Inkontakt Mai E
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<strong>Mai</strong> 2018
EDITORIAL<br />
In der letzten Woche hatte der Supermarkt mit<br />
dem „A“ am Anfang ein passendes Angebot für<br />
mich: Vertikutierer- Mix. Dieser Mix besteht aus<br />
• Rasensamen + Rasendünger + Bodenaktivator.<br />
Das Produktversprechen hört sich gut an:<br />
• Perfekte Rasenreparatur und Regeneration nach dem<br />
Vertikutieren<br />
• Dichter Rasen statt Moos und Rasenfilz<br />
• Säen, Düngen und Bodenverbesserung in einem Schritt<br />
Ausserdem war das noch ein sehr günstiges Angebot. Gestern nun<br />
habe ich, nach Anleitung, erst den Rasen gemäht, vertikutiert und<br />
dafür gesorgt, dass kein Schnitt, Steine und Laub mehr auf dem<br />
„Rasen“ lagen. Dann war es Zeit, den Mix mit dem Streuwagen zu<br />
verteilen. Anschliessend schaute ich mir mein Werk an. Mit einem<br />
Wort: schauderhaft. Blanke Stellen, nicht mehr so dicht wie vorher;<br />
kein Rasen zum Liebhaben. Jetzt muß es regnen, so stand es da, und<br />
man muß warten. Der Rasen soll schöner werden als zuvor.<br />
Ich glaube, dass Gott uns genauso kultivieren möchte. Wir spüren, wie<br />
die äußere Schönheit verfällt, unser vermeindlich so wichtiges Image<br />
tiefe Kratzer bekommt, sicher geglaubte, verlässliche Menschen uns<br />
den Rücken zukehren oder unser Glauben auf eine harte Prüfung<br />
gestellt wird.<br />
Haben wir schon einmal daran gedacht, dass Gott eine andere<br />
Schönheit schenkt, dass es kein besseres Image gibt, als in seiner<br />
Gegenwart zu leben, er uns täglich zeigen möchte, ICH bin bei dir und<br />
dass uns durch die Gemeinschaft mit IHM Glauben und Vertrauen<br />
zufliesst? Wir müssen nur zulassen, dass JESUS uns kultiviert<br />
In dieser InKontakt Ausgabe werden wir das Thema Suchet der<br />
Stadt Bestes behandeln und wünschen viel Segen beim Lesen.<br />
Einen gesegneten <strong>Mai</strong>, Gottes Nähe und seinen reichen Segen.<br />
ABER STEH JETZT AUF; DENN<br />
ICH BIN DIR ERSCHIENEN, UM<br />
DICH ZU MEINEM DIENER<br />
UND ZEUGEN ZU MACHEN.<br />
VERKÜNDE DEN MENSCHEN,<br />
WAS DU HEUTE ERLEBT HAST<br />
UND WAS ICH DIR IN ZUKUNFT<br />
ZEIGEN WERDE.<br />
Apg. 26,16<br />
UND AUCH IHR WERDET<br />
MEINE ZEUGEN SEIN, DENN IHR<br />
SEID VON ANFANG AN BEI MIR<br />
GEWESEN.<br />
Joh. 15,27<br />
KÄMPFE DEN GUTEN KAMPF<br />
DES GLAUBENS! ERRINGE SO<br />
DAS EWIGE LEBEN. DAZU HAT<br />
DICH GOTT BERUFEN, UND DAS<br />
HAST DU VOR<br />
VIELEN ZEUGEN BEKANNT.<br />
1. Tim. 6,12<br />
WAS DU VON MIR IN<br />
GEGENWART<br />
VIELER ZEUGEN GEHÖRT HAST,<br />
DAS GIB AN ZUVERLÄSSIGE<br />
CHRISTEN WEITER, DIE<br />
WIEDERUM FÄHIG SIND, ANDERE<br />
IM GLAUBEN ZU UNTERWEISEN.<br />
2. Tim. 2,2<br />
WIE VIEL WENIGER WERDEN WIR<br />
DER STRAFE ENTKOMMEN,<br />
WENN WIR GOTTES<br />
UNVERGLEICHLICHES<br />
RETTUNGSANGEBOT<br />
AUSSCHLAGEN! JESUS<br />
CHRISTUS SELBST HAT ES<br />
ZUERST BEKANNT GEMACHT,<br />
UND ES WURDE UNS<br />
VON ZEUGEN BESTÄTIGT, DIE<br />
UNSEREN HERRN MIT EIGENEN<br />
OHREN GEHÖRT HABEN.<br />
HEBR. 2,3<br />
2
INHALT<br />
IMPRESSUM<br />
EFGG Erkelenz,<br />
Am Schneller 8-10,<br />
41812 Erkelenz<br />
Autor<br />
Seite<br />
EDITORIAL HEINZ HEPP 2<br />
INHALT / IMPRESSUM 3<br />
STADT, LAND, GOTT: RÜDIGER PUCHTA 4<br />
NACHFOLGE CHRISTI RALF LUTHER 5<br />
ES GIBT ZUWENIGE CHRISTEN IN DER<br />
PRO MEDIENMAGAZIN 7<br />
EFGG Erkelenz ist vereinsrechtlich<br />
organisiert im<br />
GiFBGG<br />
(Gemeinden im Freikirchlichen Bund der<br />
Gemeinde Gottes e.V.).<br />
POLITIK<br />
HEIKO HERRLICH:«ICH BIN AUCH<br />
NUR EIN MENSCH»<br />
DER SCHOCKROCKER UND SEIN<br />
RAPHAEL WILLEN /<br />
REBEKKA SCHMIDT<br />
DANIEL GERBER 10<br />
9<br />
Der GiFGG gehört zum FBGG<br />
(Freikirchlicher Bund der Gemeinde Gottes<br />
e.V.) als Dachverband.<br />
Beide Vereine sind als gemeinnützig<br />
anerkannt –<br />
Redaktion und Layout:<br />
Heinz Hepp<br />
inkontakt(@)efgg-erkelenz.de<br />
Bildnachweis: freie Bilder Pixabay<br />
Alle Artikel von externen Quellen sind<br />
entsprechend. gekennzeichnet<br />
Anschrift:<br />
Am Schneller 8-10,<br />
41812 Erkelenz<br />
Internet:<br />
www.efgg-erkelenz.de<br />
Gemeindepastor:<br />
Rüdiger Puchta,<br />
Am Schneller 10<br />
Telefon: 02431 / 5310<br />
Email: Pastor(@)efgg-erkelenz.de<br />
Seelsorger / Ältester: Heinz Hepp Telefon:<br />
02433 / 3079264<br />
Email: seelsorger(@)efgg-erkelenz.de<br />
SOZIALWERK<br />
HASHTAG JESUS: FREIKIRCHEN HABEN<br />
ZULAUF<br />
DPA 11<br />
„JESUS IST MEIN CHEF" PRO MEDIENMAGAZIN 13<br />
PREDIGT: „SUCHET DER STADT HERMANN GRÖHE 14<br />
BESTES“<br />
MUT, VERANTWORTUNG,<br />
FAIRNESS<br />
DEUTSCHE EVANGELISCHE ALLIANZ<br />
FORMULIERT IHRE GLAUBENSBASIS<br />
NEU<br />
DIE STELLUNG DER KONFESSION ZUR<br />
INSPIRATION UND IRRTUMSLOSIGKEIT<br />
DER BIBEL<br />
JÖRG STEINLEITNER<br />
IM INERVIEW MIT<br />
PETER HAHNE<br />
17<br />
Idea 19<br />
PROF. DR.<br />
FRIEDHELM JUNG<br />
UNSER „MARSCHBEFEHL“ HEINZ HEPP 28<br />
POWER KIDS 31<br />
EFGG-TERMINE 33<br />
CHRISTENVERFOLGUNG IM IRAN 34<br />
21<br />
Bankverbindung:<br />
Gemeinden im Freikirchlichen Bund der<br />
Gemeinde Gottes e.V. Hamburger<br />
Volksbank<br />
IBAN: DE30 2019 0003 0000 1910 35 BIC:<br />
GENODEF1HH2<br />
3
STADT,<br />
LAND,<br />
GOTT:<br />
LEBENDIGE<br />
JÜNGERSCHAFT IM „AUßENDIENST“ MEINER<br />
STADT!<br />
Wenn wir vom Dienst eines Jüngers und<br />
Christen reden, meinen wir meistens den<br />
„Innendienst“ im Gemeindealltag: Alle Dienste<br />
rund um den Gottesdienst, Hauskreisleiter,<br />
Kinder-, Teen- Jugendmitarbeiter,<br />
Reinigungsdienst, etc. Diese „Innendienste“<br />
braucht jedes Gemeindeleben und sie dienen<br />
dazu, den Leib Christi zu erbauen (siehe auch:<br />
1. Kor. 12; Eph. 4,1-15).<br />
Gott beruft uns aber auch zum „Außendienst“ –<br />
und zwar außerhalb unserer Gemeindehäuser<br />
und Gemeindefamilien. Zum „Außendienst“ an<br />
den Orten, wo wir leben, arbeiten und lernen. An<br />
den Orten, an denen wir unsere Freizeit<br />
verbringen, Einkaufen gehen oder einfach nur<br />
Mensch und Nachbar sind. Sogar zum<br />
„Außendienst“ an den Brennpunkten der Städte<br />
und Orte, in denen wir Zuhause sind. Gott hat in<br />
seiner Liebe ein weites Herz und Interesse an<br />
Menschen und somit auch an Städten, Dörfern<br />
und Regionen.<br />
Mir ist aufgefallen, dass in der Bibel das Wort<br />
„Stadt“ ungefähr 970-mal erwähnt wird (Quelle:<br />
Bibelserver.de). Aus der „Vogelperspektive der<br />
Bibel“ betrachtet, können wir sagen: Die<br />
Geschichte Gottes mit uns Menschen beginnt in<br />
einem Garten und endet in einer Stadt. Gott<br />
schätzt es offensichtlich, wenn Menschen an<br />
einem Ort zusammenwohnen. So sehr, dass er<br />
uns damit beschenken will, eine ganze Ewigkeit<br />
lang mit IHM in der Mitte, in einer Stadt zu leben,<br />
dem himmlischen Jerusalem (Offb. 21).<br />
Durch eine „kurze Zeitreise durch die Bibel zum<br />
Stichwort Stadt“ und einige praktische<br />
Anmerkungen soll dieser Artikel dazu ermutigen,<br />
unsere Stadt, unseren Ortsteil und unsere<br />
Straße neu als wichtige Orte und<br />
„Außendienstbereiche“ unserer Jüngerschaft zu<br />
entdecken.<br />
1. BIBLISCHE ZEITREISE ZUM STICHWORT<br />
„STADT“<br />
Wenn wir die Bibel zum Stichwort "Stadt"<br />
befragen, fällt als erstes auf, dass sie zu Beginn<br />
eher „kritische“ Töne dazu anstimmt: Kain, der<br />
Brudermörder, ist der erste Städtebauer in der<br />
biblischen Berichterstattung (1. Mose 4). Einige<br />
Kapitel weiter lesen wir vom „überheblichen<br />
Städtebau“ in Babel, als weiteres Zeichen dafür,<br />
dass der Mensch getrennt von Gott lebt und<br />
dementsprechend handelt (1. Mose 11).<br />
Generell wird das Stadtleben in Metropolen, wie<br />
Babel, Sodom und Gomorra, Jericho oder Ninive<br />
als Muster großer Gottlosigkeit und<br />
Verkommenheit beschrieben. Diese<br />
kritische Haltung zur Stadt orientierte sich dabei<br />
an der konkreten Geschichte: Sie malt nicht<br />
schön, wo nur Sünde und Feindschaft gegen<br />
Gott festzustellen sind – besonders unter der<br />
damaligen Stadtbevölkerung! Sprachlich fand<br />
das bei den Propheten des AT seinen<br />
besonderen Niederschlag. Die die Städtenamen,<br />
wie z.B. „Gomorra“ oder „Babel“, als Synonym<br />
für eine gottabgewandte Lebenseinstellung<br />
gebrauchten: Ich richte unter euch Zerstörung<br />
an, wie Gott Sodom und Gomorra<br />
zerstörte, dass ihr wart wie ein Brandscheit, das<br />
aus dem Feuer gerissen wird; dennoch bekehrt<br />
ihr euch nicht zu mir, spricht der Herr. (Amos 4)<br />
Neben diesen kritischen Tönen finden wir aber<br />
auch viele Belege für Gottes großes und<br />
liebevolles Interesse an der „Stadt und ihrer<br />
Bevölkerung“: In Jeremia 29 schreibt der<br />
Prophet im Namen Gottes den nach Babel<br />
deportierten Juden: Suchet der Stadt Bestes.<br />
Wohnt hier. Gestaltet mit. Betet. Vermehrt<br />
Euch. Ausgerechnet das gottfeindliche und mit<br />
Götzenbildern übersäte Babel soll für eine<br />
gewisse Zeit (immerhin 70 Jahre) das Umfeld<br />
des Volkes Gottes sein. Mit Anteilnahme<br />
(modern ausgedrückt „Beteiligungskultur“),<br />
Wohlwollen und Gebet soll es auftreten. Ein<br />
anderes Beispiel ist Gottes Interesse an der<br />
damaligen Weltstadt Ninive, die durch Jona<br />
(Jona 1 - 4) zur Buße gerufen wird. Gottes<br />
Interesse ist so groß, dass er sich auch vom<br />
Ungehorsam und Missmut seines Propheten<br />
nicht davon abbringen lässt, an Ninive sein Wort<br />
zu richten.<br />
Das große Interesse Gottes gilt natürlich vor<br />
allen Dingen seiner Stadt Jerusalem! Die<br />
biblische Geschichte streift immer wieder Gottes<br />
Mühen, Sorgen und Ringen um diese Stadt. So
wird Nehemia gebraucht, der Stadt nach ihrer<br />
Zerstörung wieder eine schützende Mauer und<br />
neue gesellschaftliche Strukturen zu geben. Das<br />
irdische Jerusalem zur Zeit Jesu - und das<br />
künftige, himmlische Jerusalem als letzte und<br />
vollendete Stadt – stehen im Brennpunkt der<br />
Zuwendung Gottes.<br />
Bei Jesus selbst und später bei den Aposteln<br />
finden wir eine sehr ausgewogene Einstellung<br />
zur Stadt, zu den Menschen und zu den<br />
gesellschaftlichen Einflüssen: Nähe und<br />
Distanz. Zuwendung und Abgrenzung. An Jesus<br />
sehen wir eine große, barmherzige Nähe und<br />
Zuwendung zu Menschen und ganz besonders<br />
zu denen, die am Rande der Gesellschaft<br />
stehen. Jesus verkehrte „in den Milieus“ seiner<br />
Zeit: Zöllnern (Wirtschaftskriminelle seiner Zeit),<br />
Menschen in kaputten Familiensituationen, ja<br />
selbst Menschen mit einem zwielichtigen<br />
moralischen Hintergrund ging er nicht aus dem<br />
Weg. Andererseits hören wir aus seinem Munde<br />
auch massive Kritik und Klage - u.a. gerade auch<br />
über Jerusalem: Jerusalem, Jerusalem, die du<br />
tötest die Propheten und steinigst, die zu dir<br />
gesandt sind! Wie oft habe ich deine Kinder<br />
versammeln wollen, wie eine Henne ihre Küken<br />
versammelt unter ihre Flügel; und ihr habt nicht<br />
gewollt. (Mt. 23,37ff) Die fromme jüdische Elite<br />
der Stadt verstand ihn nicht und lehnte ihn<br />
ab. Bei aller Zuwendung beließ es Jesus nicht<br />
dabei, nur liebenswerter „Streetworker“ zu sein!<br />
Am Ende ging es ihm immer darum, den<br />
Menschen die Tür zum Reich Gottes und zum<br />
ewigen Leben zu zeigen! Sein Kreuz wurde das<br />
große Symbol für Gottes „Nähe und Distanz“ zur<br />
Stadt und ihren Menschen.<br />
Jesus hat einmal gesagt: Wo ich bin, da soll<br />
mein Diener auch sein (Joh. 12,26). Deshalb ist<br />
auch seine Gemeinde gesandt, in den Dörfern<br />
und Städten zu sein, wo mitten unter den<br />
Menschen, sein Evangelium verkündigt und<br />
seine Liebe praktiziert werden soll. Diese<br />
Mission beginnt Pfingsten (Ausgießung des<br />
Heiligen Geistes; Apg. 2) in Jerusalem und findet<br />
ihren von Gott gewiesenen Weg hinein in die<br />
Großstädte der damaligen Welt: Antiochien,<br />
Athen, Korinth, Rom. Petrus und Paulus, die<br />
ersten „Stadtmissionare der Christenheit“<br />
erlebten dabei, wie unverzichtbar wichtig es ist,<br />
die von Jesus geforderte Spannung zwischen<br />
„Nähe und Distanz“, zwischen „Zuwendung und<br />
Abgrenzung“ zu leben. Eine geforderte<br />
Spannung, die heute mehr denn je für die<br />
Jüngerschaft Jesu im „praktischen Außendienst“<br />
gefordert ist.<br />
2. LEBENDIGE JÜNGERSCHAFT IM<br />
„AUßENDIENST“ DER STADT<br />
Was das ganz konkret und ganz praktisch für<br />
eine lebendige Jüngerschaft im Außendienst<br />
bedeuten kann, beschreibt uns der bekannte<br />
Textabschnitt aus Jeremia 29 (Bitte nachlesen).<br />
„Aktive Beteiligungskultur“<br />
Die kleine jüdische Minderheit sollte als Gottes<br />
Kontrastgesellschaft aktiv teilnehmen am<br />
normalen bürgerlichen Leben in Babel. Leichter<br />
gesagt, als gelebt! Babel war für die<br />
weggeführten Juden ein Umfeld, das weitaus<br />
schwieriger und feindlicher war, als so manches<br />
„Problemviertel“ in den Städten unserer<br />
Tage! Trotzdem sollten sie nicht passiv auf<br />
gepackten Koffern sitzen, sondern aktiver Teil<br />
des städtischen Lebens sein: Bauen, Wohnen,<br />
Pflanzen, Essen, Heiraten und Kinder gebären<br />
und erziehen... Das heißt doch: Lebt dort.<br />
Gestaltet mit. Werdet aktiv. Prägt die Umstände<br />
mit. Rechnet mit meinem Wirken und Segen –<br />
gerade auch dort.<br />
„Das ist positive Hinwendung als Jünger und<br />
Christ zu Gottes geliebter Stadt...“ - so<br />
beschreibt ein Ausleger diese Bibelstelle. Muss<br />
die Bibel uns das wirklich so deutlich sagen?<br />
Machen wir das nicht ganz automatisch, weil es<br />
einfach dazugehört? Ja und Nein! Wenn wir an<br />
dieser Stelle ganz ehrlich sind: Es gab eine Zeit,<br />
da war es in freikirchlichen Kreisen verpönt, zu<br />
viel „Beteiligungskultur“ in einer Stadt oder ganz<br />
allgemein in der Gesellschaft zu leben! Die<br />
Begründung: Wir können nicht „Gottes Freund“<br />
und gleichzeitig „Freund der Welt“ sein!<br />
Sportverein, das war schwierig! Tanzkurs, das<br />
ging gar nicht! Nachbarschaftstreffen, aber nur<br />
bis zum Ende des Kaffeetrinkens und möglichst<br />
ganz distanziert! Politisches oder soziales<br />
Engagement in der Stadt: Ist das wirklich Gottes<br />
Auftrag für uns? Hier sind wir heute ganz neu<br />
gefragt, für uns zu prüfen und auszuloten: Ein<br />
Lebensstil aus gesunder „Nähe und Distanz“ und<br />
zwischen „Zuwendung und Abgrenzung“. Jünger<br />
sollen vor allen Dingen „Gottes Freunde“ sein<br />
und bleiben! ABER: Sie sollen sich auch nicht<br />
vor ihren Mitmenschen abschotten. Freunde und<br />
Kontakte in der Stadt sollen durch uns etwas von<br />
Gottes Liebe und Klarheit erfahren! Wir sind ein<br />
Liebesbrief Gottes gerichtet an unseren<br />
Nächsten, damit dieser auch „Gottes Freund“<br />
werden kann!<br />
5
„Aktive Beteiligungskultur“ bedeutet, der Stadt<br />
im Namen Jesu zu dienen, indem wir genau das<br />
tun, was Gott den Juden damals in Babylon<br />
aufgetragen hat: „Lebt und wirkt an dem Ort, an<br />
dem ich euch hingestellt habe! Tragt in meinem<br />
Namen zum Frieden an diesem Ort bei!“<br />
„Aktive Beteiligungskultur“ heißt ganz praktisch:<br />
Wer prägt hier wen? Wir sind dazu berufen,<br />
andere im Namen Jesu durch unser fröhliches<br />
Glaubenszeugnis zu prägen! Prägen wir noch -<br />
durch unseren Blick auf Jesus und unsere<br />
Präsenz - unsere Straße, das<br />
nachbarschaftliche Klima, die Stimmung in der<br />
Umkleidekabine des Sportvereins oder in der<br />
Elternversammlung des Kindergartens?<br />
„Aktive Beteiligungskultur“ ist die<br />
Entscheidung: „Ja, ich - als Teil dieses Ortes -<br />
will im Namen Gottes ein guter Nachbar und<br />
Bürger sein, so als wenn Jesus heute selbst<br />
Nachbar und Bürger wäre! Er ist es heute<br />
einfach durch mich!“ Diese Entscheidung ändert<br />
unseren Blick und lässt uns aktiv werden.<br />
„Aktive Gebetsverantwortung“<br />
Jeremia schreibt auch: Suchet der Stadt Bestes,<br />
dahin ich euch habe wegführen lassen, und<br />
betet für sie zum HERRN. (Jeremia 29,7) Damit<br />
fängt die aktive Beteiligungskultur an: Mit einer<br />
