14.06.2018 Aufrufe

Alpsommer-und-Viehscheid-2018

Alpsommer&Viehscheid ist das Magazin zu Allgäuer Lebensart, Tradition und Freizeit. 2018 unter anderem mit diesen Themen: DA GEHT’S BERGAB: Viehscheid-Termine im Allgäu und Umgebung HIMMLISCHE TRÖPFCHEN: Besuch auf der Kräuteralp Hörmoos ARBEIT MIT DEN HÄNDEN: Eine Bildreportage durch alte Berufe ALLGÄUS RINDVIECHER: Von Braunvieh bis Holsteiner – wer grast denn da?

Alpsommer&Viehscheid ist das Magazin zu Allgäuer Lebensart, Tradition und Freizeit. 2018 unter anderem mit diesen Themen:

DA GEHT’S BERGAB: Viehscheid-Termine im Allgäu und Umgebung
HIMMLISCHE TRÖPFCHEN: Besuch auf der Kräuteralp Hörmoos
ARBEIT MIT DEN HÄNDEN: Eine Bildreportage durch alte Berufe
ALLGÄUS RINDVIECHER: Von Braunvieh bis Holsteiner – wer grast denn da?

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Tief gebeugt sitzt Annette Rehle über<br />

dem breit gefächerten Flechtwerk,<br />

das später ein mittelgroßer Korb<br />

werden soll. Flink tanzen ihre Finger um die<br />

biegsamen Äste. An der Wand hinter ihr lehnen<br />

zusammengeb<strong>und</strong>ene Weidenbüschel,<br />

nach Größe sortiert. »Früher«, wendet sie<br />

sich an die vier Kursteilnehmer, die im Kreis<br />

um sie herumstehen, »haben die Bauern<br />

Weiden angepflanzt, um im Winter Körbe<br />

zu flechten.« Diese seien damals unverzichtbar<br />

gewesen. Man bewahrte in ihnen Feuerholz<br />

auf oder befestigte sie an sogenannten<br />

Kraxen, Holzgestellen, die auf den Rücken<br />

geschnallt wurden, um Waren von den<br />

Höfen ins Tal zu bringen.<br />

Heutzutage haben günstige Plastikprodukte<br />

vielen Korbwaren den Rang abgelaufen.<br />

Aber Annette Rehle sieht nicht schwarz für<br />

ihr Schaffen. Immer mehr Menschen erinnern<br />

sich an alte Handwerke <strong>und</strong> möchten<br />

sie erlernen. Die Freude, mit den eigenen<br />

Händen etwas hervorbringen zu können,<br />

gibt die 56-Jährige deshalb in Kursen weiter.<br />

Bis zu sechs Interessierte unterrichtet sie in<br />

zweitägigen Schulungen: »Mehr gehen leider<br />

nicht, da ich mich jedem Einzelnen widmen<br />

<strong>und</strong> ihn bei seiner ersten Flechtarbeit<br />

begleiten möchte.« Neben den Kursen stellt<br />

sie in ihrem Atelier »Natur in Form« in<br />

Ettensberg bei Blaichach Korbwaren in allen<br />

Größen <strong>und</strong> den verschiedensten Techniken<br />

her, um sie im angrenzenden Laden zu verkaufen.<br />

WEIDE IN HAUS UND GARTEN<br />

Zwei der heutigen Kursteilnehmer in der<br />

kleinen Werkstatt sind Benedikt Moser <strong>und</strong><br />

seine Fre<strong>und</strong>in. Das Paar kommt aus dem<br />

Kleinwalsertal. Auf die Korbflechterin aufmerksam<br />

geworden sind die beiden auf<br />

einem Christkindlmarkt im vergangenen<br />

Jahr, daraufhin haben sie sich den Kurs<br />

gegenseitig zu Weihnachten geschenkt. Als<br />

junger Architekt interessiert sich Benedikt<br />

besonders für die Einsatzmöglichkeiten von<br />

Weide an Gebäuden <strong>und</strong> in Gärten: »Es ist<br />

spannend zu sehen, wie Frau Rehle Weidenruten<br />

im Garten als Sichtschutz <strong>und</strong> im Bau<br />

als schmückendes Element einsetzt.«<br />

Bei der Kreation ihrer großen Flechtwerke<br />

nutzt die Meisterin des alten Berufs fre<strong>und</strong>schaftliche<br />

Kontakte zu Gärtnern, Töpfern<br />

<strong>und</strong> Holzhandwerkern <strong>und</strong> erstellt mit ihnen<br />

Pläne, wie sich Weide mit modernen<br />

Bauwerken in Einklang bringen lässt. Ihre<br />

Flechtstücke kommen etwa im Wasserschutz<br />

bei der Befestigung von Ufern <strong>und</strong> als<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2018</strong> 63

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!