SCHULDENBERATUNG Leben die Vorarlberger auf zu großem Fuß, HerrKopf? INTER VIEW Die Schuldenberatung des Instituts für Sozialhilfe feiert heuer ihr 30-jähriges Bestehen. Leiter Peter Kopf ist bereits seit 28 Jahren dabei und kennt die vielen Probleme, die eine Überschuldung mit sich bringt. Er kennt aber auch Möglichkeiten, den oft unüberschaubaren Schuldenberg abzubauen. Im Gespräch mit Angelika Drnek erklärt er, wie. ••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••• Die meisten kommen mit vielen schlaflosen Nächten hinter sich ins Büro der Schuldenberatung. Viele kommen aber auch gar nicht, dabei könnten sie gemeinsam mit Peter Kopfund seinen Mitarbeitern genau jene schlaflosenNächteverhindern. 3000 Klienten besuchen jährlich die Schuldenberatung. Leben Herr und Frau Vorarlberger auf zu großem Fuß? Darauf darf man es nicht reduzieren. Vorarlberg ist einLand mit viel Licht –und daher auch mit Schatten. Menschen, die vom Wohlstand überfordert sind, kommen teilweise unter die Räder,aber man darf nicht vergessen, dass jeden ein Schicksalsschlag treffen kann, sei das eine Scheidung, ein Unfall oder eine Krankheit. Solche Dinge sind selbst bei bester Planung nicht vermeidbar. Aus einer normalen Verschuldung kann dann eine Überschuldung werden. Und viele Menschen haben den Umgang mit Geld einfach nicht gelernt. Deswegen bieten wir auch Präventionsangebote für Jugendliche an. Dabei geht es darum, wie man Versuchungenwiderstehen kann und vernünftige Entscheidungentrifft. Ist der fahrlässige Umgang mit Geld ein altes oder ein neues Phänomen? Dasgab es schon,als ich vor knapp 30 Jahren hier angefangen habe. Es lässt sich aber beobachten, dass mittlerweile die Kinder und Kindeskinder der ersten Klienten von damals zu uns kommen. Da sind problematische Familienverhältnisse im Spiel, in denen der Umgang mit Geld nicht vermittelt werdenkonnte. Warum ist die Zahl der Klienten in den letzten Jahren so stark angestiegen? Einerseits liegt das an der zunehmenden Bekanntheitunserer Institution. Wir stehen für eine seriöse und qualitativ hochwertige Beratung. Vor 20 Jahren habe ich noch öfter den Satz gehört: „Hätte ich nur gewusst, dass es euch gibt!“ Andererseits schwingen wir mit der wirtschaftlichen Entwicklung mit: Geht es der Wirtschaft schlecht, spüren die Menschen das ganz schnell. Geht es der Wirtschaft besser –wie jetztetwa–,kommen ebenfalls viele zu uns, allerdings mit anderen Voraussetzungen: Sie haben nun wieder einen Job und denken über Möglichkeiten der Entschuldung nach. Etwas, das davor nicht möglich gewesen wäre. Und natürlich spielt auch der neu gestaltete Privatkonkurs eine Rolle. Wir werfen den Menschen diese Möglichkeit natürlich nicht nach, aber für alle, die sich wirklich bemühen, ist das eine weit bessere Lösung, als jahre- oder gar jahrzehntelang weiterzuwurschteln. DerPrivatkonkurs wirdjetzt innur fünf Jahren abgewickelt, eine viel bessere Lage alszuvor mit siebenJahren. 6 s’Magazin
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