KuS 2018-2_GzD
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Aus- und Weiterbildung<br />
David Pepe: Nein, das war abhängig von den Inhalten<br />
– und vom Angebot. Wir hatten bewusst<br />
keinen starren Zeitplan; wir wollten reagieren<br />
können, wenn bei jemandem von uns eine interessante<br />
Arbeit hereinkam.<br />
Das verlangt sehr viel Flexibilität von allen<br />
Beteiligten.<br />
Doris Solenthaler: Das ist so. Was aber zu sagen<br />
ist: Unser Vorgehen war sehr unkonventionell,<br />
und dass das so gut funktioniert hat, war ein<br />
Glücksfall mit den Leuten, die zusammengekommen<br />
sind, und mit dem Stift. Für uns war<br />
es ein Vorteil, flexibel und schnell reagieren<br />
zu können. Für eine andere Konstellation von<br />
Leuten mag es besser sein, den Zeitplan von<br />
Anfang an klar festzulegen.<br />
Wie gross war denn der organisatorische und<br />
administrative Aufwand, den ihr hattet?<br />
Doris Solenthaler.: Es gab schon einiges zu tun.<br />
In anderen Verbänden gibt es zum Teil bereits<br />
eigens hierfür eingerichtete Stellen; Büros,<br />
welche den Einsatzplan für den Stift zusammenstellen<br />
und die ganze Administration –<br />
Lohnzahlung, Versicherung, Kommunikation<br />
«WELLENBEWEGUNGEN<br />
STATT PERMANENTE AN-<br />
SPANNUNG»<br />
mit Ämtern etc. – übernehmen. Die Betriebe<br />
werden dadurch entlastet und können sich an<br />
vorgegebenen Strukturen orientieren, büssen<br />
aber natürlich an Beweglichkeit ein.<br />
Wäre es denkbar, im VSBS eine solche zentrale<br />
Koordinationsstelle zu schaffen?<br />
Doris Solenthaler: Mit den jetzigen Mitteln sehe<br />
ich das nicht. Aber sobald sich mehr Lehrbetriebe<br />
für das Modell «Lehrbetriebsverbund» interessieren,<br />
könnte sich das lohnen – es könnte<br />
für einige Betriebe ein Anreiz zum Mitmachen<br />
sein, wenn sie sich nicht um die Büro-Angelegenheiten<br />
kümmern müssten.<br />
Welche Voraussetzungen muss ein Lehrling<br />
mitbringen, damit er sich für dieses Modell<br />
eignet?<br />
Ruben Pfanner: Sicher Motivation und Lust<br />
zu lernen. Die zwei Jahre waren intensiv, ich<br />
habe in dieser Zeit keine Hobbys mehr gehabt<br />
nebenbei.<br />
Daniel Isler: Ja, eine gewisse Leidenschaft<br />
braucht es.<br />
Doris Solenthaler: Ganz wichtig ist auch Selbstständigkeit.<br />
Ruben Pfanner: Man muss bereit sein, sich<br />
auf verschiedene Lehrmeister, verschiedene<br />
Charaktere einzulassen. Wenn ich zwei<br />
Monate bei Ingrid war und dann zu David<br />
weiterzog – das war eine grosse Umstellung,<br />
da musste ich mich zuerst wieder an David<br />
gewöhnen. Aber gerade diese mehrmaligen<br />
Wechsel waren für mich ein weiterer Hauptvorteil<br />
des Verbunds.<br />
Doris Solenthaler: Ja, wenn man einen einzigen<br />
Lehrmeister hat, und man hat Pech mit dem…<br />
dann wird die Lehrzeit sehr lang.<br />
Ruben Pfanner: Und wenn ein Lehrling vom<br />
Charakter her zum einen Lehrmeister einfach<br />
nicht passt, ist es für beide ein Vorteil, wenn<br />
es Wechsel gibt.<br />
Daniel Isler: Für uns war es auch angenehm,<br />
einen wechselnden Rhythmus zu haben. Wenn<br />
ein Lehrmeister seinen Stift die ganze Lehrzeit<br />
hindurch allein hat, ist er in permanenter Anspannung.<br />
Bei uns hingegen waren es Wellenbewegungen.<br />
Wir hatten einen, zwei Monate<br />
lang eine intensive Zeit, danach konnten wir<br />
wieder in unseren eigenen Alltag zurückkehren.<br />
Dadurch hast du sicher auch insgesamt mehr<br />
zu geben…<br />
Daniel Isler: Ja, du kannst deine Kräfte auf diese<br />
Zeiten hin bündeln und dem Stift eine Powerpackung<br />
an Wissen vermitteln.<br />
Ruben Pfanner: Es kommt natürlich sehr darauf<br />
an, was der Lehrmeister von und mit seinem<br />
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