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BIBER 04_18-2

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BALKAN<br />

BOSPORUS<br />

Warum verlieben sich Menschen vom Balkan<br />

besonders häufig in jene aus der Türkei?<br />

Wir haben versucht das streng gehütete,<br />

Jahrhunderte alte Liebesgeheimnis der Balkan-<br />

Bosporus-Leidenschaft zu entschlüsseln. Über<br />

Sultan, Sarma und Schwiegermütter.<br />

Von Amar Rajković (Text), Marko Mestrović (Fotos)<br />

Name: Lejla Omanović<br />

Alter: 29<br />

Beruf:<br />

Sprachwissenschaftlerin<br />

Geburtsort: Sarajevo, BiH<br />

erstes türkisches Wort:<br />

Ekmek (dt.: Brot)<br />

Lejla<br />

&<br />

Özi<br />

Name: Özgür Atagan<br />

Alter: 35<br />

Beruf: IT Administratior<br />

Geburtsort: Hohenems, Vorarlberg<br />

erstes bosnische Wort: „Moze<br />

pivo!“ (dt.: Ein Bier geht!)<br />

Sie ist introvertiert, er hört<br />

nicht auf zu quatschen.<br />

Trotz offensichtlicher Unterschiede<br />

sind Lejla und Özgür seit<br />

über vier Jahren ein Paar. Kennengelernt<br />

haben sich der gebürtige<br />

Vorarlberger und Lejla in ihrer<br />

Heimatstadt Sarajevo. Özi hat dort<br />

einen Kumpel von der Uni besucht.<br />

Aus einer Bekanntschaft auf der<br />

Mucha-Lucha-Party machte es<br />

schnell Halli-Galli in den Herzen der<br />

beiden. Ob Amor bewusst Pfeile<br />

in Richtung bosnisch-türkischer<br />

Singles schießt, wollen wir von<br />

Lejla wissen: „Wir Bosnierinnen<br />

sind in der Regel etwas liberaler<br />

und weniger traditionell, vielleicht<br />

macht uns gerade das für Türken<br />

attraktiv“, so die 29-jährige<br />

Sprachwissenschaftlerin. Ihr türkischer<br />

Romeo ist kaum zu stoppen,<br />

wenn wir ihn auf seine Frau<br />

und ihre kulturellen Eigenheiten<br />

ansprechen: „Die Liebesformel<br />

liegt im Nähe-Ferne-Paradoxon“,<br />

urteilt Professor Özgür. Wie war<br />

das nochmal? „Leute vom Balkan<br />

und aus der Türkei finden sich deswegen<br />

anziehend, weil sie einander<br />

exotisch sind - aber in Sachen<br />

Familie, Essen und Temperament<br />

ähnlich ticken“, so Özgür.<br />

Verheiratet sind die beiden<br />

Turteltäubchen noch nicht. Als<br />

es darum geht, die Gästeliste der<br />

möglichen Trauung durchzugehen,<br />

bestätigt sich der Verdacht des<br />

Autors, die Partner aus der Türkei<br />

würden den osmanischen Eroberungsgeist<br />

auch auf das Gebiet<br />

der Hochzeitsgästeliste ausweiten.<br />

„Bei 100 Gästen wären mindestens<br />

70 aus meiner Familie“, gibt sich<br />

Özgür großzügig. Dann fragt er<br />

Lejla: „Kennst du überhaupt 30<br />

Leute?“, als würde er hoffen, das<br />

eigene Kontingent zu erweitern. Die<br />

introvertierte Lejla zeigt das erste<br />

Mal Temperament und erinnert Özi<br />

an ihre Familie in Bosnien und der<br />

Schweiz. Wir verlassen unauffällig<br />

die Wohnung. Zur Beruhigung: Die<br />

beiden sind noch ein Paar.<br />

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