neuen Gebetsverantwortung! Mit ganz<br />
konkretem Gebet für meine Stadt! Für die<br />
Verantwortlichen! Für die Stadtbrennpunkte!<br />
Nicht zu vergessen: Für meine Nachbarn! Für<br />
die Menschen in meiner Straße! Ein Stadtbild ist<br />
ein purer Gebetskalender voller Fürbitten und<br />
Gebetsanliegen!<br />
„Aktive Friedensstifter“<br />
Jeremia schreibt: Suchet den Frieden der Stadt,<br />
den Schalom...! Durch Jesus, der unser Friede<br />
ist, haben Jünger zu allen Zeiten einen anderen<br />
Bezug zu manchen kleinbürgerlichen<br />
Zwistigkeiten, Streitereien und Klagen. Was für<br />
eine Chance, in seinem Namen in unruhigen<br />
Situationen und Lagen friedenstiftend<br />
einzugreifen – und zu beten – oder aus dem<br />
Frieden Gottes heraus, durch das Geschenk<br />
seiner Ruhe, einfach für Entspannung in<br />
angespannten Lagen zu sorgen.„<br />
AKTIVES, WEISES UND VORBILDLICHES<br />
GLAUBENSZEUGNIS “<br />
Paulus schreibt den Kolossern: Seid weise<br />
gegen die, die draußen sind... (Kolosser 4,5) Die<br />
christliche Gemeinde steht zur Stadt nicht auf<br />
der Ebene eines Kultur- oder Sportvereins. Die<br />
Gemeinde ist und bleibt Gottes<br />
Kontrastgesellschaft und vor allen Dingen sein<br />
Sprachrohr! Die Stadt muss nicht nur von<br />
Christus und seinem Heil hören; sie muss an der<br />
Gemeinde und den einzelnen, konkreten<br />
Jüngern auch sehen können, was dieses Heil im<br />
Leben von Menschen bewirkt und verändern<br />
kann. Wir sollten nicht nur vor der Gemeinde ein<br />
aufrichtiges Leben der Jüngerschaft führen, das<br />
durch Echtheit und Heiligung bestimmt wird, wir<br />
sollten es vor allen Dingen vor den Menschen<br />
um uns herum führen. Das Zeugnis der ersten<br />
Christenheit bestach besonders dadurch, dass<br />
die damaligen Jünger und Christen diese<br />
Spannung zwischen „Nähe und Distanz“,<br />
zwischen „Zuwendung und Abgrenzung“ sehr<br />
konsequent aus- und vorlebten.<br />
Stadt, Land, GOTT: Lebendige<br />
Jüngerschaft im „Außendienst“<br />
(meiner Stadt)!<br />
Gott hat einen Plan für seine Gemeinde und sein<br />
Reich. Dazu gehört, dass er uns in den<br />
„Innendienst der Gemeinde“ beruft. Und dass er<br />
uns auch gerne im „Außendienst“ in unseren<br />
Wohnorten einsetzen will, je nachdem, wie wir<br />
von ihm begabt worden sind.<br />
Gott wirkt so, weil er uns liebt und wir ihm wichtig<br />
sind. Gott liebt auch das Umfeld, in dem wir<br />
leben. Er liebt die Menschen in Deiner Straße<br />
und in Deiner Nachbarschaft. Er liebt die<br />
Menschen in Deinem Fitnessstudio, in Deinem<br />
Lieblingsladen und er liebt Deinen Tankwart und<br />
die Stadtbediensteten im Bürgerbüro. Zu seinem<br />
Plan gehört, dass er uns gebrauchen will, dass<br />
all diese Menschen von ihm hören und an uns zu<br />
sehen bekommen, dass Gott im Leben eines<br />
Menschen real erfahrbar ist.<br />
Aber auch das gehört zu seinem Plan: Wir<br />
haben hier keine bleibende Stadt, sondern die<br />
zukünftige suchen wir. (Hebr. 13,14) Hier ist<br />
alles vergänglich und dem Zahn der Zeit<br />
unterworfen. Das Ewige und immer Bleibende<br />
steht noch aus. Auch das gilt es, den Menschen<br />
in unserer Stadt vorzuleben!<br />
Wir machen allen Mut, lebendige und fröhliche<br />
„Jünger im Außendienst der Stadt“ zu sein –<br />
damit aus Nachbarn, Mitbewohnern,<br />
Vereinskollegen, Kunden an der Kasse oder am<br />
Informationsschalter „Freunde Gottes“ werden!<br />
Bleibt behütet und bleibt in IHM,<br />
Rüdiger Puchta<br />
6
„ES GIBT ZU<br />
WENIGE<br />
CHRISTEN IN<br />
DER POLITIK“<br />
CHRISTEN SOLLEN SICH IN DER<br />
POLITIK EINBRINGEN. DAZU RIEF<br />
ARMIN LASCHET,<br />
STELLVERTRETENDER CDU-<br />
VORSITZENDER UND<br />
MINISTERPRÄSIDENT NRW, BEI EINER<br />
PODIUMSDISKUSSION AUF. CHRISTEN<br />
HÄTTEN DER WELT DIE BESTE<br />
BOTSCHAFT ÜBERHAUPT ZU BIETEN.<br />
Der CDU-Politiker Armin Laschet appellierte bei<br />
einer Diskussionsveranstaltung in der<br />
Evangelischen Freikirche Köln-Ostheim am<br />
Freitag an die Zuhörer, sich politisch<br />
einzubringen – entweder aktiv Verantwortung zu<br />
übernehmen oder zumindest wählen zu gehen.<br />
„In der Politik gibt es zu wenige Christen. Es tut<br />
dem gesamten politischen Spektrum gut, dass<br />
sich Christen engagieren.“<br />
Der stellvertretende CDU-Bundesvorsitzende<br />
und Ministerpäsident in Nordrhein-Westfalen<br />
verwies darauf, dass vor allem Christen der<br />
Katholischen wie der Evangelischen Kirche<br />
wesentlich zur friedlichen Revolution in<br />
Deutschland wie auch in Polen beigetragen<br />
hätten. Christen sollten daher auch heute<br />
selbstbewusster auftreten: „Christen sollten viel<br />
öfter sagen: Wir haben eine Überzeugung, die<br />
sogar Mauern zum Einstürzen bringen kann,<br />
wenn wir den Mut dazu haben.“ Die christliche<br />
Botschaft sei „das Beste, was wir der Welt<br />
anbieten können. Wenn sich daran alle hielten,<br />
hätten wir weniger Krieg und anderes auf dieser<br />
Erde“.<br />
IN DER BIBEL GIBT ES KEINEN STAU<br />
Sein eigenes parteipolitisches Engagement sei<br />
die Fortsetzung seines kirchlichen Engagements<br />
in der Jugendzeit gewesen, sagte der Katholik.<br />
Als Kind besuchte er einen kirchlichen<br />
Kindergarten und eine kirchliche Schule, später<br />
eine Jugendgruppe. „Die Motivation war, die<br />
Welt besser zu machen aus christlicher<br />
Überzeugung heraus, so sind Politik und Glaube<br />
bei mir zusammengekommen.“<br />
Laschet, der Ministerpäsident NRW, stellte aber<br />
auch klar, dass die Bibel nicht zur allgemeinen<br />
Lebensregel aller Deutschen gemacht werden<br />
könne: „Das Zusammenleben ist geregelt durch<br />
das Grundgesetz, nicht durch religiöse Regeln.“<br />
Zudem sei die Bibel kein Handbuch, das<br />
Ratschläge für die Tagespolitik gebe. „Die Bibel<br />
sagt nichts zum Stau auf der Leverkusener<br />
Brücke oder wie genau ein Gesetz gemacht<br />
werden soll. Aber das Menschenbild hat man im<br />
Kopf, im Herzen, im Glauben – das kann man<br />
übertragen.“<br />
Wie das dann bei konkreten Entscheidungen<br />
aussieht, darüber müsse gestritten werden.<br />
Auch aus christlichen Überzeugungen ließen<br />
sich gegensätzliche Meinungen ableiten. Etwa<br />
wenn es um den Einsatz des Militärs gehe oder<br />
auch um die Aufnahme von Flüchtlingen.<br />
WERTE IN POLITIK ÜBERSETZEN<br />
Laschet machte deutlich, was das christliche<br />
Menschenbild bedeutet, auf das sich die CDU<br />
bezieht. Er betonte, jeder Mensch sei ein<br />
Geschöpf Gottes. Deshalb habe jeder<br />
unveräußerliche Rechte, etwa dass er nicht<br />
gefoltert werden dürfe. Christliches<br />
Menschenbild bedeute zudem, dass jeder als<br />
Individuum Verantwortung für sein Leben trage<br />
und Freiheitsrechte habe. Dennoch sei ein<br />
Mensch immer auf die Gemeinschaft bezogen<br />
und benötige ihre solidarische Unterstützung.<br />
Gerade am Anfang und Ende seines Lebens sei<br />
ein Mensch auf Hilfe angewiesen, auch wenn er<br />
in Notlagen gerate. Auf diesem Grundgedanken<br />
beruhe die soziale Marktwirtschaft. Konkrete<br />
7
zeige sich dieses Prinzip etwa in der<br />
Pflegeversicherung.<br />
Vor dem Hintergrund dieses Menschenbildes<br />
habe zudem die Familie eine besondere<br />
Bedeutung: „Jeder kann leben wie er will, da<br />
schreibt der Staat nichts vor. Aber der Staat<br />
stützt Ehe und Familie. Dahinter steht<br />
christliches Menschenbild.“<br />
Die Werte, die sich aus dieser Vorstellung<br />
heraus ableiten, in die tägliche Politik zu<br />
übersetzen, das sei Aufgabe der Christen. Das<br />
unterstrich auch der CDU-<br />
Bundestagsabgeordnete Heinrich Zertik, der<br />
ebenfalls an der Diskussion teilnahm.<br />
„ETHISCHE KATASTROPHE“<br />
Stephan Holthaus, Rektor der Freien<br />
Theologischen Hochschule in Gießen und<br />
Professor für Christliche Ethik und Apologetik,<br />
beobachtete jedoch eine gesellschaftliche<br />
Tendenz der Verdrossenheit gegenüber dem<br />
politischen System und anderen Institutionen.<br />
Allerdings sei Politikverdrossenheit gerade in<br />
Deutschland „völlig fehl am Platz“. Er sei<br />
„dankbar für die deutschen Politiker. Das sind<br />
Menschen mit einem hohen<br />
Verantwortungsgefühl für unsere Gesellschaft.“<br />
Außerdem gehe es kaum einem anderen Land<br />
so gut wie Deutschland. „Wir sollten Gott dafür<br />
preisen.“ Gleichzeitig mahnte Holthaus<br />
nachdrücklich, für Politiker und deren konkrete<br />
Anliegen zu beten.<br />
Stephan Holthaus betonte, Christen hätten die<br />
Aufgabe, „der Stadt Bestes“ zu suchen. Das sei<br />
in einer Demokratie besonders gut möglich.<br />
im Jahr sind eine ethische Katastrophe. Ich kann<br />
von einem politischen System, das sich ein<br />
christliches Menschenbild auf die Fahne<br />
schreibt, erwarten, dass Leben geschützt wird.“<br />
Bei diesem Thema sei es für ihn „nicht nachvollziehbar,<br />
dass die CDU nichts dazu zu sagen<br />
hat“. Politiker sollten offener darüber sprechen,<br />
dass nur ein kleiner Prozentsatz der<br />
Abtreibungen wegen problematischer<br />
Schwangerschaften durchgeführt werde. Zudem<br />
sollte die Politik Initiativen unterstützen, die<br />
Frauen bei Konflikten in der Schwangerschaft<br />
begleiten. Laschet konterte, dass sein<br />
Bundesland genau das tue – und kritisierte<br />
seinerseits, dass die Evangelische Kirche hier<br />
selbst keine klare Position beziehe.<br />
ENTSCHEIDUNGEN KÖNNEN FALSCH SEIN<br />
Politik als etwas Demütiges zu betrachten, dafür<br />
plädierte Lothar Theodor Lemper,<br />
Honorarprofessor für Verfassungstheorie an der<br />
Rheinischen Fachhochschule in Köln. „Es geht<br />
darum, zu erkennen, dass politische<br />
Verantwortung immer in der Begrenztheit<br />
unserer Weisheit steht, immer in dem Bezug,<br />
dass es einen Höheren gibt – das nenne ich<br />
persönlich Gott –, der die Weisheit besitzt, die<br />
wir nicht besitzen.“<br />
Deshalb befürworte er auch, dass die<br />
Verfassung sich auf Gott bezieht. Auch religiöse<br />
Symbole wie das Kreuz in öffentlichen<br />
Gebäuden wie Gerichtssälen findet er gut: „Ich<br />
bin dafür, dass die Symbole dieses Gottes an<br />
den Orten sichtbar werden, wo Verantwortung<br />
getragen und Entscheidungen getroffen werden,<br />
weil wir immer dem Risiko ausgeliefert sind,<br />
einem Irrtum zu unterliegen.“Die Veranstaltung<br />
in der Evangelischen Freikirche Köln-Ostheim<br />
stand unter dem Thema „Christ & Demokratie –<br />
meine Verantwortung für Politik und<br />
Gesellschaft“. (pro Medienmagazin)<br />
Beim Thema Abtreibung warf der Ethiker der<br />
Politik und insbesondere der CDU eine<br />
„Kapitulation vor dem Zeitgeist“ vor. Zwar sei<br />
Abtreibung strafbar, aber die tatsächliche<br />
Handhabe führe in der Bevölkerung zu dem<br />
Eindruck, sie sei legal. „100.000 Abtreibungen<br />
8
HEIKO<br />
HERRLICH:<br />
«ICH BIN AUCH<br />
NUR EIN<br />
MENSCH»<br />
zwischenmenschliche Probleme zu klären und<br />
Menschen um Verzeihung zu bitten. «Danach<br />
ging es mir besser. Ich war glücklich und<br />
zufrieden und ganz ich selbst», erklärt Herrlich.<br />
Auch seine grossen Ängste vertraute er Gott an.<br />
Dieser schenkte ihm Kraft, die Situation<br />
auszuhalten. Der Tumor konnte erfolgreich<br />
behandelt werden.<br />
UNVERZÜGLICHE ENTSCHULDIGUNG<br />
NACH FAUXPAS<br />
Doch der Glaube macht aus einem Menschen<br />
keinen Heiligen. Das zeigte eine recht<br />
unsportliche Aktion, die sich Herrlich Ende<br />
Dezember während eines Pokalspiels leistete.<br />
Er liess sich an der Seitenlinie nach einer<br />
minimalen Berührung von einem gegnerischen<br />
Spieler sehr theatralisch fallen, worauf es unter<br />
anderem von der Presse nur so Kritik hagelte.<br />
Er entschuldigte sich jedoch gleich nach dem<br />
Spiel und ergänzte in einem Interview mit dem<br />
Kölner Stadt Anzeiger: «Ich habe mich<br />
geschämt. Ich wurde kritisiert und verhöhnt.<br />
Zurecht! Wir sind alle Menschen. Ich bin auch<br />
nur ein Mensch. Es war wohl nicht der grösste<br />
Fehler, den ich in meinem Leben gemacht habe.<br />
Und ich fürchte, es werden auch noch mal<br />
andere kommen…»<br />
Heiko Herrlich, aktueller Trainer von Bayer<br />
04 Leverkusen, steht immer wieder<br />
öffentlich zum christlichen Glauben. Da<br />
erwartet man nicht, dass er sich eine recht<br />
unsportliche Aktion erlauben würde... Doch<br />
seine Reaktion zeigt uns, dass es auch für<br />
uns Hoffnung gibt, wenn wir Fehler machen.<br />
Heiko Herrlich war 1995 mit elf Millionen D-Mark<br />
der teuerste Transfer der Bundesliga. Der<br />
aktuellen Trainer von Bayer 04 Leverkusen legte<br />
eine steile Karriere hin und heimste 1997 mit<br />
Borussia Dortmund den Weltpokal ein. Dabei<br />
stand sein Glaube immer an erster Stelle. Als im<br />
Jahr 2000 bei ihm ein bösartiger Hirntumor<br />
diagnostiziert wurde, zweifelte Herrlich nicht an<br />
Gott. Er sagte sich: «Wenn das Gottes Weg ist,<br />
dann gehe ich ihn mit.» Er betete für seine<br />
Heilung und vertraute Gott.<br />
FEHLER MACHEN ERLAUBT<br />
Ist Fehler machen als Christ überhaupt erlaubt?<br />
Definitiv ja. Wie heisst noch so schön der<br />
Spruch: Gemeinden sind keine Galerie von<br />
Heiligen, sondern eine Werkstatt für fehlhafte<br />
Menschen. Fehler machen ist erlaubt, das sieht<br />
man schon in der Bibel an unzähligen<br />
Beispielen: David, der als «Mann nach Gottes<br />
Herzen» bezeichnet wird, beging nicht nur<br />
Ehebruch, sondern liess gleich den Mann der<br />
Geliebten ermoden, um ihre Schwangerschaft<br />
zu vertuschen. Jona, Gottes Prophet, wartete<br />
hämisch darauf, dass eine Stadt voller<br />
Menschen vom Feuer zerstört würde. Und<br />
Petrus, auf dem später die christliche Kirche<br />
gegründet wurde, verleugnete Jesus drei Mal.<br />
Was macht dann den Unterschied aus zwischen<br />
einem Christen und jedem anderen, wenn jeder<br />
Fehler begehen darf?<br />
Der ungewisse Ausgang seiner Krankheit<br />
veranlasste den Fussballer dazu,<br />
9
ZWEITE CHANCE OHNE FALSCHEN STOLZ<br />
Der Unterschied ist zum einen, dass Christen<br />
versuchen, jeden Tag Jesus ähnlicher zu<br />
werden. Unterstützung bekommen sie darin<br />
durch Gott selbst und seinen Heiligen Geist. Und<br />
ein weiterer Unterschied liegt in der Reaktion,<br />
die wir auch in Heiko Herrlich sehen: Es gab<br />
keinen falschen Stolz, kein Vertuschen der<br />
Situation. Er gab vielmehr seinen Fehler direkt<br />
zu und bat um Verzeihung. Wer Fehler macht,<br />
diese aber bereut und Gott sowie die betroffenen<br />
Menschen um Verzeihung bittet, der findet bei<br />
Gott nicht nur Vergebung, sondern Gott<br />
verspricht sogar, dass er «uns von allem Bösen<br />
reinigen» wird (1. Johannes, Kapitel 1, Vers 9)<br />
und uns hilft, den gleichen Fehler nicht wieder zu<br />
begehen. Deshalb wurde David zum «Mann<br />
nach Gottes Herzen» und Petrus durfte zur<br />
Grundlage der weltweiten Kirche werden.<br />
Das ist die gute Nachricht für alle, die Gott folgen<br />
wollen und trotzdem Fehler begehen. Nicht<br />
zuletzt Heiko Herrlich.<br />
Autor: Raphael Willen / Rebekka Schmidt<br />
Quelle: Christliches Medienmagazin pro / Kipa /<br />
Kölner Stadt Anzeiger / Livenet<br />
DER<br />
SCHOCKROCKER<br />
UND SEIN<br />
SOZIALWERK<br />
Alice Cooper gibt nicht nur<br />
Sonntagsschule: Er macht ein<br />
Bibelstudium und führt ein christliches<br />
Sozialwerk.<br />
JESUS.CH: IN UNSEREM LETZTEN<br />
GESPRÄCH HABEN SIE GESAGT, DASS SIE<br />
SONNTAGSSCHULE GEBEN. MACHEN SIE<br />
DAS IMMER NOCH?<br />
Alice Cooper (mit bürgerlichem Namen Vincent<br />
Damon Furnier): Oh ja. Ich mache jeden<br />
Mittwochmorgen mein Bibelstudium, auch wenn<br />
ich auf Tournee bin. Ich habe dann meine<br />
Bücher dabei. Und ich gehe jeden Sonntag in<br />
die Kirche. Und ich leite ein Werk, das auf dem<br />
Studium der Bibel basiert. Das ist mein<br />
Seelenfrieden. Ich brauche keinen Alkohol,<br />
keine Drogen und muss auch nicht mit jedem<br />
Girl auf dem Planeten zu schlafen. Ich bin seit<br />
28 Jahren verheiratet, und wir sind einander<br />
treu. Denn unsere Ehe gründet auf dem<br />
Christentum. Das ist also eine mystische Treue.<br />
Und sie funktioniert. Auch meine Kinder sind<br />
