s'Magazin usm Ländle, 29. April 2018
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SCHULDENBERATUNG<br />
Leben die Vorarlberger auf<br />
zu großem Fuß, HerrKopf?<br />
INTER<br />
VIEW<br />
Die Schuldenberatung des Instituts für Sozialhilfe feiert heuer ihr 30-jähriges Bestehen.<br />
Leiter Peter Kopf ist bereits seit 28 Jahren dabei und kennt die vielen Probleme, die eine<br />
Überschuldung mit sich bringt. Er kennt aber auch Möglichkeiten, den oft unüberschaubaren<br />
Schuldenberg abzubauen. Im Gespräch mit Angelika Drnek erklärt er, wie.<br />
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Die meisten kommen<br />
mit vielen schlaflosen<br />
Nächten hinter sich<br />
ins Büro der Schuldenberatung.<br />
Viele<br />
kommen aber auch gar nicht, dabei<br />
könnten sie gemeinsam mit Peter<br />
Kopfund seinen Mitarbeitern genau<br />
jene schlaflosenNächteverhindern.<br />
3000 Klienten besuchen jährlich die<br />
Schuldenberatung. Leben Herr und<br />
Frau Vorarlberger auf zu großem<br />
Fuß?<br />
Darauf darf man es nicht reduzieren.<br />
Vorarlberg ist einLand mit viel<br />
Licht –und daher auch mit Schatten.<br />
Menschen, die vom Wohlstand<br />
überfordert sind, kommen teilweise<br />
unter die Räder,aber man darf nicht<br />
vergessen, dass jeden ein Schicksalsschlag<br />
treffen kann, sei das eine<br />
Scheidung, ein Unfall oder eine<br />
Krankheit. Solche Dinge sind selbst<br />
bei bester Planung nicht vermeidbar.<br />
Aus einer normalen Verschuldung<br />
kann dann eine Überschuldung<br />
werden. Und viele Menschen<br />
haben den Umgang mit Geld einfach<br />
nicht gelernt. Deswegen bieten<br />
wir auch Präventionsangebote<br />
für Jugendliche an. Dabei geht es<br />
darum, wie man Versuchungenwiderstehen<br />
kann und vernünftige<br />
Entscheidungentrifft.<br />
Ist der fahrlässige Umgang mit Geld<br />
ein altes oder ein neues Phänomen?<br />
Dasgab es schon,als ich vor knapp<br />
30 Jahren hier angefangen habe.<br />
Es lässt sich aber beobachten, dass<br />
mittlerweile die Kinder und Kindeskinder<br />
der ersten Klienten von<br />
damals zu uns kommen. Da sind<br />
problematische Familienverhältnisse<br />
im Spiel, in denen der Umgang<br />
mit Geld nicht vermittelt<br />
werdenkonnte.<br />
Warum ist die Zahl der Klienten in<br />
den letzten Jahren so stark angestiegen?<br />
Einerseits liegt das an der zunehmenden<br />
Bekanntheitunserer Institution.<br />
Wir stehen für eine seriöse<br />
und qualitativ hochwertige Beratung.<br />
Vor 20 Jahren habe ich noch<br />
öfter den Satz gehört: „Hätte ich<br />
nur gewusst, dass es euch gibt!“ Andererseits<br />
schwingen wir mit der<br />
wirtschaftlichen Entwicklung mit:<br />
Geht es der Wirtschaft schlecht,<br />
spüren die Menschen das ganz<br />
schnell. Geht es der Wirtschaft besser<br />
–wie jetztetwa–,kommen ebenfalls<br />
viele zu uns, allerdings mit anderen<br />
Voraussetzungen: Sie haben<br />
nun wieder einen Job und denken<br />
über Möglichkeiten der Entschuldung<br />
nach. Etwas, das davor nicht<br />
möglich gewesen wäre. Und natürlich<br />
spielt auch der neu gestaltete<br />
Privatkonkurs eine Rolle. Wir werfen<br />
den Menschen diese Möglichkeit<br />
natürlich nicht nach, aber für<br />
alle, die sich wirklich bemühen, ist<br />
das eine weit bessere Lösung, als<br />
jahre- oder gar jahrzehntelang weiterzuwurschteln.<br />
DerPrivatkonkurs<br />
wirdjetzt innur fünf Jahren abgewickelt,<br />
eine viel bessere Lage<br />
alszuvor mit siebenJahren. <br />
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