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<strong>01</strong><br />
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Frühjahr <strong>2008</strong><br />
AUSGABE<br />
kunst.investor Ausgabe 1 I Frühjahr <strong>2008</strong><br />
P.b.b. Verlagspostamt A-1150 Wien, Zlg-Nr.: 02Z030972M | Sondernummer des Immobilien Magazin<br />
Fine Arts –<br />
hautnah<br />
Gerald Hartinger, passionierter<br />
Sammler von Pop-Art.<br />
Kontakt als<br />
Motto der Kunst<br />
Die richtungsweisende Sammlung<br />
der Erste Bank-Gruppe.
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Kunst braucht<br />
starke Partner.<br />
Unter Kunst versteht jeder etwas anderes.<br />
Für uns ist es die einmalige Möglichkeit, als Förderer und<br />
Unterstützer österreichischer Künstler einen Rahmen zu<br />
bieten, in dem Kunst und Wirtschaft in einer Symbiose<br />
zusammenleben können.<br />
Damit bekräftigt die Raiffeisenlandesbank einmal mehr ihr<br />
Engagement für bildende Kunst der Gegenwart.
Editorial<br />
Impressum<br />
Liebe Leserinnen,<br />
liebe Leser!<br />
I Es ist die Kunst, die die schönste Nebensache der Welt ist!<br />
Zum Sammeln, um sich daran zu erfreuen – aber eben auch<br />
als wahrscheinlich beste Beimischung für Ihr Investmentportfolio!<br />
Kunst dient nicht nur der Geldvermehrung. In erster<br />
Linie soll sie alle Sinne der Sammler beleben.<br />
Wenn damit auch noch Wertsteigerungen erzielbar sind,<br />
umso besser. Und genau das ist derzeit in schier unfassbarem<br />
Ausmaß der Fall. Besonders in Zeiten wie diesen, da<br />
Bullen auf sich warten lassen und Renditen an der Minuslinie<br />
kratzen, etablieren sich Kunstwerke als stabile, vor allem<br />
aber als rentable Assets.<br />
Dieser Boom ist noch lange nicht an seine Grenzen gestoßen.<br />
Bilder, Antiquitäten und andere Sammelobjekte nehmen<br />
im Rahmen der Veranlagung einen immer höheren Stellenwert<br />
ein. Der facettenreiche Kunstmarkt fasziniert weltweit<br />
durch immer neue Preisrekorde. Jährlich werden rund 30<br />
Milliarden US-Dollar in Kunst investiert.<br />
Genau diesem Trend folgend erhalten Sie hier den ersten,<br />
bislang einzigen und wohl auch einzigartigen Leitfaden zur<br />
optimalen Veranlagung in Kunst in Händen. Dieses neu<br />
konzipierte Magazin wird Sie künftig auf Ihrem Weg durch<br />
den Kunstinvestormarkt begleiten, Ihnen – hoffentlich – Appetit<br />
auf mehr Kunst im Investmentportfolio machen, Ihnen<br />
zeigen, wie andere bei Kunstinvestments vorgehen und<br />
neue Perspektiven eröffnen. Für diese Ausgabe des „kunst.<br />
investors“ gewährte uns beispielsweise die Erste Bank-<br />
Gruppe einen Einblick in ihre Welt des Kunstsammelns und<br />
Sammler wie Gerald Hartinger oder Günter Kerbler sprechen<br />
zum Teil erstmals offen über ihre Motivationen beim<br />
Kunstsammeln.<br />
Viel Spaß wünschen Ihnen<br />
Michael R. Minassian<br />
Gerhard Rodler<br />
Impressum<br />
Medieneigentümer, Herausgeber und Redaktionsanschrift: Investor Kunst & Finanzmedien GmbH<br />
A-1150 Wien, Linke Wienzeile 244–246/Stiege 2/1.OG, Telefon: <strong>01</strong>/252 54-534, Fax: <strong>01</strong>/252 54-360, E-Mail: office@investor-medien.at<br />
Verlagspostamt: A-1150 Wien. Sondernummer des Immobilien Magazin<br />
Herausgeber: Michael R. Minassian (michael.minassian@investor-medien.at), Gerhard Rodler (gerhard.rodler@investor-medien.at)<br />
Autoren dieser Ausgabe: Otto Hans Ressler, Ursula Maria Probst, Sandra Sagmeister, Susanna Schimka, Anna Lindner,<br />
Hans Jürgen Hafner, Engelbert Abt, Robert Rosner, Alexander Rinnerhofer, Gerhard Rodler, Christof Habres (Leitung)<br />
Sekretariat: Katharina Neugebauer (office@investor-medien.at), Telefon: <strong>01</strong>/252 54-463<br />
Layout: Martin Jandrisevits, Hans Ljung. Korrektur: Rainer Sigl<br />
Cover-Foto: Andy Warhol, Red Lenin, 1987. © Warhol Foundation<br />
Abonnements: Hotline <strong>01</strong>/252 54-463 (office@investor-medien.at)<br />
Anzeigenverkauf: <strong>01</strong>/252 54-713<br />
Vertrieb: Morawa, A-1140 Wien<br />
Druckerei: Niederösterreichisches Pressehaus, A-3100 St. Pölten, Gutenbergstraße 12<br />
06 Kunst.Investor I Ausgabe 1 I Frühjahr <strong>2008</strong>
kunst.investor<br />
Inhalt<br />
22 Die Kunstsammlung<br />
der Erste Bank-Gruppe<br />
Ein Gespräch mit Boris Marte und<br />
Walter Seidl.<br />
Július Koller, „Universelle Physisch-Kulturelle Operation (Angriff) (U.F.O.)“,<br />
drei S/W-Fotografien, 24,5 x 16 cm, Foto: Erste Bank-Gruppe<br />
10 Der „<strong>KunstInvestor</strong>“ –<br />
das unbekannte Wesen<br />
Ein Kommentar von Otto Hans Ressler.<br />
12 Outlaw Cowgirl Die BAWAG<br />
Foundation zeigt eine Ausstellung mit<br />
Werken von Susan Hiller.<br />
14 Kunstnews aus Aller Welt<br />
Das Dorotheum feierte sein<br />
300-jähriges Bestehen.<br />
30 Kunstauktion statt<br />
Fitnesscenter Ein Selbstversuch<br />
im Auktionshaus „im Kinsky“.<br />
32 Aufstand der Denkmalpfleger<br />
Die Kirche war viele Jahrhunderte<br />
Mäzen und Förderer der Kunst.<br />
38 Ein guter Hafen für junge<br />
Kunst Ein Bericht von der Art<br />
Rotterdam.<br />
40 Subprime-Krise gegen<br />
Kunstportfolio Ein Bericht von<br />
der zweitgrößten Kunstmesse der Welt:<br />
ARCO 08.<br />
44 Fokus CEE – Zurück in die<br />
Zukunft Die Kunststadt Wien<br />
veranstaltet die Viennafair.<br />
48 „We are deranged“<br />
Markus Schinwald und die<br />
Mechanismen der Zurichtung.<br />
Geld & Anlage<br />
50 Keine Angst vor Bären<br />
Auf die richtige Mischung kommt es an<br />
– bei der Kunstsammlung und bei der<br />
Geldanlage.<br />
52 Geld und Kunst passen<br />
zusammen Immer mehr Privatbanken<br />
intensivieren ihr Kunstengagement.<br />
54 Finanzdienstleister auf<br />
Expansionskurs AWD ist der<br />
führende Finanzdienstleister in Europa.<br />
55 Zukunft braucht Herkunft<br />
Sal. Oppenheim steht für Unabhängigkeit,<br />
Kontinuität und Tradition.<br />
56 Ganz profaner Reiz von<br />
Zweitmarktpolicen<br />
Die AVD bietet seit 1995 britische<br />
Zweitmarktpolicen an.<br />
57 „Kunst als attraktive<br />
Anlagemöglichkeit, wenn man<br />
etwas davon versteht“<br />
Dr. Helmut Hardt spricht über den<br />
Kunstmarkt und die Turbulenzen auf<br />
dem Kapitalmarkt.<br />
58 Die schönen Seiten des Geldes<br />
Das Bankhaus Krentschker engagiert<br />
sich für Kunst und Kultur.<br />
60 Tragbare Kunst Chopard sponsert<br />
die „Mille Miglia“-Rallye und hat dazu<br />
eine Uhrenkollektion herausgegeben.<br />
62 Investieren sie in Bau-kunst<br />
Architektonische Qualität schafft<br />
Werthaltigkeit.<br />
64 Kulinarische Erlebniswelt am<br />
Wiener Graben Der Meinl am<br />
Graben steht für eine kulinarische<br />
Erlebniswelt.<br />
68 Oase der Sinne Im Aux Gazelles<br />
trifft französisches Flair auf<br />
marokkanische Würze.<br />
70 „Billige“ Kunst im Internet<br />
Kunst und Kriminalität treten immer<br />
häufiger auf, insbesondere auch im<br />
Internet.<br />
72 Fine Arts – hautnah<br />
Gerald Hartinger, leidenschaftlicher<br />
Sammler von Pop-Art.<br />
76 „Mir sinD Wertsteigerungen<br />
meiner Bilder völlig egal“<br />
Ein Gespräch mit conwert-Gründer<br />
Günter Kerbler über Kunst.<br />
78 Future(s) in Art Kunst ist ein Teil<br />
des Anlegerportfolios von Eduard<br />
Pomeranz von FTC Capital.<br />
80 Abstaubtipps für Sammler<br />
Otto Schenk schildert die Qualen von<br />
Kunstsammlern.<br />
82 Weil niemand nicht dazugehört<br />
Die Erste Stiftung hat eine Sparkasse<br />
für „Menschen ohne Bank“ gegründet.<br />
08 Kunst.Investor I Ausgabe 1 I Frühjahr <strong>2008</strong>
Kommentar<br />
Otto Hans Ressler<br />
Otto Hans Ressler:<br />
Geschäftsführer und Auktionator der<br />
im Kinsky Kunst Auktionen GmbH<br />
Eine intensive Auseinandersetzung mit Kunst ist ohne emotionale<br />
Beteiligung nicht möglich. Für jeden Investor kommt der Punkt,<br />
wo er sich entscheiden muss, schnell Kasse zu machen oder<br />
langfristig Vergnügen, Freude und Prestige zu lukrieren.<br />
Der „Kunstinvestor“ –<br />
das unbekannte Wesen<br />
Nach meiner Erfahrung gibt es „Investoren“ in Kunst so gut wie gar nicht: Alle am Kunstmarkt<br />
Beteiligten sind im Grunde Überzeugungstäter. Die Künstler auf jeden Fall: Wären sie nicht<br />
überzeugt, etwas Bedeutendes, Einmaliges zu schaffen, könnten sie die meist Jahrzehnte<br />
dauernde Zeit voller emotionaler und materieller Entbehrungen zwischen Schöpfung und Erfolg<br />
nicht durchhalten.<br />
(Text & Fotos)<br />
Otto Hans Ressler<br />
I Auch ein Galerist muss von dem, was der Künstler macht,<br />
überzeugt sein. Er riskiert viel, wenn er einen neuen Künstler<br />
vorstellt: Geld, Zeit, meist mehrere Ausstellungen, Tausende<br />
Einladungen, Kataloge, Vernissagen, Gespräche mit Sammlern,<br />
ehe sich das „rechnet“. Wäre der Galerist nicht überzeugt,<br />
wäre er nicht in der Lage, andere zu überzeugen.<br />
Der Sammler ist selbstverständlich auch ein Überzeugungstäter:<br />
Wie sonst könnte er für ein Stück Leinwand mit<br />
etwas Farbe darauf Geld investieren – manchmal sogar sehr<br />
viel Geld? Der Sammler muss überzeugt sein, dass dieses<br />
Stück Leinwand nicht nur ein Fetzen Stoff ist, sondern die<br />
Begründung einer neuen Sicht der Welt – nicht mehr und<br />
nicht weniger.<br />
Auch der ganz „normale“ Kunstliebhaber, der ein Bild bei<br />
sich zuhause an die Wand hängt, ist ein Überzeugungstäter.<br />
Er wird daran gemessen; es ist seine ganz persönliche Visitenkarte.<br />
Mit diesem Bild zeigt er ein Stück von sich, ein<br />
Stück von dem, woran er glaubt, ein Stück von seinen Gefühlen,<br />
Hoffnungen, Ängsten; er macht sich damit angreifbar.<br />
Und dann gibt es – angeblich – noch Kunstinvestoren.<br />
Wie gesagt, ich kenne solche Leute nicht. Das heißt freilich<br />
nicht, dass ich niemanden kennen würde, der<br />
im Zusammenhang mit Kunst fast nur über<br />
Geld redet: Was ein Bild gekostet hat, was es<br />
derzeit kosten würde, was es eines Tages noch<br />
10<br />
kosten wird. Aber diese Leute bedienen sich dabei lediglich<br />
einer vertrauten Sprache, um ihre Begeisterung auszudrücken;<br />
sie sind keine Investoren. Denn sie würden niemals –<br />
jedenfalls nicht ohne Not – verkaufen.<br />
Genau darauf kommt es aber einem Kunstinvestor an: Es<br />
geht ihm um Spekulation und Gewinn und nicht um Passion<br />
und Vergnügen. Um einen möglichst hohen Gewinn zu<br />
erzielen, muss er möglichst wenig für ein möglichst<br />
qualitätsvolles Kunstwerk bezahlen. Das geht freilich nur,<br />
wenn er sich eingehend mit der Kunst und ihrem Markt<br />
beschäftigt.<br />
Nun ist aber, nach meiner Erfahrung, eine intensive Ausein<br />
andersetzung mit Kunst ohne emotionale Beteiligung gar<br />
nicht möglich. Weil eine intensive Auseinandersetzung mit<br />
Kunst quasi emotionale Beteiligung ist! Und die führt praktisch<br />
immer zu Leidenschaft. Und diese Leidenschaft ist mit<br />
der Bereitschaft, jederzeit zu verkaufen, nicht in Einklang zu<br />
bringen.<br />
Irgendwann steht dieser „Investor“ dann vor der Entscheidung,<br />
schnell Geld zu machen oder Vergnügen, Freude und<br />
Prestige zu lukrieren. Wenn er sich für Letzteres entscheidet,<br />
ist er aber kein Investor mehr, sondern ein Liebender, ein<br />
Sammler, einer dieser Verrückten, die sich mit Begeisterung<br />
mit Kunst beschäftigen und sich nichts Schöneres vorstellen<br />
können. <br />
k.i<br />
Kunst.Investor I Ausgabe 1 I Frühjahr <strong>2008</strong>
THEMA<br />
Ausstellung<br />
Susan Hiller:<br />
eine Auswahl ihrer Arbeiten wird<br />
in der BAWAG Foundation ausgestellt<br />
1940 in Florida, studierte sie Kunst und Anthropologie in den<br />
Vereinigten Staaten. 1969 übersiedelte sie nach England, wo sie heute noch lebt<br />
und arbeitet. Als Antithese zur Konzeptkunst und Minimal Art, aber im Einklang<br />
mit feministischen Ideen jener Zeit entwickelte in den frühen 70er-Jahren ihre<br />
Arbeit und wurde mit innovativen künstlerischen Praktiken bekannt. Sie schuf<br />
kollektive Arbeiten, an denen Gruppen von Menschen teilnahmen, und Arbeiten,<br />
die auf Methoden basierten, die vorher der Anthropologie vorbehalten waren.<br />
Susan Hiller verwendet dazu verschiedene Medien – von Performance über<br />
Installation und Skulptur bis zu Video und Ton.<br />
Outlaw Cowgirl<br />
Geboren<br />
Vom 9. Mai bis 17. August <strong>2008</strong> zeigt die BAWAG Foundation erstmals in<br />
Österreich eine Ausstellung von Susan Hiller, und zwar im Foundationsquartier<br />
in der Wiedner Hauptstraße 15, 1040 Wien.<br />
(Text & Fotos)<br />
BAWAG Foundation<br />
12<br />
I „Outlaw Cowgirl and other works“, so der Titel der Ausstellung,<br />
die von Christine Kintisch, Direktorin der BAWAG Foundation,<br />
kuratiert wird, zeigt eine repräsentative Auswahl von<br />
Susan Hillers Arbeiten der letzten zehn Jahre, darunter „From<br />
the Freud Museum“ (1991–1996). Das Werk, ein scharfsinniger<br />
und belesener Kommentar zu Freuds erstaunlicher Sammlung<br />
von Kunst und Antiken, seiner Bibliothek und seinem<br />
Haus in London, umfasst eine Serie von archäologischen<br />
Sammlungsschachteln in einer Vitrine. Diese abschreitend<br />
begibt sich der Betrachter auf eine persönliche Reise, auf der<br />
sich ihm die Geheimnisse jeder Schachtel enthüllen.<br />
Präsentiert wird auch die Audioinstallation<br />
„Witness“ (2000), eine vielsprachige Sammlung<br />
von Berichten über Begegnungen von Menschen<br />
mit UFOs. Im „J. Street Project“ (2002–2005) sehen wir<br />
deutsche Straßen und Plätze, deren Schilder von einer früheren<br />
jüdischen Präsenz zeugen. Mit 303 Fotografien und einem<br />
Film erzeugt Hiller eine eindringliche Meditation über ein<br />
Wort und einen bitteren Abschnitt der deutschen Geschichte.<br />
Susan Hiller zählt zu den faszinierendsten und einflussreichsten<br />
Künstlerinnen der Gegenwart. Besonders bei der<br />
jüngeren britischen Künstlergeneration hat ihre Arbeit eine<br />
tiefgreifende Wirkung hinterlassen. Aber auch international ist<br />
Susan Hillers Einfluss kein geringer. So hatte sie in den letzten<br />
Jahren Ausstellungen im Moderna Museet, Stockholm (2007),<br />
im Castello di Rivoli, Turin (2006), in der Kunsthalle Basel<br />
(2005), im Baltic Centre in Gateshead (2004) und im Museo<br />
Serralves, Porto (2004)<br />
k.i<br />
Kunst.Investor I Ausgabe 1 I Frühjahr <strong>2008</strong>
{<strong>01</strong>}<br />
{03}<br />
<strong>01</strong> ..... „Witness“, 2000 Audio-sculpture: 400 speakers,<br />
wiring, steel structure, 10 CD players, switching equipment,<br />
lights; suspended from ceiling and walls.<br />
02 ..... „Street Project“, 2002-2005<br />
Wall-based installation: 303 archival colour inkjets mounted<br />
on Kapaline, oak frames, index and map in adhesive vinyl.<br />
03 ..... The Curiosities of Sigmund Freud (Oh!), 2005<br />
Iris giclée print on Japanese hand-made paper.<br />
{02}
Foto: Dorotheum/Armin Bardel<br />
Kunst.Investor<br />
News<br />
15. bis 18. April <strong>2008</strong><br />
findet die „Erste Auktionswoche<br />
im Wiener Dorotheum“ mit Alten<br />
Meistern, Gemälden des<br />
19. Jahrhunderts, Antiquitäten<br />
und Juwelen statt.<br />
Wienerroither & Kohlbacher<br />
bleiben klassisch modern<br />
__Wer bietet mehr? Wer kauft schneller? Die Entwicklung<br />
des Kunstmarkts hat in den vergangenen<br />
Jahren nicht nur zu schwindelerregenden Rekordpreisen<br />
bei Klimt, Picasso oder Warhol geführt,<br />
auch in der zeitgenössischen Kunst geht es immer<br />
öfter darum, wer am schnellsten zuschlägt. Bewusst<br />
entgegenwirken wollen diesem Trend Eberhard<br />
Kohlbacher und Alois M. Wienerroither, deren<br />
Kunsthandel für Klassische Moderne heuer sein<br />
zehnjähriges Jubiläum feiert. Anlässlich der Eröffnung<br />
der neuen Galerieräumlichkeiten in der Wiener<br />
Strauchgasse lohnt sich ein Blick in eine Galerie, die<br />
streng genommen keine ist. Von Auktionshäusern<br />
grenzen sie sich bewusst ab. „Wir bemühen uns,<br />
Preise logisch zu erklären“, sagt Kohlbacher, der<br />
sich über „nicht nachvollziehbare“ Auktionsergebnisse<br />
ärgert. Mitunter sei es gar nicht sinnvoll, ein<br />
Werk im Rahmen einer Auktion zu ersteigern.<br />
Russische Kunst<br />
bringt Rekordsumme<br />
Dorotheum feierte zum 300er<br />
„Jahr der Superlative“<br />
__Ein „Jahr der Superlative“ hat das Wiener Auktionshaus Dorotheum<br />
2007 zu seinem 300-jährigen Bestehen gefeiert. Der Gesamtumsatz aller<br />
Auktionen belief sich auf 123 Millionen Euro, über 30 Millionen mehr als<br />
das Rekordergebnis des Vorjahres, teilte das Dorotheum mit. Den höchsten<br />
Preis des Jahres erzielte Guido Cagnaccis „Lucrezia“ mit 1,4 Millionen<br />
Euro.<br />
Die Bieter und Käufer kamen verstärkt aus dem Ausland, besonders<br />
aus Italien, der Schweiz und Großbritannien. Den höchsten Zuwachs beim<br />
Kaufinteresse verzeichnete die zeitgenössische Kunst. Zwei Werke erzielten<br />
rund eine Million Euro, Piero Manzonis „Achrome“ sowie Yayoi Kusamas<br />
Punktebild „No White O.X.“. Beim zeitgenössischen Design wurde<br />
Zaha Hadids und Patrick Schumachers futuristischer Luster „Vortexx“ mit<br />
139.100 Euro zum wertvollsten Objekt des Jahres.<br />
„Die Plauderei“ des Malers Eugen von Blaas ließ mit 684.000 Euro bei<br />
der Kunst des 19. Jahrhunderts aufhorchen, Egon Schiele dominierte die<br />
Klassische Moderne: seine „Auf einem blauen Polster Liegende mit goldblondem<br />
Haar (Wally Neuzil)“ (1913) kam auf 720.000 Euro.<br />
Sensationell wertet das Haus den Preis von 306.000 Euro für<br />
die „ptolemäische Armillarsphäre“ von Christian Carl Schindler<br />
bei den wissenschaftlichen Instrumenten.<br />
14<br />
__Russische Kunst erlebt<br />
nach mehr als 100 Jahren<br />
wieder absolute Höhenflüge<br />
in Europa – dank<br />
superreicher russischer<br />
Sammler, die sich vorrangig<br />
in London derzeit mit<br />
feinen Stücken aus ihrer<br />
Heimat eindecken. Bei<br />
Christie’s brachte vor einigen<br />
Monaten eine „russische<br />
Woche“ einen Versteigerungserlös<br />
von insgesamt<br />
62,8 Millionen Euro ein – vor einem Jahr<br />
hatte das Auktionshaus russische Kunst für 36,6<br />
Millionen Euro verkauft. Das auf Russland spezialisierte<br />
Auktionshaus MacDougall, ebenfalls in London,<br />
kassierte im November des Vorjahres seinerseits<br />
14,4 Millionen Euro innerhalb einer Versteigerungswoche.<br />
90 Prozent der Käufer stammen aus der früheren<br />
Sowjetunion. Auktionshausgründer William Mac-<br />
Dougall meint, der Markt habe noch nicht seinen<br />
Höhepunkt erreicht. „Die russische Wirtschaft zeigt<br />
ein sehr gesundes Wachstum, und der Ölpreis steigt<br />
weiter.“<br />
Kunst.Investor I Ausgabe 1 I Frühjahr <strong>2008</strong>
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Nehmen Sie Ihr Leben selbst in die Hand –<br />
Vorsorge mit Fondskörben der Partner Bank<br />
In unruhigen Zeiten sollte Risikostreuung ein Hauptziel sein. Mit einem Fondskorb setzen Sie Ihr Investment<br />
nicht auf eine Karte, sondern streuen in alle wichtigen Assetklassen wie Immobilien, Anleihen, Aktien und<br />
Alternative Investments und in ausgesuchte Fonds. Fondskörbe eignen sich daher besonders zur Altersvorsorge<br />
mit einem auf Ihre Lebenssituation angepasste Risikoklasse.<br />
Die Partner Bank ist die Bank für Finanzdienstleister und bietet eine Vielzahl von Vorteilen: Haftungsdach,<br />
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Kunst.Investor<br />
News<br />
Erstmals Straßenkunst-<br />
Versteigerung in London<br />
Foto: Shutterstock<br />
Fabergé-Ei<br />
um 12,5<br />
Millionen Euro<br />
versteigert<br />
__Rechtzeitig zum Osterfest: Ein Fabergé-Ei<br />
aus dem Besitz der Familie<br />
Rothschild ist in London zum Rekordpreis<br />
von umgerechnet 12,5 Millionen<br />
Euro versteigert worden. Es<br />
sei der höchste Preis, der je für ein solches Ei erzielt wurde, teilte das Auktionshaus<br />
Christie’s mit. Das Ei sei an einen Käufer aus Russland gegangen.<br />
Der bisherige Rekord lag bei 9,2 Millionen Euro für das sogenannte<br />
Winter-Ei von Fabergé, das 2002 in New York verkauft wurde.<br />
Die kleinen Meisterwerke aus Gold, Edelsteinen und Emaille stammen<br />
aus der Werkstatt des St. Petersburger Goldschmieds Peter Carl Fabergé<br />
(1846–1920). Im Innern jedes Einzelstücks verbirgt sich ein wertvolles<br />
Kleinod.<br />
Insgesamt fünfzig filigrane Schmuckeier stellte Fabergé im Auftrag von<br />
Alexander III. und dessen Sohn und Nachfolger, Zar Nikolaus II., her. Berühmt<br />
ist auch das sogenannte Krönungsei, das Nikolaus II. 1897 seiner<br />
deutschen Gemahlin Alexandra überreichte.<br />
Heute sind zehn Fabergé-Eier im Besitz der Rüstkammer des Kreml,<br />
drei besitzt die britische Königin Elisabeth II., eins das Fürstenhaus in<br />
Monaco. Neun weitere erwarb 2004 der russische Oligarch und Kunstsammler<br />
Viktor Vekselberg.<br />
__Erstmals in der Geschichte der vornehmen Londoner<br />
Auktionshäuser hat es am Dienstag in der britischen<br />
Hauptstadt eine reine „Straßenkunst“-Versteigerung<br />
gegeben. Im Angebot waren am Abend<br />
bei Bonhams unter anderem Werke des US-Künstlers<br />
Keith Haring und von Banksy, jenes anonymen<br />
britischen Graffiti-Künstlers, dessen Mauerbilder<br />
quer durch London inzwischen weltberühmt sind.<br />
Den höchsten Preis erzielte dabei ein sechs Meter<br />
langes Werk von Banksy: Es zeigt mehrere Affen<br />
und die hintergründige Aufschrift „Laugh now, but<br />
one day we’ll be in charge“ (Lach’ jetzt, aber eines<br />
Tages werden wir die Verantwortung tragen). Das<br />
Werk ging für 306.000 Euro an einen neuen Besitzer.<br />
Ein weiteres Highlight der Auktion war ein „Kate<br />
Moss“-Bild von Banksy im Stil des legendären<br />
Andy-Warhol-Bildes von Marilyn Monroe. Es brachte<br />
125.300 Euro ein und damit dreimal mehr als im<br />
Vorfeld geschätzt.<br />
Rekordpreise für<br />
Zeitgenössische bei Sotheby’s<br />
__Rund 125,4 Millionen Euro erzielte das Auktionshaus<br />
Sotheby’s bei einer Versteigerung zeitgenössischer<br />
