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s'Magazin usm Ländle, 29. April 2018

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SCHULDENBERATUNG<br />

Peter Kopf weist in seiner Arbeit auch<br />

immer wieder auf soziale Missstände hin<br />

und sucht nach neuen Möglichkeiten.<br />

besondereein solches Tabuthema?<br />

In Ländern wie Schweden ist das<br />

ganz anders als bei uns. Vielleicht<br />

liegt das an der katholischen Prägung?<br />

Ich dachte lange, dass Sex das<br />

eigentliche Tabuthema in unserer<br />

Gesellschaft ist. Aber da offenbart<br />

sich ja mittlerweile jeder und jede –<br />

und nicht immer zur Freude der Zuhörer.<br />

Aber diese Tabuisierung ist sicherlich<br />

auch ein Grund dafür, warum<br />

ein Privatkonkurs für viele nicht<br />

infrage kommt –weil da alles offengelegt<br />

werden muss. Auch deshalb<br />

freut es mich sehr, dass im vorarlberg<br />

museum gerade unsere Ausstellung<br />

„Wie viel ist genug?“ läuft, die sich<br />

mit genau diesen Themen auseinandersetzt.<br />

Sie haben seit vielen Jahren beruflich<br />

mit Schulden zu tun –haben Sie Ihren<br />

eigenen Kontostand immer im Auge?<br />

Ja. Meine Frau meint, dass ich bereits<br />

berufsgeschädigt bin. Ich bin bei<br />

Finanzen tatsächlich sehr vorsichtig.<br />

Eine Kontoüberziehung kommt nicht<br />

infrage. Auch Anschaffungen wie ein<br />

neues Auto oder Ähnliches werden<br />

erst dann getätigt, wenn genügend<br />

Geld angespart ist. Manchmal sollte<br />

ich vielleicht eine kleine Auszeit nehmen<br />

von meiner Geld-Vernunft. Es<br />

gibt allerdings zwei Dinge, denen<br />

kann ich nicht widerstehen: Bücher<br />

und Ausrüstung für mein Hobby, das<br />

Laufen. Dabin ich ein wenig großzügiger<br />

alssonst.<br />

Fotos: Mathis Fotografie<br />

<br />

Es ist nicht zu spät<br />

••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••<br />

Er war ein Typ, eine Persönlichkeit,eine Legende,<br />

der Hans. Wermit ihm bekannt sein durfte oder gar<br />

befreundet,der konnte sich vonschreiben. Viele hat<br />

er nicht in sein Herz blicken lassen, aber viele haben<br />

um ihn gebuhlt,Berühmte und Normalos, als er<br />

noch der bekannteste Hotelier am Arlbergwar.<br />

Dann erkrankte Hans an einer besonderen Form von<br />

Parkinson, an der er nun schon über ein Jahrzehnt<br />

leidet.Noch immer ganz klar im Kopf,ist der Hans<br />

in seinen Bewegungsabläufenenorm gehandicapt.<br />

Eine ungeheureLangsamkeit hat Besitz vonihm ergriffen.<br />

Es ist ein Leben in übersteigerter Zeitlupe.<br />

Das Heben der rechten Hand –eine Ewigkeit.Die<br />

Antwort auf eine Frage –man hat beinahe vergessen,<br />

dass man sie ihm gestellt hat.<br />

Damals, als sich die Krankheit abzuzeichnen begann,<br />

hat Hans sein Haus bestellt,sich in aller Stille<br />

mit seiner Frau auf sein Altenteil zurückgezogen. Sie<br />

hat ihn gepflegt mit berührender Hingabe, so lange,<br />

bis es über ihreeigenen Kräfte ging. Er war immer<br />

wie aus dem Ei gepellt.Die seine Bekanntschaft gesucht<br />

haben, Berühmte und Normalos, taten sich<br />

nach anderen Bekanntschaften am Arlbergum.<br />

Hans zu kennen war nicht mehr wichtig. So ist das<br />

unter Menschen. Jetzt lebt er im Pflegeheim. Besuche<br />

sind selten. Der Rollator bestimmt den Radius<br />

seiner äußerlichen Welt.Dort im Pflegeheim hat<br />

Hans eine Bekannte aus seinem Dorf am Arlberggetroffen.<br />

Sie kennen sich seit Kindertagen. Sie war<br />

ein Mensch, der vonjedem nur ausgenutzt wurde.<br />

Hans hat stumm mit ihr Kontakt aufgenommen.<br />

Die beiden haben sich angeschaut,wer weiß wie<br />

lang,und kein Wort miteinander geredet.Jetzt sitzensie<br />

ein- oder zweimal am Tagbeisammen an<br />

einem weißen Resopaltisch und malen A<strong>usm</strong>albilder<br />

aus. Es war ihreIdee. Sie wollte als junges Mädchen<br />

Modezeichnerin werden, hatte sich aber nicht<br />

getraut,diesen Wunsch in die Tatumzusetzen. Hans<br />

bestärkt sie, das jetzt nachzuholen. Im Leben sei es<br />

nie zu spät,etwas Neues zu beginnen, ermutigt er<br />

seine an Demenz erkrankte Bekannte.<br />

s’Magazin 9

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