25.04.2018 Aufrufe

Inkontakt Mai E

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>Mai</strong> 2018


EDITORIAL<br />

In der letzten Woche hatte der Supermarkt mit<br />

dem „A“ am Anfang ein passendes Angebot für<br />

mich: Vertikutierer- Mix. Dieser Mix besteht aus<br />

• Rasensamen + Rasendünger + Bodenaktivator.<br />

Das Produktversprechen hört sich gut an:<br />

• Perfekte Rasenreparatur und Regeneration nach dem<br />

Vertikutieren<br />

• Dichter Rasen statt Moos und Rasenfilz<br />

• Säen, Düngen und Bodenverbesserung in einem Schritt<br />

Ausserdem war das noch ein sehr günstiges Angebot. Gestern nun<br />

habe ich, nach Anleitung, erst den Rasen gemäht, vertikutiert und<br />

dafür gesorgt, dass kein Schnitt, Steine und Laub mehr auf dem<br />

„Rasen“ lagen. Dann war es Zeit, den Mix mit dem Streuwagen zu<br />

verteilen. Anschliessend schaute ich mir mein Werk an. Mit einem<br />

Wort: schauderhaft. Blanke Stellen, nicht mehr so dicht wie vorher;<br />

kein Rasen zum Liebhaben. Jetzt muß es regnen, so stand es da, und<br />

man muß warten. Der Rasen soll schöner werden als zuvor.<br />

Ich glaube, dass Gott uns genauso kultivieren möchte. Wir spüren, wie<br />

die äußere Schönheit verfällt, unser vermeindlich so wichtiges Image<br />

tiefe Kratzer bekommt, sicher geglaubte, verlässliche Menschen uns<br />

den Rücken zukehren oder unser Glauben auf eine harte Prüfung<br />

gestellt wird.<br />

Haben wir schon einmal daran gedacht, dass Gott eine andere<br />

Schönheit schenkt, dass es kein besseres Image gibt, als in seiner<br />

Gegenwart zu leben, er uns täglich zeigen möchte, ICH bin bei dir und<br />

dass uns durch die Gemeinschaft mit IHM Glauben und Vertrauen<br />

zufliesst? Wir müssen nur zulassen, dass JESUS uns kultiviert<br />

In dieser InKontakt Ausgabe werden wir das Thema Suchet der<br />

Stadt Bestes behandeln und wünschen viel Segen beim Lesen.<br />

Einen gesegneten <strong>Mai</strong>, Gottes Nähe und seinen reichen Segen.<br />