Kunst – so viel wie noch nie bei einer Auktion<br />
dieser Sparte in Europa. Das Gemälde „Study of<br />
Nude with Figure in a Mirror“ des Briten Francis<br />
Bacon wurde für fast 26,1 Millionen Euro versteigert.<br />
Lucio Fontanas „Concetto Spaziale, La Fine di<br />
Dio“ erreichte mit 14,9 Millionen Euro den Rekordpreis<br />
des Künstlers bei einer Versteigerung, dasselbe<br />
gilt für „Kerze“ des deutschen Malers Gerhard<br />
Richter, das für 10,4 Millionen Euro zugeschlagen<br />
wurde. Richters „Struktur“ (1979) wechselte für<br />
sechs Millionen Euro den Besitzer und erbrachte<br />
damit mehr als doppelt so viel wie zuvor geschätzt.<br />
Beide Werke gingen an Privatsammler aus den<br />
USA.<br />
Architektur ohne Grenzen
Foto: Pass‘Partout<br />
In Szene gesetzt<br />
__ Erst der richtige Rahmen setzt das Kunstwerk perfekt in Szene. Was für<br />
alle Bereiche des Lebens gilt, trifft auch für Kunstwerke zu. Erst die richtige<br />
„Verpackung“ macht eine Sache so richtig perfekt. Umso erstaunlicher<br />
eigentlich, dass dem Thema Bilderrahmen in der Kunstwelt ein viel zu<br />
geringer Stellenwert eingeräumt wird. Die zwölf Mitarbeiter der Firma<br />
Pass’Partout Bilderrahmen wollen das freilich ändern. Auf einer 600 Quadratmeter<br />
großen Fläche präsentieren und fertigen sie in der hauseigenen<br />
Werkstätte Bilderrahmen, Spiegelrahmen und Passepartouts.<br />
Ein wichtiges Thema für die wertvollen Bilder ist dabei auch der Schutz<br />
vor UV-Strahlung. Musemsgläser beispielsweise reduzieren durch Absorption<br />
und/oder Reflexion die einfallende UV-Strahlung mit einem Wirkungsgrad<br />
von bis zu 99 Prozent. Interferenzoptisch entspiegelt verhindern<br />
diese Museumsgläser weitgehend die Reflexion des Lichtes, ohne,<br />
wie bei herkömmlichen Reflogläsern der Fall, die Brillanz des Bildes zu<br />
vermindern. Der Entspiegelungseffekt ist umso verblüffender, je größer<br />
der Abstand zwischen Bild und Glas ist.<br />
Foto: Shutterstock<br />
Schmuggel<br />
aus Bulgarien über München<br />
__Das an der Schnittstelle zwischen Orient und<br />
Okzident gelegene Bulgarien mit seinem reichen<br />
Kulturerbe ist im Visier internationaler Antiquitätenschmuggler.<br />
Experten vergleichen das Balkanland<br />
mit den archäologischen Schatzkammern Italien<br />
und Griechenland. Doch weil die zum Teil sensationellen<br />
Funde aus prähistorischen Zeiten, aus der<br />
Antike und dem Mittelalter nicht gut gesichert sind,<br />
ziehen sie Banden regelrecht an. Diese bringen<br />
historische Kunstwerke wie Münzen, Statuetten,<br />
Schmuck oder Waffen außer Landes. Von Bulgarien<br />
gelangt die Schmuggelware nach Deutschland.<br />
Umschlagplatz für die antiken Schätze ist München.<br />
Dies bestätigt auch der Leiter der Behörde zur<br />
Bekämpfung von Antiquitätenschmuggel, Wolodja<br />
Welkow.<br />
Der Metallbau<br />
macht’s möglich.<br />
Lichtdurchflutet Bauen dank perfekter<br />
Metallbautechnik. Von der präzisen<br />
Planung bis zur erstklassigen Ausführung.<br />
Dafür steht ALU-FENSTER:<br />
Im Zeichen der Qualität.<br />
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Kunst.Investor<br />
News<br />
Mathias Kessler<br />
Ilulissat <strong>01</strong>1Y, digital c-print, 100x170 cm, edition<br />
of 6, 2007. Courtesy habres+partner gallery<br />
Albrecht Dürer<br />
„Ritter, Tod und Teufel“, 1513/14<br />
Dürer-Grafiken<br />
für fast drei Mio. Euro versteigert<br />
Weltweit erster Investfonds<br />
für Kunstfotografie in Wien<br />
__„Der Art Photography Fund ist ein Versuch, eine Brücke zwischen Finanz<br />
und Kunst zu schlagen, mit dem Ziel, nicht nur Sammler zu erfreuen,<br />
sondern auch Erträge zu erzielen.“ So präsentierten in Wien die Gründer<br />
und Initiatoren des Fonds, Friedrich Kiradi, der Geschäftsführer der MERIT<br />
Alternative Investments GmbH, der Kunsthändler Johannes Faber und<br />
sein Vizedirektor Alexander Spuller den laut den Betreibern weltweiten ersten<br />
Investmentfonds für Kunstfotografie. Der Fonds sei nach der „Buy and<br />
Hold-Strategie“ ausgerichtet, erläuterte Kiradi. Ziel ist nicht das Ver-, sondern<br />
das Einkaufen. Kunstfotografien werden von Galerien, Auktionen und<br />
Privaten eingekauft und anschließend in säurefreien Kartons in Safes unter<br />
notarieller Aufsicht verwahrt. Nur zehn bis zwanzig Prozent sind Umlaufbilder,<br />
die in diversen ausgesuchten Museen ausgestellt werden oder<br />
von den Investoren gegen eine geringe Versicherungssumme ins Büro gehängt<br />
werden können.<br />
Mit einem Mindestinvestment von 70.000 Euro richtet sich der Kunstfotografie-Fonds<br />
vor allem an institutionelle Investoren, also Großanleger<br />
wie Banken, Versicherungen oder Dachfonds. Ziel ist es, eine jährliche<br />
Rendite von zehn bis 15 Prozent zu erwirtschaften, wobei der Fonds auf<br />
eine langfristige Strategie angelegt ist. Vierteljährlich werden die angekauften<br />
Fotos anhand eines Kataloges von unabhängigen Schätzgutachtern<br />
bewertet. Die Fondsgründer starten in den nächsten Monaten<br />
mit dem Einkauf von Kunstfotografien. Dabei sind besonders<br />
Werke der klassischen Moderne, konkret von 1890<br />
bis 1970, interessant.<br />
18<br />
__Eine der umfangreichsten Privatsammlungen von<br />
Grafiken Albrecht Dürers ist in London für umgerechnet<br />
fast drei Millionen Euro versteigert worden.<br />
Die Albertina, die neben Dürer-Klassikern wie „Der<br />
Feldhase“, „Die Betenden Hände“ oder „Das Große<br />
Rasenstück“ das gesamte druckgrafische Werk<br />
besitzt, habe sich das Angebot im Vorfeld zwar angeschaut,<br />
die Sammlung sei jedoch „vollkommen<br />
uninteressant“ für das Haus gewesen, so Albertina-<br />
Direktor Klaus Albrecht Schröder. Den größten Wert<br />
hätte noch die im Jahr 1513 entstandene Grafik<br />
„Ritter, Tod und Teufel“ besessen, so Schröder. Diese<br />
wurde im Auktionshaus Christie’s in der Nacht<br />
zum Mittwoch für um 354.762 Euro von einem Privatsammler<br />
ersteigert.<br />
Rubens-Gemälde<br />
erzielte in London Rekordpreis<br />
__Ein Gemälde des flämischen Barock-Malers Peter<br />
Paul Rubens ist in London zu einem Rekordpreis<br />
von 5,3 Millionen Euro versteigert worden. Damit<br />
erreichte das Bild „Zwei Studien eines jungen Mannes“<br />
nach Angaben des Auktionshauses Christie’s<br />
den höchsten Preis, der je für ein Ölgemälde von<br />
Rubens bei einer Auktion erzielt wurde. Der Verkauf<br />
des Rubens-Bildes aus dem 17. Jahrhundert war<br />
der Höhepunkt einer Versteigerung alter Meister bei<br />
Christie’s, die insgesamt 24,5 Millionen Euro erbrachte.<br />
Kunst.Investor I Ausgabe 1 I Frühjahr <strong>2008</strong>
ACHTEN SIE BEI<br />
DER WAHL IHRER BANK<br />
AUF DIE ENTSCHEIDENDE<br />
HANDBEWEGUNG.
Kunst.Investor<br />
News<br />
Die Versteigerung<br />
erzielte einen Gesamterlös von<br />
139,6 Millionen Euro – laut<br />
Christie‘s das zweithöchste<br />
Ergebnis einer Kunstauktion<br />
in Europa.<br />
Egon Schiele<br />
„Liegender Akt“, 1917<br />
Karl Schmidt-Rottluff<br />
„Patroklusturm“, 1922<br />
Weltrekordpreis<br />
für Karl Schmidt-Rottluff<br />
__Einen Weltrekordpreis gab es für ein Werk des<br />
deutschen Malers Karl Schmidt-Rottluff (1884 bis<br />
1976). Für sein Gemälde „Akte im Freien (Drei badende<br />
Frauen)“ von 1913 bekam ein anonymer Bieter<br />
den Zuschlag bei umgerechnet 4,03 Millionen Euro.<br />
Auch für ein Werk der Berlinerin Gabriele Münter<br />
(1877 bis 1962) wurde ein neuer Spitzenpreis erzielt.<br />
Der Zuschlag für „Gelbes Haus mit Apfelbaum“ erfolgte<br />
bei 709.809 Euro. Die Versteigerung erzielte einen<br />
Gesamterlös von rund 140 Millionen Euro) – laut<br />
Christie’s das zweithöchste Ergebnis einer Kunstauktion<br />
in Europa.<br />
© Abbildung: Karl Schmidt-Rottluff<br />
bei VG Bild-Kunst, Bonn 2005Foto: LWL/Ahlbrand-Dornseif<br />
Acht Schiele-Werke für<br />
16,6 Millionen Euro versteigert<br />
__ Acht wichtige Werke von Egon Schiele sind bei Christie‘s in London um<br />
insgesamt 16,6 Millionen Euro versteigert worden. Damit wurden die Erwartungen<br />
der „Neuen Galerie“ von Ronald S. Lauder in New York noch<br />
übertroffen. Diese hatte mit Einnahmen von rund zehn Millionen Euro<br />
gerechnet. Das höchste Einzelergebnis unter den acht Blättern Schieles<br />
erzielte „Mutter und Kind“ (1910) mit 3,9 Millionen Euro.<br />
Für die Auktion „Impressionist and Modern Art Evening Sale Including<br />
The Art of the Surreal“ unter den Hammer kamen weiters unter anderem<br />
die Gouache „Liegende Frau mit roter Hose und stehender weiblicher Akt“<br />
(1912), „Stehender Mann“ (1913), „Selbstbildnis, Kopf“ und „Selbstbildnis<br />
(recto); Liegende Frau (verso)“. Die Versteigerung erzielte einen Gesamterlös<br />
von rund 139,6 Millionen Euro – laut Christie‘s das zweithöchste<br />
Ergebnis einer Kunstauktion in Europa. Das Spitzenlos des<br />
Abends war „Femme au chapeau“ („Frau mit Hut“, 1938) von<br />
Pablo Picasso, das für ca. 7,6 Millionen Euro den Besitzer<br />
wechselte.<br />
20<br />
Walde verdreifachte<br />
seinen Schätzwert<br />
__Seinen Schätzwert etwa verdreifachen konnte ein<br />
Gemälde von Alfons Walde im Wiener Auktionshaus<br />
Hassfurther. Der auf 100.000 bis 130.000 Euro geschätzte<br />
„Tauernhof“ aus dem Jahr 1934 wurde um<br />
329.400 Euro einem deutschen Telefonbieter zugeschlagen.<br />
Fast so hoch hinauf wurde nach Angaben<br />
des Auktionshauses Egon Schieles Kreidezeichnung<br />
„Mädchen in Unterwäsche und Haube“ aus<br />
1917 gesteigert. Auf 60.000 bis 90.000 Euro geschätzt,<br />
kam der Zuschlag erst bei 268.400 Euro.<br />
Zwei Aquarelle von Rudolf von Alt („Blick auf Sankt<br />
Peter in Rom von den vatikanischen Gärten aus“<br />
und „Der Markusplatz in Venedig“), die auf je 20.000<br />
bis 40.000 Euro taxiert wurden, gingen um 63.000<br />
Euro bzw. 80.640 Euro weg. Eine auf 80.000 bis<br />
120.000 Euro geschätzte „Praterlandschaft“ von<br />
Tina Blau wurde auf 170.800 Euro gesteigert.<br />
Kunst.Investor I Ausgabe 1 I Frühjahr <strong>2008</strong>
Die Bären-Abwehr für Ihr Portfolio<br />
„The combined portfolios of stocks and bonds after including judicious<br />
investments in leveraged managed futures accounts show substantially<br />
less risk at every possible level of expected return than portfolios of<br />
stocks and bonds alone.“<br />
John Lintner, Harvard, 1983<br />
„Managed Futures verhalten sich im Portfolio wie Vitamine im Körper:<br />
Alle Managed Futures Produkte<br />
von FTC sind „transpa rent”<br />
im Sinne des deutschen und<br />
„blütenweiß” im Sinne des<br />
österreichischen Steuerrechts.<br />
Alle Fonds sind innerhalb der<br />
EU domi ziliert.<br />
Ihre langfristige Null-Korrelation mit Aktien stärkt die Abwehrkraft<br />
gegen Bärenzyklen an den Börsen und bewahrt gleichzeitig Renditechancen<br />
in Aufwärtstrends. Daher gehören Managed Futures zu jeder<br />
Zeit in ein gut diversifiziertes Portfolio.“<br />
Eduard Pomeranz, FTC, <strong>2008</strong><br />
FTC bietet seit 1994 international<br />
mehrfach ausgezeichnete<br />
Fonds mit einem<br />
Gesamtvolumen von ca.<br />
220 Millionen Euro an.<br />
Mehr Information auf<br />
www.ftc.at<br />
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FTC Capital GmbH<br />
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Tel.: +431/585 61 69-0<br />
office@ftc.at | www.ftc.at
THEMA<br />
Kunstsammlung<br />
Boris Marte<br />
Vorstand der Kunstsammlung der<br />
Erste Bank-Gruppe<br />
Walter Seidl<br />
Kurator der<br />
Kunstsammlung der<br />
Erste Bank-Gruppe<br />
KONTAKT.<br />
Die Kunstsammlung<br />
der Erste Bank-Gruppe<br />
Die Kunstkritikerin Ursula Maria Probst im Interview mit Boris Marte, Vorstand,<br />
und Walter Seidl, Kurator der Kunstsammlung der Erste Bank-Gruppe.<br />
22<br />
I Die Kunstsammlung der Erste Bank-Gruppe setzt seit<br />
2004 einen Schwerpunkt in Richtung zentral-, ost- und<br />
südosteuropäischer Kunst. Wie stark hängt dies mit den<br />
unternehmerischen Aktivitäten der Erste Bank-Gruppe in<br />
Ländern wie Tschechien, Serbien oder etwa Ungarn zusammen?<br />
Der prinzipielle Gedanke einer Fokussierung auf jene Länder<br />
hängt zweifelsohne mit den Aktivitäten der Bankengruppe<br />
in dieser Region zusammen, bleibt aber keinesfalls nur<br />
auf jene Länder beschränkt, in denen die Bankengruppe tätig<br />
ist. Nach einer 2003 von Kurator Rainer Fuchs/MUMOK<br />
begonnenen Evaluierung der Kunstbestände der einzelnen<br />
Mitglieder der Bankengruppe (damals waren es die Banken<br />
in Österreich, Tschechien und der Slowakei) wurde ein Konzept<br />
erstellt, das eine Neupositionierung des künstlerischen<br />
Auftritts sowie der sammlerischen Aktivitäten der Erste Bank-<br />
Gruppe ermöglichen sollte. Im Sinne einer europäischen Erweiterung<br />
und der Aufarbeitung der gesamteuropäischen<br />
Kunstgeschichte wurde deutlich, dass die Region<br />
von Zentral-, Ost- und Südosteuropa ein<br />
wichtiges Terrain darstellt, das nicht nur wirtschaftlich,<br />
sondern gerade auch aufgrund seiner<br />
Geschichte künstlerisch wertvolle Beiträge hervorgebracht<br />
hat, die jedoch von großen Museen und Sammlungen<br />
bis dato vernachlässigt wurden.<br />
Welche gesellschaftspolitische Funktion übernimmt hier<br />
die Erste Bank-Gruppe?<br />
Im Sinne des Kulturförderungsprogramms „Kontakt. Das<br />
Programm für Kunst und Zivilgesellschaft“ war es der Erste<br />
Bank im Sinne einer Corporate Social Responsibility ein Anliegen,<br />
in jene Länder ihrer Tätigkeit zu investieren und infrastrukturelle<br />
Maßnahmen zu setzen, die das Geld, das die<br />
Bankengruppe in dieser Region verdient, auch wieder in diese<br />
zurückfließen lässt. Zentral scheint hier die Förderung von<br />
Aktivitäten, die im eigenen Land keine Unterstützung finden,<br />
aber einen wesentlichen Beitrag zu aktuellen gesellschaftlichen<br />
Entwicklungen leisten.<br />
Worin liegt der Wert, Kunst zu kaufen? Derzeit lassen<br />
sich mit Kunst enorme Renditen erzielen. Es zahlt sich<br />
aus, in Kunst zu investieren. Sieht sich die Erste Bank-<br />
Gruppe als Investor, Sponsor oder Mäzen von Kunst?<br />
Hier treffen drei Kriterien aufeinander, die nicht immer einfach<br />
voneinander zu trennen sind. Primär geht es uns darum,<br />
zu zeigen, welche Bedeutung die Kunst dieser Region<br />
Kunst.Investor I Ausgabe 1 I Frühjahr <strong>2008</strong>
VALIE EXPORT, Body Sign Action, 1970, Farbfotografie (Ausschnitt)
Peter Weibel, Das Recht mit Füßen treten, 1967, Installation: Kreide auf Fußboden (oben) <br />
Šejla Kamerić, Bosnian Girl, 2003, Poster 120 x 70 cm (rechts)<br />
24<br />
für die Kunstgeschichte der letzten fünfzig Jahre besitzt und<br />
wie dies durch eine sammlerische und ausstellungstechnische<br />
Praxis sichtbar gemacht werden kann.<br />
Wie stark wird Kunst als Imageinstrument eingesetzt?<br />
Die Erste Bank-Gruppe möchte mit ihrer Sammlung zeigen,<br />
dass es möglich ist, auch außerhalb eines musealen<br />
Systems eine fundierte, wissenschaftliche Sammlung aufzubauen,<br />
die sich der Aufarbeitung der jüngsten Kunstgeschichte<br />
widmet und auch international Beachtung findet.<br />
Dies ist nicht nur für die Bankengruppe von Bedeutung, sondern<br />
vor allem für den Kunstkontext per se, der von unseren<br />
Tätigkeiten ebenso profitiert.<br />
Wie pragmatisch wird bezüglich Kunst und Ökonomie<br />
vorgegangen, was sind die ausschlaggebenden Kriterien<br />
für Ankäufe?<br />
Die Ankäufe entstehen aufgrund inhaltlicher Überlegungen,<br />
wobei hier teilweise erst Werte für künstlerische Arbeiten<br />
geschaffen werden, die auf dem Markt noch keine adäquate<br />
Bewertung erfahren haben.<br />
Wer fällt die Entscheidungen?<br />
Die Ausrichtung der Sammlungspolitik und<br />
die Auswahl der Kunstwerke beruhen auf intensiven<br />
Diskussionen und einer grundlegenden<br />
Auseinandersetzung mit der Kunstproduktion aus Mittel-,<br />
Ost- und Südosteuropa des seit 2004 agierenden, unabhängigen<br />
Kunstbeirats, dem Mitglieder aus den unterschiedlichen<br />
Ländern angehören. Dies sind momentan Silvia<br />
Eiblmayr (Direktorin Galerie im Taxispalais, Innsbruck),<br />
Georg Schöllhammer (Herausgeber „springerin – Hefte für<br />
Gegenwartskunst“ sowie der Publikationen für die documenta<br />
12), Jiří Ševčík (Professor an der Akademie der bildenden<br />
Künste, Prag), Branka Stipančić (freie Kuratorin,<br />
Zagreb) und Adam Szymczyk (Direktor Kunsthalle Basel).<br />
Die individuellen Zugänge der einzelnen Mitglieder ermöglichen<br />
die Einbringung verschiedener Sichtweisen und<br />
Erfahrungen in die Entwicklung der Sammlungsidentität<br />
und eine differenzierte Betrachtung verschiedener Themenfelder<br />
bei der Ausarbeitung der inhaltlichen Schwerpunktsetzung.<br />
Wie hoch ist das jährliche Ankaufsbudget, unterliegt es<br />
einer Steigerung? Existiert ein aliquotes Verhältnis zu<br />
den Gewinnen der Erste Bank-Gruppe?<br />
Die Sammlung operiert unabhängig von den Gewinnen<br />
der Bankengruppe mit einem Jahresankaufsbudget von ca.<br />
300.000 Euro, was leichten Schwankungen unterworfen sein<br />
kann, sich aber prinzipiell in diesem Bereich aufhält.<br />
Kunst.Investor I Ausgabe 1 I Frühjahr <strong>2008</strong>
25<br />
Frühjahr <strong>2008</strong> I Ausgabe 1 I Kunst.Investor
THEMA<br />
Kunstsammlung<br />
Was hat die Sammlung von 2004 bis jetzt gekostet und<br />
was ist ihr heutiger Wert?<br />
Bis heute wurden knapp über eine Million Euro ausgegeben,<br />
wobei sich der Wert der Sammlung in den letzten Jahren<br />
aufgrund der mittlerweile im Steigen begriffenen Preise<br />
der Künstler und Künstlerinnen aus Zentral- und Osteuropa<br />
fast verdoppelt hat.<br />
Wie viele Werke umfasst die Sammlung? Was sind die<br />
Highlights? Welche Werke verzeichnen die größten Wertsteigerungen?<br />
Momentan befinden sich über 500 Einzelarbeiten in der<br />
Sammlung, die ein sehr breites Spektrum der Kunstgeschichte<br />
der letzten Jahrzehnte abdecken und auch inhaltlich<br />
unterschiedlich gewichtet sind. Im Bereich der performativen,<br />
aktionistischen Kunst sind hier vor allem die Arbeiten<br />
eines Jiří Kovanda mit seinen subtilen Eingriffen in den<br />
Prager Alltag der 1970er-Jahre zu nennen sowie die Arbeiten<br />
der Kroatin Sanja Iveković und natürlich VALIE EXPORT. Anhand<br />
dieser KünstlerInnen zeigt sich auch, wie künstlerische<br />
Anliegen unhabhängig vom politischen System seit den<br />
1960er-Jahren parallel verhandelt wurden und wie sehr sich<br />
die Werke innerhalb der Sammlung gegenseitig ergänzen.<br />
Aus diesem Grund wurde als Name für die Sammlung auch<br />
der Titel „Kontakt“ gewählt, um diese künstlerischen Praktiken<br />
mitei n ander in Verbindung zu bringen. Die Idee zum Namen<br />
der Sammlung stammt von einer Postkarte des im vorigen<br />
Jahr im Alter von 68 Jahren unerwartet verstorbenen<br />
slowakischen Künstlers Július Koller. „Kontakt“ gilt als Bezeichnung<br />
für einen größeren Werkkomplex Kollers, der mit<br />
den Antihappenings in den späten 1960er-Jahren begann<br />
und die aufgrund des politischen Systems nicht vorhandenen<br />
Beziehungen zwischen Kunst und Politik thematisierte.<br />
Die Sammlung besitzt einen Großteil von Kollers weißen Anti-Bildern<br />
sowie zahlreiche Textkarten, Konzeptfotografien,<br />
Manifeste und Installationen. Wir sind besonders stolz darauf,<br />
mit Koller in zahlreichen Projekten zusammengearbeitet<br />
zu haben, und machen es uns weiterhin zur Aufgabe,<br />
Kollers Werk in umfangreicher Weise zu präsentieren und in<br />
seiner Gesamtheit wissenschaftlich zu erfassen.<br />
Das Qualitätslevel dieser Kunstsammlung ist ein sehr<br />
hohes und die Erste Bank-Gruppe fungiert als Leihgeber<br />
renommierter Ausstellungen, wie beispielsweise der documenta<br />
12. Inwiefern werden hier Lücken<br />
im Kunstsystem abgedeckt?<br />
Das Hauptziel der Sammlung besteht ja darin,<br />
Arbeiten aus der Region miteinander in<br />
26<br />
Kontakt zu bringen und dadurch einen übergreifenden<br />
kunsthistorischen Kontext zu formulieren, der als gemeinsame<br />
Geschichte bisher nicht existierte. Durch die Präsenz der<br />
Arbeiten und KünstlerInnen in unterschiedlichen Ausstellungskontexten,<br />
von documenta 12 bis Tate Modern, zeigt<br />
sich, wie weit diese Institutionen ebenso an einer Neuformulierung<br />
der europäischen Kunstgeschichte interessiert sind<br />
und dabei auf unsere Arbeiten und KünstlerInnen stoßen.<br />
„MOMENTAN befinden sich<br />
über 500 Einzelarbeiten in der<br />
Sammlung, die ein sehr breites<br />
Spektrum der Kunstgeschichte der<br />
letzten Jahrzehnte abdecken und<br />
auch inhaltlich unterschiedlich<br />
gewichtet sind.“<br />
Funktioniert die Wiedererkennbarkeit von KünstlerInnen<br />
wie Sanja Iveković oder Milica Tomić, die in internationalen<br />
Ausstellungen vertreten sind, auch als Markenzeichen<br />
für die Erste Bank-Gruppe als Unternehmen?<br />
Die Bedeutung der einzelnen Künstler und Künstlerinnen<br />
zeigt sich vor allem in ihren eigenen Ländern, in denen das<br />
Image der Tochterbanken durch die KünstlerInnen aufgewertet<br />
und dadurch ein Mehrwert im Sinne eines Image-Surplus<br />
erzeugt wird.<br />
Wie hat sich die Wahrnehmung auf Kunst, durch das erweiterte<br />
Europa verändert? Welchen Beitrag hat die<br />
Kunstsammlung der Erste Bank-Gruppe durch ihre Ausstellung<br />
„Kontakt ... aus der Sammlung der Erste Bank-<br />
Gruppe“ im MUMOK Wien 2006 oder in Belgrad 2007 geleistet?<br />
Wie waren die Reaktionen?<br />
Die Präsentation im MUMOK 2006 war ein wichtiger Beitrag<br />
für die inhaltliche Programmatik dieses Museums, das<br />
seit den 1990er-Jahren immer wieder Ausstellungen zum<br />
Thema Osteuropa veranstaltete. Es war eine logische Symbiose,<br />
die letztendlich auch die Relevanz der Sammlung innerhalb<br />
eines musealen Kontexts bestätigte. Für das Museum<br />
für zeitgenössische Kunst in Belgrad war die Ausstellung<br />
im vergangenen Jahr inhaltlich ein wesentlicher Schritt, da<br />