grossartige Kinder, die uns keine Probleme<br />
machen. Und auch für mich selber funktioniert<br />
es.<br />
Sie führen ein Sozialwerk?<br />
Ja, es heisst «Solid Rock Foundation». Wir<br />
sammeln Geld, um Innenstadt-Kids zu helfen. In<br />
Phoenix gibt es viele von ihnen. Sie stecken in<br />
Drogen, Gangs und Schiessereien. Ich habe das<br />
10
Gefühl, dass der schlimmste Feind für die Kids<br />
die Zeit ist. Zuviel Zeit. Man hat ausserhalb der<br />
Schule nichts zu tun. Also was macht man dann?<br />
Plötzlich sind sie mitten drin in Gewalt, Gangs<br />
und Drogen. Wenn man sie in den Sport oder<br />
sonst etwas einbinden kann, dann ist das etwas<br />
Produktiveres.<br />
Es fängt alles in den Familien an. Bei einem<br />
besseren Familienzusammenhalt bräuchten sie<br />
nicht in eine Gang zu gehen. Wenn ein Kid in<br />
eine Gang geht, hat es keine echte Familie. Also<br />
sucht es sich eine. Und das ist die Strassengang.<br />
Alle diese Kids sind solche ohne Eltern oder mit<br />
nur einem Elternteil. Sie suchen sich eine Gang.<br />
Und der nächste Schritt ist dann oft das<br />
Gefängnis.<br />
Wenn man die Familie stärken und die<br />
Jugendlichen von der Strasse runterholen kann,<br />
dann haben wir weniger Kids in den Drogen.<br />
Genau das probieren wir, auf eine positive<br />
Weise. Wir sammeln viel Geld für diese Kids und<br />
kaufen damit Golf-, Basket- oder Football-<br />
Ausrüstungen. Sie werden einander auf der<br />
Strasse nicht umbringen, wenn sie dort Football<br />
oder Basketball spielen können<br />
WIE VIELE MACHEN IN IHRER<br />
ORGANISATION MIT?<br />
Das ganze Werk besteht aus zehn Leuten. Aber<br />
wir erreichen Tausende. Denn das Geld geht an<br />
Orte und Werke, bei denen die Kids von Drogen<br />
wegkommen oder stattdessen Sport treiben<br />
können. Das sponsern wir dann. Zum Beispiel<br />
mit 100'000 Dollar für eine grosse Sporthalle.<br />
Und nun haben die Kids einen Ort zum Spielen.<br />
Damit kann man die Kriminalität angreifen und<br />
senken. Die Kids haben jetzt eine Alternative.<br />
WARUM TUN SIE DAS? WEIL SIE FRÜHER<br />
SELBST EIN ALKOHOLPROBLEM HATTEN?<br />
Ich hatte ein Alkoholproblem, aber nie ein<br />
Familienproblem. Ich hatte aber definitiv ein<br />
Alkoholproblem. Und viele Kids haben ein<br />
Drogenproblem. Oder Mädchen haben<br />
Essstörungen. So unterstützen wir auch<br />
Kliniken die Mädchen mit Bulimie und<br />
Ähnlichem behandeln.<br />
Wir gehen diese Probleme aber nicht nur auf der<br />
physischen Ebene an, sondern auch auf einer<br />
spirituellen. Als ich selber trank, war mein<br />
Problem nicht das Trinken. Das war nur das<br />
Symptom. Denn du trinkst aus einem<br />
bestimmten Grund. Es war, weil ich im Leben<br />
etwas vermisst hatte. Und wenn ich das finde,<br />
brauche ich nicht mehr zu trinken. Und ich trinke<br />
nun seit 22 Jahren nicht mehr. Und die Kids<br />
sollen das auch finden, was immer das ist.<br />
Vielleicht kommen sie ja nach der Schule heim,<br />
und daheim ist nur der Vater da und sie sehen<br />
ihn nur für eine Stunde. Und sonst sind sie auf<br />
sich alleine gestellt. Kids geraten in Probleme,<br />
wenn sie immer alleine sind. Oder wenn nur die<br />
Mutter da ist und sie keinen Vater haben. Der<br />
Vater ist eine Autoritätsfigur. Wenn sie keine<br />
Autoritätsfigur haben, suchen sie sich eine. Viele<br />
meiner Songs erzählen davon. Sie sind<br />
geschrieben für Leute mit diesen Problemen.<br />
Zum Beispiel der Song «I’m eightteen». Die<br />
Leute sagen: «Ja, das hat mich angesprochen.»<br />
Sie fühlen sich dadurch bestärkt.<br />
Sogar Lieder wie «School’s out». Es war als ein<br />
lustiger Song gedacht, aber es gibt Leute, die hat<br />
er ermutigt, und sie haben mir gesagt: «Dieses<br />
Lied hat mein Leben gerettet.» Und ich fragte sie<br />
zurück: «Wie? Wie konnte dir dieser Song das<br />
Leben retten?»<br />
«Hey stoopid» ist für Kids gedacht, die an<br />
Selbstmord denken. «Hey Stoopid» («Hallo<br />
Dummkopf») meint: «Wir haben immer<br />
miteinander geredet, und du bist mein bester<br />
Freund. Und jetzt erzählst du, du willst dich<br />
umbringen. Hey Stoopid, was hast du da vor?»<br />
Man muss mit seinem besten Freund über vieles<br />
sprechen können. Wenn ich vor dem Publikum<br />
stehe, sage ich «Hey Stoopid, was willst du dich<br />
umbringen? Halte die Kanone nicht an deinen<br />
Kopf. Spring nicht 'runter vom Haus.» Manchmal<br />
geht es einem schlechter, dann wieder besser.<br />
Davon handeln solche Texte. Das sind<br />
ermutigende Songs.<br />
Autor: Daniel Gerber<br />
Quelle: Livenet.ch<br />
HASHTAG JESUS:<br />
FREIKIRCHEN<br />
HABEN ZULAUF<br />
EVANGELISCH, KATHOLISCH?<br />
NEIN, FREIKIRCHE!<br />
11
Unabhängige Gemeinden sprießen aus dem<br />
Boden, Migrantenkirchen wachsen rasant. Ein<br />
Problem für die traditionellen Gotteshäuser?<br />
Der Countdown läuft, die Computeruhr rechts<br />
unten an der Leinwand zählt runter: Gottesdienst<br />
um 10 Uhr 30, die Predigt wird nachher per<br />
Video übertragen. Im mit roten Kinosesseln<br />
ausgestatteten Raum am Stadtrand von Bretten<br />
bei Karlsruhe erheben sich die ersten Gläubigen.<br />
Die Band tritt auf die Bühne, Musik. Etwa 180<br />
Menschen haben sich wie jeden Sonntag hier<br />
versammelt unter dem Dach der Freikirche<br />
International Christian Fellowship (ICF). „Du bist<br />
für immer“, singen sie, ein leiser, fast<br />
hypnotischer Refrain. Der „Moderator“ Henning<br />
Krockow liest einen Psalm, spricht ein kurzes<br />
Gebet, gibt Terminhinweise. Mehr Musik. Auf der<br />
Leinwand beginnt Pastor Daniel Heer aus<br />
Karlsruhe zu predigen.<br />
Freikirchen wie ICF haben Zulauf. Zwar gibt es<br />
die „etablierten“ Freikirchen wie Methodisten,<br />
Baptisten oder Mennoniten schon lange. Ein<br />
sehr viel neueres Phänomen sind freie,<br />
unabhängige Gemeinden - teils bleiben sie klein<br />
und unbemerkt, teils entwickeln sie sich zu<br />
großen Bewegungen „mit weit ausstrahlender<br />
Wirkung“, wie Reinhard Hempelmann von der<br />
Evangelischen Zentralstelle für<br />
Weltanschauungsfragen (EZW) schreibt.<br />
Eine davon: das Gospel Forum in Stuttgart. Seit<br />
den 1980er-Jahren hat es sich Hempelmanns<br />
Worten zufolge zur größten Mega-Church<br />
Deutschlands entwickelt, bei den Gottesdiensten<br />
versammeln sich demnach bis zu 4.000<br />
Menschen. Auch die in der Schweiz gegründete<br />
Freikirche ICF verzeichnet in Baden-<br />
Württemberg ein rasantes Wachstum. In<br />
Karlsruhe beispiels-weise fing Pastor Steffen<br />
Beck 2005 mit 40 Mitstreitern an. Heute hat ICF<br />
Karlsruhe vier Standorte und es kommen<br />
zwischen 1.500 bis 1.700 Menschen. „Wir<br />
richten uns an die gemeine Frau, an den<br />
gemeinen Mann“, sagt Beck.<br />
Die Menschen suchen den Herzschlag Gottes,<br />
ein individuelles Gotteserlebnis ohne Diktat und<br />
nicht vom liturgischen Lasso klassischer<br />
Gottesdienste beengt, sagen Wissenschaftler<br />
und Pastoren zum Trend zu neueren<br />
Freikirchen. „Laien können bei uns alles tun, was<br />
Pastoren auch tun: Abendmahl austeilen, eine<br />
Predigt halten, segnen und so weiter“, erklärt<br />
Beck. „Inzwischen spalten sich kleinste Gruppen<br />
ab, weil sie mit der Gemeinde vor Ort in Lehrund<br />
Lebensfragen nicht mehr übereinstimmen“,<br />
erläutert Bernd Densky von der<br />
Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK).<br />
Weltweit sei das ein deutlicher Trend, aber auch<br />
in Deutschland nehmen diese Verästelungen<br />
laut Densky zu.<br />
LANDESKIRCHE BADEN BETONT GUTE<br />
ZUSAMMENARBEIT<br />
Die Gottesdienste sprechen oft gezielt ein<br />
jüngeres Publikum an - mit Pop-Musik,<br />
discoähnlichen Lichteffekten, hipper Sprache.<br />
ICF Kraichgau hat eine Mutter-Kind-Lounge und<br />
einen Media-Store. Das Vaterunser wird an<br />
jenem Sonntag übrigens nicht gebetet. Das<br />
Abendmahl findet nach dem Gottesdienst statt<br />
mit richtigem Brot und Traubensaft. „Wir wollen<br />
keine Tradition nach Schema F“, sagt Maria<br />
Kraus, vormals Katholikin und seit 2005 in der<br />
ICF aktiv.<br />
„Die Predigten in vielen jüngeren Freikirchen<br />
sind eine Mischung zwischen Pathos und<br />
Vereinfachung, durchaus in ihrer Schlichtheit<br />
mitreißend, mitunter aber auch wegen extrem<br />
konservativer Ansichten schwer erträglich“, wie<br />
ein Religionsexperte sagt. Er will im Sinne der<br />
Religionsfreiheit lieber niemandem auf die Füße<br />
treten und ungenannt bleiben. Die Evangelische<br />
Landeskirche Baden betont die gute<br />
Zusammenarbeit mit den Freikirchen, die<br />
traditionell zur DNA des Evangelismus gehörten,<br />
und verweist auf die Bedeutung der Vielfalt.<br />
Konkurrenz gebe es keine, sagt Oberkirchenrat<br />
Matthias Kreplin.<br />
Doch auch, wenn die „Volkskirchen“ es nicht so<br />
gerne zugeben mögen: „ICF oder andere neue<br />
freikirchliche Bewegungen werden durchaus als<br />
Konkurrenz oder sogar als gefährlich<br />
wahrgenommen“, sagt Reimer Dietze vom<br />
12
Verein für Freikirchenforschung. „Schließlich<br />
laufen da<br />
jede Menge junge Leute hin.“ Auf der einen Seite<br />
sei das ein Grund zur Freude. „Gleichzeitig ist es<br />
aber auch ein Signal dafür, dass es Defizite gibt.“<br />
In Bretten sind inzwischen viele Hände erhoben,<br />
Ostern steht vor der Tür: Die Kampagne #Jesus<br />
widmet sich in diesem Jahr den letzten 24<br />
Stunden von Jesus. „Danke, dass du für uns am<br />
Kreuz alles gegeben hast“, ruft der Moderator.<br />
Von: dpa<br />
„JESUS IST<br />
MEIN CHEF"<br />
DER MITTELHESSISCHE UNTERNEHMER<br />
JOACHIM LOH. SEIT JAHRZEHNTEN GILT<br />
SEIN ENGAGMENT AUCH CHRISTLICHEN<br />
WERKEN UND SEINER GEMEINDE.<br />
Der Unternehmer und frühere Geschäftsführer<br />
der Firma Hailo, Joachim Loh (Haiger) ist im<br />
vergangenen Herbst 75 Jahre geworden.<br />
Rückblickend könne er dankbar feststellen, dass<br />
die Kombination als gestaltender Unternehmer<br />
und engagierter Christ im Aufbau von Gemeinde<br />
und Reich Gottes seine Berufung gewesen sei.<br />
„Die Ehre dafür gehört Jesus, meinem Chef",<br />
sagt Loh. Der Manager war Inhaber einer<br />
Unternehmensgruppe, zu der neben dem<br />
Weltmarktführer Hailo unter anderem auch<br />
Firmen für Lager- und Betriebseinrichtungen<br />
sowie Werkzeug- und Vorrichtungsbau gehören.<br />
Seit 2009 steht Lohs Sohn Sebastian an der<br />
Spitze der „Joachim Loh Unternehmensgruppe"<br />
(JLU). Eigenen Angaben zufolge war es dem<br />
Unternehmer immer wichtig, neben seiner<br />
unternehmerischen Tätigkeit einen hohen Anteil<br />
seiner Zeit auch für die Gemeinde und christliche<br />
Organisationen einzusetzen. Loh will weiter<br />
nach vorne denken und unternehmerisch tätig<br />
bleiben, etwa in Vorständen und Aufsichtrsäten<br />
von Unternehmen. Im Gepsräch mit pro erklärt<br />
er: „Wie wird meine Situation in zehn Jahren<br />
sein? So Gott will, lebe ich noch hier. In meinem<br />
Alter ist der Planungshorizont auf höchstens fünf<br />
Jahre geschrumpft. Alles was darüber hinaus<br />
geht, müssen dann eventuell meine Erben<br />
ausbaden.“<br />
CHRISTLICHE HOFFNUNG NIMMT DIE<br />
ANGST<br />
Der christliche Glaube spielt eine zentrale Rolle<br />
im Leben des Unternehmers. „Die christliche<br />
Hoffnung auf das Leben nach dem Tod nimmt<br />
mir die Angst", sagt Loh und weiter: „Mit Gott<br />
wagt es sich leichter, auch mit voll<br />
eingeschaltetem Sachverstand!" Sein Glaube<br />
gebiete ihm, Menschen in seiner Umgebung<br />
wertschätzend zu begegnen, da sie von Gott<br />
geschaffene und geliebte Personen seien.<br />
Gegenüber pro zeigte sich der Unternehmer<br />
dankbar gegenüber Gott für dessen gnädige<br />
Führung in allen Lebensbereichen, „auch in der<br />
Annahme und Vergebung meiner Fehler", sagt<br />
Loh.<br />
Sein größter wirtschaftlicher Erfolg war nach<br />
eigener Einschätzung die Entwicklung seiner<br />
Unternehmensgruppe und die gelungene<br />
Unternehmensübergabe<br />
und<br />
Nachfolgeregelung. Seine größte wirtschaftliche<br />
Niederlage sieht er in der gescheiterten<br />
Sanierung eines übernommenen<br />
Unternehmens. „Manche schmerzhafte<br />
Enttäuschung von Menschen habe ich mit<br />
Gottes Hilfe überwinden können", sagt Loh<br />
rückblickend. Seit einigen Jahren berät der<br />
Manager auch junge Unternehmer. „Sie sagen<br />
mir, was sie dabei als wichtig und hilfreich erlebt<br />
haben - es ist der zugesprochene Mut, an den<br />
Zielen im Vertrauen auf Gott festzuhalten, und<br />
der fachliche Rat aus dem Schatz meiner<br />
Erfahrungen."<br />
Joachim Loh studierte zunächst Maschinenbau.<br />
Nach dem Tod seines Vaters Rudolf Loh<br />
übernahm er 1971 die Firmenleitung von Hailo.<br />
Joachim Loh ist verheiratet und Vater von drei<br />
erwachsenen Kindern. Er führte die Firma Hailo<br />
zur Weltmarktführerschaft. Neben seiner<br />
unternehmerischen Tätigkeit hat sich Loh auch<br />
ehrenamtlich in vielen evangelikalen<br />
Organisationen eingebracht. Dazu gehört unter<br />
anderem das Forum Wiedenest, eine<br />
Bibelschule mit Missionshaus, sowie das Radio-<br />
Missionswerk „Trans World Radio“. Zudem<br />
unterstützt er die Evangelisationsbewegung<br />
ProChrist.<br />
Loh war von 2002 bis 2006 Vorsitzender des<br />
damaligen „Evangeliums-Rundfunks" in Wetzlar.<br />
Besonders wichtig ist dem Unternehmer seine<br />
Beziehung zu Gott sowie das Gebet. Der direkte<br />
Draht zu Gott veranlasse ihn, christliche Werte<br />
und Ethik in die Wirtschafts- und Arbeitswelt<br />
einzubringen, sagte er einmal im Gespräch mit<br />
13
ideaSpektrum. Lohs Bruder Friedhelm ist<br />
Inhaber der „Friedhelm Loh Group“, die mehr als<br />
10.000 Menschen beschäftigt und unter<br />
anderem Computer-Schaltschränke herstellt.<br />
(pro)<br />
PREDIGT: „SUCHET<br />
DER STADT BESTES“<br />
ZUM ABSCHLUSS DER<br />
GOTTESDIENSTREIHE „REFORMATION UND<br />
POLITIK“ DER GEMEINDE DER<br />
EVANGELISCHEN KAISER-WILHELM-<br />
GEDÄCHTNISKIRCHE IN BERLIN HAT DER<br />
EHEMALIGE BUNDESGESUNDHEITS-<br />
MINISTER HERMANN GRÖHE AM 23.<br />
NOVEMBER, DEM LETZTEN SONNTAG DES<br />
KIRCHENJAHRES, ÜBER EINEN<br />
ALTTESTAMENTLICHEN BIBELVERS<br />
GEPREDIGT: „SUCHET DER STADT<br />
BESTES“ HEIßT ES IM BUCH DES<br />
PROPHETEN JEREMIA (KAPITEL 29, VERSE<br />
5 - 7).<br />
Liebe Gemeinde!<br />
„Suchet der Stadt Bestes“: So habe ich meine<br />
heutige Predigt überschrieben. „Suchet der<br />
Stadt Bestes“: Das ist eine über 2.500 Jahre alte<br />
und doch fortwährend gültige Aufforderung aus<br />
dem Buch des Propheten Jeremia.<br />
Doch hören wir zunächst genauer hin. Jeremia<br />
schreibt im 29. Kapitel: „So spricht der HERR<br />
Zebaoth, der Gott Israels, zu den Weggeführten,<br />
die ich von Jerusalem nach Babel habe<br />
wegführen lassen: Baut Häuser und wohnt darin.<br />
Pflanzt Gärten und esst ihre Früchte. Nehmt<br />
euch Frauen, und zeugt Söhne und Töchter.<br />
Nehmt für eure Söhne Frauen, und gebt eure<br />
Töchter Männern, dass sie Söhne und Töchter<br />
gebären. Mehrt euch dort, dass ihr nicht weniger<br />
werdet. Suchet der Stadt Bestes, dahin ich euch<br />
habe wegführen lassen, und betet für sie zum<br />
HERRN. Denn wenn ihr’s wohl geht, so geht's<br />
auch euch wohl.“ Soweit die Worte des<br />
Propheten Jeremia.<br />
Liebe Gemeinde, wenn ich gefragt werde ‚Was<br />
treibt Dich als Christ in der Politik an?‘, dann<br />
weise ich gerne auf diesen Vers aus dem Buch<br />
des Propheten Jeremia hin. „Suchet der Stadt<br />
Bestes und betet für sie zum Herrn. Denn wenn<br />
ihr‘s wohl geht, so geht’s auch euch wohl“: So<br />
schreibt der Prophet in seinem Brief an das Volk<br />
Israel. Jeremia schreibt diese Worte an eine tief<br />
verunsicherte Gemeinde. Ein Gottesvolk, das<br />
sich im babylonischen Exil befindet. Dort wartet<br />
es auf Trost und wohl auch auf Rat. Gleichwohl<br />
mag die Aufforderung des Propheten Jeremia<br />
kaum zu glauben sein. Der Stadt, ausgerechnet<br />
dieser Stadt, Bestes suchen? Ausgerechnet hier<br />
in der Verbannung und in der Verzweiflung? Das<br />
klingt fast wie Hohn!<br />
Die Aufforderung „Suchet der Stadt Bestes“ wird<br />
besonders anschaulich, wenn man die gesamte<br />
