br />
Haus mit Bediensteten teilen und dabei<br />
mit sich, ihren Mitbewohnern und ihrem<br />
nahen Ruhestand klar kommen müssen.<br />
Die kapriziösen Ladys haben den Zenit<br />
ihrer Karriere hinter sich, bekommen kaum<br />
noch Rollenangebote und auch mit den<br />
Männern läuft es nicht mehr so rund: Aus<br />
Frust trinkt die eine zu viel, die andere<br />
ist auf Diät und schluckt schon zum<br />
Frühstück Tabletten. Doch die Diven sind<br />
Freundinnen – bis ein erfolgreicher Filmproduzent<br />
auftaucht und Darstellerinnen<br />
für eine Fernsehserie sucht und sie wieder<br />
zu Rivalinnen werden … Die bunte Komödie<br />
von Erika Kapeller läuft noch bis zum 2.<br />
März im Kulturbeutel Hamburg, wo Hamburgs<br />
einzigartige schwule Theatertruppe<br />
das Stück zum großen Spaß werden lässt.<br />
Bis zum 2.3.,<br />
www. kulturbeutelhamburg.de<br />
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DAS WÄSCHEREI Restaurant
32 kultur<br />
DVD<br />
Schwule<br />
Filmkunst!<br />
FOTOS: PRO-FUN MEDIA<br />
Nitzan Giladys „In Bed“ und Erblin<br />
Nushis „I Love You More“ sind<br />
gleich zwei Filme, die im Januar auf DVD<br />
erscheinen und zudem von OUTtv supportet<br />
werden. Zwei erotische Dramen,<br />
die bestens unterhalten und dich vor dem<br />
Bildschirm fesseln werden.<br />
Bei „I Love You More“ geht es um<br />
Sehnsucht, Liebe und Druck seitens<br />
der Familie. Nach einem Jahr Online-<br />
Kuschelkurs und heißen Telefonaten ist<br />
Ben, ein hübscher, aber schüchterner<br />
Teenager aus Albanien, überglücklich,<br />
endlich seine erste (aber heimliche)<br />
Liebe, Leo, zu treffen. Voller Vorfreude<br />
und Leidenschaft schmiedet Ben Pläne<br />
für sein lang ersehntes romantisches<br />
Rendezvous mit Leo, der in nur einem<br />
Monat aus Deutschland anreist. Alles<br />
muss perfekt sein. Doch als Bens Mutter<br />
ihn und die Familie mit einer lebensverändernden<br />
Chance überrascht, droht das<br />
kommende Treffen mit Leo ins Wasser zu<br />
fallen. Warum? Die Familie hat endlich die<br />
Möglichkeit, ein neues Leben in den USA<br />
zu starten. Sie haben die lang ersehnten<br />
Greencards endlich bekommen und der<br />
Umzug soll schnell in Angriff genommen<br />
werden. Auch Ben träumte schon lange<br />
von dieser neuen Chance auf ein besseres<br />
Leben in den USA, doch muss der Umzug<br />
wirklich vor Leos Besuch stattfinden?<br />
Ganz anders sind die Themen bei dem<br />
Thriller aus Israel: „In Bed“. Die Sonne<br />
scheint, die Musik ist mitreißend und<br />
die Stimmung ist bombastisch. Der<br />
heiße Guy und seine beste Freundin<br />
Joy genießen die Pride-Parade in vollen<br />
Zügen, mit guter Laune, Alkohol und sexy<br />
Outfits. Doch plötzlich sind Schüsse zu<br />
hören. Eine tödliche Schießerei setzt dem<br />
Glück der Freunde und aller Teilnehmer<br />
der Parade ein jähes Ende. Guy und<br />
Joy suchen Schutz in Guys Wohnung<br />
und nehmen auch einen anderen<br />
Teilnehmer der Parade, Dan, auf, der unter<br />
Schock zu stehen scheint. Guy ist zwar<br />
erschüttert von den Ereignissen des<br />
Tages, aber gestärkt durch einen Vorrat<br />
an Freizeitdrogen ist er fest entschlossen,<br />
weiterzufeiern und dem mysteriösen und<br />
gut aussehenden Dan näherzukommen.<br />
Was folgt, sind halluzinatorische 24 Stunden<br />
voller Sex und Paranoia, in denen die<br />
Grenzen zwischen Intimität und Gewalt<br />
erschreckend verschwimmen. Denn die<br />
Nacht des Exzesses und des Rauschs<br />
offenbart nicht nur die Monster in Guys<br />
Kopf, sondern auch jene in seinem<br />
Bett ... *rä / pm<br />
www.pro-fun.de, www.out.tv
kultur 33<br />
BÜHNE<br />
Pack das Leben bei<br />
den Haaren!<br />
Das Konzept ist ganz einfach: Stefan Gwildis liest und<br />
singt Wolfgang Borchert. Mit neu vertonten Gedichten,<br />
einer Auswahl seiner Lieblingsgeschichten, Briefen, Szenen<br />
aus den Jugenddramen und bislang unveröffentlichten<br />
Dokumenten präsentiert Gwildis sein ganz persönliches<br />
„Best of Borchert“-Programm und zeigt damit, wie sehr er<br />
den alten Meister schätzt, ob von seiner kreativen oder von<br />
seiner menschlichen Seite.<br />
Aktuelle Club- & Dance-Hits aus den Charts.<br />
www.GAYFM.de<br />
FOTO: EDDY WINKELMANN<br />
Borchert war nämlich nicht nur ein Moralist und ein Warner,<br />
er war auch ein leidenschaftlicher, lebenslustiger junger<br />
Mann, der den Jazz, die Frauen, romantische Gedichte und<br />
die Bühne liebte. Berühmt wurde er vor allem mit „Draußen<br />
vor der Tür“: Millionen von Menschen weltweit sahen sein<br />
Theaterstück, das die Grausamkeit des Krieges anprangert<br />
und den Menschen zur Verantwortung für sein Handeln<br />
aufruft.<br />
Beide Künstler verbindet neben ihrer großen Begeisterung<br />
für Musik und poetische Texte auch ihre große Liebe zu<br />
Hamburg: „Hamburg, das ist mehr als ein Haufen Steine“,<br />
schreibt Borchert; mit „Mond über Hamburg“ besingt<br />
Stefan Gwildis seine Lieblingsstadt – so verbinden sich an<br />
diesen Abenden die beiden Künstler bestimmt auch auf<br />
besonderen Art mit dem Hamburger Publikum. Man darf<br />
sich auf außergewöhnliche Hommage mit großartigen<br />
Musikern freuen!<br />
www.st.-pauli-theater.de<br />
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uberall.
34 kultur<br />
FOTO: CHRISTOPH EISENMENGER<br />
OPER<br />
„AIDA“<br />
als Spektakel<br />
Ein episches Opernerlebnis kündigt sich an: Verdis Meisterwerk<br />
„Aida“ als gigantische Arena-Inszenierung. Die<br />
Besucher erwartet bei dieser Weltpremiere ein immersives<br />
Erlebnis für alle Sinne.<br />
So beginnt die Reise in das alte Ägypten bereits beim Betreten<br />
der Arena: Ein leises Zirpen, ein warmer Wind, es duftet<br />
nach Gewürzen, nach Wüstensand und Meer. Während die<br />
Sonne langsam höher steigt, beginnt die Aufführung, deren<br />
Handlung nicht nur auf der Bühne stattfindet, sondern auch<br />
im gesamten Innenraum, inmitten des Publikums.<br />
Zum Leben erweckt wird die berührende Liebesgeschichte<br />
um die äthiopische Königstochter Aida und den ägyptischen<br />
Feldherrn Radames von mehr als 250 Mitwirkenden,<br />
darunter das 60 Musiker*innen starke Hanseatische<br />
Symphonische Orchester, ein 40-köpfiger Chor sowie 50<br />
Tänzer*innen. Das Hauptelement der Bühne ist eine 12<br />
Meter hohe und 28 Meter breite Tempelfassade. Ein weiteres<br />
Highlight ist Elefantendame „Ayana“ – ein lebensecht<br />
aussehendes Modell eines afrikanischen Elefanten, das von<br />
neun Puppenspielern bewegt wird. Und selbst der Nil wird<br />
in der Barclays Arena fließen – sogar über die Köpfe des<br />
Publikums hinweg.<br />
„Aida – Das Arena Opern Spektakel“ – so intensiv hat man<br />
Oper wohl noch nie erlebt.<br />
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MUSIK<br />
Nachgefragt<br />
bei<br />
INTERVIEW<br />
Tom Odell
MUSIK<br />
FOTO: RORY LANGDON-DOWN<br />
Es scheint so, als wäre<br />
das Schicksal gegen<br />
dieses Interview. Ein<br />
geplantes Treffen<br />
mit Tom Odell in Berlin fällt<br />
dem Bahnstreik zum Opfer. Ein<br />
alternativ angesetztes Video-<br />
Gespräch sagt der Musiker<br />
zweimal ab – aus gesundheitlichen<br />
Gründen. Zum Glück findet sich ein paar<br />
Tage später doch noch ein Ersatztermin.<br />
Während der Brite in London durch<br />
einen Park schlendert, redet er über sein<br />
sechstes Album „Black Friday“.<br />
Dabei kristallisiert sich schon nach wenigen<br />
Minuten heraus: Tom Odell ist kein<br />
oberflächlicher Typ, er geht gern in die<br />
Tiefe. Etwa, wenn er über seine psychischen<br />
Probleme spricht und analysiert,<br />
wie sie sich in seinen Songs niedergeschlagen<br />
haben. Dabei kreist er gar nicht<br />
mal so sehr um seine Panikattacken und<br />
Angststörungen, unter denen er phasenweise<br />
ganz massiv gelitten hat, sondern<br />
eher um Dinge, mit denen sich wohl<br />
einige Menschen identifizieren können:<br />
„All meine Lieder sind von Anfang an<br />
einer gewissen Frustration entsprungen.<br />
Weil ich anscheinend nicht in der Lage<br />
war, glücklich zu sein.“ Die Ursachen<br />
dafür liegen in der Kindheit, jedenfalls<br />
bei dem 33-Jährigen. „In der Schule<br />
hatte ich immer das Gefühl, nicht richtig<br />
dazuzugehören“, gesteht er. „Selbst in<br />
den frühen Zwanzigern habe ich mich<br />
noch als Außenseiter betrachtet.“ Den<br />
Grund dafür hat er inzwischen ausgemacht:<br />
„Ich war mit mir selbst nicht<br />
im Reinen, ich habe zu viel gegrübelt.“<br />
Dadurch koppelte er sich zusehends von<br />
seinen Mitmenschen ab: „Ich dachte, ich<br />
wäre der Einzige, der so tickt. Erst als ich<br />
zu recherchieren begann, merkte ich:<br />
Anderen geht es ebenso.“<br />
Dennoch weiß Tom Odell genau, was es<br />
bedeutet, isoliert zu sein. Das beweist<br />
sein Stück „Answer Phone“, das bereits<br />
etliche Jahre auf dem Buckel hat.<br />
Zumindest ist das Thema Alleinsein zum<br />
ersten Mal aufgepoppt, als der Singer/<br />
Songwriter etwa 28 war. „Meine Idee<br />
war es, mich auf eine humorvolle Art mit<br />
der Einsamkeit auseinanderzusetzen“,<br />
sagt er. Er habe sich amüsiert, als er die<br />
Zeilen „Dancing alone to ,Billie Jean' /<br />
Praying that someone takes me home“<br />
geschrieben habe. Gleichwohl gab es<br />
natürlich Momente in seinem Leben, in<br />
denen ihm in so einer Situation gar nicht<br />
mehr zum Lachen war. „Ich bin nicht<br />
gern allein“, räumt er ein. „Lieber habe ich<br />
Leute um mich herum.“<br />
Zu viel Interesse behagt Tom Odell indes<br />
auch nicht. Aus gutem Grund singt er:<br />
„I don't wanna be a star“. „Ich habe die<br />
Aufmerksamkeit, die mein Job mit sich<br />
bringt, nie genossen“, gesteht er. „Doch<br />
das ist ein Luxusproblem.“ Immerhin gibt<br />
es weitere Aspekte seines Berufs, denen<br />
er deutlich mehr abgewinnen kann: das<br />
Schreiben, das Musikmachen, die Auftritte<br />
mit seiner Band, das Touren: „Für<br />
mich ist es ein Privileg, andere Länder<br />
und Städte erkunden zu dürfen.“<br />
„All meine Lieder sind<br />
von Anfang an einer<br />
gewissen Frustration<br />
entsprungen. Weil ich<br />
anscheinend nicht in<br />
der Lage war, glücklich<br />
zu sein.“<br />
Selbstverständlich präsentiert er seine<br />
neuen Titel ebenfalls live. Einen Ohrwurm<br />
wie den Hit „Another Love“ sollte man<br />
allerdings nicht erwarten. Mit „Black<br />
Friday“ hat sich Tom Odell noch weiter<br />
vom Mainstream-Pop distanziert. Die<br />
akustische Gitarre drückt „Answer<br />
Phone“ ihren Stempel auf. Ursprünglich,<br />
sagt der Künstler, habe er eine EP mit<br />
Gitarren-basierten Nummern einspielen<br />
wollen. Schließlich hat er im Januar in<br />
einem Musikgeschäft in der<br />
Denmark Street in London<br />
endlich sein Trauminstrument<br />
gefunden: eine akustische<br />
Gitarre der Firma Martin. Zehn<br />
Jahre hatte er nach ihr gesucht,<br />
weltweit. „Weil ich kein guter<br />
Gitarrist bin, fasziniert mich die<br />
Gitarre so sehr“, erzählt er. „Jeder Akkord,<br />
den ich ihr entlocke, ist eine Entdeckung<br />
für mich.“<br />
Trotzdem ist er von seinem Plan,<br />
sich komplett auf seine Gitarre zu<br />
konzentrieren, wieder ein Stück weit<br />
abgerückt. „Nothing Hurts Like Love“<br />
hält die Fahne für Pianoballaden hoch.<br />
Bei „Black Friday“ vereinigen sich Klavier,<br />
Akustikgitarre und Streicher. Sätze wie „I<br />
wanna better body, I want a better skin“<br />
zeugen von Selbstzweifeln: „In Bezug<br />
auf mein Äußeres war ich nie besonders<br />
selbstbewusst. Das aufzuschreiben, hat<br />
mich aber ziemlich viel Mut gekostet.“<br />
Wer dieses Lied hört, realisiert: Im<br />
Gegensatz zu Schnäppchenjäger*innen<br />
mag Tom Odell den sogenannten<br />
„Black Friday“ nicht wirklich. „An diesem<br />
Tag wollen einem die Geschäfte bloß<br />
Sachen andrehen, die man eigentlich<br />
gar nicht braucht“, empört er sich.<br />
Wer schon dank Instagram Minderwertigkeitskomplexe<br />
hat, ist seiner<br />
Ansicht nach ein leichtes Opfer für den<br />
Konsumwahn: „Die Läden predigen<br />
den Leuten ihre Unzulänglichkeiten.<br />
Sie geben vor, das Leben ihrer Kunden<br />
könnte besser sein, wenn sie etwas<br />
kaufen würden. Das finde ich traurig.“<br />
Stichwort Traurigkeit: #Mensch wundert<br />
sich ein bisschen darüber, dass sich auf<br />
der Platte nur wehmütige Liebeslieder<br />
mit dem Fokus auf Herzschmerz tummeln.<br />
„The End“ zum Beispiel prozessiert<br />
das Aus einer Beziehung. Dabei hat Tom<br />
Odell kürzlich seine Partnerin Georgie<br />
Somerville geheiratet und sollte eigentlich<br />
im siebten Himmel schweben. „Ich<br />
habe nie rein autobiografische Songs<br />
geschrieben, die wie Tagebucheinträge<br />
waren“, erklärt der Musiker. „Aber vielleicht<br />
werden ja auf meinem nächsten<br />
Album Lieder sein, aus denen das Glück<br />
spricht.“ *Dagmar Leischow
MUSIK<br />
COMEBACK<br />
FOTO: NORMAN JEAN ROY<br />
Jennifer Lopez beglückt mit Film, Single und Album<br />
Und es gilt 25 Jahre Musik zu<br />
feiern! Aber erst mal der Reihe<br />
nach. Die US-Sängerin wird am 10.<br />