zum ersten Mal seit vielen Jahren ein wichtiger Teil der Kunstproduktion<br />
aus Ex-Jugoslawien gemeinsam gezeigt wurde<br />
Kunst.Investor I Ausgabe 1 I Frühjahr <strong>2008</strong>
Mladen Stilinović, aus: Crveno – Roza,1973–1981, Rot – Pink, Installation: Verschiedene Materialien und Techniken, 90-teilig<br />
und die Sammlung eine Sichtbarkeit in jenem Kontext erfuhr,<br />
in dem auch ein Großteil der Werke entstand.<br />
Wie sehr werden infrastrukturelle Veränderungen von<br />
Kunstinstitutionen vor Ort in Prag oder Bratislava unterstützt?<br />
Was passiert in puncto Vermittlung? Wie wird das<br />
Engagement, diskursive Kunsträume zu schaffen, in Zukunft<br />
aussehen?<br />
Durch das Tranzit-Programm, das von Kathrin Rhomberg<br />
und Maria Hlavajova initiiert wurde, erhalten die einzelnen<br />
Länder von der Erste Bank jährlich eine Unterstützung, mit<br />
der Kuratoren unabhängig in infrastrukturelle und projektfördernde<br />
Maßnahmen eingreifen können. Durch das Fehlen<br />
von Ausstellungsräumen für zeitgenössische Kunst wurden<br />
etwa in Bratislava 2005 die Tranzit Workshops eröffnet, eine<br />
Ausstellungshalle in der Nähe des Soravia-Einkaufszentrums,<br />
in der zeitgleich zur Ausstellung im MUMOK vor allem<br />
junge Kunst aus der Sammlung präsentiert wurde.<br />
Mit der Eröffnung von Tranzit Display in Prag im Winter<br />
2007 wurde erneut ein Ausstellungsraum eröffnet, in dem neben<br />
Ausstellungen vor allem diskursive Veranstaltungen stattfinden,<br />
womit eine Plattform für aktuelle künstlerische Ausdrucks-<br />
und Austauschformen geschaffen wurde, die in Prag<br />
in dieser Form bisher nicht existierte. In den übrigen Ländern<br />
wird gerade an ähnlichen Strukturen gearbeitet.<br />
Weshalb entschied man sich, vorwiegend konzeptuelle<br />
und performative Positionen zu sammeln?<br />
Die Ausrichtung der Sammlung beruht zu einem Großteil<br />
auf den Entscheidungen des Beirats, der sich für eine konzeptuelle<br />
Praxis entschied, die in den 1960er-Jahren ihren<br />
Ursprung nahm und bis heute, auch in der jungen Szene,<br />
ihre Gültigkeit besitzt. Dadurch lässt sich eine Kontinuität in<br />
der künstlerischen Praxis der letzten fünfzig Jahre aufzeigen,<br />
die vor allem für die internationale Kunstwelt von Bedeutung<br />
ist und eine radikale Sichtweise auf künstlerische Ausdrucksformen<br />
mit sich bringt, die gerade in den Ländern des ehemaligen<br />
Realsozialismus teilweise nur unter Ausschluss der<br />
Öffentlichkeit stattfand und daher umso mehr Aufmerksamkeit<br />
verlangt.<br />
Wird direkt von den Künstlern oder auf Auktionen oder<br />
von anderen Sammlern gekauft?<br />
Der Ankauf erfolgt je nach Verfügbarkeit der<br />
Werke, entweder von den KünstlerInnen direkt<br />
oder durch Galerien, sofern diese die vom Beirat<br />
präferierten Werke besitzen.<br />
27<br />
Frühjahr <strong>2008</strong> I Ausgabe 1 I Kunst.Investor
THEMA<br />
Kunstsammlung<br />
Kasimir Malewitsch, Belgrad,<br />
Die letzte futuristische<br />
Ausstellung, 1986, Acryl auf<br />
Leinwand, 21-teilig<br />
Der Kunstbetrieb ist teuer, werden auch Künstler gesammelt,<br />
die mit dem Markt spielen? Wo groß ist die Risikobereitschaft,<br />
junge, unbekannte Positionen anzukaufen?<br />
Die Bandbreite ist hier sehr offen, von jungen, aufstrebenden<br />
Positionen bis hin zu arrivierten, die mittlerweile einen<br />
hohen Marktwert besitzen, aber aufgrund der inhaltlichen<br />
Bedeutung für die Sammlung ebenso gekauft werden.<br />
Werden junge Künstler, die angekauft werden, auch dahingehend<br />
unterstützt, dass sie sich ökonomisch auf<br />
dem Kunstmarkt durchsetzen?<br />
Das ist ebenso eines der Ziele der Sammlung, dass für<br />
KünstlerInnen, die noch keine Galerie besitzen, erst einmal<br />
ein gewisser Marktwert geschaffen und ihnen dadurch der<br />
Einstieg in die Kunstwelt erleichtert wird.<br />
Wie wirkt sich wiederum die Sammlungspolitik der Erste<br />
Bank-Gruppe auf die Kunstproduktion in zentral-, ostund<br />
südosteuropäischen Ländern aus?<br />
Das Interesse vieler KünstlerInnen, in dieser Sammlung vertreten<br />
zu sein, ist ständig im Steigen begriffen, wodurch die<br />
Sammlung letztendlich einen einzigartigen Status<br />
innerhalb der Kunstwelt erlangt hat, da viele<br />
private oder öffentliche Sammlungen meist keine<br />
so konsistente Linie aufweisen.<br />
28<br />
Kunst hat heute auch den Ruf, ein spekulatives Anlagesystem<br />
zu sein. Andererseits hängen Firmensammlungen<br />
immer auch von der Begeisterungsfähigkeit des<br />
Vorstandes für Kunst ab, wie die Umstrukturierungen<br />
der BAWAG und Generali Foundation zeigen. Welche<br />
Maßnahmen werden getroffen, damit die Sammlung im<br />
Fall eines Eigentümerwechsels autonom weiterexistiert?<br />
Die Sammlung wurde als Verein gegründet, in den alle Mitglieder<br />
der Bankengruppe jährlich einzahlen. Sollte sich in der<br />
Bankenstruktur etwas ändern, betrifft dies also nicht unbedingt<br />
auch die Sammlung, da diese von vornherein als autonom<br />
agierendes Unterfangen ins Leben gerufen wurde.<br />
Existiert der Plan, einen permanenten Ausstellungsraum<br />
zu schaffen?<br />
Zu Beginn war es uns wichtig, Werke aus der Region zu<br />
sammeln und diese auch in der Region zu präsentieren, wodurch<br />
ein eigener Raum in Wien dem Ganzen eine zu zentralistische<br />
Note geben würde. Es wird jedoch nach wie vor<br />
über Repräsentanzmöglichkeiten in Wien nachgedacht –<br />
sollte es dazu kommen, dann eher im kleinen Rahmen, um<br />
temporär Interventionen zu schaffen und eine permanente<br />
Sichtbarkeit gewährleisten zu können. <br />
k.i<br />
Kunst.Investor I Ausgabe 1 I Frühjahr <strong>2008</strong>
THEMA<br />
KunstAuktion<br />
Otto Hans Ressler:<br />
Auktionator, Gründer und<br />
Mitgesellschafter „im Kinsky“<br />
„Wenn ein Kunstwerk hoch geschätzt wird, dann weil es von einem Künstler stammt, der<br />
als Erster einen neuen Weg beschritten hat, der etwas Einmaliges, Unverwechselbares<br />
geschaffen hat. Derzeit boomen die Klassische Moderne und zeitgenössische Kunst;<br />
Barock und sakrale Kunst sind eher Ladenhüter. Die Preise sind nicht höher als vor zwanzig<br />
Jahren. Wäre es schlau, hier zu investieren? „Es ist immer schlau, in Kunstwerke zu<br />
investieren. Sie werden uns alle überleben und noch in 250 Jahren Menschen erfreuen.“<br />
Kunstauktion statt Fitnesscenter<br />
Der Besuch von Kunstauktionen ist gut für Geist, Seele – und Körper.<br />
Und bisweilen amüsanter sowieso. Ein Selbstversuch, und zwar „im Kinsky“.<br />
(Text & Fotos)<br />
Sandra Sagmeister<br />
I Es ist nicht nur schick, auf eine Auktion zu gehen, sondern<br />
es ist auch gesund und viel amüsanter als ein Nachmittag<br />
im Fitnessstudio: Wer etwas ersteigert, steigert seinen Adrenalinspiegel,<br />
bringt den Kreislauf in Schwung, verleitet den<br />
Puls gar zum Rasen; manch einem steht sogar der Schweiß<br />
auf der Stirn und Augenzeugen berichten von wundersamem<br />
Gewichtsverlust. Eine Auktion ist höchst spannend,<br />
verströmt ein eigenes Flair, versetzt den Menschen in eine<br />
andere Welt und bringt Lebensfreude. Eine Auktion ist ein<br />
Kampf – ein innerer wie ein äußerer: Bekomme ich das Objekt<br />
der Begierde?<br />
Auktionshäuser wie Sotheby’s oder Christies sind weltweit<br />
bekannt. Aber es gibt auch kleine, feine, heimische Auktionshäuser<br />
wie das „im Kinsky“, wo Anfang der 1990er die<br />
erste Auktion stattfand. Für Auktionator Otto Hans Ressler,<br />
Mitbegründer und Geschäftsführer, steht keineswegs nur<br />
der Wert der Kunst im Fokus: Man sei ein Auktionshaus für<br />
Kunstliebhaber, wer Kunst liebe, kaufe nicht aus reinen Spekulationsgründen.<br />
„Wir wollen die Freude an der Kunst steigern“,<br />
lautet das Leitbild des Auktionshauses. „im Kinsky“<br />
wird nicht nur eine Auktion abgewickelt. „Auktion“ bedeutet<br />
so viel wie Vermehrung, und das hat Ressler zum Ziel: Er<br />
möchte die Zuneigung zur Kunst fördern. Dass dies mitunter<br />
sehr viel Geld kostet, zeigt ein Rekordpreis, der<br />
vor zehn Jahren „im Kinsky“ erzielt wurde: 1998<br />
wurde ein Mädchenakt von Schiele auf schwindelerregende<br />
3,6 Millionen Euro gesteigert –<br />
30<br />
wer’s in Schilling lesen möchte: knapp 50 Millionen Schilling.<br />
Diese 3,6 Millionen sind der höchste Preis, der je bei einer<br />
österreichischen Auktion, ja sogar im gesamten deutschsprachigen<br />
Raum erzielt wurde.<br />
Als das „Kinsky“ 1999 in eines der schönsten Barockpalais<br />
Wiens auf die Freyung zog, wurde zum Auftakt das<br />
kleine Portrait „Helene“ von Klimt für über eine Million versteigert.<br />
Erfolg lässt sich aber nicht nur in Zahlen ausdrücken,<br />
2005 wurde „im Kinsky“ die weiße Fahne gehisst. Maturanten<br />
wissen, was das bedeutet: Alle durchgekommen!<br />
In einem Auktionshaus heißt das: Alle Objekte sind verkauft.<br />
Ein toller Erfolg für das österreichische Auktionshaus, das<br />
seit seiner Gründung mehr als 160 Millionen Euro umgesetzt<br />
hat. Der Kunstmarkt tickt zwar wie jeder andere Markt, wird<br />
von Angebot und Nachfrage bestimmt, hat aber doch seine<br />
eigenen Gesetze. Nervöse A(u)ktionäre kennt Ressler nicht;<br />
selbst wenn es an der Börse kracht, werden am Kunstmarkt<br />
weiter hohe Summen ausgegeben.<br />
Noch in den 60er- und 70er-Jahren des vergangenen<br />
Jahrhunderts gab es einen Schiele oder Klimt zu Spottpreisen,<br />
sie waren nichts wert, ja sogar verpönt. Heute bringen<br />
sie Millionen: Die „Goldene Adele“ wurde um 135 Millionen<br />
Dollar verkauft. Ressler deutet auf ein Bild von Max Weiler:<br />
„Was ist das? Ein Blatt Papier mit etwas Farbe, eigentlich<br />
nicht mehr wert als ein paar Cent.“ Ressler ist Realist und<br />
weiß, wie sich der Wert der Kunst bildet – auf alle Fälle nicht<br />
über den materiellen Wert. <br />
k.i<br />
Kunst.Investor I Ausgabe 1 I Frühjahr <strong>2008</strong>
31<br />
Frühjahr <strong>2008</strong> I Ausgabe 1 I Kunst.Investor
THEMA<br />
Kunst in der kirche<br />
Die Gier nach Publizität und Ruhm ist in der Kunst ein falscher<br />
Weg – wenn die Künstler ständig provozieren, nützt sie sich ab. Für<br />
den Abt muss ein Kunstwerk – z. B. ein Bild – Ehrfurchtscharakter<br />
haben, muss etwas Heiliges ausstrahlen. Bei Rembrandt etwa,<br />
da war immer die Ehrfurcht vor dem Menschen spürbar. Warum<br />
wenden sich die Künstler aber von der Kirche ab, warum spiegeln<br />
ihre Kunstwerke so selten einen Dialog mit der Kirche wider? Die<br />
Künstler haben Angst, abhängig zu werden, glaubt der Abt, für den<br />
das Wichtigste der Dialog zwischen Kunst und Kirche ist.<br />
Die Kirche braucht die Kunst.<br />
Die Kunst braucht aber auch eine<br />
gewisse Spiritualität, sonst besteht die<br />
Gefahr der Belanglosigkeit<br />
Aufstand der Denkmalpfleger<br />
Die Kirche war viele Jahrhunderte Mäzen und Förderer der Kunst. Aber: Es scheint, als ob die Kirche<br />
diese Führungsrolle gerade eben verliert. Denn ein Diskurs mit aktueller Kunst findet in der Kirche<br />
praktisch nicht statt. Erstarrt die Kunst in der Kirche zur Denkmalpflege? Unsere Mitarbeiterin<br />
Sandra Sagmeister sieht eine Trendwende.<br />
Sandra Sagmeister (Text) I Stift Admont und Sandra Sagmeister (Fotos)<br />
I Mit dem Geld und der Zuwendung der Kirche schufen die<br />
Künstler Werke, die viele Menschen als von Gottes Hand<br />
gestreift bezeichnen und vor denen sie tief ehrfürchtig verharren.<br />
So war das viele Jahrhunderte, zumindest bis ins vorvorige<br />
Jahrhundert hinein. Kunst, das war für die Kirche eine<br />
ganz zentrale Angelegenheit. Selbst die Liturgie und ihre<br />
Feier haben mit Kunst zu tun, sie folgen einer immer wiederkehrenden<br />
Dramaturgie – Kunst und Kult liegen ganz nah<br />
beiein ander. Diese Kunst prägt die christliche Wahrnehmung<br />
seit vielen Jahrhunderten.<br />
Das Medium Kunst fungiert seit Jahrhunderten als ein Mittel,<br />
um die Botschaft Gottes ans Volk zu bringen. Auf der anderen<br />
Seite empfindet manch einer die kolossalen Kirchen<br />
und ihre Sammlungen als reine Machtdemonstration und<br />
Ausbeutung der Menschen, die das alles geschaffen haben.<br />
Das ist aber zu einseitig gedacht, denn die Stifte und Klöster<br />
sind bis heute wichtige Zentren für das geistige, kulturelle<br />
und wirtschaftliche Leben einer Region. Kunst und Kirche<br />
sind untrennbar miteinander verbunden und<br />
haben Großes geleistet und geschaffen. Kunst<br />
leistet einen eigenständigen Beitrag, Religiosität<br />
in die Herzen und Seelen der Gläubigen zu<br />
32<br />
bringen. Doch die Repräsentation der Kirche durch die Kunst<br />
hat im letzten Jahrhundert stark abgenommen. Die Kirche<br />
hat scheinbar den Anschluss an die zeitgenössische Kunst<br />
verloren; viele meinen, dass die Kirche den Diskurs mit den<br />
Zeitgenossen verweigert.<br />
Wie spannend der Austauch mit der Kunst und ihrer Bewahrung<br />
sein kann, wenn man ihn nur zulässt, zeigt das 900<br />
Jahre alte Stift Admont mit seinen „Gegenwartsmönchen“.<br />
Hier begegnen sich Religion, Naturwissenschaften und Kunst<br />
in einer ausgesprochen versöhnlichen und progressiven Weise.<br />
Das Stift hat ein eigenes kunsthistorisches Museum<br />
(nächste Ausstellung: Stefan Emmelmann, bis 9. November)<br />
und hatte schon vor 300 Jahren ein „Musaeum“. Die heurige<br />
Ausstellung beschäftigt sich mit dem Thema „Bibliothek“.<br />
Anlass dafür ist die Wiedereröffnung nach der Generalrestaurierung<br />
der weltweit größten Klosterbibliothek, die 230<br />
Jahre alt ist. Eingeladen sind zeitgenössische Künstler, die<br />
im Raum für künstlerische Interventionen ihre Beiträge ausstellen<br />
werden. Seit zehn Jahren baut das Stift eine Sammlung<br />
österreichischer zeitgenössischer Kunst auf und die<br />
erworbenen Werke werden im Museum für Gegenwartskunst<br />
ausgestellt. Über 350 Exponate von 130 Künstlern umfasst<br />
Kunst.Investor I Ausgabe 1 I Frühjahr <strong>2008</strong>
„Die Botschaft<br />
Jesu soll in jener<br />
sprache weitergegeben<br />
werden, die Menschen<br />
unserer Zeit verstehen<br />
können“
THEMA<br />
Kunst in der kirche<br />
die Sammlung bereits, schwerpunktmäßig werden Kunstwerke<br />
jüngerer Künstler angekauft, u. a. auch jene, die den Otto-<br />
Mauer-Preis erhalten haben. Die Sammlung umfasst ergänzend<br />
sogenannte Sinneskunst, das ist spezifische Kunst für<br />
Blinde und Sehbehinderte, etwa Skulpturen.<br />
Willkommen sind auch „Artists in Residence“, die unter<br />
dem Motto „Made for Admont“ eingeladen werden und sich<br />
vor Ort mit der geistigen und örtlichen Umgebung auseinandersetzen<br />
und Kunst schöpfen. In der Admont-Sammlung<br />
finden sich Künstler wie Siegfried Anzinger, Herbert Brandl,<br />
Jakob Gasteiger, Bruno Gironcoli, Franz Graf, Oswald Oberhuber,<br />
Erwin Wurm, Fabio Zolly u.v.m. Zwei Ziele verfolgt das<br />
Stift Admont auch in Zukunft: Die Erhaltung der Exponate<br />
und die Erweiterung der Sammlung durch stetige Ankäufe<br />
zeitgenössischer Kunst. Ein tiefes Kunstverständnis pflegt<br />
dabei der Abt des Stiftes Admont in der Steiermark, Bruno<br />
Hubl, der seit einem Jahrzehnt als Pionier eine zeitgenössische<br />
Kunstsammlung in seinem Stift aufbaut.<br />
Und er weiß sein Bestreben auch zu begründen,<br />
denn Kunst und Kirche bedingen sich, stehen<br />
einander sehr nah, sind Seelenverwandte.<br />
34<br />
Die Kunst wird zur Plattform der Begegnung. Abt Bruno Hubl<br />
lässt zeitgenössische Kunst in seinem Stift zu, weil dass,<br />
„was Menschen heute denken und fühlen, welche Fragen sie<br />
umtreiben, ihre Sehnsüchte und ihr Ausschauhalten nach<br />
Orientierung und Perspektiven“ wichtig ist. Künstler sind dabei<br />
Multiplikatoren und Seismografen gesellschaftlicher Strömungen<br />
und Veränderungen.<br />
Zeitgenössische Kunst in der Kirche<br />
Abt Bruno Hubl hat mittels der Sammlung des Stiftes einen<br />
Dialog zwischen Kirche und Kunst in Bewegung gebracht,<br />
der seinesgleichen sucht. Das Stift denkt modern und erkennt<br />
mehrere Wege der Verkündigung an: Neben der Katechese<br />
und der Seelsorge bekommt auch die Kunst ihren<br />
Raum – und das in der Form eines eigenen Museums. Besucher<br />
wie Künstler, die in das Stift Admont kommen, sind überrascht<br />
von der Offenheit, die hier vorherrscht. Viele Künstler<br />
beginnen ob dieser Offenheit nachzudenken, warum sich<br />
Menschen für ein religiöses Leben entscheiden und wie der<br />
Glaube das Leben prägt. Aber es finden auch Menschen den<br />
Weg ins Stift, die oft wenige Berührungspunkte mit der Kirche<br />
Kunst.Investor I Ausgabe 1 I Frühjahr <strong>2008</strong>
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26.02.<strong>2008</strong> 15:26:29 Uhr
„Die Kirche muss<br />
aus sich herausgehen“<br />
Interview mit Pater Gustav Schörghofer,<br />
Jesuitenpfarrer in der Jesuitenkirche in Wien 1<br />
Wie kamen Sie zur zeitgenössischen Kunst?<br />
Schörghofer: Ich bin 1953 in Salzburg geboren,<br />
da lebt man direkt in einem Kunstwerk. Ich bin auf<br />
der Burg Salzburg aufgewachsen, dort, wo die Schule<br />
des Sehens von Oskar Kokoschka war, ich bin also<br />
von klein auf mit der Kunst konfrontiert gewesen.<br />
Sie sind noch mehr mit der Kunst verbunden?<br />
Schörghofer: Für mich war immer das Betrachten<br />
von Kunst wichtig. Die Kunst spricht zu mir.<br />
Sie haben ja moderne Kultur präsentiert ...<br />
Schörghofer: Der Altarraum ist seit 2004 teilweise<br />
mit moderner Kunst ausgestattet. Vor dem Altar<br />
steht zum Beispiel ein Kreuz aus kristallklaren Legosteinen<br />
von Manfred Erjautz, statt dem Corpus Christi<br />
ist ein kleiner, blauer Lastwagen zu sehen. Altar,<br />
Ambo und Priestersitz sind aus Beton und von Michael<br />
Kienzer gestaltet.<br />
Wie waren und sind die Reaktionen?<br />
Schörghofer: Wenn man etwas ernst betreibt,<br />
muss man sich aufs Spiel setzen. Ich kann mich nicht<br />
nur auf das Können verlassen, sondern man muss<br />
auch Dinge wagen. Das geht in der bildenden Kunst<br />
leichter als in der Musik. Die Reaktionen auf das Legokreuz<br />
sind unterschiedlich, manche haben spontan<br />
einen Zugang, manche brauchen eine Vermittlung.<br />
Je unvoreingenommener man der Kunst begegnet,<br />
umso besser. Das blaue Lastenauto steht<br />
etwa für die Last, die Jesu für uns transportiert, man<br />
darf nicht immer nur das Kreuz sehen. Für mich ist<br />
das Betrachten von Kunst ein mitschöpferischer Akt.<br />
Generell wird die Kunst im Kirchenraum positiv aufgenommen,<br />
wird nur von wenigen abgelehnt. Einzig am<br />
Wochenende muss das Legokreuz in die Sakristei, da<br />
es für liturgische Zwecke nicht verwendet wird.<br />
Hat sich die Kirche von der Kunst abgekoppelt?<br />
Schörghofer: Die Kirche hat sich von der zeitgenössischen<br />
Kunst schon lange entfernt. Die Kirche<br />
hat im 19. Jahrhundert ihre eigene<br />
Kunst ausgebildet. Es ist wichtig, dass<br />
die Kirche wieder aus sich heraus<br />
geht.<br />
36<br />
haben und erstaunt sind, dass man sich hier mit zeitgenössischer<br />
Kunst beschäftigt und „Kirche doch nicht ein Relikt aus<br />
dem Mittelalter ist“, freut sich Hubl. So ist die Kunst ein lebendiges<br />
Mittel der Kommunikation und dem Abt ist etwas gelungen,<br />
was derzeit viele Menschen an der Kirche vermissen:<br />
Die Kirche hat mit den Menschen unserer Zeit zu tun und sie<br />
muss helfen, ihre Probleme zu lösen – und dies kann begleitend<br />
über die Kunst passieren. Abt Hubl wünscht sich, dass<br />
die Menschen über die Kunst mit einer lebendigen Kirche in<br />
Berührung kommen. Da nimmt der Kirchenmann auch in<br />
„Kunst darf nicht zur Hülle werden, darf nicht<br />
zum Objekt des Raubes und der Spekulation<br />
werden“<br />
Kauf, dass es schon auch gläubige Menschen gibt, die den<br />
Zugang zur zeitgenössischen Kunst nicht finden, dafür aber<br />
nichtgläubige Menschen plötzlich einen Zugang zur klösterlichen<br />
Atmosphäre verspüren.<br />
In Admont nimmt das Ambiente des Klosters die Gegenwartskunst<br />
mit offenen Armen auf und sie kann sich vor der<br />
geistigen wie körperlichen Kulisse des Klosters ausbreiten<br />
und entfalten. Im Schnittpunkt von Religion und Kunst kann<br />
die Sprache der heutigen Menschen deutlicher werden, denn<br />
die Kunst wirft für Abt Hubl derzeit mehr Fragen denn Antworten<br />
auf. „Die Botschaft Jesu soll in jener Sprache weitergegeben<br />
werden, die Menschen unserer Zeit verstehen können“,<br />
gibt sich der Abt weltoffen, möchte aber nicht, dass sich die<br />
Gegenwartskunst vorwiegend mit religiösen Themen beschäftigt.<br />
Auch wenn sich der Abt dann doch wünscht, dass<br />
sich die Kunst wieder mehr für religiöse Werte interessiert,<br />
weiß er, dass man die zeitgenössische Kunst nicht für „unsere<br />
Botschaften vereinnahmen“ darf.<br />
Wie man anhand des Stiftes Admont sieht, öffnet sich die<br />
Kirche langsam, überdenkt ihre Beziehung zur zeitgenössischen<br />
Kunst und tritt wieder stärker und in neuer Form als<br />
Sammler auf. Die Kirche galt und gilt als größter Kunstsammler<br />
der Welt. Das bestätigt auch der Abt des Stiftes Heiligenkreuz<br />
in Niederösterreich, Gregor Henckel-Donnersmarck, der<br />
viele Jahre „gerne“ (wie er betont) in Deutschland Manager in<br />
der Speditionsbranche war. Die Zisterzienserabtei ist ebenfalls<br />
ein Ort der Kultur, die sich über 900 Jahre erstreckt. Und der<br />
Abt macht sich vor allem aus seinen wirtschaftlichen Wurzeln<br />
heraus Gedanken über die Bedeutung der Kunst für die Kirche.<br />
Er verstehe, dass die Kunst immer öfter nach wirtschaftlichen<br />
Aspekten bewertet und ge- bzw. behandelt wird. k.i<br />
Kunst.Investor I Ausgabe 1 I Frühjahr <strong>2008</strong>
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Messen<br />
Art Rotterdam<br />
I Vom 6. bis 10. Februar <strong>2008</strong> stand die niederländische Hafenstadt<br />
Rotterdam im Blickpunkt der zeitgenössischen<br />
