GSa142_Mai 2018_Einzelseiten
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Thema: Wozu braucht die Grundschule digitale Medien?<br />
Markus Peschel<br />
Digitales Lernen vs. analoges Lernen<br />
Digitale Bildung in einer analogen Welt oder:<br />
Bildung für eine Welt mit digitalen Medien<br />
Zunächst einmal: Digitales Lernen gibt es nicht! Menschen und vor allem Kinder,<br />
die lernen, lernen analog. Unser Gehirn ist gar nicht in der Lage, digitale Signale<br />
zu verarbeiten. Aber: Gemeint ist mit ›Digitales Lernen‹ ja nicht das Lernen<br />
an sich, sondern die lernerische Auseinandersetzung, um Medienkompetenzen<br />
aufzubauen, um sich in einer zunehmend von digitaler Datenverarbeitung geprägten<br />
Welt zurechtzufinden und grundlegende Kompetenzen im Umgang<br />
mit dieser digital geprägten Umwelt aufzubauen.<br />
Dies wird – hoffentlich in diesem<br />
Verständnis und mit dieser Inten<br />
tion – verkürzt unter ›Digi -<br />
tales Lernen‹ verstanden.<br />
Was heißt »digital«?<br />
In der heutigen Zeit haben schon jüngere<br />
Kinder Zugang zu digitalen Medien<br />
und Diensten, die mit diesen digitalen<br />
Medien möglich sind (vgl. Döbeli<br />
Honegger / Neff 2011, KIM 2017, mini-<br />
KIM 2014). Für die Schule bedeutet<br />
dies, dass die zunehmende Digitalisierung<br />
auch Gegenstand des Unterrichts<br />
werden wird und werden muss, um<br />
Kompetenzen für den Umgang mit diesen<br />
neuen Möglichkeiten anzubahnen<br />
und am besten unterrichtlich produktiv<br />
zu nutzen. Nur weiß niemand so genau,<br />
was mit Begriffen wie »digital«, »Digitalisierung«<br />
o. Ä. genau gemeint ist.<br />
Wikipedia liefert dazu folgende Erläuterung:<br />
»Unter digitalen Medien<br />
[…] versteht man elektronische Medien,<br />
die mit digitalen Codes arbeiten. Den<br />
Gegensatz dazu bilden analoge Medien.<br />
Der Begriff »digitale Medien« wird auch<br />
als Synonym für die »Neuen Medien«<br />
verwendet.<br />
Digitale Medien sind Kommunikationsmedien,<br />
die auf der Grundlage digitaler<br />
Informations- und Kommunikationstechnologie<br />
funktionieren (z. B.<br />
Internet). Als digitale Medien werden<br />
zum anderen technische Geräte zur Digitalisierung,<br />
Berechnung, Aufzeichnung,<br />
Speicherung, Verarbeitung, Distribution<br />
und Darstellung von digitalen Inhalten<br />
(Content) bezeichnet. Die Digitalisierung<br />
der Medien setzte in der zweiten Hälfte<br />
des 20. Jahrhunderts ein. Digitale Medien<br />
stellen sowohl von der Produktion<br />
als auch von der Nutzung her eine tiefgreifende<br />
Veränderung gegenüber früheren,<br />
analogen Medien dar.<br />
Die Computertechnik stellt die Basis<br />
für digitale Medien dar. Computersysteme<br />
basieren in erster Linie auf der<br />
Grundlage des binären Zahlensystems.<br />
In diesem Fall bezieht sich »digital« auf<br />
die diskreten Zustände von »0« und »1«<br />
für die Darstellung beliebiger Daten.<br />
Computer sind Maschinen, die binäre<br />
Daten als digitale Information interpretieren.<br />
Die Aufzeichnung und Speicherung<br />
von medialen Inhalten als digitale<br />
Daten, etwa eines Musikstücks oder<br />
einer Videosequenz, ist in der Regel ein<br />
technisch hochkomplexer Vorgang und<br />
gehört zum Gebiet der digitalen Signalverarbeitung.<br />
Dabei spielen bei modernen,<br />
datenkomprimierenden Verfahren<br />
zur digitalen Verarbeitung von Bildern,<br />
Video- oder Audiosignalen wie JPEG,<br />
MPEG-4 oder MP3 Methoden der höheren<br />
Mathematik wie die Schnelle Fourier-Transformation<br />
eine zentrale Rolle.<br />
Werden digitale Medien im Internet<br />
publiziert, also online verfügbar<br />
gemacht, so spricht man auch von<br />
Online medien« [Wikipedia.de, abgerufen<br />
03.03.<strong>2018</strong>].<br />
Leider wird hier wenig erläutert, was<br />
genau digital bedeutet oder welche Formen<br />
des Lernens mit digitalen Medien<br />
angestrebt werden. Sie werden polar<br />
gegen analoge Medien abgegrenzt,<br />
und am Ende haben alle nur ein diffuses<br />
Verständnis, was genau gemeint ist.<br />
Auch Aufschluss über das Lernen mit<br />
digitalen Medien finden wir in Wikipedia<br />
nicht, es wird nicht erläutert, was<br />
genau denn der Mehrwert der digitalen<br />
Medien ist und wie man sie in Lernszenarien<br />
nutzen kann. Hilfreich ist daher<br />
der Blick in entsprechende Definitionen<br />
von Mediendidaktikern, die sich sowohl<br />
mit dem Medium an sich als auch<br />
mit dem Lernen auseinandersetzen:<br />
»Mit dem Begriff ›Digitalisierung‹ soll<br />
die Tatsache beschrieben werden, dass<br />
analoge Daten zunehmend in die digitale<br />
Form überführt werden oder Daten<br />
direkt digital erfasst werden« (Doebeli<br />
Honegger 2016, 16).<br />
Der durch Digitalisierung, Automatisierung<br />
und Vernetzung getriebene Leitmedienwechsel<br />
von Buch zum Computer<br />
birgt große Herausforderungen für Wirtschaft,<br />
Gesellschaft und Individuen. Wie<br />
soll Schule damit umgehen? (ebd., 34).<br />
Die derzeit verbreitetste Position geht<br />
davon aus, dass die Digitalisierung alle<br />
Lebensbereiche betrifft und deshalb<br />
auch in alle Schulfächer integriert werden<br />
sollte. Die Digitalisierung wird als<br />
Thema der Allgemeinbildung gesehen<br />
(ebd., 37).<br />
Was heißt Lernen mit<br />
digitalen Medien?<br />
Dabei sind die Umsetzungsformen bzgl.<br />
der Einbeziehung von digitalen Unterstützungssystemen<br />
mit dem Ziel, entsprechende<br />
Kompetenzen aufzubauen,<br />
vielfältig: Es werden Tablets mit Apps<br />
eingesetzt, die z. B. das Erkennen von<br />
Würfelnetzen unterstützen, es werden<br />
Videotutorials genutzt, die bestimmte<br />
Tätigkeiten oder Inhalte wiederholbar<br />
demonstrieren, oder es werden Wikis<br />
mit Inhalten aus der Schule gefüllt, kritisch<br />
betrachtet und verändert. All diese<br />
Aktivitäten, die weder methodisch<br />
noch inhaltlich ähnlich sind, werden<br />
unter ›Digitalem Lernen‹ verstanden.<br />
Es kursieren weitere Begriffe in<br />
Bezug auf Lehr-Lern-Situationen und<br />
12 GS aktuell 142 • <strong>Mai</strong> <strong>2018</strong>