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BIBER 04_18-2

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edenken. „Zudem kann sie bei Krankheitsbildern wie etwa<br />

Endometriose effektiv eingesetzt werden.“ Márcia wünscht<br />

sich eine Weiterentwicklung der Forschung, sowohl bei<br />

Endometriose als auch bei Verhütungsmethoden für den<br />

Mann. „Ich habe keine Lust, mein Leben lang für die Verhütung<br />

zuständig zu sein“, so die 26-Jährige. „Frauen lassen<br />

sich Spiralen und Ketten in die Gebärmutter einsetzen und<br />

Männer müssen nichts machen?“<br />

DER MANN IST DRAN!<br />

Auch Claudia fragt sich, wann endlich mehr Alternativen<br />

für den Mann kommen. „Es gibt außer dem Kondom kein<br />

anständiges Verhütungsmittel für den Mann. Alles ist auf<br />

die Frau ausgelegt, nur die Frau soll fürs Kinderkriegen oder<br />

eben nicht kriegen zuständig sein“, so die Rechtsanwaltsgehilfin.<br />

„Dabei sollte ein Mann genauso verantwortlich für die<br />

Verhütung sein.“<br />

Mit 16 beginnt Claudia mit der Einnahme der Pille.<br />

Günstig und unkompliziert: Damals sieht sie kein Problem in<br />

der Verhütungsmethode. Während Claudia die Pille nimmt,<br />

hat sie keine Beschwerden. Ihre Haut bessert sich, außerdem<br />

kann sie ihren Zyklus bei einem anstehenden Urlaub<br />

verschieben, das kommt ihr gelegen. „Ich habe die Pille<br />

sofort verschrieben bekommen und konnte auch problemlos<br />

die Marke wechseln, wenn mir die eine zum Beispiel zu<br />

teuer war.“ Viele ihrer Freundinnen haben damals die Pille<br />

genommen, deshalb denkt Claudia nicht weiter über die<br />

Nebenwirkungen nach. 2015 erfährt Claudia, dass sie an<br />

der chronischen Stoffwechselerkrankung Lipödem leidet.<br />

Diese ist vererbbar, betrifft nur Frauen und zeigt sich<br />

durch Unproportionalität der Gliedmaßen, an der Sport und<br />

Ernährung nur begrenzt etwas ändern können. Forscher<br />

gehen davon aus, dass die Krankheit hormonabhängig sein<br />

kann. „Nach der Diagnose habe ich mich natürlich intensiv<br />

mit der Frage befasst, was ich mir mit den vielen Hormonen<br />

angetan haben könnte“, so die 29-Jährige. „Habe ich mir<br />

aus Bequemlichkeit selbst geschadet und die Krankheit<br />

verschlimmert?“ Welche Rolle die Pille dabei gespielt hat,<br />

wird Claudia nie erfahren. „Aber mein Arzt hat mir erklärt,<br />

dass Lipödeme durch hormonelle Veränderungen verstärkt<br />

werden können“, so die Rechtsanwaltsgehilfin.<br />

Neben ihrer Stoffwechselerkrankung erleidet die 29-Jährige<br />

2016, kurz nachdem sie die Pille abgesetzt hat, eine<br />

Sinusvenenthrombose, ein Blutgerinnsel in einer Vene im<br />

Gehirn. Solche Blutgerinnsel können, bleiben sie unentdeckt,<br />

zu einem Schlaganfall oder zum Tod führen. Ähnlich wie bei<br />

dem Lipödem kann nicht eindeutig festgelegt werden, ob<br />

die Thrombose etwas mit der Pille zu tun hat. Ein direkter<br />

Zusammenhang zwischen Pille und lebensgefährlichen<br />

Nebenwirkungen konnte bis jetzt nicht nachgewiesen werden.<br />

Fiala. Das, obwohl er, wie er sagt, wirtschaftlich gesehen von<br />

dem Diskurs profitiert: „Die seit einigen Jahren zu beobachtende<br />

Hormon-Angst in den Medien führt dazu, dass immer<br />