ABER STEH JETZT AUF; DENN<br />

ICH BIN DIR ERSCHIENEN, UM<br />

DICH ZU MEINEM DIENER<br />

UND ZEUGEN ZU MACHEN.<br />

VERKÜNDE DEN MENSCHEN,<br />

WAS DU HEUTE ERLEBT HAST<br />

UND WAS ICH DIR IN ZUKUNFT<br />

ZEIGEN WERDE.<br />

Apg. 26,16<br />

UND AUCH IHR WERDET<br />

MEINE ZEUGEN SEIN, DENN IHR<br />

SEID VON ANFANG AN BEI MIR<br />

GEWESEN.<br />

Joh. 15,27<br />

KÄMPFE DEN GUTEN KAMPF<br />

DES GLAUBENS! ERRINGE SO<br />

DAS EWIGE LEBEN. DAZU HAT<br />

DICH GOTT BERUFEN, UND DAS<br />

HAST DU VOR<br />

VIELEN ZEUGEN BEKANNT.<br />

1. Tim. 6,12<br />

WAS DU VON MIR IN<br />

GEGENWART<br />

VIELER ZEUGEN GEHÖRT HAST,<br />

DAS GIB AN ZUVERLÄSSIGE<br />

CHRISTEN WEITER, DIE<br />

WIEDERUM FÄHIG SIND, ANDERE<br />

IM GLAUBEN ZU UNTERWEISEN.<br />

2. Tim. 2,2<br />

WIE VIEL WENIGER WERDEN WIR<br />

DER STRAFE ENTKOMMEN,<br />

WENN WIR GOTTES<br />

UNVERGLEICHLICHES<br />

RETTUNGSANGEBOT<br />

AUSSCHLAGEN! JESUS<br />

CHRISTUS SELBST HAT ES<br />

ZUERST BEKANNT GEMACHT,<br />

UND ES WURDE UNS<br />

VON ZEUGEN BESTÄTIGT, DIE<br />

UNSEREN HERRN MIT EIGENEN<br />

OHREN GEHÖRT HABEN.<br />

HEBR. 2,3<br />

2


INHALT<br />

IMPRESSUM<br />

EFGG Erkelenz,<br />

Am Schneller 8-10,<br />

41812 Erkelenz<br />

Autor<br />

Seite<br />

EDITORIAL HEINZ HEPP 2<br />

INHALT / IMPRESSUM 3<br />

STADT, LAND, GOTT: RÜDIGER PUCHTA 4<br />

NACHFOLGE CHRISTI RALF LUTHER 5<br />

ES GIBT ZUWENIGE CHRISTEN IN DER<br />

PRO MEDIENMAGAZIN 7<br />

EFGG Erkelenz ist vereinsrechtlich<br />

organisiert im<br />

GiFBGG<br />

(Gemeinden im Freikirchlichen Bund der<br />

Gemeinde Gottes e.V.).<br />

POLITIK<br />

HEIKO HERRLICH:«ICH BIN AUCH<br />

NUR EIN MENSCH»<br />

DER SCHOCKROCKER UND SEIN<br />

RAPHAEL WILLEN /<br />

REBEKKA SCHMIDT<br />

DANIEL GERBER 10<br />

9<br />

Der GiFGG gehört zum FBGG<br />

(Freikirchlicher Bund der Gemeinde Gottes<br />

e.V.) als Dachverband.<br />

Beide Vereine sind als gemeinnützig<br />

anerkannt –<br />

Redaktion und Layout:<br />

Heinz Hepp<br />

inkontakt(@)efgg-erkelenz.de<br />

Bildnachweis: freie Bilder Pixabay<br />

Alle Artikel von externen Quellen sind<br />

entsprechend. gekennzeichnet<br />

Anschrift:<br />

Am Schneller 8-10,<br />

41812 Erkelenz<br />

Internet:<br />

www.efgg-erkelenz.de<br />

Gemeindepastor:<br />

Rüdiger Puchta,<br />

Am Schneller 10<br />

Telefon: 02431 / 5310<br />

Email: Pastor(@)efgg-erkelenz.de<br />

Seelsorger / Ältester: Heinz Hepp Telefon:<br />

02433 / 3079264<br />

Email: seelsorger(@)efgg-erkelenz.de<br />

SOZIALWERK<br />

HASHTAG JESUS: FREIKIRCHEN HABEN<br />

ZULAUF<br />

DPA 11<br />

„JESUS IST MEIN CHEF" PRO MEDIENMAGAZIN 13<br />

PREDIGT: „SUCHET DER STADT HERMANN GRÖHE 14<br />

BESTES“<br />

MUT, VERANTWORTUNG,<br />

FAIRNESS<br />

DEUTSCHE EVANGELISCHE ALLIANZ<br />

FORMULIERT IHRE GLAUBENSBASIS<br />

NEU<br />

DIE STELLUNG DER KONFESSION ZUR<br />

INSPIRATION UND IRRTUMSLOSIGKEIT<br />

DER BIBEL<br />

JÖRG STEINLEITNER<br />

IM INERVIEW MIT<br />

PETER HAHNE<br />

17<br />

Idea 19<br />

PROF. DR.<br />

FRIEDHELM JUNG<br />

UNSER „MARSCHBEFEHL“ HEINZ HEPP 28<br />

POWER KIDS 31<br />

EFGG-TERMINE 33<br />

CHRISTENVERFOLGUNG IM IRAN 34<br />

21<br />

Bankverbindung:<br />

Gemeinden im Freikirchlichen Bund der<br />

Gemeinde Gottes e.V. Hamburger<br />

Volksbank<br />

IBAN: DE30 2019 0003 0000 1910 35 BIC:<br />

GENODEF1HH2<br />

3


STADT,<br />

LAND,<br />

GOTT:<br />

LEBENDIGE<br />

JÜNGERSCHAFT IM „AUßENDIENST“ MEINER<br />

STADT!<br />

Wenn wir vom Dienst eines Jüngers und<br />

Christen reden, meinen wir meistens den<br />

„Innendienst“ im Gemeindealltag: Alle Dienste<br />

rund um den Gottesdienst, Hauskreisleiter,<br />

Kinder-, Teen- Jugendmitarbeiter,<br />

Reinigungsdienst, etc. Diese „Innendienste“<br />

braucht jedes Gemeindeleben und sie dienen<br />

dazu, den Leib Christi zu erbauen (siehe auch:<br />

1. Kor. 12; Eph. 4,1-15).<br />

Gott beruft uns aber auch zum „Außendienst“ –<br />

und zwar außerhalb unserer Gemeindehäuser<br />

und Gemeindefamilien. Zum „Außendienst“ an<br />

den Orten, wo wir leben, arbeiten und lernen. An<br />

den Orten, an denen wir unsere Freizeit<br />

verbringen, Einkaufen gehen oder einfach nur<br />

Mensch und Nachbar sind. Sogar zum<br />

„Außendienst“ an den Brennpunkten der Städte<br />

und Orte, in denen wir Zuhause sind. Gott hat in<br />

seiner Liebe ein weites Herz und Interesse an<br />

Menschen und somit auch an Städten, Dörfern<br />

und Regionen.<br />

Mir ist aufgefallen, dass in der Bibel das Wort<br />

„Stadt“ ungefähr 970-mal erwähnt wird (Quelle:<br />

Bibelserver.de). Aus der „Vogelperspektive der<br />

Bibel“ betrachtet, können wir sagen: Die<br />

Geschichte Gottes mit uns Menschen beginnt in<br />

einem Garten und endet in einer Stadt. Gott<br />

schätzt es offensichtlich, wenn Menschen an<br />

einem Ort zusammenwohnen. So sehr, dass er<br />

uns damit beschenken will, eine ganze Ewigkeit<br />

lang mit IHM in der Mitte, in einer Stadt zu leben,<br />

dem himmlischen Jerusalem (Offb. 21).<br />

Durch eine „kurze Zeitreise durch die Bibel zum<br />

Stichwort Stadt“ und einige praktische<br />

Anmerkungen soll dieser Artikel dazu ermutigen,<br />

unsere Stadt, unseren Ortsteil und unsere<br />

Straße neu als wichtige Orte und<br />

„Außendienstbereiche“ unserer Jüngerschaft zu<br />

entdecken.<br />

1. BIBLISCHE ZEITREISE ZUM STICHWORT<br />

„STADT“<br />

Wenn wir die Bibel zum Stichwort "Stadt"<br />

befragen, fällt als erstes auf, dass sie zu Beginn<br />

eher „kritische“ Töne dazu anstimmt: Kain, der<br />

Brudermörder, ist der erste Städtebauer in der<br />

biblischen Berichterstattung (1. Mose 4). Einige<br />

Kapitel weiter lesen wir vom „überheblichen<br />

Städtebau“ in Babel, als weiteres Zeichen dafür,<br />

dass der Mensch getrennt von Gott lebt und<br />

dementsprechend handelt (1. Mose 11).<br />

Generell wird das Stadtleben in Metropolen, wie<br />

Babel, Sodom und Gomorra, Jericho oder Ninive<br />

als Muster großer Gottlosigkeit und<br />

Verkommenheit beschrieben. Diese<br />

kritische Haltung zur Stadt orientierte sich dabei<br />

an der konkreten Geschichte: Sie malt nicht<br />

schön, wo nur Sünde und Feindschaft gegen<br />

Gott festzustellen sind – besonders unter der<br />

damaligen Stadtbevölkerung! Sprachlich fand<br />

das bei den Propheten des AT seinen<br />

besonderen Niederschlag. Die die Städtenamen,<br />

wie z.B. „Gomorra“ oder „Babel“, als Synonym<br />

für eine gottabgewandte Lebenseinstellung<br />

gebrauchten: Ich richte unter euch Zerstörung<br />

an, wie Gott Sodom und Gomorra<br />

zerstörte, dass ihr wart wie ein Brandscheit, das<br />

aus dem Feuer gerissen wird; dennoch bekehrt<br />

ihr euch nicht zu mir, spricht der Herr. (Amos 4)<br />

Neben diesen kritischen Tönen finden wir aber<br />

auch viele Belege für Gottes großes und<br />

liebevolles Interesse an der „Stadt und ihrer<br />

Bevölkerung“: In Jeremia 29 schreibt der<br />

Prophet im Namen Gottes den nach Babel<br />

deportierten Juden: Suchet der Stadt Bestes.<br />

Wohnt hier. Gestaltet mit. Betet. Vermehrt<br />

Euch. Ausgerechnet das gottfeindliche und mit<br />

Götzenbildern übersäte Babel soll für eine<br />

gewisse Zeit (immerhin 70 Jahre) das Umfeld<br />

des Volkes Gottes sein. Mit Anteilnahme<br />

(modern ausgedrückt „Beteiligungskultur“),<br />

Wohlwollen und Gebet soll es auftreten. Ein<br />

anderes Beispiel ist Gottes Interesse an der<br />

damaligen Weltstadt Ninive, die durch Jona<br />

(Jona 1 - 4) zur Buße gerufen wird. Gottes<br />

Interesse ist so groß, dass er sich auch vom<br />

Ungehorsam und Missmut seines Propheten<br />

nicht davon abbringen lässt, an Ninive sein Wort<br />

zu richten.<br />

Das große Interesse Gottes gilt natürlich vor<br />

allen Dingen seiner Stadt Jerusalem! Die<br />

biblische Geschichte streift immer wieder Gottes<br />

Mühen, Sorgen und Ringen um diese Stadt. So


wird Nehemia gebraucht, der Stadt nach ihrer<br />

Zerstörung wieder eine schützende Mauer und<br />

neue gesellschaftliche Strukturen zu geben. Das<br />

irdische Jerusalem zur Zeit Jesu - und das<br />

künftige, himmlische Jerusalem als letzte und<br />

vollendete Stadt – stehen im Brennpunkt der<br />

Zuwendung Gottes.<br />

Bei Jesus selbst und später bei den Aposteln<br />

finden wir eine sehr ausgewogene Einstellung<br />

zur Stadt, zu den Menschen und zu den<br />

gesellschaftlichen Einflüssen: Nähe und<br />

Distanz. Zuwendung und Abgrenzung. An Jesus<br />

sehen wir eine große, barmherzige Nähe und<br />

Zuwendung zu Menschen und ganz besonders<br />

zu denen, die am Rande der Gesellschaft<br />

stehen. Jesus verkehrte „in den Milieus“ seiner<br />

Zeit: Zöllnern (Wirtschaftskriminelle seiner Zeit),<br />

Menschen in kaputten Familiensituationen, ja<br />

selbst Menschen mit einem zwielichtigen<br />

moralischen Hintergrund ging er nicht aus dem<br />

Weg. Andererseits hören wir aus seinem Munde<br />

auch massive Kritik und Klage - u.a. gerade auch<br />

über Jerusalem: Jerusalem, Jerusalem, die du<br />

tötest die Propheten und steinigst, die zu dir<br />

gesandt sind! Wie oft habe ich deine Kinder<br />

versammeln wollen, wie eine Henne ihre Küken<br />

versammelt unter ihre Flügel; und ihr habt nicht<br />

gewollt. (Mt. 23,37ff) Die fromme jüdische Elite<br />

der Stadt verstand ihn nicht und lehnte ihn<br />

ab. Bei aller Zuwendung beließ es Jesus nicht<br />

dabei, nur liebenswerter „Streetworker“ zu sein!<br />

Am Ende ging es ihm immer darum, den<br />

Menschen die Tür zum Reich Gottes und zum<br />

ewigen Leben zu zeigen! Sein Kreuz wurde das<br />

große Symbol für Gottes „Nähe und Distanz“ zur<br />

Stadt und ihren Menschen.<br />

Jesus hat einmal gesagt: Wo ich bin, da soll<br />

mein Diener auch sein (Joh. 12,26). Deshalb ist<br />

auch seine Gemeinde gesandt, in den Dörfern<br />

und Städten zu sein, wo mitten unter den<br />

Menschen, sein Evangelium verkündigt und<br />

seine Liebe praktiziert werden soll. Diese<br />

Mission beginnt Pfingsten (Ausgießung des<br />

Heiligen Geistes; Apg. 2) in Jerusalem und findet<br />

ihren von Gott gewiesenen Weg hinein in die<br />

Großstädte der damaligen Welt: Antiochien,<br />

Athen, Korinth, Rom. Petrus und Paulus, die<br />

ersten „Stadtmissionare der Christenheit“<br />

erlebten dabei, wie unverzichtbar wichtig es ist,<br />

die von Jesus geforderte Spannung zwischen<br />

„Nähe und Distanz“, zwischen „Zuwendung und<br />

Abgrenzung“ zu leben. Eine geforderte<br />

Spannung, die heute mehr denn je für die<br />

Jüngerschaft Jesu im „praktischen Außendienst“<br />

gefordert ist.<br />

2. LEBENDIGE JÜNGERSCHAFT IM<br />

„AUßENDIENST“ DER STADT<br />

Was das ganz konkret und ganz praktisch für<br />

eine lebendige Jüngerschaft im Außendienst<br />

bedeuten kann, beschreibt uns der bekannte<br />

Textabschnitt aus Jeremia 29 (Bitte nachlesen).<br />

„Aktive Beteiligungskultur“<br />

Die kleine jüdische Minderheit sollte als Gottes<br />

Kontrastgesellschaft aktiv teilnehmen am<br />

normalen bürgerlichen Leben in Babel. Leichter<br />

gesagt, als gelebt! Babel war für die<br />

weggeführten Juden ein Umfeld, das weitaus<br />

schwieriger und feindlicher war, als so manches<br />

„Problemviertel“ in den Städten unserer<br />

Tage! Trotzdem sollten sie nicht passiv auf<br />

gepackten Koffern sitzen, sondern aktiver Teil<br />

des städtischen Lebens sein: Bauen, Wohnen,<br />

Pflanzen, Essen, Heiraten und Kinder gebären<br />

und erziehen... Das heißt doch: Lebt dort.<br />

Gestaltet mit. Werdet aktiv. Prägt die Umstände<br />

mit. Rechnet mit meinem Wirken und Segen –<br />

gerade auch dort.<br />

„Das ist positive Hinwendung als Jünger und<br />

Christ zu Gottes geliebter Stadt...“ - so<br />

beschreibt ein Ausleger diese Bibelstelle. Muss<br />

die Bibel uns das wirklich so deutlich sagen?<br />

Machen wir das nicht ganz automatisch, weil es<br />

einfach dazugehört? Ja und Nein! Wenn wir an<br />

dieser Stelle ganz ehrlich sind: Es gab eine Zeit,<br />

da war es in freikirchlichen Kreisen verpönt, zu<br />

viel „Beteiligungskultur“ in einer Stadt oder ganz<br />

allgemein in der Gesellschaft zu leben! Die<br />

Begründung: Wir können nicht „Gottes Freund“<br />

und gleichzeitig „Freund der Welt“ sein!<br />

Sportverein, das war schwierig! Tanzkurs, das<br />

ging gar nicht! Nachbarschaftstreffen, aber nur<br />

bis zum Ende des Kaffeetrinkens und möglichst<br />

ganz distanziert! Politisches oder soziales<br />

Engagement in der Stadt: Ist das wirklich Gottes<br />

Auftrag für uns? Hier sind wir heute ganz neu<br />

gefragt, für uns zu prüfen und auszuloten: Ein<br />

Lebensstil aus gesunder „Nähe und Distanz“ und<br />

zwischen „Zuwendung und Abgrenzung“. Jünger<br />

sollen vor allen Dingen „Gottes Freunde“ sein<br />

und bleiben! ABER: Sie sollen sich auch nicht<br />

vor ihren Mitmenschen abschotten. Freunde und<br />

Kontakte in der Stadt sollen durch uns etwas von<br />

Gottes Liebe und Klarheit erfahren! Wir sind ein<br />

Liebesbrief Gottes gerichtet an unseren<br />

Nächsten, damit dieser auch „Gottes Freund“<br />

werden kann!<br />

5


„Aktive Beteiligungskultur“ bedeutet, der Stadt<br />

im Namen Jesu zu dienen, indem wir genau das<br />

tun, was Gott den Juden damals in Babylon<br />

aufgetragen hat: „Lebt und wirkt an dem Ort, an<br />

dem ich euch hingestellt habe! Tragt in meinem<br />

Namen zum Frieden an diesem Ort bei!“<br />

„Aktive Beteiligungskultur“ heißt ganz praktisch:<br />

Wer prägt hier wen? Wir sind dazu berufen,<br />

andere im Namen Jesu durch unser fröhliches<br />

Glaubenszeugnis zu prägen! Prägen wir noch -<br />

durch unseren Blick auf Jesus und unsere<br />

Präsenz - unsere Straße, das<br />

nachbarschaftliche Klima, die Stimmung in der<br />

Umkleidekabine des Sportvereins oder in der<br />

Elternversammlung des Kindergartens?<br />

„Aktive Beteiligungskultur“ ist die<br />

Entscheidung: „Ja, ich - als Teil dieses Ortes -<br />

will im Namen Gottes ein guter Nachbar und<br />

Bürger sein, so als wenn Jesus heute selbst<br />

Nachbar und Bürger wäre! Er ist es heute<br />

einfach durch mich!“ Diese Entscheidung ändert<br />

unseren Blick und lässt uns aktiv werden.<br />

„Aktive Gebetsverantwortung“<br />

Jeremia schreibt auch: Suchet der Stadt Bestes,<br />

dahin ich euch habe wegführen lassen, und<br />

betet für sie zum HERRN. (Jeremia 29,7) Damit<br />

fängt die aktive Beteiligungskultur an: Mit einer<br />

neuen Gebetsverantwortung! Mit ganz<br />

konkretem Gebet für meine Stadt! Für die<br />

Verantwortlichen! Für die Stadtbrennpunkte!<br />

Nicht zu vergessen: Für meine Nachbarn! Für<br />

die Menschen in meiner Straße! Ein Stadtbild ist<br />

ein purer Gebetskalender voller Fürbitten und<br />

Gebetsanliegen!<br />

„Aktive Friedensstifter“<br />

Jeremia schreibt: Suchet den Frieden der Stadt,<br />

den Schalom...! Durch Jesus, der unser Friede<br />

ist, haben Jünger zu allen Zeiten einen anderen<br />

Bezug zu manchen kleinbürgerlichen<br />

Zwistigkeiten, Streitereien und Klagen. Was für<br />

eine Chance, in seinem Namen in unruhigen<br />

Situationen und Lagen friedenstiftend<br />

einzugreifen – und zu beten – oder aus dem<br />

Frieden Gottes heraus, durch das Geschenk<br />

seiner Ruhe, einfach für Entspannung in<br />

angespannten Lagen zu sorgen.„<br />

AKTIVES, WEISES UND VORBILDLICHES<br />

GLAUBENSZEUGNIS “<br />

Paulus schreibt den Kolossern: Seid weise<br />

gegen die, die draußen sind... (Kolosser 4,5) Die<br />

christliche Gemeinde steht zur Stadt nicht auf<br />

der Ebene eines Kultur- oder Sportvereins. Die<br />

Gemeinde ist und bleibt Gottes<br />

Kontrastgesellschaft und vor allen Dingen sein<br />

Sprachrohr! Die Stadt muss nicht nur von<br />

Christus und seinem Heil hören; sie muss an der<br />

Gemeinde und den einzelnen, konkreten<br />

Jüngern auch sehen können, was dieses Heil im<br />

Leben von Menschen bewirkt und verändern<br />

kann. Wir sollten nicht nur vor der Gemeinde ein<br />

aufrichtiges Leben der Jüngerschaft führen, das<br />

durch Echtheit und Heiligung bestimmt wird, wir<br />

sollten es vor allen Dingen vor den Menschen<br />

um uns herum führen. Das Zeugnis der ersten<br />

Christenheit bestach besonders dadurch, dass<br />

die damaligen Jünger und Christen diese<br />

Spannung zwischen „Nähe und Distanz“,<br />

zwischen „Zuwendung und Abgrenzung“ sehr<br />

konsequent aus- und vorlebten.<br />

Stadt, Land, GOTT: Lebendige<br />

Jüngerschaft im „Außendienst“<br />

(meiner Stadt)!<br />

Gott hat einen Plan für seine Gemeinde und sein<br />

Reich. Dazu gehört, dass er uns in den<br />

„Innendienst der Gemeinde“ beruft. Und dass er<br />

uns auch gerne im „Außendienst“ in unseren<br />

Wohnorten einsetzen will, je nachdem, wie wir<br />

von ihm begabt worden sind.<br />

Gott wirkt so, weil er uns liebt und wir ihm wichtig<br />

sind. Gott liebt auch das Umfeld, in dem wir<br />

leben. Er liebt die Menschen in Deiner Straße<br />

und in Deiner Nachbarschaft. Er liebt die<br />

Menschen in Deinem Fitnessstudio, in Deinem<br />

Lieblingsladen und er liebt Deinen Tankwart und<br />

die Stadtbediensteten im Bürgerbüro. Zu seinem<br />

Plan gehört, dass er uns gebrauchen will, dass<br />

all diese Menschen von ihm hören und an uns zu<br />

sehen bekommen, dass Gott im Leben eines<br />

Menschen real erfahrbar ist.<br />

Aber auch das gehört zu seinem Plan: Wir<br />

haben hier keine bleibende Stadt, sondern die<br />

zukünftige suchen wir. (Hebr. 13,14) Hier ist<br />

alles vergänglich und dem Zahn der Zeit<br />

unterworfen. Das Ewige und immer Bleibende<br />

steht noch aus. Auch das gilt es, den Menschen<br />

in unserer Stadt vorzuleben!<br />

Wir machen allen Mut, lebendige und fröhliche<br />

„Jünger im Außendienst der Stadt“ zu sein –<br />

damit aus Nachbarn, Mitbewohnern,<br />

Vereinskollegen, Kunden an der Kasse oder am<br />

Informationsschalter „Freunde Gottes“ werden!<br />

Bleibt behütet und bleibt in IHM,<br />

Rüdiger Puchta<br />

6


„ES GIBT ZU<br />

WENIGE<br />

CHRISTEN IN<br />

DER POLITIK“<br />

CHRISTEN SOLLEN SICH IN DER<br />

POLITIK EINBRINGEN. DAZU RIEF<br />

ARMIN LASCHET,<br />

STELLVERTRETENDER CDU-<br />

VORSITZENDER UND<br />

MINISTERPRÄSIDENT NRW, BEI EINER<br />

PODIUMSDISKUSSION AUF. CHRISTEN<br />

HÄTTEN DER WELT DIE BESTE<br />

BOTSCHAFT ÜBERHAUPT ZU BIETEN.<br />

Der CDU-Politiker Armin Laschet appellierte bei<br />

einer Diskussionsveranstaltung in der<br />

Evangelischen Freikirche Köln-Ostheim am<br />

Freitag an die Zuhörer, sich politisch<br />

einzubringen – entweder aktiv Verantwortung zu<br />

übernehmen oder zumindest wählen zu gehen.<br />

„In der Politik gibt es zu wenige Christen. Es tut<br />

dem gesamten politischen Spektrum gut, dass<br />

sich Christen engagieren.“<br />

Der stellvertretende CDU-Bundesvorsitzende<br />

und Ministerpäsident in Nordrhein-Westfalen<br />

verwies darauf, dass vor allem Christen der<br />

Katholischen wie der Evangelischen Kirche<br />

wesentlich zur friedlichen Revolution in<br />

Deutschland wie auch in Polen beigetragen<br />

hätten. Christen sollten daher auch heute<br />

selbstbewusster auftreten: „Christen sollten viel<br />

öfter sagen: Wir haben eine Überzeugung, die<br />

sogar Mauern zum Einstürzen bringen kann,<br />

wenn wir den Mut dazu haben.“ Die christliche<br />

Botschaft sei „das Beste, was wir der Welt<br />

anbieten können. Wenn sich daran alle hielten,<br />

hätten wir weniger Krieg und anderes auf dieser<br />

Erde“.<br />

IN DER BIBEL GIBT ES KEINEN STAU<br />

Sein eigenes parteipolitisches Engagement sei<br />

die Fortsetzung seines kirchlichen Engagements<br />

in der Jugendzeit gewesen, sagte der Katholik.<br />

Als Kind besuchte er einen kirchlichen<br />

Kindergarten und eine kirchliche Schule, später<br />

eine Jugendgruppe. „Die Motivation war, die<br />

Welt besser zu machen aus christlicher<br />

Überzeugung heraus, so sind Politik und Glaube<br />

bei mir zusammengekommen.“<br />

Laschet, der Ministerpäsident NRW, stellte aber<br />