Kunstwelt. Die Kunstmesse Art Rotterdam fand zum neunten<br />
Mal statt; sie hat sich im Laufe der letzten Jahre zu einem<br />
kleinen, aber feinen Fixpunkt der jungen internationalen Galerienszene<br />
entwickelt. Den beiden Organisatoren Fons Hof<br />
und Michael Huyser ist es vortrefflich gelungen, mit 75 Ausstellern<br />
ein Programm zusammenzustellen, das bewusst auf<br />
junge und neue Galerien setzt und den Schwerpunkt auf<br />
Emerging Artists richtet. „Unsere primären Ziele sind die Erweiterung<br />
der Internationalität und der Ausbau des Sammlerprogramms“,<br />
meint Fons Hof im Gespräch. Für die zahlreichen<br />
Besucher ergibt sich ein erfrischender Blick auf neue<br />
Positionen in den verschiedenen Medien.<br />
Ein guter Hafen für junge Kunst<br />
Junge Kunst und deren Künstler haben einen sicheren und<br />
mittlerweile bewährten Hafen: Die Art Rotterdam.<br />
Susanna Schimka (Text) I Art Rotterdam (Fotos)<br />
Vor dem Hintergrund der schwelenden öffentlichen Diskussion<br />
in den Niederlanden ist es spannend zu verfolgen,<br />
dass politischen, sozialen und religiösen Themen in künstlerischen<br />
Arbeiten bei dieser Kunstmesse wieder durchgehend<br />
mehr Raum geboten wird, wie bei den intensiven Zeichnungen<br />
und der Malerei des gebürtigen Marokkaners Rachid<br />
Ben Ali (ab 3.000 Euro) oder den Fotografien von Linda-Maria<br />
Birbek (ab 2.600 Euro), die in der gezeigten Serie von Arbeiten<br />
Asylwerber in einem IKEA-Schauraum platziert und<br />
durch diese Inszenierung eine verstörende Ironie generiert<br />
(beide Künstler bei Witzenhausen Gallery, Amsterdam). Bei<br />
Jerome Jacobs’ Aeroplastics Contemporary aus Brüssel findet<br />
man die beeindruckende fotografische Arbeit der 35-jährigen<br />
Deutsch-Türkin Nezakat Ekici („No Pork but Pig“, 7.000<br />
Euro), die sehr provokant religiöse Streitthemen thematisiert.<br />
Die Galerie Paul Andriesse zeigt eine Serie von dreißig Fotografien<br />
(zusammen 50.000 Euro) der Documenta-Teilnehmerin<br />
Lidwien van de Wen, die globale Brennpunkte politischer<br />
Konflikte in einer nachdenklich machenden Dramaturgie<br />
zusammenstellt. Die Chemould Prescott Road Gallery<br />
aus Mumbai stellt gemeinsam mit Willem Baars<br />
Projects aus Amsterdam ihren Stand dem indischen<br />
Künstler Anant Joshi für die bemerkenswerte<br />
Einzelpräsentation „May look closer than<br />
38<br />
they appear“ zur Verfügung: Die acht großformatigen Collagen<br />
(je Arbeit 96.000 Euro) aus Goldblättchen und unzähligen<br />
kleinen Zeitungsbildern von Wohnblocks (jeder einzelne<br />
wurde im Lauf der letzten Jahre in Mumbai errichtet) bringen<br />
die schier unlösbare Problematik der Verslumung dieser unüberschaubarem<br />
Megametropolen zum Ausdruck. Eine gelungene<br />
Messepremiere liefert die sehr junge Galerie Visual<br />
Drugs aus Zürich mit ihrer Präsentation von zwei Künstlerinnen.<br />
Fast passend zum Namen zeigen sie eine ganz aktuelle<br />
Arbeit („Disorders“) der österreichischen Künstlerin Sofia<br />
Goscinski. Auf 38 mit Tusche schwarz grundierten und weiß<br />
lackierten Tafeln sind mit fast krakeliger Schrift ebenso viele<br />
psychische Krankheiten von der Künstlerin mit einer Ahle eingeritzt<br />
(einzeln 160, gesamt 5.800 Euro). Den klar konzipierten<br />
Stand ergänzen noch die vielschichtigen Tuschezeichnungen<br />
der Schweizerin und Swiss-Award-Preisträgerin 2007<br />
Monica-Ursina Jäger (zwischen 700 und 6.000 Euro).<br />
Weiters aufgefallen sind die inszenierten Fotoarbeiten des<br />
Briten Nigel Bennett (ab 2.300 Euro) bei Artrepco von Andrea<br />
Hinteregger und die erschreckend apathisch wirkenden Porträts<br />
des 24-jährigen niederländischen Künstlers Adriaan van<br />
der Ploeg, der Jugendliche nach durchgespielten LAN-Partys<br />
fotografierte (zwischen 700 und 1.300 Euro, bei Haas &<br />
Fischer). Die aufstrebende Galerie 2x2 projects aus Amsterdam<br />
zeigt großformatige, figurative Malerei und Fotografie<br />
der Künstlerin Sabine Dehnel (9.500 Euro). Der seit einigen<br />
Jahren an der Art Rotterdam ausgelobte Illy-Kunstpreis ist<br />
nicht nur als ein willkommener Zusatzverdienst für Künstler<br />
und deren Galeristen zu betrachten, werden doch die von<br />
einer prominent besetzten Jury ermittelten Finalisten an<br />
einem eigenen Stand den Besuchern während der Messe<br />
präsentiert. Dieses Jahr ging der mit 10.000 Euro dotierte<br />
Preis an die deutsche Künstlerin Alexandra Leykauf von der<br />
Galerie Martin van Zomeren. Die aufstrebende Art Rotterdam<br />
bietet einen umfangreichen Pool für die Entdeckung vielversprechender<br />
Talente und sollte aufgrund des durchschnittlichen<br />
Preisniveaus für Einsteiger, aber auch für avancierte<br />
Sammler im jährlichen Messebesuchsplan stehen. k.i<br />
Kunst.Investor I Ausgabe 1 I Frühjahr <strong>2008</strong>
<strong>01</strong> ..... Artrepco Nigel Bennet<br />
02 ..... Aeroplastics Nezakar Ekici,„No Pork but Pig“<br />
03 ..... Witzenhausen Gallery Rachid Ben Ali<br />
04 ..... Visual Drugs Monica Ursina Jaeger<br />
05 ..... Haas & Ischer Adriaan van der Ploeg<br />
06 ..... Visual Drugs Sofia Goscinski, „Disorders“<br />
{02}<br />
{<strong>01</strong>}<br />
{03}<br />
{05}<br />
{06}
Messen<br />
Arco 08<br />
„Wir steuern unausweichlich auf eine Korrektur<br />
des Kunstmarktes zu“, meint Amir Shariat,<br />
36-jähriger CEO der Auctor Capital Partners in<br />
London und einer der profiliertesten Sammler<br />
aktueller zeitgenössischer Kunst.<br />
<strong>01</strong> ..... Freymond-Guth Ingo Giezendanner, Untitled, 2007<br />
02 ..... Ronmandos Gallery Katinka Lampe, Untitled, 2007<br />
03 ..... Juana De Aizpuru Nadav Weissman, „Ground Floor“<br />
04 ..... Galerie Klüser Alex Katz, „Nicky“, 2006<br />
05 ..... Jeanne-Bucher Gallery Jean Dubuffet, „Personnage“, 1973–<strong>2008</strong><br />
06 ..... Kavanagh Gallery Diana Copperwhite, „Consumers“, <strong>2008</strong><br />
Subprime-Krise<br />
gegen Kunstportfolio<br />
Ein Lagebericht von der zweitgrößten Kunstmesse der Welt.<br />
Susanna Schimka (Text) I ARCO 08 (Fotos)<br />
I Am Mittwoch dem 13. Februar <strong>2008</strong> öffnete die internationale<br />
Kunstmesse ARCO in der spanischen Hauptstadt Madrid<br />
zum 27. Mal ihre Pforten. Mehr als 295 Galerien aus mehr<br />
als 34 Ländern waren bei der weltweit zweitgrößten Kunstmesse<br />
vertreten, die sich heuer zum ersten Mal in neuen,<br />
großzügigeren Hallen präsentierte. Statistiken zufolge konnte<br />
Spanien in den letzten Jahren einen massiven Zuwachs<br />
bei der Investition in Kunst verzeichnen. Diesmal waren<br />
jedoch eine gewisse Unsicherheit und Lampenfieber bei<br />
vielen Galeristen, Art Consultants und Kunsthändlern zu<br />
spüren. Die Subprime-Krise in den USA, die sehr volatilen<br />
Börsen weltweit und eine drohende Rezession ließen gerade<br />
bei einer so großen Messe wie der ARCO, die mit ihrem<br />
Termin am Anfang eines Jahres immer auch als eine Art<br />
Gradmesser dient, Befürchtungen unter den Teilnehmern<br />
aufkommen, dass der in den letzten Jahren unentwegt boomende<br />
Kunstmarkt auch in die Bredouille kommen könnte.<br />
Dass in diesen Tagen auch noch zwei junge Messen, die<br />
DC in Düsseldorf und die Art Cologne Palma de Mallorca,<br />
vorerst ersatzlos aus dem internationalen Messekalender<br />
gestrichen wurden und bei der ShContemporary (der neuen<br />
Messe in Schanghai des ehemaligen Art-Basel-Leiters<br />
Lorenzo Rudolf) der renommierte Co-Direktor und Genfer<br />
Kunsthändler Pierre Huber wegen aufklärungswürdiger Geschäftspraktiken<br />
seinen Hut nehmen musste, sorgte auch<br />
nicht für bessere Stimmung. „Wir steuern unausweichlich<br />
auf eine Korrektur des Kunstmarktes<br />
zu“, meint Amir Shariat, der 36-jährige CEO<br />
der Auctor Capital Partners in London und einer<br />
40<br />
der profiliertesten Sammler aktueller zeitgenössischer Kunst.<br />
„Ich beobachte schon seit vielen Jahren intensiv den globalen<br />
Kunstmarkt und was sich hier teilweise abspielt, kann<br />
nicht gesund sein und à la longue nicht funktionieren“, ist er<br />
überzeugt. „Ich habe mir vor ein paar Jahren Arbeiten von<br />
sehr jungen und damals vollkommen unbekannten Künstlerinnen<br />
und Künstlern gekauft. Arbeiten, die ich mir heute<br />
beim besten Willen nicht mehr leisten könnte. Die Preise<br />
sind teilweise explodiert, manche sind um mehr als 400 bis<br />
500 Prozent gestiegen.“ Der Vorteil gegenüber dem großen<br />
Crash Anfang der 90er-Jahre sei der, dass zurzeit viel mehr<br />
Sammler die Szene bevölkern und der Markt dadurch vielschichtiger<br />
und vernetzter geworden ist.<br />
Diese Breite garantiert, dass ein Rückgang stark abgefedert<br />
werden kann. Kunst als Ware kann nicht en masse auf<br />
den Markt geworfen werden. „Qualität wird bestehen bleiben“,<br />
meint der Perser, dessen Vater in Wien im Kunsthandel<br />
tätig gewesen ist, „zweitklassige Arbeiten werden mit Sicherheit<br />
verschwinden.“ Als Beispiel führt der erfolgreiche Investor<br />
eine der letzten Auktionen von Christie’s (zu moderner<br />
und zeitgenössischer Kunst am 6. Februar <strong>2008</strong>, Anm. d.<br />
Red.) in London an. Da wären zwei Lose hintereinandergereiht<br />
gewesen, eines der 76-jährigen britischen Künstlerin<br />
Bridget Riley (aus dem Jahr 1966, Schätzung 700.000 bis<br />
900.000 Pfund) und gleich darauffolgend eines des ehemaligen<br />
Young British Artists-Superstars Damien Hirst (aus dem<br />
Jahr 2006, Schätzung 800.000 bis 1,200.000 Pfund). Beide<br />
Arbeiten waren dem „Dot-Painting“ zuzuordnen, so Amir<br />
Shariat. Jenes von Bridget Riley wechselte für fast 1,5 Millio-<br />
Kunst.Investor I Ausgabe 1 I Frühjahr <strong>2008</strong>
{<strong>01</strong>}<br />
{05}<br />
{02}<br />
{03}<br />
{04}<br />
{06}
Messen<br />
Arco 08<br />
42<br />
nen Pfund den Besitzer, wobei die Arbeit von Hirst mit 860.000<br />
Pfund etwas über dem Schätzwert zu liegen kam. Trotz einiger<br />
grauer Wolken am Kunstmarkthorizont werde er aber<br />
weiter weltweit Galerien und Messen (alleine acht 2007) besuchen,<br />
um neue Künstlerinnen und Künstler zu entdecken,<br />
ist Amir Shariat, der sich selbst als eine Art Jäger versteht,<br />
am Tag der Eröffnung der ARCO 08 in Madrid überzeugt.<br />
An den ersten beiden Tagen, den von der neuen Direktorin<br />
Lourdes Fernandez eingeführten Professional Days, ist<br />
von einer Krise nicht viel zu bemerken. Die neuen Hallen, in<br />
denen das Generalprogramm präsentiert wird, sind sehr<br />
großzügig, mit fast boulevardmäßig breiten Gängen, und<br />
bieten den Galerien und Besuchern genügend Raum. Die<br />
Qualität der Messe ist in den letzten Jahren kontinuierlich<br />
gestiegen, was mit Sicherheit dem rigorosen Internationalisierungsprogramm<br />
des Managements zu verdanken ist.<br />
Heuer wurden selbst einige arrivierte spanische Galerien<br />
(wie die Galerie Juan Gaspar) von der Teilnahme ausgeschlossen,<br />
weil sie den geforderten Qualitätskriterien nicht<br />
entsprechen konnten. Erfreulich auch, dass nach einigen<br />
Jahren der Absenz der Berliner Galerist Matthias Arndt wieder<br />
an der ARCO teilnimmt und das spektakuläre „Concept-<br />
Car“ des Künstlers Thomas Hirschhorn ins Rampenlicht<br />
stellt. Verkauft hat er es innert der ersten Stunde an eine große<br />
brasilianische Sammlung um 130.000 Euro.<br />
Neben den üblichen Verdächtigen und Blue Chips im<br />
höchsten Preissegment wie Francis Bacon (23 Millionen<br />
Euro bei Marlborough, New York), Pablo Picasso (drei Millionen<br />
Euro bei Oriol Galeria d’Art, Barcelona), Lucio Fontana<br />
(zwei Millionen Euro bei Karsten Greve, Köln) oder Sam<br />
Francis (1,6 Millionen Euro bei Nahem Fine Art, New York)<br />
lassen ausgezeichnete Arbeiten von Andy Warhol (ein wirklich<br />
sehenswertes Oeuvre um 450.000 Euro bei Ernst Hilger,<br />
Wien), von Georg Baselitz (400.000 Euro bei Thaddaeus<br />
Ropac, Salzburg/Paris), von Julian Schnabel (je nach Größe<br />
zwischen 220.000 und 300.000 Euro bei Ramis Barquet aus<br />
Monterrey, Mexiko) oder von Alex Katz (eine Landschaft zu<br />
450.000 Dollar oder eine sehr schöne „Suzette“ zu 330.000<br />
Dollar, beide bei Peter Blum, New York) das Sammlerherz<br />
höher schlagen. Von der etwas jüngeren bis jungen Generation<br />
stechen zwei großformatige, körnige SW-<br />
Fotoarbeiten des Japaners Nobuyoshi Araki<br />
(jeweils 29.000 Euro) bei Taka Ishi aus Tokio,<br />
die kräftig pastösen Malereien von Bjarne Melgaard<br />
aus der Serie „Cock-Monster“ (verkauft bei Ursula<br />
Krinzinger aus Wien um 35.000 Euro), die sehr poetischen<br />
Arbeiten des Portugiesen Juliao Sarmento (zum Beispiel um<br />
74.000 Euro bei Lisson Gallery, London), die feinen, dunklen<br />
Ölbilder des 34-jährigen Künstlers Kailiang Yang (24.000<br />
Euro bei carlier|gebauer, Berlin), die hintergründigen Fotografien<br />
von Markus Schinwald (ab 11.000 Euro bei Georg<br />
Kargl Fine Arts, Wien), die Malereien und Skulpturen des<br />
jungen israelischen Künstlers Nadav Weissman (Leinwände<br />
6.000 bis 13.000 Euro und Skulpturen ab 18.000 Euro bei<br />
Juana de Aizpuru, Madrid) oder die unter die Haut gehende<br />
Installation von VALIE EXPORT aus den 80er-Jahren (140.000<br />
Euro bei Charim Wien) hervor. Gut konzipiert ist der Stand<br />
von Grita Insam mit Arbeiten von Stefan Sandner, Gerold<br />
Tagwerker (ein grandioses Video „form follows function“ mit<br />
dem Architekturpublizisten Friedrich Achleitner) und Peter<br />
Sandbichler (einprägsame Stahlskulpturen ab 17.500 Euro).<br />
Die Galerie nächst St. Stephan Rosemarie Schwarzwälder<br />
verkauft eine Installation von Jessica Stockholder schon am<br />
ersten Tag um 55.000 Euro an eine belgische Sammlung,<br />
Krobath Wimmer setzt auf die junge, aufstrebende Südtirolerin<br />
Esther Stocker mit ihren klar strukturierten Bildern (Großformate<br />
ab 14.000 Euro). Bei Peter Kilchmann aus Zürich<br />
finden sich die sehr beachtenswerten Fotografien der Mexikanerin<br />
Teresa Margolles (ab 15.000 Euro), die Abschiedsworte<br />
von jungen Selbstmördern in die Ankündigungszeilen<br />
verfallender Kinos appliziert und danach fotografiert.<br />
Nachhaltig beeindrucken die durchdachten Stände der<br />
Mailänder Galerie Suzy Shammah, da vor allem die einzigartigen<br />
Fotografien von Sirou Namazi (Serie aus sieben Fotografien<br />
um 30.000 Euro), und der Zürcher Galerie Jean-<br />
Claude Freymond-Guth, die eine verspielte Installation aus<br />
Video, Zeichnungen, skulpturalen Elementen, T-Shirts und<br />
Poster des jungen Schweizer Künstlers Ingo Giezendanner<br />
aufgebaut hat (gesamt 32.000 Euro). Weiters stechen die<br />
flächigen Malereien der Britin Diana Copperwhite bei Kevin<br />
Kavanagh aus Dublin (Zeichnungen ab 1.500, Leinwände<br />
ab 12.500 Euro), eine gesellschaftskritische Installation des<br />
gebürtigen Surinamesen Remy Jungerman bei Lumen Travo<br />
aus Amsterdam (Installation 15.000, Collagen zwischen 900<br />
und 1.300 Euro) und das zwischen Tragik und Humor<br />
schwankende Video „Move your Hands“ über eine Straßenmusikerin<br />
in Paris des bulgarischen Künstlers Kamen Stoyanov<br />
(um 5.000 Euro bei Dana Charkasi, Wien) ins Auge. k.i<br />
Kunst.Investor I Ausgabe 1 I Frühjahr <strong>2008</strong>
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Kunstmarkt<br />
Osteuropa<br />
Fokus CEE – Zurück in die Zukunft<br />
Gemäß der Zielsetzung, die Kunststadt Wien endlich auch als Kunsthandelsstadt<br />
und lebendigen Kunstmarkt global zu etablieren, tritt die Wiener Messe für<br />
zeitgenössische Kunst seit 2004 unter dem internationaleren – und im Vergleich<br />
mit „Kunst Wien“ doch etwas flotteren – Namen VIENNAFAIR auf.<br />
Anna Lindner (Text)<br />
I Ein Zusatz zum Titel erklärt, womit nach dem Relaunch<br />
mehr ausländische Besucher und natürlich Käufer angezogen<br />
werden sollen: „Focused on CEE“. Galerien und Künstler<br />
aus Mittel- und Osteuropa bilden den Schwerpunkt der<br />
VIENNAFAIR. Eine solche Ausrichtung bietet sich an, hat sie<br />
doch in Wiens Funktion als Sitz der Osteuropa-Zentralen vieler<br />
in- und ausländischer Firmen eine Parallele.<br />
Andererseits war Wien schon zu k.u.k.-Zeiten Drehscheibe<br />
zwischen Osten und Westen. Gerade im künstlerischen<br />
Bereich war die Reichshaupt- und Residenzstadt besonders<br />
begabt darin, Talente aus allen Teilen der Monarchie anzulocken,<br />
um mit deren Federn die Kaiserkrone zu schmücken.<br />
Apropos Anlocken: Während die VIENNAFAIR versucht,<br />
eine Plattform für Künstler und Galerien der CEE-Länder zu<br />
etablieren, sind in den letzten Jahren auch viele junge Künstlerinnen<br />
und Künstler aus ganz Osteuropa nach Wien gekommen.<br />
„Nach Wien hat mich damals meine feine, kleine,<br />
kommunistische Neugier gebracht“, meint Magda Tóthová,<br />
„ich habe dann gemerkt, dass ich gar nicht so anders bin als<br />
die, die sich Wiener nennen, und solange das<br />
Wiener Wasser so gut schmeckt, werde ich diese<br />
Stadt nur meiner Karriere wegen hier und da<br />
verlassen, oder wenn ich Urlaub mache.“ Die<br />
44<br />
28-jährige Slowakin, die ursprünglich Fotografie studiert hat,<br />
zerlegt in Videos, Zeichnungen und Installationen spielerisch<br />
gesellschaftliche Normen und Stereotype. Anders der 1974<br />
geborene polnische Maler Marcin Maciejowski mit seinen<br />
reduzierten, figurativen Arbeiten, der von hier aus seine internationale,<br />
künstlerische Karriere gestartet hat und weitergezogen<br />
ist.<br />
Misha Stroj, 1974 in Ljubljana geboren, erkundet in seinen<br />
Installationen die Grenzen skulpturalen Ausdrucks; die aus<br />
Prag stammende Fotografin Laura Samaraweerová (geboren<br />
1980) inszeniert scheinbar banale Bilder, deren Künstlichkeit<br />
sie durch Handkoloration betont; die Malerei des<br />
1981 in Banja Luca geborenen Drago Persic ist realistisch<br />
und erinnert in ihren harten Schwarzweißkontrasten und bewussten<br />
Leerstellen an Suspense-Filme. Sie sind zum Studium<br />
oder schon als Jugendliche gekommen und haben sich<br />
einen Platz in der hiesigen Kunstszene erobert.<br />
Andere sind in Wien geblieben, nachdem sie eine Meisterklasse<br />
besucht oder ihr Studium hier vertieft hatten: Die Kroatin<br />
Luiza Margan, geboren 1983 in Riejka, studierte zuerst<br />
in Ljubljana, bevor sie ein Jahr an der Universität für angewandte<br />
Kunst in der Attersee-Klasse absolvierte. Margan arbeitet<br />
zeichnerisch, fertigt Collagen und kreiert in Zusam-<br />
Kunst.Investor I Ausgabe 1 I Frühjahr <strong>2008</strong>
Kamen Stoyanov, Videostill – „move<br />
your hands“. © Galerie Dana Charkasi<br />
Magda Tóthová, „Lenin and the Maiden“, Video,<br />
ed of 5, 2004. © habres+partner gallery<br />
Miha Presker, Luiza Margan, Installation View,<br />
„Formication“, 2007. © Miha Presker & Luiza Margan
Iv Toshain, „Diamond Mines“, Öl auf Leinwand, 140 x 180 cm. © habres+partner gallery<br />
46<br />
menarbeit mit dem ebenfalls in Wien lebenden Slowenen Misha<br />
Presker (geboren 1979) Installationen.<br />
Ausdrucksstark, in intensiven Farben gehalten ist die Malerei<br />
der 1981 geborenen Iv Toshain. In ihren Zeichnungen<br />
mit Collage-Elementen und fotodigitalen Arbeiten beschäftigt<br />
sie sich mit der Hybridität und dem Anpassungszwang<br />
der modernen Gesellschaft. Vor sieben Jahren kam die Bulgarin<br />
von Sofia nach Wien: „Ich bin aus Zufall nach Österreich<br />
gekommen, da ich den Wettbewerb für ein Stipendium<br />
des BKA gewonnen habe. Ich würde gern in Wien meine<br />
‚Homebase‘ haben, weil ich es hier schön finde, aber trotzdem<br />
international arbeiten will.“<br />
Drei Jahre vor Toshain hatte ihr Landsmann Kamen Stoyanov<br />
(geboren 1977) das gleiche Stipendium des österreichischen<br />
Bundesministeriums für Kunst erhalten.<br />
Auch er lebt heute in Wien. Auf der letztjährigen<br />
VIENNAFAIR wurde er (und seine Galerie<br />
Dana Charkasi) für seine politischen, wirtschaftskritischen<br />
Videos mit dem neueingerichteten „Zone<br />
1“-Preis des MUMOK prämiert. Die Auszeichnung wird an<br />
Künstler, die in den geförderten Kojen der Zone 1 auf der VI-<br />
ENNAFAIR in Einzelpräsentationen zu sehen sind, vergeben<br />
und ist mit dem Ankauf von Arbeiten sowie einer Soloshow<br />
im MUMOK zur Zeit der nächsten Messe verbunden. Ob den<br />
Preis dieses Jahr auch ein/eine CEE-WienerIn gewinnt? Der<br />
Preisträger wird am Eröffnungstag der VIENNAFAIR <strong>2008</strong>,<br />
die von 24. bis 27. April in der Messe Wien stattfindet, bekannt<br />
gegeben. Kamen Stoyanovs Ausstellung im MUMOK<br />
wird vom 18. April bis 18. Mai zu sehen sein. <br />
k.i<br />
Weitere Informationen:<br />
Misha Stroj und Drago Persic bei Galerie engholm<br />
engelhorn<br />
Marcin Maciejowski bei Galerie Meyer Kainer<br />
Magda Tóthová, Laura Samaraweerová und Iv Toshain bei<br />
habres+partner gallery<br />
Kamen Stoyanov bei Galerie Dana Charkasi<br />
Kunst.Investor I Ausgabe 1 I Frühjahr <strong>2008</strong>
Maria Moser. „Glut“ aus der Serie „Materie“, 2002<br />
[PRIVAT BANK AG der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich]<br />
„Stehende Dame”, Altes Reich, Anfang 6. Dynastie, um 2200 v. Chr.<br />
[Kunsthistorisches Museum Wien]<br />
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Kunstmarkt<br />
Markus Schinwald<br />
„We are deranged“<br />
Markus Schinwald und die Mechanismen der Zurichtung.<br />
Hans Jürgen Hafner (Text) I Markus Schinwald (Foto)<br />
I Das Unbehagen, den der Eingriff erweckt, wirkt fast körperlich:<br />
Da hält eine metallene Konstruktion aus Drähten und<br />
Klammern das etwas verweichlicht-runde Gesicht eines Herren<br />
zusammen, fixiert seine Lippen und spannt sie dazu an<br />
das dünne Drahtgestell seiner Brille an. Wie nach einem – in<br />
seiner Funktion zwar rätselhaften – chirurgischen Eingriff<br />
scheint die Gesichtspartie des Mannes ruhiggestellt, ist Bewegung<br />