Januar 2024 ihre neue Single „Can’t Get<br />
Enough“ veröffentlichen. Geschrieben<br />
und produziert wurde das Comeback-Lied<br />
unter anderem von Rogét Chahayed (Doja<br />
Cat, Travis Scott), HitBoy (Drake) und Jeff<br />
„Gitty“ Gitelman (H.E.R, Victoria Monet)<br />
und Jennifer Lopez selbst. Am 16. Februar<br />
2024 wird dann auf amazon Prime Video<br />
(exklusiv!) der Film „This Is Me…Now: The<br />
Film“ an den Start gehen.<br />
Der Film versucht sich unterhaltsam, sexy<br />
und auch lustig mit „dem vielbeachteten<br />
Liebesleben der New Yorker Künstlerin zu<br />
beschäftigen“, wird vorab verraten. Aha.<br />
Auweia. Aber auch um sie als Mensch,<br />
der immer an ein gutes Ende glaubt.<br />
Um ihre Kunst geht es hingegen beim<br />
gleichnamigen Album, der ersten Studio-<br />
Albumveröffentlichung nach zehn Jahren.<br />
Ihrer Musik bleibt sie darauf treu: Pop,<br />
Hip-Hop und etwas R’n’B.<br />
Ein Blick zurück: Schon seit 1999<br />
bereichert die am 24. Juli 1969 geborene<br />
Schauspielerin mit dem formidablen<br />
Hintern die Welt vor allem mit ihrer Musik.<br />
R ’n’ B- und Dance-Hits wie „Ain‘t Your<br />
Mama“, „Jenny from the Block“, „On the<br />
Floor“, „Let‘s Get Loud“, „Dance Again“<br />
oder „If You Had My Love“ gehören zu einer<br />
Partynacht einfach dazu – auch weil sie<br />
prominente Fans und Unterstützer wie<br />
Rapper Pitbull hat. Funfact: Jennifer Lopez<br />
ist 1993 als Tänzerin im Video zu „That‘s<br />
the Way Love Goes“ von Janet Jackson zu<br />
sehen. *rä<br />
POP<br />
„The Best of“ von Milli Vanilli<br />
Zum 35. Jubiläum des Debütalbums „All or<br />
Nothing“ erschien vor wenigen Wochen eine<br />
Werkschau der Band, deren Musik optisch<br />
von Fab Morvan und Rob Pilatus (1964 –<br />
1998) umgesetzt wurde. Genau, zu hören<br />
sind die beiden Münchner Tänzer, die zuerst<br />
als Empire Bizarre selbst sangen, nicht.<br />
Aber sie passten dem Producer Frank Farian,<br />
der zwischen 1975 und 1985 mit Boney<br />
M. Top-10-Hits wie „Bahama Mama“ und<br />
„Kalimba de Luna“ sowie Nummer-1-Erfolge<br />
wie „Daddy Cool“ und „Rivers of Babylon“<br />
feiern konnte, in seine Vision zu bereits fertig<br />
produzierter R ’n’ B-Pop-Funk-Musik, die<br />
auch gekonnt Hip-Hop und Soul vereinte.<br />
Klasse Musik, der aber (in den Augen des<br />
Producers!) die passenden Gesichter fehlten.<br />
Das Konzept ging auf: Zwischen 1988 und<br />
1990 feierte das bei Frankfurt produzierte<br />
Projekt weltweit Erfolge – darunter auch<br />
Nummer-1-Hits in den USA wie „Baby Don’t<br />
Forget My Number“ und „Girl I’m Gonna<br />
Miss You“. Doch, so ist zu lesen, störte sich<br />
Frank Farian daran, dass Fab Morvan und<br />
Rob Pilatus wohl immer mehr dachten, sie<br />
wären die wirklichen Sänger, sie wären Milli<br />
Vanilli. Dabei waren sie eben nur die Tänzer<br />
zur Musik. Doch sie gingen gegen seinen<br />
Willen auf Tournee ... wo das Play-back<br />
hängen blieb. Und das offenbarte, was in<br />
der Musikbranche schon viele wussten: Die<br />
beiden konnten nicht singen. Zumindest<br />
nicht so soulig, wie man es von Hits wie<br />
„Blame It on the Rain“ kannte. Frank Farian<br />
trat die Flucht nach vorne an und verriet,<br />
dass alles nur ein Fake war. Der Skandal war<br />
groß!<br />
Geändert hat sich in der Musikwelt wenig:<br />
Auch bei der Eurodance-Welle der 1990er<br />
sah #mensch in den Videos nicht immer<br />
die Sängerinnen, die zu hören waren. Etwa<br />
von Fun Factory, Real McCoy und auch<br />
Corona ist inzwischen bekannt, dass andere<br />
Künstlerinnen die Refrains eingesungen<br />
haben. 1991 erschien ein Album von The<br />
Real Milli Vanilli, das sich in den Charts<br />
zwar gut platzieren konnte, jedoch kein<br />
übergroßer Erfolg war – also wurde das<br />
Projekt aufgelöst. Einige der beteiligten<br />
Künstler*innen kamen später mit anderen<br />
Projekten in die Charts, etwa Linda Rocco,<br />
die mit Dance 2 Trance und Masterboy Hits<br />
landete (und auch zu sehen war!), und Gina<br />
Mohammed, die zum Beispiel bei Lofts Hits<br />
„Summer Summer“ und „Love Is Magic“ zu<br />
hören und zu sehen ist. Ende 2023 ist ein<br />
Film über Milli Vanilli in den Kinos angelaufen<br />
(wir berichteten). Spannend genug ist die<br />
Geschichte! *rä
KLASSIK<br />
Sol Gabetta + Bertrand Chamayou: Mendelssohn-Projekt<br />
Sol Gabettas neues<br />
„Mendelssohn“-Album mit dem<br />
Pianisten Bertrand Chamayou erscheint<br />
am 19. Januar bei Sony Classical. Die<br />
beiden langjährigen Partner haben<br />
dafür sämtliche Werke Mendelssohns<br />
für Cello und Klavier eingespielt<br />
sowie neue „Lieder ohne Worte“ von<br />
herausragenden Komponisten der<br />
heutigen Zeit.<br />
Nach der Aufnahme sämtlicher<br />
Werke für Cello und Klavier von<br />
Frédéric Chopin und Robert<br />
Schumann setzen Sol Gabetta und<br />
Bertrand Chamayou ihre Erkundung<br />
des romantischen Repertoires<br />
für Cello und Klavier fort mit dem<br />
Gesamtwerk von Felix Mendelssohn<br />
für ihre Besetzung. Das Werk Mendelssohns<br />
zählt seit vielen Jahren<br />
zum Kernrepertoire von Sol Gabetta<br />
und Bertrand Chamayou. Insgesamt<br />
fünf Werke hat Felix Mendelssohn-<br />
Bartholdy für Violoncello und Klavier<br />
im Laufe seines zu kurzen Lebens<br />
komponiert. Von den „Variations concertantes“<br />
op. 17, die er 1829 für seinen<br />
MUSIK<br />
cellospielenden Bruder Paul komponierte,<br />
bis zum berühmten „Chanson sans<br />
paroles“ op. 109, welches er 1845 Lise<br />
Cristiani widmete, über die beiden<br />
großen Sonaten B-Dur op. 45 (1838)<br />
und D-Dur op. 58 (1843) sowie das<br />
selten gespielte und mysteriöse<br />
„Assai tranquillo“ aus dem Jahr 1838,<br />
beschäftigte sich Mendelssohn<br />
mit Werken für Violoncello und<br />
Klavier während seiner gesamten<br />
Schaffenszeit. Anhand der einzelnen<br />
Werke für diese Besetzung lässt sich<br />
also seine gesamte Stilentwicklung<br />
nachverfolgen. Um Mendelssohns<br />
musikalische Sprache authentisch<br />
auszudrücken und eine optimale<br />
Klangbalance zwischen den beiden<br />
Instrumenten zu erreichen, haben<br />
die Interpreten (wie bereits für ihr<br />
gemeinsames Schumann-Album)<br />
historische Instrumente gewählt, die<br />
spezifisch für diese Aufnahme eingestellt<br />
wurden: das berühmte „Bonamy<br />
Dobree-Suggia“ Stradivari-Cello mit<br />
Darmsaiten aus dem Jahr 1717 und einen<br />
historischen Konzertflügel von Julius<br />
Blüthner aus Leipzig aus dem Jahr 1856.<br />
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MUSIK<br />
HOUSE / DUB<br />
Nochmals den Sommer feiern<br />
Nicht mehr lange, dann ist es Winter! Doch Milk & Sugar<br />
präsentiert mit „Beach Sessions 2023“ eine je nach<br />
CD sehr tanzbare und immer auch hörbare Werkschau<br />
verschiedener Interpret*innen wie Kraak & Smaak feat.<br />
Romanthony und De-Phazz, die den Sommer feiern.<br />
FOTO: FOTOIMPERIYA<br />
Konzentrierte sich der DJ und Producer aus Bayern auf<br />
CD 1, „POOL“, etwas mehr auf housige Tracks (nicht nur)<br />
für eine ausgelassene Poolparty, so kommen auf CD 2<br />
die smoothen Nummern zur vollen Blüte. Etwas chillig,<br />
etwas mediterran, oft soulig. Soul hat aber auch der erste<br />
Tonträger, da wetteifern die Stimmen allerdings mit krachenden Bass<br />
Drums und coolen Beats. Unsere Anspieltipps sind unter anderem<br />
„Let the Sun Shine (Momo Khani & Meindel Extended Remix)“ von<br />
Milk & Sugar, „Love Song (New Vocal Version)“ von Deep Dive Corp.<br />
feat. SabineSabine sowie „Eche (Original Mix)“ von Joachim Pastor<br />
und „Sugar Boogie (Original Mix)“ von De-Phazz. Eine wunderbare<br />
Zusammenstellung entspannter und auch mal klubbiger Musik – nicht<br />
nur für eine sehr gute Zeit am Wasser! *rä<br />
POP<br />
Nancy Sinatra: „Keep Walkin‘:<br />
Singles, Demos & Rarities 1965-1978“<br />
Im Dezember veröffentlicht die<br />
grandiose und generationenübergreifend<br />
populäre Sängerin Nancy Sinatra<br />
eine neue Werkschau. Unter anderem auf<br />
farbigem Vinyl und Kassette.<br />
Nachdem vor zwei Jahren die Hit-Sammlung<br />
„Start Walkin‘ 1965-1976“ mit den<br />
Klassikern ** von Nancy Sinatra wie „Bang<br />
Bang“, „How Does That Grab You, Darlin‘?“<br />
oder auch „Summer Wine“ und „These<br />
Boots Are Made for Walkin‘“ erschienen<br />
ist, kommen wir am 1. Dezember in den<br />
Genuss, die Überschrift hat es schon<br />
verraten, der B-Seiten (die Vinyl-<br />
Single-Rückseite der Hits) und Demos.<br />
Unsere Anspieltipps auf „Keep Walkin‘:<br />
Singles, Demos & Rarities 1965-1978“<br />
sind „I Just Can‘t Help Believing“ (bisher<br />
unveröffentlicht), „The Last of the Secret<br />
Agents“ von 1966 aus dem Soundtrack<br />
zu der James-Bond-Parodie gleichen<br />
Namens, „Do I Hear a Waltz“ (bisher<br />
unveröffentlicht), „The City Never Sleeps<br />
at Night“ (die klasse Rückseite der „These<br />
Boots Are Made For Walkin‘“-Single) sowie<br />
„Flowers in the Rain“ und das grandiose,<br />
emanzipatorische und auch recht moralische<br />
„My Baby Cried All Night Long“. *rä<br />
** Der 1967er-Welthit „Something Stupid“<br />
mit Papa Frank Sinatra, 2001 von Robbie<br />
Williams und Nicole Kidman erfolgreich<br />
gecovert, wurde allerdings weggelassen<br />
AMBIENT<br />
20 Jahre „RELAX“ – Blank & Jones<br />
Blank & Jones präsentieren „RELAX – The<br />
Best of 20 Years“ auf CD, Vinyl (natürlich<br />
blau) und als Stream. Ein Muss für<br />
Sammler*innen und Freund*innen entspannender<br />
Musik.<br />
Zwei Jahrzehnte beste Chill-out-<br />
Kompositionen, zwanzig Jahre Trance, 240<br />
Monate Ambient-Erfolg. Das soll eine(r)<br />
den beiden DJs und Producern einmal<br />
nachmachen. Denn bevor sie 2003 mit der<br />
„RELAX“-Reihe starteten, kannte #mensch<br />
sie vor allem für Techno, Eurodance und<br />
Trance. Schon seit den 1990ern sorgen die<br />
Musiker Piet Blank (geboren am 15. Juni<br />
1971) und Jaspa Jones (geboren<br />
am 27. Juni 1968) aka Blank &<br />
Jones mit Chart-Erfolgen wie<br />
„Flying to the Moon“, „Cream“,<br />
„DJ’s Fans & Freaks (D.F.F.)“,<br />
„The Nightfly“ und „Heartbeat“<br />
für volle Tanzflächen. 2016 erschien ihr<br />
bahnbrechendes Album „DOM“, das auch im<br />
Kölner Dom aufgeführt werden durfte und<br />
das ganz ohne Beats auskam. Einige ihrer<br />
Single-Hits finden sich ebenfalls auf dieser<br />
Werkschau, etwa „Beyond Time (Ambient<br />
Mix)“ und „Desire (Ambient Mix)“. Funfact:<br />
2012 produzierten die beiden Künstler das<br />
erfolgreiche Sandra-Album „Stay in Touch“,<br />
es erreichte Platz 20<br />
der deutschen Albumcharts.<br />
„RELAX – The<br />
Best of 20 Years“ ist<br />
eine ganz wunderbare,<br />
anspruchsvolle<br />
und entspannende Zusammenstellung<br />
hervorragender Produktionen, die den Stress<br />
davonwabern und träumen lassen. Unsere<br />
Anspieltipps sind „Sunny (Summer Vibe Mix)<br />
(feat. Boney M.)“ sowie „Chilled Cream“. Und<br />
ja, „RELAX – The Best of 20 Years“ ist auf<br />
jeden Fall Yoga-tauglich. *rä<br />
www.blankandjones.com<br />
FOTO: M. RÄDEL
FOTOS: M. SENIOR<br />
Zurück in Deutschland:<br />
Gaultiers „Fashion Freak Show“<br />
Jean Paul Gaultier, 1952 in<br />
einem Pariser Vorort geboren,<br />
eines DER Gesichter der Modewelt.<br />
Berühmt für seine Kunst,<br />
seine Hermes-Damenmode und für<br />
seine Jetset-Freund*innen wie Amanda<br />
Lear, Madonna und Kylie Minogue.<br />
Seine Liebe zur Mode, zum Leben und<br />
zur Musik ist nun in einer Show zu<br />
erleben: der „Fashion Freak Show“.<br />
Vor wenigen Jahren feierte Jean Paul<br />
Gaultiers „Fashion Freak Show“ in Paris<br />
im renommierten Folies Bergère ihre<br />
Premiere (wir berichteten). 2024 beehrt<br />
uns das glamouröse Highlight erneut.<br />
Und zwar in Köln. Selbstverständlich<br />
sind wir Medienpartner mit unserem<br />
Kölner Magazin rik und online als<br />
maenner.media, männer*.<br />
„Ich hoffe, dass das Publikum die Show<br />
genauso genießen wird, wie ich sie<br />
entwickelt habe“, so Jean Paul Gaultier<br />
über die Show, die vom 17. bis zum 21.<br />
Juli in der LANXESS arena in Köln und<br />
zuvor vom 10. bis 14. Juli in der Wiener<br />
SHOW<br />
MUSIK<br />
Stadthalle zu sehen sein wird.<br />
Das Konzept ist so einfach wie<br />
genial: Eine Mischung aus Party<br />
und Modenschau, großartige<br />
Schauspieler*innen, kombiniert<br />
mit exzellenten Tänzer*innen und<br />
fabelhaften Zirkusartist*innen, Kunst,<br />
Performance, Mode. Auch dank des<br />
Künstlerischen Leiters Simon Philips<br />
(„Priscilla“, „La Bohème“, „Cabaret“ …)<br />
ein Rausch an Farben, Bewegung und<br />
Musik. Und eine riesige Videowand,<br />
die Künstler*innen zu Wort kommen<br />
lässt, die mit dem Designer, Autor,<br />
Regisseur und Kostümbildner<br />
befreundet sind. Die „Fashion Freak<br />
Show“ des queeren Franzosen ist<br />
sein persönlicher Blick auf sein Leben,<br />
von seiner Kindheit über die Anfänge<br />
seiner Karriere bis hin zu den Erfolgen,<br />
legendären Auftritten und seinen<br />
Freundschaften zu internationalen<br />
Stars. *rä<br />
www.jpgfashionfreakshow.com,<br />