auch klar, dass die Bibel nicht zur allgemeinen<br />

Lebensregel aller Deutschen gemacht werden<br />

könne: „Das Zusammenleben ist geregelt durch<br />

das Grundgesetz, nicht durch religiöse Regeln.“<br />

Zudem sei die Bibel kein Handbuch, das<br />

Ratschläge für die Tagespolitik gebe. „Die Bibel<br />

sagt nichts zum Stau auf der Leverkusener<br />

Brücke oder wie genau ein Gesetz gemacht<br />

werden soll. Aber das Menschenbild hat man im<br />

Kopf, im Herzen, im Glauben – das kann man<br />

übertragen.“<br />

Wie das dann bei konkreten Entscheidungen<br />

aussieht, darüber müsse gestritten werden.<br />

Auch aus christlichen Überzeugungen ließen<br />

sich gegensätzliche Meinungen ableiten. Etwa<br />

wenn es um den Einsatz des Militärs gehe oder<br />

auch um die Aufnahme von Flüchtlingen.<br />

WERTE IN POLITIK ÜBERSETZEN<br />

Laschet machte deutlich, was das christliche<br />

Menschenbild bedeutet, auf das sich die CDU<br />

bezieht. Er betonte, jeder Mensch sei ein<br />

Geschöpf Gottes. Deshalb habe jeder<br />

unveräußerliche Rechte, etwa dass er nicht<br />

gefoltert werden dürfe. Christliches<br />

Menschenbild bedeute zudem, dass jeder als<br />

Individuum Verantwortung für sein Leben trage<br />

und Freiheitsrechte habe. Dennoch sei ein<br />

Mensch immer auf die Gemeinschaft bezogen<br />

und benötige ihre solidarische Unterstützung.<br />

Gerade am Anfang und Ende seines Lebens sei<br />

ein Mensch auf Hilfe angewiesen, auch wenn er<br />

in Notlagen gerate. Auf diesem Grundgedanken<br />

beruhe die soziale Marktwirtschaft. Konkrete<br />

7


zeige sich dieses Prinzip etwa in der<br />

Pflegeversicherung.<br />

Vor dem Hintergrund dieses Menschenbildes<br />

habe zudem die Familie eine besondere<br />

Bedeutung: „Jeder kann leben wie er will, da<br />

schreibt der Staat nichts vor. Aber der Staat<br />

stützt Ehe und Familie. Dahinter steht<br />

christliches Menschenbild.“<br />

Die Werte, die sich aus dieser Vorstellung<br />

heraus ableiten, in die tägliche Politik zu<br />

übersetzen, das sei Aufgabe der Christen. Das<br />

unterstrich auch der CDU-<br />

Bundestagsabgeordnete Heinrich Zertik, der<br />

ebenfalls an der Diskussion teilnahm.<br />

„ETHISCHE KATASTROPHE“<br />

Stephan Holthaus, Rektor der Freien<br />

Theologischen Hochschule in Gießen und<br />

Professor für Christliche Ethik und Apologetik,<br />

beobachtete jedoch eine gesellschaftliche<br />

Tendenz der Verdrossenheit gegenüber dem<br />

politischen System und anderen Institutionen.<br />

Allerdings sei Politikverdrossenheit gerade in<br />

Deutschland „völlig fehl am Platz“. Er sei<br />

„dankbar für die deutschen Politiker. Das sind<br />

Menschen mit einem hohen<br />

Verantwortungsgefühl für unsere Gesellschaft.“<br />

Außerdem gehe es kaum einem anderen Land<br />

so gut wie Deutschland. „Wir sollten Gott dafür<br />

preisen.“ Gleichzeitig mahnte Holthaus<br />

nachdrücklich, für Politiker und deren konkrete<br />

Anliegen zu beten.<br />

Stephan Holthaus betonte, Christen hätten die<br />

Aufgabe, „der Stadt Bestes“ zu suchen. Das sei<br />

in einer Demokratie besonders gut möglich.<br />

im Jahr sind eine ethische Katastrophe. Ich kann<br />

von einem politischen System, das sich ein<br />

christliches Menschenbild auf die Fahne<br />

schreibt, erwarten, dass Leben geschützt wird.“<br />

Bei diesem Thema sei es für ihn „nicht nachvollziehbar,<br />

dass die CDU nichts dazu zu sagen<br />

hat“. Politiker sollten offener darüber sprechen,<br />

dass nur ein kleiner Prozentsatz der<br />

Abtreibungen wegen problematischer<br />

Schwangerschaften durchgeführt werde. Zudem<br />

sollte die Politik Initiativen unterstützen, die<br />

Frauen bei Konflikten in der Schwangerschaft<br />

begleiten. Laschet konterte, dass sein<br />

Bundesland genau das tue – und kritisierte<br />

seinerseits, dass die Evangelische Kirche hier<br />

selbst keine klare Position beziehe.<br />

ENTSCHEIDUNGEN KÖNNEN FALSCH SEIN<br />

Politik als etwas Demütiges zu betrachten, dafür<br />

plädierte Lothar Theodor Lemper,<br />

Honorarprofessor für Verfassungstheorie an der<br />

Rheinischen Fachhochschule in Köln. „Es geht<br />

darum, zu erkennen, dass politische<br />

Verantwortung immer in der Begrenztheit<br />

unserer Weisheit steht, immer in dem Bezug,<br />

dass es einen Höheren gibt – das nenne ich<br />

persönlich Gott –, der die Weisheit besitzt, die<br />

wir nicht besitzen.“<br />

Deshalb befürworte er auch, dass die<br />

Verfassung sich auf Gott bezieht. Auch religiöse<br />

Symbole wie das Kreuz in öffentlichen<br />

Gebäuden wie Gerichtssälen findet er gut: „Ich<br />

bin dafür, dass die Symbole dieses Gottes an<br />

den Orten sichtbar werden, wo Verantwortung<br />

getragen und Entscheidungen getroffen werden,<br />

weil wir immer dem Risiko ausgeliefert sind,<br />

einem Irrtum zu unterliegen.“Die Veranstaltung<br />

in der Evangelischen Freikirche Köln-Ostheim<br />

stand unter dem Thema „Christ & Demokratie –<br />

meine Verantwortung für Politik und<br />

Gesellschaft“. (pro Medienmagazin)<br />

Beim Thema Abtreibung warf der Ethiker der<br />

Politik und insbesondere der CDU eine<br />

„Kapitulation vor dem Zeitgeist“ vor. Zwar sei<br />

Abtreibung strafbar, aber die tatsächliche<br />

Handhabe führe in der Bevölkerung zu dem<br />

Eindruck, sie sei legal. „100.000 Abtreibungen<br />

8


HEIKO<br />

HERRLICH:<br />

«ICH BIN AUCH<br />

NUR EIN<br />

MENSCH»<br />

zwischenmenschliche Probleme zu klären und<br />

Menschen um Verzeihung zu bitten. «Danach<br />

ging es mir besser. Ich war glücklich und<br />

zufrieden und ganz ich selbst», erklärt Herrlich.<br />

Auch seine grossen Ängste vertraute er Gott an.<br />

Dieser schenkte ihm Kraft, die Situation<br />

auszuhalten. Der Tumor konnte erfolgreich<br />

behandelt werden.<br />

UNVERZÜGLICHE ENTSCHULDIGUNG<br />

NACH FAUXPAS<br />

Doch der Glaube macht aus einem Menschen<br />

keinen Heiligen. Das zeigte eine recht<br />

unsportliche Aktion, die sich Herrlich Ende<br />

Dezember während eines Pokalspiels leistete.<br />

Er liess sich an der Seitenlinie nach einer<br />

minimalen Berührung von einem gegnerischen<br />

Spieler sehr theatralisch fallen, worauf es unter<br />

anderem von der Presse nur so Kritik hagelte.<br />

Er entschuldigte sich jedoch gleich nach dem<br />

Spiel und ergänzte in einem Interview mit dem<br />

Kölner Stadt Anzeiger: «Ich habe mich<br />

geschämt. Ich wurde kritisiert und verhöhnt.<br />

Zurecht! Wir sind alle Menschen. Ich bin auch<br />

nur ein Mensch. Es war wohl nicht der grösste<br />

Fehler, den ich in meinem Leben gemacht habe.<br />

Und ich fürchte, es werden auch noch mal<br />

andere kommen…»<br />

Heiko Herrlich, aktueller Trainer von Bayer<br />

04 Leverkusen, steht immer wieder<br />

öffentlich zum christlichen Glauben. Da<br />

erwartet man nicht, dass er sich eine recht<br />

unsportliche Aktion erlauben würde... Doch<br />

seine Reaktion zeigt uns, dass es auch für<br />

uns Hoffnung gibt, wenn wir Fehler machen.<br />

Heiko Herrlich war 1995 mit elf Millionen D-Mark<br />

der teuerste Transfer der Bundesliga. Der<br />

aktuellen Trainer von Bayer 04 Leverkusen legte<br />

eine steile Karriere hin und heimste 1997 mit<br />

Borussia Dortmund den Weltpokal ein. Dabei<br />

stand sein Glaube immer an erster Stelle. Als im<br />

Jahr 2000 bei ihm ein bösartiger Hirntumor<br />

diagnostiziert wurde, zweifelte Herrlich nicht an<br />

Gott. Er sagte sich: «Wenn das Gottes Weg ist,<br />

dann gehe ich ihn mit.» Er betete für seine<br />

Heilung und vertraute Gott.<br />

FEHLER MACHEN ERLAUBT<br />

Ist Fehler machen als Christ überhaupt erlaubt?<br />

Definitiv ja. Wie heisst noch so schön der<br />

Spruch: Gemeinden sind keine Galerie von<br />

Heiligen, sondern eine Werkstatt für fehlhafte<br />

Menschen. Fehler machen ist erlaubt, das sieht<br />

man schon in der Bibel an unzähligen<br />

Beispielen: David, der als «Mann nach Gottes<br />

Herzen» bezeichnet wird, beging nicht nur<br />

Ehebruch, sondern liess gleich den Mann der<br />

Geliebten ermoden, um ihre Schwangerschaft<br />

zu vertuschen. Jona, Gottes Prophet, wartete<br />

hämisch darauf, dass eine Stadt voller<br />

Menschen vom Feuer zerstört würde. Und<br />

Petrus, auf dem später die christliche Kirche<br />

gegründet wurde, verleugnete Jesus drei Mal.<br />

Was macht dann den Unterschied aus zwischen<br />

einem Christen und jedem anderen, wenn jeder<br />

Fehler begehen darf?<br />

Der ungewisse Ausgang seiner Krankheit<br />

veranlasste den Fussballer dazu,<br />

9


ZWEITE CHANCE OHNE FALSCHEN STOLZ<br />

Der Unterschied ist zum einen, dass Christen<br />

versuchen, jeden Tag Jesus ähnlicher zu<br />

werden. Unterstützung bekommen sie darin<br />

durch Gott selbst und seinen Heiligen Geist. Und<br />

ein weiterer Unterschied liegt in der Reaktion,<br />

die wir auch in Heiko Herrlich sehen: Es gab<br />

keinen falschen Stolz, kein Vertuschen der<br />

Situation. Er gab vielmehr seinen Fehler direkt<br />

zu und bat um Verzeihung. Wer Fehler macht,<br />

diese aber bereut und Gott sowie die betroffenen<br />

Menschen um Verzeihung bittet, der findet bei<br />

Gott nicht nur Vergebung, sondern Gott<br />

verspricht sogar, dass er «uns von allem Bösen<br />

reinigen» wird (1. Johannes, Kapitel 1, Vers 9)<br />

und uns hilft, den gleichen Fehler nicht wieder zu<br />

begehen. Deshalb wurde David zum «Mann<br />

nach Gottes Herzen» und Petrus durfte zur<br />

Grundlage der weltweiten Kirche werden.<br />

Das ist die gute Nachricht für alle, die Gott folgen<br />

wollen und trotzdem Fehler begehen. Nicht<br />

zuletzt Heiko Herrlich.<br />

Autor: Raphael Willen / Rebekka Schmidt<br />

Quelle: Christliches Medienmagazin pro / Kipa /<br />

Kölner Stadt Anzeiger / Livenet<br />

DER<br />

SCHOCKROCKER<br />

UND SEIN<br />

SOZIALWERK<br />

Alice Cooper gibt nicht nur<br />

Sonntagsschule: Er macht ein<br />

Bibelstudium und führt ein christliches<br />

Sozialwerk.<br />

JESUS.CH: IN UNSEREM LETZTEN<br />

GESPRÄCH HABEN SIE GESAGT, DASS SIE<br />

SONNTAGSSCHULE GEBEN. MACHEN SIE<br />

DAS IMMER NOCH?<br />

Alice Cooper (mit bürgerlichem Namen Vincent<br />

Damon Furnier): Oh ja. Ich mache jeden<br />

Mittwochmorgen mein Bibelstudium, auch wenn<br />

ich auf Tournee bin. Ich habe dann meine<br />

Bücher dabei. Und ich gehe jeden Sonntag in<br />

die Kirche. Und ich leite ein Werk, das auf dem<br />

Studium der Bibel basiert. Das ist mein<br />

Seelenfrieden. Ich brauche keinen Alkohol,<br />

keine Drogen und muss auch nicht mit jedem<br />

Girl auf dem Planeten zu schlafen. Ich bin seit<br />

28 Jahren verheiratet, und wir sind einander<br />

treu. Denn unsere Ehe gründet auf dem<br />

Christentum. Das ist also eine mystische Treue.<br />

Und sie funktioniert. Auch meine Kinder sind<br />

grossartige Kinder, die uns keine Probleme<br />

machen. Und auch für mich selber funktioniert<br />

es.<br />

Sie führen ein Sozialwerk?<br />

Ja, es heisst «Solid Rock Foundation». Wir<br />

sammeln Geld, um Innenstadt-Kids zu helfen. In<br />

Phoenix gibt es viele von ihnen. Sie stecken in<br />

Drogen, Gangs und Schiessereien. Ich habe das<br />

10


Gefühl, dass der schlimmste Feind für die Kids<br />

die Zeit ist. Zuviel Zeit. Man hat ausserhalb der<br />

Schule nichts zu tun. Also was macht man dann?<br />

Plötzlich sind sie mitten drin in Gewalt, Gangs<br />

und Drogen. Wenn man sie in den Sport oder<br />

sonst etwas einbinden kann, dann ist das etwas<br />

Produktiveres.<br />

Es fängt alles in den Familien an. Bei einem<br />

besseren Familienzusammenhalt bräuchten sie<br />

nicht in eine Gang zu gehen. Wenn ein Kid in<br />

eine Gang geht, hat es keine echte Familie. Also<br />

sucht es sich eine. Und das ist die Strassengang.<br />

Alle diese Kids sind solche ohne Eltern oder mit<br />

nur einem Elternteil. Sie suchen sich eine Gang.<br />

Und der nächste Schritt ist dann oft das<br />

Gefängnis.<br />

Wenn man die Familie stärken und die<br />

Jugendlichen von der Strasse runterholen kann,<br />

dann haben wir weniger Kids in den Drogen.<br />

Genau das probieren wir, auf eine positive<br />

Weise. Wir sammeln viel Geld für diese Kids und<br />

kaufen damit Golf-, Basket- oder Football-<br />

Ausrüstungen. Sie werden einander auf der<br />

Strasse nicht umbringen, wenn sie dort Football<br />

oder Basketball spielen können<br />

WIE VIELE MACHEN IN IHRER<br />

ORGANISATION MIT?<br />

Das ganze Werk besteht aus zehn Leuten. Aber<br />

wir erreichen Tausende. Denn das Geld geht an<br />

Orte und Werke, bei denen die Kids von Drogen<br />

wegkommen oder stattdessen Sport treiben<br />

können. Das sponsern wir dann. Zum Beispiel<br />

mit 100'000 Dollar für eine grosse Sporthalle.<br />

Und nun haben die Kids einen Ort zum Spielen.<br />

Damit kann man die Kriminalität angreifen und<br />

senken. Die Kids haben jetzt eine Alternative.<br />

WARUM TUN SIE DAS? WEIL SIE FRÜHER<br />

SELBST EIN ALKOHOLPROBLEM HATTEN?<br />

Ich hatte ein Alkoholproblem, aber nie ein<br />

Familienproblem. Ich hatte aber definitiv ein<br />

Alkoholproblem. Und viele Kids haben ein<br />

Drogenproblem. Oder Mädchen haben<br />

Essstörungen. So unterstützen wir auch<br />

Kliniken die Mädchen mit Bulimie und<br />

Ähnlichem behandeln.<br />

Wir gehen diese Probleme aber nicht nur auf der<br />

physischen Ebene an, sondern auch auf einer<br />

spirituellen. Als ich selber trank, war mein<br />

Problem nicht das Trinken. Das war nur das<br />

Symptom. Denn du trinkst aus einem<br />

bestimmten Grund. Es war, weil ich im Leben<br />

etwas vermisst hatte. Und wenn ich das finde,<br />

brauche ich nicht mehr zu trinken. Und ich trinke<br />

nun seit 22 Jahren nicht mehr. Und die Kids<br />

sollen das auch finden, was immer das ist.<br />

Vielleicht kommen sie ja nach der Schule heim,<br />

und daheim ist nur der Vater da und sie sehen<br />

ihn nur für eine Stunde. Und sonst sind sie auf<br />

sich alleine gestellt. Kids geraten in Probleme,<br />

wenn sie immer alleine sind. Oder wenn nur die<br />

Mutter da ist und sie keinen Vater haben. Der<br />

Vater ist eine Autoritätsfigur. Wenn sie keine<br />

Autoritätsfigur haben, suchen sie sich eine. Viele<br />

meiner Songs erzählen davon. Sie sind<br />

geschrieben für Leute mit diesen Problemen.<br />

Zum Beispiel der Song «I’m eightteen». Die<br />

Leute sagen: «Ja, das hat mich angesprochen.»<br />

Sie fühlen sich dadurch bestärkt.<br />

Sogar Lieder wie «School’s out». Es war als ein<br />

lustiger Song gedacht, aber es gibt Leute, die hat<br />

er ermutigt, und sie haben mir gesagt: «Dieses<br />

Lied hat mein Leben gerettet.» Und ich fragte sie<br />

zurück: «Wie? Wie konnte dir dieser Song das<br />

Leben retten?»<br />

«Hey stoopid» ist für Kids gedacht, die an<br />

Selbstmord denken. «Hey Stoopid» («Hallo<br />

Dummkopf») meint: «Wir haben immer<br />

miteinander geredet, und du bist mein bester<br />

Freund. Und jetzt erzählst du, du willst dich<br />

umbringen. Hey Stoopid, was hast du da vor?»<br />

Man muss mit seinem besten Freund über vieles<br />

sprechen können. Wenn ich vor dem Publikum<br />

stehe, sage ich «Hey Stoopid, was willst du dich<br />

umbringen? Halte die Kanone nicht an deinen<br />

Kopf. Spring nicht 'runter vom Haus.» Manchmal<br />

geht es einem schlechter, dann wieder besser.<br />

Davon handeln solche Texte. Das sind<br />

ermutigende Songs.<br />

Autor: Daniel Gerber<br />

Quelle: Livenet.ch<br />

HASHTAG JESUS:<br />

FREIKIRCHEN<br />

HABEN ZULAUF<br />

EVANGELISCH, KATHOLISCH?<br />

NEIN, FREIKIRCHE!<br />

11


Unabhängige Gemeinden sprießen aus dem<br />

Boden, Migrantenkirchen wachsen rasant. Ein<br />

Problem für die traditionellen Gotteshäuser?<br />

Der Countdown läuft, die Computeruhr rechts<br />

unten an der Leinwand zählt runter: Gottesdienst<br />

um 10 Uhr 30, die Predigt wird nachher per<br />

Video übertragen. Im mit roten Kinosesseln<br />

ausgestatteten Raum am Stadtrand von Bretten<br />

bei Karlsruhe erheben sich die ersten Gläubigen.<br />

Die Band tritt auf die Bühne, Musik. Etwa 180<br />

Menschen haben sich wie jeden Sonntag hier<br />

versammelt unter dem Dach der Freikirche<br />

International Christian Fellowship (ICF). „Du bist<br />

für immer“, singen sie, ein leiser, fast<br />

hypnotischer Refrain. Der „Moderator“ Henning<br />

Krockow liest einen Psalm, spricht ein kurzes<br />

Gebet, gibt Terminhinweise. Mehr Musik. Auf der<br />

Leinwand beginnt Pastor Daniel Heer aus<br />

Karlsruhe zu predigen.<br />

Freikirchen wie ICF haben Zulauf. Zwar gibt es<br />

die „etablierten“ Freikirchen wie Methodisten,<br />

Baptisten oder Mennoniten schon lange. Ein<br />

sehr viel neueres Phänomen sind freie,<br />

unabhängige Gemeinden - teils bleiben sie klein<br />

und unbemerkt, teils entwickeln sie sich zu<br />

großen Bewegungen „mit weit ausstrahlender<br />

Wirkung“, wie Reinhard Hempelmann von der<br />

Evangelischen Zentralstelle für<br />

Weltanschauungsfragen (EZW) schreibt.<br />

Eine davon: das Gospel Forum in Stuttgart. Seit<br />

den 1980er-Jahren hat es sich Hempelmanns<br />

Worten zufolge zur größten Mega-Church<br />

Deutschlands entwickelt, bei den Gottesdiensten<br />

versammeln sich demnach bis zu 4.000<br />

Menschen. Auch die in der Schweiz gegründete<br />

Freikirche ICF verzeichnet in Baden-<br />

Württemberg ein rasantes Wachstum. In<br />

Karlsruhe beispiels-weise fing Pastor Steffen<br />

Beck 2005 mit 40 Mitstreitern an. Heute hat ICF<br />

Karlsruhe vier Standorte und es kommen<br />

zwischen 1.500 bis 1.700 Menschen. „Wir<br />

richten uns an die gemeine Frau, an den<br />

gemeinen Mann“, sagt Beck.<br />

Die Menschen suchen den Herzschlag Gottes,<br />

ein individuelles Gotteserlebnis ohne Diktat und<br />

nicht vom liturgischen Lasso klassischer<br />

Gottesdienste beengt, sagen Wissenschaftler<br />

und Pastoren zum Trend zu neueren<br />

Freikirchen. „Laien können bei uns alles tun, was<br />

Pastoren auch tun: Abendmahl austeilen, eine<br />

Predigt halten, segnen und so weiter“, erklärt<br />

Beck. „Inzwischen spalten sich kleinste Gruppen<br />

ab, weil sie mit der Gemeinde vor Ort in Lehrund<br />

Lebensfragen nicht mehr übereinstimmen“,<br />

erläutert Bernd Densky von der<br />

Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK).<br />

Weltweit sei das ein deutlicher Trend, aber auch<br />

in Deutschland nehmen diese Verästelungen<br />

laut Densky zu.<br />

LANDESKIRCHE BADEN BETONT GUTE<br />

ZUSAMMENARBEIT<br />

Die Gottesdienste sprechen oft gezielt ein<br />

jüngeres Publikum an - mit Pop-Musik,<br />

discoähnlichen Lichteffekten, hipper Sprache.<br />

ICF Kraichgau hat eine Mutter-Kind-Lounge und<br />

einen Media-Store. Das Vaterunser wird an<br />

jenem Sonntag übrigens nicht gebetet. Das<br />

Abendmahl findet nach dem Gottesdienst statt<br />

mit richtigem Brot und Traubensaft. „Wir wollen<br />

keine Tradition nach Schema F“, sagt Maria<br />

Kraus, vormals Katholikin und seit 2005 in der<br />

ICF aktiv.<br />

„Die Predigten in vielen jüngeren Freikirchen<br />

sind eine Mischung zwischen Pathos und<br />

Vereinfachung, durchaus in ihrer Schlichtheit<br />

mitreißend, mitunter aber auch wegen extrem<br />

konservativer Ansichten schwer erträglich“, wie<br />

ein Religionsexperte sagt. Er will im Sinne der<br />

Religionsfreiheit lieber niemandem auf die Füße<br />

treten und ungenannt bleiben. Die Evangelische<br />

Landeskirche Baden betont die gute<br />

Zusammenarbeit mit den Freikirchen, die<br />

traditionell zur DNA des Evangelismus gehörten,<br />

und verweist auf die Bedeutung der Vielfalt.<br />

Konkurrenz gebe es keine, sagt Oberkirchenrat<br />

Matthias Kreplin.<br />

Doch auch, wenn die „Volkskirchen“ es nicht so<br />

gerne zugeben mögen: „ICF oder andere neue<br />

freikirchliche Bewegungen werden durchaus als<br />

Konkurrenz oder sogar als gefährlich<br />

wahrgenommen“, sagt Reimer Dietze vom<br />

12


Verein für Freikirchenforschung. „Schließlich<br />

