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Mai 2018 - coolibri Essen

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EUROPAKOLUMNE<br />

D O R T M U N D<br />

LeonoraAhmetaj in Deutschland geboren.<br />

Ihr Vaterist Albaner undaus dem<br />

Kosovo nach Deutschland gekommen.<br />

Nunmöchtedie 18-Jährige selbst irgendwo<br />

anders komplett neu anfangen.<br />

Nochmal ganz von Null anfangen<br />

Leonora lebt in Dortmund undmacht nächstes<br />

Jahr Abitur.Inihrer Freizeittreibtsie seit sie<br />

kleinist Sport, genauergesagtDiskurswerfen.<br />

Darüber hinaus engagiertsichLeonora politisch.<br />

Beiden Botschaftern derErinnerung und<br />

derLinken Jugend in Dortmund.Sie organisiert<br />

zumBeispielGedenkstättenfahrten zu Konzentrationslagern.<br />

„Esist krasszusehen,dassder<br />

Hass zurZeitder Nationalsozialistenfastdurch<br />

dieganze Welt ging“,soLeonora. „Dagab es<br />

keinEuropa, dasdichaufgefangenhat,wodu<br />

hin flüchten konntest.“ Nächstes Jahr wirdsie<br />

fürein Jahr in denKosovogehen.Sie möchte<br />

dort Europäischen Freiwilligendienstabsolvieren,<br />

mitKindern oder in derPolitik arbeiten. Sie<br />

erklärt: „Eineneue Kultur,neuesKlima, neues<br />

Denken –Das reiztmich.“<br />

Andere Realitäten kennenlernen<br />

Diejunge Dortmunderin reistviel, siewill so viele<br />

europäischeLänderwie möglich besuchen.<br />

DenFreiwilligendienstmacht sie, um auch andere<br />

Realitätenkennenzulernen. „Man redetin<br />

Deutschlandimmer viel vonMulti-Kulti. Aber es<br />

istwas anderes, wenn manmal selbst versucht,<br />

sich woanders komplett zu integrieren,<br />

wo eine andere Sprachegesprochenund andere<br />

Kultur gelebt wird.EineGesellschaft, in deres<br />

vielleicht selbstverständlich ist, dass dieFrauen<br />

zu ihrenMännernziehenund sich vorrangigim<br />

Haus aufhalten.“Bei derFrage,was Europa für<br />

sieist,fühlt sich die18-Jährigezwiegespalten.<br />

Sieist sich nichtsicher, ob sieEuropanur als<br />

Kontinentund anhandvon Landesgrenzen sehensoll.<br />

Europa symbolisiert für Leonora Friedenssicherung:<br />

„Länder, diesichbishergar<br />

nichtverstandenhaben,nähernsichdeswegen<br />

an.“ Andererseits mussdie Dortmunderin an<br />

Länder wieGriechenlanddenken,woMenschen<br />

im Zuge derFinanzkrisemitteninEuropazum<br />

Teil unterärmlichsten Bedingungenleben.Den<br />

EU-Beitrittder Türkei siehtsie aufgrund derpolitischenVerhältnissekritisch.<br />

Siesagt: „Esgibt<br />

in derTürkei keine gelebteDemokratie. Dasverträgt<br />

sich nichtgut mitEuropa.“<br />

Dassder Kosovo derEUbeitrittist ihrwichtig.<br />

„Die Kosovarenhätteneinen anderenStand.Sie<br />

gehörennicht zurEU, obwohlsie aufdem Kontinent<br />

sind“, sagt sie. Leonora beobachtet,dass<br />

viele, dieaus demKosovonachDeutschland<br />

ausgewandert waren, nunimKosovoHäuser<br />

bauen. Sieglaubt, dieMenschendortwolleneinenAnteilvon<br />

demReichtum, densie plötzlich<br />

sehen. „Von 450Eurokann manimKosovogut<br />

leben, wohnen undstudieren.100 bis200 Euro<br />

Monatslohnsindschon gut, wenn einKaffee50<br />

Cent kostet.“ Siesagt, ihr Cousin habegerade<br />

sein Studium beendet. Er seinun Anwalt. Die<br />

Jobsuchegestaltesichjedochschwierig.Leonora<br />

beschreibt dieGesellschaftimKosovoals<br />

eher ländlichmit viel Bauernschaft.„Es gibtviel<br />

Korruption,Bestechungund alte,festgefahrene<br />

Parteien,die sehr aufsichselbstfokussiert<br />

sind.“ Andererseits würdendie Menschen meist<br />

herzlicher,kontaktfreudiger miteinanderumgehenals<br />

in Deutschland. ChantalStauder<br />

Wasdenkt derPottüber Europa?<br />

RedakteurinChantal Stauder stellt jedenMonat<br />

eine Person ausder Region vor, dieeineganz<br />

besondere Beziehungzur EU hat. DieEuropa-<br />

Kolumneist eineinjährigesProjekt desInternationalen<br />

Bildungs-und Begegnungswerks (IBB)<br />

,der AuslandsgesellschaftNRW sowie derStadt<br />

Dortmund unddem Jugendring Dortmund.<br />

Foto: Chantal Stauder<br />

AUSDEM PROGRAMM<br />

FR 11. MAI |KONZERTHAUS DORTMUND<br />

GLORIA Eröffnungskonzert<br />

WDR Funkhausorchester Köln<br />

Dirigent: Wayne Marshall<br />

SA 19.MAI |DOMICIL<br />

SAZ‘ISO Deutschlandpremiere<br />

Weltmusik aus Albanien<br />

FR 25.MAI |DOMICIL<br />

GISELA JOÃO<br />

Frischer Fado aus Portugal<br />

SA 26. MAI |ZECHE ZOLLERN<br />

CARMINA LATINA<br />

Weltmusik aus dem 17.Jahrhundert<br />

SO 27.MAI |KONZERTHAUS DORTMUND<br />

GIUSEPPE VERDI: GIOVANNA D‘ARCO<br />

Marina Rebeka|Jean-François Borras<br />

WDR Funkhausorchester Köln<br />

Dirigent: Daniele Callegari<br />

SO 03.JUNI |KONZERTHAUS DORTMUND<br />

HÄNDEL GOESWILD<br />

Crossovermit L‘Arpeggiata<br />

DO 07.JUNI |DOMICIL<br />

YORKSTON THORNE KHAN<br />

Britischer Folk trifft indische Musik<br />

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