November 2008 als pdf herunterladen - Israelitische ...
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© Edi Israel/Flash90<br />
Auch Hunde machten Wahlwerbung...<br />
Rund 4.7 Millionen Israelis waren<br />
auf ge rufen, ihre Stimme bei den Kom -<br />
mu nalwahlen abzugeben. In 159 von<br />
253 Städten und Gemeinden wurden<br />
Bürgermeister und Stadträte gewählt.<br />
nach mehr <strong>als</strong> fünf Jahren Amtszeit<br />
eines streng religiösen Bürgermeisters<br />
in Jerusalem übernimmt ein weltlich<br />
ausgerichteter Geschäftsmann den Pos -<br />
ten. Der 49-jährige High-Tech-Unter -<br />
neh mer Nir Barkat, der mit 52 Prozent<br />
der Stimmen einen klaren Sieg erzielte,<br />
will der größten Stadt israels wieder<br />
zum alten Glanz verhelfen. in seiner<br />
Siegesrede versprach der rechtsorientierte<br />
Politiker, er werde der Bür ger -<br />
meis ter aller Einwohner Jerusalems<br />
sein. Er wolle der zunehmend verarmten<br />
Stadt „die Hoffnung zurückgeben“,<br />
sagte Barkat. Bei der Bürger -<br />
meis terwahl 2003 hatte der smarte Un -<br />
ternehmer gegen den ultra-orthodoxen<br />
Kandidaten Uri Lupolianksi verloren,<br />
der diesmal nicht wieder antrat.<br />
im Wahlkampf konnte der wohlhabende<br />
Geschäftsmann mit seiner<br />
großen Erfahrung im Un ter neh mens -<br />
POLITIK • ISRAEL<br />
Kommunalwahlen in Israel<br />
Jerusalems neuer Bürgermeister Barkat -<br />
Weltlich und rechtsorientiert<br />
bereich glänzen. mit der Computer-<br />
Softwarefirma BRm hat Barkat, der<br />
Com puterwissenschaften und Be -<br />
triebs wirtschaftslehre studierte, ein<br />
Vermögen gemacht. Wahrscheinlich<br />
klangen seine Versprechen, er wolle Je -<br />
ru salem zu „mehr Bildung, mehr Woh -<br />
nun gen, mehr Arbeitsplätzen, mehr Sau -<br />
ber keit und mehr Kultur“ verhelfen,<br />
deshalb für viele Wähler glaubwürdig.<br />
Die Stadt hat seit Jahren mit der Ab -<br />
wanderung tausender junger Arbeits -<br />
kräf te zu kämpfen, von denen viele in<br />
die moderne Küstenmetropole Tel<br />
Aviv ziehen.<br />
Jerusalem hat nach An gaben der<br />
Stadtverwaltung etwa 733.000 Ein woh -<br />
ner, davon mehr <strong>als</strong> 480.000 Juden. 42<br />
Prozent der Einwohner leben unterhalb<br />
der Armutsgrenze. Etwa ein<br />
Drit tel der Juden können laut Jeru sa -<br />
lem-institut <strong>als</strong> ultra-orthodox gelten.<br />
Angesichts der hohen Geburtenrate in<br />
den streng religiösen Familien be sucht<br />
allerdings schon knapp die Hälfte der<br />
Kinder in der Stadt ultra-orthodoxe<br />
Bil dungseinrichtungen.<br />
im Wahlkampf vertrat Barkat <strong>als</strong> un -<br />
abhängiger Kandidat rechtsorientierte<br />
Positionen, obwohl er in der Vergan -<br />
gen heit der Zentrumspartei Kadima<br />
von Außenministerin Tzipi Livni an ge -<br />
hörte, die sich für eine Friedenslösung<br />
mit den Palästinensern einsetzt. Für<br />
Empörung bei Palästinensern und<br />
linksorientierten israelis sorgte Barkat<br />
mit der Ankündigung, er wolle sich<br />
für den Bau Tausender Wohnungen in<br />
Jerusalem - Nir Barkat Wahlwerbung an Hotelfassaden<br />
von Juden bewohnten Vierteln im arabischen<br />
Ostteil Jerusalems einsetzen.<br />
Er sei gegen eine Teilung der Stadt,<br />
be tonte der Vater dreier Töchter während<br />
des Wahlkampfs. Dies war allerdings<br />
auch die Position seines stärks -<br />
ten Rivalen, des ultra-orthodoxen Par -<br />
lamentsabgeordneten Meir Porush.<br />
Die Palästinenser wollen im Ostteil Je -<br />
ru salems, in dem eine Viertelmillion<br />
Ara ber leben, die Hauptstadt eines<br />
künftigen eigenen Staates gründen.<br />
Über Baupläne in Ostjerusalem entscheidet<br />
jedoch nicht der Bürger meis -<br />
ter, sondern die Regierung.<br />
in der Armee diente der in Jeru sa lem<br />
aufgewachsene Barkat sechs Jahre<br />
lang <strong>als</strong> Fallschirmjäger. 1988 gründete<br />
er mit drei Partnern die Computer fir -<br />
ma BRm, eines der ersten Unter neh -<br />
men weltweit, das Antivirus-Software<br />
entwickelte. Aktiv war er aber auch<br />
im sozialen Bereich. Gemeinsam mit<br />
der Hebräischen Universität schuf er<br />
unter anderem die gemeinnützige<br />
Organisation „Snunit“, die sich für den<br />
Gebrauch von Computern in Grund -<br />
schu len einsetzt.<br />
nach der Wahlnieder lage 2003 hatte<br />
Barkat die Jahre <strong>als</strong> Oppositionsführer<br />
im Stadtrat zum Ausbau seines Ein -<br />
flus ses genutzt. Er präsentierte sich <strong>als</strong><br />
Gegenpol zu dem starken streng religiösen<br />
Block. „Jetzt ist der Zeitpunkt für<br />
eine gemeinsame Arbeit für die Stadt ge -<br />
kommen“, sagte Barkat in seiner Sie ges -<br />
rede mit Hinblick auf seine Gegner.<br />
„In Jerusalem gibt es genug Platz für alle.“<br />
Sara Lemel/dpa<br />
22 november <strong>2008</strong>/Cheschwan 5769<br />
© Anna Kaplan / FLASH90