laufen da<br />

jede Menge junge Leute hin.“ Auf der einen Seite<br />

sei das ein Grund zur Freude. „Gleichzeitig ist es<br />

aber auch ein Signal dafür, dass es Defizite gibt.“<br />

In Bretten sind inzwischen viele Hände erhoben,<br />

Ostern steht vor der Tür: Die Kampagne #Jesus<br />

widmet sich in diesem Jahr den letzten 24<br />

Stunden von Jesus. „Danke, dass du für uns am<br />

Kreuz alles gegeben hast“, ruft der Moderator.<br />

Von: dpa<br />

„JESUS IST<br />

MEIN CHEF"<br />

DER MITTELHESSISCHE UNTERNEHMER<br />

JOACHIM LOH. SEIT JAHRZEHNTEN GILT<br />

SEIN ENGAGMENT AUCH CHRISTLICHEN<br />

WERKEN UND SEINER GEMEINDE.<br />

Der Unternehmer und frühere Geschäftsführer<br />

der Firma Hailo, Joachim Loh (Haiger) ist im<br />

vergangenen Herbst 75 Jahre geworden.<br />

Rückblickend könne er dankbar feststellen, dass<br />

die Kombination als gestaltender Unternehmer<br />

und engagierter Christ im Aufbau von Gemeinde<br />

und Reich Gottes seine Berufung gewesen sei.<br />

„Die Ehre dafür gehört Jesus, meinem Chef",<br />

sagt Loh. Der Manager war Inhaber einer<br />

Unternehmensgruppe, zu der neben dem<br />

Weltmarktführer Hailo unter anderem auch<br />

Firmen für Lager- und Betriebseinrichtungen<br />

sowie Werkzeug- und Vorrichtungsbau gehören.<br />

Seit 2009 steht Lohs Sohn Sebastian an der<br />

Spitze der „Joachim Loh Unternehmensgruppe"<br />

(JLU). Eigenen Angaben zufolge war es dem<br />

Unternehmer immer wichtig, neben seiner<br />

unternehmerischen Tätigkeit einen hohen Anteil<br />

seiner Zeit auch für die Gemeinde und christliche<br />

Organisationen einzusetzen. Loh will weiter<br />

nach vorne denken und unternehmerisch tätig<br />

bleiben, etwa in Vorständen und Aufsichtrsäten<br />

von Unternehmen. Im Gepsräch mit pro erklärt<br />

er: „Wie wird meine Situation in zehn Jahren<br />

sein? So Gott will, lebe ich noch hier. In meinem<br />

Alter ist der Planungshorizont auf höchstens fünf<br />

Jahre geschrumpft. Alles was darüber hinaus<br />

geht, müssen dann eventuell meine Erben<br />

ausbaden.“<br />

CHRISTLICHE HOFFNUNG NIMMT DIE<br />

ANGST<br />

Der christliche Glaube spielt eine zentrale Rolle<br />

im Leben des Unternehmers. „Die christliche<br />

Hoffnung auf das Leben nach dem Tod nimmt<br />

mir die Angst", sagt Loh und weiter: „Mit Gott<br />

wagt es sich leichter, auch mit voll<br />

eingeschaltetem Sachverstand!" Sein Glaube<br />

gebiete ihm, Menschen in seiner Umgebung<br />

wertschätzend zu begegnen, da sie von Gott<br />

geschaffene und geliebte Personen seien.<br />

Gegenüber pro zeigte sich der Unternehmer<br />

dankbar gegenüber Gott für dessen gnädige<br />

Führung in allen Lebensbereichen, „auch in der<br />

Annahme und Vergebung meiner Fehler", sagt<br />

Loh.<br />

Sein größter wirtschaftlicher Erfolg war nach<br />

eigener Einschätzung die Entwicklung seiner<br />

Unternehmensgruppe und die gelungene<br />

Unternehmensübergabe<br />

und<br />

Nachfolgeregelung. Seine größte wirtschaftliche<br />

Niederlage sieht er in der gescheiterten<br />

Sanierung eines übernommenen<br />

Unternehmens. „Manche schmerzhafte<br />

Enttäuschung von Menschen habe ich mit<br />

Gottes Hilfe überwinden können", sagt Loh<br />

rückblickend. Seit einigen Jahren berät der<br />

Manager auch junge Unternehmer. „Sie sagen<br />

mir, was sie dabei als wichtig und hilfreich erlebt<br />

haben - es ist der zugesprochene Mut, an den<br />

Zielen im Vertrauen auf Gott festzuhalten, und<br />

der fachliche Rat aus dem Schatz meiner<br />

Erfahrungen."<br />

Joachim Loh studierte zunächst Maschinenbau.<br />

Nach dem Tod seines Vaters Rudolf Loh<br />

übernahm er 1971 die Firmenleitung von Hailo.<br />

Joachim Loh ist verheiratet und Vater von drei<br />

erwachsenen Kindern. Er führte die Firma Hailo<br />

zur Weltmarktführerschaft. Neben seiner<br />

unternehmerischen Tätigkeit hat sich Loh auch<br />

ehrenamtlich in vielen evangelikalen<br />

Organisationen eingebracht. Dazu gehört unter<br />

anderem das Forum Wiedenest, eine<br />

Bibelschule mit Missionshaus, sowie das Radio-<br />

Missionswerk „Trans World Radio“. Zudem<br />

unterstützt er die Evangelisationsbewegung<br />

ProChrist.<br />

Loh war von 2002 bis 2006 Vorsitzender des<br />

damaligen „Evangeliums-Rundfunks" in Wetzlar.<br />

Besonders wichtig ist dem Unternehmer seine<br />

Beziehung zu Gott sowie das Gebet. Der direkte<br />

Draht zu Gott veranlasse ihn, christliche Werte<br />

und Ethik in die Wirtschafts- und Arbeitswelt<br />

einzubringen, sagte er einmal im Gespräch mit<br />

13


ideaSpektrum. Lohs Bruder Friedhelm ist<br />

Inhaber der „Friedhelm Loh Group“, die mehr als<br />

10.000 Menschen beschäftigt und unter<br />

anderem Computer-Schaltschränke herstellt.<br />

(pro)<br />

PREDIGT: „SUCHET<br />

DER STADT BESTES“<br />

ZUM ABSCHLUSS DER<br />

GOTTESDIENSTREIHE „REFORMATION UND<br />

POLITIK“ DER GEMEINDE DER<br />

EVANGELISCHEN KAISER-WILHELM-<br />

GEDÄCHTNISKIRCHE IN BERLIN HAT DER<br />

EHEMALIGE BUNDESGESUNDHEITS-<br />

MINISTER HERMANN GRÖHE AM 23.<br />

NOVEMBER, DEM LETZTEN SONNTAG DES<br />

KIRCHENJAHRES, ÜBER EINEN<br />

ALTTESTAMENTLICHEN BIBELVERS<br />

GEPREDIGT: „SUCHET DER STADT<br />

BESTES“ HEIßT ES IM BUCH DES<br />

PROPHETEN JEREMIA (KAPITEL 29, VERSE<br />

5 - 7).<br />

Liebe Gemeinde!<br />

„Suchet der Stadt Bestes“: So habe ich meine<br />

heutige Predigt überschrieben. „Suchet der<br />

Stadt Bestes“: Das ist eine über 2.500 Jahre alte<br />

und doch fortwährend gültige Aufforderung aus<br />

dem Buch des Propheten Jeremia.<br />

Doch hören wir zunächst genauer hin. Jeremia<br />

schreibt im 29. Kapitel: „So spricht der HERR<br />

Zebaoth, der Gott Israels, zu den Weggeführten,<br />

die ich von Jerusalem nach Babel habe<br />

wegführen lassen: Baut Häuser und wohnt darin.<br />

Pflanzt Gärten und esst ihre Früchte. Nehmt<br />

euch Frauen, und zeugt Söhne und Töchter.<br />

Nehmt für eure Söhne Frauen, und gebt eure<br />

Töchter Männern, dass sie Söhne und Töchter<br />

gebären. Mehrt euch dort, dass ihr nicht weniger<br />

werdet. Suchet der Stadt Bestes, dahin ich euch<br />

habe wegführen lassen, und betet für sie zum<br />

HERRN. Denn wenn ihr’s wohl geht, so geht's<br />

auch euch wohl.“ Soweit die Worte des<br />

Propheten Jeremia.<br />

Liebe Gemeinde, wenn ich gefragt werde ‚Was<br />

treibt Dich als Christ in der Politik an?‘, dann<br />

weise ich gerne auf diesen Vers aus dem Buch<br />

des Propheten Jeremia hin. „Suchet der Stadt<br />

Bestes und betet für sie zum Herrn. Denn wenn<br />

ihr‘s wohl geht, so geht’s auch euch wohl“: So<br />

schreibt der Prophet in seinem Brief an das Volk<br />

Israel. Jeremia schreibt diese Worte an eine tief<br />

verunsicherte Gemeinde. Ein Gottesvolk, das<br />

sich im babylonischen Exil befindet. Dort wartet<br />

es auf Trost und wohl auch auf Rat. Gleichwohl<br />

mag die Aufforderung des Propheten Jeremia<br />

kaum zu glauben sein. Der Stadt, ausgerechnet<br />

dieser Stadt, Bestes suchen? Ausgerechnet hier<br />

in der Verbannung und in der Verzweiflung? Das<br />

klingt fast wie Hohn!<br />

Die Aufforderung „Suchet der Stadt Bestes“ wird<br />

besonders anschaulich, wenn man die gesamte<br />

Bibelstelle, die ich gerade verlesen habe,<br />

betrachtet. Da ist vom Häuserbauen die Rede,<br />

vom Bewohnen und Bepflanzen der Gärten und<br />

Essen ihrer Früchte. Vom Heiraten und<br />

Kindergebären. Und dann folgt der Blick vom<br />

Einzelnen, von seinem privaten Umfeld auf die<br />

Gemeinschaft insgesamt: „Suchet der Stadt<br />

Bestes und betet für sie zum Herrn.“<br />

Jeremia schreibt also nicht: Zieht euch zurück!<br />

Hofft, und wartet ab, ob bessere Zeiten kommen<br />

werden! Nein, Tatenlosigkeit und eine fromm<br />

anmutende Weltflucht kommen nicht in Frage.<br />

Jeremia ruft vielmehr dazu auf: Setzt Euch ein!<br />

Strebt an, was euch möglich ist! Lebt. Baut.<br />

Liebt. Und handelt verantwortlich. Ja, ich bin<br />

überzeugt davon: Unser Glaube motiviert uns zu<br />

solchem Tun für unser Gemeinwesen. Und er<br />

gibt uns dabei auch grundsätzliche ethische<br />

Leitlinien vor.<br />

Wir können als Christinnen und Christen<br />

glaubwürdig die in Jesus Christus offenbar<br />

werdende Menschenfreundlichkeit Gottes nur<br />

bezeugen, wenn wir selbst das uns Mögliche für<br />

eine menschlichere Welt tun. Das ist eine starke<br />

Botschaft. Gestaltend in Stadt und Land<br />

mitzuwirken, sich einzubringen, „die Ärmel<br />

hochzukrempeln“, für das Land und für die<br />

Leute, das Gemeinwohl mitzugestalten: Das ist<br />

ein Auftrag, der beflügelnd wirkt. Und diesen<br />

Auftrag kann jede und jeder von uns ausführen,<br />

14


an ihrer oder seiner Stelle, mit ihrem oder<br />

seinem Auftrag. Und da geht es nicht um<br />

Ministerämter oder die ersten Reihen in<br />

Wirtschaft und Gesellschaft. Jeder ist gefragt,<br />

mit seiner jeweiligen Begabung, mit seiner<br />

ureigenen Leidenschaft dazu beizutragen.<br />

Martin Luther, geradezu der Namensgeber<br />

dieser Predigtreihe zu „Reformation und Politik“,<br />

hat aus der hebräischen Sprache das Shalom<br />

als „der Stadt Bestes“ übersetzt. Shalom, dieser<br />

tiefe, dieser umfassende Begriff, der Frieden und<br />

Gerechtigkeit, aber auch Gemeinschaft heißen<br />

kann oder Wohlergehen. Luther war oft gewiss<br />

ein rastloser Mann, und dies im wahrsten Sinne<br />

des Wortes. Der Stadt Bestes zu suchen und<br />

verantwortlich für das Gemeinwohl zu handeln:<br />

Darauf verstand er sich. Und das brachte er und<br />

brachten auch die übrigen Reformatoren den<br />

Menschen ihrer Zeit nahe, mit Nachwirkungen<br />

bis in unser politisches Gemeinwesen heute.<br />

Lassen Sie mich für diese Auswirkungen der<br />

Reformation drei Beispiele nennen.<br />

Da ist das Thema Reformation und Bildung.<br />

Philipp Melanchthon befasste sich schon in<br />

seiner Antrittsvorlesung an der Wittenberger<br />

Universität mit diesen Fragen. Das war Anfang<br />

August 1518, also unmittelbar am Beginn der<br />

Reformation. Allein daran wird deutlich: Auch<br />

Bildungsfragen waren von Anfang besonders<br />

wichtig für die Reformation, ja sie wurde sogar<br />

zu einer Bildungsbewegung in unserem Land. Im<br />

Jahre 1526 hielt Melanchthon in Nürnberg<br />

schließlich eine Grundsatzrede über das „Lob<br />

der neuen Schule“. Hier findet sich eine der<br />

wichtigsten Aussagen zur Bedeutung von<br />

Bildung für das Gemeinwesen. Ich zitiere<br />

daraus: „Wer keine Mühe darauf verwendet,<br />

dass seine Kinder so gut wie möglich unterrichtet<br />

werden, handelt nicht nur pflichtvergessen<br />

gegenüber Gott, sondern verbirgt hinter einem<br />

menschlichen Aussehen seine tierische<br />

Gesinnung. Daher besteht gerade in einer gut<br />

geordneten Bürgerschaft ein Bedarf an Schulen,<br />

in denen die Jugendlichen, die ja<br />

gewissermaßen die Pflanzschule der<br />

Bürgerschaft darstellen, ausgebildet werden<br />

können.“ Eine herrliche Formulierung: „Die<br />

Pflanzschule der Bürgerschaft“!<br />

Damit bin ich bei einem zweiten Punkt: Dem<br />

Gedanken Reformation und Demokratie und<br />

Gewissensfreiheit Dieses schöne Bild von der<br />

„Pflanzschule der Bürgerschaft“ ist treffend und<br />

besonders schön. Es zeigt, dass ein<br />

Gemeinwesen angewiesen ist auf mündige,<br />

gebildete und kritische Bürgerinnen und Bürger.<br />

Die Reformation wies den Weg zur allgemeinen<br />

Schulpflicht. Sie schuf damit eine der wichtigsten<br />

Voraussetzungen für Chancen auf Teilhabe, wie<br />

wir sie heute als selbstverständlich empfinden.<br />

Zugleich gehört die Reformation zur<br />

Vorgeschichte der deutschen Demokratie.<br />

Johannes Calvin etwa prägte ein kirchliches<br />

Leitungs- und Amtsverständnis, das die Ideen<br />

von Machtteilung und Gewaltentrennung, von<br />

demokratischer Legitimation und Repräsentanz<br />

von Macht in den folgenden Jahrhunderten<br />

vorbereitete und grundlegte. Calvin betonte<br />

zugleich die Freiheit des Gewissens vor<br />

menschlichen Gesetzen. In der Zeit des frühen<br />

Calvinismus wurde dieses freiheitliche Denken<br />

noch einmal besonders deutlich gefasst durch<br />

die Erfahrung von Verfolgung und Ausgrenzung.<br />

Deshalb haben Juristen und Theologen dieser<br />

Schule die Grenze zwischen dem Gewissen und<br />

staatlichem Recht deutlich gezogen und betont,<br />

dass das weltliche Recht seinen<br />

Geltungsbereich eben nicht auf persönliche<br />

Überzeugungen des Menschen und nicht auf<br />

sein Gewissen ausdehnen kann und darf.<br />

Und schließlich sei als letztes Beispiel genannt:<br />

Luthers Vorstellung von einer angemessenen<br />

Armenversorgung bereits in Wittenberg und im<br />

sächsischen Leisnig. Hier schuf er eine Art von<br />

Sozialkasse. Einzahlungen in diese städtische<br />

Kasse sollten aus dem Erlös von<br />

Klosterschließungen erfolgen sowie aus<br />

Testamenten und freiwilligen Gaben. Zehn<br />

Vorsteher aus der Stadt verwalteten diese<br />

Kasse. Diese wurde so für die Armenversorgung<br />

genutzt.<br />

Luther entwickelte dabei die „Leisniger<br />

Kastenordnung“. Diese Ordnung ist<br />

gewissermaßen die älteste Sozialschrift des<br />

Protestantismus. Luther ließ sie im Jahre 1523<br />

drucken und empfahl sie auch in anderen<br />

Städten - und dies mit Erfolg. Zugleich war für<br />

Luther stets wichtig: Bevor Geld aus dieser<br />

Kasse gezahlt wurde, sollten auch Bedürftige<br />

arbeiten und sich einbringen, soweit es ihnen<br />

möglich war. Hilfe sollte also stets Hilfe zur<br />

Selbsthilfe sein. Wirksam unterstützt wurde<br />

derjenige, der an seine Grenzen, die Grenzen<br />

seines eigenen Könnens, gestoßen war.<br />

Grenzen. Auch das ist mir ein wichtiger Gedanke<br />

mit Blick auf unseren Vers „Suchet der Stadt<br />

Bestes“. Denn ich will noch einmal<br />

verdeutlichen, was Jeremia nicht schreibt: In<br />

dem Vers steht nichts vom Bau turmhoher<br />

15


Tempel aus kostbarem Marmor oder gar aus<br />

Gold. Da steht nichts von immergrünen<br />

Plantagen, die sich bis zum Horizont erstrecken.<br />

Die Rede ist von Häusern und von Gärten. Und<br />

ich finde die Bibelstelle deswegen auch<br />

besonders wertvoll, weil sie sich an uns und an<br />

unsere Möglichkeiten richtet.<br />

Wir bewegen uns innerhalb von Grenzen, ja wir<br />

stoßen an Grenzen. Das ist eine Tatsache und<br />

auch eine Botschaft dieser biblischen Stelle.<br />

Diese Grenzerfahrung gibt es auch im<br />

politischen Gestalten immer wieder. Und ich<br />

gebe gerne zu: Das ärgert mitunter. Man will<br />

weiterkommen, nicht bei zu kleinen<br />

Kompromissen hängenbleiben und erfährt dann<br />

die Grenzen des Eigenen, dessen was uns<br />

möglich ist. Ja, wir wissen, dass uns nicht alles<br />

gelingen kann, wollen aber dennoch nicht<br />

aufgeben. Und ich glaube, uns kann das<br />

Vertrauen darauf, dass unser begrenztes<br />

Handeln aufgehoben ist in der Gnade Gottes,<br />

hier vor falscher Verzweiflung oder<br />

Selbstüberschätzung bewahren. Denn<br />

Selbstüberschätzung einerseits oder<br />

Ohnmachtsgefühle andererseits sind zwei ganz<br />

verschiedene Gefühlswelten, von denen wir uns<br />

nicht anfechten oder verleiten lassen dürfen.<br />

Deshalb empfinde ich die religiöse<br />

Beteuerungsformel im Amtseid auch eines<br />

Bundesministers „So wahr mir Gott helfe“ als<br />

einen Trost und einen Hinweis darauf, dass wir<br />

in unseren begrenzten Möglichkeiten gefordert<br />

sind, dass uns Mögliche zu tun. Was für ein<br />

Segen, sich selbst nicht überschätzen zu<br />

müssen, sich einzulassen auf die Gnade Gottes.<br />

Liebe Gemeinde, Glaube und Politik, das sind für<br />

mich ganz sicher keine Gegensätze. Vielmehr<br />

ruft uns der christliche Glaube dazu auf,<br />

Verantwortung zu übernehmen, Entscheidungen<br />

zu treffen, politisch zu handeln. Wer sich als<br />

Christ politisch engagiert, der weiß: Ich soll mich<br />

einbringen. Nicht als Zwang, nicht weil Werke<br />

uns vor Gott gerecht machen: Das haben wir<br />

durch die Reformation gelernt. Sondern weil uns<br />

die Schöpfung anvertraut ist, weil wir damit<br />

betraut worden sind, sie zu beackern, sie zu<br />

bebauen.<br />

Kennzeichnend für das Christ-Sein ist also eine<br />

aktive Gestaltung unserer Umgebung - und das<br />

ist ja schließlich Politik. Denn politisch handeln<br />

nicht nur Bundestags- oder<br />

Landtagsabgeordnete oder diejenigen, die sich<br />

in Stadträten, Kreistagsfraktionen oder<br />

Bezirksvertretungen für das Gemeinwesen, für<br />

ihre Nachbarschaft, für ihre Umwelt einsetzen.<br />

Politisch handeln vielmehr auch<br />

Klassensprecherinnen und -sprecher,<br />

Elternvertreterinnen und -vertreter,<br />

Betriebsräte, Mitglieder in Kultur-, Förder- und<br />

Sportvereinen, ehrenamtlich Engagierte in<br />

Stadtteilprojekten, in sozialen Einrichtungen<br />

und in Kirchengemeinden. Und diese Liste<br />

ließe sich weit, weit verlängern. „Suchet der<br />

Stadt Bestes“: Eine Bibelstelle, deren ganzer<br />

Wortlaut eben alle Lebensbereiche umfasst<br />

und die zugleich sehr anschaulich ist.<br />

Natürlich, oft stellt sich die Frage: Worin<br />

besteht „der Stadt Bestes“? Und es gehört auch<br />

zum politischen Tagesgeschehen, dass genau<br />

um diese Fragen und Antworten darauf<br />

gerungen wird. Zur Politik gehören Spannungen<br />

und Konflikte. Auch das Ringen um Einfluss und<br />

Macht - und das nicht nur zwischen politisch<br />

unterschiedlichen Parteien und politischen<br />

Kontrahenten. Und nicht nur in den Fragen des<br />

politischen Alltags, sondern auch in ganz<br />

grundlegenden ethischen Herausforderungen<br />

ringen wir häufig um den rechten Weg. Wie den<br />

Frieden bewahren? Welche Rolle spielen dabei<br />

militärische Mittel? Wie eine menschenwürdige<br />

Begleitung Schwerstkranker und Sterbender<br />

ermöglichen? Was ist Aufgabe des Rechts, und<br />

wo endet die Aufgabe des Rechts in einer so<br />

individuellen Situation?<br />

Darauf geben auch Christinnen und Christen<br />

unterschiedliche Antworten. Und das wird auch<br />

so bleiben, denn wir sind mit Verstand und<br />

eigenem Kopf ausgestattet und von Gott nicht<br />

gleichgeschaltet worden. Auch unter Christinnen<br />

und Christen wird es daher immer wieder<br />

Meinungsverschiedenheiten geben - selbst da,<br />

wo viele sich nach Eindeutigkeiten sehnen.<br />

Wenn ich in diesen Tagen an ganz<br />

unterschiedliche Stellungnahmen auch aus dem<br />

Bereich der Kirchen zur Frage der Zulässigkeit<br />

von Waffenlieferungen an Kurden im Irak oder in<br />

16


Syrien denke: Das ist mitunter schwer, auch in<br />

einer Kirche, solche<br />

Meinungsverschiedenheiten in ganz<br />

grundsätzlichen Fragen auszuhalten. Und dann<br />

ist uns immer wieder aufgegeben zu sehen, ob<br />

wir auch in solchen Meinungsverschiedenheiten<br />

Gemeinsamkeiten entdecken und angemessene<br />

Kompromisse finden können. Ja, faire<br />

Kompromisse, denen nichts Fragwürdiges<br />

anhaftet. Mir liegt mitunter daran, in kirchlichen<br />

Kreisen auch etwas zur Ehrenrettung fairer<br />

Kompromisse zu sagen. Denn in der Politik geht<br />

es immer wieder auch darum, unterschiedliche<br />

Positionen und unterschiedliche Interessen zu<br />

einem fairen Ausgleich, der dem Gemeinwohl<br />

dient, zu führen.<br />

Was uns Christen bei allen<br />

Meinungsverschiedenheiten aber einen sollte,<br />

ist der Glaube an die Gottesebenbildlichkeit des<br />

Menschen, dass jeder Mensch die gleiche<br />

unantastbare Würde hat, unabhängig von<br />

Geschlecht, Hautfarbe, Alter, Religion oder<br />

politischer Überzeugung.<br />

Deshalb empfinde ich bei allen<br />

Auseinandersetzungen auch im politischen<br />

Tagesgeschehen immer wieder, dass es diese<br />

uns einende Überzeugung gibt, die verbindet<br />

und auch trägt. Wie schwierig die Diskussionen<br />

im Parlament, in der Synode oder an anderen<br />