weitgehend verunmöglicht. „Johann“, so der Titel<br />
des 2003 entstandenen Blatts, gehört zu einer Serie von manipulierten<br />
Porträtgrafiken: gefundenen Bildern aus der Zeit<br />
nach 1800, in die Markus Schinwald (Jahrgang 1973) subtil<br />
retuschierend eingegriffen hat. Da sind vielfältige<br />
Prothesen appliziert, scheinen ganze Gesichtsparteien<br />
durch Masken ersetzt, von Futteralen<br />
umnäht oder mit Haarteilen versehen. In<br />
48<br />
Linie und Schraffur dem Hang zum Hyperrealismus wie in<br />
historischen Stichtechniken verpflichtet und genauso detailverliebt<br />
verwebt Schinwald seine Zugaben mit der gefundenen<br />
Vorlage, passt sie – ganz organisch und merkwürdig<br />
zwingend – in die Porträts ein, was das Fremde, das sie<br />
ohnehin ausstrahlen, zum Unheimlichen verstärkt.<br />
Denn speziell Bilder von Menschen, Porträts etwa aus vergangener<br />
Zeit und noch dazu weitgehend egal, in welchem<br />
Medium sie hergestellt wurden, wirken für uns heute trotz<br />
des an sich vertrauten Themas „Mensch“ bemerkenswert<br />
fremd: Die häufig schon nach wenigen Jahren schier unerklärlichen<br />
Moden, Kleidung und Frisuren machen es schwer,<br />
überhaupt das Alter der Dargestellten einzuschätzen, von<br />
ihrer Funktion ganz zu schweigen. Aber auch Körperhaltung,<br />
Pose und Habitus scheinen ebenfalls von den Spuren der<br />
Kunst.Investor I Ausgabe 1 I Frühjahr <strong>2008</strong>
Er Spürt den in<br />
verschiedensten Bereichen<br />
und mit unterschiedlichem<br />
Effekt wirksamen<br />
Zurichtungsmechanismen<br />
nach und reinszeniert sie in<br />
seinen Arbeiten.<br />
„Ice Cream Contemporary Art in Culture“, Cat., ed. Phaidon, London, New York 2007<br />
Zeit gezeichnet und mit unserem Verhalten heute nur schwer<br />
in eins zu setzen. Markus Schinwald setzt sich mit diesen<br />
Spuren in sehr spezifischer Weise auseinander. Er spürt den<br />
in verschiedensten Bereichen und mit unterschiedlichem<br />
Effekt wirksamen Zurichtungsmechanismen nach und reinszeniert<br />
sie in seinen Arbeiten. Etwa die Serie manipulierter<br />
Porträts, die exakt an der Stelle von Fremdartigkeit und Vertrautheit,<br />
dem gleichzeitig Selbstverständlichen von Porträtdarstellungen<br />
und einem Entrücktsein der Porträtierten ansetzt.<br />
Dabei inszeniert Schinwald Physiognomie und Pose<br />
als Resultate einer aus Klammern und Drähten gebildeten<br />
Mechanik, zeigt sie als zusammengenähte und verknotete<br />
Korsettierungen. Und er paraphrasiert damit nicht zuletzt<br />
eine Tradition physiognomisch-empirischer Forschungen<br />
von Johann Caspar Lavater bis zum Grazer Kriminalpsychologen<br />
Hans Gross, die von Aussehen bzw. Gestalt eines<br />
Menschen auf dessen Wesen, seinen – hinter der für jedermann<br />
sichtbaren Oberfläche verborgenen – Charakter<br />
schließen wollten.<br />
Der 16-Millimeter-Film „Dicito Pii“ (20<strong>01</strong>) zeigt seine Protagonist<br />
Innen – ohne entschlüsselbare Bezüge zueinander – als<br />
parallele, sozial entfremdete Existenzen. Sie sind in einsamen<br />
und gleichsam zwanghaft ritualisiert wirkenden Handlungen<br />
begriffen, bei denen wiederum unfunktionalen Kleidungsstücken<br />
und Prothesen eine offensichtlich spezifische, in ihrer<br />
Zweckhaftigkeit aber unerklärte Rolle zukommt. Diese Rituale<br />
begleiten eine männliche und eine weibliche<br />
Erzählerstimme, die die Vorgänge poetisch annotieren<br />
– gipfelnd in dem auch die Betrachter<br />
adressierenden Satz: „We are deranged.“ k.i<br />
49<br />
Frühjahr <strong>2008</strong> I Ausgabe 1 I Kunst.Investor
investor<br />
GELD & ANLAGE<br />
Portfolio-management<br />
170<br />
8%<br />
160<br />
150<br />
7%<br />
42 % Anleihen<br />
10 % Aktien<br />
48 % Hedgefonds<br />
140<br />
130<br />
120<br />
110<br />
6%<br />
5%<br />
61 % Anleihen<br />
15 % Aktien<br />
24 % Hedgefonds<br />
80 % Anleihen<br />
20 % Aktien<br />
100<br />
Dez 97 Dez 98 Dez 99 Dez 00 Dez <strong>01</strong> Dez 02 Dez 03 Dez 04 Dez 05 Dez 06 Dez 07<br />
4%<br />
3,0% 3,4% 3,8% 4,2% 4,6% 5,0%<br />
Abb. 1: Entwicklung des „Klassiker“-Portfolios aus Anleihen und Aktien von<br />
Dezember 1997 bis Dezember 2007.<br />
Abb. 2: So veränderte sich das Risiko-/Ertragsprofil des Anleihen-/Aktienportfolios<br />
bei einer schrittweisen Beimischung der Hedgefonds-Komponente.<br />
Die x-Achse gibt die annualisierte Volatilität (Risiko) an, die y-Achse den<br />
annualisierten Ertrag.<br />
Keine Angst vor Bären<br />
Auf die Mischung kommt es an: Die richtige Zusammensetzung eines Portfolios – das ist das Maß<br />
aller Dinge. Bei der Kunstsammlung ebenso wie bei jeder anderen Form der Geldanlage.<br />
Engelbert Abt (Text) I FTC Capital (Grafiken)<br />
I Jedes Mal, wenn die Börsenkurse auf breiter<br />
Front einbrechen, erleben wir dieselben<br />
Szenen: Wer ein wenig die Finanzberichterstattung<br />
verfolgt, bekommt in solchen<br />
Marktphasen Zitate wie das folgende serviert:<br />
„Was also sollten Anleger in dieser Situation<br />
tun? Die Geschichte lehrt uns, dass<br />
Nichtstun in einer solchen Lage das Beste<br />
ist. (…) Aus dem Ausverkauf resultieren<br />
viele zusätzliche Chancen für langfristig<br />
orientierte Anleger.“<br />
Dieser Vorschlag des Chefstrategen eines<br />
großen internationalen Fondsanbieters von<br />
Mitte Jänner trifft durchaus die Stimmung<br />
der breiten Mehrheit privater Anleger, die<br />
nur eines noch mehr fürchten als Kursverluste:<br />
diese Verluste auch tatsächlich zu<br />
realisieren. Ist dieser Moment schließlich<br />
erreicht, treten wir in die Phase zwei einer<br />
Aktienkrise ein: Die Massenflucht in die so<br />
genannte „Qualität“. Soll heißen: Die Anleger<br />
werfen ihre Aktien auf dem Markt und<br />
kaufen stattdessen Papiere mit geringem<br />
Risiko – etwa Staatsanleihen. Diese Umschichtung<br />
von Anlagekapital drückt die<br />
Aktienkurse zusätzlich und lässt die Anleihenpreise<br />
steigen.<br />
Dieses Herdenverhalten führt dazu, dass<br />
die Verluste größer ausfallen als nötig und<br />
die Gewinne kleiner als möglich. Schuld daran<br />
ist auch der eingeschränkte Anlagehorizont:<br />
Kapitalanlagen sind im Durchschnitt<br />
viel zu wenig diversifiziert. Oder, um es<br />
salopp auszudrücken: Es liegen zu viele Eier<br />
in denselben Körben.<br />
Ein modernes Portfolio<br />
Nehmen wir zur Verdeutlichung einen konservativen<br />
„Klassiker“: ein indexnahes Portfolio<br />
aus 80 Prozent Staatsanleihen (z. B.<br />
REX Performance Index )und 20 Prozent<br />
Aktien (z. B. Euro Stoxx 50). In den letzten<br />
zehn Kalenderjahren (1997–2007) hätte<br />
dieser Wertpapierkorb 62,5 Prozent zugelegt.<br />
Die annualisierte Rendite (durchschnittlicher<br />
Jahresertrag) lag bei knapp<br />
fünf Prozent – vor Spesen, Steuern und<br />
Inflationsbereinigung. Und selbst die hohe<br />
Anleihenquote bot keinen ausreichenden<br />
Schutz vor dem Bärenmarkt zwischen 2000<br />
und 2003 – das Portfolio notierte 27 Monate<br />
lang im Minus (siehe Abb. 1).<br />
Moderne Portfoliostrategien, wie sie etwa<br />
Großanleger in den USA und Großbritannien<br />
schon seit vielen Jahren einsetzen,<br />
haben höhere Ziele und können sie auch<br />
erreichen. Ganz allgemein geschieht das,<br />
indem einem Mix traditioneller Anlagen alternative<br />
Instrumente beigemischt werden,<br />
welche kaum abhängig vom Verlauf der Aktien-<br />
und Anleihenmärkte sind – mit diesen<br />
also nur eine sehr geringe Korrelation zeigen.<br />
Praktisch ermöglicht wird die Metho-<br />
50 Kunst.Investor I Ausgabe 1 I Frühjahr <strong>2008</strong>
200<br />
190<br />
210<br />
180<br />
190<br />
170<br />
170<br />
160<br />
150<br />
150<br />
140<br />
130<br />
130<br />
120<br />
110<br />
110<br />
90<br />
100<br />
90<br />
Dez<br />
97<br />
Dez<br />
98<br />
Dez<br />
99<br />
Dez<br />
00<br />
80% REXPindex | 20% STOXX 50<br />
Dez<br />
<strong>01</strong><br />
42% Anleihen | 10% Aktien | 48% Hedgefonds<br />
Dez<br />
02<br />
Dez<br />
03<br />
Dez<br />
04<br />
Dez<br />
05<br />
Dez<br />
06<br />
Dez<br />
07<br />
70<br />
Dez<br />
97<br />
Dez<br />
98<br />
Dez<br />
99<br />
Dez<br />
00<br />
Dez<br />
<strong>01</strong><br />
Dez<br />
02<br />
STOXX 50 (Aktien)<br />
REXPindex (Euro-Staatsanleihen)<br />
CISDM CTA-Index (Managed Futures)<br />
CISDM Hedge Fund of Funds Index<br />
Zielportfolio: 40% Anleihen,10% Aktien, 40% Hedgefonds, 10% Managed Futures<br />
Dez<br />
03<br />
Dez<br />
04<br />
Dez<br />
05<br />
Dez<br />
06<br />
Dez<br />
07<br />
Abb. 3: Performance des alternativen Portfolios aus 42 Prozent Anleihen,<br />
zehn Prozent Aktien und 49 Prozent Hedgefonds im Vergleich zum<br />
traditionellen Anleihen-/ Aktienportfolio.<br />
Abb. 4: Alle „Einzelkandidaten“ im Vergleich mit dem optimierten<br />
Zielportfolio, das einen Kompromiss aus hoher Rendite und geringem<br />
Risiko darstellt.<br />
de durch das wachsende Angebot an marktneutralen<br />
Instrumenten – Hedgefonds und<br />
Managed Futures sind die bedeutendsten.<br />
HEDGEFONDS:<br />
ABSCHIED VON LEGENDEN<br />
Der Gedanke, größere Teile des Vermögens<br />
in Hedgefonds zu investieren, treibt immer<br />
noch vielen Anlegern den Angstschweiß auf<br />
die Stirn. Wer zu dieser Gruppe gehört, sitzt<br />
der Legende auf, dass Hedgefonds grundsätzlich<br />
hoch riskante Instrumente sind. In<br />
Wahrheit zeigt sich die Mehrzahl der unterschiedlichen<br />
Hedgefonds-Stile allerdings<br />
deutlich weniger anfällig für Wertschwankungen<br />
und damit geringer riskant als<br />
ein traditionelles, indexnahes Aktieninvestment.<br />
Wer also erwartet, dass die Beimischung<br />
eines Sub-Portfolios aus erstklassigen<br />
Hedgefonds dramatische Ergebnisse produziert,<br />
liegt falsch. Vielmehr wird man mit<br />
steigendem Hedgefonds-Anteil am gesamten<br />
Anlagemix einen sanften Anstieg des<br />
Ertrags wahrnehmen. Das Risiko wird dagegen<br />
bis zu einem bestimmten Grad der<br />
Beimischung sinken – wo dieser Punkt<br />
wahrscheinlich liegt, kann mit einer Portfolio-Analyse<br />
aus historischen Daten abgeschätzt<br />
werden, die wir anhand des Dach-<br />
Hedgefonds-Index Index der Credit Agricole<br />
vornehmen („CISDM Fund of Funds<br />
Diversified Index“, siehe Abb. 2).<br />
Das Portfolio mit dem geringsten Risiko<br />
hätte demnach aus jeweils rund 61 Prozent<br />
Anleihen, 15 Prozent Aktien und 24 Prozent<br />
Hedgefonds bestanden. Erst über dieser<br />
Hedgefonds-Quote steigt das Portfolio-<br />
Risiko wieder im Gleichklang mit der Rendite.<br />
Gehen wir davon aus, dass ein Investor<br />
jenes Portfolio wählt, das eine höhere Rendite<br />
bei gleicher Volatilität wie das Aktien-/<br />
Anleihenportfolio verspricht, würde er sich<br />
gar für einen Hedgefonds-Anteil von 48 Prozent<br />
entscheiden. Selbst diesem, für mitteleuropäische<br />
Verhältnisse geradezu revolutionären<br />
Portfolio gelang es allerdings ebenfalls<br />
nicht, während der Aktienbaisse zu<br />
Beginn des Jahrtausends eine zufriedenstellende<br />
Rendite zu erwirtschaften (Abb. 3).<br />
Bärenkiller Managed Futures<br />
Will man sein Portfolio auch durch Bärenmärkte<br />
mit Profit steuern, gibt es zwei zuverlässige<br />
Methoden. Zum einen wäre das<br />
der Verzicht auf „Buy & Hold“-Aktien in<br />
allen Phasen mit hohem Abwärtsrisiko. Wer<br />
im Vorhinein einschätzen kann, wann solche<br />
Phasen beginnen und vor allem wann<br />
sie enden, ist reif für den Nobelpreis.<br />
Für den Rest von uns bleibt Variante 2:<br />
eine Beimischung von Managed Futures.<br />
Diese eigenständige Anlageklasse, die auf<br />
börsenotierte Terminkontrakte setzt, kann<br />
sowohl in Zeiten positiver Aktienentwicklung<br />
als auch im Verlauf von abwärts gerichteten<br />
Börsen Erträge liefern (Long-/<br />
Short-Strategie).<br />
Durch die Beimischung von Managed<br />
Futures (wir nehmen beispielhaft zehn Prozent<br />
des breiten Managed Futures Index<br />
von CASAM zuungunsten der Anleihenund<br />
Hedgefonds-Komponente an) lässt<br />
sich die Rendite des Gesamtportfolios<br />
nochmals steigern und die Volatilität<br />
(Schwankungsanfälligkeit) senken. Der Effekt<br />
wird dadurch erzielt, dass der Futures-<br />
Anteil die Rückschläge des Portfolios geringer<br />
und kürzer ausfallen lässt (Abb. 4).<br />
Wer also das Risiko fair bewertet, wird<br />
feststellen, dass Diversifikation in Richtung<br />
alternativer Investments spätestens jetzt geboten<br />
ist. Und zwar in einem Ausmaß, das<br />
auch den gewünschten Effekt sicherstellt. 20<br />
bis 30 Prozent sollten das schon sein. Eduard<br />
Pomeranz, CEO des Wiener Futu res-<br />
Spezialisten FTC Capital, setzt in seinem privaten<br />
Portfolio derzeit sogar auf eine Quote<br />
von knapp über 50 Prozent. Allerdings, so<br />
Pomeranz, sei die passende persönliche Strategie<br />
eine Frage der Risikobereitschaft und<br />
sollte jedenfalls mit einem professionellen<br />
Asset-Manager erarbeitet werden. k.i<br />
Frühjahr <strong>2008</strong> I Ausgabe 1 I Kunst.Investor 51
investor<br />
GELD & ANLAGE<br />
Partner Bank AG<br />
Bernhard Woldan:<br />
Vorstand der Partner Bank. Starker Partner<br />
für Kunden, Finanzdienstleister und<br />
Geschäftspartner<br />
Geld und Kunst passen zusammen<br />
Geld und Kunst bilden eine Symbiose. Weil man mit Kunst – zumindest als Sammler –<br />
relativ sicher und vor allem konjunkturabhängig mit dem richtigen Gespür auch Geld<br />
verdienen kann. Und weil immer mehr gehobene Privatbanken mit ebensolcher<br />
Klientel ihr Kunstengagement intensivieren.<br />
Engelbert Abt (Text) I Partner Bank AG (Foto)<br />
I Ihr Kunst-Engagement zeigt die Linzer<br />
Partner Bank, indem sie zeitgenössische<br />
Künstler unterstützt. Ausstellungen, Vernissagen<br />
und Filmvorführungen in den Räumlichkeiten<br />
der Partner Bank in Wien sind<br />
gern besuchte Events. Im letzten Jahr fanden<br />
u. a. Vernissagen mit Martina Reinhart,<br />
Corinne Hochwarter und eine stimmungsvolle<br />
Lesung mit Mijou Kovacs statt. Die<br />
nächste Veranstaltung präsentiert Kunstwerke<br />
von Maria Lahr anlässlich der Vernissage<br />
am 22. April <strong>2008</strong> in der Partner Bank<br />
in Wien (1, Rotenturmstraße 17).<br />
Ansonsten bietet die Partner Bank professionelles<br />
und unabhängiges Wertpapiermanagement<br />
mit Aktien und Investmentfonds<br />
bereits für kleinere und mittlere Budgets.<br />
Bei ihr erhält der Kunde eine gemanagte<br />
Vermögensverwaltung schon ab ca.<br />
5.000 Euro.<br />
„Wir sind eine Vorsorgebank und der<br />
Name ,Partner Bank‘ bringt unser Credo<br />
zum Ausdruck: Starker Partner für Kunden,<br />
Finanzdienstleiter und Geschäftspartner zu<br />
sein“, so Mag. Bernhard Woldan, Vorstand<br />
der Partner Bank.<br />
Die Partner Bank hat den heute gängigen<br />
Begriff „Aktienkorb“ kreiert. Basierend auf<br />
einem wissenschaftlichen Modell werden<br />
bis zu 16 Aktien in einem Portfolio, also in<br />
einem Korb, zusammengefasst, um die beste<br />
Relation zwischen Ertragsmöglichkeit<br />
und Risikostreuung zu erreichen. Die Anlage<br />
in Aktienkörben nach Megatrends – wie<br />
beispielsweise Rohstoffe, Ökologie, Lifestyle,<br />
Healthcare – wird offeriert. Dabei<br />
kann der Kunde sowohl den Einmal erlag als<br />
auch die Ansparvariante wählen. Bei den<br />
Fondskörben wird eine mittel- bis langfristige<br />
Veranlagung in alle Assetklassen in den<br />
Varianten geringes, mittleres und gesteigertes<br />
Risiko angeboten. Gerade in turbulenten<br />
Börsezeiten hat sich das Geschäftsmodell<br />
der Partner Bank bestätigt. Mit Investments<br />
in Blue Chips und der breiten Streuung<br />
haben die Anleger die Vorteile der Aktien-<br />
und Fondskörbe gegenüber Einzelinvestments<br />
erkannt.<br />
Mit der Partner Bank und mit einem<br />
Wertpapierinvestment kann man für die<br />
eigene Zukunft und die der Kinder durch<br />
mittel- bis langfristiges Investment vorsorgen.<br />
Die Partner Bank bietet Produkte für<br />
die Alters-, Gesundheits- und Ausbildungsvorsorge.<br />
Obwohl Österreich ein staatliches Vorsorgesystem<br />
hat, sind der Leistungs- und<br />
Finanzierungsfähigkeit Gren zen gesetzt.<br />
Die Partner Bank ermutigt daher die Kunden,<br />
ihre Finanzvorsorge selbst in die Hand<br />
zu nehmen und unabhängig von staatlichen<br />
Systemen zusätzlich vorzusorgen.<br />
Ein wichtiger Vorteil für Anleger ist die<br />
Unabhängigkeit des Bankhauses. Die Partner<br />
Bank „produziert“ keine eigenen Produkte<br />
und unterhält keine eigene KAG, so<br />
kann sie völlig unabhängig aus dem gesamten<br />
Wertpapieruniversum die besten Wertpapiere<br />
aussuchen.<br />
Als Depotbank bietet die Partner Bank<br />
eine umfassende Plattform für die Wertpapierabwicklung.<br />
<br />
k.i<br />
52 Kunst.Investor I Ausgabe 1 I Frühjahr <strong>2008</strong>
investor<br />
GELD & ANLAGE<br />
AWD<br />
AWD: Finanzdienstleister<br />
auf Expansionskurs<br />
AWD ist der führende Finanzdienstleister in Europa, der auf einen<br />
unabhängigen Beratungsansatz setzt. Auch in Österreich ist das<br />
Unternehmen seit Jahren klarer Marktführer. Das Unternehmen ist<br />
mittlerweile in zehn Ländern vertreten.<br />
Robert Rosner (Text) I AWD (Foto)<br />
Wolfgang Prasser, Vorsitzender der Geschäftsleitung<br />
von AWD Österreich & CEE<br />
Kurzinterview mit<br />
Wolfgang Prasser<br />
I Seit Jahren zählt AWD zu den dynamischsten<br />
Unternehmen Österreichs. Seit<br />
20<strong>01</strong> konnte sich AWD beim Wettbewerb<br />
„Austria’s Leading Companies“ bereits dreimal<br />
unter den Top drei platzieren. Das Erfolgsrezept<br />
des Unternehmens bildet sein<br />
einzigartiges Geschäftsmodell: AWD setzt<br />
auf ganzheitliche, lebensbegleitende Beratung<br />
über sämtliche Finanzbereiche. Zentrales<br />
Element der Geschäftsphilosophie<br />
bildet die unabhängige Beratung – deshalb<br />
verkauft AWD keine eigenen Produkte,<br />
sondern kooperiert mit über 100 Partnern<br />
aus allen Finanzbranchen, von Investmentfonds<br />
über Versicherungen, Immobilien bis<br />
zu Finanzierungen.<br />
Umfassender Beratungsansatz<br />
Die Beratung erfolgt in enger Zusammenarbeit<br />
mit dem Kunden. An erster Stelle<br />
steht die Erfassung des finanziellen Status<br />
quo. Kunde und Wirtschaftsberater erörtern<br />
gemeinsam Fragen wie:<br />
• Wie steht es um die Liquidität des Kunden?<br />
• Welche Versorgungslücken bestehen?<br />
• Welche Verträge und Anlagen hat der Kunde<br />
bereits?<br />
• Gibt es Potenziale zum Steuersparen?<br />
• Wie wird die Situation voraussichtlich bei<br />
Pensionsantritt aussehen?<br />
Auf Basis dieser Bestandsaufnahme und<br />
der Wünsche und Ziele des Kunden erstellt<br />
der Wirtschaftsberater eine genaue Analyse<br />
– die sogenannte Wirtschaftsbilanz. Die<br />
Wirtschaftsbilanz ist eine umfangreiche<br />
Expertise zum finanziellen Status über alle<br />
Bereiche des Geldlebens eines Kunden. Erst<br />
anschließend werden gemeinsam Produkte<br />
ausgewählt und weitere Finanzentscheidungen<br />
getroffen.<br />
Erfolgreich in die Zukunft<br />
Die Zukunftsperspektiven der Finanzdienstleistungsbranche<br />
sind ausgezeichnet.<br />
„Der Beratungsbedarf der Kunden in finanziellen<br />
Angelegenheiten wächst – die Intransparenz<br />
des Marktes sowie das steigende<br />
Bewusstsein der Bevölkerung, dass<br />
Altersvorsorge und Gesundheitsabsicherung<br />
vom Staat immer weniger finanziert<br />
werden, sind nur zwei der Argumente, die<br />
für eine kompetente Finanz- und Vorsorgeberatung<br />
sprechen“, unterstreicht Wolfgang<br />
Prasser, Geschäftsführer von AWD Österreich,<br />
das Zukunftspotenzial des Unternehmens.<br />
<br />
k.i<br />
www.awd.at<br />
Ihr Unternehmen ist nicht nur in<br />
Österreich, sondern auch in anderen<br />
europäischen Ländern tätig.<br />
Prasser: Mittlerweile beraten die Finanzexperten<br />
der AWD-Gruppe über 1,9<br />
Millionen Stammkunden in zehn europäischen<br />
Ländern. Neben den Kernmärkten<br />
Deutschland, Schweiz, Großbritannien<br />
und Österreich expandieren wir auch in<br />
mehreren Ländern in Zentral- und Osteuropa<br />
– und das unter der Leitung von<br />
AWD Österreich.<br />
Wie erklären Sie sich den Erfolg von<br />
AWD?<br />
Prasser: Die Kunden sind heute mündiger<br />
geworden und wollen unabhängig<br />
beraten werden. Unser Geschäftsmodell<br />
setzt seit Jahren genau auf diesen Trend.<br />
Unsere Konzentration auf Unabhängigkeit,<br />
breite Produktpalette und hochqualitative<br />
lebensbegleitende Betreuung wird<br />
von unseren Kunden sehr geschätzt. So<br />
konnten wir uns rasch als Marktführer in<br />
Österreich etablieren. Und dass unsere<br />
Kundenberatung top ist, beweist nicht<br />
zuletzt der erste Platz beim „Beratertest<br />
Österreich“, der von einem unabhängigen<br />
Marktforschungsinstitut durchgeführt<br />
wurde. Darauf sind wir sehr stolz.<br />
54 Kunst.Investor I Ausgabe 1 I Frühjahr <strong>2008</strong>
GELD & ANLAGE<br />
Sal. Oppenheim Österreich<br />
Dr. Bernhard Ramsauer, Vorsitzender<br />
des Vorstandes<br />
Zukunft braucht Herkunft<br />
In einer Zeit rasanter Veränderungen in der Bankenlandschaft treten Werte wie Kontinuität<br />
und Tradition in den Vordergrund. Das Privatbankhaus Sal. Oppenheim ist stolz auf seine<br />
Unabhängigkeit und steht mit seiner Geschichte als Garant für diese Werte – seit 1789.<br />
Robert Rosner (Text) I Sal. Oppenheim (Fotos)<br />
Kunden mit Kunst und Atmosphäre<br />
empfangen<br />
I Der Kunst fühlt sich Sal. Oppenheim traditionell<br />
stark verbunden. Es ist der Familie<br />
und den Vertretern des Bankhauses sehr<br />
wichtig, ihren Kunden eine besondere Atmosphäre<br />
zu bieten. Dazu gehört ein gediegenes<br />
Interieur aller Bankräumlichkeiten in<br />
historischen Gebäuden ebenso wie die einzigartige<br />
Kunstsammlung: In allen Niederlassungen<br />
der Bank findet man Werke von<br />
Uecker, Chillida, Päffgen, Scully, Arp bis hin<br />
zur Fotofaszination eines Sigmar Polke –<br />