Bibelstelle, die ich gerade verlesen habe,<br />
betrachtet. Da ist vom Häuserbauen die Rede,<br />
vom Bewohnen und Bepflanzen der Gärten und<br />
Essen ihrer Früchte. Vom Heiraten und<br />
Kindergebären. Und dann folgt der Blick vom<br />
Einzelnen, von seinem privaten Umfeld auf die<br />
Gemeinschaft insgesamt: „Suchet der Stadt<br />
Bestes und betet für sie zum Herrn.“<br />
Jeremia schreibt also nicht: Zieht euch zurück!<br />
Hofft, und wartet ab, ob bessere Zeiten kommen<br />
werden! Nein, Tatenlosigkeit und eine fromm<br />
anmutende Weltflucht kommen nicht in Frage.<br />
Jeremia ruft vielmehr dazu auf: Setzt Euch ein!<br />
Strebt an, was euch möglich ist! Lebt. Baut.<br />
Liebt. Und handelt verantwortlich. Ja, ich bin<br />
überzeugt davon: Unser Glaube motiviert uns zu<br />
solchem Tun für unser Gemeinwesen. Und er<br />
gibt uns dabei auch grundsätzliche ethische<br />
Leitlinien vor.<br />
Wir können als Christinnen und Christen<br />
glaubwürdig die in Jesus Christus offenbar<br />
werdende Menschenfreundlichkeit Gottes nur<br />
bezeugen, wenn wir selbst das uns Mögliche für<br />
eine menschlichere Welt tun. Das ist eine starke<br />
Botschaft. Gestaltend in Stadt und Land<br />
mitzuwirken, sich einzubringen, „die Ärmel<br />
hochzukrempeln“, für das Land und für die<br />
Leute, das Gemeinwohl mitzugestalten: Das ist<br />
ein Auftrag, der beflügelnd wirkt. Und diesen<br />
Auftrag kann jede und jeder von uns ausführen,<br />
14
an ihrer oder seiner Stelle, mit ihrem oder<br />
seinem Auftrag. Und da geht es nicht um<br />
Ministerämter oder die ersten Reihen in<br />
Wirtschaft und Gesellschaft. Jeder ist gefragt,<br />
mit seiner jeweiligen Begabung, mit seiner<br />
ureigenen Leidenschaft dazu beizutragen.<br />
Martin Luther, geradezu der Namensgeber<br />
dieser Predigtreihe zu „Reformation und Politik“,<br />
hat aus der hebräischen Sprache das Shalom<br />
als „der Stadt Bestes“ übersetzt. Shalom, dieser<br />
tiefe, dieser umfassende Begriff, der Frieden und<br />
Gerechtigkeit, aber auch Gemeinschaft heißen<br />
kann oder Wohlergehen. Luther war oft gewiss<br />
ein rastloser Mann, und dies im wahrsten Sinne<br />
des Wortes. Der Stadt Bestes zu suchen und<br />
verantwortlich für das Gemeinwohl zu handeln:<br />
Darauf verstand er sich. Und das brachte er und<br />
brachten auch die übrigen Reformatoren den<br />
Menschen ihrer Zeit nahe, mit Nachwirkungen<br />
bis in unser politisches Gemeinwesen heute.<br />
Lassen Sie mich für diese Auswirkungen der<br />
Reformation drei Beispiele nennen.<br />
Da ist das Thema Reformation und Bildung.<br />
Philipp Melanchthon befasste sich schon in<br />
seiner Antrittsvorlesung an der Wittenberger<br />
Universität mit diesen Fragen. Das war Anfang<br />
August 1518, also unmittelbar am Beginn der<br />
Reformation. Allein daran wird deutlich: Auch<br />
Bildungsfragen waren von Anfang besonders<br />
wichtig für die Reformation, ja sie wurde sogar<br />
zu einer Bildungsbewegung in unserem Land. Im<br />
Jahre 1526 hielt Melanchthon in Nürnberg<br />
schließlich eine Grundsatzrede über das „Lob<br />
der neuen Schule“. Hier findet sich eine der<br />
wichtigsten Aussagen zur Bedeutung von<br />
Bildung für das Gemeinwesen. Ich zitiere<br />
daraus: „Wer keine Mühe darauf verwendet,<br />
dass seine Kinder so gut wie möglich unterrichtet<br />
werden, handelt nicht nur pflichtvergessen<br />
gegenüber Gott, sondern verbirgt hinter einem<br />
menschlichen Aussehen seine tierische<br />
Gesinnung. Daher besteht gerade in einer gut<br />
geordneten Bürgerschaft ein Bedarf an Schulen,<br />
in denen die Jugendlichen, die ja<br />
gewissermaßen die Pflanzschule der<br />
Bürgerschaft darstellen, ausgebildet werden<br />
können.“ Eine herrliche Formulierung: „Die<br />
Pflanzschule der Bürgerschaft“!<br />
Damit bin ich bei einem zweiten Punkt: Dem<br />
Gedanken Reformation und Demokratie und<br />
Gewissensfreiheit Dieses schöne Bild von der<br />
„Pflanzschule der Bürgerschaft“ ist treffend und<br />
besonders schön. Es zeigt, dass ein<br />
Gemeinwesen angewiesen ist auf mündige,<br />
gebildete und kritische Bürgerinnen und Bürger.<br />
Die Reformation wies den Weg zur allgemeinen<br />
Schulpflicht. Sie schuf damit eine der wichtigsten<br />
Voraussetzungen für Chancen auf Teilhabe, wie<br />
wir sie heute als selbstverständlich empfinden.<br />
Zugleich gehört die Reformation zur<br />
Vorgeschichte der deutschen Demokratie.<br />
Johannes Calvin etwa prägte ein kirchliches<br />
Leitungs- und Amtsverständnis, das die Ideen<br />
von Machtteilung und Gewaltentrennung, von<br />
demokratischer Legitimation und Repräsentanz<br />
von Macht in den folgenden Jahrhunderten<br />
vorbereitete und grundlegte. Calvin betonte<br />
zugleich die Freiheit des Gewissens vor<br />
menschlichen Gesetzen. In der Zeit des frühen<br />
Calvinismus wurde dieses freiheitliche Denken<br />
noch einmal besonders deutlich gefasst durch<br />
die Erfahrung von Verfolgung und Ausgrenzung.<br />
Deshalb haben Juristen und Theologen dieser<br />
Schule die Grenze zwischen dem Gewissen und<br />
staatlichem Recht deutlich gezogen und betont,<br />
dass das weltliche Recht seinen<br />
Geltungsbereich eben nicht auf persönliche<br />
Überzeugungen des Menschen und nicht auf<br />
sein Gewissen ausdehnen kann und darf.<br />
Und schließlich sei als letztes Beispiel genannt:<br />
Luthers Vorstellung von einer angemessenen<br />
Armenversorgung bereits in Wittenberg und im<br />
sächsischen Leisnig. Hier schuf er eine Art von<br />
Sozialkasse. Einzahlungen in diese städtische<br />
Kasse sollten aus dem Erlös von<br />
Klosterschließungen erfolgen sowie aus<br />
Testamenten und freiwilligen Gaben. Zehn<br />
Vorsteher aus der Stadt verwalteten diese<br />
Kasse. Diese wurde so für die Armenversorgung<br />
genutzt.<br />
Luther entwickelte dabei die „Leisniger<br />
Kastenordnung“. Diese Ordnung ist<br />
gewissermaßen die älteste Sozialschrift des<br />
Protestantismus. Luther ließ sie im Jahre 1523<br />
drucken und empfahl sie auch in anderen<br />
Städten - und dies mit Erfolg. Zugleich war für<br />
Luther stets wichtig: Bevor Geld aus dieser<br />
Kasse gezahlt wurde, sollten auch Bedürftige<br />
arbeiten und sich einbringen, soweit es ihnen<br />
möglich war. Hilfe sollte also stets Hilfe zur<br />
Selbsthilfe sein. Wirksam unterstützt wurde<br />
derjenige, der an seine Grenzen, die Grenzen<br />
seines eigenen Könnens, gestoßen war.<br />
Grenzen. Auch das ist mir ein wichtiger Gedanke<br />
mit Blick auf unseren Vers „Suchet der Stadt<br />
Bestes“. Denn ich will noch einmal<br />
verdeutlichen, was Jeremia nicht schreibt: In<br />
dem Vers steht nichts vom Bau turmhoher<br />
15
Tempel aus kostbarem Marmor oder gar aus<br />
Gold. Da steht nichts von immergrünen<br />
Plantagen, die sich bis zum Horizont erstrecken.<br />
Die Rede ist von Häusern und von Gärten. Und<br />
ich finde die Bibelstelle deswegen auch<br />
besonders wertvoll, weil sie sich an uns und an<br />
unsere Möglichkeiten richtet.<br />
Wir bewegen uns innerhalb von Grenzen, ja wir<br />
stoßen an Grenzen. Das ist eine Tatsache und<br />
auch eine Botschaft dieser biblischen Stelle.<br />
Diese Grenzerfahrung gibt es auch im<br />
politischen Gestalten immer wieder. Und ich<br />
gebe gerne zu: Das ärgert mitunter. Man will<br />
weiterkommen, nicht bei zu kleinen<br />
Kompromissen hängenbleiben und erfährt dann<br />
die Grenzen des Eigenen, dessen was uns<br />
möglich ist. Ja, wir wissen, dass uns nicht alles<br />
gelingen kann, wollen aber dennoch nicht<br />
aufgeben. Und ich glaube, uns kann das<br />
Vertrauen darauf, dass unser begrenztes<br />
Handeln aufgehoben ist in der Gnade Gottes,<br />
hier vor falscher Verzweiflung oder<br />
Selbstüberschätzung bewahren. Denn<br />
Selbstüberschätzung einerseits oder<br />
Ohnmachtsgefühle andererseits sind zwei ganz<br />
verschiedene Gefühlswelten, von denen wir uns<br />
nicht anfechten oder verleiten lassen dürfen.<br />
Deshalb empfinde ich die religiöse<br />
Beteuerungsformel im Amtseid auch eines<br />
Bundesministers „So wahr mir Gott helfe“ als<br />
einen Trost und einen Hinweis darauf, dass wir<br />
in unseren begrenzten Möglichkeiten gefordert<br />
sind, dass uns Mögliche zu tun. Was für ein<br />
Segen, sich selbst nicht überschätzen zu<br />
müssen, sich einzulassen auf die Gnade Gottes.<br />
Liebe Gemeinde, Glaube und Politik, das sind für<br />
mich ganz sicher keine Gegensätze. Vielmehr<br />
ruft uns der christliche Glaube dazu auf,<br />
Verantwortung zu übernehmen, Entscheidungen<br />
zu treffen, politisch zu handeln. Wer sich als<br />
Christ politisch engagiert, der weiß: Ich soll mich<br />
einbringen. Nicht als Zwang, nicht weil Werke<br />
uns vor Gott gerecht machen: Das haben wir<br />
durch die Reformation gelernt. Sondern weil uns<br />
die Schöpfung anvertraut ist, weil wir damit<br />
betraut worden sind, sie zu beackern, sie zu<br />
bebauen.<br />
Kennzeichnend für das Christ-Sein ist also eine<br />
aktive Gestaltung unserer Umgebung - und das<br />
ist ja schließlich Politik. Denn politisch handeln<br />
nicht nur Bundestags- oder<br />
Landtagsabgeordnete oder diejenigen, die sich<br />
in Stadträten, Kreistagsfraktionen oder<br />
Bezirksvertretungen für das Gemeinwesen, für<br />
ihre Nachbarschaft, für ihre Umwelt einsetzen.<br />
Politisch handeln vielmehr auch<br />
Klassensprecherinnen und -sprecher,<br />
Elternvertreterinnen und -vertreter,<br />
Betriebsräte, Mitglieder in Kultur-, Förder- und<br />
Sportvereinen, ehrenamtlich Engagierte in<br />
Stadtteilprojekten, in sozialen Einrichtungen<br />
und in Kirchengemeinden. Und diese Liste<br />
ließe sich weit, weit verlängern. „Suchet der<br />
Stadt Bestes“: Eine Bibelstelle, deren ganzer<br />
Wortlaut eben alle Lebensbereiche umfasst<br />
und die zugleich sehr anschaulich ist.<br />
Natürlich, oft stellt sich die Frage: Worin<br />
besteht „der Stadt Bestes“? Und es gehört auch<br />
zum politischen Tagesgeschehen, dass genau<br />
um diese Fragen und Antworten darauf<br />
gerungen wird. Zur Politik gehören Spannungen<br />
und Konflikte. Auch das Ringen um Einfluss und<br />
Macht - und das nicht nur zwischen politisch<br />
unterschiedlichen Parteien und politischen<br />
Kontrahenten. Und nicht nur in den Fragen des<br />
politischen Alltags, sondern auch in ganz<br />
grundlegenden ethischen Herausforderungen<br />
ringen wir häufig um den rechten Weg. Wie den<br />
Frieden bewahren? Welche Rolle spielen dabei<br />
militärische Mittel? Wie eine menschenwürdige<br />
Begleitung Schwerstkranker und Sterbender<br />
ermöglichen? Was ist Aufgabe des Rechts, und<br />
wo endet die Aufgabe des Rechts in einer so<br />
individuellen Situation?<br />
Darauf geben auch Christinnen und Christen<br />
unterschiedliche Antworten. Und das wird auch<br />
so bleiben, denn wir sind mit Verstand und<br />
eigenem Kopf ausgestattet und von Gott nicht<br />
gleichgeschaltet worden. Auch unter Christinnen<br />
und Christen wird es daher immer wieder<br />
Meinungsverschiedenheiten geben - selbst da,<br />
wo viele sich nach Eindeutigkeiten sehnen.<br />
Wenn ich in diesen Tagen an ganz<br />
unterschiedliche Stellungnahmen auch aus dem<br />
Bereich der Kirchen zur Frage der Zulässigkeit<br />
von Waffenlieferungen an Kurden im Irak oder in<br />
16
Syrien denke: Das ist mitunter schwer, auch in<br />
einer Kirche, solche<br />
Meinungsverschiedenheiten in ganz<br />
grundsätzlichen Fragen auszuhalten. Und dann<br />
ist uns immer wieder aufgegeben zu sehen, ob<br />
wir auch in solchen Meinungsverschiedenheiten<br />
Gemeinsamkeiten entdecken und angemessene<br />
Kompromisse finden können. Ja, faire<br />
Kompromisse, denen nichts Fragwürdiges<br />
anhaftet. Mir liegt mitunter daran, in kirchlichen<br />
Kreisen auch etwas zur Ehrenrettung fairer<br />
Kompromisse zu sagen. Denn in der Politik geht<br />
es immer wieder auch darum, unterschiedliche<br />
Positionen und unterschiedliche Interessen zu<br />
einem fairen Ausgleich, der dem Gemeinwohl<br />
dient, zu führen.<br />
Was uns Christen bei allen<br />
Meinungsverschiedenheiten aber einen sollte,<br />
ist der Glaube an die Gottesebenbildlichkeit des<br />
Menschen, dass jeder Mensch die gleiche<br />
unantastbare Würde hat, unabhängig von<br />
Geschlecht, Hautfarbe, Alter, Religion oder<br />
politischer Überzeugung.<br />
Deshalb empfinde ich bei allen<br />
Auseinandersetzungen auch im politischen<br />
Tagesgeschehen immer wieder, dass es diese<br />
uns einende Überzeugung gibt, die verbindet<br />
und auch trägt. Wie schwierig die Diskussionen<br />
im Parlament, in der Synode oder an anderen<br />
Orten auch sein mögen: Dieser Glaube rüstet<br />
dazu aus, die politischen Wertvorstellungen und<br />
Ideen des anderen anzuerkennen, aufeinander<br />
zuzugehen und sich die Hand zu reichen - im<br />
eigenen Lager oder über Parteigrenzen hinweg.<br />
Gestern hat man bei einer hitzigen Debatte noch<br />
leidenschaftlich um einen umstrittenen<br />
Gesetzentwurf gerungen. Heute aber sitzt man<br />
gemeinsam in der Morgenandacht im<br />
Andachtsraum im Reichstagsgebäude. Geht<br />
das? Ja, das geht. Gott sei Dank! Und so können<br />
Christinnen und Christen auch in all ihren<br />
unterschiedlichen Auffassungen einen Beitrag<br />
für eine gute Streitkultur leisten, auf die eine<br />
Demokratie dringend angewiesen ist.<br />
Was also treibt mich in der Politik an? Die Gnade<br />
Gottes, auf der mein Leben fußt. Das<br />
Bewusstsein für verantwortliches Handeln. Und<br />
das Wissen, dass wir von Gott, dem Schöpfer<br />
unserer Welt, beauftragt sind, das Beste der<br />
Stadt zu suchen.<br />
Amen.<br />
PETER HAHNE Journalist<br />
MUT, VERANTWORTUNG, FAIRNESS<br />
Der profilierte Hauptstadtjournalist ist als<br />
BamS-Kolumnist und TV-Moderator einem<br />
Millionenpublikum bekannt. Für seine Arbeit<br />
erhielt er viele Auszeichnungen, darunter<br />
den Goldenen Gong und den Bambi-<br />
Publikumspreis.<br />
Jörg Steinleitner: Herr Hahne, Ihr aktuelles<br />
Buch zur Wertediskussion heißt "Suchet der<br />
Stadt Bestes. Werte wagen - für Politik und<br />
Gesellschaft". Der Untertitel legt nahe, dass<br />
heute ein gewisser Wagemut dazu gehört, in<br />
Politik und Gesellschaft wertebewusst zu<br />
handeln. Meinen Sie das wirklich?<br />
Peter Hahne: Mut und Demut stehen unserer<br />
Führungselite gut zu Gesicht. Dass es an<br />
beidem mangelt, zeigt der Blick in die täglichen<br />
Nachrichten. Mein Buch will praktischer Ansporn<br />
und Anstoß zu einer Nachricht sein, nach der<br />
man sich richten kann. Wir brauchen<br />
Information, die in Form bringt, die Lebenshilfe<br />
für die Probleme des Alltags bietet. Die enorme<br />
Resonanz zeigt mir, dass hier in der Tat<br />
Nachholbedarf<br />
besteht.<br />
Jörg Steinleitner: Welche ganz konkreten<br />
Ereignisse der jüngeren Vergangenheit lassen<br />
Sie schlussfolgern, dass es mit dem<br />
Wertebewusstsein in Politik und Gesellschaft<br />
nicht weit genug her ist?<br />
Peter Hahne: Das geht von hemmungsloser<br />
Korruption bis zum Wortbruch bei<br />
Wahlversprechen, von der Zunahme der<br />
Schwarzarbeit bis zur Abnahme von Solidarität.<br />
Der Verlust der Werte wie Ehrlichkeit und<br />
Fairness lässt sich sogar in Euro und Cent<br />
17
erechnen, nimmt man nur die Schäden durch<br />
Mobbing oder Versicherungsbetrug. Nein, das<br />
ist längst kein Randthema unserer Gesellschaft<br />
mehr, das trifft mitten ins Herz.<br />
Jörg Steinleitner: Worin sehen Sie das<br />
Hauptproblem?<br />
Peter Hahne: In einem überzogenen<br />
Anspruchsdenken unserer Führungselite, das<br />
sich wie eine Epidemie in alle Schichten der<br />
Gesellschaft ausbreitet. Nach dem Motto: Wenn<br />
die da oben sich kostenlose Luxusflüge und<br />
üppige Managergehälter genehmigen, dann darf<br />
ich doch wohl mein Fahrtenbuch fälschen! Fatal<br />
ist die Demokratieverdrossenheit; und dass so<br />
wenig getan wird, um das Vorurteil aus der Welt<br />
zu schaffen, dass Politik ein schmutziges<br />
Geschäft ist, bei dem man sein Gewissen an der<br />
Garderobe abgeben muss.<br />
Jörg Steinleitner: Können Sie sich erklären,<br />
weshalb das Bewusstsein für Werte in unserer<br />