Orten auch sein mögen: Dieser Glaube rüstet<br />

dazu aus, die politischen Wertvorstellungen und<br />

Ideen des anderen anzuerkennen, aufeinander<br />

zuzugehen und sich die Hand zu reichen - im<br />

eigenen Lager oder über Parteigrenzen hinweg.<br />

Gestern hat man bei einer hitzigen Debatte noch<br />

leidenschaftlich um einen umstrittenen<br />

Gesetzentwurf gerungen. Heute aber sitzt man<br />

gemeinsam in der Morgenandacht im<br />

Andachtsraum im Reichstagsgebäude. Geht<br />

das? Ja, das geht. Gott sei Dank! Und so können<br />

Christinnen und Christen auch in all ihren<br />

unterschiedlichen Auffassungen einen Beitrag<br />

für eine gute Streitkultur leisten, auf die eine<br />

Demokratie dringend angewiesen ist.<br />

Was also treibt mich in der Politik an? Die Gnade<br />

Gottes, auf der mein Leben fußt. Das<br />

Bewusstsein für verantwortliches Handeln. Und<br />

das Wissen, dass wir von Gott, dem Schöpfer<br />

unserer Welt, beauftragt sind, das Beste der<br />

Stadt zu suchen.<br />

Amen.<br />

PETER HAHNE Journalist<br />

MUT, VERANTWORTUNG, FAIRNESS<br />

Der profilierte Hauptstadtjournalist ist als<br />

BamS-Kolumnist und TV-Moderator einem<br />

Millionenpublikum bekannt. Für seine Arbeit<br />

erhielt er viele Auszeichnungen, darunter<br />

den Goldenen Gong und den Bambi-<br />

Publikumspreis.<br />

Jörg Steinleitner: Herr Hahne, Ihr aktuelles<br />

Buch zur Wertediskussion heißt "Suchet der<br />

Stadt Bestes. Werte wagen - für Politik und<br />

Gesellschaft". Der Untertitel legt nahe, dass<br />

heute ein gewisser Wagemut dazu gehört, in<br />

Politik und Gesellschaft wertebewusst zu<br />

handeln. Meinen Sie das wirklich?<br />

Peter Hahne: Mut und Demut stehen unserer<br />

Führungselite gut zu Gesicht. Dass es an<br />

beidem mangelt, zeigt der Blick in die täglichen<br />

Nachrichten. Mein Buch will praktischer Ansporn<br />

und Anstoß zu einer Nachricht sein, nach der<br />

man sich richten kann. Wir brauchen<br />

Information, die in Form bringt, die Lebenshilfe<br />

für die Probleme des Alltags bietet. Die enorme<br />

Resonanz zeigt mir, dass hier in der Tat<br />

Nachholbedarf<br />

besteht.<br />

Jörg Steinleitner: Welche ganz konkreten<br />

Ereignisse der jüngeren Vergangenheit lassen<br />

Sie schlussfolgern, dass es mit dem<br />

Wertebewusstsein in Politik und Gesellschaft<br />

nicht weit genug her ist?<br />

Peter Hahne: Das geht von hemmungsloser<br />

Korruption bis zum Wortbruch bei<br />

Wahlversprechen, von der Zunahme der<br />

Schwarzarbeit bis zur Abnahme von Solidarität.<br />

Der Verlust der Werte wie Ehrlichkeit und<br />

Fairness lässt sich sogar in Euro und Cent<br />

17


erechnen, nimmt man nur die Schäden durch<br />

Mobbing oder Versicherungsbetrug. Nein, das<br />

ist längst kein Randthema unserer Gesellschaft<br />

mehr, das trifft mitten ins Herz.<br />

Jörg Steinleitner: Worin sehen Sie das<br />

Hauptproblem?<br />

Peter Hahne: In einem überzogenen<br />

Anspruchsdenken unserer Führungselite, das<br />

sich wie eine Epidemie in alle Schichten der<br />

Gesellschaft ausbreitet. Nach dem Motto: Wenn<br />

die da oben sich kostenlose Luxusflüge und<br />

üppige Managergehälter genehmigen, dann darf<br />

ich doch wohl mein Fahrtenbuch fälschen! Fatal<br />

ist die Demokratieverdrossenheit; und dass so<br />

wenig getan wird, um das Vorurteil aus der Welt<br />

zu schaffen, dass Politik ein schmutziges<br />

Geschäft ist, bei dem man sein Gewissen an der<br />

Garderobe abgeben muss.<br />

Jörg Steinleitner: Können Sie sich erklären,<br />

weshalb das Bewusstsein für Werte in unserer<br />

Gesellschaft in den vergangenen Jahren<br />

abgenommen hat und nun wieder wächst?<br />

Peter Hahne: Unsere Spaßgesellschaft hat in<br />

ihrer Oberflächlichkeit zu lange von einem<br />

falschen Toleranzbegriff gelebt. Jetzt erleidet<br />

man als bittere Bilanz, dass alles gleichgültig<br />

wird, wenn man alles für gleich gültig hält. Den<br />

wahren Wert der Werte erfährt man wohl erst<br />

durch ihren Verlust. Gerade junge Leute sind die<br />

banale Beliebigkeit leid und fragen nach dem,<br />

was unsere Gesellschaft jenseits von Konsum,<br />

Karriere und Kapital zusammenhält, was also<br />

wirklich wichtig ist. Nicht von ungefähr findet<br />

Papst Benedikt XVI. unter der Jugend Beifall,<br />

wenn er der "Diktatur des Relativismus" die<br />

fundamentalen Werte des Christentums<br />

entgegensetzt und versucht, Vernunft und<br />

Glauben in Balance zu bringen.<br />

Jörg Steinleitner: Wenn Sie ein<br />

Zukunftsszenario zeichnen sollten - wie würde<br />

unsere Politik und Gesellschaft in 50 Jahren<br />

aussehen, sollte sich nichts an unserem<br />

Wertebewusstsein<br />

ändern?<br />

Peter Hahne: Es wird sein wie auf der Titanic:<br />

Wir feiern ein Fest, das Orchester spielt – und<br />

die ganze Spaßgesellschaft versinkt auf ihrem<br />

Ego-Trip ohne Kompass und Kapitän im Rausch<br />

der Beliebigkeit in den Abgrund. So befürchtete<br />

es übrigens schon der Nobelpreisträger Werner<br />

Heisenberg in den 1970er Jahren prophetisch,<br />

deshalb mahnen altersweise Politiker wie<br />

Helmut Schmidt Ethik und Führung an. Ich halte<br />

es notfalls mit Erich Kästner: "Es ist besser,<br />

beizeiten Dämme zu bauen, als darauf zu<br />

hoffen, daß die Flut Vernunft annimmt."<br />

Jörg Steinleitner: Welche Kur empfehlen Sie<br />

unserem Land und seinen Menschen?<br />

Peter Hahne: Wir sollten von der Ich-AG, die<br />

wir auf unserem selbstverwirklichenden und<br />

selbstzerstörerischen Ego-Trip zu werden<br />

drohen, zu einer "GmbH" werden, einer<br />

Gesellschaft mit begründeter Hoffnung. Ohne<br />

Hoffnung haben wir keine Zukunft, und Zukunft<br />

gibt es nicht ohne Herkunft. Wir brauchen eine<br />

radikale Umkehr zu den Wurzeln (lat. = radix),<br />

um weiterzukommen. Das muss weniger gelehrt<br />

als gelebt werden. Werte wollen nicht als Worte<br />

erfahren werden, sondern als Begegnung.<br />

Jörg Steinleitner: Ihr Buch nimmt sehr stark<br />

Bezug auf die christlichen Werte. Weshalb?<br />

Peter Hahne: Weil ich dieses Buch ja bewusst<br />

als Christ geschrieben habe und mich an das<br />

Deutschland des Grundgesetzes wende. Unsere<br />

Verfassung hat nun mal einen Vor-Satz, eine<br />

Präambel, von der alle weiteren<br />

Grundrechtsartikel unmittelbar abhängen: "In<br />

Verantwortung vor Gott und den Menschen." Es<br />

sind also die christlich-jüdischen Wurzeln, die<br />

unsere Werte wie Menschenrechte,<br />

Menschenwürde und die Gleichheit vor dem<br />

Gesetz so wertvoll machen. Allein die Zehn<br />

Gebote reichten, um Betrug und Anspruchs-<br />

Egoismus, Generationenkonflikte und Mobbing<br />

zu<br />

bekämpfen.<br />

Jörg Steinleitner: Welche anderen Werte<br />

halten Sie für bedeutsam?<br />

Peter Hahne: Auch die finden wir beispielhaft<br />

und aktuell in der uralten Bibel: Nächstenliebe,<br />

Barmherzigkeit, Demut, Mut und Gelassenheit,<br />

um nur einige zu nennen. Oder die preußischen<br />

Tugenden, die selbst SPD-Chef Kurt Beck<br />

wieder betont sehen will: Fleiß, Disziplin,<br />

Leistungsbereitschaft. Es sind die Werte, die<br />

unserer Gesellschaft Lebensqualität und unserer<br />

jungen Generation im Wettbewerb der<br />

Globalisierung Ausbildungschancen geben.<br />

Jörg Steinleitner: Kann man heute als Politiker<br />

– und auch als Unternehmer – tatsächlich noch<br />

Erfolg haben, obwohl man sich vorgenommen<br />

hat, nach gewissen, zum Beispiel christlichen<br />

Werten zu handeln – gibt Ihnen diese<br />

Zuversicht?<br />

Peter Hahne: Dafür stehen zahlreiche<br />

namhafte Unternehmerfamilien (z.B.<br />

Deichmann, Hipp, Loh) und der breite<br />

Mittelstand, bei denen der "ehrbare Kaufmann"<br />

kein verstaubtes Relikt ist. Und dass ein klares<br />

christliches Bekenntnis der politischen Karriere<br />

18


alles andere als schadet, beweisen die beiden<br />

schwarz-roten Vogel-Brüder Bernhard und<br />

Hans-Jochen, um nur zwei zu nennen.<br />

Führungskräfte brauchen Kraft zum Führen,<br />

Ziele und Fundamente, sonst gehen sie im<br />

Wettbewerb unter. Manche Unternehmer sollten<br />

sich lieber Unterlasser nennen, weil sie nichts<br />

mehr unternehmen. Eine Ethik der<br />

Menschlichkeit wird zunehmend zum<br />

Erfolgsfaktor.<br />

Jörg Steinleitner: Welcher Politiker kommt<br />

Ihrem Ideal noch am nächsten und weshalb?<br />

Peter Hahne: In der Geschichte waren das<br />

sozialpolitisch engagierte Christen wie der<br />

Pietist und Volksbank-Gründer Friedrich-<br />

Wilhelm Raiffeisen und der Katholik Adolf<br />

Kolping. Beide haben in ihrer Zeit keine<br />

Schlagzeilen gemacht, aber Spuren in der<br />

Geschichte hinterlassen, die heute noch<br />

beispielhaft sind. Die Wertefrage ist übrigens<br />

längst keine Domäne der Konservativen mehr,<br />

sondern hat die Breite unserer Gesellschaft<br />

erreicht. Wir sehen das konkret an den<br />

"Sternstunden" des Bundestages, wenn ohne<br />

Fraktionszwang und Machtpoker<br />

parteiübergreifend über ethische Grundfragen<br />

wie Sterbehilfe oder Spätabtreibung diskutiert<br />

wird.<br />

Jörg Steinleitner: Was will uns der Spruch<br />

"Suchet der Stadt Bestes" sagen?<br />

Peter Hahne: Im biblischen Zitat des Propheten<br />

Jeremia heißt das konkret: "Betet für die Stadt,<br />

damit es Euch gut geht." Und das ist das<br />

Gegenteil von Inaktivität und Hände-in-den-<br />

Schoß-legen. Für wen ich bete, der ist mir nicht<br />

egal, der interessiert mich. Lateinisch "inter<br />

esse", das heißt: dabei sein, sich einmischen,<br />

nicht abseits stehen. Wem der Himmel gewiss<br />

ist, dem kann die Erde nicht gleichgültig sein.<br />

Christliche Weltverantwortung ist das Gegenteil<br />

von frommer Weltflucht.<br />

Jörg Steinleitner: Wie kann jeder Einzelne<br />

unter uns im Alltag "der Stadt Bestes suchen" –<br />

haben Sie einen kleinen praktischen Tipp?<br />

Peter Hahne: Verantwortung übernehmen, wo<br />

immer sie einem vor die Füße fällt: Das beginnt<br />

bei der konkreten Nachbarschaftshilfe, das kann<br />

die Schulsprecherin oder der Elternbeirat<br />

genauso sein wie die Kommunalpolitik oder der<br />

Kirchengemeinderat. Wir brauchen mehr<br />

Vorbilder und weniger Vorschriften. Dazu will<br />

mein Buch informieren, interessieren und<br />

motivieren.<br />

Jörg Steinleitner: Herr Hahne, vielen Dank für<br />

das Gespräch.<br />

EKKEHART VETTER<br />

DEUTSCHE<br />

EVANGELISCHE<br />

ALLIANZ FORMULIERT<br />

IHRE GLAUBENSBASIS<br />

NEU<br />

Der Vorsitzende der Deutschen Evangelischen Allianz,<br />

Pastor Ekkehart Vetter. Foto: Privat<br />

Bad Blankenburg (idea) – Die Deutsche<br />

Evangelische Allianz hat am 12. April eine neu<br />

formulierte Glaubensbasis veröffentlicht. Wie ihr<br />

Vorsitzender, Pastor Ekkehart Vetter<br />

(Mülheim/Ruhr), dazu in einem Schreiben<br />

erläutert, war der erste Grundlagentext bereits<br />

1846 bei der Gründung der Allianz in London<br />

verabschiedet worden. International hätten sich<br />

im Laufe von über 170 Jahren unterschiedliche<br />

19


Textfassungen entwickelt, „die dennoch alle eine<br />

gewisse Nähe haben“. Der für die Deutsche<br />

Evangelische Allianz gültige Text sei 1972 das<br />

letzte Mal sprachlich überarbeitet worden.<br />

Knapp ein halbes Jahrhundert später habe man<br />

dazu erneut die Notwendigkeit gesehen, so<br />

Vetter. An der Überarbeitung sei der Arbeitskreis<br />

für evangelikale Theologie beteiligt gewesen.<br />

Die Evangelischen Allianzen in der Schweiz und<br />

in Österreich habe man zur Beratung<br />

hinzugezogen. Der Hauptvorstand des<br />

evangelikalen Dachverbandes in Deutschland<br />

beschloss den neuen Text am 22. März im<br />

thüringischen Bad Blankenburg. Die<br />

Österreichische Evangelische Allianz hat die<br />

neue Version inzwischen ebenfalls<br />

übernommen. Laut Vetter ist die Glaubensbasis<br />

von großer Bedeutung: „Sie ist der<br />

Bekenntnistext, der unsere gemeinsamen<br />

geistlichen Grundüberzeugungen beschreibt.“<br />

Was in der Glaubensbasis steht<br />

Das Bekenntnis der Allianz, die sich als „ein<br />

Netzwerk von Christen“ bezeichnet, beginnt mit<br />

den Worten: „Wir glauben an den dreieinen Gott,<br />

Vater, Sohn und Heiliger Geist. Er hat die Welt<br />

erschaffen, er liebt sie und erhält sie. Darin zeigt<br />

er seine Souveränität und Gnade.“ Zu Jesus<br />

Christus heißt es: „Der Mensch gewordene Sohn<br />

Gottes ist stellvertretend für alle Menschen<br />

gestorben. Sein Opfertod allein ist die Grundlage<br />

für die Vergebung von Schuld, für die Befreiung<br />

von der Macht der Sünde und für den Freispruch<br />

in Gottes Gericht. Jesus Christus, durch Gott von<br />

den Toten auferweckt, ist der einzige Weg zu<br />

Gott. Der Mensch wird allein durch den Glauben<br />

an ihn durch Gottes Gnade gerecht<br />

gesprochen.“ Im Blick auf die Heilige Schrift<br />

steht dort: „Die Bibel, bestehend aus den<br />

Schriften des Alten und Neuen Testaments, ist<br />

Offenbarung des dreieinen Gottes. Sie ist von<br />

Gottes Geist eingegeben, zuverlässig und<br />

höchste Autorität in allen Fragen des Glaubens<br />

und der Lebensführung.“ In Deutschland gibt es<br />

rund 1.000 örtliche Allianzkreise. Die Deutsche<br />

Evangelische Allianz ist mit 350 Werken eng<br />

verbunden. Sie führt unter anderem die<br />

Allianzgebetswoche mit jährlich rund 300.000<br />

Teilnehmern durch sowie den Gebetstag für<br />

verfolgte Christen und das 30-Tage-Gebet für<br />

die islamische Welt. Die Zentrale des<br />

Dachverbandes befindet sich in Bad<br />

Blankenburg. Generalsekretär ist Hartmut Steeb<br />

(Stuttgart).<br />

Arbeitskreis für evangelikale Theologie: Was<br />

erfreulich ist und wo Fragen bleiben<br />

Der Vorsitzende des Arbeitskreises für<br />

evangelikale Theologie (AfeT), Prof. Christoph<br />

Raedel (Gießen), schreibt in einem Kommentar<br />

für die Evangelische Nachrichtenagentur idea,<br />

dass es neben vielen erfreulichen Aussagen<br />

auch einige Anfragen an den Text gebe.<br />

Theologisch betrachtet, stehe er in Kontinuität zu<br />

den früheren Fassungen. Positiv bewertet<br />

Raedel beispielsweise den hinzugefügten Satz,<br />

dass der Mensch „als Ebenbild Gottes eine<br />

unverwechselbare Würde“ besitze und als<br />

„Mann und Frau geschaffen“ sei: „Damit haben<br />

die lebensethischen und<br />

geschlechtertheologischen Positionen, die<br />

Evangelikale in gesellschaftlichen und<br />

kirchlichen Auseinandersetzungen vertreten,<br />

jetzt einen Ankerpunkt in der Glaubensbasis.“<br />

Gelungen sei auch die Neuformulierung des<br />

christologischen Artikels. Fragwürdig sei<br />

hingegen, dass in der aktuellen Fassung nur<br />

noch davon die Rede sei, dass der Mensch<br />

durch Sünde und Schuld von Gott getrennt sei,<br />

aber nicht mehr, dass er deswegen unter „Gottes<br />

Zorn und Verdammnis“ stehe: „Problematisch ist<br />

dies vor allem in Verbindung mit der<br />

Beobachtung, dass von einem doppelten<br />

Ausgang der Weltgeschichte (also der<br />

Gemeinschaft mit oder Trennung von Gott) nicht<br />

die Rede ist. Doch wenn der Glaube an Christus<br />

rettet, dann hat es doch wohl auch<br />

Konsequenzen, nicht an ihn zu glauben.“ Raedel<br />

kommt daher zu dem Schluss, dass der Text<br />

einige Anliegen der evangelikalen Bewegung<br />

stärker als vorherige Fassungen verdeutliche,<br />

während Punkte wie Gottes Zorn und<br />

Verdammnis noch stärker zurückträten: „Zu<br />

bedenken bleibt: Sich am Sprachempfinden von<br />

Jugendlichen und säkularen Zeitgenossen zu<br />

orientieren, nötigt dazu, den Text der<br />

Glaubensbasis in immer kürzeren Abständen<br />

anzupassen. Das aber scheint mir als Form der<br />

Beschäftigung mit sich selbst wenig<br />

verheißungsvoll.“<br />

---------------------------------------<br />

20


VORWORT ZUM NACHSTEHENDEN<br />

ARTIKEL:<br />

Immer wieder werden uns Fragen nach der<br />

Bibeltreue anderer, christlicher Glaubensrichtungen<br />

gestellt. Die gemeinsame<br />

Bibelausstellung in Erkelenz mit den<br />

evangelischen und katholischen Kirchengemeinden<br />

im letzten Jahr, sowie die noch sehr<br />

frischen, gemeinsamen Anbetungs-zeiten mit<br />

Christen anderer Kirchen aus dem Kreis<br />

Heinsberg machen es vielleicht notwendig,<br />

einmal genauer auf ihre Einstellung zu Gottes<br />

Wort, der Bibel, zu schauen.<br />

Die exczellente Analyse von Prof. Dr. Friedhelm<br />

Jung hilft uns sicher ein großes Stück weiter.<br />

Für uns als Gemeinde gilt:<br />

GOTTES WORT IST WAHR UND<br />

IRRTUMSLOS. DIE BIBEL IST GOTTES<br />

WORT UND SIE IST DAS UNVERRÜCKBARE<br />

FUNDAMENT UNSERES GLAUBENS.<br />

Rüdiger Puchta & Heinz Hepp<br />

DIE STELLUNG DER<br />

KONFESSION ZUR<br />

INSPIRATION UND<br />

IRRTUMSLOSIGKEIT<br />

DER BIBEL<br />

Veröffentlicht am 11. April<br />

2018 aus Bibel und<br />

Gemeinde 111, Band 3 (2011),<br />

Seite 27-42.<br />

PROF. DR. FRIEDHELM JUNG<br />

JG. 1958, VERH., 3 TÖCHTER,<br />

PROFESSOR FÜR<br />

SYSTEMATISCHE THEOLOGIE AM<br />

SOUTHWESTERN BAPTIST THEOLOGICAL<br />

SEMINARY (TEXAS) UND AM<br />

BIBELSEMINAR BONN.<br />

In Theologie und Kirche kommt es immer wieder<br />

zu Streitgesprächen über die Bibel. Ist sie Gottes<br />

Wort oder enthält sie nur Gottes Wort? Ist sie<br />

zuverlässig und ohne Fehler in allen ihren<br />

Aussagen oder sind nur ihre soteriologischen<br />

Abschnitte vertrauenswürdig? Dieser Aufsatz<br />

untersucht, was die christlichen Konfessionen in<br />

ihren Bekenntnisschriften zur Heiligen Schrift<br />

sagen und ob der praktische Umgang mit der<br />

Bibel sich mit den Aussagen dieser<br />

Lehrdokumente deckt.<br />

1. DIE RÖMISCH-KATHOLISCHE KIRCHE<br />

Der Katechismus der katholischen Kirche sagt:<br />

Die inspirierten Bücher lehren die Wahrheit. „Da<br />

also all das, was die inspirierten Verfasser oder<br />

Hagiographen aussagen, als vom Heiligen Geist<br />

ausgesagt gelten muss, ist von den Büchern der<br />

Schrift zu bekennen, dass sie sicher, getreu und<br />

ohne Irrtum die Wahrheit lehren, die Gott um<br />

unseres Heiles willen in heiligen Schriften<br />

aufgezeichnet haben wollte.“<br />

Dieses Katechismus-Zitat stammt aus<br />

der Dogmatischen Konstitution über die göttliche<br />

Offenbarung „Dei Verbum“ und wurde am 18.<br />

November 1965 auf dem II. Vatikanischen Konzil<br />

verabschiedet. Unter den inspirierten Büchern<br />

versteht die katholische Kirche allerdings nicht<br />

exakt das Gleiche wie die evangelischen<br />

Kirchen. Während die protestantischen Kirchen<br />

39 alttestamentliche und 27 neutestamentliche<br />

Bücher zum Kanon zählen – die 39<br />

alttestamentlichen Bücher entsprechen genau<br />

dem Kanon der hebräischen Bibel – umfasst der<br />

Kanon der katholischen Kirche zusätzlich zu den<br />

39 Büchern der Protestanten folgende weitere<br />

Schriften: Tobias, Judit, die zwei Bücher der<br />

Makkabäer, die Weisheit, Jesus Sirach und<br />

Baruch. Somit bekennt die katholische Kirche,<br />

dass insgesamt 46 alttestamentliche und 27<br />

neutestamentliche Bücher inspiriert sind.<br />

Unter Inspiration versteht die römischkatholische<br />

Kirche Folgendes:<br />

Gott ist der Urheber [Autor] der Heiligen Schrift.<br />

„Das von Gott Geoffenbarte, das in der Heiligen<br />

Schrift schriftlich enthalten ist und vorliegt, ist<br />

unter dem Anhauch des Heiligen Geistes<br />

aufgezeichnet worden.“<br />

Jene Menschen, die biblische Texte<br />

niedergeschrieben haben, taten dies also unter<br />

der Anleitung des Heiligen Geistes (2 Tim 3,16;<br />

2 Petr 1,21). Die menschlichen Verfasser waren<br />

jedoch keine willenlosen Roboter. Vielmehr<br />

benutzte der Heilige Geist die Fähigkeiten und<br />

auch Eigenarten der menschlichen Autoren und<br />

leitete sie, genau das zu schreiben, was er<br />

geschrieben haben wollte.<br />

Jeder Katholik ist verpflichtet, die 73<br />

kanonischen Bücher als inspiriert anzuerkennen.


