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edenken. „Zudem kann sie bei Krankheitsbildern wie etwa<br />
Endometriose effektiv eingesetzt werden.“ Márcia wünscht<br />
sich eine Weiterentwicklung der Forschung, sowohl bei<br />
Endometriose als auch bei Verhütungsmethoden für den<br />
Mann. „Ich habe keine Lust, mein Leben lang für die Verhütung<br />
zuständig zu sein“, so die 26-Jährige. „Frauen lassen<br />
sich Spiralen und Ketten in die Gebärmutter einsetzen und<br />
Männer müssen nichts machen?“<br />
DER MANN IST DRAN!<br />
Auch Claudia fragt sich, wann endlich mehr Alternativen<br />
für den Mann kommen. „Es gibt außer dem Kondom kein<br />
anständiges Verhütungsmittel für den Mann. Alles ist auf<br />
die Frau ausgelegt, nur die Frau soll fürs Kinderkriegen oder<br />
eben nicht kriegen zuständig sein“, so die Rechtsanwaltsgehilfin.<br />
„Dabei sollte ein Mann genauso verantwortlich für die<br />
Verhütung sein.“<br />
Mit 16 beginnt Claudia mit der Einnahme der Pille.<br />
Günstig und unkompliziert: Damals sieht sie kein Problem in<br />
der Verhütungsmethode. Während Claudia die Pille nimmt,<br />
hat sie keine Beschwerden. Ihre Haut bessert sich, außerdem<br />
kann sie ihren Zyklus bei einem anstehenden Urlaub<br />
verschieben, das kommt ihr gelegen. „Ich habe die Pille<br />
sofort verschrieben bekommen und konnte auch problemlos<br />
die Marke wechseln, wenn mir die eine zum Beispiel zu<br />
teuer war.“ Viele ihrer Freundinnen haben damals die Pille<br />
genommen, deshalb denkt Claudia nicht weiter über die<br />
Nebenwirkungen nach. 2015 erfährt Claudia, dass sie an<br />
der chronischen Stoffwechselerkrankung Lipödem leidet.<br />
Diese ist vererbbar, betrifft nur Frauen und zeigt sich<br />
durch Unproportionalität der Gliedmaßen, an der Sport und<br />
Ernährung nur begrenzt etwas ändern können. Forscher<br />
gehen davon aus, dass die Krankheit hormonabhängig sein<br />
kann. „Nach der Diagnose habe ich mich natürlich intensiv<br />
mit der Frage befasst, was ich mir mit den vielen Hormonen<br />
angetan haben könnte“, so die 29-Jährige. „Habe ich mir<br />
aus Bequemlichkeit selbst geschadet und die Krankheit<br />
verschlimmert?“ Welche Rolle die Pille dabei gespielt hat,<br />
wird Claudia nie erfahren. „Aber mein Arzt hat mir erklärt,<br />
dass Lipödeme durch hormonelle Veränderungen verstärkt<br />
werden können“, so die Rechtsanwaltsgehilfin.<br />
Neben ihrer Stoffwechselerkrankung erleidet die 29-Jährige<br />
2016, kurz nachdem sie die Pille abgesetzt hat, eine<br />
Sinusvenenthrombose, ein Blutgerinnsel in einer Vene im<br />
Gehirn. Solche Blutgerinnsel können, bleiben sie unentdeckt,<br />
zu einem Schlaganfall oder zum Tod führen. Ähnlich wie bei<br />
dem Lipödem kann nicht eindeutig festgelegt werden, ob<br />
die Thrombose etwas mit der Pille zu tun hat. Ein direkter<br />
Zusammenhang zwischen Pille und lebensgefährlichen<br />
Nebenwirkungen konnte bis jetzt nicht nachgewiesen werden.<br />
Fiala. Das, obwohl er, wie er sagt, wirtschaftlich gesehen von<br />
dem Diskurs profitiert: „Die seit einigen Jahren zu beobachtende<br />
Hormon-Angst in den Medien führt dazu, dass immer<br />
mehr Frauen mit der Pille aufhören. Da es wenig wirksame<br />
