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Congedi Sommer 2018 (No. 6)

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CONGEDI MAGAZIN<br />

ARCHITEKTUR & BAU<br />

ARCHITEKTUR & BAU<br />

ISSUE NO. 06<br />

KLEIN, FEIN UND UNSERES!<br />

Eine junge Familie macht sich auf zu neuen Ufern. Überzeugt von<br />

der Tiny-Houses-Bewegung, verabschiedete sie sich von Überflüssigem<br />

und fand ihr Glück in einem Minihaus auf einem Campingplatz<br />

in der Surselva.<br />

Small, perfectly formed... and ours! A young family moves on to<br />

pastures new. Firm believers in the tiny house movement, they waved<br />

goodbye to the superfluous and found happiness in a tiny house on a<br />

campsite in Surselva.<br />

"MORE DOESN'T<br />

MEAN HAPPIER "<br />

– Tiny-house dweller Monika Vins<br />

Seit 2016 leben die 38-jährige Monika und der 30-jährige Thomas<br />

Vins mit ihrem Baby Romy und Hund Barney in einem<br />

umgebauten Zirkuswagen. Ganze 20 Quadratmeter Wohnfläche<br />

stehen ihnen zur Verfügung – ein einziger Raum für<br />

alles – zum Kochen, Schlafen, Spielen, Waschen. Sie leben frei<br />

nach dem Motto: «Viel macht nicht wirklich glücklicher!» Die<br />

Idee, sich von der Last des Überflusses zu verabschieden, neudeutsch<br />

auch Downsizing genannt, kam dem deutsch-schweizerischen<br />

Ehepaar auf seiner Hochzeitsreise. Zu dieser Zeit<br />

lebten die beiden in einer schönen und grossen Wohnung, die<br />

sie mit viel Arbeit und wenig Vergnügen finanzieren mussten<br />

– Monika als Primarlehrerin und Thomas als Vermessungszeichner.<br />

Irgendwann fragte sich Thomas, ob sie das alles<br />

überhaupt bräuchten? Fasziniert von der Tiny-Houses-Bewegung<br />

in den USA realisierten sie sich innerhalb von zwei Jahren<br />

ihren Traum. Es wurde ein alter Zirkuswagen gekauft, den sie<br />

mit viel handwerklichem Geschick und Ausdauer umbauten.<br />

Die alte Wohnung wurde aufgegeben und der grösste Teil des<br />

Mobiliars verkauft oder einfach verschenkt.<br />

Glück im Kleinen finden<br />

Die ersten Schritte in ein unabhängigeres Leben waren für<br />

die Vins nicht einfach. Vor allem die Reaktionen in ihrem<br />

Umfeld waren kontrovers. Beider Familien schüttelten<br />

anfangs mit dem Kopf, andere wiederum waren begeistert<br />

von ihrer Idee, sich für mehr Freiheit, Natur und Mobilität zu<br />

entscheiden. «Wir sehen im Lebensmotto‚ Weniger ist mehr<br />

einfach ein grösseres Glück», sagt Monika, die nach der Geburt<br />

von Tochter Romy gemeinsam mit ihrem Mann erstmal nicht<br />

arbeiten will und muss – dank Erspartem. «Vielleicht hört sich<br />

das alles sehr ideologisch an, aber wir möchten mit unserem<br />

Lebenskonzept ein wenig die Grenze der <strong>No</strong>rm verrücken. Wir<br />

wollen zum Nachdenken anregen, ob all das, was in unseren<br />

Köpfen als wichtig gilt, auch immer so sein muss.»<br />

Den Vins geht es aber nicht nur um pathetische Glücksfindung,<br />

sondern auch um ein nachhaltigeres Leben. So wurde<br />

der Zirkuswagen nach ökologischen Standards umgebaut.<br />

Alles, was in ihren vier Wänden Strom braucht, wird durch<br />

Solarenergie erzeugt. Der Herd ist gasbetrieben. Für den Toilettengang<br />

gibt es eine Komposttrenntoilette. Gewaschen wird<br />

in einer Gemeinschaftswaschmaschine. Obst und Gemüse<br />

kommen immer öfter aus dem eigenen Garten. «Ein umgebauter<br />

Zirkuswagen ist nicht einfach ein Hippiequartier», erzählt<br />

Thomas. «Jeder Quadratmeter muss genauestens durchdacht<br />

sein. Alles hat seinen Platz.» Es sei ein Vorteil, dass sie beide<br />

diszipliniert auf Ordnung achten würden, fügt Monika hinzu.<br />

Deshalb kämen sie als Paar mit dieser Enge und Nähe auch<br />

sehr gut klar.<br />

c Daniel Ammann<br />

Platz ist in der kleinsten Hütte.<br />

There's space in the smallest cabin.<br />

c Daniel Ammann<br />

Since 2016, Monika, 38, and thirty-year-old Thomas Vins have<br />

been living with baby Romy and dog Barney in a converted circus<br />

wagon. They have a mere 20m2 at their disposal—a single room<br />

for everything, whether it's cooking, sleeping, playing or washing.<br />

They live true to the saying »more doesn't mean happier”.<br />

The idea to leave behind the burden of unnecessary possessions—to<br />

downsize—came to the German-Swiss couple on their honeymoon.<br />

At the time, they were living in a large, attractive apartment<br />

financed with hard work and little pleasure, Monika as<br />

a primary-school teacher and Thomas as a surveyor. At some<br />

point, Thomas asked himself whether they really needed it all.<br />

Fascinated by the tiny house movement in the USA, they realized<br />

their dream within two years. They purchased an old circus<br />

wagon, which they then converted with a great deal of skill and<br />

perseverance. The old apartment was given up and most of the<br />

furniture was either sold or simply given away.<br />

Happiness in the small things<br />

The steps towards an independent life were not easy for the<br />

Vins at first. Above all, the reactions of friends and families were<br />

mixed. Both families began by shaking their heads, but others<br />

were thrilled by the idea of deciding to live with more freedom,<br />

closer to nature and with more mobility. "In the saying 'less is<br />

more', we just see more happiness", says Monika. Following the<br />

birth of daughter Romy, Monika wants to stay at home with her<br />

husband for the time being, which they are able to do thanks to<br />

their savings. "Maybe all this sounds very ideological, but with<br />

our way of life we want to shift the boundaries of the norm a<br />

little. We want to make people think about whether all those<br />

things that count as important in our heads always have to be so".<br />

However, for the Vins it isn't just about an emotional search<br />

for happiness, but also about a more sustainable life. As such,<br />

the circus wagon has been converted according to ecological<br />

standards. Everything within its four walls that uses electricity<br />

is powered by solar energy. The hob runs on gas. The call of<br />

nature is answered by a compost toilet. Washing is done in the<br />

communal washing machine, and fruit and vegetables are sourced<br />

more and more from their own garden. "A converted circus<br />

wagon isn't just some hippy place", explains Thomas, "Every<br />

square metre must be precisely thought through. Everything has<br />

its place". It's lucky that both of them are disciplined enough to<br />

keep things in order, Monika adds. It means that, as a couple,<br />

they manage living in such close quarters very well."<br />

c Daniel Ammann<br />

Monika und Thomas Vins mit ihrer Tochter Romy und Hund Barney.<br />

Monika and Thomas Vins with their daughter Romy and dog Barney.<br />

«VIEL MACHT NICHT<br />

WIRKLICH GLÜCKLICHER»<br />

– Tiny-House-Bewohnerin Monika Vins<br />

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