Wer ihre Inspiration in Frage stellt, dem wird der<br />

Ausschluss aus der Kirche angedroht.<br />

Interessant ist die Katechismus-Aussage, dass<br />

die Heiligen Schriften ohne Irrtum die Wahrheit<br />

lehren. Während Ende des 19. und Anfang des<br />

20. Jahrhunderts, als die katholische Kirche von<br />

den Ergebnissen der historisch-kritischen<br />

Bibelforschung erschüttert wurde, päpstliche<br />

Rundschreiben sich ausdrücklich dazu<br />

bekannten, dass die Bibel nicht nur in ihren<br />

soteriologischen und ethischen Aussagen,<br />

sondern in allen ihren Aussagen irrtumslos<br />

sei 7 und daher alle in der Bibel geschilderten<br />

Wunder und auch die von der Naturwissenschaft<br />

angegriffenen Kapitel 1-11 der Genesis als<br />

historische Tatsachen zu verstehen seien , hat<br />

sich seit dem II. Vatikanischen Konzil mehr und<br />

mehr eine soteriologische Engführung im<br />

Verständnis der Irrtumslosigkeit durchgesetzt.<br />

Die Katechismus-Aussage, dass die Bibel die<br />

Wahrheit ohne Irrtum lehrt, die Gott um unseres<br />

Heiles willen in heiligen Schriften aufgezeichnet<br />

haben wollte, wird von vielen Interpreten so<br />

verstanden, dass Gott all das irrtumslos in der<br />

Bibel hat aufzeichnen lassen, was für unser Heil<br />

zu wissen nötig ist. Doch auf rein profanem<br />

Gebiet wird eine Irrtumsmöglichkeit nicht mehr<br />

ausgeschlossen. Dies bedeutet im Klartext, dass<br />

auch in der katholischen Theologie Irrtümer der<br />

Bibel auf historischem oder<br />

naturwissenschaftlichem Gebiet für möglich<br />

gehalten werden.<br />

Doch mit dieser Interpretation widerspricht die<br />

katholische Kirche sich selbst. Denn ihre<br />

anfangs des 20. Jahrhunderts niedergelegten<br />

und im Jahre 1950 im päpstlichen Rundschreiben<br />

„Humani Generis“ bestätigten<br />

Lehrentscheidungen sprechen sich<br />

unzweifelhaft für eine absolute Irrtumslosigkeit<br />

der Bibel in allen ihren Aussagen aus. So<br />

verurteilte Papst Pius X. im Jahre 1907 folgende<br />

modernistische Behauptungen als häretisch und<br />

nicht mit dem katholischen Glauben vereinbar:<br />

Wer glaubt, Gott sei wirklich der Urheber der<br />

Heiligen Schrift, der zeigt große Einfalt oder<br />

Unwissenheit. Die göttliche Eingebung erstreckt<br />

sich nicht in der Weise auf die ganze Heilige<br />

Schrift, dass sie alle ihre einzelnen Abschnitte<br />

von jedem Irrtum frei hielte.<br />

Papst Leo XIII. hatte einige Jahre zuvor in<br />

seinem Rundschreiben „Providentissimus Deus“<br />

noch eindeutiger erklärt:<br />

Vielmehr sind alle Bücher, die die Kirche als<br />

heilig und kanonisch anerkennt, vollständig mit<br />

allen ihren Teilen unter Eingebung des Heiligen<br />

Geistes verfasst. Der göttlichen Eingebung<br />

jedoch kann kein Irrtum unterlaufen. Sie schließt<br />

ihrem Wesen nach jeden Irrtum aus. Mit<br />

derselben Notwendigkeit schließt sie ihn<br />

vollkommen aus, mit der Gott, die höchste<br />

Wahrheit, nicht Urheber eines Irrtums sein kann.<br />

Der kritische Leser wird diesen Zusatz so<br />

verstehen wollen, dass nur soteriologische<br />

Aussagen der Schrift irrtumslos sind<br />

Es darf nun nicht vergessen werden, dass die<br />

zur Diskussion stehende Katechismus-Aussage<br />

ein Zitat aus „Dei Verbum“ ist.<br />

Konzilsverlautbarungen aber sind oft<br />

Kompromisspapiere. Die Formulierung …von<br />

den Büchern der Schrift ist zu bekennen, dass<br />

sie sicher, getreu und ohne Irrtum die Wahrheit<br />

lehren, die Gott um unseres Heiles willen in<br />

heiligen Schriften aufgezeichnet haben wollte, ist<br />

nicht völlig eindeutig und lässt<br />

Interpretationsspielraum, der von den<br />

Verfassern gewollt wurde. Denn während ein<br />

Teil der Konzilsväter der Irrtumslosigkeit in allen<br />

biblischen Aussagen zuneigte, sprach sich ein<br />

anderer Teil für die Irrtumsmöglichkeit in<br />

profanen Bereichen aus. Das Ergebnis war eine<br />

Formulierung, die beiden Gruppen gerecht<br />

wurde. Der unbefangene Leser jener<br />

Formulierung wird die Wahrheit gewiss auf die<br />

ganze Heilige Schrift beziehen und bekennen,<br />

dass alle Aussagen der Bibel – auch die<br />

historischen und naturwissenschaftlichen – ohne<br />

Fehler sind.<br />

Der kritische Leser hingegen wird in dem<br />

Zusatz … die Gott um unseres Heiles<br />

willen … eine Einschränkung erkennen<br />

mögen.<br />

Er wird diesen Zusatz so verstehen wollen, dass<br />

nur soteriologische Aussagen der Schrift<br />

irrtumslos sind. Mit dieser also nicht völlig<br />

eindeutigen Aussage haben die Konzilsväter der<br />

katholischen Theologie auf jeden Fall die<br />

Möglichkeit eröffnet, ihre Stimme im Chor der<br />

historisch-kritischen Bibelausleger zu Gehör zu<br />

bringen, wovon die Exegeten seit über 40 Jahren<br />

auch rege Gebrauch gemacht haben.<br />

Zusammenfassend lässt sich somit feststellen,<br />

dass die katholische Kirche zwar an der<br />

göttlichen Inspiration der Bibel eindeutig festhält<br />

und auch die das Heil betreffenden Aussagen<br />

der Schrift als irrtumslos bezeichnet, jedoch seit<br />

dem II. Vaticanum sich nicht mehr mit<br />

unzweideutiger Klarheit zur Irrtumslosigkeit der<br />

Bibel in allen ihren Aussagen bekennt.<br />

22


2. DIE LUTHERISCHEN UND REFORMIERTEN<br />

KIRCHEN<br />

Dass die Bibel das vom Heiligen Geist inspirierte<br />

Wort Gottes ist, galt den Reformatoren und ihrer<br />

Zeit als so selbstverständlich, dass es in den<br />

Bekenntnisschriften keiner ausdrücklichen<br />

Erwähnung bedurfte. Der ständige Gebrauch der<br />

Heiligen Schrift etwa in der Confessio Augustana<br />

beweist, dass das Schriftprinzip vom ersten bis<br />

letzten Artikel implizit vorhanden ist. Deshalb ist<br />

E. Schlink zuzustimmen, wenn er feststellt:<br />

Stärker als grundsätzliche Erklärungen über die<br />

Schrift erweist der faktische Gebrauch der<br />

heiligen Schrift, dass sie von der<br />

Augsburgischen Konfession als alleinige Norm<br />

anerkannt ist.<br />

Natürlich finden sich in den maßgeblichen<br />

Bekenntnisschriften der Reformationszeit auch<br />

keine Aussagen, die die Inspiration und<br />

Irrtumslosigkeit der Bibel verteidigen. Die<br />

Infragestellung derselben setzte erst 100 Jahre<br />

später mit der Aufklärung ein.<br />

Gleichwohl enthalten die Bekenntnisschriften<br />

Aussagen zur Bibel, aus denen sich<br />

Rückschlüsse auf Inspiration und<br />

Irrtumslosigkeit ziehen lassen. In der Epitome<br />

der Formula Concordiae heißt es gleich am<br />

Anfang:<br />

Wir glauben, lehren und bekennen, daß die<br />

einige Regel und Richtschnur, nach welcher<br />

zugleich alle Lehren und Lehrer gerichtet und<br />

geurteilt werden sollen, sind allein die<br />

prophetischen und apostolischen Schriften<br />

Altes und Neues Testaments … Andere<br />

Schriften aber der alten oder neuen Lehrer,<br />

wie sie Namen haben, sollen der Heiligen<br />

Schrift nicht gleich gehalten, sondern alle<br />

zumal miteinander derselben unterworfen<br />

und anders oder weiter nicht angenommen<br />

werden, dann als Zeugen…<br />

Allein die Heilige Schrift ist nach lutherischer<br />

Überzeugung Richter, Regel und Richtschnur,<br />

nach welcher als dem einigen Probierstein sollen<br />

und müssen alle Lehren erkannt und geurteilt<br />

werden … Glaubensbekenntnisse oder andere<br />

theologische Schriften stehen der Heiligen<br />

Schrift nicht gleich, sondern gelten nur<br />

als Zeugnis und Erklärung des Glaubens. Mit<br />

diesen Formulierungen bekennen sich die<br />

lutherischen Bekenntnisschriften implizit zur<br />

Inspiration der Heiligen Schrift, auch wenn der<br />

Terminus nicht erscheint. Ob sie auch die<br />

Irrtumslosigkeit der Bibel behaupten würden,<br />

lässt sich nicht mit letzter Sicherheit sagen.<br />

Im Unterschied zu den lutherischen<br />

Landeskirchen bekennen sich die lutherischen<br />

Freikirchen ausdrücklich zum unfehlbaren Wort<br />

Gottes<br />

Im Unterschied zu den lutherischen<br />

Landeskirchen bekennen sich die lutherischen<br />

Freikirchen ausdrücklich zum unfehlbaren Wort<br />

Gottes. Lutherische Freikirchen entstanden im<br />

19. Jahrhundert als Antwort auf staatlich<br />

verordnete Unionen mit reformierten Kirchen.<br />

Vor allem das unterschiedliche<br />

Abendmahlsverständnis verbot überzeugten<br />

Lutheranern, eine Union mit Reformierten<br />

einzugehen. Als zweiter Grund für die<br />

Entstehung lutherischer Freikirchen wird die<br />

Bibelkritik genannt, die sich seit Mitte des 19.<br />

Jahrhunderts in protestantischen Kirchen<br />

ausbreitete. Im Jahre 1972 schlossen sich<br />

mehrere lutherische Freikirchen zur<br />

Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche<br />

(SELK) zusammen, der sich 1991 auch die<br />

Evangelisch-lutherische (altlutherische) Kirche<br />

der ehemaligen DDR anschloss.<br />

Die SELK hat heute etwa 35.000 Mitglieder und<br />

ist eine der letzten bewusst konfessionellen<br />

Kirchen. Sie hat die gleiche<br />

Bekenntnisgrundlage wie die lutherischen<br />

Landeskirchen,<br />

kann aber an der Erkenntnis nicht vorbei,<br />

dass die Landeskirchen weitgehend nicht<br />

nach dieser Grundlage handeln: entgegen<br />

ihrem Bekenntnis üben sie Kanzel- und<br />

Abendmahlsgemeinschaft mit den<br />

reformierten und unierten Kirchen; sie<br />

23


gehören dem Ökumenischen Rat der Kirchen<br />

an; sie dulden in ihrer Mitte weithin eine<br />

moderne Theologie, die der Bibel und dem<br />

Bekenntnis widerspricht.<br />

Auch in den reformierten Bekenntnissen findet<br />

man nur selten ausdrückliche Aussagen zu<br />

Inspiration und Irrtumslosigkeit. Nur implizit kann<br />

zumindest auf die Inspiration zurückgeschlossen<br />

werden. So sagt die Confessio Gallicana von<br />

1559:<br />

Wir glauben, dass das in diesen Büchern<br />

enthaltene Wort von Gott ausgegangen ist, von<br />

dem allein es seine Autorität empfängt, und nicht<br />

von Menschen. Und weil es die Richtschnur der<br />

gesamten Wahrheit ist und alles enthält, was<br />

zum Dienste Gottes und unserem Heil<br />

notwendig ist, ist es Menschen nicht erlaubt, ja<br />

nicht einmal den Engeln, etwas hinzuzufügen,<br />

abzutrennen oder zu verändern.<br />

Die Formulierung … und alles enthält, was zum<br />

Dienste Gottes und unserem Heil notwendig<br />

ist …, könnte zu der Annahme verleiten, dass<br />

hier bereits eine in der Neuzeit vorgenommene<br />

Unterscheidung zwischen irrtumslosen<br />

soteriologischen und (möglicherweise)<br />

fehlerhaften naturkundlichen Aussagen vorliege.<br />

Doch mit Sicherheit haben die Verfasser dies<br />

nicht im Blick gehabt. Im 16. Jahrhundert galt die<br />

Bibel in all ihren Teilen und Aussagen als<br />

zuverlässig.<br />

Im Zweiten Helvetischen Bekenntnis von 1566<br />

wird die Heilige Schrift als das wahre Wort<br />

Gottes bezeichnet,<br />

aus dem die christliche Gemeinde die wahre<br />

Weisheit und Frömmigkeit, die Verbesserung<br />

und Leitung der Kirchen, die Unterweisung in<br />

allen Pflichten der Frömmigkeit und endlich<br />

den Beweis der Lehren und den<br />

Gegenbeweis oder die Widerlegung aller<br />

Irrtümer, aber auch alle Ermahnungen<br />

gewinnen müsse…<br />

Das Westminster Bekenntnis von 1647<br />

formuliert ausdrücklich, dass die biblischen<br />

Bücher durch Eingebung Gottes geschrieben<br />

wurden und somit Gott ihr Autor sei. Die Identität<br />

von Bibel und Gottes Wort wird behauptet.<br />

Interessant ist, dass in diesem Bekenntnis<br />

erstmals von der unfehlbaren Wahrheit der Bibel<br />

gesprochen wird. Das Westminster Bekenntnis<br />

grenzt sich mit dieser Formulierung gegen<br />

aufkommende bibelkritische Positionen ab, wie<br />

sie etwa bei Hugo Grotius (1583-1645) in seinen<br />

„Annotationes“ zu finden sind.<br />

3. DIE BAPTISTISCHEN KIRCHEN<br />

Die baptistischen Kirchen haben im Laufe ihrer<br />

über 400-jährigen Geschichte eine Reihe von<br />

Bekenntnissen formuliert, von denen hier vier<br />

Erwähnung finden sollen. Im Unterschied zu den<br />

lutherischen oder reformierten Kirchen, die an<br />

ihren in der Reformationszeit formulierten<br />

Bekenntnissen bis heute festhalten und keine<br />

Veränderungen daran vornehmen, ist es – wie<br />

oben erwähnt – für Baptisten kein Problem, ihre<br />

Bekenntnisse zu überarbeiten und neue Artikel<br />

aufzunehmen, wenn dies als notwendig erkannt<br />

wird. Baptisten billigen Bekenntnissen keinen<br />

normativen Rang zu; der einzelne Christ ist nach<br />

baptistischer Überzeugung in seinem Gewissen<br />

nicht durch ein Bekenntnis, sondern allein durch<br />

die Heilige Schrift gebunden. Folgerichtig<br />

werden in baptistischen Kirchen Lehrfragen nicht<br />

mit dem Hinweis auf ein Bekenntnis<br />

entschieden, sondern immer durch die Bibel<br />

selbst.<br />

Amerikanische Baptisten des 19. Jahrhunderts<br />

hielten die Bibel für irrtumslos<br />

Das Bekenntnis von New-Hampshire aus dem<br />

Jahr 1833, das im 19. Jahrhundert unter den<br />

Baptisten der USA große Anerkennung genoss,<br />

geht gleich im ersten Artikel auf die Bibel ein und<br />

unterstreicht damit die Bedeutung der Bibelfrage<br />

für baptistische Gläubige. Die Verfasser<br />

bekennen sich zur Inspiration der Heiligen<br />

Schrift und betonen, dass die Bibel Gott als ihren<br />

Urheber hat, Rettung als ihr Ziel, und Wahrheit,<br />

ohne jede Beimischung von Irrtum, als ihren<br />

Gegenstand. Die Formulierung ohne jede<br />

Beimischung von Irrtum ist ein deutlicher<br />

Hinweis dafür, dass amerikanische Baptisten<br />

des 19. Jahrhunderts die Bibel für irrtumslos<br />

hielten, eine Überzeugung, die heute<br />

keineswegs mehr die Zustimmung aller<br />

Baptisten findet.<br />

24


Das Glaubensbekenntnis der deutschen<br />

Baptisten aus dem Jahr 1847, das ein ganzes<br />

Jahrhundert lang als angemessener Ausdruck<br />

des Glaubens deutscher Baptisten galt, bekennt<br />

sich in seinem ersten Artikel zu den 66 Büchern<br />

der Heiligen Schrift als wahrhaftig vom Heiligen<br />

Geist eingegeben. Es bezeichnet die Bibel als<br />

die allein<br />

wahre göttliche Offenbarung an das<br />

Menschengeschlecht … und die alleinige<br />

Regel und Richtschnur des Glaubens und<br />

Lebenswandels.<br />

An was die Verfasser dachten, wenn sie von der<br />

allein wahre(n) göttliche(n) Offenbarung<br />

sprachen, lässt sich nach über 160 Jahren<br />

schwer feststellen. Es könnte sich – was aber<br />

eher unwahrscheinlich ist – um eine Abgrenzung<br />

zu anderen „heiligen“ Büchern (etwa dem Koran)<br />

handeln; es könnte aber auch ein Hinweis auf die<br />

Überzeugung der Verfasser sein, dass die Bibel<br />

das irrtumslose Wort Gottes ist. Vielleicht wollten<br />

die Verfasser sogar beide Aspekte in dieser<br />

Formulierung anklingen lassen.<br />

Klare Aussagen zur Inspiration und<br />

Irrtumslosigkeit sucht man in der „Rechenschaft<br />

vom Glauben“ vergeblich<br />

1977 wurde für den deutschsprachigen<br />

Baptismus ein neues Glaubensbekenntnis<br />

veröffentlicht, das den Titel „Rechenschaft vom<br />

Glauben“ trägt. Es bekennt sich in Punkt sechs<br />

dazu, dass die<br />

Verfasser des Neuen Testaments … unter<br />

der Leitung des Heiligen Geistes Zeugnis<br />

abgelegt (haben) von dem in Christus<br />

erschienenen Heil Gottes.<br />

((www.baptisten.org)) Es fällt auf, dass von den<br />

Verfassern des Alten Testamentes nicht<br />

behauptet wird, dass sie unter der Leitung des<br />

Heiligen Geistes geschrieben haben. Ob damit<br />

eine geringere Bedeutung des Alten<br />

Testamentes angedeutet werden soll oder ob<br />

man schlicht übersehen hat, die gleiche<br />

Formulierung auch auf die Autoren<br />

alttestamentlicher Bücher anzuwenden, bleibt<br />

unklar.<br />

Weiter fällt auf, dass die Begriffe „Inspiration“<br />

und „Irrtumslosigkeit“ fehlen. Dafür betont die<br />

„Rechenschaft vom Glauben“, dass die Bibel das<br />

Wort Gottes in Menschenmund ist. Daher seien<br />

auch die biblischen Bücher in ihren Sprachen,<br />

Denkweisen und literarischen Formen den Orten<br />

und Zeiten verhaftet, aus denen sie stammen.<br />

Die Formulierungen in „Rechenschaft vom<br />

Glauben“ sind so gefasst, dass sowohl<br />

Baptisten, die an der Fehlerlosigkeit der Bibel<br />

festhalten (Konservative), wie auch solche, die<br />

die Bibel für fehlerhaft halten (Moderate und<br />

Liberale), mit diesem Bekenntnis leben können.<br />

Klare Aussagen zur Inspiration und<br />

Irrtumslosigkeit, wie sie in früheren baptistischen<br />

Bekenntnissen zu finden sind, sucht man hier<br />

vergeblich.<br />

Das Bekenntnis des weltweit größten<br />

baptistischen Kirchenverbandes, der Southern<br />

Baptist Convention, die etwa 16 Millionen<br />

Mitglieder hat, ist „Baptist Faith and Message“<br />

aus dem Jahre 2000. Das Bekenntnis wurde<br />

erstmals 1925 verfasst und lehnte sich an das<br />

New-Hampshire-Bekenntnis von 1833 an. 1963<br />

erfolgte eine erste Revision, 2000 eine zweite.<br />

Alle drei Fassungen bekennen sich zur<br />

Inspiration der Bibel und betonen, dass die Bibel<br />

wahr ist without any mixture of error. Das<br />

Bekenntnis von 2000 fügt zusätzlich<br />

an: Therefore, all Scripture is totally true and<br />

trustworthy ((www.sbc.net.)) . Dieser Zusatz ist<br />

die Folge einer konservativen Wende, die die<br />

Convention in den letzten Jahren des 20.<br />

Jahrhunderts genommen hat. Freilich muss der<br />

Zusatz nicht im Sinne der Irrtumslosigkeit<br />

interpretiert werden, zumal die Begriffe „inerrant“<br />

und „infallible“ fehlen. Diesem Tatbestand trägt<br />

auch die Realität Rechnung; denn nicht alle<br />

Gläubigen der Convention bekennen sich zur<br />

inerrancy und infallibility der Bibel. Gleichwohl<br />

muss es als erstaunlich gelten, dass eine große<br />

und traditionsreiche Kirche den seit Jahrzehnten<br />

eingeschlagenen Weg in die theologische<br />

Liberalität stoppt und zu konservativeren<br />

Positionen zurückkehrt.<br />

4. DIE METHODISTISCHEN KIRCHEN<br />

John und Charles Wesley wurden gegen ihren<br />

Willen zu Gründern der methodistischen Kirche.<br />

Eigentlich wollten sie nur die anglikanische<br />

Kirche, in der sie als Geistliche dienten,<br />