Gesellschaft in den vergangenen Jahren<br />
abgenommen hat und nun wieder wächst?<br />
Peter Hahne: Unsere Spaßgesellschaft hat in<br />
ihrer Oberflächlichkeit zu lange von einem<br />
falschen Toleranzbegriff gelebt. Jetzt erleidet<br />
man als bittere Bilanz, dass alles gleichgültig<br />
wird, wenn man alles für gleich gültig hält. Den<br />
wahren Wert der Werte erfährt man wohl erst<br />
durch ihren Verlust. Gerade junge Leute sind die<br />
banale Beliebigkeit leid und fragen nach dem,<br />
was unsere Gesellschaft jenseits von Konsum,<br />
Karriere und Kapital zusammenhält, was also<br />
wirklich wichtig ist. Nicht von ungefähr findet<br />
Papst Benedikt XVI. unter der Jugend Beifall,<br />
wenn er der "Diktatur des Relativismus" die<br />
fundamentalen Werte des Christentums<br />
entgegensetzt und versucht, Vernunft und<br />
Glauben in Balance zu bringen.<br />
Jörg Steinleitner: Wenn Sie ein<br />
Zukunftsszenario zeichnen sollten - wie würde<br />
unsere Politik und Gesellschaft in 50 Jahren<br />
aussehen, sollte sich nichts an unserem<br />
Wertebewusstsein<br />
ändern?<br />
Peter Hahne: Es wird sein wie auf der Titanic:<br />
Wir feiern ein Fest, das Orchester spielt – und<br />
die ganze Spaßgesellschaft versinkt auf ihrem<br />
Ego-Trip ohne Kompass und Kapitän im Rausch<br />
der Beliebigkeit in den Abgrund. So befürchtete<br />
es übrigens schon der Nobelpreisträger Werner<br />
Heisenberg in den 1970er Jahren prophetisch,<br />
deshalb mahnen altersweise Politiker wie<br />
Helmut Schmidt Ethik und Führung an. Ich halte<br />
es notfalls mit Erich Kästner: "Es ist besser,<br />
beizeiten Dämme zu bauen, als darauf zu<br />
hoffen, daß die Flut Vernunft annimmt."<br />
Jörg Steinleitner: Welche Kur empfehlen Sie<br />
unserem Land und seinen Menschen?<br />
Peter Hahne: Wir sollten von der Ich-AG, die<br />
wir auf unserem selbstverwirklichenden und<br />
selbstzerstörerischen Ego-Trip zu werden<br />
drohen, zu einer "GmbH" werden, einer<br />
Gesellschaft mit begründeter Hoffnung. Ohne<br />
Hoffnung haben wir keine Zukunft, und Zukunft<br />
gibt es nicht ohne Herkunft. Wir brauchen eine<br />
radikale Umkehr zu den Wurzeln (lat. = radix),<br />
um weiterzukommen. Das muss weniger gelehrt<br />
als gelebt werden. Werte wollen nicht als Worte<br />
erfahren werden, sondern als Begegnung.<br />
Jörg Steinleitner: Ihr Buch nimmt sehr stark<br />
Bezug auf die christlichen Werte. Weshalb?<br />
Peter Hahne: Weil ich dieses Buch ja bewusst<br />
als Christ geschrieben habe und mich an das<br />
Deutschland des Grundgesetzes wende. Unsere<br />
Verfassung hat nun mal einen Vor-Satz, eine<br />
Präambel, von der alle weiteren<br />
Grundrechtsartikel unmittelbar abhängen: "In<br />
Verantwortung vor Gott und den Menschen." Es<br />
sind also die christlich-jüdischen Wurzeln, die<br />
unsere Werte wie Menschenrechte,<br />
Menschenwürde und die Gleichheit vor dem<br />
Gesetz so wertvoll machen. Allein die Zehn<br />
Gebote reichten, um Betrug und Anspruchs-<br />
Egoismus, Generationenkonflikte und Mobbing<br />
zu<br />
bekämpfen.<br />
Jörg Steinleitner: Welche anderen Werte<br />
halten Sie für bedeutsam?<br />
Peter Hahne: Auch die finden wir beispielhaft<br />
und aktuell in der uralten Bibel: Nächstenliebe,<br />
Barmherzigkeit, Demut, Mut und Gelassenheit,<br />
um nur einige zu nennen. Oder die preußischen<br />
Tugenden, die selbst SPD-Chef Kurt Beck<br />
wieder betont sehen will: Fleiß, Disziplin,<br />
Leistungsbereitschaft. Es sind die Werte, die<br />
unserer Gesellschaft Lebensqualität und unserer<br />
jungen Generation im Wettbewerb der<br />
Globalisierung Ausbildungschancen geben.<br />
Jörg Steinleitner: Kann man heute als Politiker<br />
– und auch als Unternehmer – tatsächlich noch<br />
Erfolg haben, obwohl man sich vorgenommen<br />
hat, nach gewissen, zum Beispiel christlichen<br />
Werten zu handeln – gibt Ihnen diese<br />
Zuversicht?<br />
Peter Hahne: Dafür stehen zahlreiche<br />
namhafte Unternehmerfamilien (z.B.<br />
Deichmann, Hipp, Loh) und der breite<br />
Mittelstand, bei denen der "ehrbare Kaufmann"<br />
kein verstaubtes Relikt ist. Und dass ein klares<br />
christliches Bekenntnis der politischen Karriere<br />
18
alles andere als schadet, beweisen die beiden<br />
schwarz-roten Vogel-Brüder Bernhard und<br />
Hans-Jochen, um nur zwei zu nennen.<br />
Führungskräfte brauchen Kraft zum Führen,<br />
Ziele und Fundamente, sonst gehen sie im<br />
Wettbewerb unter. Manche Unternehmer sollten<br />
sich lieber Unterlasser nennen, weil sie nichts<br />
mehr unternehmen. Eine Ethik der<br />
Menschlichkeit wird zunehmend zum<br />
Erfolgsfaktor.<br />
Jörg Steinleitner: Welcher Politiker kommt<br />
Ihrem Ideal noch am nächsten und weshalb?<br />
Peter Hahne: In der Geschichte waren das<br />
sozialpolitisch engagierte Christen wie der<br />
Pietist und Volksbank-Gründer Friedrich-<br />
Wilhelm Raiffeisen und der Katholik Adolf<br />
Kolping. Beide haben in ihrer Zeit keine<br />
Schlagzeilen gemacht, aber Spuren in der<br />
Geschichte hinterlassen, die heute noch<br />
beispielhaft sind. Die Wertefrage ist übrigens<br />
längst keine Domäne der Konservativen mehr,<br />
sondern hat die Breite unserer Gesellschaft<br />
erreicht. Wir sehen das konkret an den<br />
"Sternstunden" des Bundestages, wenn ohne<br />
Fraktionszwang und Machtpoker<br />
parteiübergreifend über ethische Grundfragen<br />
wie Sterbehilfe oder Spätabtreibung diskutiert<br />
wird.<br />
Jörg Steinleitner: Was will uns der Spruch<br />
"Suchet der Stadt Bestes" sagen?<br />
Peter Hahne: Im biblischen Zitat des Propheten<br />
Jeremia heißt das konkret: "Betet für die Stadt,<br />
damit es Euch gut geht." Und das ist das<br />
Gegenteil von Inaktivität und Hände-in-den-<br />
Schoß-legen. Für wen ich bete, der ist mir nicht<br />
egal, der interessiert mich. Lateinisch "inter<br />
esse", das heißt: dabei sein, sich einmischen,<br />
nicht abseits stehen. Wem der Himmel gewiss<br />
ist, dem kann die Erde nicht gleichgültig sein.<br />
Christliche Weltverantwortung ist das Gegenteil<br />
von frommer Weltflucht.<br />
Jörg Steinleitner: Wie kann jeder Einzelne<br />
unter uns im Alltag "der Stadt Bestes suchen" –<br />
haben Sie einen kleinen praktischen Tipp?<br />
Peter Hahne: Verantwortung übernehmen, wo<br />
immer sie einem vor die Füße fällt: Das beginnt<br />
bei der konkreten Nachbarschaftshilfe, das kann<br />
die Schulsprecherin oder der Elternbeirat<br />
genauso sein wie die Kommunalpolitik oder der<br />
Kirchengemeinderat. Wir brauchen mehr<br />
Vorbilder und weniger Vorschriften. Dazu will<br />
mein Buch informieren, interessieren und<br />
motivieren.<br />
Jörg Steinleitner: Herr Hahne, vielen Dank für<br />
das Gespräch.<br />
EKKEHART VETTER<br />
DEUTSCHE<br />
EVANGELISCHE<br />
ALLIANZ FORMULIERT<br />
IHRE GLAUBENSBASIS<br />
NEU<br />
Der Vorsitzende der Deutschen Evangelischen Allianz,<br />
Pastor Ekkehart Vetter. Foto: Privat<br />
Bad Blankenburg (idea) – Die Deutsche<br />
Evangelische Allianz hat am 12. April eine neu<br />
formulierte Glaubensbasis veröffentlicht. Wie ihr<br />
Vorsitzender, Pastor Ekkehart Vetter<br />
(Mülheim/Ruhr), dazu in einem Schreiben<br />
erläutert, war der erste Grundlagentext bereits<br />
1846 bei der Gründung der Allianz in London<br />
verabschiedet worden. International hätten sich<br />
im Laufe von über 170 Jahren unterschiedliche<br />
19
Textfassungen entwickelt, „die dennoch alle eine<br />
gewisse Nähe haben“. Der für die Deutsche<br />
Evangelische Allianz gültige Text sei 1972 das<br />
letzte Mal sprachlich überarbeitet worden.<br />
Knapp ein halbes Jahrhundert später habe man<br />
dazu erneut die Notwendigkeit gesehen, so<br />
Vetter. An der Überarbeitung sei der Arbeitskreis<br />
für evangelikale Theologie beteiligt gewesen.<br />
Die Evangelischen Allianzen in der Schweiz und<br />
in Österreich habe man zur Beratung<br />
hinzugezogen. Der Hauptvorstand des<br />
evangelikalen Dachverbandes in Deutschland<br />
beschloss den neuen Text am 22. März im<br />
thüringischen Bad Blankenburg. Die<br />
Österreichische Evangelische Allianz hat die<br />
neue Version inzwischen ebenfalls<br />
übernommen. Laut Vetter ist die Glaubensbasis<br />
von großer Bedeutung: „Sie ist der<br />
Bekenntnistext, der unsere gemeinsamen<br />
geistlichen Grundüberzeugungen beschreibt.“<br />
Was in der Glaubensbasis steht<br />
Das Bekenntnis der Allianz, die sich als „ein<br />
Netzwerk von Christen“ bezeichnet, beginnt mit<br />
den Worten: „Wir glauben an den dreieinen Gott,<br />
Vater, Sohn und Heiliger Geist. Er hat die Welt<br />
erschaffen, er liebt sie und erhält sie. Darin zeigt<br />
er seine Souveränität und Gnade.“ Zu Jesus<br />
Christus heißt es: „Der Mensch gewordene Sohn<br />
Gottes ist stellvertretend für alle Menschen<br />
gestorben. Sein Opfertod allein ist die Grundlage<br />
für die Vergebung von Schuld, für die Befreiung<br />
von der Macht der Sünde und für den Freispruch<br />
in Gottes Gericht. Jesus Christus, durch Gott von<br />
den Toten auferweckt, ist der einzige Weg zu<br />
Gott. Der Mensch wird allein durch den Glauben<br />
an ihn durch Gottes Gnade gerecht<br />
gesprochen.“ Im Blick auf die Heilige Schrift<br />
steht dort: „Die Bibel, bestehend aus den<br />
Schriften des Alten und Neuen Testaments, ist<br />
Offenbarung des dreieinen Gottes. Sie ist von<br />
Gottes Geist eingegeben, zuverlässig und<br />
höchste Autorität in allen Fragen des Glaubens<br />
und der Lebensführung.“ In Deutschland gibt es<br />
rund 1.000 örtliche Allianzkreise. Die Deutsche<br />
Evangelische Allianz ist mit 350 Werken eng<br />
verbunden. Sie führt unter anderem die<br />
Allianzgebetswoche mit jährlich rund 300.000<br />
Teilnehmern durch sowie den Gebetstag für<br />
verfolgte Christen und das 30-Tage-Gebet für<br />
die islamische Welt. Die Zentrale des<br />
Dachverbandes befindet sich in Bad<br />
Blankenburg. Generalsekretär ist Hartmut Steeb<br />
(Stuttgart).<br />
Arbeitskreis für evangelikale Theologie: Was<br />
erfreulich ist und wo Fragen bleiben<br />
Der Vorsitzende des Arbeitskreises für<br />
evangelikale Theologie (AfeT), Prof. Christoph<br />
Raedel (Gießen), schreibt in einem Kommentar<br />
für die Evangelische Nachrichtenagentur idea,<br />
dass es neben vielen erfreulichen Aussagen<br />
auch einige Anfragen an den Text gebe.<br />
Theologisch betrachtet, stehe er in Kontinuität zu<br />
den früheren Fassungen. Positiv bewertet<br />
Raedel beispielsweise den hinzugefügten Satz,<br />
dass der Mensch „als Ebenbild Gottes eine<br />
unverwechselbare Würde“ besitze und als<br />
„Mann und Frau geschaffen“ sei: „Damit haben<br />
die lebensethischen und<br />
geschlechtertheologischen Positionen, die<br />
Evangelikale in gesellschaftlichen und<br />
kirchlichen Auseinandersetzungen vertreten,<br />
jetzt einen Ankerpunkt in der Glaubensbasis.“<br />
Gelungen sei auch die Neuformulierung des<br />
christologischen Artikels. Fragwürdig sei<br />
hingegen, dass in der aktuellen Fassung nur<br />
noch davon die Rede sei, dass der Mensch<br />
durch Sünde und Schuld von Gott getrennt sei,<br />
aber nicht mehr, dass er deswegen unter „Gottes<br />
Zorn und Verdammnis“ stehe: „Problematisch ist<br />
dies vor allem in Verbindung mit der<br />
Beobachtung, dass von einem doppelten<br />
Ausgang der Weltgeschichte (also der<br />
Gemeinschaft mit oder Trennung von Gott) nicht<br />
die Rede ist. Doch wenn der Glaube an Christus<br />
rettet, dann hat es doch wohl auch<br />
Konsequenzen, nicht an ihn zu glauben.“ Raedel<br />
kommt daher zu dem Schluss, dass der Text<br />
einige Anliegen der evangelikalen Bewegung<br />
stärker als vorherige Fassungen verdeutliche,<br />
während Punkte wie Gottes Zorn und<br />
Verdammnis noch stärker zurückträten: „Zu<br />
bedenken bleibt: Sich am Sprachempfinden von<br />
Jugendlichen und säkularen Zeitgenossen zu<br />
orientieren, nötigt dazu, den Text der<br />
Glaubensbasis in immer kürzeren Abständen<br />
anzupassen. Das aber scheint mir als Form der<br />
Beschäftigung mit sich selbst wenig<br />
verheißungsvoll.“<br />
---------------------------------------<br />
20
VORWORT ZUM NACHSTEHENDEN<br />
ARTIKEL:<br />
Immer wieder werden uns Fragen nach der<br />
Bibeltreue anderer, christlicher Glaubensrichtungen<br />
gestellt. Die gemeinsame<br />
Bibelausstellung in Erkelenz mit den<br />
evangelischen und katholischen Kirchengemeinden<br />
im letzten Jahr, sowie die noch sehr<br />
frischen, gemeinsamen Anbetungs-zeiten mit<br />
Christen anderer Kirchen aus dem Kreis<br />
Heinsberg machen es vielleicht notwendig,<br />
einmal genauer auf ihre Einstellung zu Gottes<br />
Wort, der Bibel, zu schauen.<br />
Die exczellente Analyse von Prof. Dr. Friedhelm<br />
Jung hilft uns sicher ein großes Stück weiter.<br />
Für uns als Gemeinde gilt:<br />
GOTTES WORT IST WAHR UND<br />
IRRTUMSLOS. DIE BIBEL IST GOTTES<br />
WORT UND SIE IST DAS UNVERRÜCKBARE<br />
FUNDAMENT UNSERES GLAUBENS.<br />
Rüdiger Puchta & Heinz Hepp<br />
DIE STELLUNG DER<br />
KONFESSION ZUR<br />
INSPIRATION UND<br />
IRRTUMSLOSIGKEIT<br />
DER BIBEL<br />
Veröffentlicht am 11. April<br />
2018 aus Bibel und<br />
Gemeinde 111, Band 3 (2011),<br />
Seite 27-42.<br />
PROF. DR. FRIEDHELM JUNG<br />
JG. 1958, VERH., 3 TÖCHTER,<br />
PROFESSOR FÜR<br />
SYSTEMATISCHE THEOLOGIE AM<br />
SOUTHWESTERN BAPTIST THEOLOGICAL<br />
SEMINARY (TEXAS) UND AM<br />
BIBELSEMINAR BONN.<br />
In Theologie und Kirche kommt es immer wieder<br />
zu Streitgesprächen über die Bibel. Ist sie Gottes<br />
Wort oder enthält sie nur Gottes Wort? Ist sie<br />
zuverlässig und ohne Fehler in allen ihren<br />
Aussagen oder sind nur ihre soteriologischen<br />
Abschnitte vertrauenswürdig? Dieser Aufsatz<br />
untersucht, was die christlichen Konfessionen in<br />
ihren Bekenntnisschriften zur Heiligen Schrift<br />
sagen und ob der praktische Umgang mit der<br />
Bibel sich mit den Aussagen dieser<br />
Lehrdokumente deckt.<br />
1. DIE RÖMISCH-KATHOLISCHE KIRCHE<br />
Der Katechismus der katholischen Kirche sagt:<br />
Die inspirierten Bücher lehren die Wahrheit. „Da<br />
also all das, was die inspirierten Verfasser oder<br />
Hagiographen aussagen, als vom Heiligen Geist<br />
ausgesagt gelten muss, ist von den Büchern der<br />
Schrift zu bekennen, dass sie sicher, getreu und<br />
ohne Irrtum die Wahrheit lehren, die Gott um<br />
unseres Heiles willen in heiligen Schriften<br />
aufgezeichnet haben wollte.“<br />
Dieses Katechismus-Zitat stammt aus<br />
der Dogmatischen Konstitution über die göttliche<br />
Offenbarung „Dei Verbum“ und wurde am 18.<br />
November 1965 auf dem II. Vatikanischen Konzil<br />
verabschiedet. Unter den inspirierten Büchern<br />
versteht die katholische Kirche allerdings nicht<br />
exakt das Gleiche wie die evangelischen<br />
Kirchen. Während die protestantischen Kirchen<br />
39 alttestamentliche und 27 neutestamentliche<br />
Bücher zum Kanon zählen – die 39<br />
alttestamentlichen Bücher entsprechen genau<br />
dem Kanon der hebräischen Bibel – umfasst der<br />
Kanon der katholischen Kirche zusätzlich zu den<br />
39 Büchern der Protestanten folgende weitere<br />
Schriften: Tobias, Judit, die zwei Bücher der<br />
Makkabäer, die Weisheit, Jesus Sirach und<br />
Baruch. Somit bekennt die katholische Kirche,<br />
dass insgesamt 46 alttestamentliche und 27<br />
neutestamentliche Bücher inspiriert sind.<br />
Unter Inspiration versteht die römischkatholische<br />
Kirche Folgendes:<br />
Gott ist der Urheber [Autor] der Heiligen Schrift.<br />
„Das von Gott Geoffenbarte, das in der Heiligen<br />
Schrift schriftlich enthalten ist und vorliegt, ist<br />
unter dem Anhauch des Heiligen Geistes<br />
aufgezeichnet worden.“<br />
Jene Menschen, die biblische Texte<br />
niedergeschrieben haben, taten dies also unter<br />
der Anleitung des Heiligen Geistes (2 Tim 3,16;<br />
2 Petr 1,21). Die menschlichen Verfasser waren<br />
jedoch keine willenlosen Roboter. Vielmehr<br />
benutzte der Heilige Geist die Fähigkeiten und<br />
auch Eigenarten der menschlichen Autoren und<br />
leitete sie, genau das zu schreiben, was er<br />
geschrieben haben wollte.<br />
Jeder Katholik ist verpflichtet, die 73<br />
kanonischen Bücher als inspiriert anzuerkennen.