www.semmel.de<br />
COMEBACK<br />
„Venus“ – Zara Larsson<br />
Popmusik haben die Schweden einfach drauf. ABBA,<br />
Roxette, Ace of Base und natürlich Zara Larsson, weltweit<br />
erfolgreiche Musik aus dem Land der dichten Wälder,<br />
grünen Moose und bunten Häuser.<br />
Vom 18.05. bis<br />
12.06.2024<br />
auf großer Tournee unter anderem<br />
in Berlin, Hamburg, München,<br />
Düsseldorf, Leipzig, Frankfurt a. M.<br />
und in vielen weiteren Städten.<br />
Mit derlei Klischees hat die Sängerin aber so gar nichts<br />
am Hut. Sie macht, was sie will, ganz so, wie Zara in einem<br />
ihrer vielen Hits singt: „Can‘t Tame Her“. Zum Beispiel ein<br />
Lied mit David Guetta machen, das dann schön nach den<br />
1990ern klingt und mit einem ungewöhnlichen Video<br />
erfreut: „On My Love“.<br />
Mehr Musik gibt es dann spätestens am 9. Februar 2024,<br />
wenn Zara Larssons neues Album, übrigens benannt nach<br />
der antiken Liebesgöttin, „Venus“ erscheint. Und dieses<br />
neue Werk wird die Sängerin auch live präsentieren, auf der<br />
„The Venus Tour“, die in Europa und UK abräumen will. Gut<br />
zu wissen: Die Sängerin arbeitete schon mit dem Sänger,<br />
Model und Songwriter Erik Hassle zusammen. *rä<br />
www.zaralarssonofficial.com<br />
Vom 05.10. bis<br />
09.11.2024<br />
TIMON<br />
KRAUSE<br />
auf großer Tournee unter anderem<br />
in Berlin, Köln, Hamburg, München,<br />
Stuttgart, Dresden, Frankfurt a. M.<br />
und in vielen weiteren Städten.<br />
TICKETS auf eventim.de
MUSIK<br />
TIPP<br />
„BAUM“ – im Februar 2024<br />
Eine Metamorphose, so beschreibt Mine<br />
auch ihre künstlerische Entwicklung: vom<br />
Struggle der Ich-Findung auf „Klebstoff“<br />
über das Hadern mit einer kaputten Welt<br />
auf „Hinüber“. Und was folgt nach dem<br />
Nullpunkt? Ein Aufblühen, ein Wachsen,<br />
ein Neuanfang. Oder kurz gesagt: „Baum“,<br />
das neue Album von Mine.<br />
„Ich hatte das Gefühl, das Verrottete fällt<br />
ab, und es entsteht etwas Neues“, sagt sie<br />
dazu, „ich habe im Nachhinein gemerkt, dass<br />
es thematisch auch viel um Retrospektive<br />
geht, um den Blick zurück. Was ist passiert?<br />
Was ist daraus geworden?“ Oder wie es im<br />
Titeltrack heißt: „All diese Bilder in meinem<br />
Gesicht, ich lass sie gehen, sie haben kein<br />
FOTO: BASTIAN BOCHINSKI<br />
Gewicht,“ während sie dazu<br />
musikalisch aus der Melancholie<br />
heraus die Sonne aufgehen lässt.<br />
Mine ist wieder da und verleiht dem<br />
deutschen Pop ihre ganz eigene<br />
lässige Mischung aus Tiefgang<br />
und Leichtigkeit. „Baum“ ist Mines<br />
fünftes Album in zehn Jahren,<br />
neben weiteren Veröffentlichungen<br />
wie „Alle Liebe nachträglich“ mit<br />
Fatoni von 2017 und dem monumentalen<br />
Projekt „Mine und Orchester“ ein Jahr später.<br />
Und es ist auch der Beginn eines neuen<br />
Kapitels für Mine, irgendwie: Arbeitsweisen<br />
verändern sich, Songstrukturen verändern<br />
sich, die Tracks werden kürzer, flexibler,<br />
freier. Mine, die sowieso schon immer alles<br />
selbst schreibt, arrangiert und mitproduziert,<br />
hat diesmal viel allein am Computer<br />
vorproduziert, bevor sie im Stammstudio in<br />
Sandhausen mit ihrem Team weiter an den<br />
Songs drehte, bis sie genauso saßen, wie sie<br />
es sich vorgestellt hat. „Ich war viel aufgeregter<br />
als sonst“, erzählt sie und lacht, „ich habe<br />
nicht einmal meiner Band vorher die Songs<br />
gezeigt. Ich wollte, dass es perfekt ist!“<br />
POP<br />
MIKA: „Que ta tête fleurisse toujours“<br />
Der queere Musiker meldet sich in<br />
wenigen Wochen mit einem neuen<br />
Album zurück. „Möge dein Kopf immer<br />
blühen“, so kann #mensch den Albumtitel<br />
übersetzen, vereint die Stärken MIKAs<br />
auf Albumlänge: französische Popmusik,<br />
Melancholie und Lebensfreude, immer ganz<br />
wunderbar lebensbejahend und eingängig.<br />
Hat #mensch MIKA in Deutschland auch<br />
etwas aus den Augen verloren, ist er<br />
international immer noch immens populär,<br />
präsent im TV und auf ausverkauften<br />
Touren. Unser Video des Tages ist eines<br />
seiner neuen Lieder, das großartige „C’est<br />
la vie“.<br />
MIKA hatte seit 2007 bei uns Hits wie<br />
„Grace Kelly“, „Underwater“, „Relax (Take It<br />
Easy)“ und „We Are Golden“. In Frankreich<br />
und Italien war aber auch sein 2019er-<br />
Album „My Name Is Michael Holbrook“<br />
ein Top-10-Erfolg. Dort ist der in Beirut/<br />
Libanon Geborene ein Superstar. Sein<br />
„großes“ Coming-out hatte MIKA 2012<br />
– wobei aufmerksame Hörer*innen schon<br />
immer wussten, was Sache ist. *rä<br />
www.yomika.com<br />
OLDIES<br />
Tina Turner: „Queen of Rock ’n’ Roll“<br />
Vor wenigen Wochen erschien eine brandneue<br />
und umfassende Anthologie der kürzlich verstorbenen<br />
US-Musikerin Tina Turner, die die Singles<br />
von 1975 bis zu ihrem Rückzug vereint.<br />
Natürlich mit der Zusammenarbeit mit Kygo<br />
und Klassikern wie „Private Dancer“, „Steamy<br />
Windows“, „Typical Male“ und „Cose della Vita (with<br />
Eros Ramazzotti)“. Die Werkschau namens „Queen<br />
of Rock ’n’ Roll“ erscheint auf drei CDs und unter<br />
anderem auf fünf LPs – ein Fest für Sammler.<br />
Was besonders schön ist: Die Lieder sind<br />
chronologisch angeordnet, so kann #mensch<br />
beim Hören die künstlerische Weiterentwicklung<br />
und den jeweiligen Zeitgeist Tina Turners<br />
nachempfinden und womöglich auch erstmals<br />
entdecken. Denn die Buddhistin Tina war mehr als<br />
nur Rock ’n’ Roll, sie überzeugte mit Pop, Gospel,<br />
Disco, Rock, Dance und auch Soul. Los geht es<br />
1975 mit „Whole Lotta Love“, es folgen Hits wie<br />
„Let’s Stay Together“, „The Best“, „I Don’t Wanna<br />
Lose You“ sowie die James-Bond-Hymne „GoldenEye“<br />
und fast zum Abschluss das erfolgreiche<br />
Remake ihres Welterfolgs „What’s Love Got to Do<br />
With It“ zusammen mit Kygo. Unsere Anspieltipps<br />
sind unter anderem „Something Beautiful“ (eine<br />
neue Version von „Something Beautiful Remains“),<br />
„When the Heartache Is Over“ und „River Deep,<br />
Mountain High (Live in Europe)“. *rä
FÜR QUEERE<br />
PERSPEKTIVEN<br />
Gesellschaft, Kultur, Reise & Gesundheit<br />
News für Dich<br />
www.männer.media
FILM<br />
INTERVIEW<br />
TAIKA WAITITI –<br />
„Next Goal Wins“<br />
Geboren 1975 im neuseeländischen<br />
Wellington, bereits 2005 für<br />
einen Kurzfilm bei den Oscars nominiert.<br />
Berühmt wurde er als Regisseur von<br />
schrägen Komödien wie „Wo die wilden<br />
Menschen jagen“ und „5 Zimmer Küche<br />
Sarg“, in denen er zum Teil auch als<br />
Schauspieler mit von der Partie war.<br />
Inzwischen hat er mit zwei „Thor“-<br />
Abenteuern längst auch Hollywood<br />
erobert und wurde für „Jojo Rabbit“ mit<br />
dem Drehbuch-Oscar ausgezeichnet.<br />
Nachdem er zuletzt an gefeierten Serien<br />
wie „Reservation Dogs“ oder „Our Flag<br />
Means Death“ beteiligt war, kommt am<br />
4. Januar mit „Next Goal Wins“ nun der<br />
nächste von ihm inszenierte Film in die<br />
Kinos.<br />
Mr. Waititi, Ihr neuer Film „Next<br />
Goal Wins“ die größtenteils wahre<br />
Geschichte eines Fußballtrainers,<br />
der die Nationalmannschaft<br />
von Amerikanisch-Samoa auf<br />
Vordermann bringen soll. Am Ende<br />
geht es dann aber doch nur sehr<br />
bedingt um Fußball, oder?<br />
Gott sei Dank! Sportfilme interessieren<br />
mich nämlich wirklich kein bisschen.<br />
Allerdings musste ich beim Gucken des<br />
Dokumentarfilms, auf dem „Next Goal<br />
Wins“ nun basiert, spontan an die Komödie<br />
„Cool Runnings“ aus den 1990er-Jahren<br />
denken, über die Bobfahrer aus Jamaika.<br />
Den mochte ich damals echt gerne.<br />
Vermutlich ist der allerdings nicht so<br />
gut gealtert, oder?<br />
Naja, der Blick auf Jamaika ist schon<br />
ziemlich weiß und westlich. Ehrlich<br />
gesagt ist er allerdings als Film heute um<br />
einiges erträglicher als andere, die ich<br />
früher toll fand. Ich wollte mit meinen<br />
Kindern mal „Die Goonies“ gucken, das<br />
ging gar nicht. Noch unerträglicher ist<br />
„Die unendliche Geschichte“. Was für<br />
ein schlechter Film. Aber um auf „Next<br />
Goal Wins“ zurückzukommen: Fußball<br />
war das letzte, was mich interessierte.<br />
Schon alleine, weil der Sport nichts ist,<br />
womit ich aufgewachsen bin. Deswegen<br />
habe ich mich in der Geschichte auf die<br />
Sachen konzentriert, die mir wirklich<br />
etwas bedeuten, also in diesem Fall<br />
Trauer, Verlust, Familie und ganz einfach<br />
Menschen.<br />
Gerade Familien beziehungsweise<br />
Wahlfamilien ziehen sich als Thema<br />
ja durch viele Ihrer Filme!<br />
Ebenso Väter oder alternativ abwesende<br />
Väter. Diese Themen sind durchaus eine<br />
kleine Obsession von mir. Deswegen habe<br />
ich mich zum Beispiel in „Next Goal Wins“<br />
auch ein wenig von der Realität entfernt.<br />
Die Beziehung, die sich zwischen dem<br />
schlecht gelaunten Coach Thomas und<br />
der trans Spielerin Jaiyah entwickelt, war<br />
zum Beispiel echt nicht annähernd so
FILM<br />
FOTOS: SEARCHLIGHT / DISNEY<br />
intensiv wie wir sie nun darstellen. Ich fand<br />
das einfach erzählerisch spannend, dass<br />
er seine eigene Tochter durch einen Unfall<br />
verloren hat und nun ausgerechnet in<br />
dieser männlich konnotierten Fußball-Welt<br />
am anderen Ende der Welt eine weibliche<br />
Beziehungsperson findet.<br />
Gerade im Gegenüber von Thomas<br />
und Jaiyah kommt auch wieder<br />
das Motiv der Dekonstruktion<br />
konventioneller Männlichkeit<br />
ins Spiel. Oder ist das eine<br />
Überinterpretation?<br />
Ich würde eher sagen, dass es mich<br />
interessiert, klassische Filmnarrative und<br />
vor allem Helden zu dekonstruieren. Da<br />
spiele ich gerne mit Klischees, sei es in<br />
dem ich sie durch den Kakao ziehe oder<br />
sie auf den Kopf stelle. Im Fall von Thomas<br />
Rongen wollte ich mich vor allem an der<br />
alten Idee des „white saviors“ abarbeiten,<br />
also dem weißen Mann, der irgendwo<br />
ankommt und den Menschen vor Ort<br />
erstmal zeigt, wie man es richtig macht.<br />
In der Serie „Our Flag Means Death“<br />
(zu sehen bei RTL+), an der Sie als<br />
Darsteller und Produzent beteiligt<br />
sind, gehen Sie diesbezüglich noch<br />
ein bisschen weiter …<br />
Da war die erste Idee damals vor allem,<br />
uns wirklich lustig zu machen über<br />
das fast schon mythische<br />
Konzept des Piraten<br />
und alles, was damit<br />
zusammenhängt. All<br />
diese melodramatischen<br />
Freibeuter, die sich viel zu<br />
ernst und wichtig nehmen,<br />
waren einfach reif für eine<br />
echte Parodie. Und das ist die<br />
Serie ja auch geworden. Nur<br />
dass wir dann im Spiel mit<br />
diesen ganzen altbekannten<br />
Konventionen plötzlich<br />
doch auf etwas vollkommen<br />
anderes stießen und es am Ende eine<br />
wunderschöne Liebegeschichte zwischen<br />
zwei Männern zu erzählen gab.<br />
Um noch einmal auf „Next Goal<br />
Wins“ zurückzukommen: legten<br />
Sie im Fall von Jaiyah Wert auf<br />
authentisches Casting?<br />
Unbedingt. Etwas anderes wäre nicht<br />
in Frage gekommen und hätte man mir<br />
auch nicht durchgehen lassen. Zu Recht,<br />
denn die Zeiten sind vorbei, in denen<br />
man Schauspieler*innen mal eben eine<br />
andere Hautfarbe verpasst oder Männer<br />
Frauen spielen können, ohne dass sich<br />
jemand daran stört. Deswegen wollte ich<br />
unbedingt eine samoanische Frau finden,<br />
die sowohl trans als auch Fa’afafine (in<br />
der polynesischen Kultur eine Person, die<br />
biologisch als Mann geboren ist, aber als<br />
Frau erzogen wurde, Anm. d. Redaktion)<br />
ist und außerdem Fußball genauso wie<br />
Schauspielen kann. Letzteres alleine ist<br />
immer schon schwierig genug! Meine<br />
Auswahl war entsprechend dieses<br />
Mal nicht riesig. Aber es eine riesige<br />
Erleichterung, dass wir mit Kaimana<br />
dann tatsächlich die perfekte Besetzung<br />
fanden.<br />
Und was machte Michael<br />
Fassbender zum idealen<br />
Hauptdarsteller?<br />
Für meinen Geschmack sieht man ihn<br />
viel zu selten in warmherzigen oder<br />
gar lustigen Rollen, was ich vor allem<br />
deswegen so schade finde, weil er in<br />
echt so witzig sein kann. Tatsächlich<br />
trägt er aber eben auch ein tiefes Gefühl<br />
von Traurigkeit mit sich, das in vielen<br />
seiner Filmfiguren ganz wunderbar zum<br />
Vorschein kommt. Für „Next Goal Wins“<br />
suchte ich genau diesen Schmerz, der<br />
glaubhaft spürbar ist, ohne alles zu<br />
überlagern. Dass war für diese Rolle<br />
unerlässlich, und ich bin wirklich fasziniert<br />
davon, wie Michael das spielt, obwohl<br />
er im realen Leben so unglaublich<br />
positiv und glücklich ist. Der Kerl<br />
hat schließlich alles, sieht<br />
fantastisch aus, hat eine<br />
erfolgreiche Karriere, ist<br />
mit einer wunderschönen<br />
Schauspielerin<br />
verheiratet, lebt in<br />
Portugal und fährt<br />
Autorennen. Besser<br />
geht’s ja eigentlich<br />
nicht.<br />
*Interview:<br />
Patrick Heidmann
FILM<br />
INTERVIEW<br />
FOTO: MARTINA THALHOFER<br />
CONSTANTIN LÜCKE,<br />
der Arzt aus „Bettys Diagnose“<br />