alles Zeugnisse eines interessanten Spannungsfeldes<br />
zwischen der Welt der Finanzen<br />
und einer Welt, die nie allein des Geldes wegen<br />
existieren könnte. Die Kunstsammlung<br />
trägt die Handschrift von Jeane Freifrau von<br />
Oppenheim und symbolisiert – als visueller<br />
Brückenschlag – den Wandel eines traditionsreichen<br />
Bankhauses von der Historie in<br />
die Moderne. Sie ist Ausdruck der Verbundenheit<br />
zu den „schönen Dingen“ und für<br />
die Kunden spür- und erlebbar, wenn sie die<br />
Räumlichkeiten betreten.<br />
Seit seiner Gründung hat Sal. Oppenheim<br />
vier Revolutionen, ein halbes Dutzend Kriege<br />
und fünf Währungsumstellungen erfolgreich<br />
überstanden. Heute ist Sal. Oppenheim<br />
die führende unabhängige Privatbank Europas.<br />
Das Bankhaus ist eines der ganz wenigen,<br />
das sich noch im Besitz der Gründerfamilien<br />
befindet und finanziell unabhängig<br />
und frei in seinen Entscheidungen ist. An<br />
weltweit über dreißig Standorten beschäftigt<br />
die traditionsreiche Bank rund 3.800 Mitarbeiter<br />
und verwaltet ein Vermögen von rund<br />
148 Milliarden Euro. Seit 20<strong>01</strong> ist das Bankhaus<br />
in Österreich mit Hauptsitz in Wien<br />
vertreten. Den Teams in Wien, Salzburg,<br />
Prag, Warschau und bald auch in Budapest<br />
stehen jederzeit die Ressourcen des Stammhauses<br />
in Luxemburg sowie der Standorte<br />
und Kompetenzzentren in Köln, Frankfurt,<br />
der Schweiz, Frankreich, Irland, den USA<br />
und Hongkong zur Verfügung.<br />
Verantwortung für Generationen<br />
Sal. Oppenheim steht für Private Banking in<br />
höchster Qualität. Das Bankhaus betreut<br />
vermögende in- und ausländische Privatkunden<br />
und Stiftungen mit dem Ziel des<br />
langfristigen Werterhaltes und der kontinuierlichen<br />
Wertsteigerung über Generationen<br />
hinweg. „Unsere Stärke liegt in der Verzahnung<br />
von Vermögensverwaltung mit Investment-Banking-Dienstleistungen.<br />
Wenn z. B.<br />
ein Privatunternehmer einen Käufer oder<br />
Nachfolger für sein Unternehmen sucht, sein<br />
Unternehmen an die Börse bringen will oder<br />
einen zusätzlichen Investor sucht, dann ist er<br />
bei uns bestens aufgehoben. Wir nennen das<br />
,Private Investment Banking‘“, erläutert Dr.<br />
Bernhard Ramsauer, Vorsitzender des Vorstandes<br />
der Bank Sal. Oppenheim jr. & Cie.<br />
(Österreich) AG.<br />
Der Beratungsansatz von Sal. Oppenheim<br />
spiegelt sich auch in der Betreuung der Kunden<br />
wider, denen sich das Bankhaus als Partner<br />
verbunden fühlt. Mit OPPENHEIM EX<br />
PERT und OPPENHEIM PRIVAT hat Sal.<br />
Oppenheim zwei Veranstaltungsreihen ins<br />
Leben gerufen, die auch abseits des Geschäftsalltags<br />
Kunden, Geschäftspartnern und<br />
Freun den des Hauses ein gemütliches und<br />
inspirierendes Come together bieten. Das<br />
Poloturnier Sal. OPPENHEIM CUP im<br />
Schlosspark von Ebreichsdorf hat sich längst<br />
zu einem sportlichen und gesellschaftlichen<br />
Ereignis der besonderen Klasse entwickelt. k.i<br />
www.oppenheim.at<br />
Frühjahr <strong>2008</strong> I Ausgabe 1 I Kunst.Investor 55
investor<br />
GELD & ANLAGE<br />
AVD<br />
10%<br />
WERTENTWICKLUNG AVD-PORTFOLIOS<br />
8%<br />
6,75%<br />
Rendite p.a.<br />
6%<br />
4%<br />
2%<br />
0%<br />
ø <strong>2008</strong> 2009 2<strong>01</strong>0 2<strong>01</strong>1 2<strong>01</strong>2 2<strong>01</strong>3 2<strong>01</strong>4 2<strong>01</strong>5 2<strong>01</strong>6 2<strong>01</strong>7 2<strong>01</strong>8 2<strong>01</strong>9 2020<br />
Ablaufjahr der Portfolios<br />
Die Grafik zeigt die durchschnittliche Wertentwicklung p.a. mit Stichtag 31.12.2007 für alle<br />
129 Portfolios (Classic und Dynamic) mit Auflagedatum 30.06.2004 bis 30.06.2005. Bei einer<br />
durchschnittlichen Laufzeit von 3,0 Jahren beträgt die Rendite p.a. im Schnitt 6,75%.<br />
Ganz profaner Reiz<br />
von Zweitmarktpolicen<br />
Geld ist in den seltensten Fällen schön. Aber wenn man nicht genug davon hat,<br />
geht auch dem feinsinnigsten Menschen etwas ab. Geld kann man mit der<br />
richtigen Kunstsammlung natürlich auch verdienen.<br />
Robert Rosner (Text) I AVD (Grafik) I Shutterstock (Foto)<br />
I Anstatt eine angesparte Lebensversicherung<br />
zu kündigen, kann die Police vom<br />
britischen Versicherungsnehmer an einen<br />
Dritten über den Zweitmarkt weiter verkauft<br />
werden. Das sind die so genannten<br />
TEPs (Traded Endowment Policies). Daraus<br />
ergibt sich eine klassische Win-win<br />
Situation: Der Verkäufer erzielt einen höheren<br />
Preis für seine Police als der Rückkaufswert<br />
der Versicherung wäre, der Käufer<br />
zahlt weniger als den tatsächlichen Wert der<br />
Police und die Versicherungsgesellschaft<br />
schließlich profitiert von dem aus ihrer<br />
Sicht unverändert weiterlaufenden Vertrag.<br />
Der Käufer erwirbt eine Kapitalanlage,<br />
deren Werthaltigkeit bereits zu diesem Zeitpunkt<br />
signifikant über dem Marktwert liegt,<br />
weil die vom Versicherer bereits gutgeschriebenen<br />
Boni sowie die Versicherungssumme<br />
bei Fortzahlung der Prämie garantiert<br />
sind. Hinzu kommt noch der Schlussbonus<br />
bei Ablauf der Police. Bei professioneller<br />
Auswahl stehen damit Gewinn und<br />
Sicherheit in einem ausgesprochen günstigen<br />
Verhältnis. Das Umfeld für britische Lebensversicherer<br />
hat sich 2007 weiter verbessert<br />
und besonders die finanzstarken Gesellschaften<br />
(S&P-Ratings von A und besser)<br />
haben einen deutlichen Aufwärtstrend<br />
erkennen lassen. Künftig steigende Boni,<br />
nach wie vor hohe Garantien im Verhältnis<br />
zum Kaufpreis, ein stabiles Pfund sowie<br />
gute Aussichten für die britische Wirtschaft<br />
und Börse machen TEPs zu einer sehr attraktiven<br />
Anlagealternative. In Abhängigkeit<br />
von Policenauswahl, Produktgestaltung<br />
und Veranlagungszeitraum ergibt sich für<br />
den Anleger eine jährliche Bruttorendite<br />
zwischen sieben und neun Prozent.<br />
Die breite Produktpalette eröffnet dem<br />
Investor vielfältige Möglichkeiten, in TEPs<br />
zu investieren. Durch die Bündelung mehrerer<br />
Einzelpolicen mit einheitlichem Ablaufjahr<br />
zur breiten Risikostreuung werden<br />
laufend AVD-Portfolios mit Policen der<br />
besten britischen Gesellschaften aufgelegt.<br />
Insbesondere individuell zusammengestellte<br />
PRIVATE-Portfolios sind als ergänzender<br />
Baustein einer breit diversifizierten Anlagestrategie<br />
zur Vermögensbildung und Substanzerhaltung<br />
für den gehobenen Anleger<br />
bestens geeignet.<br />
Der Tiroler Finanzdienstleister AVD hat<br />
schon 1995 mit dem Handel angesparter<br />
britischer Zweitmarktpolicen, den so genannten<br />
TEPs (Traded Endowment Policies),<br />
begonnen. Heute, nach mehr als zwölf<br />
Jahren Wachstum, ist AVD weltweit die<br />
Nummer drei und administriert mehr als<br />
18.000 britische Policen mit einer prognostizierten<br />
Ablaufleistung von rund 920 Millionen<br />
Eu ro. Die Full-Service-Kompetenz<br />
von AVD beinhaltet alles – von der gezielten<br />
Auswahl über die Produktgestaltung bis hin<br />
zur treuhändigen Verwaltung der Policen.<br />
Neben mehr als 7.700 privaten Anlegern<br />
nützen auch Fondsgesellschaften und Emissionshäuser<br />
das breite Dienstleistungsangebot<br />
von AVD. <br />
k.i<br />
56 Kunst.Investor I Ausgabe 1 I Frühjahr <strong>2008</strong>
GELD & ANLAGE<br />
Wiener Privatbank<br />
Auch und gerade in Zeiten<br />
turbulenter Aktienbörsen<br />
ist Kunst eine interessante<br />
Alternative für Geldanlage.<br />
„Kunst als attraktive<br />
Anlagemöglichkeit, wenn<br />
man etwas davon versteht“<br />
Dr. Helmut Hardt, Mitglied des Vorstandes der Wiener Privatbank<br />
Immobilieninvest AG, spricht über den Kunstmarkt und die derzeitigen<br />
Turbulenzen auf dem Kapitalmarkt.<br />
Robert Rosner (Text) I Wiener Privatbank (Foto)<br />
I Während man derzeit immer wieder von<br />
Aktienkursverlusten vor allem bei Immobilienwertpapieren<br />
liest, scheinen sich die<br />
Kunstpreise zu vervielfachen. Ist Kunst<br />
gerade heute eine ernstzunehmende Anlagealternative?<br />
Hardt: Die Diversifikation des Portfolios<br />
ist das Um und Auf einer erfolgreichen langfristigen<br />
Veranlagung. Und auch Kunst eignet<br />
sich als Ergänzung im Portfolio. Wobei<br />
hier eine sehr intensive Beschäftigung mit<br />
dem Thema notwendig ist und der Kunstmarkt<br />
stark abhängig von Trends ist, die oft<br />
schwer vorhersehbar sind. Professionelle Beratung<br />
ist daher entscheidend. Generell raten<br />
wir ausschließlich zum Kauf von Kunst, die<br />
auch gefällt. Denn wenn es mit dem Investment<br />
wider Erwarten einmal nicht so läuft<br />
wie erwartet, kann sich der Anleger immer<br />
noch am Kunstwerk erfreuen.<br />
Wie ist Ihre persönliche Prognose für die<br />
unmittelbare Zukunft?<br />
Hardt: Auch wenn die Nachwehen der<br />
Subprime-Krise überall zu spüren sind, ändert<br />
dies nichts an der Tatsache, dass sich<br />
die europäische Wirtschaft 2007 fundamental<br />
gut entwickelt hat und auch <strong>2008</strong> aufgrund<br />
ihrer robusten Verfassung gegenüber<br />
Krisen gut gerüstet ist. So gehen wir zwar<br />
davon aus, dass das erste Halbjahr an den<br />
Börsen weiterhin sehr volatil verlaufen wird,<br />
doch sollte nach Abschluss der Berichtssaison<br />
eine schrittweise Normalisierung der<br />
Kapitalmärkte auf Basis der guten Fundamentaldaten<br />
der Unternehmen einsetzen.<br />
Welche Konsequenzen hat das für die Anleger<br />
und deren Strategien?<br />
Hardt: Für Anleger stehen aktuell Sicherheit<br />
und Kapitalerhalt im Fokus ihrer Anlageentscheidungen.<br />
Um auch turbulente<br />
Zeiten am Kapitalmarkt sicher zu durchschiffen,<br />
sind ein aktives Portfolio-Management,<br />
professionelle Beratung und Diversifikation<br />
die entscheidenden Erfolgsfaktoren.<br />
Wir haben in unserer Asset Allocation<br />
derzeit Cash und cash-nahe Produkte übergewichtet,<br />
um bei einer beginnenden Normalisierung<br />
der Kapitalmärkte rechtzeitig<br />
wieder langfristige Positionen aufbauen zu<br />
können. <br />
k.i<br />
Marktausblick der<br />
Wiener Privatbank<br />
Nach Einschätzung der Wiener Privatbank Immobilieninvest<br />
AG wird es aufgrund der insgesamt<br />
robusten Verfassung der internationalen<br />
Volkswirtschaften und der fundamental guten<br />
Unternehmensdaten im zweiten Halbjahr <strong>2008</strong><br />
zu einer beginnenden Normalisierung der Kapitalmärkte<br />
kommen. Zwar kann es aufgrund<br />
der Nachwehen der US-Hypothekenkrise immer<br />
wieder zu erneuten Turbulenzen kommen –<br />
insbesondere im Finanzbereich und damit auch<br />
in der Immobilienbranche –, das Marktsentiment<br />
sollte sich aber nach der Ergebnissaison<br />
für das Finanzjahr 2007 nachhaltig verbessern.<br />
Für Immobilieninvestments sprechen weiterhin<br />
die gesunden Fundamentaldaten des Immobiliensektors,<br />
die relativ niedrigen Zinsen sowie<br />
verstärkte M&A-Aktivitäten. Die Wiener Privatbank<br />
geht in der Gewichtung ihrer Asset Allocation<br />
derzeit nicht nach bestimmten Märkten<br />
oder Segmenten vor, sondern setzt auf eine<br />
strenge Einzeltitelauswahl. „In der aktuellen<br />
Marktsituation ist Stock Picking das Gebot der<br />
Stunde. Das blinde Wachstum ist überall vorbei,<br />
und in allen Märkten trennt sich die Spreu<br />
vom Weizen. Wir setzen daher auf die strenge<br />
Selektion auf Einzeltitelbasis und auf Immobiliengesellschaften,<br />
die aufgrund ihrer gesunden<br />
Finanzierungsstrukturen, ihrer Mieterstruktur<br />
und vor allem durch ihr NAV- und Cash-<br />
Flow-Wachstum überzeugen. Um langfristig<br />
das Vertrauen der Anleger wiederzuerlangen,<br />
ist darüber hinaus Transparenz ein entscheidendes<br />
Erfolgskriterium von Immobiliengesellschaften“,<br />
meint Wiener Privatbank-Vorstand<br />
Sascha Herczegh.<br />
Frühjahr <strong>2008</strong> I Ausgabe 1 I Kunst.Investor 57
investor<br />
GELD & ANLAGE<br />
Bankhaus Krentschker<br />
Seit der Saison 2004/2005<br />
fungiert das Bankhaus<br />
Krentschker als Haupt sponsor<br />
des Orchesters recreation –<br />
Grosses Orchester Graz.<br />
Die schönen Seiten des Geldes<br />
Wenn sich ausgerechnet eine Privatbank mit Kunst beschäftigt, ist das doch außergewöhnlich. Das<br />
Engagement im Bereich Kunst und Kultur ist nicht immer mit Vernunft erklärbar. Außer es besteht<br />
eine stimmige Symbiose zwischen der Kunst und der Wirtschaft.<br />
Robert Rosner (Text) I Bankhaus Krentschker (Fotos)<br />
I Diesem Grundsatz folgend und der Ausrichtung<br />
einer Privatbank entsprechend<br />
nehmen die Bereiche Kunst und Kultur im<br />
Bankhaus Krentschker einen wesentlichen<br />
Platz ein.<br />
Seit der Saison 2004/2005 fungiert das<br />
Bankhaus Krentschker als Haupt sponsor<br />
des Orchesters recreation – Grosses Orchester<br />
Graz. Durch dieses Engagement konnte<br />
wesentlich zur Weiterentwicklung des Orchesters,<br />
das im Jahr 2002 gegründet wurde,<br />
beigetragen werden. Diese Kooperation<br />
wurde mit dem Anerkennungspreis Maecenas<br />
2005 ausgezeichnet. Weiters fungiert<br />
das Bankhaus Krentschker seit der Neuaufstellung<br />
der Sammlung Alte Galerie am<br />
Landesmuseum Joanneum im Schloss Eggenberg<br />
als Exklusivsponsor. Die maßgebliche<br />
Beteiligung des Bankhauses an der Realisierung<br />
dieses Projekts wurde mit der Verleihung<br />
des Hauptpreises für „Bestes Kunstsponsoring<br />
– Projekt Klein- und Mittelbetriebe“<br />
des österreichischen Kunst sponsoring<br />
prei ses Maecenas 2006 gewürdigt.<br />
Darüber hinaus ist das Bankhaus<br />
Krentschker seit dem Beginn des Jazz Sommer<br />
Graz ein wesentlicher Kooperationspartner<br />
und schafft damit die Möglichkeit,<br />
international bekannte Musiker nach Graz<br />
zu holen. Ebenso wird die Alpha Group unterstützt,<br />
die Künstler aus den Bereichen<br />
Tanz, Video und Musik für spartenübergreifende<br />
Aufführungen zusammenführt.<br />
Weiters besitzt das Bankhaus eine umfangreiche<br />
Bildersammlung zeitgenössischer<br />
Künstler und ist seit dem Jahr 2007<br />
Kooperationspartner der Kunstfabrik Wien,<br />
deren Initiator der steirische Künstler Gerhard<br />
Almbauer ist.<br />
First Class Banking steht für Verantwortung<br />
und Vertrauen, für Beratungsqualität<br />
mit Tradition. Seit über achtzig Jahren sind<br />
die Ziele und Interessen der Kunden das<br />
Hauptanliegen und so können sie auf langjährige<br />
und ausgezeichnete Erfahrungen im<br />
Private Banking zurückgreifen.<br />
Private Banking ist im Bankhaus<br />
Krentschker keine Abteilung mit Standardisierungszwang,<br />
sondern zentraler Bestandteil<br />
des Unternehmenszweckes und Erfolges.<br />
Flexibilität, Bedarfsorientierung und<br />
Individualität bedeuten, dass sich das Bankhaus<br />
ganz nach den Bedürfnissen seiner<br />
Kunden ausrichtet. Das Verhältnis zu den<br />
Kunden beruht auf einem fairen, aufrichtigen<br />
und partnerschaftlichen Umgang. Die<br />
diskrete und familiäre Atmosphäre zieht<br />
sich als Philosophie durch das gesamte<br />
Bankhaus Krentschker und daher sind die<br />
kompetenten Mitarbeiter selbstverständlicher<br />
Bestandteil der Privatsphäre seiner<br />
Kunden. Diese Symbiose ist Garant für einen<br />
wesentlichen Beitrag zum Wohlstand<br />
der Kunden und für ein Teilhaben der<br />
Krentschker-Kunden am Leben und Erfolg<br />
ihrer Bank. <br />
k.i<br />
58 Kunst.Investor I Ausgabe 1 I Frühjahr <strong>2008</strong>
Kunst imKinsky<br />
68. Kunstauktion<br />
15. 4. <strong>2008</strong>:<br />
Alte Meister,<br />
Bilder 19. Jh.,<br />
Zeitgenössische Kunst<br />
16. 4. <strong>2008</strong>:<br />
Antiquitäten<br />
Besichtigung täglich ab 10.4.<strong>2008</strong><br />
Online-Katalog: www.imkinsky.com<br />
Werke von Marie Egner, Theodor<br />
von Hörmann, Carl Schuch, Olga<br />
Wisinger-Florian; Bruno Gironcoli,<br />
Giselbert Hoke, Gerhard Richter,<br />
Franz West; Gotische Skulpturen,<br />
Barock-Möbel, Bilderuhren, …<br />
Katalogbestellung & Information:<br />
+43 1 532 42 00,<br />
office@imkinsky.com<br />
Ferdinand Georg Waldmüller<br />
Der Guckkastenmann (Detail)<br />
1.000.000–1.500.000<br />
Auktion am 15. 4. <strong>2008</strong><br />
ım Kinsky<br />
Kunst Auktionen GmbH<br />
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Palais Kinsky, Freyung 4<br />
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Fax +43 1 532 42 009<br />
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LIFESTYLE<br />
Rennsport fürs Handgelenk<br />
Mille Miglia<br />
Die legendären tausend Meilen von<br />
Brescia nach Rom – und zurück<br />
Bereits seit 1988 unterstützt das Genfer Traditionsunternehmen<br />
Chopard das Rennen mit viel persönlichem Engagement. 1927 –<br />
auf dem Höhepunkt der „Roaring Twenties” – entschlossen sich<br />
vier Motorsportbegeisterte aus Brescia zur Organisation eines<br />
Wettbewerbs, der nicht nur einer kleinen Elite offenstehen sollte.<br />
Nur Sportwagen aus der regulären Serienproduktion waren zum<br />
Start zugelassen. Die Idee der Mille Miglia war geboren.<br />
Mille Miglia GT XL Chrono<br />
(nicht limitierte Ausgabe)<br />
Tragbare Kunst<br />
Es gibt Kunst, die hängt man sich an die Wand – oder stellt sie auf ein Podest.<br />
Es gibt Kunst, die hört oder sieht man sich an. Es gibt aber auch Kunst, die<br />
einen zweite, profanere Funktion hat. Beispielsweise jene, die Zeit zu zeigen.<br />
Die „Mille Miglia“-Kollektion ist ein Beispiel für letztere Kategorie. Hier ist<br />
ihre Geschichte.<br />
Robert Rosner (Text) I Chopard (Fotos)<br />
60<br />
I Heuer feiert die Mille Miglia ihren achtzigsten Geburtstag<br />
und gemäß der strengen Teilnahmebedingungen werden die<br />
370 Startplätze nur an jene Automarken und -modelle vergeben,<br />
die bereits zwischen 1927 und 1957 am Rennen teilnahmen.<br />
Das Sponsoring versteht die Eigentümerfamilie Scheufele<br />
nicht als passives Engagement, sie nimmt vielmehr<br />
jedes Jahr persönlich an dem Rennen teil. Bei der diesjährigen<br />
Mille Miglia vom 17. bis 20. Mai wird Karl-Friedrich<br />
Scheufele zusammen mit Jacky Ickx in einem Roadster<br />
„Wanderer W 25 K“ (Baujahr 1938) an den Start gehen, ein<br />
Exponat aus dem Audi Museum.<br />
Passend zum achtzigjährigen Jubiläum des Mille Miglia<br />
kommen von Chopard gleich auch die neuen Chronographen<br />
„Mille Miglia GT XL Chrono“ heraus. Dieser ausdrucksstarke<br />
Zeitmesser überzeugt als anspruchsvolles Gefüge<br />
aus Spitzentechnik und zeitgemäßem Design. Mit seinem<br />
mechanischen Chronographenwerk mit Automatikaufzug<br />
und Chronometerzertifikat COSC<br />
führt er zweifellos das Rennen an. Das erste<br />
Modell in limitierter Auflage mit schieferfarbenem<br />
Zifferblatt erinnert an einige der prestigeträchtigen<br />
Rennwagen, die die Geschichte der Mille Miglia prägten. Die<br />
überdimensional großen arabischen Ziffern sechs und zwölf,<br />
die erstmals hinter Saphirglas gedruckt sind, verleihen dem<br />
Zeitmesser seine besondere Ausstrahlung. Der Chronograph<br />
„Mille Miglia GT XL Chrono“ erscheint in limitierten<br />
Auflagen von 2007 Stück in Edelstahl (Ref. 16/8489) sowie<br />
500 Stück in 18 Karat Roségold (Ref. 16/1268) mit Automatikwerk<br />
und COSC-Chronometerzertifikat. Das großzügige<br />
44-Millimeter-Gehäuse ist bis 100 Meter wasserdicht und mit<br />
entspiegeltem Saphirglas und geschraubter Krone ausgestattet.<br />
Der Gehäuseboden trägt die Prägung der Mille-<br />
Miglia-Streckenführung.<br />
Die „Mille Miglia GT XL Chrono“ ist ebenfalls mit schwarzem<br />
Zifferblatt und übergroßen Ziffern mit Superluminova-<br />
Beschichtung erhältlich (Ref. 16/8459). Sie bietet sämtliche<br />
technische Eigenschaften der limitierten Auflage, unterscheidet<br />
sich jedoch durch einen transparenten Saphirglasboden,<br />
der den freien Blick auf das automatische Chronographenwerk<br />
mit COSC-Zertifikat ermöglicht.<br />
k.i<br />
Kunst.Investor I Ausgabe 1 I Frühjahr <strong>2008</strong>
DIE ZEITEN ÄNDERN SICH.<br />
Oben ist nicht mehr vorne. Geld<br />
wird auf völlig neue Art verdient.<br />
Und Vermögen werden durch<br />
ganz neue Anlagestrategien<br />
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Alu-Fenster<br />
Aluminium –<br />
Architektur ohne Grenzen<br />
Investieren Sie in Bau-Kunst<br />
Kunst kann man sammeln. Oder man baut sie. Baukunst, das können auch funktionale<br />
Zweckbauten sein. Nur eben mit dem gewissen Etwas. Einem Highlight. Architektonische<br />
Qualität schafft Werthaltigkeit – und ist damit in der Regel eine ausgezeichnete Investition.<br />
Robert Rosner (Text) I www.alufenster.atIManfred Seidl (Foto)<br />
I Die Vision von Architekten und Bauherren – bauen ohne<br />
Grenzen, lichtdurchflutete Räume schaffen, die Natur ins Innere<br />
holen. Beim Metallbau kein Problem. Dieser ermöglicht<br />
buchstäblich Architektur ohne Grenzen. Die Qualität der<br />
Metallbauer ist dabei ein wesentlicher Bestandteil bei den<br />
mit Aluminium umgesetzten Bauten. Ihr Gewerk ist bestimmendes<br />
Element für Architektur, Gebäudefunktion, Raumklima<br />
und Betriebskosten. Die Planung der Gebäudehülle, die<br />
Berücksichtigung von Bauordnungen, Bauphysik und Statik,<br />
hohe logistische Beanspruchung und die Abstimmung mit<br />
allen Schlüsselgewerken sind Aufgaben, die von Metallbaubetrieben<br />
erfüllt werden.<br />
Das Restaurant der Berg-Isel-Sprungschanze in Innsbruck<br />
– auf der Spitze einer Berglandschaft – beweist eindrucksvoll,<br />
wie grenzenlos die architektonische Freiheit dank des<br />
Werkstoffes Aluminium tatsächlich ist. Aber auch Zweckbauten,<br />
wie beispielsweise Bürogebäude, werden<br />
durch den Baustoff Aluminium zu echten Landmarks.<br />
Der Tech Gate Tower Wien ist ein gutes<br />
Beispiel dafür, ebenso der Uniqa-Tower, der<br />
62<br />
Wiener Messeturm, die neue Wiener Hauptbücherei oder<br />
der Florido Tower. Spitzenarchitekten wurde hier – dank Aluminium<br />