Wer ihre Inspiration in Frage stellt, dem wird der<br />
Ausschluss aus der Kirche angedroht.<br />
Interessant ist die Katechismus-Aussage, dass<br />
die Heiligen Schriften ohne Irrtum die Wahrheit<br />
lehren. Während Ende des 19. und Anfang des<br />
20. Jahrhunderts, als die katholische Kirche von<br />
den Ergebnissen der historisch-kritischen<br />
Bibelforschung erschüttert wurde, päpstliche<br />
Rundschreiben sich ausdrücklich dazu<br />
bekannten, dass die Bibel nicht nur in ihren<br />
soteriologischen und ethischen Aussagen,<br />
sondern in allen ihren Aussagen irrtumslos<br />
sei 7 und daher alle in der Bibel geschilderten<br />
Wunder und auch die von der Naturwissenschaft<br />
angegriffenen Kapitel 1-11 der Genesis als<br />
historische Tatsachen zu verstehen seien , hat<br />
sich seit dem II. Vatikanischen Konzil mehr und<br />
mehr eine soteriologische Engführung im<br />
Verständnis der Irrtumslosigkeit durchgesetzt.<br />
Die Katechismus-Aussage, dass die Bibel die<br />
Wahrheit ohne Irrtum lehrt, die Gott um unseres<br />
Heiles willen in heiligen Schriften aufgezeichnet<br />
haben wollte, wird von vielen Interpreten so<br />
verstanden, dass Gott all das irrtumslos in der<br />
Bibel hat aufzeichnen lassen, was für unser Heil<br />
zu wissen nötig ist. Doch auf rein profanem<br />
Gebiet wird eine Irrtumsmöglichkeit nicht mehr<br />
ausgeschlossen. Dies bedeutet im Klartext, dass<br />
auch in der katholischen Theologie Irrtümer der<br />
Bibel auf historischem oder<br />
naturwissenschaftlichem Gebiet für möglich<br />
gehalten werden.<br />
Doch mit dieser Interpretation widerspricht die<br />
katholische Kirche sich selbst. Denn ihre<br />
anfangs des 20. Jahrhunderts niedergelegten<br />
und im Jahre 1950 im päpstlichen Rundschreiben<br />
„Humani Generis“ bestätigten<br />
Lehrentscheidungen sprechen sich<br />
unzweifelhaft für eine absolute Irrtumslosigkeit<br />
der Bibel in allen ihren Aussagen aus. So<br />
verurteilte Papst Pius X. im Jahre 1907 folgende<br />
modernistische Behauptungen als häretisch und<br />
nicht mit dem katholischen Glauben vereinbar:<br />
Wer glaubt, Gott sei wirklich der Urheber der<br />
Heiligen Schrift, der zeigt große Einfalt oder<br />
Unwissenheit. Die göttliche Eingebung erstreckt<br />
sich nicht in der Weise auf die ganze Heilige<br />
Schrift, dass sie alle ihre einzelnen Abschnitte<br />
von jedem Irrtum frei hielte.<br />
Papst Leo XIII. hatte einige Jahre zuvor in<br />
seinem Rundschreiben „Providentissimus Deus“<br />
noch eindeutiger erklärt:<br />
Vielmehr sind alle Bücher, die die Kirche als<br />
heilig und kanonisch anerkennt, vollständig mit<br />
allen ihren Teilen unter Eingebung des Heiligen<br />
Geistes verfasst. Der göttlichen Eingebung<br />
jedoch kann kein Irrtum unterlaufen. Sie schließt<br />
ihrem Wesen nach jeden Irrtum aus. Mit<br />
derselben Notwendigkeit schließt sie ihn<br />
vollkommen aus, mit der Gott, die höchste<br />
Wahrheit, nicht Urheber eines Irrtums sein kann.<br />
Der kritische Leser wird diesen Zusatz so<br />
verstehen wollen, dass nur soteriologische<br />
Aussagen der Schrift irrtumslos sind<br />
Es darf nun nicht vergessen werden, dass die<br />
zur Diskussion stehende Katechismus-Aussage<br />
ein Zitat aus „Dei Verbum“ ist.<br />
Konzilsverlautbarungen aber sind oft<br />
Kompromisspapiere. Die Formulierung …von<br />
den Büchern der Schrift ist zu bekennen, dass<br />
sie sicher, getreu und ohne Irrtum die Wahrheit<br />
lehren, die Gott um unseres Heiles willen in<br />
heiligen Schriften aufgezeichnet haben wollte, ist<br />
nicht völlig eindeutig und lässt<br />
Interpretationsspielraum, der von den<br />
Verfassern gewollt wurde. Denn während ein<br />
Teil der Konzilsväter der Irrtumslosigkeit in allen<br />
biblischen Aussagen zuneigte, sprach sich ein<br />
anderer Teil für die Irrtumsmöglichkeit in<br />
profanen Bereichen aus. Das Ergebnis war eine<br />
Formulierung, die beiden Gruppen gerecht<br />
wurde. Der unbefangene Leser jener<br />
Formulierung wird die Wahrheit gewiss auf die<br />
ganze Heilige Schrift beziehen und bekennen,<br />
dass alle Aussagen der Bibel – auch die<br />
historischen und naturwissenschaftlichen – ohne<br />
Fehler sind.<br />
Der kritische Leser hingegen wird in dem<br />
Zusatz … die Gott um unseres Heiles<br />
willen … eine Einschränkung erkennen<br />
mögen.<br />
Er wird diesen Zusatz so verstehen wollen, dass<br />
nur soteriologische Aussagen der Schrift<br />
irrtumslos sind. Mit dieser also nicht völlig<br />
eindeutigen Aussage haben die Konzilsväter der<br />
katholischen Theologie auf jeden Fall die<br />
Möglichkeit eröffnet, ihre Stimme im Chor der<br />
historisch-kritischen Bibelausleger zu Gehör zu<br />
bringen, wovon die Exegeten seit über 40 Jahren<br />
auch rege Gebrauch gemacht haben.<br />
Zusammenfassend lässt sich somit feststellen,<br />
dass die katholische Kirche zwar an der<br />
göttlichen Inspiration der Bibel eindeutig festhält<br />
und auch die das Heil betreffenden Aussagen<br />
der Schrift als irrtumslos bezeichnet, jedoch seit<br />
dem II. Vaticanum sich nicht mehr mit<br />
unzweideutiger Klarheit zur Irrtumslosigkeit der<br />
Bibel in allen ihren Aussagen bekennt.<br />
22
2. DIE LUTHERISCHEN UND REFORMIERTEN<br />
KIRCHEN<br />
Dass die Bibel das vom Heiligen Geist inspirierte<br />
Wort Gottes ist, galt den Reformatoren und ihrer<br />
Zeit als so selbstverständlich, dass es in den<br />
Bekenntnisschriften keiner ausdrücklichen<br />
Erwähnung bedurfte. Der ständige Gebrauch der<br />
Heiligen Schrift etwa in der Confessio Augustana<br />
beweist, dass das Schriftprinzip vom ersten bis<br />
letzten Artikel implizit vorhanden ist. Deshalb ist<br />
E. Schlink zuzustimmen, wenn er feststellt:<br />
Stärker als grundsätzliche Erklärungen über die<br />
Schrift erweist der faktische Gebrauch der<br />
heiligen Schrift, dass sie von der<br />
Augsburgischen Konfession als alleinige Norm<br />
anerkannt ist.<br />
Natürlich finden sich in den maßgeblichen<br />
Bekenntnisschriften der Reformationszeit auch<br />
keine Aussagen, die die Inspiration und<br />
Irrtumslosigkeit der Bibel verteidigen. Die<br />
Infragestellung derselben setzte erst 100 Jahre<br />
später mit der Aufklärung ein.<br />
Gleichwohl enthalten die Bekenntnisschriften<br />
Aussagen zur Bibel, aus denen sich<br />
Rückschlüsse auf Inspiration und<br />
Irrtumslosigkeit ziehen lassen. In der Epitome<br />
der Formula Concordiae heißt es gleich am<br />
Anfang:<br />
Wir glauben, lehren und bekennen, daß die<br />
einige Regel und Richtschnur, nach welcher<br />
zugleich alle Lehren und Lehrer gerichtet und<br />
geurteilt werden sollen, sind allein die<br />
prophetischen und apostolischen Schriften<br />
Altes und Neues Testaments … Andere<br />
Schriften aber der alten oder neuen Lehrer,<br />
wie sie Namen haben, sollen der Heiligen<br />
Schrift nicht gleich gehalten, sondern alle<br />
zumal miteinander derselben unterworfen<br />
und anders oder weiter nicht angenommen<br />
werden, dann als Zeugen…<br />
Allein die Heilige Schrift ist nach lutherischer<br />
Überzeugung Richter, Regel und Richtschnur,<br />
nach welcher als dem einigen Probierstein sollen<br />
und müssen alle Lehren erkannt und geurteilt<br />
werden … Glaubensbekenntnisse oder andere<br />
theologische Schriften stehen der Heiligen<br />
Schrift nicht gleich, sondern gelten nur<br />
als Zeugnis und Erklärung des Glaubens. Mit<br />
diesen Formulierungen bekennen sich die<br />
lutherischen Bekenntnisschriften implizit zur<br />
Inspiration der Heiligen Schrift, auch wenn der<br />
Terminus nicht erscheint. Ob sie auch die<br />
Irrtumslosigkeit der Bibel behaupten würden,<br />
lässt sich nicht mit letzter Sicherheit sagen.<br />
Im Unterschied zu den lutherischen<br />
Landeskirchen bekennen sich die lutherischen<br />
Freikirchen ausdrücklich zum unfehlbaren Wort<br />
Gottes<br />
Im Unterschied zu den lutherischen<br />
Landeskirchen bekennen sich die lutherischen<br />
Freikirchen ausdrücklich zum unfehlbaren Wort<br />
Gottes. Lutherische Freikirchen entstanden im<br />
19. Jahrhundert als Antwort auf staatlich<br />
verordnete Unionen mit reformierten Kirchen.<br />
Vor allem das unterschiedliche<br />
Abendmahlsverständnis verbot überzeugten<br />
Lutheranern, eine Union mit Reformierten<br />
einzugehen. Als zweiter Grund für die<br />
Entstehung lutherischer Freikirchen wird die<br />
Bibelkritik genannt, die sich seit Mitte des 19.<br />
Jahrhunderts in protestantischen Kirchen<br />
ausbreitete. Im Jahre 1972 schlossen sich<br />
mehrere lutherische Freikirchen zur<br />
Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche<br />
(SELK) zusammen, der sich 1991 auch die<br />
Evangelisch-lutherische (altlutherische) Kirche<br />
der ehemaligen DDR anschloss.<br />
Die SELK hat heute etwa 35.000 Mitglieder und<br />
ist eine der letzten bewusst konfessionellen<br />
Kirchen. Sie hat die gleiche<br />
Bekenntnisgrundlage wie die lutherischen<br />
Landeskirchen,<br />
kann aber an der Erkenntnis nicht vorbei,<br />
dass die Landeskirchen weitgehend nicht<br />
nach dieser Grundlage handeln: entgegen<br />
ihrem Bekenntnis üben sie Kanzel- und<br />
Abendmahlsgemeinschaft mit den<br />
reformierten und unierten Kirchen; sie<br />
23
gehören dem Ökumenischen Rat der Kirchen<br />
an; sie dulden in ihrer Mitte weithin eine<br />
moderne Theologie, die der Bibel und dem<br />
Bekenntnis widerspricht.<br />
Auch in den reformierten Bekenntnissen findet<br />
man nur selten ausdrückliche Aussagen zu<br />
Inspiration und Irrtumslosigkeit. Nur implizit kann<br />
zumindest auf die Inspiration zurückgeschlossen<br />
werden. So sagt die Confessio Gallicana von<br />
1559:<br />
Wir glauben, dass das in diesen Büchern<br />
enthaltene Wort von Gott ausgegangen ist, von<br />
dem allein es seine Autorität empfängt, und nicht<br />
von Menschen. Und weil es die Richtschnur der<br />
gesamten Wahrheit ist und alles enthält, was<br />
zum Dienste Gottes und unserem Heil<br />
notwendig ist, ist es Menschen nicht erlaubt, ja<br />
nicht einmal den Engeln, etwas hinzuzufügen,<br />
abzutrennen oder zu verändern.<br />
Die Formulierung … und alles enthält, was zum<br />
Dienste Gottes und unserem Heil notwendig<br />
ist …, könnte zu der Annahme verleiten, dass<br />
hier bereits eine in der Neuzeit vorgenommene<br />
Unterscheidung zwischen irrtumslosen<br />
soteriologischen und (möglicherweise)<br />
fehlerhaften naturkundlichen Aussagen vorliege.<br />
Doch mit Sicherheit haben die Verfasser dies<br />
nicht im Blick gehabt. Im 16. Jahrhundert galt die<br />
Bibel in all ihren Teilen und Aussagen als<br />
zuverlässig.<br />
Im Zweiten Helvetischen Bekenntnis von 1566<br />
wird die Heilige Schrift als das wahre Wort<br />
Gottes bezeichnet,<br />
aus dem die christliche Gemeinde die wahre<br />
Weisheit und Frömmigkeit, die Verbesserung<br />
und Leitung der Kirchen, die Unterweisung in<br />
allen Pflichten der Frömmigkeit und endlich<br />
den Beweis der Lehren und den<br />
Gegenbeweis oder die Widerlegung aller<br />
Irrtümer, aber auch alle Ermahnungen<br />
gewinnen müsse…<br />
Das Westminster Bekenntnis von 1647<br />
formuliert ausdrücklich, dass die biblischen<br />
Bücher durch Eingebung Gottes geschrieben<br />
wurden und somit Gott ihr Autor sei. Die Identität<br />
von Bibel und Gottes Wort wird behauptet.<br />
Interessant ist, dass in diesem Bekenntnis<br />
erstmals von der unfehlbaren Wahrheit der Bibel<br />
gesprochen wird. Das Westminster Bekenntnis<br />
grenzt sich mit dieser Formulierung gegen<br />
aufkommende bibelkritische Positionen ab, wie<br />
sie etwa bei Hugo Grotius (1583-1645) in seinen<br />
„Annotationes“ zu finden sind.<br />
3. DIE BAPTISTISCHEN KIRCHEN<br />
Die baptistischen Kirchen haben im Laufe ihrer<br />
über 400-jährigen Geschichte eine Reihe von<br />
Bekenntnissen formuliert, von denen hier vier<br />
Erwähnung finden sollen. Im Unterschied zu den<br />
lutherischen oder reformierten Kirchen, die an<br />
ihren in der Reformationszeit formulierten<br />
Bekenntnissen bis heute festhalten und keine<br />
Veränderungen daran vornehmen, ist es – wie<br />
oben erwähnt – für Baptisten kein Problem, ihre<br />
Bekenntnisse zu überarbeiten und neue Artikel<br />
aufzunehmen, wenn dies als notwendig erkannt<br />
wird. Baptisten billigen Bekenntnissen keinen<br />
normativen Rang zu; der einzelne Christ ist nach<br />
baptistischer Überzeugung in seinem Gewissen<br />
nicht durch ein Bekenntnis, sondern allein durch<br />
die Heilige Schrift gebunden. Folgerichtig<br />
werden in baptistischen Kirchen Lehrfragen nicht<br />
mit dem Hinweis auf ein Bekenntnis<br />
entschieden, sondern immer durch die Bibel<br />
selbst.<br />
Amerikanische Baptisten des 19. Jahrhunderts<br />
hielten die Bibel für irrtumslos<br />
Das Bekenntnis von New-Hampshire aus dem<br />
Jahr 1833, das im 19. Jahrhundert unter den<br />
Baptisten der USA große Anerkennung genoss,<br />
geht gleich im ersten Artikel auf die Bibel ein und<br />
unterstreicht damit die Bedeutung der Bibelfrage<br />
für baptistische Gläubige. Die Verfasser<br />
bekennen sich zur Inspiration der Heiligen<br />
Schrift und betonen, dass die Bibel Gott als ihren<br />
Urheber hat, Rettung als ihr Ziel, und Wahrheit,<br />
ohne jede Beimischung von Irrtum, als ihren<br />
Gegenstand. Die Formulierung ohne jede<br />
Beimischung von Irrtum ist ein deutlicher<br />
Hinweis dafür, dass amerikanische Baptisten<br />
des 19. Jahrhunderts die Bibel für irrtumslos<br />
hielten, eine Überzeugung, die heute<br />
keineswegs mehr die Zustimmung aller<br />
Baptisten findet.<br />
24
Das Glaubensbekenntnis der deutschen<br />
Baptisten aus dem Jahr 1847, das ein ganzes<br />
Jahrhundert lang als angemessener Ausdruck<br />
des Glaubens deutscher Baptisten galt, bekennt<br />
sich in seinem ersten Artikel zu den 66 Büchern<br />
der Heiligen Schrift als wahrhaftig vom Heiligen<br />
Geist eingegeben. Es bezeichnet die Bibel als<br />
die allein<br />
wahre göttliche Offenbarung an das<br />
Menschengeschlecht … und die alleinige<br />
Regel und Richtschnur des Glaubens und<br />
Lebenswandels.<br />
An was die Verfasser dachten, wenn sie von der<br />
allein wahre(n) göttliche(n) Offenbarung<br />
sprachen, lässt sich nach über 160 Jahren<br />
schwer feststellen. Es könnte sich – was aber<br />
eher unwahrscheinlich ist – um eine Abgrenzung<br />
zu anderen „heiligen“ Büchern (etwa dem Koran)<br />
handeln; es könnte aber auch ein Hinweis auf die<br />
Überzeugung der Verfasser sein, dass die Bibel<br />
das irrtumslose Wort Gottes ist. Vielleicht wollten<br />
die Verfasser sogar beide Aspekte in dieser<br />
Formulierung anklingen lassen.<br />
Klare Aussagen zur Inspiration und<br />
Irrtumslosigkeit sucht man in der „Rechenschaft<br />
vom Glauben“ vergeblich<br />
1977 wurde für den deutschsprachigen<br />
Baptismus ein neues Glaubensbekenntnis<br />
veröffentlicht, das den Titel „Rechenschaft vom<br />
Glauben“ trägt. Es bekennt sich in Punkt sechs<br />
dazu, dass die<br />
Verfasser des Neuen Testaments … unter<br />
der Leitung des Heiligen Geistes Zeugnis<br />
abgelegt (haben) von dem in Christus<br />
erschienenen Heil Gottes.<br />
((www.baptisten.org)) Es fällt auf, dass von den<br />
Verfassern des Alten Testamentes nicht<br />
behauptet wird, dass sie unter der Leitung des<br />
Heiligen Geistes geschrieben haben. Ob damit<br />
eine geringere Bedeutung des Alten<br />
Testamentes angedeutet werden soll oder ob<br />
man schlicht übersehen hat, die gleiche<br />
Formulierung auch auf die Autoren<br />
alttestamentlicher Bücher anzuwenden, bleibt<br />
unklar.<br />
Weiter fällt auf, dass die Begriffe „Inspiration“<br />
und „Irrtumslosigkeit“ fehlen. Dafür betont die<br />
„Rechenschaft vom Glauben“, dass die Bibel das<br />
Wort Gottes in Menschenmund ist. Daher seien<br />
auch die biblischen Bücher in ihren Sprachen,<br />
Denkweisen und literarischen Formen den Orten<br />
und Zeiten verhaftet, aus denen sie stammen.<br />
Die Formulierungen in „Rechenschaft vom<br />
Glauben“ sind so gefasst, dass sowohl<br />
Baptisten, die an der Fehlerlosigkeit der Bibel<br />
festhalten (Konservative), wie auch solche, die<br />
die Bibel für fehlerhaft halten (Moderate und<br />
Liberale), mit diesem Bekenntnis leben können.<br />
Klare Aussagen zur Inspiration und<br />
Irrtumslosigkeit, wie sie in früheren baptistischen<br />
Bekenntnissen zu finden sind, sucht man hier<br />
vergeblich.<br />
Das Bekenntnis des weltweit größten<br />
baptistischen Kirchenverbandes, der Southern<br />
Baptist Convention, die etwa 16 Millionen<br />
Mitglieder hat, ist „Baptist Faith and Message“<br />
aus dem Jahre 2000. Das Bekenntnis wurde<br />
erstmals 1925 verfasst und lehnte sich an das<br />
New-Hampshire-Bekenntnis von 1833 an. 1963<br />
erfolgte eine erste Revision, 2000 eine zweite.<br />
Alle drei Fassungen bekennen sich zur<br />
Inspiration der Bibel und betonen, dass die Bibel<br />
wahr ist without any mixture of error. Das<br />
Bekenntnis von 2000 fügt zusätzlich<br />
an: Therefore, all Scripture is totally true and<br />
trustworthy ((www.sbc.net.)) . Dieser Zusatz ist<br />
die Folge einer konservativen Wende, die die<br />
Convention in den letzten Jahren des 20.<br />
Jahrhunderts genommen hat. Freilich muss der<br />
Zusatz nicht im Sinne der Irrtumslosigkeit<br />
interpretiert werden, zumal die Begriffe „inerrant“<br />
und „infallible“ fehlen. Diesem Tatbestand trägt<br />
auch die Realität Rechnung; denn nicht alle<br />
Gläubigen der Convention bekennen sich zur<br />
inerrancy und infallibility der Bibel. Gleichwohl<br />
muss es als erstaunlich gelten, dass eine große<br />
und traditionsreiche Kirche den seit Jahrzehnten<br />
eingeschlagenen Weg in die theologische<br />
Liberalität stoppt und zu konservativeren<br />
Positionen zurückkehrt.<br />
4. DIE METHODISTISCHEN KIRCHEN<br />
John und Charles Wesley wurden gegen ihren<br />
Willen zu Gründern der methodistischen Kirche.<br />
Eigentlich wollten sie nur die anglikanische<br />
Kirche, in der sie als Geistliche dienten,<br />