Gelernt hat der Schauspieler<br />
seinen Beruf an der Hochschule für<br />
Musik & Theater Hannover, mittlerweile<br />
ist Constantin Lücke im Theater und<br />
Fernsehen erfolgreich. Der Wahlkölner<br />
wurde im TV etwa durch „Rote Rosen“,<br />
„Die Bergretter“ und ganz aktuell „Bettys<br />
Diagnose“ bekannt. Er ist aber auch<br />
queerer Aktivist und Ehemann. Wir<br />
sprachen mit ihm über fast alles.<br />
Wie ist es jetzt bei „Bettys Diagnose“<br />
zu spielen?<br />
Es macht großen Spaß. Wir drehen immer<br />
parallel vier Folgen pro Block. Da habe ich<br />
ganz unterschiedliche Drehtage, mal 17,<br />
dann 8. Ich habe jetzt keine<br />
9-2-5-Woche. Vorbereitung<br />
gehört (fast) jeden Tag dazu,<br />
aber ich kann es mir gut selbst<br />
einteilen.<br />
Theater oder Film, was ist<br />
für dich spannender?<br />
Das kann ich gar nicht so sagen.<br />
Ich habe sehr lange Theater<br />
gespielt, jetzt mache ich<br />
überwiegend Fernsehen. Das<br />
macht mir beides großen Spaß!<br />
Es ist von der Aufmerksamkeit<br />
und Konzentration ähnlich.<br />
FOTO: ZDF<br />
Theater setzt gerade aus, da ich einfach<br />
zu viele Sperrtage habe, also Tage, die für<br />
„Bettys Diagnose“ reserviert sind.<br />
Wie verbringst du deine Freizeit?<br />
Ich bewege mich sehr gerne, fahre immer<br />
alles mit dem Rad, ich habe gar kein Auto.<br />
Ich mache CrossFit, schwimme gerne,<br />
Theater, Kino ... Und eigentlich singe ich<br />
auch sehr gerne, aber da finde ich gerade<br />
weniger Zeit für. Ansonsten noch Lesen,<br />
Freunde treffen … Eigentlich alles, was viele<br />
gerne machen.<br />
Was planst du für den Valentinstag?<br />
Den feiern wir überhaupt nicht, der<br />
Tag hat für uns gar keine Bedeutung.<br />
Wir schenken uns zwischendurch<br />
immer wieder etwas!<br />
Viele Kolleg*innen haben Angst vor<br />
einem Coming-out, hat es dir je<br />
geschadet?<br />
Ich glaube nicht. Ich bekomme<br />
natürlich nicht alles mit, ob etwas im<br />
Besetzungsprozess nicht klappt aufgrund<br />
meiner sexuellen Identität. Aber ich kann<br />
nur jedem/r dazu raten, offen damit<br />
umzugehen. In Zeiten von Diversität ist die<br />
Gesellschaft doch schon offener geworden.<br />
Bist du denn gerne ein Vorbild?<br />
Hm, ich denke da gar nicht so<br />
viel drüber nach. Aber natürlich<br />
bekomme ich ab und an<br />
Nachrichten, dass sich Menschen<br />
für meine Sichtbarkeit bedanken.<br />
Ich freue mich, wenn ich mit allen<br />
anderen queeren Leuten, allen von<br />
#ActOut, einen Anstoß geben darf.<br />
*Interview: Michael Rädel<br />
www.constantinluecke.de,<br />
act-out.org,<br />
Instagram: @constantinluecke
FILM<br />
KINO<br />
Schwule Liebe –<br />
Von Polen nach Norwegen<br />
Regisseur Leiv Igor Devold erzählt in dem am 1. Februar<br />
2024 anlaufenden Film „Norwegian Dream“ eine<br />
grenzüberwindende Liebesgeschichte zwischen zwei<br />
Männern in Trondheim, die sich in einer Fischfabrik<br />
kennenlernen.<br />
FOTOS: SALZGEBER<br />
Robert (Hubert Milkowski („Das Grab im Wald“)) ist gerade<br />
19 Jahre alt und versucht in Norwegen dringend benötigtes<br />
Geld zu verdienen. Er ist nicht geoutet, kann seine Gefühle<br />
für Ivar (Karl Bekele Steinland), den Adoptivsohn des<br />
Fabrikeigentümers, aber nicht verbergen.<br />
Dieser lebt frei und queer, tritt auch mal als Dragqueen auf.<br />
Umgeben von Fjorden, Wasser und einer ländlichen, aber<br />
sehr offenen Gesellschaft muss sich Robert entscheiden,<br />
ob er das Coming-out wagt, um Ivar als Partner zu<br />
gewinnen, oder ob er aus Furcht vor der Meinung seiner<br />
Landsleute unfrei weiterlebt. *rä<br />
www.salzgeber.de
BUCH<br />
FOTOGRAFIE<br />
Fotograf*innengesichter<br />
Die Berliner Künstlerin Birgit Kleber<br />
inszenierte die Menschen intim und<br />
direkt in Schwarz-weiß, die sonst andere<br />
Menschen ablichten.<br />
Darunter Größen wie Peter Lindbergh,<br />
Heidi Specker, Anton Corbijn, Nan Goldin,<br />
Richard Mosse und Wolfgang Tillmans.<br />
„PHOTOGRAPHERS“ ist ein wahrlich<br />
ungewöhnliches Buch, sieht #mensch<br />
doch jetzt die Gesichter zu den Namen, die<br />
einen womöglich schon länger begleiten,<br />
wenn Kunst und Menschen von Interesse<br />
sind. Und sind auch mal (sehr geschätzte!)<br />
Künstler*innen wie Wolfgang Tillmans<br />
dabei, die medial ja recht präsent sind, so<br />
ist es die kunstvolle Art der Inszenierung<br />
von Birgit Kleber, die das Motiv dann so<br />
außergewöhnlich machen.<br />
„Seit Anfang der 1990er-Jahre fotografiere<br />
ich Fotografenkolleginnen und -kollegen<br />
in Berlin und auf Reisen nach Paris und<br />
New York. Es sind zurzeit 112 Porträts, ein<br />
Who’s Who der Fotografie – Nan Goldin,<br />
Ute Mahler, Alec Soth, Cindy Sherman,<br />
Paolo Roversi, Jessica Backhaus, Wolfgang<br />
Tillmans, um nur einige zu nennen. Und<br />
viele, die inzwischen leider gestorben sind –<br />
Gisèle Freund, Michael Wolf, F.C. Gundlach,<br />
Peter Lindbergh – Fotografiegeschichte.<br />
Die Porträts sind schwarz-weiß, ich<br />
arbeite mit Tageslicht und inszenierten<br />
Körperhaltungen, die die Konzentration<br />
fördern und im besten Fall etwas für den<br />
Bruchteil einer Sekunde sichtbar machen“,<br />
so die Künstlerin über ihr Werk und das<br />
neue Buch. Ein hochwertiger Ausflug hinter<br />
die Kulissen der Fotografie mit der Kamera.<br />
Spannend! *rä<br />
Birgit Kleber: „PHOTOGRAPHERS“,<br />
Kehrer Verlag, Heidelberg 2023,<br />
ISBN: 978-3-96900-110-3,<br />
www.birgit-kleber.de,<br />
www.kehrerverlag.com<br />
BILDBAND<br />
„Enter the Forest“ –<br />
moosige Entschleunigung<br />
Alexandre Miguel Maia lässt uns eintauchen<br />
in dichte, mystische Wälder, zeigt uns<br />
verwunschene Moore, die den Wald<br />
unterjochten, und frisches Grün in dunklen<br />
Forsten. Der Wald hat viele Gesichter, die<br />
Ausstellung zum Buch präsentiert einige der<br />
besonders schönen.<br />
Über das Buch „Enter the Forest“ verrät<br />
der Verlag: „Der Fotograf durchwanderte<br />
wiederholt zu verschiedenen<br />
Wetterbedingungen, Tages- und Jahreszeiten<br />
deutsche Feuchtbiotope, Heidelandschaften,<br />
Misch-, Nadel- und Bergwälder – die<br />
Veränderung der Atmosphäre stets im Fokus.<br />
Jedoch ist nicht nur das Phänomen der<br />
Waldeinsamkeit Merkmal dieser Bildserie,<br />
sondern auch die Blickerweiterung auf Klima<br />
und Umweltbewusstsein. Der Gedanke<br />
an das gefährdete Naturreich findet seine<br />
Umsetzung in der Produktion des Buches –<br />
gedruckt auf zertifiziertem Recyclingpapier<br />
und hergestellt in Deutschland“. Ein<br />
wunderbarer Bildband, 128 Seiten dick, der<br />
als moosige Weltflucht dienen kann, der zur<br />
Ruhe kommen lässt und blattrauschend<br />
das Gedanken-Stress-Karussell im Kopf<br />
beendet. Das Buch (ISBN 978-3-96900-<br />
103-5) macht Lust, die Natur zu entdecken,<br />
sich von Social Media loszueisen und die<br />
Umwelt zu erfahren. *rä<br />
www.kehrerverlag.com<br />
David Hockney – Der letzte Maler<br />
Die italienische Schriftstellerin, Professorin<br />
und Moderatorin Monica Foggia vereinte<br />
ihr Können mit ihrem Landsmann Giovanni<br />
Gastaldi, einem italienischen Illustrator, um ein<br />
Buch über einen der bekanntesten lebenden<br />
schwulen Maler zu gestalten: den 1937<br />
geborenen David Hockney.<br />
Das 144 Seiten starke Buch „David Hockney –<br />
Der letzte Maler“ (ISBN 978-3-03876-278-2)<br />
erscheint bei der Midas Verlag AG und lässt uns<br />
Hockneys Leben als Graphic Novel erleben.<br />
Schriftlich wird zu dem ungewöhnlichen<br />
Buch über den unangepassten Queer<br />
verraten: „David Hockneys Arbeit ist stark von<br />
seinem persönlichen Leben beeinflusst. Von<br />
diesem reichen und spannenden Leben wollte<br />
der Künstler aus seiner eigenen Perspektive<br />
mit seinen eigenen Emotionen und mit<br />
seinen Bildern erzählen. David Hockneys<br />
Leben und Werk werden in dieser Graphic<br />
Novel anlässlich seiner großen Retrospektive<br />
in der Tate Britain in London erzählt. Dabei<br />
werden die Lebensstationen des Malers<br />
narrativ geschickt mit der Geschichte eines<br />
Museumswärters verbunden.“ Ein wunderbares<br />
und unterhaltsames Buch über einen wichtigen<br />
Queer (nicht nur in der Kunstwelt). *rä
BILDBAND<br />
BUCH<br />
QUEERE GESCHICHTE:<br />
CSD-Bilder der 1980er<br />
Der 1953 in Indien geborene LGBTIQ*-Aktivist und Fotograf Sunil Gupta<br />
ermöglicht es uns, im 21. Jahrhundert zu entdecken, wie es damals so<br />
war, als CSDs noch (immer) klein und gefährdet waren. In Zeiten, als der Staat<br />
uns noch nicht beschützte. Im 20. Jahrhundert passierte unheimlich viel, das zur<br />
jetzigen Freiheit (in der westlichen Welt!) führte. Die Anfänge zeigt dieses Buch.<br />
„Als Sunil Gupta Ende der<br />
1970er-Jahre von New York nach<br />
London zog, war er überrascht,<br />
kein Äquivalent zur New Yorker<br />
Christopher Street vorzufinden. Alle<br />
Schwulen und Lesben schienen<br />
sich zu verstecken. Nur in einigen<br />
wenigen Kneipen und After-Hour-<br />
Klubs waren sie zu finden“, verrät<br />
der Verlag über die Geschichte<br />
zu diesem wichtigen und sehr<br />
interessanten Buch. „Das änderte<br />
sich aber, als in den 1970er-Jahren<br />
die kleinen Demonstrationen immer<br />
mehr selbstbewusstere Menschen<br />
anlockten, die sich an diesen<br />
öffentlichen Schwulenprotesten<br />
beteiligten.“ Die CSDs in den<br />
Metropolen wuchsen nach und nach<br />
auch in ganz Europa und später in<br />
Asien. Auch weil #mensch damals<br />
zusammen gegen Unterdrückung<br />
und homophobe Gesetze wie<br />
den Clause 28 ** der Thatcher-<br />
Regierung ankämpfte: Von 1988<br />
an war in ganz Großbritannien alles<br />
verboten, was zur „Förderung von<br />
Homosexualität“ dienen konnte.<br />
Absurd – und trotzdem in England<br />
bis 2000 und in Schottland bis 2003<br />
gesetzlich verankert. Das Buch<br />
„Sunil Gupta – Come Out“ erscheint<br />
dieser Tage bei www.stanleybarker.<br />
co.uk, über 100 Seiten voller Bilder,<br />
die Geschichte transportieren,<br />
Bildkunst eines Aktivisten, dessen<br />
Kunst auch im Museum of Modern<br />
Art in New York hängt. *rä<br />
** eine Gesetzeserweiterung des<br />
Local Government Act von 1986<br />
in UK<br />
„<br />
ich weiß, wie<br />
mein liebesleben<br />
mit hiv<br />
entspannt bleibt<br />
NX-DE-HVU-ADVT-230001; April 2023<br />
wissen fürs leben<br />
findest du hier!<br />
Mach dich schlau - mit<br />
der digitalen HIV-Broschüre
BUCH<br />
SCHUHE<br />
Simon „Woody“ Wood steht<br />
auf Sneaker<br />
Der Gründer des legendären „Sneaker Freaker“-Magazins<br />
ist weltweit DER Fachmann, wenn es um Sportschuhe, um<br />
Sneaker geht.<br />
Diese Fußbekleidung wurde um 1860 als<br />
Krocketschuh entwickelt, aufgrund des<br />
leisen Auftretens kam dann Anfang des 20.<br />
Jahrhunderts der Begriff Sneaker auf, der<br />
seit den 1990ern dann zum Überbegriff<br />
wurde. Cool wurden die Schuhe, als sich der<br />
(wohl queere) Schauspieler James Dean in<br />
den 1950ern darin ablichten ließ, trotzdem<br />
haftete den Sneakern immer noch etwas<br />
„Gosse“ an.<br />
In Klubs und Discos kam #mensch bis in die<br />
1990er damit noch nicht ... Diese spießigen<br />
Zeiten sind gottlob aber eigentlich überall<br />
passé – und die mittlerweile auch sehr ausgefallenen Schuhe<br />
sind angesagte, praktische und trendige Alltagsmode! Der<br />
Kölner TASCHEN Verlag hat das Buch dazu: „Sneaker Freaker<br />
– World’s Greatest Sneaker Collectors“ bringt dir auf über<br />
750 (!) Seiten (fast) alles, was du wissen musst, wenn du auf<br />
Sneaker stehst. *rä<br />
TASCHEN „Sneaker Freaker – World’s Greatest Sneaker<br />
Collectors“, Simon „Woody“ Wood, Hardcover,<br />
21,0 x 31,5 cm, 3,21 kg, 752 Seiten, www.taschen.com<br />
FOTO: STAN CHAN<br />
Sneaker-Sammler Chris Robinson aka @sbcollector<br />
KALENDER<br />
Neues von Romain Berger<br />
Ernste Themen provokant und<br />
auch erotisch zu verarbeiten, das ist<br />
eine Kunst. Dieser queere Künstler<br />
schafft genau das. Und so ist der<br />
neue Kalender von Romain Berger<br />
dann auch ein erotisches Vergnügen,<br />
das nicht nur mit den unbedeckten<br />
Schw*nzen provoziert. Sein neuer<br />
Kalender „Furious“ ist ab jetzt<br />
vorzubestellen, dann ist der Kalender<br />
pünktlich zum Jahreswechsel da<br />
(spätestens!). Zudem sei dieser sehr<br />
erotische und limitierte Wandschmuck<br />
zugleich der Startschuss zu<br />
seiner neuen, in Italien startenden<br />
gleichnamigen Ausstellungstour. In<br />
dem Kalender zeigt Romain Berger<br />
auch Sexuelles. Für ihn ist diese Form<br />
der Kunst ein neuer Weg, den er geht.<br />
Frei, ohne Angst vor Verurteilung und<br />
auch ohne Selbstzensur. *rä<br />
www.romainberger-photography.com
KUNST<br />
Sigurd Wendland „Selbst mit Tod“, 2005<br />
Sigurd Wendland „Piss-Painting“, 1998<br />
NACHGEFRAGT<br />
Sigurd Wendland „Bügelbild“, 1985<br />
SIGURD WENDLAND:<br />
Der Pastor sagte: „Das sind doch nur Menschen,<br />
da kannst du hingehen!“<br />
Der 1949 in Münster geborene<br />
