Download 10 MB - Theater Krefeld / Mönchengladbach
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von Elfriede Jelinek {*1946}<br />
////////// Betörende Sprachmusik, erhellende Sprachkritik – Elfriede Jelineks chorischer<br />
Monolog ist ästhetisch und gedanklich einzigartig und besteht doch fast nur<br />
aus fremden Worten. Wolken.Heim. ist eine Montage aus teils wörtlich zitierten, teils<br />
verzerrten Passagen aus Werken deutscher Dichter und Denker. Gedichte von Hölderlin,<br />
Vorlesungen Hegels und Schriften Fichtes, Briefe und Stücke von Kleist, eine Rede<br />
Heideggers aus dem Jahr 1933 sowie Briefe von RAF-Gefangenen aus den siebziger<br />
Jahren werden von der Autorin gescratcht und gesamplet, als seien es Schallplatten in<br />
den Händen eines DJs, zerlegt und neu montiert zu einem unverwechselbaren, klangvollen<br />
Jelinektext.<br />
////////// Wolken.Heim. ist zugleich Sprachkonzert und Einladung zu einer Entdeckungsreise:<br />
In die Geschichte der Literatur und Philosophie, in die Geschichte der Deutschen,<br />
keine Museumstour allerdings, sondern das Ziel der Reise ist die Gegenwart.<br />
Wolken.heim.<br />
88<br />
////////// Wer ist „wir“? Auf diese Frage hat der Chor in Wolken.Heim. seine Antwort<br />
immer schon gefunden: „Wir sind wir.“ Wie besessen versichert sich das Wir, das<br />
diesen Monolog spricht – ein deutsches Wir –, seiner Identität und findet Beruhigung<br />
bei dieser Formel. An anderer Stelle heißt es: „Wir sind nicht die anderen.“ Immer<br />
geht es diesem Wir um Abgrenzung, um die säuberliche Trennung von Eigenem und<br />
Fremdem.<br />
////////// Die Uraufführung von Wolken.Heim. fand 1988 in Bonn, der damaligen<br />
Hauptstadt der Bundesrepublik Deutschland statt. Nach dem Mauerfall wurde<br />
„deutsche Identität“ wieder anders buchstabiert. Und seitdem immer wieder anders.<br />
Solingen, Hoyerswerda und Rostock-Lichtenhagen. Die Leitkultur-Debatte. Der Bestsellerautor<br />
Sarrazin. Wer ist „wir“ in der interkulturellen Gesellschaft? �<br />
PREMIERE:<br />
Fabrik Heeder, <strong>Krefeld</strong> am 19. Juni 2013<br />
Studio im <strong>Theater</strong> <strong>Mönchengladbach</strong> 2013/14<br />
Inzenierung: Franziska Gramss<br />
Bühne und Kostüme: Caspar Pichner<br />
Bruno Winzen „Faust”<br />
aus Faust 1 & 2