– grenzenloses Planen ermöglicht. Aluminium beflügelt<br />
aber auch in den Bundesländern zu grenzenlos hochwertigen<br />
Bauten. Der Wissensturm in Linz, die Wirtschaftskammer<br />
in Niederösterreich, der Campus in Krems, das Forschungs-<br />
und Entwicklungszentrum der Semperit AG in<br />
Wimpassing oder das Landesmuseum in St. Pölten: Überall<br />
ist Aluminium ein logischer Werkstoff, wenn es um Ästhetik,<br />
Funktionalität, Dauerhaftigkeit des Werkstoffes oder die<br />
Schlankheit der Kons truktion geht.<br />
Das ALU-FENSTER-Zeichen symbolisiert das Zusammenspiel<br />
von Metallbautechnik und Aluminium-Profilsystemen.<br />
Es ist die Gemeinschaftsmarke von Metallbaubetrieben,<br />
Systemanbietern und Oberflächenveredlern in Österreich.<br />
Das Zeichen repräsentiert hochwertigen Metallbau bei<br />
Fenstern, Wintergärten, Türen, Toren, Portalen und Fassaden.<br />
Damit steht es für planerisch, technisch, ökonomisch<br />
und ökologisch einwandfreie Leistungen und geprüfte<br />
Qualität. <br />
k.i<br />
Kunst.Investor I Ausgabe 1 I Frühjahr <strong>2008</strong>
Kunst & Genuss<br />
Meinl am Graben<br />
Die beiden Geschäftsführer Udo Kaubek (links) und sein<br />
Kollege Michael König (rechts) sorgen dafür, dass ständig<br />
neue Top-Produkte von zumeist kleinen Produzenten in das<br />
umfangreiche Programm aufgenommen werden.<br />
Kulinarische Erlebniswelt<br />
am Wiener Graben<br />
Die kulinarische Erlebniswelt vom Meinl am Graben lädt zu einem genussvollen<br />
Besuch in vielen Gängen. Betritt man das ehrenwerte Haus, steigt einem gleich<br />
einmal der Duft feinster Schmankerln in die Nase.<br />
Alexander Rinnerhofer (Text) I Meinl am Graben (Fotos)<br />
64<br />
I Die „Meinl to go“-Bar im Eingangsbereich macht kräftig<br />
Gusto auf mehr: Während sich der gestresste Manager<br />
schnell mal ein Kalbsgulasch oder zwei gebackene Garnelen<br />
einpacken lässt und wieder ins Office eilt, nimmt sich der<br />
Genießer Zeit für eine kulinarische Rundreise durch drei Etagen.<br />
In der Weinabteilung fängt die Qual der Wahl an: Erstklassige<br />
Flaschen von Österreichs Top-Winzern matchen<br />
sich mit feinen Tropfen aus den französischen Weinbergen<br />
und mit Erlesenem aus Spanien und dem Rest der Welt. Ist<br />
erst einmal die Weinfrage geklärt, geht’s ab in den ersten<br />
Stock, wo die Frischfisch-Abteilung mit Köstlichkeiten aus<br />
Meer, Fluss und See aufwartet. Hummer, Austern oder Steinbutt,<br />
Petersfisch oder Seezunge zählen hier zum Standardprogramm.<br />
Aber auch Klassiker wie Felchen aus dem Bodensee,<br />
Zander oder Bachforellen werden täglich geliefert.<br />
Die Fans der japanischen Küche kommen gleich gegenüber<br />
der Fischabteilung voll auf ihre Rechnung.<br />
An der Sushi-Bar wartet der Sushi-Meister auf die Bestellungen.<br />
Das Beste daran: Man kann gleich vor Ort herzhaft<br />
zubeißen. Geschmackvoll ist auch der Ausflug<br />
in die Antipasti- und Patés-Abteilung, wo süßsaure<br />
Garnelen, in feinem Balsamico marinierte<br />
Pilze, mit Anchovis gefüllte Pimientos, getrüffelte<br />
Geflügelgalantine, Leber- und Wildpasteten und Terrinen<br />
angeboten werden.<br />
Besonders stolz ist Geschäftsführer Udo Kaubek auf seine<br />
einzigartige Fleischauswahl. Die besten Stücke von<br />
Hochlandrind, Biorind, dem argentinischen Rind oder dem<br />
liebevoll aufgezogenen Kobe-Rind stehen hier zur Auswahl.<br />
„Wir haben alleine sechs Sorten vom Beiried“, sagt der Chef<br />
mit einem siegessicheren Lächeln. Natürlich findet man<br />
auch exotische Highlights wie Straußenfilet aus Südafrika,<br />
edle Hühner (Poulet) aus dem französischen Bresse oder<br />
Auerhahn aus Schottland. Ein paar Schritte weiter kommen<br />
Naschkatzen ins Schwärmen: In Meinl’s Patisserie zergehen<br />
hausgemachte Spezialitäten wie Tarte Tatin, Tarte au limon<br />
oder eine Topfensoufflé-Tarte auf der Zunge.<br />
400 Käsesorten stehen zur Auswahl<br />
Folgt der Kunde seiner feinen Nase, landet er direkt im Käseparadies<br />
des Meinl am Graben. Die Kooperation mit namhaften<br />
Käse-Affineuren hat sich ausgezahlt: 400 Sorten werden<br />
angeboten, und die haben es in sich. Die frische Burata<br />
aus Italien und der 36 Monate gereifte Comté zählen zu den<br />
Highlights, aber auch der Farmhaus-Cheddar oder die würzige<br />
Trüffeltorte sind eine Versuchung. Apropos Trüffel: Die<br />
Kunst.Investor I Ausgabe 1 I Frühjahr <strong>2008</strong>
Udo Kaubek:<br />
„Das Leben ist eindeutig zu kurz, um<br />
minderwertige Lebensmittel zu konsumieren“
Kunst & Genuss<br />
Meinl am Graben<br />
66<br />
Edelknolle spielt im Meinl am Graben eine ganz besondere<br />
Rolle. Das Angebot reicht von Sommertrüffel aus Italien und<br />
weißer Trüffel aus der Alba-Region bis zum absoluten Klassiker<br />
aus Frankreich, der Perigord-Trüffel.<br />
Generell sorgen die beiden Geschäftsführer Udo Kaubek<br />
und sein Kollege Michael König dafür, dass ständig neue<br />
Top-Produkte von zumeist kleinen Produzenten in das umfangreiche<br />
Programm aufgenommen werden. So findet man<br />
im Meinl am Graben auch einen weißen Mohngugelhupf aus<br />
dem Waldviertel, Gamswürstel vom Arlberg, frische Milch<br />
aus dem Zillertal oder einen Rohmilch-Camembert aus der<br />
Weststeiermark.<br />
Einer freut sich über die große Auswahl an Top-Produkten<br />
ganz besonders: Spitzenkoch Joachim Gradwohl, der dem<br />
Meinl am Graben die Haube aufsetzt, spart sich weite Einkaufswege<br />
– er schöpft im eigenen Haus aus dem Vollen.<br />
Der „Koch des Jahres 07“ verwöhnt hier die Gaumen von<br />
Top-Managern aus der Wirtschaft, Spitzen der Politik und so<br />
manch prominenten Feinschmecker. Sie alle gehen hier ein<br />
und aus und genießen neben den mit drei Hauben dekorierten<br />
Schmankerln auch den einzigartigen Ausblick auf den<br />
Wiener Graben.<br />
Die genussvolle Reise durch die Meinl-Welt ist aber noch<br />
lange nicht zu Ende: Einen Stock tiefer, im Eingangsbereich,<br />
lockt die Kaffeebar mit allem, was die Wiener<br />
Kaffeehauskultur so zu bieten hat. Kaffee spielt<br />
im Hause Meinl schon seit dem 19. Jahrhundert<br />
eine tragende Rolle, und dieser Verantwortung<br />
sind sich die Meinl-Chefs auch heute noch sehr bewusst.<br />
Deshalb wird vor allem auf die Zubereitung des traditionellen<br />
Getränks höchstes Augenmerk gelegt. Und das<br />
fängt schon bei der Bohnenauswahl an, aber egal, ob man<br />
die klassische Wiener Hausmischung, den traditionellen<br />
Kolschitzky-Kaffee oder Kenya Fancy probiert, hier wird einem<br />
kein kalter Kaffee serviert.<br />
Meinls Wienertorte besser als die Sachertorte<br />
Besonderes Highlight ist der nach der Karlsbader Methode<br />
zubereitete Kaffee, der dem Gast ein neues Geschmackerlebnis,<br />
aber auch einen Augenschmaus bietet. Das dekorative<br />
Kännchen ist ein echtes Schmuckstück. Ein Eck von<br />
Meinls Wienertorte, die laut „Feinschmecker“-Magazin der<br />
guten alten Sachertorte weit voraus ist, setzt dem Ganzen<br />
das Sahnehäubchen auf.<br />
Und ganz zum Schluss muss es noch ein Wein sein, und<br />
somit geht’s ab in den Keller, wo die Weinbar des Hauses<br />
mit edelsten Tropfen wirbt. Besonders sympathisch ist hier<br />
die Preispolitik: Die Flasche geht zum normalen Verkaufspreis<br />
über den Ladentisch, lediglich für das Service wird ein<br />
Zuschlag von zehn Prozent verlangt. Natürlich lässt sich<br />
auch der kleinen Hunger in der Weinbar stilvoll stillen. Ein feiner<br />
Käseteller zum Wein passt immer. So einen „verbotenen“<br />
genussreichen Ausflug in die Welt von Meinl am Graben<br />
würde Konstantin Wecker wohl mit seinem Zitat „Wer<br />
nicht genießt, wird ungenießbar“ rechtfertigen – das tun wir<br />
auch!<br />
k.i<br />
Kunst.Investor I Ausgabe 1 I Frühjahr <strong>2008</strong>
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Aux Gazelles<br />
Fotos: Aux Gazelles<br />
Oase der Sinne: das Aux Gazelles<br />
Zwischenstopp in der angenehmen Oase zwischen Orient und Okzident:<br />
Im Aux Gazelles, am Fuße der Rahlstiege an der Mariahilfer Straße,<br />
trifft französisches Flair auf marokkanische Würze.<br />
68<br />
Kunst.Investor I Ausgabe 1 I Frühjahr <strong>2008</strong><br />
Christine Ruckendorfer, die<br />
Gründerin und Betreiberin des<br />
Aux Gazelles<br />
I Am besten startet man hier gleich mit einem<br />
Hammam-Besuch und rituellen Waschungen.<br />
Im Aux Gazelles fängt eben alles ein bisschen<br />
anders an. Nach dem schweißtreibenden Erholungstrip<br />
bei 45 Grad steigt einem der würzige<br />
Duft der vielseitigen Schmankerln von Chefkoch<br />
Alexander Lechner in die Nase. Auf der<br />
Karte findet der Gourmet marokkanische Vorspeisenvariationen,<br />
Spinatsalat mit Arganaöl<br />
und Granatapfel, ein gebratenes Kalbspaillard<br />
mit Limetten-Karambol-Jus oder Tagine mit<br />
Huhn, Mandeln und getrockneten<br />
Marillen im Safranfonds. Auch<br />
herrliche Austern und Käse aus<br />
Frankreich, schwedischer Lachsforellen-Kaviar<br />
und natürlich eine große Auswahl<br />
an Champagnersorten werden geboten .<br />
Das berühmte Schluss-Achterl nimmt man<br />
hier an der Bar, wo sich auch noch der eine<br />
oder andere Cocktail ausgeht und die DJs<br />
Musik aus aller Welt bieten. Jeden Montag ab<br />
21 Uhr spielt Christian Havel Livejazz vom<br />
Feinsten.<br />
Die Chefin Christine Ruckendorfer, die vor<br />
fünf Jahren mit ihrem extravaganten Konzept<br />
„Hotel sans Chambres“ an den Start ging, will<br />
eines noch erreichen: „Das vielseitige Angebot<br />
des Aux Gazelles zu erkennen und für sich<br />
selbst je nach Laune und Zeit zu nutzen.“<br />
Bonne chance!<br />
k.i
Neue Medien<br />
Kunst & Crime<br />
Das Internet wird immer mehr zum Tummelplatz für<br />
Betrügereien mit gefälschten Kunstwerken.<br />
Foto: Shutterstock<br />
Kollwitz, zeitgenössischen Österreichern oder Werke der<br />
Wiener Werkstätte. „Nur – einen Klimt um ein paar hundert<br />
Euro gibt es halt nicht“, erklärte Anita Gach und warnte generell<br />
vor übereilten Käufen scheinbar preisgünstiger Kunstgegenstände<br />
im Internet.<br />
„Billige“ Kunst im Internet<br />
Wer billig kauft, erwirbt teuer. Das gilt auch für scheinbar billig ersteigerte Kunst im Internet.<br />
Die ist vielfach nämlich gefälscht und damit bestenfalls wertlos. Überhaupt überschneiden<br />
sich Kunst und Kriminalität immer häufiger.<br />
Gerhard Rodler (Text)<br />
I Gefälschte Kunstwerke, die auf Online-Auktionen angeboten<br />
werden, machen den Fahndern immer häufiger Kopfzerbrechen.<br />
„Das ist derzeit ein großes Thema“, sagte Anita<br />
Gach vom Bundeskriminalamt und verwies auf den Fall eines<br />
im vergangenen Jahr ausgeforschten Wieners, der unter<br />
anderem eine angebliche Klimt-Zeichnung angeboten<br />
hatte. Der Mann habe mehr als ein Dutzend vermeintlich<br />
wertvolle Bilder verkauft – fünfzig weitere seien bei ihm gefunden<br />
worden, nachdem die Polizei durch einen Hinweis<br />
auf den Betrüger aufmerksam geworden war,<br />
berichtete die Kulturgutfahnderin.<br />
Gelockt wird mit niedrigen Preisen, angeboten<br />
würden Fälschungen von Klimt, Degas,<br />
70<br />
Niedrige Aufklärungsrate<br />
Kunst wird aber auch immer häufiger gestohlen und dann<br />
von Hehlern scheinbar günstig ahnungslosen Anlegern untergejubelt.<br />
207 wurden in Österreich 131 Fälle von Kunstund<br />
Kulturgutdiebstahl registriert. Nur 17 Fälle davon wurden<br />
ganz oder teilweise geklärt, darunter der wohl aufsehenerregendste,<br />
nämlich der Diebstahl einer Stradivari aus der<br />
Wiener Wohnung des Stargeigers Christian Altenburger zu<br />
Pfingsten. Darüber hinaus registriert das Bundeskriminalamt<br />
nach Angaben von Kulturgutfahnderin Anita Gach im vergangenen<br />
Jahr jetzt auch ein neues Phänomen: Aus öffentlich<br />
zugänglichen Burgen und Schlössern werden antike<br />
Waffen und deren Zubehör gestohlen. „Das waren zum Beispiel<br />
Pulverhörner, die teilweise aus Elfenbein gefertigt sind,<br />
oder kunstvoll verzierte Schlösser von Gewehren“, erläuterte<br />
Gach. Vor einiger Zeit sei die Serie abgerissen, wer dahintersteckt,<br />
ist noch Gegenstand von Ermittlungen. Bei Dieben<br />
nach wie vor gefragt sind laut Gach Statuen und Gemälde,<br />
letztere offenbar aus praktischen Erwägungen: Sie lassen<br />
sich auf einfache Weise transportieren.<br />
Grundsätzlich raten die Experten des Bundeskriminalamts<br />
für den Fall, dass ein Kunstwerk abhanden kommt, davon<br />
Fotos anzufertigen, um der Polizei die Ermittlungen zu erleichtern.<br />
„Die Bilder sollten von guter Qualität sein. Ein Familienfoto<br />
mit einem wertvollen Kandelaber irgendwo im<br />
Hintergrund hilft uns relativ wenig“, erklärte Gach.<br />
Kunst.Investor I Ausgabe 1 I Frühjahr <strong>2008</strong>
Die Kathedrale im belgischen Tournai wurde jüngst<br />
Schauplatz eines brutal durchgeführten Kunstdiebstahls.<br />
Foto: Jean-Pol Grandmont<br />
Immer wieder tauchen spektakulär gestohlene Kunstwerke<br />
später wieder auf – ein Happy End wie beim „Schrei“<br />
oder der „Madonna“ haben Kunstdiebstähle indessen nicht<br />
allzu oft. Die beiden im August 2004 bei einem spektakulären<br />
Überfall geraubten Gemälde „Der Schrei“ und „Madonna“<br />
sind nämlich ab Mai dieses Jahres wieder im Osloer<br />
Munch-Museum zu bewundern.<br />
In den vergangenen eineinhalb Jahren wurden die Bilder<br />
des norwegischen Malers Edvard Munch (1863–1944) umfangreichen<br />
Untersuchungen und Restaurationsarbeiten unterzogen.<br />
Wegen unsicherer Erfolgsaussichten nicht bearbeitet<br />
wurde der Feuchtigkeitsfleck auf dem auf Pappe gemalten<br />
„Schrei“.<br />
In einer begleitenden Sonderausstellung sollen von 23.<br />
Mai bis 26. September dem Publikum auch die Restaurationsarbeiten<br />
in Form einer Dokumentation präsentiert werden.<br />
Dabei soll gezeigt werden, wie in minutiöser Kleinstarbeit<br />
Löcher, Risse, Kratzer sowie Farb- und Papierabschürfungen<br />
identifiziert und so weit wie möglich repariert wurden.<br />
Vier Millionen norwegische Kronen (505.433 Euro) steuerte<br />
laut Museumsdirektorin Ingebjörg Ydstie eine japanische Ölfirma<br />
zu den Restaurations- und Untersuchungskosten an<br />
den beiden Gemälden bei.<br />
Chef-Konservateurin Mette Havrevold zufolge wurde der<br />
größte Schaden – der vermutlich durch Wasser entstandene<br />
Flüssigkeitsrand auf dem „Schrei“ – bewusst nicht bearbeitet.<br />
Dadurch sollen die Aussichten auf eine künftige Korrektur<br />
durch in der Zukunft möglicherweise verfügbare, bessere<br />
Techniken nicht beeinträchtigt werden, so Havrevold gegenüber<br />
der Osloer Tageszeitung „Aftenposten“.<br />
„Der Schrei“ und „Madonna“ wurden am 22. August 2004<br />
während der normalen Öffnungszeit des Museums aus dem<br />
Munch-Museum in Oslo geraubt. Die beiden von Edvard<br />
Munch 1893 und 1894 gemalten Bilder tauchten fast exakt<br />
zwei Jahre später wieder auf. Im April 2007 wurden drei Männer<br />
wegen des Kunstraubs zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt.<br />
Überfälle werden immer brutaler<br />
Es sind längst nicht mehr „Gentlemen-Gauner“, die Kunst<br />
stehlen, sondern meist normale, auch gewaltbereite Verbrecher.<br />
Zwei bewaffnete Kunsträuber haben beispielsweise<br />
vor wenigen Wochen die Notre-Dame-Kathedrale im westbelgischen<br />
Tournai überfallen und ein jahrhundertealtes<br />
Kreuz von unschätzbarem Wert gestohlen. Die beiden gingen<br />
dabei ungemein kaltblütig vor. Während der Öffnungszeit<br />
drangen die mit Perücken und Bärten verkleideten Männer<br />
in die Schatzkammer der Kathedrale ein und raubten<br />
das mit zahlreichen Edelsteinen besetzte byzantinische<br />
Kreuz aus seiner gesicherten Vitrine sowie weitere wertvolle<br />
Kunstschätze. Als Besucher sie zu stoppen versuchten,<br />
schlugen sie diese mit ihren Schusswaffen nieder. Trotz einer<br />
anschließenden Verfolgungsjagd mit der Polizei konnten<br />
die beiden Männer im Auto eines Komplizen flüchten. Einen<br />
Tag später fehlte jede Spur von ihnen. Das wertvolle Kreuz<br />
befand sich seit 1205 im Besitz der Kathedrale. In seinem<br />
Innerem soll sich ein Splitter des echten Kreuzes von Golgatha<br />
befinden. Es war das Geschenk eines Kreuzritters, der<br />
ein Jahr zuvor an der Plünderung Konstantinopels teilgenommen<br />
hatte.<br />
Aber es gibt auch noch Hoffnung: beispielsweise im Fall<br />
jenes reuigen Kunstdiebs, der in einem Beichtstuhl in Wismar<br />
in Mecklenburg Kunstbeute im Wert von 15.000 Euro<br />
dem Pfarrer übergeben hat. Der schweigt sich<br />
über die Identität des Diebes unter Berufung<br />
auf das Beichtgeheimnis aus. Die Staatsanwaltschaft<br />
prüft, ob er das überhaupt darf. k.i<br />
71<br />
Frühjahr <strong>2008</strong> I Ausgabe 1 I Kunst.Investor
Art & People<br />
Gerald Hartinger<br />
Gerald Hartinger:<br />
leidenschaftlicher Kunstsammler<br />
und Kenner der Pop-Art<br />
Fine Arts – hautnah<br />
Er steht versonnen vor einem seiner echten Keith Harings, die Hände ruhen zufrieden in einer<br />
dezent grauen Anzughose. Er schmunzelt schelmisch und sagt dann: „Je älter ich werde, umso<br />
mehr bewundere ich – neben den Frauen – auch die Kunst!“<br />
Sandra Sagmeister (Text & Foto) I Fine Arts (Kunstwerke)<br />
I Mag. Gerald Hartinger spricht’s und man sieht den Schalk<br />
in seinen Augen aufblitzen und spürt, dass ihn beides fesselt.<br />
Kostbar sind sie beide für ihn, die Frauen wie die Kunst,<br />
und in beiden Fällen geht es oft auch um das Erobern. Psychogramm<br />
eines Sammlers: Er nimmt Witterung auf, spürt<br />
dem Duft der Beute nach, umkreist und hetzt das Objekt<br />
der Begierde, um es schlussendlich zu erlegen und so<br />
schnell wie möglich nach Hause zu tragen. Welche Investition<br />
sich mehr lohnt und welches Objekt mehr an Wert zulegt,<br />
darüber wollen wir hier nicht polemisieren, lassen Sie<br />
lieber Ihre Fantasie Regie führen. Nur so viel noch: Es ist<br />
schon bemerkenswert, dass es mehr Sammler als Sammlerinnen<br />
gibt. Ist das Jagen immer noch eine Männerdomäne?<br />
Für Gerald Hartinger ist das Sammeln von Kunst jedenfalls<br />
zu einer lukrativen (Neben-)Beschäftigung geworden;<br />
heute kauft er einen Keith Haring zu einem guten Preis und<br />
morgen hofft er – nein, er weiß es –, dass er ihn in ein paar<br />
Jahren um ein Vielfaches verkaufen kann: „Kaufe ich mir<br />
heute eine teure Sitzgarnitur um 14.000 Euro, ist sie drei Monate<br />
später nur mehr 3.000 wert. Egal, was man kauft, alles<br />
verliert an Wert.“ Eine gute Investition hingegen ist da die<br />
Kunst, auf der kann man zwar nicht Platz nehmen,<br />
dafür behält sie im schlechtesten Fall zumindest<br />
ihren (Ankaufs-)Wert: „Gute Kunst<br />
kann man zu jeder Zeit verkaufen“, weiß Gerald<br />
72<br />
Hartinger – teure Sofas eher schwer. Und der Sammler mit<br />
der guten Nase, die gerne Pop-Art riecht, liegt richtig: Die<br />
Preise für Bilder der Pop-Art steigen stetig. Wer sich einen<br />
Keith Haring, einen Andy Warhol oder einen Tom Wesselmann<br />
nicht mehr leisten kann oder will, dem rät der Pop-Art-<br />
Experte, in die Shooting-Stars der Gegenwarts-Pop-Art zu<br />
investieren. Namen wie Steve Kaufmann, Burton Morris oder<br />
Romero Britto sollte man sich merken.<br />
Einer der Grössten Pop-Art-Sammmler Europas<br />
Begonnen hat Gerald Hartingers Sammelleidenschaft vor<br />
vielen Jahren, als ihn ein Freund in das Atelier des österreichischen<br />
Künstlers Hans Staudacher mitnahm. Er war damals<br />
fasziniert von der Welt des Künstlers, von seiner so anderen<br />
Art zu leben und zu denken: „Die Beschäftigung mit<br />
der Psyche des Künstlers war für mich eine richtige Horizonterweiterung“,<br />
erinnert er sich an einen denkwürdigen Besuch.<br />
Das war vor zwanzig Jahren, seither hat sich viel getan<br />
im Leben des Edelsteinhändlers Gerald Hartinger, der die<br />
„Fine Arts“ des Lebens verfolgt. Er hat sich zu einem der<br />
größten Pop-Art-Sammler Europas entwickelt und seit einigen<br />
Jahren schlägt sein Herz rasend schnell für diese Kunstrichtung.<br />
Aber er ist nicht nur Sammler, er ist ja Geschäftsmann<br />
und so wurde er auch zum Galeristen. In der Wiener<br />
Innenstadt hat er eine Galerie mit Top-Adresse und Top-Aussicht<br />
bezogen: Andy Warhols Mick Jagger zwinkert der Ma-<br />
Kunst.Investor I Ausgabe 1 I Frühjahr <strong>2008</strong>
Andy Warhols Porträt von Ingrid Bergmann
Andy Warhols Porträts von Mick Jagger<br />
rilyn Monroe zu und beide blicken sie quer über den Neuen<br />
Markt im ersten Bezirk. Zwei Seelen brodeln seither in Gerald<br />
Hartingers Brust. Zum einen ist er ja Sammler, jagt den<br />
Bildern hinterher, möchte sie haben und besitzen. Zum anderen<br />
ist er Galerist, der mit Kunst seriös handelt und sich<br />
von den Bildern immer wieder mal trennen muss. „Ich kann<br />
es mir nicht leisten, alle Bilder zu behalten“, gesteht er offen,<br />
aber nur, weil er immer wieder neue Bilder kaufen möchte.<br />
Das sei wieder irgendwie wie mit den Frauen, man könne<br />
auch nicht alle behalten, die einem<br />
gefallen … aber lassen wir das lieber.<br />
Ausdruck seiner regen Sammlerund<br />
Händleraktivität sind einige große,<br />
braune, gut verpackte Kartons in<br />
einem seiner Galerieräume. Die neue<br />
„Ware“ ist endlich da und die Neugier<br />
treibt Gerald Hartinger an, er tigert nervös durch die Galerie,<br />
möchte endlich die neuen Bilder von ihrer Kartonhülle befreien<br />
und sie jenem Ort zuführen, wo sie am besten wirken:<br />
einer weißen Wand. Er hält es nicht aus, Bilder, die er zumeist<br />
auf seinen Amerikareisen ersteht, ewig lang mit dem<br />
Schiff nach Europa zu transportieren. Das würde viel zu lange<br />
dauern. Die Bilder reisen nobel mit dem Flugzeug, liegen<br />
nun im Nebenraum und warten darauf, endlich enthüllt zu<br />
werden: „Ich bin viel zu ungeduldig, wenn ich was kaufe, will<br />
ich’s gleich haben.“<br />
Ungeduld packt den geschickten Geschäftsmann auch,<br />