Künstler entwickelte seine Kunst an<br />
der Hochschule der Künste Berlin (jetzt:<br />
UdK) weiter und war 1979 Meisterschüler<br />
bei Fred Thieler. Unlängst waren seine<br />
mitunter provokanten Kunstwerke<br />
bei der Galerie von Hirschheydt in der<br />
Wielandstraße in Berlin zu bewundern. Wir<br />
telefonierten mit dem Künstler.<br />
Was liebst du an der Malerei?<br />
Solange ich lebe, habe ich gemalt und<br />
gezeichnet. Schon in der Schule habe<br />
ich, statt zu lernen, oft gemalt, Porträts<br />
von meinen Lehrern gemacht ... Es war<br />
irgendwie klar, dass ich Maler werden<br />
würde, wenn meine Eltern das auch gerne<br />
verhindert hätten …<br />
Haben sie das denn versucht?<br />
Als ich dann Kunst studiert habe, hätten<br />
sie es gerne zum Beispiel gehabt, dass ich<br />
Kunstlehrer oder Werbegrafiker werden<br />
würde, etwas, womit man wirklich Geld<br />
verdienen kann, nicht so etwas, wie ich<br />
es mache. Doch ich durfte das zweite<br />
Grundsemester überspringen, weil ich so<br />
gut war, und konnte gleich in die Malklasse.<br />
Dann konnte mein Vater nichts mehr<br />
dagegen haben!<br />
Stichwort Body Positivity. Du<br />
scheust dich nicht, Explizites oder<br />
Intimes, etwa Pinkeln, zu malen. Was<br />
erfüllt dich mit Scham?<br />
Scham, hm, eher nicht. Aber erigierte<br />
Penisse male ich nicht, das wirkt so<br />
statisch, die müssen ja in Aktion sein.<br />
(grinst)<br />
Da gibt es eine ganz aktuelle Geschichte: Ich<br />
habe ja den mit rosa Farbe überschütteten<br />
Soldaten in Schöneberg gemalt. Da habe<br />
ich mir überlegt, dass ich zur russischen<br />
Homophobie und zum dortigen Militär<br />
etwas male, und habe mir Freunde<br />
ins Atelier geholt, die dann alle diese
KUNST<br />
Sigurd Wendland „Denkmal in Schöneberg“, 2021<br />
blau-weißen T-Shirts trugen, die dort beim<br />
Militär als Unterhemd üblich sind. Um ein<br />
Denkmal herum haben sie dann Liebesakte<br />
dargestellt, ich habe davon Fotos gemacht<br />
und hätte ein Bild gemalt. Doch dann kam<br />
der Krieg und ich dachte mir: Jetzt gerade<br />
geht es nicht mehr um Homophobie, es<br />
geht um Menschenleben. Da passt das Bild<br />
nicht. Ich habe noch die Fotos … Ich arbeite<br />
ja mit Bausteinen, ich setze die Motive an<br />
der Leinwand zusammen. Vielleicht wird es<br />
irgendwann gemalt werden. Oder eben in<br />
einer anderen Form.<br />
Wie stehst du zu Auftragsarbeiten?<br />
Ja, ich habe ein paar Aufträge gemacht.<br />
Zum Beispiel habe ich den erzkonservativen<br />
Bauernpräsidenten Gerd Sonnleitner<br />
gemalt, einen CSUler. Dann war ich bei ihm<br />
zu Hause eingeladen und dachte mir nur:<br />
Was für ein LIEBER Mensch. Unglaublich!<br />
Aber er war eben in seiner politischen<br />
Funktion gegensätzlich … Er erzählte mir,<br />
dass er, bevor ich ihn malte, zum Pastor<br />
gegangen ist, weil in meinem Atelier immer<br />
Nackte seien. Der Pastor sagte: „Das<br />
sind doch nur Menschen, da kannst du<br />
hingehen!“<br />
Zum Thema Männerakte gibt es noch eine<br />
Geschichte: Ich hatte eine Ausstellung in<br />
Polen im Museum Stargard Stettin. Dort<br />
sollten erst nur die Frauenakte ausgestellt<br />
werden, die Männerakte wollten sie nur ins<br />
Büro der Leitung hängen. Doch ich sagte:<br />
Nein, wenn, dann alles zusammen! Ich kam<br />
FOTO: F. LAU<br />
dann zur Eröffnung und alles hing. Ich habe<br />
den Direktor dann gefragt, wie er das denn<br />
nun gemacht habe. Und er antwortete: Der<br />
oberste Boss von der Kirche nebenan war<br />
da und hätte gemeint, Männer sind auch<br />
nur Menschen und dürfen gezeigt werden.<br />
Wie stehst du zu „Kunst“ der KI?<br />
Ach, als Bedrohung sehe ich sie nicht. Ich,<br />
wir Menschen haben anderes Wissen, das<br />
sie noch nicht wissen kann. Zum Beispiel,<br />
dass man bei Porträts immer die Hände<br />
und Füße größer malen muss als in<br />
echt, sonst wirken sie zu klein. Ich kann<br />
Dinge aus dem Gedächtnis malen, die KI<br />
braucht immer eine Vorlage.<br />
Malen ist ein Prozess, wo noch vieles<br />
während des Malvorgangs entschieden<br />
wird und sich permanent ändert. Kein<br />
Bild wird am Ende so wie geplant. Und<br />
Malen ist rauschhaft. Rausch kennt keine<br />
KI.<br />
Worauf freust du dich im Frühling?<br />
Dass die Leute wieder weniger Klamotten<br />
tragen und der Körper zu sehen ist! Das<br />
ist wunderbar. (lacht)<br />
*Interview: Michael Rädel<br />
Sigurd Wendland „Hausschwein“, 2021<br />
www.sigurdwendland.de
KUNST<br />
AUSSTELLUNG<br />
Amadeus Certa, „Piccolo“, 2021, 75 x 105 cm, Tusche auf Leinwand<br />
AMADEUS CERTA:<br />
Mangas, Animes und Street-Art<br />
Es sei „ein Ringen mit dem Werk“<br />
und natürlich auch „eine mentale,<br />
eine geistige Handlung“, wenn der 1992<br />
geborene Künstler Amadeus Certa sich<br />
seiner Kunst widmet. Ende Oktober<br />
eröffnete seine aktuelle Ausstellung<br />
„Amadeus Certa: Dreams of Lore“ in<br />
der MEWO Kunsthalle in Memmingen.<br />
Der in Mannheim geborene<br />
Wahldüsseldorfer Künstler Amadeus<br />
Certa schloss sein Studium der Malerei und<br />
Grafik an der Kunstakademie Düsseldorf mit<br />
Auszeichnung und 2016 als Meisterschüler<br />
von Prof. Siegfried Anzinger ab. Seine<br />
Kunst ist inspiriert vom Tätowieren, von<br />
asiatischen Comics, Mangas und sicherlich<br />
auch von der Pop-Art-Bewegung.<br />
Über seine Arbeitsweise und Kunst verrät<br />
die MEWO Kunsthalle: „Der eigentliche<br />
Malakt geht bisweilen schnell von der Hand.<br />
Dabei gibt es zwar einen Ausgangspunkt,<br />
aber kein konkretes Ziel. Jeder Schritt im<br />
Bild gibt den nächsten vor, wenn auch<br />
nicht unbedingt den nächstlogischen.<br />
Ein distanzierter Blick ist notwendig, um<br />
mitunter das genaue Gegenteil ins Bild<br />
einfließen zu lassen. Es ist ein Ringen mit<br />
Amadeus Certa, „Son Goku (Zewa)“, 2016 – 2022,<br />
28 x 26 cm, Öl und Küchenpapier auf Leinwand<br />
dem Werk, ein Ausloten konträrer Elemente.<br />
Diese Spannungen sind es, wonach das Bild<br />
verlangt. Der Ausdruck folgt einer inneren<br />
Notwendigkeit, nicht aber die Wahl der<br />
motivischen und technischen Mittel.“ *rä<br />
Bis 25.2., „Amadeus Certa: Dreams of<br />
Lore“, MEWO Kunsthalle, Bahnhofstr. 1,<br />
Memmingen, www.mewo-kunsthalle.de<br />
BILDBAND<br />
Bilder voller Lebensfreude<br />
Mitte September erfreute eine Signierstunde<br />
mit der großen brasilianischen Künstlerin<br />
Beatriz Milhazes in der schmucken<br />
Schlüterstraße beim TASCHEN Verlag die<br />
Herzen aller Kunstliebhaber*innen. Jetzt<br />
kann jede/r das Buch haben.<br />
Die 1960 geborene Malerin, Grafikerin<br />
und Collage-Künstlerin ist ein weltweit<br />
gefeierter Star der Kunstwelt, ihre Bilder<br />
voller folkloristischer Elemente Südamerikas<br />
entführen in bunte Welten und sind grafische<br />
Kleinode, die die Welt bereichern. Der hier<br />
vorgestellte Bildband erkunde „mit über<br />
280 Kunstwerken, einem kunsthistorischen<br />
Essay, einer ausführlichen Biografie<br />
sowie einem poetischen Wörterbuch alle<br />
Schaffensphasen der Künstlerin“, so der<br />
Verlag dazu schriftlich via E-Mail. Als Buch<br />
ein ganz wunderbares Geschenk an deine<br />
(Wahl-)Familie oder an dich selbst! *rä<br />
www.taschen.com
KALENDER<br />
Willige Matrosen, derbe Arbeiter und sexy Polizisten<br />
Nein, die Village People haben sich<br />
nicht (erneut) vervielfacht, hier geht<br />
es um den neuen und zudem offiziellen<br />
„Tom of Finland“-Kalender für 2024.<br />
Versprochen werden „butts, bulges, and<br />
cocks“, so das Team von Peachy Kings,<br />
das den hochwertigen Kalender unlängst<br />
veröffentlichte.<br />
KUNST<br />
Seit den 1950er-Jahren fasziniert und<br />
erregt die schwule Kunst des Finnen Touko<br />
Valio Laaksonen aka Tom of Finland (8.<br />
Mai 1920 – 7. November 1991) weltweit.<br />
Seine starken, selbstbewussten und<br />
freien Männer, die sich aneinander<br />
erfreuen, waren die Blaupause überhaupt<br />
für die Fetisch- und Lederszene der<br />
LGBTIQ*-Community ab den 1970ern.<br />
Und sie inspirierten sicherlich auch die<br />
Producer Jacques Morali (schwul, 1947<br />
– 1991) und Henri Belolo (1936 – 2019)<br />
zu der anfangs erwähnten Disco-Truppe<br />
Village People und zu den Plattencovern<br />
anderer ihrer erfolgreichen Projekte<br />
wie The Ritchie Family. Muskulöse Männer<br />
mit oder ohne Schnauzer, immer mit<br />
dicker Beule und in sexy Macho-Posen.<br />
Und natürlich in Berufen, die etwas für<br />
harte Kerle waren: bei der Polizei, bei der<br />
Marine ... Berufe und Berufsumfelder,<br />
die damals noch mehr als heute für<br />
Unterdrückung queerer Lebensformen,<br />
Diskriminierung und Unrecht gegenüber<br />
der queeren Community standen. Wir<br />
dürfen nicht vergessen: Tom of Finlands<br />
erotische Bilder erschienen erstmals<br />
1957 im US-Magazin „Physique Pictorial“,<br />
also zwölf Jahre, bevor es mutige Queers<br />
in der Szene-Bar „Stonewall Inn“ in der in<br />
der New Yorker Christopher Street (daher<br />
kommt das Kürzel CSD, „Christopher<br />
Street Day“) erstmals erfolgreich wagten,<br />
sich gegen die Unterdrückung durch die<br />
heterosexuelle Mehrheitsgesellschaft zu<br />
wehren.<br />
Der 2024er-Kalender aus dem Hause<br />
Tom of Finland sei der erste, der die<br />
Werke des Künstlers vollständig in Farbe<br />
zeige, so Peachy Kings. 28 Seiten, 14<br />
ganzseitige Bilder und Kalenderraster und<br />
das für zwölf Monate! Pralle Kunst für<br />
deine Wohnung und zudem ein schönes<br />
Geschenk für deine (Wahl-)Familie, wenn<br />
sie offen ist für sehr, sehr schwule und<br />
explizite Bilder. Nur für Erwachsene! *rä<br />
www.peachykings.com<br />
KALENDER<br />
SCHWUL<br />
UND SEXY:<br />
„meat NKD“ und „meat ICONS“<br />
Der Künstler Adrian Lourie aus UK macht sich mit seiner<br />
Fotografie für Body Positivity und schwule Sichtbarkeit stark.<br />
Passend zum Jahreswechsel und -beginn gibt es jetzt gleich<br />
zwei Kalender für dich und deine (Wahl-)Familie.<br />
„Das Wichtigste ist, dass sich der Mann, den ich fotografiere,<br />
wohl- und entspannt fühlt. Es ist eine intime, manchmal sexy,<br />
manchmal erotische Erfahrung sowohl für mich als auch, was<br />
noch wichtiger ist, für ihn“, so Adrian im Chat mit uns. „Nur<br />
wenn ich als Fotograf Selbstvertrauen zeige, kann ich eine<br />
Verbindung zu jemandem herstellen, den ich fotografiere.“<br />
Das große Thema KI/AI ist für ihn noch unwichtig, wie er<br />
verriet: „Es ist nichts, was ich derzeit erlebe oder dem ich<br />
viel Aufmerksamkeit schenke. Ich retuschiere meine Arbeit<br />
nicht einmal wirklich. Für mich ist es wichtig, als Künstler und<br />
Fotograf authentisch zu sein und dies auch in meiner Arbeit<br />
zu zeigen. Ich hoffe, dass ich dafür keine ausgefallenen Tricks<br />
brauche.“ *rä<br />
www.meatzine.com
REISE<br />
GAY CRUISE NACH TEL AVIV<br />
UNITED IN LOVE!<br />
Im Oktober werden sich Gäste aus<br />
40 Nationen auf den Weg zu einer<br />
siebentägigen Kreuzfahrt durch<br />
das östliche Mittelmeer begeben.<br />
Dabei werden Orte der christlichen,<br />
der islamischen und der jüdischen<br />
Kultur besucht, um ein Zeichen der<br />
Verständigung zwischen den Kulturen<br />
zu setzen. Die Reise verbindet Mykonos,<br />
Zypern und Kreta mit dem pulsierenden<br />
Gay Hotspot Tel Aviv.<br />
In Israels cooler Hauptstadt Tel Aviv liegt<br />
der LGBTIQ*-Anteil bei schätzungsweise<br />
25 % der Bevölkerung. Von daher ist es<br />
nicht verwunderlich, dass das Nachtleben<br />
von Tel Aviv als eines der besten der Welt<br />
angesehen wird. Aber das Nachtleben<br />
ist nicht der einzige Grund, warum jedes<br />
Jahr Millionen von Touristen aus aller Welt<br />
in die Stadt strömen. Die unglaublichen<br />
Mittelmeerstrände der Stadt haben auch<br />
internationales Ansehen erlangt. Sie<br />
bestechen durch kristallklares Wasser,<br />
weißen Sand und einer erstaunlichen<br />
Anzahl attraktiver Menschen, die die Sonne<br />
genießen. Da das Schiff über Nacht in<br />
Haifa bleiben wird, besteht 2 Tage lang<br />
die Möglichkeit, die vibrierende Szene und<br />
kulturhistorische Orte wie Jerusalem zu<br />
besuchen. Auf den Exkursionen geht es<br />
durch das Jaffa-Tor<br />
zurück in die Vergangenheit. Von der Spitze<br />
des Davidsturms hat man einen herrlichen<br />
Panoramablick auf die Alte und die Neue<br />
Stadt. Daneben schließen sich Besuche<br />
beim Grab von König David und dem Raum<br />
des letzten Abendmahls und natürlich die<br />
Klagemauer an. Natürlich lernt man alle in<br />
Jerusalem vertretenen Religionen wie das<br />
armenische Viertel, das historische christliche<br />
Viertel und den belebten arabischen Markt<br />
kennen.<br />
In Tel Aviv erkundet man die Highlights dieser<br />
weltoffenen Metropole und ihre erstaunliche<br />
schwule Atmosphäre. Die Tour beginnt am<br />
Rothschild Boulevard, einer der wichtigsten<br />
und bekanntesten Straßen Tel Avivs. Er ist<br />
ein kulturelles Zentrum mit dem wichtigsten<br />
Theater und Konzertsaal Tel Avivs sowie<br />
kulinarisches Zentrum mit Dutzenden von<br />
Spitzenrestaurants.