Alternativen gibt, führt dies zu mehr Schwangerschaftsabrüchen.<br />
Dies ist aus anderen Ländern dokumentiert und wir<br />
sehen dies auch bei uns im Gynmed Ambulatorium.“ Nur<br />
wären die Frauen, die zu ihm kommen, eben unglücklich,<br />
weil sie abtreiben müssen.<br />
Nicole und die anderen Frauen möchten aber nicht mehr<br />
zu hormonellen Verhütungsmethoden greifen. Solange es<br />
noch nicht die Pille für den Mann gibt, benutzen sie ein Präservativ.<br />
„Mein Freund und ich verhüten jetzt mit Kondom“,<br />
sagt Nicole. Dazu hat sie sich nach langen Gesprächen mit<br />
ihrer Therapeutin und Internet-Recherchen entschieden.<br />
Endgültig Klick gemacht hat es, als sie vor sechs Monaten<br />
Zusammenhänge zwischen ihrer Depression und der Pille<br />
entdeckt. Schon einige Wochen nach dem Absetzen bemerkt<br />
sie erste Veränderungen. „Ich habe mich plötzlich gespürt“,<br />
so Nicole. Die 23-Jährige entwickelt ein neues Körpergefühl,<br />
hat keine Stimmungsschwankungen mehr und endlich<br />
wieder Lust aufs Leben. „Ich verspüre jetzt auch eine ganz<br />
andere Lust auf Sex“, erklärt die Studentin. „Mein Körper<br />
gehört endlich wieder mir.“ ●<br />
* Name von der Redaktion geändert.<br />
Viele junge Frauen fragen sich: Wenn Männer keine Hormone<br />
nehmen, wieso sollten das Frauen tun?<br />
150 Jahre für Ihre Gesundhei<br />
Seit Nicole die Pille abgesetzt hat, spürt sie sich und ihren Körper<br />
ganz anders. Sie hat auch wieder Lust auf Sex. „Mein Körper<br />
gehört endlich wieder mir“, sagt die 23-Jährige.<br />
26 / POLITIKA /<br />
NEUES LEBENS GEFÜHL<br />
Für Nicole ist mittlerweile klar, was die Pille mit ihr gemacht<br />
hat. Diese Erkenntnis erlangt sie erst nachdem sie die Pille<br />
absetzt. „Ich spüre mich und meinen Körper nach dem<br />
Absetzen der Pille das erste Mal seit Jahren“, sagt Nicole.<br />
Während sie spricht, strahlt sie übers ganze Gesicht und<br />
gestikuliert überschwänglich mit ihren Händen. „Wenn ich<br />
mich bewege, tanze oder Freundinnen treffe, fühle ich mich<br />
endlich wieder“, sagt die 23-Jährige. Der Weg zu diesem<br />
Lebensgefühl war hart. Zeitgleich mit der Pille, die sie mit 15<br />
verschrieben bekommt, erkrankt Nicole an Depressionen.<br />
Die Parallele zwischen ihrer psychischen Erkrankung und<br />
den Nebenwirkungen der Pille wird sie erst Jahre später<br />
erkennen. Nicole wechselt insgesamt sieben verschiedene<br />
Antidepressiva, keines hilft der jungen Frau. Währenddessen<br />
nimmt sie immer noch täglich die Pille. „Es gab Tage, da bin<br />
ich nicht aus dem Bett gekommen, ich hatte das Gefühl,<br />
die ganze Welt ist gegen mich und ich kriege nichts auf die<br />
Reihe“, so die Studentin.<br />
Doktor Fiala relativiert die Nebenwirkungen der Pille.<br />
Er sieht darin eine empörungsgeladene Diskussion ohne<br />
Lösungen. „Für fast alle Frauen gibt es eine Pille, die sie gut<br />
verträgt. Manchmal finden Frauen diese gleich, manchmal<br />
müssen sie erst einige probieren. Wichtig ist, nicht aufzugeben,<br />
weil die Fruchtbarkeit ja unverändert vorhanden ist“, so<br />
Symbolfoto<br />
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