mehr Frauen mit der Pille aufhören. Da es wenig wirksame<br />

Alternativen gibt, führt dies zu mehr Schwangerschaftsabrüchen.<br />

Dies ist aus anderen Ländern dokumentiert und wir<br />

sehen dies auch bei uns im Gynmed Ambulatorium.“ Nur<br />

wären die Frauen, die zu ihm kommen, eben unglücklich,<br />

weil sie abtreiben müssen.<br />

Nicole und die anderen Frauen möchten aber nicht mehr<br />

zu hormonellen Verhütungsmethoden greifen. Solange es<br />

noch nicht die Pille für den Mann gibt, benutzen sie ein Präservativ.<br />

„Mein Freund und ich verhüten jetzt mit Kondom“,<br />

sagt Nicole. Dazu hat sie sich nach langen Gesprächen mit<br />

ihrer Therapeutin und Internet-Recherchen entschieden.<br />

Endgültig Klick gemacht hat es, als sie vor sechs Monaten<br />

Zusammenhänge zwischen ihrer Depression und der Pille<br />

entdeckt. Schon einige Wochen nach dem Absetzen bemerkt<br />

sie erste Veränderungen. „Ich habe mich plötzlich gespürt“,<br />

so Nicole. Die 23-Jährige entwickelt ein neues Körpergefühl,<br />

hat keine Stimmungsschwankungen mehr und endlich<br />

wieder Lust aufs Leben. „Ich verspüre jetzt auch eine ganz<br />

andere Lust auf Sex“, erklärt die Studentin. „Mein Körper<br />

gehört endlich wieder mir.“ ●<br />

* Name von der Redaktion geändert.<br />

Viele junge Frauen fragen sich: Wenn Männer keine Hormone<br />

nehmen, wieso sollten das Frauen tun?<br />

150 Jahre für Ihre Gesundhei<br />

Seit Nicole die Pille abgesetzt hat, spürt sie sich und ihren Körper<br />

ganz anders. Sie hat auch wieder Lust auf Sex. „Mein Körper<br />

gehört endlich wieder mir“, sagt die 23-Jährige.<br />

26 / POLITIKA /<br />

NEUES LEBENS GEFÜHL<br />

Für Nicole ist mittlerweile klar, was die Pille mit ihr gemacht<br />

hat. Diese Erkenntnis erlangt sie erst nachdem sie die Pille<br />

absetzt. „Ich spüre mich und meinen Körper nach dem<br />

Absetzen der Pille das erste Mal seit Jahren“, sagt Nicole.<br />

Während sie spricht, strahlt sie übers ganze Gesicht und<br />

gestikuliert überschwänglich mit ihren Händen. „Wenn ich<br />

mich bewege, tanze oder Freundinnen treffe, fühle ich mich<br />

endlich wieder“, sagt die 23-Jährige. Der Weg zu diesem<br />

Lebensgefühl war hart. Zeitgleich mit der Pille, die sie mit 15<br />

verschrieben bekommt, erkrankt Nicole an Depressionen.<br />

Die Parallele zwischen ihrer psychischen Erkrankung und<br />

den Nebenwirkungen der Pille wird sie erst Jahre später<br />

erkennen. Nicole wechselt insgesamt sieben verschiedene<br />

Antidepressiva, keines hilft der jungen Frau. Währenddessen<br />

nimmt sie immer noch täglich die Pille. „Es gab Tage, da bin<br />

ich nicht aus dem Bett gekommen, ich hatte das Gefühl,<br />

die ganze Welt ist gegen mich und ich kriege nichts auf die<br />

Reihe“, so die Studentin.<br />

Doktor Fiala relativiert die Nebenwirkungen der Pille.<br />

Er sieht darin eine empörungsgeladene Diskussion ohne<br />

Lösungen. „Für fast alle Frauen gibt es eine Pille, die sie gut<br />

verträgt. Manchmal finden Frauen diese gleich, manchmal<br />

müssen sie erst einige probieren. Wichtig ist, nicht aufzugeben,<br />

weil die Fruchtbarkeit ja unverändert vorhanden ist“, so<br />

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