erneuern, konnten sich aber mit ihren<br />
Vorstellungen von lebendigem Christsein nicht<br />
durchsetzen und bereiteten damit die<br />
Entstehung einer neuen Denomination vor.<br />
Dabei ist der Methodismus keine klassische<br />
Konfession, die wie etwa die lutherische Kirche<br />
auf unverrückbaren Bekenntnissen steht.<br />
Vielmehr gleichen die Methodisten den<br />
Baptisten, insofern für sie die Heilige Schrift die<br />
einzige wirklich zentrale Glaubensgrundlage ist,<br />
nach der jeder Gläubige sich richten soll. Als<br />
Glaubensgrundlage übernahmen die<br />
25
Methodisten die 39 Artikel der anglikanischen<br />
Kirche, allerdings in der verkürzten Form der 25<br />
Artikel aus dem Jahr 1784. Außerdem billigen<br />
sie einigen frühen Predigten John Wesleys einen<br />
bekenntnisähnlichen Charakter zu. In einer<br />
solchen nimmt Wesley auch zur Bibel Stellung<br />
und sagt:<br />
Als Glaubensgrundlage übernahmen die<br />
Methodisten die 39 Artikel der anglikanischen<br />
Kirche in verkürzter Form<br />
Wir glauben zwar, dass alle Schrift von Gott<br />
eingegeben ist (2 Tim 3,16), und darin<br />
unterscheiden wir uns von Juden, Türken und<br />
Ungläubigen. Wir glauben auch, dass das<br />
geschriebene Gotteswort die einzige und<br />
hinreichende Richtschnur für den christlichen<br />
Glauben und das christliche Leben darstellt, und<br />
hierin unterscheiden wir uns grundsätzlich von<br />
den Gliedern der römischen Kirche.<br />
Ein ebenso klares Bekenntnis zur Inspiration der<br />
Bibel findet sich im Deutsch-Englischen<br />
Katechismus von 1903, wo es unter den Fragen<br />
3 und 4 heißt: Was ist die Bibel? Die Bibel ist<br />
nicht Menschenwort, sondern Gottes heiliges,<br />
geoffenbartes Wort. Wer lehrt uns die Bibel recht<br />
verstehen? Der Heilige Geist, der sie<br />
eingegeben hat.<br />
Während die Väter des Methodismus ein klares<br />
Bekenntnis zur Inspiration abgeben, lesen wir<br />
nichts zur Frage der Irrtumslosigkeit der Bibel.<br />
Dies könnte damit zusammenhängen, dass zur<br />
Zeit Wesleys – er lebte von 1703-1791 –<br />
kritische Anfragen an die Bibel noch die<br />
Ausnahme waren und sich Wesley deshalb nicht<br />
gefordert sah, dazu Stellung zu nehmen.<br />
Im heutigen Methodismus lassen sich, wie in<br />
vielen anderen Konfessionen auch, die drei<br />
Flügel „konservativ, moderat und liberal“<br />
erkennen. Während es nur noch wenige<br />
konservative Methodisten gibt, die an der<br />
Irrtumslosigkeit der Bibel festhalten, ist die Zahl<br />
der moderaten und liberalen Methodisten klar in<br />
der Mehrheit.<br />
5. DIE BRÜDERGEMEINDEN<br />
Eine Glaubensgemeinschaft, die ganz ohne<br />
Bekenntnisse auskommt, sich aber dennoch zu<br />
den in diesem Artikel behandelten Themen<br />
äußert, ist die auf John Nelson Darby (1800-<br />
1882) zurückgehende Brüderbewegung.<br />
Aufgrund von Spaltungen unterscheidet man die<br />
„Offenen Brüder“ von den „Geschlossenen<br />
(oder: Exklusiven) Brüdern“. Beide Richtungen<br />
sind weltweit anzutreffen. Während die<br />
„Geschlossenen“ sehr stark die auf Darby<br />
zurückgehende Lehre der Absonderung betonen<br />
und kaum Kontakte zu Christen anderer Kirchen<br />
pflegen, arbeiten die „Offenen“ mit Christen<br />
anderer Bekenntnisse – vor allem im Rahmen<br />
der Evangelischen Allianz – zusammen. Die<br />
Brüdergemeinden sind gekennzeichnet durch<br />
eine starke Betonung der Unabhängigkeit der<br />
Ortgemeinde, des allgemeinen Priestertums der<br />
Gläubigen (verbunden mit einer<br />
unterschwelligen Ablehnung von ordinierten<br />
Pastoren) und der Irrtumslosigkeit der Bibel.<br />
Bekannt geworden sind die Brüdergemeinden<br />
vor allem durch ihre „Elberfelder<br />
Bibelübersetzung“, die sich durch eine sehr<br />
genaue Wiedergabe des hebräischen und<br />
griechischen Grundtextes auszeichnet und auch<br />
unter Christen anderer Konfessionen verbreitet<br />
ist. Die Brüdergemeinden bekennen völlige<br />
Zuverlässigkeit und einzige Autorität der<br />
Heiligen Schrift in allen ihren Aussagen<br />
Die Brüdergemeinden bekennen<br />
die göttliche Eingebung der ganzen Heiligen<br />
Schrift, ihre völlige Zuverlässigkeit und<br />
einzige Autorität in allen ihren Aussagen.<br />
Damit gehört die Brüderbewegung zu den<br />
konservativen Kirchen, die sich nicht nur für die<br />
Inspiration, sondern auch für die Irrtumslosigkeit<br />
der Bibel ausspricht.<br />
6. DIE FREIEN EVANGELISCHEN GEMEINDEN<br />
In Deutschland entsteht die erste Freie ev.<br />
Gemeinde (FeG) durch Hermann Heinrich Grafe<br />
in Wuppertal-Elberfeld im Jahre 1854. Seit<br />
dieser Zeit ist der Bund FeG kontinuierlich<br />
gewachsen und hat in Deutschland etwa 40.000<br />
Mitglieder; weltweit rechnen sich knapp eine<br />
Million Gläubige zu Freien ev. Gemeinden. Die<br />
FeG betont das allgemeine Priestertum aller<br />
Gläubigen und lehrt und praktiziert die<br />
Glaubenstaufe. Im Unterschied zu<br />
Baptistengemeinden muss ein Mitglied einer<br />
FeG aber nicht unbedingt die Glaubenstaufe<br />
empfangen haben. Wer als Säugling in einer<br />
evangelischen Landeskirche getauft wurde und<br />
diese Taufe als für sich gültig bezeichnet, der<br />
kann ohne eine erneute Glaubenstaufe Mitglied<br />
einer FeG werden, sofern er bekennt, durch<br />
Bekehrung und Glaube an Jesus Christus die<br />
Erneuerung seines Lebens erfahren zu haben.<br />
FeG-Theologen: Begriffe wie „Irrtumslosig- keit“<br />
oder „Unfehlbarkeit“ wären der Bibel<br />
wesensfremd<br />
Der Bund FeG hat außer dem Apostolikum kein<br />
Bekenntnis. Da das Apostolikum nichts zur<br />
26
Schriftlehre sagt, findet man auch keine für alle<br />
FeG-Gläubigen gültigen Aussagen zur Heiligen<br />
Schrift. Maßgebliche Theologen des Bundes<br />
FeG haben sich jedoch immer zur Inspiration der<br />
Bibel bekannt. Der frühere Rektor des<br />
Theologischen Seminars der Freien ev.<br />
Gemeinden, Jakob Millard, fasste zusammen,<br />
was bis heute Konsens in den Gemeinden ist:<br />
Wir glauben an die Inspiration der ganzen<br />
Heiligen Schrift, aber wir glauben nicht an ein<br />
bestimmtes Inspirationsdogma.<br />
Begriffe wie Verbal-, Personal- oder<br />
Realinspiration greifen nach Meinung von<br />
Theologen der FeG zu kurz, um das biblische<br />
Inspirationsverständnis angemessen zum<br />
Ausdruck zu bringen. Auch „Irrtumslosigkeit“<br />
oder „Unfehlbarkeit“ seien Begriffe, die der Bibel<br />
wesensfremd seien und deshalb auch nicht<br />
benutzt werden sollten. Insofern sind Freie ev.<br />
Gemeinden zu den moderaten Freikirchen zu<br />
zählen, die sich mit der Lausanner Verpflichtung<br />
dazu bekennen, dass die Bibel ohne Irrtum ist in<br />
allem, was sie verkündigt. Darunter werden<br />
nach gängiger Interpretation vor allem die<br />
soteriologischen Aussagen der Bibel<br />
verstanden. Biblische Aussagen zu<br />
naturwissenschaftlichen oder historischen<br />
Themen müssen nach diesem Verständnis nicht<br />
in jedem Fall wahr sein. Allerdings gibt es im<br />
Bund FeG nicht wenige Theologen und auch<br />
viele Laien, die an der Irrtumslosigkeit der Bibel<br />
(im Urtext) in allen ihren Aussagen festhalten<br />
und somit zum konservativen Flügel der<br />
Freikirchen zu rechnen sind.<br />
7. DIE CHARISMATISCHEN GEMEINDEN<br />
Unter charismatischen Gemeinden werden hier<br />
sowohl die Gemeinden verstanden, die Anfang<br />
des 20. Jahrhunderts mit dem Aufkommen der<br />
Pfingstbewegung entstanden sind, als auch<br />
jene, die ab 1960 im Zuge der charismatischen<br />
Erneuerungsbewegung ins Dasein traten. Beide<br />
Strömungen weisen ein fast identisches<br />
Frömmigkeitsprofil auf und sind auch in ihren<br />
Lehrüberzeugungen sehr ähnlich. Die pfingstlich-charismatische<br />
Bewegung ist der am<br />
schnellsten wachsende Teil der Christenheit. Die<br />
größten Wachstumsraten trifft man heute in<br />
Südamerika und Afrika, wo ein Jahreswachstum<br />
von über fünf Prozent normal ist. Die Zahl der<br />
Anhänger wurde bereits im Jahr 2000 auf<br />
weltweit 350 Millionen geschätzt; heute geht<br />
man von über 500 Millionen aus)<br />
Die pfingstlich-charismatischen Gemeinden<br />
lehren in der Regel sowohl die Inspiration wie<br />
auch die Irrtumslosigkeit der Bibel, gehören also<br />
zu den konservativen Freikirchen. Die im<br />
deutschen „Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden<br />
KdöR“ (BFP) zusammengeschlossenen<br />
600 Gemeinden formulieren in<br />
ihrem Glaubensbekenntnis:<br />
Wir glauben an Jesus Christus, das<br />
fleischgewordene Wort Gottes, gezeugt vom<br />
Heiligen Geist und geboren von der Jungfrau<br />
Maria. In ihm hat Gott sich uns Menschen<br />
endgültig zum Heil geoffenbart. Davon gibt<br />
die Bibel, die von Gottes Geist inspirierte<br />
Heilige Schrift des Alten und Neuen<br />
Testamentes, als unfehlbare Richtschnur<br />
unseres Lebens, Denkens und Handelns<br />
Zeugnis.)<br />
In den Glaubensgrundlagen verschiedener<br />
charismatischer Zentren fehlen die Begriffe<br />
„unfehlbar“ und „irrtumslos“<br />
In den Glaubensgrundlagen von verschiedenen<br />
neucharismatischen Gemeinden wie<br />
Christliches Zentrum Frankfurt oder Christliches<br />
Zentrum Düsseldorf<br />
fehlen die Begriffe „unfehlbar“ und<br />
„irrtumslos“.) Dies mag ein Hinweis dafür sein,<br />
dass sich Teile der charismatischen Bewegung<br />
vom konservativen zum moderaten Typus<br />
bewegen, wobei allerdings die Inspiration selbst<br />
nicht zur Disposition steht.<br />
Gekürzter Artikel. Orthodoxe Kirche und<br />
Anglikanische Kirche sind, entgegen der<br />
Ursprungsfassung, nicht enthalten. (HH)<br />
Ich bitte aber nicht allein für sie, sondern<br />
auch für die, die durch ihr Wort an mich<br />
glauben werden, dass sie alle eins seien. Wie<br />
du, Vater, in mir bist und ich in dir, so sollen<br />
auch sie in uns sein, auf dass die Welt<br />
glaube, dass du mich gesandt hast. Und ich<br />
habe ihnen die Herrlichkeit gegeben, die du<br />
mir gegeben hast, auf dass sie eins seien,<br />
wie wir eins sind, ich in ihnen und du in mir,<br />
auf dass sie vollkommen eins seien und die<br />
Welt erkenne, dass du mich gesandt hast<br />
und sie liebst, wie du mich liebst.<br />
Johannes 17: 20-23<br />
27
Unser<br />
„Marschbefehl“<br />
Von Heinz Hepp<br />
Empfohlene Bibelstellen zu Nachlesen:<br />
1. Petrus 3:15, Matthäus 28:19-20, und 24:36,<br />
Betrachteter Text: Apostelgeschichte 1:4-11<br />
Für mich ist das eine merkwürdige, fremdartig<br />
klingende Überschrift. Ich war nicht bei der<br />
Bundeswehr und habe auch von keinem<br />
Menschen bisher (Conny vielleicht<br />
ausgenommen) einen Marschbefehl bekommen.<br />
Und doch fiel mir kein besserer Titel ein, weil wir<br />
keine Wahlmöglichkeit bekommen oder höflich<br />
von Jesus gebeten werden. Er gibt uns Order –<br />
und wir werden zu Befehlsempfängern!<br />
Am 10. <strong>Mai</strong> feiern wir die Himmelfahrt Jesu. Die<br />
heutige Schrift zeichnet die Geschichte auf. Und<br />
während Jesus sich mit seinen Jüngern<br />
unterhält, sehen wir, wie er ihren Fokus von<br />
zeitlich auf ewig verschiebt. er erweitert ihre<br />
Perspektive von national auf international; er<br />
ändert ihre Einstellung vom Stolz zum Dienst.<br />
Lasst uns also die Geschichte anschauen und<br />
sehen, ob Jesus uns auch verändern will.<br />
Das erste, was ich lerne, ist:<br />
1. ÜBERLASSE GOTTES WERK - GOTT.<br />
Jesus spricht von der Macht der Ausgießung des<br />
Heiligen Geistes. Die Jünger erinnern sich<br />
zweifellos an Propheten wie Joel, die die<br />
Ausgießung des Heiligen Geistes mit der<br />
Befreiung Israels verbunden haben. So fragt<br />
einer von ihnen: "Ist es an der Zeit, Herr, dass du<br />
Rom stürzen und die Regierung übernehmen<br />
wirst?" Und vielleicht ist da auch ein wenig Stolz<br />
und Anspruch, wie: "Ist das unsere Zeit, mit dir<br />
zu regieren?"<br />
Jesus tadelt nicht. Er leitet einfach um. Zuerst<br />
antwortet er freundlich: " Er sprach aber zu<br />
ihnen: Es gebührt euch nicht, Zeit oder Stunde<br />
zu wissen, die der Vater in seiner Macht<br />
bestimmt hat." Mit anderen Worten: "Es geht<br />
euch nichts an. Dies ist Gottes Werk, nicht euers.<br />
" Von dem Tage aber und von der Stunde weiß<br />
niemand, auch die Engel im Himmel nicht, auch<br />
der Sohn nicht, sondern allein der Vater."<br />
(Matthäus 24:36). Wenn Jesus nicht weiß, wann<br />
er zurückkehren wird, warum sollten es dann die<br />
Jünger wissen?<br />
Ihr Lieben, wenn ihr jemals hört, dass eine<br />
Person oder Gruppe vorausgesagt hat, wann<br />
Jesus zurückkehren wird, kannst du sicher sein,<br />
dass sie falsch liegen. Warum? Weil das Gottes<br />
Sache ist und nicht unsere. Niemand weiss es,<br />
nur der Vater!<br />
Manchmal versuchen wir, uns in Gottes Sache<br />
einzumischen. In der Tat, wenn wir uns Sorgen<br />
28
machen, mischen wir uns ein. Dinge und<br />
Umstände, die wir nicht kontrollieren können,<br />
sind Gottes Sache. Wir müssen unsere Sorge in<br />
Gebet umwandeln und es bei Gott lassen. "Lass<br />
los und lass Gott wirken," sagt ein geflügeltes<br />
Wort. Das Leben wird so viel leichter, wenn wir<br />
lernen, das zu tun. Der Theologe Reinhold<br />
Niebuhr schrieb das Gelassenheitsgebet:<br />
Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge<br />
hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,<br />
den Mut, Dinge zu ändern, die ich<br />
ändern kann, und die Weisheit, das eine<br />
vom anderen zu unterscheiden.<br />
Das Gebet geht noch weiter:<br />
…einen Tag nach dem anderen zu<br />
leben,<br />
einen Moment nach dem anderen zu<br />
genießen.…Entbehrung als einen Weg<br />
zum Frieden zu<br />
akzeptieren.…anzunehmen, wie Jesus<br />
es tat:<br />
Diese sündige Welt, wie sie ist und<br />
nicht, wie ich sie gern hätte.…zu<br />
vertrauen, dass Du alles richtig machen<br />
wirst, wenn ich mich Deinem Willen<br />
bedingungslos ausliefere. So dass ich in<br />
diesem Leben vernünftig glücklich sein<br />
könnte, und richtig glücklich mit Dir, in<br />
Ewigkeit im nächsten. Amen.<br />
Wir können Gottes Sache getrost bei Gott<br />
lassen. In der Losung von gestern stand<br />
(23.04.2018): Alle eure Sorge werft auf ihn; denn<br />
er sorgt für euch. 1.Petrus 5,7<br />
Jetzt wird es herausfordernd:<br />
• Wir brauchen uns keine Sorgen darüber zu<br />
machen, wann Jesus zurückkehren wird.<br />
• Und wir müssen uns nicht die Freude an<br />
Jesus und unserem Leben durch unsere<br />
Sorgen zerstören lassen.<br />
• Wir müssen uns nicht darum sorgen, dass<br />
andere Menschen sich verändern.<br />
• Wir brauchen uns keine Sorgen um unsere<br />
Familienmitglieder oder Freunde zu machen.<br />
• Wir müssen uns nicht an den Stellen um<br />
unsere Gesundheit sorgen, die wir nicht<br />
beeinflussen können.<br />
• Wir brauchen uns keine Sorgen um unsere<br />
Finanzen zu machen.<br />
Wir können für diese Dinge beten und sie Gott<br />
anvertrauen (übergeben).<br />
Worum wir uns sorgen müssen ist, dass wir in<br />
einer lebendigen Beziehung zu Jesus sind.<br />
(Predigt am 22.4.)<br />
Sorgen abgeben und befreit leben, dann wachst<br />
du eines Morgens auf und begreifst, dass du<br />
nicht selbst der Herr des Universums bist. Das<br />
ist eine heilvolle Entdeckung. Wenn wir Gottes<br />
Sache Gott überlassen, haben wir mehr Zeit, um<br />
das Zweite zu tun, was mir in Apg. 1 aufgefallen<br />
ist:<br />
2. WIR DÜRFEN IN DER KRAFT DES HEILIGEN<br />
GEISTES JESU ZEUGEN SEIN.<br />
Jesus kritisiert die Jünger nicht wegen ihrer<br />
anmaßenden Frage. Er leitet sie einfach auf<br />
einen anderen, größeren Komplex um. Er sagt:<br />
"Du verwechselst hier etwas, das größer ist als<br />
nur Israel. Dein Auftrag ist größer. Wir reden<br />
über die ganze Welt hier! "Und er gibt ihnen ihren<br />
Marschbefehl, der auch unser Marschbefehl ist:<br />
Er sagt in Vers 8: "…aber ihr werdet die Kraft des<br />
Heiligen Geistes empfangen, der auf euch<br />
kommen wird, und werdet meine Zeugen sein in<br />
Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und<br />
bis an das Ende der Erde."<br />
Beachten wir, dass Gottes Auftrag mit Gottes<br />
Kraft beginnt. Wir bekommen nichts, weil wir es<br />
verdienen; wir bekommen es einfach geschenkt.<br />
Die Jünger werden genau dies zehn Tage später<br />
entdecken. Da war Kraft im Überfluss, als der<br />
Heilige Geist auf sie fiel. Wir entdecken es auch<br />
in dem Moment, in dem wir unser Leben Christus<br />
anvertrauen. Wenn wir Gott bitten, unsere<br />
Sünden zu vergeben und unser Leben in die<br />
Hand zu nehmen, dann setzt Gott uns in Brand<br />
mit senem Heiligen Geist.<br />
Und der Heilige Geist gibt uns Kraft. Das<br />
griechische Wort für Macht ist hier "Dunamis",<br />
von dem wir unser Wort "Dynamit" oder<br />
"Dynamisch" erhalten. Gottes Macht ist<br />
explosive Macht!<br />
Wenn wir diese Kraft empfangen, sagt Jesus,<br />
dass wir seine "Zeugen" werden. Ich erinnere<br />
mich an einen Clip der „Peanuts“, Lucy<br />
beschließt, Zeugin Jesu zu sein. Sie sagt zu<br />
Charlie Brown: "Ich wäre ein großartiger<br />
Evangelist geworden." Charlie Brown antwortet:<br />
"Ist das so?" Lucy sagt: "Ja, ich habe diesen<br />
Jungen in der Schule vor mir überzeugt, dass<br />
meine Religion besser ist als seine Religion.<br />
"Charlie Brown fragt:" Nun, wie hast du das<br />
gemacht? "Lucy antwortet:" Ich habe ihm mit<br />
meiner Frühstücksdose auf den Kopf<br />
geschlagen."<br />
Lucy ist ein bisschen weit mit ihrem „Zeugen“<br />
gegangen. Vor einem Gericht bestätigt ein<br />
Zeuge nur, was er oder sie gesehen hat; Nur die<br />
29
Fakten. Das ist alles, was wir tun müssen. Wir<br />
müssen keine großen Theologen sein, die die<br />
verborgenen Bedeutungen der Offenbarung<br />
auspacken. Wir müssen nur sagen können: "Das<br />
ist es, was Gott in meinem Leben tut. Das macht<br />
mein Leben anders mit Jesus. "Niemand kann<br />
dein persönliches Zeugnis abstreiten, weil es ja<br />
deine individuelle Erfahrung ist. Es ist deine<br />
Geschichte. Und wenn du sie nicht teilst, wird sie<br />
