1999-4 - Swiss ARTG
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Editorial <strong>1999</strong> / 4 SWISS-<strong>ARTG</strong><br />
Editorial <strong>1999</strong> / 4<br />
Sie sind allgegenwärtig, die kleinen Dinger<br />
in modischem Design: im Restaurant,<br />
in der Eisenbahn, beim Autofahren,<br />
in der Kirche, im Schwimmbad, am See,<br />
im Kino, an jeder Strassenecke, neuerdings<br />
sogar auf dem Pausenhof, auf der<br />
Schulreise und im Klassenzimmer. Die<br />
verantwortlichen Lehrpersonen überlegen<br />
sich zur Zeit ernsthaft, ob sie ein<br />
Verbot für Handys aussprechen sollten,<br />
womit dann natürlich wieder einmal bewiesen<br />
wäre, dass sie zur Spezies der<br />
Ewiggestrigen gehören. Ewiggestrige,<br />
die (angeblich) ihren Computer im Keller<br />
unten stehen haben und sich vehement<br />
gegen alles Neue wehren. Denn heute,<br />
so machen uns blau-, schwarz- und<br />
orange-äugige Zeitgenossen weis, ist es<br />
unabdingbar, jederzeit und überall erreichbar<br />
zu sein. Wieso sollte das in der<br />
Schule anders sein?<br />
Doch halt: Waren nicht wir Amateurfunker<br />
die ersten, welche die weite Welt zusammenrücken<br />
liessen mit unseren Aetherfreundschaften<br />
rund um den Globus?<br />
Waren wir nicht die ersten, welche überall<br />
und immer erreichbar waren? Klar<br />
doch! Ich kann mich noch sehr gut erinnern,<br />
wie wir vor zehn, zwanzig Jahren<br />
bewundert wurden, als wir unser portables<br />
Amateurfunkgerät auf dem Berggipfel<br />
auspackten und mit x-welchen<br />
Leuten über x-welche Dinge, die eigent-<br />
lich niemand der Aussenstehenden so<br />
richtig verstanden hatte, sprachen. Unauslöschlich<br />
auch das Bild, wie bei jedem<br />
Amateurfunktreffen jeder neu Ankommende<br />
stolz sein Handy auspackt,<br />
mitten auf den Tisch stellt, um ja nichts<br />
von den nicht endend wollenden Gesprächen<br />
der umliegenden Relais zu<br />
verpassen.<br />
Und heute? Ruhig ist’s geworden auf<br />
den höheren Phoniebändern des Amateurfunks!<br />
Der grosse Frequenzwechsel<br />
hat längst stattgefunden. Oder kennen<br />
Sie einen OM, der noch kein Natel sein<br />
eigen nennt oder der noch nicht auf dem<br />
WWW reitet? Das muss sicher einer von<br />
den Ewiggestrigen sein, von dem weiter<br />
oben die Rede war.<br />
Der Amateurfunk insgesamt droht von<br />
der Masse der kommerziellen Kommunikation<br />
weggespült zu werden und ist auf<br />
dem besten Weg, in eine tiefe Sinneskrise<br />
zu schlittern. Um aufzutauchen<br />
braucht es einiges an Phantasie und<br />
neuer Ideen. Auch Ihre sind gefragt.<br />
HB9BXQ, Präsident HB9ZRH ++<br />
SWISS-<strong>ARTG</strong> 4 / <strong>1999</strong> 3