Durch den zweitägigen Aufenthalt bleibt<br />
sogar genug Zeit, um an die Nordküste zu<br />
fahren. Israels Mittelmeerküste wurde im<br />
Laufe der Geschichte von verschiedenen<br />
Imperien beherrscht, die ein faszinierendes<br />
Mosaik historischer Stätten und vielfältiger<br />
Kulturlandschaften geschaffen haben.<br />
Daher ist eine Reise ins westliche Galiläa<br />
sicher etwas für Geschichts- und<br />
Archäologieliebhaber. Dazu gehört auch<br />
Acco mit seiner von der UNESCO als<br />
Weltkulturerbe anerkannten Altstadt. Dort<br />
kann man über den Markt bummeln, die<br />
Moschee und den alten Hafen besuchen<br />
sowie mehr über die bemerkenswerte<br />
unterirdische Kreuzritterstadt und die<br />
Krypta erfahren. Dann geht es weiter zum<br />
Naturschutzgebiet Rosh Hanikra - direkt<br />
an der Grenze zum Libanon - wo das<br />
türkisfarbene Mittelmeer auf die weißen<br />
Kalksteinfelsen trifft, und magische Buchten<br />
und Grotten entstehen lässt.<br />
Ob man Gläubiger oder Geschichtsliebhaber<br />
ist, spielt auf der Reise nach Galiläa keine<br />
Rolle. Die erste Station ist Nazareth, die<br />
Stadt in der Jesus seine Kindheit verbrachte.<br />
Dort besichtiget man die sagenumwobene<br />
Verkündigungsbasilika, die über dem Ort<br />
errichtet wurde, an dem der Überlieferung<br />
nach das Haus der Jungfrau Maria stand,<br />
in dem ihr der Engel Gabriel erschien und<br />
ihr ankündigte, dass sie den Sohn Gottes<br />
empfangen und gebären würde. Am See<br />
hält man in Kapernaum, um die Ruinen der<br />
antiken Synagoge, in der Jesus gelehrt hat,<br />
und die prächtige griechisch-orthodoxe<br />
Kirche zu besichtigen.<br />
Eine Möglichkeit ist die Fahrt zur<br />
Bergfestung von Masada und zum Toten<br />
Meer. Dort angekommen nimmt man die<br />
Seilbahn auf den Berggipfel, wo die antike<br />
Festung liegt, die 30 v. Chr. von König<br />
Herodes erbaut wurde. Danach geht es<br />
zum größten Naturbad der Welt: dem Toten<br />
Meer am Kalia Beach 400 Meter unter dem<br />
Meeresspiegel. Eine einzigartige Gelegenheit,<br />
sich im Toten Meer treiben zu lassen und<br />
sich mit dem mineralreichen Schlamm zu<br />
bedecken, dem viele eine therapeutische<br />
Wirkung nachsagen. Auf dem Rückweg<br />
entdeckt man Haifa, die drittgrößte Stadt<br />
Israels, die an den Hängen des Berges<br />
Karmel liegt. Die Stadt, in der sowohl Juden<br />
als auch Araber leben, ist ein Schmelztiegel<br />
der Kulturen und Ideen. Hier hat man<br />
einen Blick auf den Hafen, wo auch das<br />
Kreuzfahrtschiff Vasco da Gama vor Anker<br />
liegen wird und die herrlichen Bahai-Gärten,<br />
die die Heimat des Bahai-Glaubens ist. *oa<br />
Buchbar ist die Spartacus Cruise 2024<br />
unter www.spartacus.cruises<br />
REISE<br />
FOTOS: OUTSTANDINGTRAVEL.COM
REISE<br />
VILLA ENCANTADA<br />
BRASILIEN<br />
verzaubert<br />
Wenige Orte auf der Welt lassen eine<br />
erwartungsvolle Kette von Assoziationen<br />
aufkommen wie Brasilien: Sonne, Strand,<br />
Samba und die Freundlichkeit der<br />
Menschen haben einen legendären Ruf.<br />
Aber wo soll man beginnen in einem Land,<br />
das 24x so groß wie Deutschland ist?<br />
Wer sowohl eine urbane Atmosphäre<br />
als auch endlose Strände schätzt, ist<br />
vermutlich in Salvador de Bahia gut<br />
aufgehoben. Die Hauptstadt des im<br />
Nordosten gelegenen Bundesstaates hat<br />
2,5 Millionen Einwohner und vereint sowohl<br />
afrobrasilianische Einflüsse wie auch das<br />
städtebauliche Erbe der portugiesischen<br />
Kolonialzeit.<br />
Seit 2022 gibt es mit der Villa Encantada<br />
einen Ort speziell von schwulen Männern<br />
für schwule Männer. Die „verzauberte“<br />
Villa ist ein wunderschönes Gasthaus)<br />
mit 11 Zimmern und nur 150 m entfernt<br />
vom kilometerlangen Strand „Praia do<br />
Flamengo“. In dem begrünten Innenhof<br />
befindet sich ein großer Pool, wo<br />
Getränke und Speisen rund um die Uhr<br />
zur Verfügung stehen. Der Hamburger<br />
Kulturmanager Corny Littmann hat sich<br />
hier einen Traum von brasilianischer<br />
Lebensfreude kombiniert mit deutscher<br />
Gastfreundlichkeit verwirklicht.<br />
Alle seine sieben Mitarbeiter sind schwule<br />
Jungs zwischen 25 und 30 Jahren, von<br />
denen alle über Englischkenntnisse<br />
verfügen. Hotelmanager Mario spricht<br />
sogar ausgezeichnet deutsch und holt die<br />
Gäste persönlich von dem nur 15 Minuten<br />
entfernten Flughafen ab.<br />
Anders als in den Hotels ist es möglich, hier<br />
Urlaubsbekanntschaften mit aufs Zimmer<br />
zu nehmen und trotzdem die Sicherheit zu<br />
gewährleisten. An der 24 Stunden besetzen<br />
Rezeption muss der Gast seinen Ausweis<br />
abgeben und erhält ihn erst beim Verlassen<br />
des Hauses wieder zurück. Der hohe<br />
Anspruch bei gleichzeitig überraschend<br />
geringen Preise (ab 58 Euro pro Nacht inkl.<br />
Frühstück) wird in vielen Details wie einem<br />
guten europäischen Frühstück, sorgfältig<br />
ausgewählten alkoholischen Getränken<br />
und einem Lieferservice nahe gelegener<br />
Restaurants deutlich. Zimmer, Einrichtung<br />
und Dekoration sind qualitativ hochwertig<br />
und die hauseigene Solaranlage sorgt für<br />
warmes Wasser und die Klimaanlage.<br />
Die Villa liegt eine gewisse Strecke vom<br />
Stadtzentrum entfernt, was aber kein<br />
Problem darstellt, da man jede Entfernung<br />
mit Uber sehr günstig zurücklegen kann.<br />
Wer trotzdem das pulsierende Leben<br />
hautnah erfahren möchte, kann sich über<br />
die Villa in den hauseigenen Apartments<br />
einmieten. Von hier kann man die<br />
bezaubernde Altstadt erkunden, in der<br />
sich der koloniale Baustil erhalten hat<br />
und Restaurants und Bars mit Livemusik<br />
Tür an Tür liegen. Von den Apartments<br />
sind es kurze Wege z. B. zum schwulen<br />
Strand Porto Barra, an dem sich auch die<br />
Strandpromenade am Wochenende zu<br />
einem Get-together verwandelt. Wer das<br />
Gefühl hat, trotzdem zu kurz zu kommen,<br />
kann den Club 11 besuchen. Diese Sauna<br />
kennt zwei Arten von Besuchern, die<br />
an unterschiedlich farbigen Bändchen<br />
zu erkennen sind - hier bleibt definitiv<br />
niemand allein. Posh geht es in der Beach<br />
Bar Blue Praia zu, wo sich die Generation<br />
Instagram versammelt. Wer stattdessen<br />
italienische Küche bevorzugt, wird im<br />
Restaurant Alfredoro auf höchstem Niveau<br />
zu bezahlbaren Preisen verwöhnt. *oa<br />
www.villaencantada.net<br />
FOTOS: OA
Im Urlaub<br />
zu Hause<br />
Übernachten bei queeren<br />
Gastgebern in über 70 Ländern!<br />
29 €<br />
AB<br />
PRO NACHT<br />
FOTO: ISTOCKPHOTO.COM/ DRAZEN_<br />
Seit 20 Jahren in der Community bekannt unter ebab
REISE<br />
DETROIT<br />
MOTOREN & MUSIK<br />
In Amerikas einst wichtigster<br />
Industriestadt zeugen imposante<br />
Art-déco-Wolkenkratzer, international<br />
renommierte Museen und das Erbe<br />
Henry Fords vom ehemaligen Glanz der<br />
„Motor City“. Die LGBTIQ*-Szene hat<br />
sich derweil im Vorort Ferndale ihr ganz<br />
eignes Refugium geschaffen.<br />
Nicht aufgeben! Die fast acht Meter hohe<br />
Bronzefaust, die als eines der Wahrzeichen<br />
Detroits gilt und an die schwarze<br />
Boxlegende Joe Lewis erinnert, könnte auch<br />
gut als Motto für die gesamte Stadt stehen.<br />
In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts<br />
galt die Metropole, die ihren Aufschwung<br />
der Pharma-, Tabak-, Ofen- und vor allem<br />
der Autoindustrie zu verdanken hatte,<br />
als eine der schönsten Städte Amerikas.<br />
Prächtige Industriellenvillen säumten<br />
einst die Straßen, Wolkenkratzer wie das<br />
Guardian Building oder das Fisher Building<br />
gelten als Meisterwerke des Art déco,<br />
deren goldglänzende Empfangshallen<br />
auch heute nichts von ihrer faszinierenden<br />
Ausstrahlung verloren haben. Während einer<br />
Tour durch Downtown weist Stadtführer<br />
Davy Webb immer wieder auf kleine Details<br />
an den Fassaden hin und hält jede Menge<br />
Wissen über die Stadtgeschichte parat –<br />
einschließlich die der LGBTIQ*-Community.<br />
„Einst mit unzähligen Bars und Klubs in<br />
Downtown angesiedelt, hat sich die Szene<br />
nach den Rassenunruhen 1967 entlang der<br />
Woodward Avenue immer weiter nach außen<br />
bis nach Ferndale verlagert“, so der studierte<br />
Historiker. Der Strukturwandel und mit ihm<br />
der Niedergang der Autoindustrie tat sein<br />
Übriges, der Stadt hart zuzusetzen.<br />
Pioniergeist<br />
Zehn Jahre später lässt sich ein<br />
Aufschwung der Stadt erkennen. In<br />
und um die Innenstadt eröffnen neue<br />
Hotels, Restaurants und Einkaufszentren,<br />
weitere Wohnkomplexe sollen für die<br />
Wiederbelebung von Downtown Detroit<br />
ebenso sorgen wie Veranstaltungen im<br />
Herzen der Stadt. Rund um das ehemalige<br />
FOTO: DAX<br />
Bahnhofsgebäude an der Stadtgrenze sollen<br />
ein Technik- und Innovationszentrum für<br />
Start-ups entstehen und an den Geist jenes<br />
Pioniers anschließen, dem Detroit wohl<br />
am meisten zu verdanken hat. Schließlich<br />
war es Henry Ford, der den Grundstein<br />
FOTO: VITO PALMISANO<br />
für den Aufschwung der Stadt legte.<br />
Das Ford Piquette Avenue Plant gilt als<br />
Geburtsort eines der erfolgreichsten Autos,<br />
das je gebaut wurde. Mit dem Model T<br />
begann der Siegeszug von Ford rund um<br />
die Welt. Wer einen Blick auf die aktuelle<br />
Ford-Produktion werfen will, kann dies in der<br />
Ford Rouge Factory tun, die man im Rahmen<br />
eines Besuchs im Henry Ford Museum<br />
of American Innovation buchen kann.<br />
Das Museum samt seinem Erlebnisdorf<br />
Greenfield Village gilt als der größte<br />
Museumskomplex der USA, der knapp zwei<br />
Millionen Besucher pro Jahr zählt. Zu den<br />
wichtigsten Exponaten zählen neben der<br />
Sammlung von präsidialen Autos – darunter<br />
jener Karosse, in der John F. Kennedy<br />
erschossen wurde – auch der Bus, in dem die<br />
Bürgerrechtlerin Rosa Parks sich weigerte,<br />
ihren Platz für eine weiße Passagierin<br />
zu räumen.<br />
Sound von Motown<br />
Für Kunstliebhaber gilt ein Besuch des<br />
Detroit Institute of Art als Pflichttermin. Das<br />
1885 gegründete Museum gilt als eines der<br />
bedeutendsten Kunstmuseen des Landes,<br />
dessen Sammlung von Gegenständen aus<br />
dem alten Ägypten bis zu amerikanischer<br />
Gegenwartskunst reicht. Besonders<br />
eindrucksvoll ist neben der Sammlung<br />
des General Motors Centers for African<br />
American Art das für den Innenhof von<br />
Diego Rivera geschaffene Fresko „Detroit<br />
Industry“. Und noch ein Thema sollte man<br />
in Detroit nicht aus den Augen verlieren:<br />
die Musik. Der Soundtrack der Stadt ist<br />
unweigerlich mit dem 1959 gegründeten<br />
Plattenlabel Motown verbunden, das<br />
R ’n’ B-, Soul- und Popkünstler wie Marvin<br />
Gaye, Diana Ross & The Supremes, The<br />
i<br />
Das Skyteam-Mitglied Delta Airlines verbindet täglich Frankfurt und in<br />
der Sommersaison viel Mal pro Woche München nonstop mit Detroit.<br />
Geflogen wird mit einem Airbus A330 bzw. einer Boeing 767 mit den<br />
Klassen Delta One, Delta Premium Select und Main Cabin.<br />
www.delta.com<br />
FOTO: DELTA
REISE<br />
Temptations, Stevie Wonder, die Four Tops, Michael<br />
Jackson oder Queen Latifa unter Vertrag hatte. Im<br />
Motown Museum, das sich in drei Häusern entlang<br />
des West Grand Boulevard befindet, in denen<br />
das Label einst residierte, erzählen zahlreiche<br />
Erinnerungsstücke wie Goldene Schallplatten,<br />
Kostüme und Fotos die Firmengeschichte ebenso<br />
wie das Aufnahmestudio A, in dem zahlreiche<br />
Nummer-eins-Hits eingespielt wurden.<br />
Queeres Ferndale<br />
Die Hart Plaza dient auch als Treffpunkt von<br />
Detroits LGBTIQ*-Community im Anschluss<br />
an die alljährliche Motor City Pride Parade, die<br />
jeweils im Juni stattfindet. Ihren Ursprung hat die<br />
Parade in Ferndale, etwa zwanzig Kilometer von<br />
Downtown entfernt. Die kleine Stadt hat sich seit<br />
den 1970er-Jahren zur Heimat vieler, vor allem<br />
weißer, Schwuler und Lesben entwickelt. Entlang<br />
der Hauptstraße Nine Mile Road liegen beliebte<br />
queere Hotspots wie Soho oder das Restaurant<br />
Bobcat Bonnie’s sowie zahlreiche Geschäfte und<br />
Boutiquen. Eine andere Konstante in Detroits<br />
LGBTIQ*-Nachtleben findet sich auf halben Weg<br />
zwischen Downtown und Ferndale: Das Menjos<br />
mit seiner angeschlossenen Lederbar Eagle ist an<br />
Wochenenden ein beliebter Treffpunkt der Szene<br />
und bekannt für sein diverses Publikum, das die<br />
ganze Vielfalt Detroits widerspiegelt. *dax<br />
www.visitdetroit.com<br />
FOTO: DILLON BALMAS / DETROIT METRO CVB<br />
DEINE GAY STORES<br />
Berlin • Köln • Hamburg • München<br />
brunos.de /brunos.de @brunos_de
GESUNDHEIT<br />
HIV<br />
ANTIBIOTIKA-PEP vor Zulassung<br />
Ein altes Antibiotikum wird zur Waffe gegen sexuell übertragbare Infektionen<br />
Drei von vier Studien haben<br />
gezeigt, dass eine direkt<br />
nach dem Sex eingenommene<br />
Dosis Doxycyclin das Risiko für eine<br />
Infektion mit Chlamydien, Gonorrhoe<br />
und Syphilis erheblich reduziert.<br />
Die amerikanische Gesundheitsbehörde<br />
CDC wird wohl in Kürze eine<br />
Empfehlung für den Gebrauch dieser<br />
Methode für Hochrisikogruppen<br />
herausgeben. Obwohl noch nicht alle<br />
Langzeitfolgen erforscht sind.<br />
Doxycyclin, wenn es nach ungeschütztem<br />
Geschlechtsverkehr<br />
eingenommen wird, hat in klinischen<br />
Studien gezeigt, dass es das Risiko<br />
einer Infektion mit drei Krankheiten<br />
signifikant reduziert: Chlamydien,<br />
Gonorrhoe und Syphilis.<br />
Die führende US-Bundesgesundheitsbehörde,<br />
die CDC (Zentren für die Kontrolle<br />
und Prävention von Krankheiten), ist dafür<br />
verantwortlich, eine Entscheidung über neue<br />
Empfehlungen zu treffen. Dabei muss sie<br />
sowohl die Notwendigkeit berücksichtigen,<br />
Epidemien bei Millionen von Amerikanern<br />
einzudämmen, als auch das Risiko einer<br />
erhöhten Antibiotikaresistenz.<br />
„Innovation und Kreativität sind im Bereich<br />
der öffentlichen Gesundheit wichtig, und<br />
wir brauchen dringend neue Werkzeuge”,<br />
sagte Jonathan Mermin, ein CDC-Vertreter,<br />
gegenüber AFP. Die Empfehlungen,<br />
die voraussichtlich diesen Sommer<br />
veröffentlicht werden sollen, werden<br />
wahrscheinlich nur auf diejenigen Gruppen<br />
abzielen, die am stärksten gefährdet sind:<br />