erneuern, konnten sich aber mit ihren<br />

Vorstellungen von lebendigem Christsein nicht<br />

durchsetzen und bereiteten damit die<br />

Entstehung einer neuen Denomination vor.<br />

Dabei ist der Methodismus keine klassische<br />

Konfession, die wie etwa die lutherische Kirche<br />

auf unverrückbaren Bekenntnissen steht.<br />

Vielmehr gleichen die Methodisten den<br />

Baptisten, insofern für sie die Heilige Schrift die<br />

einzige wirklich zentrale Glaubensgrundlage ist,<br />

nach der jeder Gläubige sich richten soll. Als<br />

Glaubensgrundlage übernahmen die<br />

25


Methodisten die 39 Artikel der anglikanischen<br />

Kirche, allerdings in der verkürzten Form der 25<br />

Artikel aus dem Jahr 1784. Außerdem billigen<br />

sie einigen frühen Predigten John Wesleys einen<br />

bekenntnisähnlichen Charakter zu. In einer<br />

solchen nimmt Wesley auch zur Bibel Stellung<br />

und sagt:<br />

Als Glaubensgrundlage übernahmen die<br />

Methodisten die 39 Artikel der anglikanischen<br />

Kirche in verkürzter Form<br />

Wir glauben zwar, dass alle Schrift von Gott<br />

eingegeben ist (2 Tim 3,16), und darin<br />

unterscheiden wir uns von Juden, Türken und<br />

Ungläubigen. Wir glauben auch, dass das<br />

geschriebene Gotteswort die einzige und<br />

hinreichende Richtschnur für den christlichen<br />

Glauben und das christliche Leben darstellt, und<br />

hierin unterscheiden wir uns grundsätzlich von<br />

den Gliedern der römischen Kirche.<br />

Ein ebenso klares Bekenntnis zur Inspiration der<br />

Bibel findet sich im Deutsch-Englischen<br />

Katechismus von 1903, wo es unter den Fragen<br />

3 und 4 heißt: Was ist die Bibel? Die Bibel ist<br />

nicht Menschenwort, sondern Gottes heiliges,<br />

geoffenbartes Wort. Wer lehrt uns die Bibel recht<br />

verstehen? Der Heilige Geist, der sie<br />

eingegeben hat.<br />

Während die Väter des Methodismus ein klares<br />

Bekenntnis zur Inspiration abgeben, lesen wir<br />

nichts zur Frage der Irrtumslosigkeit der Bibel.<br />

Dies könnte damit zusammenhängen, dass zur<br />

Zeit Wesleys – er lebte von 1703-1791 –<br />

kritische Anfragen an die Bibel noch die<br />

Ausnahme waren und sich Wesley deshalb nicht<br />

gefordert sah, dazu Stellung zu nehmen.<br />

Im heutigen Methodismus lassen sich, wie in<br />

vielen anderen Konfessionen auch, die drei<br />

Flügel „konservativ, moderat und liberal“<br />

erkennen. Während es nur noch wenige<br />

konservative Methodisten gibt, die an der<br />

Irrtumslosigkeit der Bibel festhalten, ist die Zahl<br />

der moderaten und liberalen Methodisten klar in<br />

der Mehrheit.<br />

5. DIE BRÜDERGEMEINDEN<br />

Eine Glaubensgemeinschaft, die ganz ohne<br />

Bekenntnisse auskommt, sich aber dennoch zu<br />

den in diesem Artikel behandelten Themen<br />

äußert, ist die auf John Nelson Darby (1800-<br />

1882) zurückgehende Brüderbewegung.<br />

Aufgrund von Spaltungen unterscheidet man die<br />

„Offenen Brüder“ von den „Geschlossenen<br />

(oder: Exklusiven) Brüdern“. Beide Richtungen<br />

sind weltweit anzutreffen. Während die<br />

„Geschlossenen“ sehr stark die auf Darby<br />

zurückgehende Lehre der Absonderung betonen<br />

und kaum Kontakte zu Christen anderer Kirchen<br />

pflegen, arbeiten die „Offenen“ mit Christen<br />

anderer Bekenntnisse – vor allem im Rahmen<br />

der Evangelischen Allianz – zusammen. Die<br />

Brüdergemeinden sind gekennzeichnet durch<br />

eine starke Betonung der Unabhängigkeit der<br />

Ortgemeinde, des allgemeinen Priestertums der<br />

Gläubigen (verbunden mit einer<br />

unterschwelligen Ablehnung von ordinierten<br />

Pastoren) und der Irrtumslosigkeit der Bibel.<br />

Bekannt geworden sind die Brüdergemeinden<br />

vor allem durch ihre „Elberfelder<br />

Bibelübersetzung“, die sich durch eine sehr<br />

genaue Wiedergabe des hebräischen und<br />

griechischen Grundtextes auszeichnet und auch<br />

unter Christen anderer Konfessionen verbreitet<br />

ist. Die Brüdergemeinden bekennen völlige<br />

Zuverlässigkeit und einzige Autorität der<br />

Heiligen Schrift in allen ihren Aussagen<br />

Die Brüdergemeinden bekennen<br />

die göttliche Eingebung der ganzen Heiligen<br />

Schrift, ihre völlige Zuverlässigkeit und<br />

einzige Autorität in allen ihren Aussagen.<br />

Damit gehört die Brüderbewegung zu den<br />

konservativen Kirchen, die sich nicht nur für die<br />

Inspiration, sondern auch für die Irrtumslosigkeit<br />

der Bibel ausspricht.<br />

6. DIE FREIEN EVANGELISCHEN GEMEINDEN<br />

In Deutschland entsteht die erste Freie ev.<br />

Gemeinde (FeG) durch Hermann Heinrich Grafe<br />

in Wuppertal-Elberfeld im Jahre 1854. Seit<br />

dieser Zeit ist der Bund FeG kontinuierlich<br />

gewachsen und hat in Deutschland etwa 40.000<br />

Mitglieder; weltweit rechnen sich knapp eine<br />

Million Gläubige zu Freien ev. Gemeinden. Die<br />

FeG betont das allgemeine Priestertum aller<br />

Gläubigen und lehrt und praktiziert die<br />

Glaubenstaufe. Im Unterschied zu<br />

Baptistengemeinden muss ein Mitglied einer<br />

FeG aber nicht unbedingt die Glaubenstaufe<br />

empfangen haben. Wer als Säugling in einer<br />

evangelischen Landeskirche getauft wurde und<br />

diese Taufe als für sich gültig bezeichnet, der<br />

kann ohne eine erneute Glaubenstaufe Mitglied<br />

einer FeG werden, sofern er bekennt, durch<br />

Bekehrung und Glaube an Jesus Christus die<br />

Erneuerung seines Lebens erfahren zu haben.<br />

FeG-Theologen: Begriffe wie „Irrtumslosig- keit“<br />

oder „Unfehlbarkeit“ wären der Bibel<br />

wesensfremd<br />

Der Bund FeG hat außer dem Apostolikum kein<br />

Bekenntnis. Da das Apostolikum nichts zur<br />

26


Schriftlehre sagt, findet man auch keine für alle<br />

FeG-Gläubigen gültigen Aussagen zur Heiligen<br />

Schrift. Maßgebliche Theologen des Bundes<br />

FeG haben sich jedoch immer zur Inspiration der<br />

Bibel bekannt. Der frühere Rektor des<br />

Theologischen Seminars der Freien ev.<br />

Gemeinden, Jakob Millard, fasste zusammen,<br />

was bis heute Konsens in den Gemeinden ist:<br />

Wir glauben an die Inspiration der ganzen<br />

Heiligen Schrift, aber wir glauben nicht an ein<br />

bestimmtes Inspirationsdogma.<br />

Begriffe wie Verbal-, Personal- oder<br />

Realinspiration greifen nach Meinung von<br />

Theologen der FeG zu kurz, um das biblische<br />

Inspirationsverständnis angemessen zum<br />

Ausdruck zu bringen. Auch „Irrtumslosigkeit“<br />

oder „Unfehlbarkeit“ seien Begriffe, die der Bibel<br />

wesensfremd seien und deshalb auch nicht<br />

benutzt werden sollten. Insofern sind Freie ev.<br />

Gemeinden zu den moderaten Freikirchen zu<br />

zählen, die sich mit der Lausanner Verpflichtung<br />

dazu bekennen, dass die Bibel ohne Irrtum ist in<br />

allem, was sie verkündigt. Darunter werden<br />

nach gängiger Interpretation vor allem die<br />

soteriologischen Aussagen der Bibel<br />

verstanden. Biblische Aussagen zu<br />

naturwissenschaftlichen oder historischen<br />

Themen müssen nach diesem Verständnis nicht<br />

in jedem Fall wahr sein. Allerdings gibt es im<br />

Bund FeG nicht wenige Theologen und auch<br />

viele Laien, die an der Irrtumslosigkeit der Bibel<br />

(im Urtext) in allen ihren Aussagen festhalten<br />

und somit zum konservativen Flügel der<br />

Freikirchen zu rechnen sind.<br />

7. DIE CHARISMATISCHEN GEMEINDEN<br />

Unter charismatischen Gemeinden werden hier<br />

sowohl die Gemeinden verstanden, die Anfang<br />

des 20. Jahrhunderts mit dem Aufkommen der<br />

Pfingstbewegung entstanden sind, als auch<br />

jene, die ab 1960 im Zuge der charismatischen<br />

Erneuerungsbewegung ins Dasein traten. Beide<br />

Strömungen weisen ein fast identisches<br />

Frömmigkeitsprofil auf und sind auch in ihren<br />

Lehrüberzeugungen sehr ähnlich. Die pfingstlich-charismatische<br />

Bewegung ist der am<br />

schnellsten wachsende Teil der Christenheit. Die<br />

größten Wachstumsraten trifft man heute in<br />

Südamerika und Afrika, wo ein Jahreswachstum<br />

von über fünf Prozent normal ist. Die Zahl der<br />

Anhänger wurde bereits im Jahr 2000 auf<br />

weltweit 350 Millionen geschätzt; heute geht<br />

man von über 500 Millionen aus)<br />

Die pfingstlich-charismatischen Gemeinden<br />

lehren in der Regel sowohl die Inspiration wie<br />

auch die Irrtumslosigkeit der Bibel, gehören also<br />

zu den konservativen Freikirchen. Die im<br />

deutschen „Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden<br />

KdöR“ (BFP) zusammengeschlossenen<br />

600 Gemeinden formulieren in<br />

ihrem Glaubensbekenntnis:<br />

Wir glauben an Jesus Christus, das<br />

fleischgewordene Wort Gottes, gezeugt vom<br />

Heiligen Geist und geboren von der Jungfrau<br />

Maria. In ihm hat Gott sich uns Menschen<br />

endgültig zum Heil geoffenbart. Davon gibt<br />

die Bibel, die von Gottes Geist inspirierte<br />

Heilige Schrift des Alten und Neuen<br />

Testamentes, als unfehlbare Richtschnur<br />

unseres Lebens, Denkens und Handelns<br />

Zeugnis.)<br />

In den Glaubensgrundlagen verschiedener<br />

charismatischer Zentren fehlen die Begriffe<br />

„unfehlbar“ und „irrtumslos“<br />

In den Glaubensgrundlagen von verschiedenen<br />

neucharismatischen Gemeinden wie<br />

Christliches Zentrum Frankfurt oder Christliches<br />

Zentrum Düsseldorf<br />

fehlen die Begriffe „unfehlbar“ und<br />

„irrtumslos“.) Dies mag ein Hinweis dafür sein,<br />

dass sich Teile der charismatischen Bewegung<br />

vom konservativen zum moderaten Typus<br />

bewegen, wobei allerdings die Inspiration selbst<br />

nicht zur Disposition steht.<br />

Gekürzter Artikel. Orthodoxe Kirche und<br />

Anglikanische Kirche sind, entgegen der<br />

Ursprungsfassung, nicht enthalten. (HH)<br />

Ich bitte aber nicht allein für sie, sondern<br />

auch für die, die durch ihr Wort an mich<br />

glauben werden, dass sie alle eins seien. Wie<br />

du, Vater, in mir bist und ich in dir, so sollen<br />

auch sie in uns sein, auf dass die Welt<br />

glaube, dass du mich gesandt hast. Und ich<br />

habe ihnen die Herrlichkeit gegeben, die du<br />

mir gegeben hast, auf dass sie eins seien,<br />

wie wir eins sind, ich in ihnen und du in mir,<br />

auf dass sie vollkommen eins seien und die<br />

Welt erkenne, dass du mich gesandt hast<br />

und sie liebst, wie du mich liebst.<br />

Johannes 17: 20-23<br />

27


Unser<br />

„Marschbefehl“<br />

Von Heinz Hepp<br />

Empfohlene Bibelstellen zu Nachlesen:<br />

1. Petrus 3:15, Matthäus 28:19-20, und 24:36,<br />

Betrachteter Text: Apostelgeschichte 1:4-11<br />

Für mich ist das eine merkwürdige, fremdartig<br />

klingende Überschrift. Ich war nicht bei der<br />

Bundeswehr und habe auch von keinem<br />

Menschen bisher (Conny vielleicht<br />

ausgenommen) einen Marschbefehl bekommen.<br />

Und doch fiel mir kein besserer Titel ein, weil wir<br />

keine Wahlmöglichkeit bekommen oder höflich<br />

von Jesus gebeten werden. Er gibt uns Order –<br />

und wir werden zu Befehlsempfängern!<br />

Am 10. <strong>Mai</strong> feiern wir die Himmelfahrt Jesu. Die<br />

heutige Schrift zeichnet die Geschichte auf. Und<br />

während Jesus sich mit seinen Jüngern<br />

unterhält, sehen wir, wie er ihren Fokus von<br />

zeitlich auf ewig verschiebt. er erweitert ihre<br />

Perspektive von national auf international; er<br />

ändert ihre Einstellung vom Stolz zum Dienst.<br />

Lasst uns also die Geschichte anschauen und<br />

sehen, ob Jesus uns auch verändern will.<br />

Das erste, was ich lerne, ist:<br />

1. ÜBERLASSE GOTTES WERK - GOTT.<br />

Jesus spricht von der Macht der Ausgießung des<br />

Heiligen Geistes. Die Jünger erinnern sich<br />

zweifellos an Propheten wie Joel, die die<br />

Ausgießung des Heiligen Geistes mit der<br />

Befreiung Israels verbunden haben. So fragt<br />

einer von ihnen: "Ist es an der Zeit, Herr, dass du<br />

Rom stürzen und die Regierung übernehmen<br />

wirst?" Und vielleicht ist da auch ein wenig Stolz<br />

und Anspruch, wie: "Ist das unsere Zeit, mit dir<br />

zu regieren?"<br />

Jesus tadelt nicht. Er leitet einfach um. Zuerst<br />

antwortet er freundlich: " Er sprach aber zu<br />

ihnen: Es gebührt euch nicht, Zeit oder Stunde<br />

zu wissen, die der Vater in seiner Macht<br />

bestimmt hat." Mit anderen Worten: "Es geht<br />

euch nichts an. Dies ist Gottes Werk, nicht euers.<br />

" Von dem Tage aber und von der Stunde weiß<br />

niemand, auch die Engel im Himmel nicht, auch<br />

der Sohn nicht, sondern allein der Vater."<br />

(Matthäus 24:36). Wenn Jesus nicht weiß, wann<br />

er zurückkehren wird, warum sollten es dann die<br />

Jünger wissen?<br />

Ihr Lieben, wenn ihr jemals hört, dass eine<br />

Person oder Gruppe vorausgesagt hat, wann<br />

Jesus zurückkehren wird, kannst du sicher sein,<br />

dass sie falsch liegen. Warum? Weil das Gottes<br />

Sache ist und nicht unsere. Niemand weiss es,<br />

nur der Vater!<br />

Manchmal versuchen wir, uns in Gottes Sache<br />

einzumischen. In der Tat, wenn wir uns Sorgen<br />

28


machen, mischen wir uns ein. Dinge und<br />

Umstände, die wir nicht kontrollieren können,<br />

sind Gottes Sache. Wir müssen unsere Sorge in<br />

Gebet umwandeln und es bei Gott lassen. "Lass<br />

los und lass Gott wirken," sagt ein geflügeltes<br />

Wort. Das Leben wird so viel leichter, wenn wir<br />

lernen, das zu tun. Der Theologe Reinhold<br />

Niebuhr schrieb das Gelassenheitsgebet:<br />

Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge<br />

hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,<br />

den Mut, Dinge zu ändern, die ich<br />

ändern kann, und die Weisheit, das eine<br />

vom anderen zu unterscheiden.<br />

Das Gebet geht noch weiter:<br />

…einen Tag nach dem anderen zu<br />

leben,<br />

einen Moment nach dem anderen zu<br />

genießen.…Entbehrung als einen Weg<br />

zum Frieden zu<br />

akzeptieren.…anzunehmen, wie Jesus<br />

es tat:<br />

Diese sündige Welt, wie sie ist und<br />

nicht, wie ich sie gern hätte.…zu<br />

vertrauen, dass Du alles richtig machen<br />

wirst, wenn ich mich Deinem Willen<br />

bedingungslos ausliefere. So dass ich in<br />

diesem Leben vernünftig glücklich sein<br />

könnte, und richtig glücklich mit Dir, in<br />

Ewigkeit im nächsten. Amen.<br />

Wir können Gottes Sache getrost bei Gott<br />

lassen. In der Losung von gestern stand<br />

(23.04.2018): Alle eure Sorge werft auf ihn; denn<br />

er sorgt für euch. 1.Petrus 5,7<br />

Jetzt wird es herausfordernd:<br />

• Wir brauchen uns keine Sorgen darüber zu<br />

machen, wann Jesus zurückkehren wird.<br />

• Und wir müssen uns nicht die Freude an<br />

Jesus und unserem Leben durch unsere<br />

Sorgen zerstören lassen.<br />

• Wir müssen uns nicht darum sorgen, dass<br />

andere Menschen sich verändern.<br />

• Wir brauchen uns keine Sorgen um unsere<br />

Familienmitglieder oder Freunde zu machen.<br />

• Wir müssen uns nicht an den Stellen um<br />

unsere Gesundheit sorgen, die wir nicht<br />

beeinflussen können.<br />

• Wir brauchen uns keine Sorgen um unsere<br />

Finanzen zu machen.<br />

Wir können für diese Dinge beten und sie Gott<br />

anvertrauen (übergeben).<br />

Worum wir uns sorgen müssen ist, dass wir in<br />

einer lebendigen Beziehung zu Jesus sind.<br />

(Predigt am 22.4.)<br />

Sorgen abgeben und befreit leben, dann wachst<br />

du eines Morgens auf und begreifst, dass du<br />

nicht selbst der Herr des Universums bist. Das<br />

ist eine heilvolle Entdeckung. Wenn wir Gottes<br />

Sache Gott überlassen, haben wir mehr Zeit, um<br />

das Zweite zu tun, was mir in Apg. 1 aufgefallen<br />

ist:<br />

2. WIR DÜRFEN IN DER KRAFT DES HEILIGEN<br />

GEISTES JESU ZEUGEN SEIN.<br />

Jesus kritisiert die Jünger nicht wegen ihrer<br />

anmaßenden Frage. Er leitet sie einfach auf<br />

einen anderen, größeren Komplex um. Er sagt:<br />

"Du verwechselst hier etwas, das größer ist als<br />

nur Israel. Dein Auftrag ist größer. Wir reden<br />

über die ganze Welt hier! "Und er gibt ihnen ihren<br />

Marschbefehl, der auch unser Marschbefehl ist:<br />

Er sagt in Vers 8: "…aber ihr werdet die Kraft des<br />

Heiligen Geistes empfangen, der auf euch<br />

kommen wird, und werdet meine Zeugen sein in<br />

Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und<br />

bis an das Ende der Erde."<br />

Beachten wir, dass Gottes Auftrag mit Gottes<br />

Kraft beginnt. Wir bekommen nichts, weil wir es<br />

verdienen; wir bekommen es einfach geschenkt.<br />

Die Jünger werden genau dies zehn Tage später<br />

entdecken. Da war Kraft im Überfluss, als der<br />

Heilige Geist auf sie fiel. Wir entdecken es auch<br />

in dem Moment, in dem wir unser Leben Christus<br />

anvertrauen. Wenn wir Gott bitten, unsere<br />

Sünden zu vergeben und unser Leben in die<br />

Hand zu nehmen, dann setzt Gott uns in Brand<br />

mit senem Heiligen Geist.<br />

Und der Heilige Geist gibt uns Kraft. Das<br />

griechische Wort für Macht ist hier "Dunamis",<br />

von dem wir unser Wort "Dynamit" oder<br />

"Dynamisch" erhalten. Gottes Macht ist<br />

explosive Macht!<br />

Wenn wir diese Kraft empfangen, sagt Jesus,<br />

dass wir seine "Zeugen" werden. Ich erinnere<br />

mich an einen Clip der „Peanuts“, Lucy<br />

beschließt, Zeugin Jesu zu sein. Sie sagt zu<br />

Charlie Brown: "Ich wäre ein großartiger<br />

Evangelist geworden." Charlie Brown antwortet:<br />

"Ist das so?" Lucy sagt: "Ja, ich habe diesen<br />

Jungen in der Schule vor mir überzeugt, dass<br />

meine Religion besser ist als seine Religion.<br />

"Charlie Brown fragt:" Nun, wie hast du das<br />

gemacht? "Lucy antwortet:" Ich habe ihm mit<br />

meiner Frühstücksdose auf den Kopf<br />

geschlagen."<br />

Lucy ist ein bisschen weit mit ihrem „Zeugen“<br />

gegangen. Vor einem Gericht bestätigt ein<br />

Zeuge nur, was er oder sie gesehen hat; Nur die<br />

29


Fakten. Das ist alles, was wir tun müssen. Wir<br />

müssen keine großen Theologen sein, die die<br />

verborgenen Bedeutungen der Offenbarung<br />

auspacken. Wir müssen nur sagen können: "Das<br />

ist es, was Gott in meinem Leben tut. Das macht<br />

mein Leben anders mit Jesus. "Niemand kann<br />

dein persönliches Zeugnis abstreiten, weil es ja<br />

deine individuelle Erfahrung ist. Es ist deine<br />

Geschichte. Und wenn du sie nicht teilst, wird sie<br />