nicht geteilt werden.<br />
Es ist interessant, dass das griechische Wort für<br />
Zeuge das Wort "Märtyrer" ist. In der Bibel<br />
bedeutete es oft, dass man als Zeuge eines<br />
Märtyrers sein Leben geben musste, was heute<br />
noch in einigen Teilen der Welt geschieht. Das<br />
Teilen unseres Zeugnisses kann Konsequenzen<br />
haben, aber Gott wird sich um uns kümmern.<br />
Beachte, wohin Jesus seine Anhänger schickt:<br />
"in Jerusalem und in ganz Judäa und Samaria<br />
und bis an die Enden der Erde." Unser<br />
Jerusalem ist genau dort, wo wir leben, in<br />
Erkelenz, Hückelhoven, Wegberg oder<br />
Wassenberg Dort lebten die Jünger gerade.<br />
Judäa ist das größere Gebiet, das Jerusalem<br />
umfasst. Für uns wäre das wie NRW. Samaria<br />
ist das Gebiet nördlich von Jerusalem. Zu Jesu<br />
Zeiten waren die Samariter Halbjuden, verachtet<br />
von israelitischen Juden. Diese<br />
Menschengruppe schließt also jeden ein, den du<br />
verachtest oder auf den du herabsiehst. Kein<br />
Mensch ist ohne Vorurteile. Denk an deine<br />
eigenen. Du sollst auch "diesen Leuten" Zeugnis<br />
geben, denn Gott liebt sie genauso wie er dich<br />
liebt! Und dann, als wenn das nicht schon genug<br />
wäre, sagt Jesus, dass unsere Zeugnis "die<br />
Enden der Erde" einschließt. Das sind alle<br />
anderen. Wenn es darum geht, wo wir Zeugnis<br />
ablegen, sagt Jesus im Grunde: "Wo auch immer<br />
du bist." Das Gebot "Geh und mache Jünger" in<br />
Matthäus 28:19 wird am genauesten übersetzt:<br />
"Wo du gehst, mache Jünger." Mit anderen<br />
Worten Wo auch immer du hingehst, du bist auf<br />
Mission für Jesus. Du bist auf Mission bei deinen<br />
Nachbarn, bei einem Ausflug oder im Urlaub.<br />
Vielleicht heute, wenn du mit deinen Verwandten<br />
telefonierst oder ein Email schreibst. Wohin du<br />
auch gehst, der Heilige Geist zeigt dir, was du<br />
sagen und tun sollst und wann du es sagen und<br />
tun kannst. Höre auf sein Reden und er wird dir<br />
deutliche Hinweise geben. Und dann kommen<br />
wir zu letzten Punkt:<br />
3. SEI BEREIT FÜR JESU WIEDERKUNFT.<br />
Die Jünger Jesu beobachteten, wie der Herr in<br />
die Wolken eintrat. Diese Wolken stehen<br />
symbolisch für Gottes Schechina-Ruhm des<br />
שְׁ כִ ינָה (hebr.: Alten Testaments. (Die Schechina<br />
šəxīnāh) ist in der jüdischen Religion die „Einwohnung“ oder<br />
„Wohnstatt“ Gottes in Israel, die als Inbegriff der Gegenwart<br />
Gottes bei seinem Volk verstanden werden kann.-auf dem<br />
Berg Sanai mit Moses und in der Stiftshütte).<br />
Die Wolke bedeutet die Gegenwart Gottes. So<br />
hat die Gegenwart des Vaters Jesus eingehüllt.<br />
Er verschwindet einfach mit seinem<br />
Himmlischen Vater in den Wolken.<br />
Dann tauchen zwei Engel (Männer) auf und<br />
sagen zu den Jüngern: "Ihr hast lange genug<br />
geschaut. Jetzt ist es an der Zeit, dass ihr euch<br />
an die Arbeit macht." Manchmal genießen wir die<br />
Wärme der Gegenwart Gottes und das dürfen<br />
wir auch. Aber wir müssen auch so langsam<br />
Gottes Anweisungen folgen. Hier versichern die<br />
Engel den Jüngern, dass Jesus genauso<br />
zurückkehren wird, wie er gegangen ist, aus den<br />
Wolken.<br />
Unsere Aufgabe ist es, bereit zu sein. Wie sollen<br />
wir bereit sein? Indem Sie ihm Tag für Tag<br />
dienen und wissen, dass jeder Tag unser letzter<br />
sein könnte. Also, lasst uns nicht nur einen<br />
schönen Tag machen. Lasst uns nach Wegen<br />
Ausschau halten, wo der Heilige Geist uns mit<br />
Dynamitkraft benutzen will. Achten wir darauf,<br />
dass Gottes Absichten sich um uns herum<br />
entfalten und Gott bei seiner Arbeit durch uns<br />
weiterkommt. Lasst uns Gott lieben und<br />
Menschen lieben. Lasst uns Gott vertrauen,<br />
dass er sich um die Dinge kümmert, die wir nicht<br />
kontrollieren können. Dann sind wir bereit, wann<br />
immer es Zeit ist.<br />
Wir sind bereit HERR auf dein Kommen!<br />
ZUSAMMENFASSUNG:<br />
In der Schilderung von Christi Himmelfahrt<br />
erinnert Gott uns daran, Gottes Dinge - Gott zu<br />
überlassen (einschließlich unserer Sorgen),<br />
Gottes Macht zu vertrauen.<br />
Er will unser Zeugnis für ihn durch den Heiligen<br />
Geist kraftvoll machen<br />
Wir wollen auf die Wiederkunft Jesu vorbereitet<br />
sein.<br />
30
Himmelfahrt<br />
Bibeltext: Mk 16,9-20; Lk 24,50-53; Apg 1,3-12<br />
Lehre: Jesus wird als König wiederkommen.<br />
Bibelvers: Apostelgeschichte 1,11b (Luth):<br />
Dieser Jesus, der von euch weg gen Himmel<br />
aufgenommen wurde, wird so wiederkommen,<br />
wie ihr ihn habt gen Himmel fahren sehen.<br />
Habt ihr schon mal jemanden zum Bahnhof<br />
gebracht? Vielleicht war die Oma zu Besuch und<br />
dann habt ihr sie zum Zug gebracht, als sie<br />
wieder heimgefahren ist. Es ist manchmal<br />
traurig, wenn man jemanden verabschiedet.<br />
Aber gleichzeitig kann man sich auf den<br />
nächsten Besuch freuen. So ähnlich ging es den<br />
Jüngern.<br />
Sie hatten mit Jesus eine wunderbare Zeit.<br />
Jesus war gekreuzigt worden, aber er war<br />
wieder auferstanden. Zuerst hatte Maria<br />
Magdalena ihn gesehen. Die Jünger konnten es<br />
erst nicht glauben. Aber schließlich sahen die<br />
Jünger ihn auch. Zwei Jünger waren auf den<br />
Weg nach Emmaus, als Jesus zu ihnen kam und<br />
den Weg mit ihnen ging. Die anderen Jünger<br />
waren in Jerusalem versammelt und Jesus kam<br />
zu ihnen. Schließlich sahen sie alle ihn. Und<br />
nicht nur die 11 Jünger, sondern auch viele<br />
andere, die Jesus nachgefolgt waren, über 500<br />
Leute, sahen Jesus. Immer wieder kam Jesus zu<br />
ihnen und redete mit ihnen. Er erzählte ihnen<br />
vom Reich Gottes. Er erklärte, dass er selbst als<br />
König auf der Erde regieren wird und es dann<br />
überall Frieden gibt. Jesus ist der König der<br />
ganzen Welt, denn er hat mit Gott dem Vater<br />
zusammen die Welt gemacht. Jesus ist<br />
allmächtig und er ist ein guter König, ein König,<br />
der Frieden bringen wird.<br />
Die Jünger hatten schon darauf gewartet, dass<br />
Jesus als König regiert. Als er auf dem Esel nach<br />
Jerusalem einzog und alle ihm zujubelten, da<br />
dachten sie, jetzt ist es endlich soweit. Aber dann<br />
wurde Jesus gekreuzigt. Sie hatten erst gedacht,<br />
jetzt ist Jesus tot, jetzt ist alles vorbei. Aber als<br />
Jesus auferstanden war, warteten sie wieder<br />
darauf, dass Jesus endlich als König regiert.<br />
„Wann wirst du dein Reich aufrichten?“ fragten<br />
seine Jünger Jesus, „wann wirst du als König<br />
über die Erde regieren?“. „Jetzt ist es endlich<br />
soweit“, dachten sie. „Wir werden mit ihm<br />
zusammen regieren. Jeder wird sehen, dass<br />
Jesus wirklich der König ist.“ Aber Jesus gab<br />
keine genaue Antwort. „Das weiß nur Gott, der<br />
Vater!“ sagte er. Er würde einmal als König<br />
regieren, aber den Zeitpunkt dafür konnten die<br />
Jünger nicht wissen.<br />
Aber Jesus hat versprochen, dass er einmal als<br />
König über diese Erde regieren wird. Und was er<br />
31
versprochen hat, das wird er auch halten. Wir<br />
wissen nicht, wann es ist. Aber er wird einmal als<br />
König regieren. Dann wird es überall Frieden<br />
geben. Denn Jesus ist der beste König, den es<br />
geben kann. Er wird gerecht herrschen und es<br />
wird keine Ungerechtigkeit mehr geben.<br />
Die Jünger sprachen viel mit Jesus darüber. Als<br />
Jesus einmal wieder mit den Jüngern zusammen<br />
war, gingen sie zum Ölberg bei Jerusalem. „Es<br />
gibt viele Menschen, die mich noch nicht<br />
kennen!“ fing Jesus an. „Sie alle sollen erfahren,<br />
was ihr von mir gehört und gesehen habt. Sie<br />
sollen auch wissen, dass ich für sie gestorben<br />
bin und sie Vergebung und ewiges Leben<br />
bekommen können.“ Das hatten die Jünger<br />
erfahren, aber überall auf der Welt gibt es ja<br />
Menschen, die Jesus kennen lernen sollen.<br />
„Geht ihr zu diesen Menschen!“ forderte Jesus<br />
seine Jünger auf. „Sagt ihr ihnen, dass sie<br />
Vergebung haben können. Und erklärt ihnen,<br />
was ihr von mir gelernt habt.“ Die Jünger<br />
schauten sich gegenseitig an. Sie waren nur so<br />
wenige. Sie waren nur einfache Menschen,<br />
Fischer oder Zöllner. Aber ihnen gab Jesus<br />
diesen wichtigen Auftrag. Sie sollten mithelfen,<br />
dass alle Menschen Jesus, den König, kennen<br />
lernen konnten. „Habt keine Angst, ich bin immer<br />
bei euch!“ ermutigte Jesus sie noch.<br />
Jesus wird einmal als König regieren. Aber jetzt<br />
schon ist er der König über die ganze Welt. Alle<br />
sollen ihn kennen lernen. Jesus liebt alle<br />
Menschen. Er will, dass alle Menschen ihn<br />
kennen lernen, auch du. Vielleicht denkst du,<br />
dass du viel zu schlecht bist, um mit Jesus zu<br />
leben. Genau dafür ist Jesus gestorben. Jesus<br />
ist am Kreuz für deine Schuld gestorben. Wenn<br />
du daran glaubst und ihn um Vergebung bittest,<br />
dann nimmt Gott diese Schuld von dir und du<br />
kannst zu ihm kommen. Alle Menschen sollen<br />
das erfahren. Du und auch alle anderen. Jesus<br />
gab den Jüngern den Auftrag, diese Nachricht<br />
weiter zu erzählen.<br />
Während Jesus noch redete, bewegte er sich auf<br />
einmal in die Höhe. Seine Füße berührten nicht<br />
mehr den Boden. Die Jünger schauten ihn<br />
hinterher. Dann kam eine Wolke und verdeckte<br />
Jesus. Jetzt war Jesus nicht mehr zu sehen. War<br />
Jesus verschwunden? Nein, aber er war zu<br />
seinem Vater in den Himmel zurückgegangen.<br />
Der Himmel, in dem Gott wohnt, ist nicht ganz<br />
weit oben oder ganz weit weg. Er ist ganz nah<br />
bei uns, aber es ist eine andere Dimension, die<br />
wir nicht sehen können. Erst, wenn wir sterben,<br />
dann werden wir Jesus wieder sehen. Aber<br />
trotzdem ist er jetzt hier bei uns.<br />
In der Bibel steht (Markus 16,19 lesen)<br />
„Nachdem der Herr Jesus mit ihnen geredet<br />
hatte, wurde er aufgehoben gen Himmel und<br />
setzte sich zur Rechten Gottes.“ Jesus sitzt zur<br />
Rechten Gottes. Vielleicht können wir uns das so<br />
vorstellen. Gott sitzt auf einem Thron und regiert.<br />
Und daneben, an seiner rechten Seite, steht<br />
noch ein Thron für Jesus. Dort sitzt Jesus jetzt<br />
und regiert als König. Er regiert im Himmel und<br />
hat auch auf der Erde alle Macht. Aber trotzdem<br />
regiert Jesus noch nicht direkt als König auf der<br />
Erde. Wir Menschen können selbst entscheiden,<br />
was wir tun. Und leider entscheiden sich viele<br />
gegen Gott. Deshalb gibt es auch viel<br />
Ungerechtigkeit. Aber einmal wird Jesus als<br />
König direkt auf der Erde regieren. Dann haben<br />
wir keinen Bundeskanzler mehr oder andere<br />
Länder keinen eigenen König mehr, dann ist<br />
Jesus der König. Dann gibt es Frieden.<br />
Die Jünger sahen Jesus nach. Sie waren noch<br />
immer verwundert darüber, was passiert war.<br />
Plötzlich sahen sie zwei Männer in weißen<br />
Gewändern bei sich stehen. Es waren Engel.<br />
„Was schaut ihr zum Himmel hinauf?“ fragten die<br />
Engel die Jünger. „Jesus ist nicht mehr zu sehen.<br />
Aber er wird einmal wiederkommen, so dass alle<br />
Menschen ihn sehen können.“ Die Jünger<br />
begriffen: Jesus ist der König. Jetzt regiert er im<br />
Himmel. Aber einmal wird er sichtbar wieder<br />
kommen und auch auf der Erde als König<br />
regieren. Sie fielen nieder und beteten Jesus,<br />
den König, an.<br />
Jesus wird wiederkommen. Darauf können wir<br />
uns auch heute freuen. Wir wissen nicht wann.<br />
Aber wir wissen, dass er sicher wiederkommen<br />
wird. Denn er hat es versprochen. Dann wird<br />
Jesus als Friedenskönig regieren. Darauf kannst<br />
du dich schon jetzt freuen und Gott dafür<br />
danken. Und du kannst anderen von Jesus<br />
erzählen, damit auch sie Jesus, den König,<br />
kennen lernen können.<br />
Die Jünger machten sich auf den Weg nach<br />
Jerusalem. Sie waren voller Freude, denn sie<br />
wussten, Jesus wird wiederkommen und als<br />
König regieren. Überall erzählten sie von Jesus.<br />
Sie gingen in den Tempel und predigten dort von<br />
Jesus, dem König. Und immer wieder dankten<br />
und lobten sie Gott.<br />
32
Christenverfolgung im Iran<br />
Von wem Verfolgung ausgeht<br />
Im Gegensatz zu den benachbarten arabischen<br />
Staaten im Persischen Golf geht im Iran die größte<br />
Bedrohung für Christen von der Regierung aus.<br />
Das iranische Regime definiert den Iran als einen<br />
islamischen Staat, der auf dem schiitischen Islam<br />
basiert, und versucht aktiv, den Einfluss des<br />
schiitischen Islam auszuweiten. Christen und<br />
andere Minderheiten werden als ernsthafte<br />
Bedrohung dieses Plans angesehen.<br />
Obwohl in einigen Berichten der Druck von<br />
Familien und Gemeinschaften auf ehemalige<br />
Muslime, die den christlichen Glauben<br />
angenommen haben, erwähnt wird, ist die<br />
iranische Gesellschaft viel weniger fanatisch als<br />
ihre Führung. Dies ist zum Teil auf den weit<br />
verbreiteten Einfluss des gemäßigteren und<br />
mystischen Sufismus zurückzuführen sowie auf<br />
den Stolz des iranischen Volkes auf die<br />
vorislamische persische Kultur.<br />
Auswirkungen der Verfolgung auf Christen<br />
Die Hardliner innerhalb der iranischen Führung<br />
stehen dem Christentum sehr feindlich gegenüber<br />
und verursachen schwerwiegende Probleme für<br />
alle christlichen Gruppen im Iran, insbesondere<br />
jedoch für Christen mit muslimischem Hintergrund.<br />
Die traditionellen Gemeinschaften armenischer<br />
und assyrischer Christen werden von der<br />
Regierung als das „wahre und traditionelle<br />
Christentum“ dargestellt. Das ist jedoch nur ein<br />
Vorwand, um andere Christen, insbesondere<br />
solche, die früher Muslime waren, als „falsche“<br />
Christen bezeichnen zu können. Die Christen aus<br />
traditionellen Kirchen dürfen Angehörigen ihres<br />
eigenen Volkes in ihrer jeweiligen Muttersprache<br />
predigen, es ist jedoch verboten, Menschen<br />
muslimischer Herkunft (Farsi-Sprachige)<br />
miteinzubeziehen. Obwohl sie formell anerkannt<br />
und gesetzlich geschützt sind, werden sie als<br />
Bürger zweiter Klasse behandelt und berichten,<br />
dass es zu Haftstrafen, körperlichen<br />
Misshandlungen, Belästigungen und<br />
Diskriminierung kommt, wenn sie sich an Muslime<br />
wenden.<br />
Eine weitere Gruppe besteht aus ausländischen<br />
Christen und Arbeitsmigranten aus dem Fernen<br />
Osten (z. B. von den Philippinen oder Südkorea)<br />
und dem Westen, darunter viele Angehörige einer<br />
katholischen, lutherischen oder presbyterianischen<br />
Kirche. Einige Auslandsgemeinden mussten<br />
schließen, nachdem einheimische Christen<br />
muslimischer Herkunft an den Treffen<br />
teilgenommen hatten. Gemeinsame jährliche<br />
Gebetstreffen zwischen Kirchenleitern<br />
verschiedener Konfessionen wurden in der<br />
Vergangenheit ebenfalls aufgrund des Drucks<br />
vonseiten des iranischen Sicherheitsapparates<br />
abgesagt.<br />
Ehemalige Muslime, die den christlichen Glauben<br />
angenommen haben, machen wahrscheinlich die<br />
größte Gruppe von Christen im Iran aus. Sie tragen<br />
die Hauptlast der Verfolgung, insbesondere durch<br />
die Regierung und in einem geringeren Ausmaß<br />
durch ihre (Groß-)Familien und die Gesellschaft.<br />
Im Gegensatz zu den traditionellen Kirchen werden<br />
sie von der Regierung als ein Versuch westlicher<br />
Länder betrachtet, den Islam und die islamische<br />
Regierung des Iran zu untergraben. Die Taufe wird<br />
als öffentliches Zeichen des Übertritts zum<br />
Christentum und damit als Angriff auf den Islam<br />
gesehen und ist daher verboten. Außerdem<br />
werden die meisten Kinder von Christen<br />
muslimischer Herkunft automatisch als Muslime<br />
registriert. Leiter von Gruppen von Christen<br />
muslimischer Herkunft wurden verhaftet, vor<br />
Gericht gestellt und wegen „Verbrechen gegen die<br />
nationale Sicherheit“ zu langen Haftstrafen<br />
verurteilt. Seit 2014 haben vermehrt auch<br />
Mitglieder von Hauskirchen, die nicht als Leiter<br />
tätig sind, solche Strafen erhalten. Aufgrund dieses<br />
hohen Drucks müssen Christen muslimischer<br />
Herkunft sehr vorsichtig sein, und viele von ihnen<br />
leben ihren Glauben isoliert, ohne Gemeinschaft<br />
mit anderen Christen. Es gibt auch eine<br />
wachsende Gemeinschaft iranischer Christen<br />
weltweit, da viele Christen muslimischer Herkunft<br />
im Laufe der Jahre aus dem Land geflohen und<br />
andere Iraner im Ausland Christen geworden sind.<br />
Es gibt eine weitere Gruppe von Christen, die aus<br />
Evangelikalen, Baptisten und Mitgliedern von<br />
Pfingstgemeinden besteht – allerdings ist es<br />
schwierig, eine scharfe Trennung zwischen ihnen<br />
und den Gemeinschaften von Christen<br />
muslimischer Herkunft zu ziehen. Sie haben oft<br />
einen<br />
armenischen, assyrischen, jüdischen oder<br />
zoroastrischen Hintergrund. Andere sind Kinder<br />
oder Enkel von Christen muslimischer Herkunft.<br />
Sie sind der gleichen schweren Verfolgung durch<br />
die Regierung ausgesetzt und werden von der<br />
Gesellschaft diskriminiert, insbesondere wenn sie<br />
sich bei evangelistischen Aktivitäten oder in<br />
Hauskirchen engagieren.<br />
Quelle: Open Doors<br />
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Liebe Geschwister,<br />
wir sind als Gemeinde im<br />
besonderen Masse priveligiert.<br />
Jesus hat uns die Gelegenheit<br />
gegeben, das Missionsfeld „alle<br />
Welt“ sozusagen in unserem<br />
„Jerusalem“ zu erleben. Wir sind<br />
dankbar für unsere Geschwister<br />
aus dem Iran und fühlen,<br />
dass sie ihren Platz hier<br />
bei uns in Erkelenz<br />
gefunden haben. „Unsere<br />
Iraner“ nehmen es nicht<br />
als selbstverständlich und<br />
geben uns immer wieder<br />
zu verstehen, dass wir als<br />
Gemeinde ihre Familie sind.<br />
Ein wenig von ihrer<br />
sprichfreundlichen<br />
Gastfreundschaft durften<br />
wir am 15. April nach der<br />
Gemeindeversammlung<br />
erfahren.<br />
Der Herr segne euch für<br />
aufmunternde, liebevolle und<br />
auch manchmal tröstende<br />
Worte<br />
Rüdiger & Heinz<br />
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