schwule Männer oder transgeschlechtliche<br />
Frauen mit früheren Infektionen. Während<br />
sich die Nachricht verbreitet, verschreiben<br />
bereits einige Ärzte das Antibiotikum zu<br />
diesem Zweck.<br />
Malik, ein 37-jähriger Mann aus Washington,<br />
der seinen Nachnamen nicht preisgeben<br />
wollte, hat bereits zweimal auf ärztlichen<br />
Rat hin Doxycyclin zur Vorbeugung<br />
eingenommen, nachdem er ungeschützten<br />
Geschlechtsverkehr hatte – darunter<br />
einer mit einem Partner, der nicht darauf<br />
hingewiesen hatte, dass er sein Kondom<br />
abgenommen hatte.<br />
ANSTIEG DER FALLZAHLEN<br />
Die Fälle der drei bakteriellen Infektionen<br />
nehmen seit einem Jahrzehnt zu und<br />
erreichten 2021 in den USA 2,5 Millionen.<br />
Dies liegt zum Teil daran, dass sich Infektionen<br />
durch vermehrten Kontakt verbreiten.<br />
Aber auch, weil Kondome immer weniger<br />
verwendet werden, seit die PrEP – ein<br />
Medikament zur Vorbeugung von HIV – sehr<br />
erfolgreich eingeführt wurde. Zudem<br />
müssen PrEPer alle drei Monate einen Test<br />
durchführen lassen, was dazu beiträgt, mehr<br />
Infektionen zu identifizieren.<br />
DREI VON VIER STUDIEN ERFOLGREICH<br />
Doxycyclin hat sich in drei von vier<br />
durchgeführten klinischen Studien als<br />
wirksam erwiesen. „In sexuell übertragbaren<br />
Infektionen haben wir eine Reduktion<br />
um zwei Drittel festgestellt”, sagte<br />
Annie Luetkemeyer, die eine US-Studie<br />
durchgeführt hat. Diese Studie wurde<br />
mit 500 Männern durchgeführt, die Sex<br />
mit Männern und transgeschlechtlichen<br />
Frauen haben. Die Wirksamkeit war gegen<br />
Chlamydien und Syphilis (-80% Infektionen)<br />
höher als gegen Gonorrhoe (-55%). Die<br />
Nebenwirkungen waren gering. Weitere<br />
Studien müssen allerdings zeigen, welche<br />
Auswirkungen Doxycyclin auf andere<br />
Bakterien hat, z.B. in der Nase oder im Darm.<br />
ANTIBIOTIKARESISTENZEN IM GRIFF<br />
Die Erweiterung des Zugangs zu Doxy-cyclin<br />
hat jedoch auch Bedenken ausgelöst: Es<br />
könnte eine Antibiotikaresistenz auftreten,<br />
insbesondere bei der schnell mutierenden<br />
Gonorrhoe-Bakterie.<br />
„Ich denke, die Ära der<br />
Prävention durch Kondome<br />
geht zurück“<br />
Erste Analysen dazu sind jedoch beruhigend.<br />
In der US-amerikanischen klinischen Studie<br />
verglichen die Forscher Proben dieser<br />
Bakterie aus Infektionen, die<br />
trotz Doxycyclin-Behandlung<br />
auftraten, mit Proben aus der<br />
nicht behandelten Gruppe. Die<br />
Rate resistenter Bakterien war<br />
zwar in der behandelten Gruppe<br />
höher, aber das könnte einfach<br />
bedeuten, dass das Antibiotikum<br />
gegen diesen resistenten Stamm<br />
weniger wirksam ist, nicht dass<br />
es ihn verursacht hat, erklärte<br />
Connie Celum, eine der Leiterinnen<br />
dieser Studie. Zudem, da<br />
Doxycyclin die Anzahl der Infektionen<br />
um die Hälfte reduzieren<br />
könnte, bedeutet dies auch halb<br />
so viele Personen, die mit dem<br />
normalerweise gegen Gonorrhoe<br />
verschriebenen Antibiotikum<br />
(Ceftriaxon) behandelt werden<br />
müssen. Ärzte möchten die Wirksamkeit<br />
dieses Medikaments erhalten.<br />
ILLUSTRATION: VECTORJUICE_FREEPIK.COM<br />
„ZUSÄTZLICHES WERKZEUG”<br />
Malik ist froh, Doxycyclin als letzten Ausweg<br />
verwenden zu können, wünscht sich jedoch,<br />
dass mehr Männer bereit sind, Kondome<br />
zu benutzen. Seiner Meinung nach sind<br />
seit seinem Umzug von Südasien in die<br />
USA weniger Männer interessiert, ihn auf<br />
Dating-Seiten kennenzulernen, wenn er<br />
angibt, kein ungeschütztes Geschlecht<br />
zu wollen. Aber nach Stephen Abbott,<br />
einem Arzt in Washington, der Doxycyclin<br />
verschreibt und verwendet, ist es wichtig,<br />
Verhaltensänderungen zu berücksichtigen.<br />
„Ich denke, die Ära der Prävention durch<br />
Kondome geht zurück”, sagte er gegenüber<br />
AFP, „wenn ich mit Patienten spreche und<br />
weil ich zur PrEP-Community gehöre”.<br />
Ein Vertreter einer kulturellen Organisation<br />
in London, der anonym spricht, berichtete<br />
von der raschen Verbreitung der<br />
Neuigkeiten über diese neue Behandlung,<br />
und er kauft jetzt selbst Doxycyclin auf<br />
dem Schwarzmarkt. Der 42-jährige Mann<br />
wünscht sich, dass auch das Vereinigte<br />
Königreich neue Empfehlungen<br />
übernimmt, um die Menschen besser über<br />
erforderliche Dosierungen zu informieren.<br />
Für die Forscherin Annie Luetkemeyer<br />
wird Doxycyclin nicht die einzige Antwort<br />
auf die Epidemie sexuell übertragbarer<br />
Krankheiten sein. Die Entwicklung eines<br />
Impfstoffs gegen Gonorrhoe wäre nach wie<br />
vor sehr nützlich. „Aber ich bin optimistisch”,<br />
sagte sie, „ich denke, es ist ein zusätzliches<br />
Werkzeug.”<br />
*AFP/ia/la/rle/tmt
GESUNDHEIT<br />
DATING für HIV-Positive<br />
Ein HIV-positives Testergebnis ist<br />
heutzutage vielleicht emotional ein<br />
Schock, stellt aber keine mit den Anfängen<br />
der Krankheit vergleichbares medizinisches<br />
Risiko dar. Trotz vieler Beratungsangebote<br />
steht es im Ermessen jedes einzelnen, über<br />
seine Erkrankung nicht zu sprechen und<br />
sich eher Menschen anzuvertrauen, die in<br />
einer ähnlichen Situation leben. Dies gilt<br />
selbstverständlich auch für die Partnerwahl.<br />
Hilfreich sind dabei Portale, die sich gezielt<br />
an HIV-Positive wenden bzw. diese nicht<br />
diskriminieren. männer* hat sich drei<br />
Portale angesehen.<br />
POSITIV-TREFF<br />
Die Seite wurde 2018 ins Leben gerufen<br />
und versteht sich nicht ausschließlich<br />
als Dating-Plattform, sondern auch als<br />
soziales Netzwerk. Neben den Profilen<br />
gibt es ein Forum, Blogs, einen Kalender<br />
und News. In Chats kann man sich über<br />
medizinische Themen austauschen. Trotz<br />
des ausgeprägten Community Gedankens<br />
geht es auch ums Kennenlernen. Dabei<br />
wählt die Plattform einen interessanten<br />
Weg, indem man beim Anlegen des Profils<br />
eine charakterliche Selbsteinschätzung<br />
abgibt. Man kann aus Attributen wie<br />
natürlich, verlässlich unkompliziert,<br />
tolerant, romantisch und vielen weiteren<br />
wählen. Am Anfang steht die Angabe, ob<br />
man homo-, hetero- oder bisexuell ist.<br />
Interessanterweise wird nicht nach dem<br />
Alter gefragt. Auch die Frage, was einem<br />
in einer Beziehung besonders wichtig ist,<br />
hilft beim Kennenlernen. Vielleicht würde<br />
man sich bei den Optionen wie u.a. Familie,<br />
Beziehung, Freundschaften oder persönliche<br />
Entwicklung auch eine Mehrfachnennung<br />
wünschen.<br />
www.positiv-treff.de<br />
GLEICHKLANG<br />
Die Partnervermittlung<br />
Gleichklang verwendet bei ihrer<br />
Freundschaftsanbahnung das Prinzip<br />
der Akzeptanz. Dafür können die<br />
Suchenden angeben, dass sie HIV-positiv<br />
sind. Gleichzeitig werden alle Mitglieder<br />
gefragt, ob sie sich auch eine Freundschaft<br />
mit einem Positiven vorstellen können.<br />
FOTO: DROBOTDEAN_FREEPIK.COM<br />
Diesen werden dann gezielt Mitglieder<br />
vorgeschlagen, die sich eine Verbindung zu<br />
ihnen vorstellen können. Laut Gleichklang<br />
entstehen so hohe Erfolgsaussichten für<br />
eine Vermittlung. 33% der HIV-Positiven<br />
fanden nach einem Jahr eine Beziehung.<br />
Nach zwei Jahren waren es 58% und nach<br />
drei Jahren 77%.<br />
www.gleichklang.de<br />
ROMEO<br />
Die wohl bekannteste Dating-Plattform<br />
für schwule Männer im deutschsprachigen<br />
Raum. Sie verzichtet auf die Abfrage des<br />
HIV-Status, weil sie, laut Eigenauskunft,<br />
diese Daten für zu sensibel hält, um<br />
sie im Netz veröffentlichen. Damit<br />
unterscheidet sie sich vom amerikanischen<br />
Anbieter Grindr, vor der der Hamburger<br />
Datenschutzbeauftragte jüngst<br />
wieder gewarnt hat. Da es sich um<br />
einen amerikanischen Dienst handele,<br />
würden Daten der Nutzer in die USA<br />
übermittelt, wo das Datenschutzniveau<br />
geringer ist als in Europa. In den neuen<br />
Datenschutzbestimmungen von Grindr soll<br />
die Weitergabe von privaten Informationen<br />
an Dritte künftig ausdrücklich möglich<br />
sein. Statt einer Abfrage des HIV-Status<br />
offeriert Romeo eine Vielzahl von möglichen<br />
Optionen zu Safer Sex. Zu ihnen gehört<br />
u.a. PrEP, TasP oder Kondom. Die Anzahl<br />
der deutschen Nutzer, die TasP als Safer<br />
Sex Praxis angeben, liegt bei 2.500. Es<br />
gibt zahlreiche Gruppen, in denen sich<br />
HIV-positive Mitglieder austauschen können.<br />
Die größte heißt „HIVpositiveLiebe“ und hat<br />
1.616 Mitglieder. Diese sind nur für andere<br />
Mitglieder der Gruppe sichtbar. *oa<br />
www.romeo.com<br />
MEDIZIN<br />
Thema Testosteronmangel<br />
Von Potenzstörung bis Diabetes mellitus:<br />
Testosteronmangel ist der „Tausendsassa<br />
der Beschwerden“.<br />
Beim „Männerhormon“ Testosteron denkt man<br />
häufig zuerst an Potenz und Muskeln. Das<br />
ist nicht falsch, denn mangelt es an diesem<br />
wichtigen Sexualhormon, können sexuelle<br />
Unlust, Potenzstörungen oder Muskelrückgang<br />
die Folge sein. Ein Testosteronmangel kann<br />
aber auch zu untypischen Beschwerden wie<br />
Müdigkeit, Burn-out-artiger Antriebslosigkeit,<br />
Konzentrationsstörungen und depressiven<br />
Verstimmungen führen. Obendrein gibt es<br />
auch noch einige weitere Erkrankungen, die<br />
durch einen Testosteronmangel ausgelöst oder<br />
begünstigt werden können, wie zum Beispiel<br />
Diabetes mellitus Typ 2, Bluthochdruck oder<br />
Übergewicht (Adipositas).<br />
Ein Testosteronmangel beim Mann kommt<br />
häufiger vor, als viele denken. Bereits ab dem<br />
40. Lebensjahr kann es zu Beschwerden<br />
kommen, die auf einen dauerhaft erniedrigten<br />
Testosteronwert zurückzuführen sind<br />
(Hypogonadismus). Ab dem 60. Lebensjahr<br />
ist sogar jeder fünfte Mann in Deutschland<br />
betroffen. Falls Anzeichen auftreten, die auf<br />
einen Testosteronmangel hindeuten, lohnt ein<br />
Testosteroncheck. Unter www.testocheck.de kann<br />
man einen anonymen Selbsttest durchführen.<br />
Zudem sollte man das Thema aktiv bei der<br />
Hausärztin oder dem Hausarzt oder Urologin/<br />
Urologen ansprechen, der/die die Erkrankung<br />
„Hypogonadismus“ mit einem Bluttest zweifelsfrei<br />
diagnostizieren oder ausschließen kann. Die<br />
rezeptpflichtige Therapie mit Testosteron-<br />
Spritzen oder einem Gel kann die Beschwerden<br />
lindern oder zum Verschwinden bringen.*dr<br />
www.testocheck.de
GESUNDHEIT<br />
Torsten Poggenpohl:<br />
EINFACH!CH<br />
SCHWUL.BIPOLAR.POSITIV<br />
Schwul, bipolar und positiv; bei<br />
vielen Menschen würde bereits<br />
eine dieser drei Wirklichkeiten<br />
eine getrübte Sicht auf das eigene<br />
Leben auslösen. Nicht aber bei Torsten<br />
Poggenpohl, der mit seinem Buch nicht nur<br />
für eine Entstigmatisierung psychischer Erkrankungen<br />
und der HIV-Diagnose sorgen,<br />
sondern mit seiner ungebremsten Lust aufs<br />
Leben anderen Menschen Mut machen will.<br />
Torsten, du bist – wie es der Titel<br />
deines Buches verrät – schwul, HIVpositiv<br />
und lebst mit einer bipolaren<br />
Störung. Manch einer würde sagen,<br />
du hast ein ganz schönes Päckchen zu<br />
tragen. Fühlst du dich auch so?<br />
Es stimmt - das hört sich gewaltig an und<br />
im Jahr 2013 als meine beiden Grunderkrankungen<br />
zeitgleich in mein Leben traten<br />
und auf mein Schwulsein trafen, hat mich<br />
dies aus einem gutbürgerlichen Leben an<br />
den Abgrund der Gesellschaft katapultiert.<br />
Zehn Jahre später kann ich nur sagen: Ich<br />
bin einen Marathon gelaufen um dort zu<br />
stehen, wo ich heute bin – dies ist nur mit<br />
sehr viel Selbstdisziplin möglich. Mein Glück<br />
waren meine Freunde und meine Familie, die<br />
neben mir einen Staffellauf liefen – immer<br />
wenn jemand erschöpft war, wurde der Stab<br />
weiter gereicht. Nicht zu vergessen sind die<br />
heutigen wirklich guten Therapien, die es mir<br />
ermöglicht haben, diesen Weg vorwärts in<br />
eine neue Normalität zu gehen.<br />
Wann hast du deine HIV-Diagnose<br />
erhalten und welche Gefühle sind<br />
damit einhergegangen?<br />
Meine HIV-Diagnose erhielt ich am 1.<br />
November 2013. Als studierter Jurist ging<br />
ich mit dieser Information sehr pragmatisch<br />
um. Mein Gedanke war: „Es ist, wie es ist.<br />
Nun müssen wir das Beste daraus machen.“<br />
Da ich ein lebensbejahender pragmatischer<br />
Optimist bin, löste die fast tödliche Diagnose<br />
von 16 Helferzellen gegen fünf Millionen<br />
Viren zum Glück keine Selbstmordgedanken,<br />
sondern einen unbändigen Willen zum<br />
Leben bei mir aus.<br />
Erkläre unseren Lesern, die vielleicht<br />
mit bipolaren Störungen noch nicht<br />
viel zu tuen hatten, wie man sich<br />
deinen Alltag so vorstellen muss?<br />
Was sind typische Symptome und<br />
Erlebnisse?<br />
Eine Bipolare Störung wurde früher als<br />
manisch-depressiv beziehungsweise als<br />
himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt<br />
bezeichnet. Genau genommen handelt<br />
es sich um eine Neurotransmitterstörung<br />
im Gehirn, der Dopamin- und Serotoninhaushalt<br />
funktioniert nicht mehr richtig.<br />
Ausgelöst wird das Ganze, wenn man seine<br />
persönliche Stresskante überschreitet<br />
und die genetische Veranlagung für diese<br />
Erkrankung in sich trägt.<br />
Was folgt sind eine verschobene Wahrnehmung<br />
der Realität, ein Bezugsverlust<br />
zum Geld oder aber auch eine gewisse<br />
Distanzlosigkeit zu anderen (fremden)<br />
Menschen. Es kann passieren, dass man<br />
auf der einen Seite nur so mit Geld um sich<br />
wirft – Gott und die Welt wird zu unzähligen<br />
Runden Champagner eingeladen. Auf der<br />
anderen Seite ist da diese unangenehme<br />
Kombination aus Distanzlosigkeit und<br />
Rechthaberei, was die Liste der verbrannten<br />
Erde von Tag zu Tag länger werden lässt. Die<br />
Therapie meiner Ende 2013 diagnostizierten<br />
Erkrankungen nahm fast das gesamte<br />
Jahr 2014 in Anspruch. Auf dem Weg in<br />
meine neue Normalität hatte ich auch mit<br />
dramatischen Nebenwirkungen zu kämpfen,<br />
wie beispielsweise drei Jahre lang tauben<br />
Fußsohlen. Doch zugleich kann ich nur<br />
sagen, dass sich der Marathon gelohnt hat:<br />
ich lebe seit Jahren symptomfrei – sowohl in<br />
Bezug auf HIV als auch die Bipolare Störung.<br />
Mal abgesehen von meinen Tabletten<br />
morgens und abends unterscheidet sich<br />