nicht geteilt werden.<br />

Es ist interessant, dass das griechische Wort für<br />

Zeuge das Wort "Märtyrer" ist. In der Bibel<br />

bedeutete es oft, dass man als Zeuge eines<br />

Märtyrers sein Leben geben musste, was heute<br />

noch in einigen Teilen der Welt geschieht. Das<br />

Teilen unseres Zeugnisses kann Konsequenzen<br />

haben, aber Gott wird sich um uns kümmern.<br />

Beachte, wohin Jesus seine Anhänger schickt:<br />

"in Jerusalem und in ganz Judäa und Samaria<br />

und bis an die Enden der Erde." Unser<br />

Jerusalem ist genau dort, wo wir leben, in<br />

Erkelenz, Hückelhoven, Wegberg oder<br />

Wassenberg Dort lebten die Jünger gerade.<br />

Judäa ist das größere Gebiet, das Jerusalem<br />

umfasst. Für uns wäre das wie NRW. Samaria<br />

ist das Gebiet nördlich von Jerusalem. Zu Jesu<br />

Zeiten waren die Samariter Halbjuden, verachtet<br />

von israelitischen Juden. Diese<br />

Menschengruppe schließt also jeden ein, den du<br />

verachtest oder auf den du herabsiehst. Kein<br />

Mensch ist ohne Vorurteile. Denk an deine<br />

eigenen. Du sollst auch "diesen Leuten" Zeugnis<br />

geben, denn Gott liebt sie genauso wie er dich<br />

liebt! Und dann, als wenn das nicht schon genug<br />

wäre, sagt Jesus, dass unsere Zeugnis "die<br />

Enden der Erde" einschließt. Das sind alle<br />

anderen. Wenn es darum geht, wo wir Zeugnis<br />

ablegen, sagt Jesus im Grunde: "Wo auch immer<br />

du bist." Das Gebot "Geh und mache Jünger" in<br />

Matthäus 28:19 wird am genauesten übersetzt:<br />

"Wo du gehst, mache Jünger." Mit anderen<br />

Worten Wo auch immer du hingehst, du bist auf<br />

Mission für Jesus. Du bist auf Mission bei deinen<br />

Nachbarn, bei einem Ausflug oder im Urlaub.<br />

Vielleicht heute, wenn du mit deinen Verwandten<br />

telefonierst oder ein Email schreibst. Wohin du<br />

auch gehst, der Heilige Geist zeigt dir, was du<br />

sagen und tun sollst und wann du es sagen und<br />

tun kannst. Höre auf sein Reden und er wird dir<br />

deutliche Hinweise geben. Und dann kommen<br />

wir zu letzten Punkt:<br />

3. SEI BEREIT FÜR JESU WIEDERKUNFT.<br />

Die Jünger Jesu beobachteten, wie der Herr in<br />

die Wolken eintrat. Diese Wolken stehen<br />

symbolisch für Gottes Schechina-Ruhm des<br />

שְׁ‏ כִ‏ ינָה (hebr.: Alten Testaments. (Die Schechina<br />

šəxīnāh) ist in der jüdischen Religion die „Einwohnung“ oder<br />

„Wohnstatt“ Gottes in Israel, die als Inbegriff der Gegenwart<br />

Gottes bei seinem Volk verstanden werden kann.-auf dem<br />

Berg Sanai mit Moses und in der Stiftshütte).<br />

Die Wolke bedeutet die Gegenwart Gottes. So<br />

hat die Gegenwart des Vaters Jesus eingehüllt.<br />

Er verschwindet einfach mit seinem<br />

Himmlischen Vater in den Wolken.<br />

Dann tauchen zwei Engel (Männer) auf und<br />

sagen zu den Jüngern: "Ihr hast lange genug<br />

geschaut. Jetzt ist es an der Zeit, dass ihr euch<br />

an die Arbeit macht." Manchmal genießen wir die<br />

Wärme der Gegenwart Gottes und das dürfen<br />

wir auch. Aber wir müssen auch so langsam<br />

Gottes Anweisungen folgen. Hier versichern die<br />

Engel den Jüngern, dass Jesus genauso<br />

zurückkehren wird, wie er gegangen ist, aus den<br />

Wolken.<br />

Unsere Aufgabe ist es, bereit zu sein. Wie sollen<br />

wir bereit sein? Indem Sie ihm Tag für Tag<br />

dienen und wissen, dass jeder Tag unser letzter<br />

sein könnte. Also, lasst uns nicht nur einen<br />

schönen Tag machen. Lasst uns nach Wegen<br />

Ausschau halten, wo der Heilige Geist uns mit<br />

Dynamitkraft benutzen will. Achten wir darauf,<br />

dass Gottes Absichten sich um uns herum<br />

entfalten und Gott bei seiner Arbeit durch uns<br />

weiterkommt. Lasst uns Gott lieben und<br />

Menschen lieben. Lasst uns Gott vertrauen,<br />

dass er sich um die Dinge kümmert, die wir nicht<br />

kontrollieren können. Dann sind wir bereit, wann<br />

immer es Zeit ist.<br />

Wir sind bereit HERR auf dein Kommen!<br />

ZUSAMMENFASSUNG:<br />

In der Schilderung von Christi Himmelfahrt<br />

erinnert Gott uns daran, Gottes Dinge - Gott zu<br />

überlassen (einschließlich unserer Sorgen),<br />

Gottes Macht zu vertrauen.<br />

Er will unser Zeugnis für ihn durch den Heiligen<br />

Geist kraftvoll machen<br />

Wir wollen auf die Wiederkunft Jesu vorbereitet<br />

sein.<br />

30


Himmelfahrt<br />

Bibeltext: Mk 16,9-20; Lk 24,50-53; Apg 1,3-12<br />

Lehre: Jesus wird als König wiederkommen.<br />

Bibelvers: Apostelgeschichte 1,11b (Luth):<br />

Dieser Jesus, der von euch weg gen Himmel<br />

aufgenommen wurde, wird so wiederkommen,<br />

wie ihr ihn habt gen Himmel fahren sehen.<br />

Habt ihr schon mal jemanden zum Bahnhof<br />

gebracht? Vielleicht war die Oma zu Besuch und<br />

dann habt ihr sie zum Zug gebracht, als sie<br />

wieder heimgefahren ist. Es ist manchmal<br />

traurig, wenn man jemanden verabschiedet.<br />

Aber gleichzeitig kann man sich auf den<br />

nächsten Besuch freuen. So ähnlich ging es den<br />

Jüngern.<br />

Sie hatten mit Jesus eine wunderbare Zeit.<br />

Jesus war gekreuzigt worden, aber er war<br />

wieder auferstanden. Zuerst hatte Maria<br />

Magdalena ihn gesehen. Die Jünger konnten es<br />

erst nicht glauben. Aber schließlich sahen die<br />

Jünger ihn auch. Zwei Jünger waren auf den<br />

Weg nach Emmaus, als Jesus zu ihnen kam und<br />

den Weg mit ihnen ging. Die anderen Jünger<br />

waren in Jerusalem versammelt und Jesus kam<br />

zu ihnen. Schließlich sahen sie alle ihn. Und<br />

nicht nur die 11 Jünger, sondern auch viele<br />

andere, die Jesus nachgefolgt waren, über 500<br />

Leute, sahen Jesus. Immer wieder kam Jesus zu<br />

ihnen und redete mit ihnen. Er erzählte ihnen<br />

vom Reich Gottes. Er erklärte, dass er selbst als<br />

König auf der Erde regieren wird und es dann<br />

überall Frieden gibt. Jesus ist der König der<br />

ganzen Welt, denn er hat mit Gott dem Vater<br />

zusammen die Welt gemacht. Jesus ist<br />

allmächtig und er ist ein guter König, ein König,<br />

der Frieden bringen wird.<br />

Die Jünger hatten schon darauf gewartet, dass<br />

Jesus als König regiert. Als er auf dem Esel nach<br />

Jerusalem einzog und alle ihm zujubelten, da<br />

dachten sie, jetzt ist es endlich soweit. Aber dann<br />

wurde Jesus gekreuzigt. Sie hatten erst gedacht,<br />

jetzt ist Jesus tot, jetzt ist alles vorbei. Aber als<br />

Jesus auferstanden war, warteten sie wieder<br />

darauf, dass Jesus endlich als König regiert.<br />

„Wann wirst du dein Reich aufrichten?“ fragten<br />

seine Jünger Jesus, „wann wirst du als König<br />

über die Erde regieren?“. „Jetzt ist es endlich<br />

soweit“, dachten sie. „Wir werden mit ihm<br />

zusammen regieren. Jeder wird sehen, dass<br />

Jesus wirklich der König ist.“ Aber Jesus gab<br />

keine genaue Antwort. „Das weiß nur Gott, der<br />

Vater!“ sagte er. Er würde einmal als König<br />

regieren, aber den Zeitpunkt dafür konnten die<br />

Jünger nicht wissen.<br />

Aber Jesus hat versprochen, dass er einmal als<br />

König über diese Erde regieren wird. Und was er<br />

31


versprochen hat, das wird er auch halten. Wir<br />

wissen nicht, wann es ist. Aber er wird einmal als<br />

König regieren. Dann wird es überall Frieden<br />

geben. Denn Jesus ist der beste König, den es<br />

geben kann. Er wird gerecht herrschen und es<br />

wird keine Ungerechtigkeit mehr geben.<br />

Die Jünger sprachen viel mit Jesus darüber. Als<br />

Jesus einmal wieder mit den Jüngern zusammen<br />

war, gingen sie zum Ölberg bei Jerusalem. „Es<br />

gibt viele Menschen, die mich noch nicht<br />

kennen!“ fing Jesus an. „Sie alle sollen erfahren,<br />

was ihr von mir gehört und gesehen habt. Sie<br />

sollen auch wissen, dass ich für sie gestorben<br />

bin und sie Vergebung und ewiges Leben<br />

bekommen können.“ Das hatten die Jünger<br />

erfahren, aber überall auf der Welt gibt es ja<br />

Menschen, die Jesus kennen lernen sollen.<br />

„Geht ihr zu diesen Menschen!“ forderte Jesus<br />

seine Jünger auf. „Sagt ihr ihnen, dass sie<br />

Vergebung haben können. Und erklärt ihnen,<br />

was ihr von mir gelernt habt.“ Die Jünger<br />

schauten sich gegenseitig an. Sie waren nur so<br />

wenige. Sie waren nur einfache Menschen,<br />

Fischer oder Zöllner. Aber ihnen gab Jesus<br />

diesen wichtigen Auftrag. Sie sollten mithelfen,<br />

dass alle Menschen Jesus, den König, kennen<br />

lernen konnten. „Habt keine Angst, ich bin immer<br />

bei euch!“ ermutigte Jesus sie noch.<br />

Jesus wird einmal als König regieren. Aber jetzt<br />

schon ist er der König über die ganze Welt. Alle<br />

sollen ihn kennen lernen. Jesus liebt alle<br />

Menschen. Er will, dass alle Menschen ihn<br />

kennen lernen, auch du. Vielleicht denkst du,<br />

dass du viel zu schlecht bist, um mit Jesus zu<br />

leben. Genau dafür ist Jesus gestorben. Jesus<br />

ist am Kreuz für deine Schuld gestorben. Wenn<br />

du daran glaubst und ihn um Vergebung bittest,<br />

dann nimmt Gott diese Schuld von dir und du<br />

kannst zu ihm kommen. Alle Menschen sollen<br />

das erfahren. Du und auch alle anderen. Jesus<br />

gab den Jüngern den Auftrag, diese Nachricht<br />

weiter zu erzählen.<br />

Während Jesus noch redete, bewegte er sich auf<br />

einmal in die Höhe. Seine Füße berührten nicht<br />

mehr den Boden. Die Jünger schauten ihn<br />

hinterher. Dann kam eine Wolke und verdeckte<br />

Jesus. Jetzt war Jesus nicht mehr zu sehen. War<br />

Jesus verschwunden? Nein, aber er war zu<br />

seinem Vater in den Himmel zurückgegangen.<br />

Der Himmel, in dem Gott wohnt, ist nicht ganz<br />

weit oben oder ganz weit weg. Er ist ganz nah<br />

bei uns, aber es ist eine andere Dimension, die<br />

wir nicht sehen können. Erst, wenn wir sterben,<br />

dann werden wir Jesus wieder sehen. Aber<br />

trotzdem ist er jetzt hier bei uns.<br />

In der Bibel steht (Markus 16,19 lesen)<br />

„Nachdem der Herr Jesus mit ihnen geredet<br />

hatte, wurde er aufgehoben gen Himmel und<br />

setzte sich zur Rechten Gottes.“ Jesus sitzt zur<br />

Rechten Gottes. Vielleicht können wir uns das so<br />

vorstellen. Gott sitzt auf einem Thron und regiert.<br />

Und daneben, an seiner rechten Seite, steht<br />

noch ein Thron für Jesus. Dort sitzt Jesus jetzt<br />

und regiert als König. Er regiert im Himmel und<br />

hat auch auf der Erde alle Macht. Aber trotzdem<br />

regiert Jesus noch nicht direkt als König auf der<br />

Erde. Wir Menschen können selbst entscheiden,<br />

was wir tun. Und leider entscheiden sich viele<br />

gegen Gott. Deshalb gibt es auch viel<br />

Ungerechtigkeit. Aber einmal wird Jesus als<br />

König direkt auf der Erde regieren. Dann haben<br />

wir keinen Bundeskanzler mehr oder andere<br />

Länder keinen eigenen König mehr, dann ist<br />

Jesus der König. Dann gibt es Frieden.<br />

Die Jünger sahen Jesus nach. Sie waren noch<br />

immer verwundert darüber, was passiert war.<br />

Plötzlich sahen sie zwei Männer in weißen<br />

Gewändern bei sich stehen. Es waren Engel.<br />

„Was schaut ihr zum Himmel hinauf?“ fragten die<br />

Engel die Jünger. „Jesus ist nicht mehr zu sehen.<br />

Aber er wird einmal wiederkommen, so dass alle<br />

Menschen ihn sehen können.“ Die Jünger<br />

begriffen: Jesus ist der König. Jetzt regiert er im<br />

Himmel. Aber einmal wird er sichtbar wieder<br />

kommen und auch auf der Erde als König<br />

regieren. Sie fielen nieder und beteten Jesus,<br />

den König, an.<br />

Jesus wird wiederkommen. Darauf können wir<br />

uns auch heute freuen. Wir wissen nicht wann.<br />

Aber wir wissen, dass er sicher wiederkommen<br />

wird. Denn er hat es versprochen. Dann wird<br />

Jesus als Friedenskönig regieren. Darauf kannst<br />

du dich schon jetzt freuen und Gott dafür<br />

danken. Und du kannst anderen von Jesus<br />

erzählen, damit auch sie Jesus, den König,<br />

kennen lernen können.<br />

Die Jünger machten sich auf den Weg nach<br />

Jerusalem. Sie waren voller Freude, denn sie<br />

wussten, Jesus wird wiederkommen und als<br />

König regieren. Überall erzählten sie von Jesus.<br />

Sie gingen in den Tempel und predigten dort von<br />

Jesus, dem König. Und immer wieder dankten<br />

und lobten sie Gott.<br />

32


Christenverfolgung im Iran<br />

Von wem Verfolgung ausgeht<br />

Im Gegensatz zu den benachbarten arabischen<br />

Staaten im Persischen Golf geht im Iran die größte<br />

Bedrohung für Christen von der Regierung aus.<br />

Das iranische Regime definiert den Iran als einen<br />

islamischen Staat, der auf dem schiitischen Islam<br />

basiert, und versucht aktiv, den Einfluss des<br />

schiitischen Islam auszuweiten. Christen und<br />

andere Minderheiten werden als ernsthafte<br />

Bedrohung dieses Plans angesehen.<br />

Obwohl in einigen Berichten der Druck von<br />

Familien und Gemeinschaften auf ehemalige<br />

Muslime, die den christlichen Glauben<br />

angenommen haben, erwähnt wird, ist die<br />

iranische Gesellschaft viel weniger fanatisch als<br />

ihre Führung. Dies ist zum Teil auf den weit<br />

verbreiteten Einfluss des gemäßigteren und<br />

mystischen Sufismus zurückzuführen sowie auf<br />

den Stolz des iranischen Volkes auf die<br />

vorislamische persische Kultur.<br />

Auswirkungen der Verfolgung auf Christen<br />

Die Hardliner innerhalb der iranischen Führung<br />

stehen dem Christentum sehr feindlich gegenüber<br />

und verursachen schwerwiegende Probleme für<br />

alle christlichen Gruppen im Iran, insbesondere<br />

jedoch für Christen mit muslimischem Hintergrund.<br />

Die traditionellen Gemeinschaften armenischer<br />

und assyrischer Christen werden von der<br />

Regierung als das „wahre und traditionelle<br />

Christentum“ dargestellt. Das ist jedoch nur ein<br />

Vorwand, um andere Christen, insbesondere<br />

solche, die früher Muslime waren, als „falsche“<br />

Christen bezeichnen zu können. Die Christen aus<br />

traditionellen Kirchen dürfen Angehörigen ihres<br />

eigenen Volkes in ihrer jeweiligen Muttersprache<br />

predigen, es ist jedoch verboten, Menschen<br />

muslimischer Herkunft (Farsi-Sprachige)<br />

miteinzubeziehen. Obwohl sie formell anerkannt<br />

und gesetzlich geschützt sind, werden sie als<br />

Bürger zweiter Klasse behandelt und berichten,<br />

dass es zu Haftstrafen, körperlichen<br />

Misshandlungen, Belästigungen und<br />

Diskriminierung kommt, wenn sie sich an Muslime<br />

wenden.<br />

Eine weitere Gruppe besteht aus ausländischen<br />

Christen und Arbeitsmigranten aus dem Fernen<br />

Osten (z. B. von den Philippinen oder Südkorea)<br />

und dem Westen, darunter viele Angehörige einer<br />

katholischen, lutherischen oder presbyterianischen<br />

Kirche. Einige Auslandsgemeinden mussten<br />

schließen, nachdem einheimische Christen<br />

muslimischer Herkunft an den Treffen<br />

teilgenommen hatten. Gemeinsame jährliche<br />

Gebetstreffen zwischen Kirchenleitern<br />

verschiedener Konfessionen wurden in der<br />

Vergangenheit ebenfalls aufgrund des Drucks<br />

vonseiten des iranischen Sicherheitsapparates<br />

abgesagt.<br />

Ehemalige Muslime, die den christlichen Glauben<br />

angenommen haben, machen wahrscheinlich die<br />

größte Gruppe von Christen im Iran aus. Sie tragen<br />

die Hauptlast der Verfolgung, insbesondere durch<br />

die Regierung und in einem geringeren Ausmaß<br />

durch ihre (Groß-)Familien und die Gesellschaft.<br />

Im Gegensatz zu den traditionellen Kirchen werden<br />

sie von der Regierung als ein Versuch westlicher<br />

Länder betrachtet, den Islam und die islamische<br />

Regierung des Iran zu untergraben. Die Taufe wird<br />

als öffentliches Zeichen des Übertritts zum<br />

Christentum und damit als Angriff auf den Islam<br />

gesehen und ist daher verboten. Außerdem<br />

werden die meisten Kinder von Christen<br />

muslimischer Herkunft automatisch als Muslime<br />

registriert. Leiter von Gruppen von Christen<br />

muslimischer Herkunft wurden verhaftet, vor<br />

Gericht gestellt und wegen „Verbrechen gegen die<br />

nationale Sicherheit“ zu langen Haftstrafen<br />

verurteilt. Seit 2014 haben vermehrt auch<br />

Mitglieder von Hauskirchen, die nicht als Leiter<br />

tätig sind, solche Strafen erhalten. Aufgrund dieses<br />

hohen Drucks müssen Christen muslimischer<br />

Herkunft sehr vorsichtig sein, und viele von ihnen<br />

leben ihren Glauben isoliert, ohne Gemeinschaft<br />

mit anderen Christen. Es gibt auch eine<br />

wachsende Gemeinschaft iranischer Christen<br />

weltweit, da viele Christen muslimischer Herkunft<br />

im Laufe der Jahre aus dem Land geflohen und<br />

andere Iraner im Ausland Christen geworden sind.<br />

Es gibt eine weitere Gruppe von Christen, die aus<br />

Evangelikalen, Baptisten und Mitgliedern von<br />

Pfingstgemeinden besteht – allerdings ist es<br />

schwierig, eine scharfe Trennung zwischen ihnen<br />

und den Gemeinschaften von Christen<br />

muslimischer Herkunft zu ziehen. Sie haben oft<br />

einen<br />

armenischen, assyrischen, jüdischen oder<br />

zoroastrischen Hintergrund. Andere sind Kinder<br />

oder Enkel von Christen muslimischer Herkunft.<br />

Sie sind der gleichen schweren Verfolgung durch<br />

die Regierung ausgesetzt und werden von der<br />

Gesellschaft diskriminiert, insbesondere wenn sie<br />

sich bei evangelistischen Aktivitäten oder in<br />

Hauskirchen engagieren.<br />

Quelle: Open Doors<br />

34


Liebe Geschwister,<br />

wir sind als Gemeinde im<br />

besonderen Masse priveligiert.<br />

Jesus hat uns die Gelegenheit<br />

gegeben, das Missionsfeld „alle<br />

Welt“ sozusagen in unserem<br />

„Jerusalem“ zu erleben. Wir sind<br />

dankbar für unsere Geschwister<br />

aus dem Iran und fühlen,<br />

dass sie ihren Platz hier<br />

bei uns in Erkelenz<br />

gefunden haben. „Unsere<br />

Iraner“ nehmen es nicht<br />

als selbstverständlich und<br />

geben uns immer wieder<br />

zu verstehen, dass wir als<br />

Gemeinde ihre Familie sind.<br />

Ein wenig von ihrer<br />

sprichfreundlichen<br />

Gastfreundschaft durften<br />

wir am 15. April nach der<br />

Gemeindeversammlung<br />

erfahren.<br />

Der Herr segne euch für<br />

aufmunternde, liebevolle und<br />

auch manchmal tröstende<br />

Worte<br />

Rüdiger & Heinz<br />

35

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!