KuS 2018-2_GzD

Studienreise
Ungewohnter Anblick:
Trajansforum mit weisser
Decke
San Giovanni in Laterano
VON STRASSENÜBERQUERUNGEN UND
ANDEREN MUTPROBEN
«Ingrid!», schreit die ganze Klasse im Chor. Anscheinend
hat sie sich wiedermal in eine waghalsige
Strassenüberquerung gestürzt und steht
nun umzingelt von Autos, deren Besitzer doch
nur friedlich nach Hause wollen, in der Mitte der
Strasse und erzählt erst mal etwas Spannendes
zu einer barocken Kirche, bevor sie auch nur daran
denkt, zur Seite zu gehen. Eine Strasse weiter
bricht jemand in der Klasse in Schweiss aus – je-
der Schüler musste nämlich zu zwei Bauwerken
oder Objekten in Rom ein kurzes Referat halten,
das – oh Schreck – benotet wurde. Doch war hierfür
kein genauer Termin gegeben, da man sich
wegen Planänderungen und Umstrukturierungen
im mühevoll zusammengestellten Tagesplan
auf keinerlei Angaben verlassen konnte. Infolgedessen
hoffte natürlich jeder Referent, seinen
Beitrag zur fortgeschrittenen Stunde leisten zu
können, denn jeder Tag war gespickt mit kleinen
Pausen in diversen Bistros, wo man sich zwischen
Kaffee oder Apéro entscheiden konnte, ein
Grossteil der Gruppe sich tendenziell für Letzteres
begeisterte, die allgemeine Stimmung gegen
Abend immer besser wurde und die Referate daher
immer lockerer. Dabei vergass man sogar
beinahe, dass man – zu Freud und Leid der römischen
Bevölkerung – gefühlt knietief im Schnee
stand und man das Gefühl in seinen Zehen schon
vor geraumer Zeit verloren hatte. Das gefrorene
Nass ermutigte Jung und Alt, sich eine Schneeballschlacht
vor dem Kolosseum zu liefern oder
sich über die schlechten Strassenverhältnisse zu
amüsieren. Hin und wieder machte ein Hosenboden
Bekanntschaft mit Asphalt, doch blieben
ernsthafte Unfälle glücklicherweise aus.
Doch was der Schnee mit seinem weissen
Flaum zu überspannen versuchte, war sogar noch
interessanter als der Schnee selbst. Immer wieder
hört oder liest man von Rom und allem, was
sich dort befindet. So ist man – selbst als Fach-
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02/18