mein Leben nicht wirklich von dem anderen<br />
Menschen.<br />
Welche Behandlungsmöglichkeiten<br />
gibt es?<br />
Den Ausbruch der Bipolaren Störung kann<br />
man heut zu Tage gut therapieren – und<br />
zugleich gibt es meines Erachtens<br />
drei wichtige Botschaften:<br />
• Ohne Medikamente geht es nicht.<br />
• Diese dürfen auch nicht abgesetzt<br />
werden.<br />
• Ein Leben ohne Alkohol wird für den<br />
weiteren Verlauf sehr hilfreich sein.<br />
Um diese Erkrankung in den Griff zu bekommen,<br />
bedarf es stimmungsstabilisierender<br />
Medikamente, die einen im Gleichgewicht<br />
halten. Ich habe das große Glück, dass man<br />
bei mir damals im Jahr 2014 sehr schnell als<br />
Kombination Lithium und Ergenyl Chrono<br />
als genau die passenden Medikamente<br />
gefunden hat. Die nehme ich noch heute.<br />
Ich bin seit meiner Entlassung 2014 nach<br />
wie vor stabil.<br />
Viele Patienten begehen den Fehler, wenn<br />
es ihnen gut geht, eigenständig die Medikamente<br />
abzusetzen – ein fataler Irrtum, den<br />
man teuer bezahlt. Jeder Rückfall ist deutlich
schwieriger zu therapieren. Ein Gläschen<br />
in Ehren? Ich trinke seit meinem Klinikaufenthalt<br />
keinen einzigen Tropfen Alkohol.<br />
Nicht mal einen Champagnertrüffel oder<br />
ein Stück Schwarzwälder Kirschtorte. Nun<br />
gut, ich habe keinen Erziehungsauftrag und<br />
der eine möchte in seinem Leben die große<br />
Party bis weit hinter sechzig feiern, während<br />
die andere sich noch auf den Marathon mit<br />
achtzig vorbereitet. Jede:r hat seine eigene<br />
Risikolebensabwägung. Dennoch sollte man<br />
zu dem Thema Bipolare Störung und Alkohol<br />
wissen, dass Alkohol einen sowohl hoch hinaus<br />
in die Manie katapultieren, als auch tief<br />
herunter in die Depression drücken kann. Zu<br />
diesen beiden Risiken kommt, dass Alkohol<br />
in den Wirkungsmechanismus der Medikamente<br />
eingreift, so dass diese nicht so<br />
wirken wie sie sollen. Aus meiner Perspektive<br />
bleibt da kein Platz für ein Gläschen in Ehren.<br />
Ein ganz besonders wichtiger Aspekt in der<br />
„Eigentherapie“ ist die Achtsamkeit mit sich<br />
selbst – die eigene mentale Stabilität sollte<br />
stets im Vordergrund stehen. Man sollte<br />
immer Platz finden, dem hektischen Alltag<br />
zu entliehen, sei es mit einem Spaziergang<br />
oder einem guten Buch. Kleiner Tipp: In dem<br />
Moment, in dem man sich einem gutem<br />
Buch widmet, entzieht man sich der hektischen<br />
Außenwelt. Gelingt die Konzentration,<br />
passt alles, gelingt sie nicht, wird es Zeit für<br />
Entspannung oder einen Therapeuten.<br />
Wie bedingt die eine Diagnose<br />
die andere? Gibt es eine<br />
Wechselwirkung?<br />
Die Diagnosen bedingen sich dahingehend,<br />
dass die zu nehmenden Medikamente<br />
aufeinander abgestimmt werden müssen<br />
und es zur Therapie beider Erkrankungen im<br />
Doppelpack weniger Therapiemöglichkeiten<br />
gibt. Und irgendwie war es dann auch ein<br />
Vorteil, dass meine Manie mich längst<br />
verschluckt hatte, als ich von dieser fast<br />
tödlichen HIV-Diagnose erfuhr. Sie hatte<br />
mich so eingesogen und erst Monate später<br />
wieder „ausgespuckt“, dass ich keine Zeit für<br />
Schwermut in meinem Leben hatte.<br />
Wieso hast du dich entschieden<br />
mit deiner Geschichte öffentlich, in<br />
Buchform, umzugehen?<br />
Seit kurzem bin ich Testimonial der<br />
„Welcoming Out“-Kampagne, die sich<br />
dafür einsetzt, dass jeder, wie ich sage ein<br />
„Wohlfühl-Coming-Out“ haben soll. Und<br />
genau um diesen Punkt geht es im Prinzip<br />
auch in meinem Buch. Menschen brauchen<br />
in gewisser Weise „Role Models“. Das war<br />
schon immer so. Auf meinem Cover finden<br />
sich die Worte „schwul.bipolar.positiv.“ In<br />
meiner Jugend gab es genau solche Role<br />
Models nicht – schwul war nur aus dem<br />
Fernsehen als „Dramatunte“ bekannt – es<br />
gab einfach nicht die smarten Typen wie<br />
Jannik Schümann, Jochen Schropp oder<br />
Vladimir Burlakov, die einfach zeigen wie<br />
normal das Ganze ist. Menschen benötigen<br />
Gesichter und Geschichten, um sich mit<br />
ihren Vorurteilen auseinander zu setzen. Es<br />
bedarf der menschlichen Komponente, um<br />
sich zu identifizieren und die Bereitschaft<br />
zu entwickeln, seine Vorurteile ad acta zu<br />
legen. Bei mir sind es gleich drei Wörter auf<br />
dem Buchcover, die nicht nur ein Gesicht<br />
benötigen, sondern einen Menschen, der<br />
die Geschichte dazu erzählt. Mein Antrieb,<br />
dieses Buch zu schreiben war die Zuversicht<br />
und der Mut, den ich anderen Menschen mit<br />
dieser Erkrankung geben kann respektive<br />
Menschen im Umfeld von Menschen mit<br />
diesen Erkrankungen. Hinzu kommt der<br />
Wunsch nach einer gesellschaftlichen entstigmatisierenden<br />
Entwicklung zu diesem<br />
Thema. Der Domino-Effekt wirkt innerhalb<br />
der Gesellschaft - Tag für Tag – und unsere<br />
Welt wird somit Wort für Wort, Zeile für Zeile,<br />
Buch für Buch und Lesung für Lesung ein<br />
besserer Ort.<br />
„Menschen<br />
benötigen Gesichter<br />
und Geschichten,<br />
um sich mit ihren<br />
Vorurteilen<br />
auseinander zu<br />
setzen.“<br />
HIV und psychische Leiden sind nach<br />
wie vor mit Vorurteilen verknüpft.<br />
Aus deiner persönlichen Erfahrung;<br />
wo besteht mehr Nachholbedarf für<br />
unsere Gesellschaft?<br />
Unsere Gesellschaft hat insgesamt Nachholbedarf<br />
im Bereich der Wertungsfreiheit<br />
gegenüber Krankheiten – weniger Stigmatisierung<br />
von Erkrankten, egal welcher Form<br />
würde uns allen gut ins Gesicht stehen.<br />
Unwissenheit ist der Nährboden für Angst<br />
und diese springt von einem Menschen zum<br />
anderen. Im Prinzip hat die Gesellschaft bis<br />
heute nicht verstanden, dass weder Schwulsein,<br />
noch eine Bipolare Störung ebenso<br />
wenig ansteckend sind wie HIV unter der<br />
Nachweisgrenze. Somit kann die eindeutige<br />
Antwort auf diese Frage nur lauten: Mehr<br />
Nachholbedarf für unsere Gesellschaft<br />
besteht in der Wissensvermittlung dieser<br />
Themen – sprich einer neu Konzeptionierung<br />
des Unterrichts. Denn dort sitzen die neuen<br />
Generationen, die dieses Wissen für ein<br />
angstbefreites Leben benötigen.<br />
Wie haben deine Familie und Freunde<br />
auf die HIV-Diagnose reagiert?<br />
Wie auf die Diagnose der bipolaren<br />
Störung?<br />
Ich habe das unglaublich große Glück, dass<br />
ich sowohl innerhalb meiner Familie als auch<br />
GESUNDHEIT<br />
innerhalb meines Freundeskreises auf Grund<br />
beider Diagnosen keinerlei Zurückweisung<br />
erlebt habe.<br />
Gibt es sogar Vorurteile im Gesundheitswesen<br />
oder bei Menschen, die in<br />
medizinischen Berufen arbeiten?<br />
Bedauerlicherweise sind gerade in diesem<br />
sensiblen Bereich die Mitarbeiter:innen in<br />
puncto HIV nicht so aufgeklärt wie man<br />
das erwartet. Seit Jahren spricht die WHO<br />
von n=n: Sprich ein Mensch, der in Therapie<br />
lebt und sich dauerhaft (länger als sechs<br />
Monate) unter der Nachweisgrenze befindet,<br />
kann in keiner Situation seines Lebens<br />
einen anderen Menschen infizieren. Ich<br />
habe zwei stigmatisierende Erfahrungen<br />
im Gesundheitswesen erleben müssen.<br />
Einmal zu meiner Zeit in der Psychiatrie,<br />
als ich in die Hautklinik „ausgelagert“<br />
wurde und die Visitenärztin mich mit den<br />
Worten: „Hier haben wir also den jungen<br />
Mann mit der Kriegskrankheit, der nichts<br />
von safer Sex versteht.“ begrüßte. Ärzte<br />
haben eine Behandlungsauftrag jenseits der<br />
moralischen Bewertung der Situation. 2016<br />
hatte ich Verdacht auf Darmkrebs und bei<br />
einer erneuten Darmspiegelung hatte sich<br />
die Schwester angezogen, als würde Sie auf<br />
den Mond fliegen. Meine Frage, wieso sie so<br />
aussähe wurde mit den Worten: „Sie haben<br />
doch HIV. Ich muss mich schützen“, beantwortet.<br />
Halb nackt im Patientennachthemd<br />
fehlt jede Kraft der Erwiderung auf diese<br />
Erniedrigung.<br />
Was erwartet die Leser in deinem<br />
Buch?<br />
Eine Vielzahl an Lesern hat immer wieder<br />
hervorgehoben, dass mein Buch mit einem<br />
wunderbaren charismatischen Augenzwinkern<br />
geschrieben ist. Über mein Buch wird<br />
gesagt, dass es einen unglaublichen Willen<br />
zum Leben zeigt, der sich wie ein roter<br />
Faden durch das Buch zieht. Es ist wohl<br />
gerade diese positive Grundeinstellung zum<br />
Leben, die einen bei der ganzen Dramatik<br />
nicht verzweifeln lässt.<br />
Was würdest du dir für die Zukunft in<br />
Bezug auf HIV-erkrankte Menschen<br />
wünschen? Was muss unsere Gesellschaft<br />
besser machen?<br />
Besonders erschreckend empfinde ich es,<br />
dass 75% aller Menschen, die mit HIV leben,<br />
ihren Status auch im Jahr 2022 versteckt<br />
gehalten haben. Ein solches Geheimnis<br />
belastet nicht nur das Leben, sondern insbesondere<br />
die Psyche des Trägers. Ich wünsche<br />
mir, weniger Vorurteile, mehr Wissen und<br />
ein Bereitschaft zum aufrichtigen Zuhören,<br />
denn die Akzeptanz von Krankheit als<br />
solches ist aus meiner Perspektive der große<br />
gesellschaftliche Auftrag.<br />
*Interview: Felix Just
ADVERTORIAL<br />
AKTUELLE INFOS ZU HIV?<br />
SO FINDEST DU SIE<br />
Im Alltag von HIV-positiven Menschen<br />
spielt das Virus heutzutage nur noch eine<br />
untergeordnete Rolle, denn unter erfolgreicher<br />
Therapie kann man auch mit HIV<br />
ein gesundes und langes Leben führen.<br />
Auch wenn es daher auf den ersten Blick<br />
so scheint, dass man sich gar nicht tiefergehend<br />
damit beschäftigen müsste, so<br />
wird bei genauerem Hinsehen doch klar:<br />
Es gibt immer wieder spannende Neuigkeiten<br />
und medizinische Innovationen, die<br />
es wert sind, sich damit zu befassen und<br />
auf dem Laufenden zu bleiben.<br />
NP-DE-HVU-ADVR-220019<br />
AUF DEM LAUFENDEN ZU BLEIBEN<br />
KANN DIE LEBENSQUALITÄT<br />
VERBESSERN<br />
Betrifft einen ein bestimmtes Thema<br />
wie HIV selbst und informiert man sich<br />
regelmäßig dazu, dann ziehen Neuigkeiten<br />
nicht einfach mehr an einem vorbei. So ist<br />
es für HIV-positive Menschen sinnvoll, sich<br />
regelmäßig mit ihrer aktuellen Therapie zu<br />
beschäftigen und zu prüfen, ob diese noch<br />
zu ihnen passt. Vielleicht gibt es mittlerweile<br />
innovative Therapien, die auf lange<br />
Sicht für den Körper verträglicher sind?<br />
Oder es hat sich im eigenen Leben etwas<br />
verändert und es gibt eine HIV-Therapie, die<br />
besser zum neuen Lebensentwurf passt?<br />
Menschen mit HIV können heutzutage<br />
glücklicherweise aus einer Vielfalt an<br />
unterschiedlichen Therapieoptionen sowie<br />
Einnahmeformen wählen: Während einige<br />
mit einer täglichen Pille bestens klarkommen,<br />
kann für andere eine Therapie mit<br />
einer regelmäßigen Spritze die bessere<br />
Lösung sein. Wichtig ist es, offen mit<br />
dem/der Ärzt*in zu sprechen, damit man<br />
gemeinsam eine Therapie wählen kann, die<br />
zu den individuellen Bedürfnissen passt.<br />
ZAHLREICHE INFORMATIONSANGEBOTE<br />
STEHEN ZUR WAHL<br />
Um mit dem Wissen rund um HIV auf dem<br />
Laufenden bleiben zu können, braucht<br />
es vor allem zuverlässige und aktuelle<br />
Informationsquellen. Natürlich ist für die<br />
meisten Menschen mit HIV erst einmal der/<br />
die HIV-Schwerpunktärzt*in die Ansprechperson<br />
Nummer eins. Im Arztgespräch<br />
hat man allerdings nicht immer alle Fragen<br />
direkt im Kopf oder es bleibt einfach nicht<br />
genug Zeit, um alle Themen zu besprechen.<br />
WO BEKOMME ICH NOCH PERSÖNLICHE<br />
ANTWORTEN AUF MEINE FRAGEN?<br />
Wenn man Wert auf ein persönliches<br />
Gespräch legt, bieten sowohl die Deutsche<br />
Aidshilfe als auch die deutschlandweit über<br />
120 lokalen Aidshilfen und Beratungsstellen<br />
regelmäßige Sprechstunden sowie eine<br />
Vielzahl weiterer Fortbildungsangebote.<br />
Ebenso gibt es unterschiedlichste regionale<br />
Selbsthilfegruppen und Netzwerke, die<br />
Informationsveranstaltungen und Möglichkeiten<br />
zum persönlichen Austausch unter<br />
HIV-positiven Menschen organisieren.<br />
DIGITALES INFORMATIONSANGEBOT<br />
SCHAFFT FLEXIBILITÄT<br />
Der persönliche Austausch ist allerdings<br />
nicht für alle die erste Wahl. Manchmal ist die<br />
nächstgelegene Beratungsstelle einfach zu<br />
weit weg, der Infoabend passt nicht in den<br />
eigenen Terminkalender oder man möchte<br />
sich ganz gezielt über bestimmte Themen<br />
informieren, ohne ein Gespräch zu führen.<br />
Die Vielfalt an digitalen und innovativen<br />
Informationsangeboten ermöglicht eine<br />
schnelle und ortsunabhängige Recherche.<br />
Zudem sind diese meist sehr umfassend<br />
und man kann selbst so tief in die<br />
einzelnen Themen eintauchen, wie man<br />
möchte und<br />
Zeit hat.<br />
Ein „All-inone“-Paket<br />
ist<br />
beispielsweise<br />
die Informationswebsite<br />
LiVLife. Hier<br />
finden sich unter anderem Erfahrungsberichte<br />
und Videos von Menschen mit HIV<br />
zu unterschiedlichsten Themen, angefangen<br />
bei der Diagnose über die HIV-Therapie<br />
und den Umgang mit der Erkrankung bis<br />
hin zu einem guten Leben mit HIV.<br />
Ebenso können<br />
Besucher*innen<br />
der LiVLife<br />
Website<br />
eine digitale<br />
HIV-Broschüre<br />
nutzen. Diese<br />
bietet nicht<br />
nur aktuelle<br />
und leicht verständliche Informationen,<br />
sondern nutzt auch die vielfältigen<br />
Möglichkeiten, die eine digitale Umgebung<br />
mit sich bringt – beispielsweise<br />
durch die Einbindung von Videos<br />
oder Links zu wichtigen Websites und<br />
Selbsthilfeangeboten.<br />
AKTUELLES WISSEN ALS BASIS FÜR<br />
INFORMIERTE ENTSCHEIDUNGEN<br />
Wenn man als HIV-positiver Mensch gut<br />
informiert ist, dann schärft das auch<br />
den Blick für die eigenen Bedürfnisse<br />
und man kann mit seinem/r Ärzt*in<br />
Gespräche auf Augenhöhe führen. Ziel<br />
dabei ist, ein klares Verständnis von der<br />
aktuellen Lebenssituation und dem persönlichen<br />
Umgang mit der HIV-Infektion<br />
zu bekommen und dann gemeinsam zu<br />
entscheiden, welche Therapie am besten<br />
zu den individuellen Bedürfnissen und<br />
Ansprüchen passt.<br />
Weitere Informationen zum Leben mit HIV sowie persönliche Geschichten von HIV-positiven Menschen findest du unter<br />
www.livlife.de<br />
Unterstützt von ViiV Healthcare
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