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10 LitArena VIII|Oktober 2017<br />
viel mehr Lyrik gelesen. Auch die vom vorletzten Jahr.<br />
Elisabeth Steinkellner<br />
Interviw<br />
Die Autorin Lydia Mischkulnig plädierte im Symposium<br />
„Bedingungen weiblichen Schreibens“ für ein<br />
bedingungsloses Grundeinkommen. Welche Folgewirkungen<br />
hätte das Einlösen dieser Forderung für<br />
Sie als Autorin?<br />
Erst einmal möchte ich mich Lydia Mischkulnigs Forderung<br />
anschließen. Für mich persönlich würde ein festes<br />
Grundeinkommen ganz einfach bedeuten, dass ich die<br />
anderen, rein dem Geldverdienen gewidmeten Tätigkeiten<br />
zurückschrauben könnte und mehr Zeit für das<br />
Schreiben zur Verfügung hätte. Natürlich würde ich mich<br />
freuen, wenn ich ein Grundeinkommen gewinnen würde,<br />
und habe an der Verlosung, die neulich kursierte,<br />
teilgenommen. Aber das Beste an der Vision ist, dass<br />
das Grundeinkommen bedingungslos für alle eingeführt<br />
werden muss, damit das mit der Egalität wirklich<br />
funktioniert. Insofern finde ich die Auswirkung auf mein<br />
persönliches Schaffen gar nicht so ausschlaggebend,<br />
sondern vielmehr die Idee einer grundlegenden gesellschaftlichen<br />
Veränderung.<br />
2017 schreibt die Stadt Linz erneut den Marianne von<br />
Willemer-Preis aus, der sich explizit an Frauen richtet.<br />
Müssen Frauen an allen Fronten für Gleichberechtigung<br />
kämpfen: sowohl in der Arbeitswelt, als auch im<br />
Literaturbetrieb? Wie sehen Sie das?<br />
Ja, solange es keine Lohngleichheit gibt und Ressourcen<br />
ungleich verteilt werden, geht es überhaupt nicht anders.<br />
Ich würde gern sehen, dass dieser Kampf gemeinsam ausgefochten<br />
wird. Literatur entsteht ja nicht im luftleeren<br />
Raum, und ich würde den Literaturbetrieb gar nicht aus der<br />
Arbeitswelt ausklammern wollen. Idealerweise brauchen<br />
wir irgendwann keine Preise mehr, die sich ausschließlich<br />
an Autorinnen richten.<br />
Vielen Dank für das Interview!<br />
Jana Volkmann<br />
Geb. 1983 in Kassel, hat in Berlin Literaturwissenschaften studiert<br />
und lebt seit 2012 als Autorin, Journalistin und Literaturvermittlerin<br />
in Wien. Sie ist Co-Chefredakteurin der Zeitschrift „Buchkultur“.<br />
2012 erschien „Schwimmhäute“, 2014 „Fremde Worte“ und<br />
2015 „Das Zeichen für Regen“. Sie arbeitet an einer Dissertation<br />
über Hotels in der Gegenwartsliteratur.<br />
Elisabeth Steinkellner, Kinder- und Jugendbuchautorin aus<br />
Baden/Niederösterreich war eine der drei Jurorinnen der LitArena<br />
VIII, 2017. Cornelia Stahl traf sie zum Interview.<br />
2017 waren Sie Jurorin der LitArena VIII. Was war das<br />
Besondere an den ausgewählten Texten?<br />
Manche Texte haben uns stärker thematisch, andere stärker<br />
aufgrund ihres Schreibstils und wieder andere aufgrund<br />
ihres atmosphärischen Gehalts angesprochen. Die Auswahl<br />
der Texte weist eine Bandbreite an interessanten und<br />
überzeugenden Texten auf.<br />
Welche Themen dominierten?<br />
Themen rund um verschiedene Facetten des Erwachsenwerdens:<br />
die Auseinandersetzung mit Menschen und<br />
Strukturen, die einmal „Heimat“ waren; das Ausloten von<br />
Gefühlen in familiären und partnerschaftlichen Beziehungskonstellationen<br />
– Gefühlen, die zwischen dem Wunsch<br />
nach Bindung und Symbiose und jenem nach Loslösung<br />
changieren; Fragen nach dem Sinn des Lebens im Allgemeinen<br />
und nach dem Platz, den man als Individuum in dieser<br />
Welt einnehmen will;<br />
Sie gehören der Generation „maybe“ an. Warum haben<br />
Foto©Privat