wenn er auf Shoppingtour ist; er hat Freude an einem spannenden<br />
Einkaufserlebnis, wenn er durch sein bestes Jagdrevier<br />
streift und sucht. Und wo jagt er am liebsten?<br />
„In New York! Das ist ein Paradies für<br />
Sammler.“ Zusätzlich ist er in Miami, Los Angeles<br />
und Philadelphia unterwegs – immer auf der<br />
74<br />
Kunst.Investor I Ausgabe 1 I Frühjahr <strong>2008</strong><br />
„Ich bin viel zu ungeduldig,<br />
wenn ich was kaufe, will ich’s<br />
gleich haben.“<br />
Suche nach den besten Kaufgelegenheiten. Die Theorie des<br />
Sammlers für einen perfekten Kunstkauf: Wer gestern gut<br />
gekauft hat, kann heute noch besser verkaufen – und morgen<br />
noch mehr einkaufen. Gerald Hartinger ist auch der einzige<br />
Sammler in Österreich, der eine schöne Auswahl von<br />
Bildern des Beatles-Musikers Ringo Starrs sein Eigen nennen<br />
kann – diese Bilder könnte er gestern wie heute zu Bestpreisen<br />
wiederverkaufen. Und warum reizt ihn gerade die<br />
Pop-Art? Denn im Vordergrund steht ja nicht nur der Investitionsgedanke:<br />
Der Sammler und Galerist<br />
ist mit den Superstars des Pop –<br />
wie Elvis Presley oder Mick Jagger –<br />
groß geworden, fasziniert haben ihn<br />
die Schauspielerinnen Liz Taylor oder<br />
Marilyn Monroe. All diese Gesichter<br />
wurden zu Ikonen des 20. Jahrhunderts<br />
und prägten das Lebensgefühl des jungen aufstrebenden<br />
Wirtschaftsstudenten aus Bad Gleichenberg auf seinem<br />
Weg nach oben. Er fühlte sich angezogen vom „American<br />
Way of Life“, von der Aufbruchsstimmung in den Staaten der<br />
50er- und 60er-Jahre, wo viele Träume wahr wurden: „Als<br />
Steirer hatte ich in meiner Jugend mehr Bezug zu Amerika<br />
als zu Wien“, gesteht er. Als er dann in Wien studierte, wollte<br />
er immer in die weite Welt hinaus – und das tut er heute<br />
auch. Er jettet rund um den Globus, auf der Suche nach den<br />
schönen Dingen des Lebens. Für Gerald Hartinger dreht<br />
sich dabei alles um drei zentrale Fragen: 1. „Gefällt mir das<br />
Bild?“ 2. „Fasziniert mich der Künstler?“ und 3. „Ist es eine<br />
gute Investition?“ Der Sammler Gerald Hartinger würde nie<br />
ein Bild der reinen Spekulation wegen kaufen. „Es muss mir<br />
auch gefallen, es ist einfach ein tolles Gefühl, schöne Kunst<br />
um sich zu haben.“ Und da wären wir ein letztes Mal bei den<br />
Frauen … <br />
k.i
Tom Wesselmann, „Big Blonde“<br />
Tom Wesselmann, „Lulu“
Art & People<br />
Gunter Kerbler<br />
„Mir sind Wertsteigerungen<br />
meiner Bilder völlig egal“<br />
conwert-Gründer Günter Kerbler gilt als knallhart rechnender, erfolgreicher<br />
Immobilienunternehmer. Warum für ihn die Wertentwicklung bei seiner Bildersammler<br />
dennoch völlig unerheblich ist, erläutert er im Gespräch mit Gerhard Rodler.<br />
Gerhard Rodler (Text) I conwert (Foto)<br />
I Die breite Öffentlichkeit kennt Sie als knallharten und<br />
erfolgreichen Immobilienunternehmer. Jene, die Sie näher<br />
kennen, wissen, dass Sie auch ein Faible für Kunst<br />
haben. Wann hat sich dieses Interesse entwickelt?<br />
Kerbler: Auch Immobilien sind Kunst, insbesondere herrschaftliche<br />
Jahrhundertwendehäuser: Eine interessante<br />
Fassade, ein repräsentatives Entree oder Stiegenhaus bergen<br />
unheimliche Ästhetik in sich. Das Ganze getoppt mit einem<br />
zeitgenössischen Dachgeschoßausbau und man hat<br />
ein Kunstwerk aus historischer und moderner Bausubstanz<br />
vor sich. Und ich will Kunst spüren, genau so wie Immobilien.<br />
Wer sich also ernsthaft mit dem Thema Immobilien beschäftigt,<br />
landet beinahe zwangsläufig beim Thema Kunst.<br />
Wofür interessieren Sie sich ganz besonders?<br />
Kerbler: Im Immobilienbereich gehört meine Leidenschaft<br />
alter Bausubstanz. Im Kunstbereich setze ich auf ein Kontrastprogramm:<br />
moderne, zeitgenössische Kunst. Sie muss<br />
jung und frisch sein, mich beim Ansehen mit Energie aufladen.<br />
Dunkle, depressive Schüttorgien sind nicht mein Fall.<br />
In welcher Form bzw. in welchen Formen leben Sie Ihre<br />
Nähe zu Kunst tatsächlich aus?<br />
Kerbler: Beruflich wie privat umgebe ich mich mit Bildern,<br />
die mir Kraft geben. conwert hat zudem gemeinsam mit der<br />
Albertina den conwert contemporary fund für die Sammlung<br />
der Albertina gegründet, der Arbeiten internationaler<br />
Gegenwartskunst umfasst. Auch die Unterstützung<br />
junger Künstler ist mir wichtig: Ich<br />
unterstütze diese durch den Ankauf von Bildern<br />
76<br />
oder indem wir Räumlichkeiten der conwert für Vernissagen<br />
oder Ausstellungen zur Verfügung stellen.<br />
Was sind Ihre Lieblingskünstler beziehungsweise Ihre<br />
Lieblingskunstwerke? Was ist bei Ihnen zuhause, was<br />
würden Sie gerne besitzen?<br />
Kerbler: Mir gefallen die Arbeiten von Peter Weibel, Erwin<br />
Bohatsch, Hubert Schmalix und Manfred Wakolbinger.<br />
Man sagt Ihnen eine gute Hand bei Immobilieninvestments<br />
nach – haben Sie diese auch bei Kunst bzw. machen<br />
Sie aus Ihrem Hobby, dem Sammeln von Kunst,<br />
auch ein Geschäft?<br />
Kerbler: Geschäftlich habe ich mich schon vor Jahren auf<br />
mein Kerngeschäft, das Immobiliengeschäft, fokussiert.<br />
Kunst ist meine ganz persönliche Angelegenheit – ob ein<br />
Bild im Wert steigt oder nicht, ist für mich daher vollkommen<br />
bedeutungslos. Ich mag es mir ansehen und bin inzwischen<br />
in der glücklichen Lage, mir das eine oder andere leisten zu<br />
können, statt ständig ins Museum rennen zu müssen.<br />
Haben Sie mit Ihrem Interesse für Kunst bereits auch andere<br />
Menschen in Ihrem Umfeld „angesteckt“?<br />
Kerbler: Ich denke schon – zumindest werde ich immer<br />
wieder auf die Bilder, die bei mir so rumhängen, angesprochen,<br />
zumeist positiv.<br />
Sie leben ein sehr erfolgreiches Leben als Immobilienunternehmer,<br />
wären Sie in einem künftigen Leben lieber<br />
Künstler? Wenn ja: welcher?<br />
Kerbler: In einem künftigen Leben wäre ich eigentlich gerne<br />
wieder ich selbst.<br />
k.i<br />
Kunst.Investor I Ausgabe 1 I Frühjahr <strong>2008</strong>
Günter Kerbler:<br />
„In einem künftigen Leben<br />
wäre ich eigentlich gerne<br />
wieder ich selbst.“
Art & People<br />
Eduard Pomeranz<br />
Eduard Pomeranz:<br />
„Mich interessieren vor allem die<br />
vielschichtigen Wahrnehmungsmöglichkeiten<br />
bei der zeitgenössischen Kunst.“<br />
Future(s) in Art?<br />
Zeitgenössische Kunst durchdringt immer mehr unseren Alltag. Immer mehr<br />
Menschen umgeben sich mit Arbeiten zeitgenössischer Künstlerinnen und<br />
Künstler, nicht nur im privaten Umfeld, sondern auch im beruflichen.<br />
Christof Habres (Text) I FTC Capital (Foto)<br />
I Dass sich Kunst im Alltag positiv auf das Arbeitsklima und<br />
die Leistung auswirkt, erkennen immer mehr Unternehmer.<br />
Dass das Sammeln von Kunst und die Auseinandersetzung<br />
mit dem aktuellen Kunstmarkt ein interessantes, abwechslungsreiches<br />
und auch lohnendes Unterfangen sein kann,<br />
beweist der immer größere Kreis von Menschen, die sich<br />
gerne auf diesen – teilweise auch sehr sperrigen – Bereich<br />
konzentrieren und die bereit sind, für den Kunstankauf jährlich<br />
eine erkleckliche Summe zu budgetieren.<br />
Ein solches gelungenes Beispiel ist das Finanzdienstleistungsunternehmen<br />
FTC Capital in Wien, das international<br />
eines der erfolgsreichsten in der Entwicklung und im Vertrieb<br />
von Futures-Fonds ist. Seit einigen Jahren beschäftigt sich<br />
Eduard Pomeranz, der Gründer und CEO dieser Gesellschaft,<br />
intensiv mit dem Aufbau einer Sammlung zeitgenössischer<br />
Kunst. Einige – anfangs eher zufällige – Begegnungen<br />
mit der bildenden Kunst haben den erfolgreichen Manager<br />
zu einem Kunst-Aficionado werden lassen, der von<br />
Anfang an eine professionelle (Kunst-)Beratung in seine<br />
Entscheidungen eingebunden hat. So umfasst seine Sammlung<br />
zurzeit Künstlerinnen und Künstler wie Ugo Rondinone,<br />
Yehudit Sasportas, Katharina Grosse, Bernard Frize, Julian<br />
Opie und Herbert Brandl.<br />
Wie er zur zeitgenössischen Kunst gekommen ist, was<br />
seine Entscheidungskriterien sind und was er Interessierten<br />
diesbezüglich rät, verrät er im folgenden Gespräch.<br />
78<br />
Könnten Sie uns sagen, welche Gründe für<br />
Sie ausschlaggebend waren, sich mit zeitgenössischer<br />
Kunst auseinanderzusetzen?<br />
Pomeranz: Ich habe mich anfangs für Künstler wie Isidor<br />
Kaufmann, dessen Bilder teilweise jüdische Szenen darstellen,<br />
interessiert. Durch eine Auktion in Israel, bei der ich mitsteigern<br />
wollte, kam ich zu einer Arbeit von Sol Lewitt und<br />
beschäftigte mich fortan mehr mit zeitgenössischer Kunst.<br />
Was interessiert Sie daran am meisten?<br />
Pomeranz: Mich interessieren vor allem die vielschichtigen<br />
Wahrnehmungsmöglichkeiten bei der zeitgenössischen<br />
Kunst. Jeder Einzelne kann im gleichen Kunstwerk etwas<br />
ganz anderes für sich entdecken. Das konsequenteste und<br />
faszinierendste Beispiel ist für mich Lawrence Weiner, der<br />
die Visualisierung seiner Kunst gleich dem Käufer überlässt.<br />
Wie haben Sie begonnen zu sammeln und seit wann?<br />
Pomeranz: Erst vor zirka zwei Jahren. Ich bin aber seither<br />
auf den Geschmack gekommen und widme dem Thema<br />
einiges an Zeit.<br />
Konzentrieren Sie sich da auf ein bestimmtes Medium<br />
wie Malerei, Fotografie oder Grafik?<br />
Pomeranz: Ich konzentriere mich eher auf Zusammenhänge.<br />
Ich kaufe zudem nur dann an, wenn mich ein Kunstwerk<br />
einerseits berührt und ich andererseits glaube, dass es im<br />
Wert steigt.<br />
Lassen Sie sich denn da von Galeristen oder Art Consultants<br />
beraten?<br />
Pomeranz: Ich glaube, dass für eine anspruchsvolle<br />
Sammlung kontinuierlicher Aufbau und homogenes Wachstum<br />
essentiell sind. Eine professionelle Person, die in ständiger<br />
Verbundenheit mit dem Kunstmarkt steht, sollte dies<br />
gewährleisten. Deshalb erfolgt der Aufbau meiner Samm-<br />
Kunst.Investor I Ausgabe 1 I Frühjahr <strong>2008</strong>
lung auch unter Konsultation der Kunsthistorikerin Dr. Ariane<br />
Neuberger.<br />
Haben Sie für den Ankauf von Kunstwerken ein jährliches<br />
Budget?<br />
Pomeranz: Ja, Kunst ist für mich auch ein fixer Bestandteil<br />
meines Anlageportfolios und ein gewisser Prozentsatz<br />
davon ist für Neuerwerbungen reserviert.<br />
Wo erwerben Sie die Arbeiten für Ihre Sammlung: bei<br />
Galerien, im Kunsthandel, bei Auktionen und/oder direkt<br />
bei KünstlerInnen im Atelier?<br />
Da habe ich keine Präferenzen. Ich kaufe, wo immer ich<br />
eine für mich interessante Arbeit finde.<br />
Ist es von Interesse für Sie, die Künstlerinnen und Künstler<br />
persönlich kennen zu lernen? Den Austausch, die<br />
Auseinandersetzung über deren Arbeiten zu pflegen?<br />
Pomeranz: Durchaus. Die Entwicklung der Arbeit eines<br />
Künstlers zu beobachten und im Idealfall sogar persönlich<br />
mitzuerleben, hilft bei der Auswahl. Manche Künstler sind<br />
mit dreißig Jahren Stars und mit vierzig wieder aus dem Geschäft.<br />
Schon deshalb ist es auch wichtig abzuschätzen, ob<br />
der Künstler eine „langfristige Strategie“ verfolgt und damit<br />
das Potenzial zum Longseller hat.<br />
Besuchen Sie internationale Kunstmessen?<br />
Pomeranz: Ja, wenn es die Zeit zulässt, sehr gerne. Je<br />
mehr man sieht und je mehr man sich mit der Kunst beschäftigt,<br />
desto geschulter wird das Auge und damit die<br />
Sicherheit bei der Auswahl.<br />
Sehen Sie Kunst in the long run auch als Wertan lage?<br />
Pomeranz: Offenbar ist die zeitgenössische Kunst dort angekommen,<br />
wo die Avantgarde sie immer haben wollte: mitten<br />
im Leben. Und das heißt auch: mitten auf dem Markt.<br />
Zwar bietet Kunst dem Sammler keine laufende Rendite,<br />
aber immerhin eine ästhetische Verzinsung. Dazu kommt<br />
eine langfristige Wertsteigerung, die sich durchaus mit Immobilien-Investments<br />
messen kann, sofern qualitätsbewusst<br />
angekauft wird.<br />
Was würden Sie Menschen raten, die auch zu sammeln<br />
beginnen wollen?<br />
Pomeranz: Man sollte mal vorerst viel sehen und dann erst<br />
entscheiden, in welche Richtung man ankaufen möchte.<br />
Grundsätzlich gilt es, auf Qualität zu achten. Die ist freilich<br />
erstens nicht immer objektiv messbar und zweitens nicht<br />
immer das Kriterium für Potenzial. Daher sollte<br />
man nur Werke kaufen, die einem auch nach<br />
dem hundertsten Blick darauf noch etwas<br />
geben können.<br />
k.i<br />
79<br />
Frühjahr <strong>2008</strong> I Ausgabe 1 I Kunst.Investor
Art & People<br />
Otto Schenk<br />
„Na hören Sie,<br />
Sie können doch einen<br />
Pilzsammler auch<br />
nicht nach seinen<br />
Sammelplätzen fragen!“<br />
Abstaubtipps für Sammler<br />
„Wie das Sammeln ist?“, wiederholt Otto Schenk in seiner gewohnt langsam-brummigen<br />
Art zu sprechen und gewinnt so ein bisschen Zeit, zu überlegen: „Es ist eine der größten<br />
Qualen“, sagt er entschieden, und man glaubt es ihm fast. Die dümmste Frage, die man<br />
einem Sammler stellen kann, ist: „Wer staubt hier ab?“<br />
(Text & Fotos)<br />
Sandra Sagmeister<br />
80<br />
I Denn Putzen ist in der wunderschönen Dachgeschoßwohnung<br />
mit Blick über Wien und den Rudolfsplatz nur regionsweise<br />
erlaubt. Nur nach intensiven Verhandlungen mit dem<br />
Hausmädchen darf sie mit Lappen und Wedel dem Staub<br />
auf all den edlen Dingen zu Leibe rücken. Bei einer Glassammlung,<br />
wie Otto Schenk sie in über 30 Jahren zusammen<br />
getragen hat, wundern derartige Vorsichtsmaßnahmen<br />
auch nicht. Vor drei Jahrzehnten begann seine Leidenschaft<br />
– nein, „eigentlich ist es eine Krankheit.“ Schenk hatte sich in<br />
das Objekt der Begierde – eine kurvige Glasvase – ganz<br />
überraschend verliebt. Heute steht er ein bisschen verzweifelt<br />
vor der Stellage im Wohnzimmer, voll mit edel schillerndem<br />
Glas, und studiert, welche jetzt die erste war: „Na, vielleicht<br />
hab ich sie eingetauscht, ich weiß es nicht mehr.“ Aber<br />
es lässt ihm keine Ruhe, er flitzt zu einer Vitrine, wo kleinere<br />
Vasen stehen, und sucht verzweifelt nach seiner ersten Liebe,<br />
verändert kann sie sich ja nicht haben?<br />
Aber nichts, er findet sie nicht mehr, das gute<br />
Stück ist verflossen. Und wo jagt ein Sammler<br />
wie er, geht er auf Flohmärkte, hat er Tauschpartner<br />
oder geht er in den Kunsthandel? „Na hören Sie, Sie<br />
können doch einen Pilzsammler auch nicht nach seinen<br />
Sammelplätzen fragen!“ Nichts ist ihm zu entlocken, rein gar<br />
nichts. Zumindest gibt er seine näher gelegenen Jagdreviere<br />
nicht preis. Einzig: New York – da jagen seine Frau und er<br />
mit Vorliebe auf Flohmärkten und in den vielen entzückenden<br />
kleinen Läden. „In Amerika überkommt uns regelmäßig<br />
die Kaufwut, New York ist eine gemütliche Stadt, ein Schnittpunkt<br />
der Welt.“ Und schon trapst Schenk durch seine Wohnung<br />
und zeigt uns die feinsäuberlich geordneten Modeschmuckladen<br />
seiner Frau; viele der hübschen Stücke stammen<br />
aus dem Big Apple. Erste Lade: viele Armreifen, zweite<br />
Lade: noch mehr Broschen, dritte Lade: ganz viele Ohrringe,<br />
vierte Lade: ungezählte Bettelarmbänder, usw.<br />
Wie funktioniert eigentlich eine Ehe wie die der Schenks,<br />
in der beide der Sammelleidenschaft bzw. Sammelqual anheim<br />
gefallen sind? „Meine Frau ist derzeit dem Ramsch verfallen,<br />
sie ist eine echte Stöberin“, lästert er liebevoll, „sie<br />
wählt die Dinge nach Gemütlichkeit und Seltsamkeit aus.“<br />
Schenk zeigt teuflisch grinsend einige dieser Seltsamkeiten,<br />
Kunst.Investor I Ausgabe 1 I Frühjahr <strong>2008</strong>
Otto Schenk:<br />
Passionierter Sammler von Kunst und Büchern<br />
Überhaupt ändert sich der Geschmack im Zeitraum eines Sammlerlebens<br />
und so haben sich Schenks Gelüste nach alten Dingen im Lauf der<br />
Jahrzehnte verändert und sind auch ein wenig abgestumpft – aber nur<br />
wegen dieses verdammten Platzmangels, denn Platz gibt es auf keinem<br />
Flohmarkt zu erstehen und auf keinem Pilzsammelplatz zu finden.<br />
wie z. B. eine Fischuhr aus Plastik. „Aber wenn man wen<br />
liebt, dann liebt man auch seine Schwächen“, entschuldigt<br />
er die Fisch uhr.<br />
Was man nämlich einem Sammler niemals vorschlagen<br />
kann und sollte (außer man legt keinen Wert mehr auf die<br />
Freundschaft): dass er den Mist doch endlich wegwerfen<br />
sollte. „Ich bin kein Wegschmeißer, niemals!“ Was noch<br />
kurios ist im Haushalt Schenk: Es bilden sich immer wieder<br />
„Haufen“ in der Wohnung. Schenk erklärt sich das Phänomen<br />
mit den Worten von Christian Morgenstern: „Es geht<br />
ein Gespenst um, das frisst Taschentücher.“ Im Hause<br />
Schenk gibt’s den ominösen „Haufengeist“. Es sammeln<br />
sich auf freien Flächen (die soll es doch ab und zu geben)<br />
z. B. Bücher an. Am nächsten Tag liegt neben dem Buch<br />
noch ein Buch und so entsteht ein neuer Haufen; im Schlafzimmer<br />
hat sich etwa ein Haufen von Bleistiften angesammelt.<br />
So ist das mit der Psyche eines Sammlers: Er hält es<br />
nicht aus, nur einen Bleistift zu besitzen, er muss viele Bleistifte<br />
haben, bei Schenk heißt das Haufensyndrom. Und<br />
noch eine Typologie zeichnet den Sammler aus: Er hat von<br />
allem viel – nur keinen Platz. „Platz?“, wiederholt Schenk<br />
erschrocken und er scheint zu überlegen, was das ist. „Ein<br />
Hoffnungsträger!“<br />
Ein Sammler hofft ständig, doch noch wo ein Plätzchen,<br />
eine freie Lade oder ein kleines Eckerl zu finden. Als Sammler<br />
plagt einen aber nicht nur die ständige Platznot, sondern<br />
auch eine ständige Wut, weil man was kauft und dann nicht<br />
weiß, wohin damit. Das ständige Platzproblem hobelt beim<br />
Sammler auch allmählich die Lust am Sammeln ab und<br />
irgend wann ist man sogar von den Dingen gesättigt: „Meine<br />
ar men Erben“, schmunzelt Schenk und zieht dabei fragend<br />
die Augenbrauen hoch. Und warum häuft man dann so viele<br />
Din ge an? „Manchmal falle ich in einen Betrachterwahn“, versucht<br />
Schenk zu erklären und es bereitet ihm große Freude,<br />
„wenn Besucher neidvoll schauen“ und staunend – bei freiem<br />
Eintritt – durch das Museum Schenk wandeln. Schenks<br />
Sammlung ist beachtlich und eigentlich sollte<br />
man fragen „Was sammeln Sie nicht?“. Uhren –<br />
da hat sich Schenk immer zurückgehalten, nur<br />
ein paar wenige Uhren sind zu finden. k.i<br />
81<br />
Frühjahr <strong>2008</strong> I Ausgabe 1 I Kunst.Investor
KOMMENTAR<br />
ZWEITE SPARkASSE<br />
Das Bundespräsidentenehepaar Margit<br />
und Heinz Fischer sowie Erste Bank-<br />
Generaldirektor Andreas Treichl bei der<br />
Eröffnung der Die Zweite Sparkasse am<br />
26. November 2006.<br />
Die Bank für Menschen ohne Bank<br />
Weil niemand nicht dazugehört<br />
Am 15. Mai 2006 wurde auf Initiative und mit Mitteln der ERSTE Stiftung<br />
„Die Zweite Wiener Vereins-Sparcasse“ (Die Zweite Sparkasse) als eine<br />
neue Vereinssparkasse in Österreich gegründet.<br />
Robert Rosner (Text)<br />
I PRÄAMBEL der Satzung der „Die Zweite Wiener Vereins-<br />
Sparcasse“: „Im Wissen um die sozialen Herausforderungen<br />
unserer Zeit und im Bewusstsein der Würde jedes einzelnen<br />
Mitglieds unserer Gesellschaft entsteht mit vereinten<br />
Kräften ein Institut, das sich vor allem einer Aufgabe widmet:<br />
Einen Beitrag zur Ermöglichung der wirtschaftlichen Teilhabe<br />
aller Menschen an unserer Gemeinschaft zu leisten.“<br />
Die Sparkasse bietet Finanzdienstleistungen an, wo Menschen<br />
keinen Partner finden, um ihr finanzielles Leben in die<br />
eigenen Hände zu nehmen. Die Zweite Wiener Vereins-Sparkasse<br />
ist für Menschen da, die einen Zweiten brauchen.<br />
Denn manchmal geht es nicht alleine.<br />
Die Grundidee<br />
Laut Experten gibt es in Österreich viele tausend Menschen,<br />
die wegen mangelnder Bonität kein Konto mehr zur Verfügung<br />
haben. Dem ursprünglichen, gemeinnützigen Sparkassengedanken<br />
folgend wird mit dem Angebot eines<br />
Habenkontos sozial Schwachen eine Grundkonstante für ihr<br />
Leben gegeben und so zur Stabilisierung der Gesellschaft<br />
beigetragen. Ein Girokonto ist wichtige Voraussetzung für<br />
ein geordnetes Leben und eine aktive Teilnahme<br />
an gesellschaftlichen Prozessen, daher ist<br />
das Habenkonto das Hauptprodukt der Die<br />
Zweite Sparkasse. Die ERSTE Stiftung stellt<br />
82<br />
das Grundkapital sowie für eine eventuell notwendige Verlustabdeckung<br />
eine Liquiditätsreserve für die ersten drei<br />
Jahre zur Verfügung. Im Zuge der Konzessionserteilung hat<br />
zunächst die Erste Bank eine „Patronanzerklärung“ zugunsten<br />
der Sparkasse abgegeben.<br />
Im November 2006 eröffnete die Geschäftsstelle im zweiten<br />
Wiener Gemeindebezirk als Vereins-Sparkasse mit Sitz<br />
in Wien. Die Sparkasse ist ein eigenständiges Bankinstitut<br />
mit eigener BLZ und bedient sich des Vertriebsnetzes von<br />
Erste Bank und Sparkassen.<br />
Das Angebot<br />
Kunden der Die Zweite Sparkasse verfügen über:<br />
- das Basiskonto inklusive BankCard<br />
- das Aufbaukonto mit erhöhtem Zinssatz<br />
- den spesenfreien s Aufbau-Bausparvertrag<br />
- die kostenlose Rechtsberatung<br />
- die kostenlose Unfallversicherung<br />
- die Haushalts- und Privathaftpflichtversicherung mit einer<br />
für den Kunden leistbaren Prämie (drei Euro/Monat)<br />
Der kostenlose Basis-Versicherungsschutz der WIENER<br />
STÄDTISCHEN beginnt gleich am Tag nach der Kontoeröffnung<br />
bei der Die Zweite Sparkasse, die Haushaltsversicherung<br />
mit Haftpflicht ist fakultativ.<br />
k.i<br />
Kunst.Investor I Ausgabe 1 I Frühjahr <strong>2008</strong>
Die Kunst der Symbiose.<br />
Der neue BMW X6 – die revolutionäre Verbindung<br />
von sportlicher Eleganz mit kraftvoller Dynamik.<br />
Mit dem neuen BMW X6 ist es BMW gelungen, die einzigartige Ästhetik der dynamischen BMW Coupés mit modernster<br />
Allradtechnologie, wie man sie aus den BMW xDrive-Modellen gewohnt ist, zu verknüpfen. Entstanden<br />
ist das erste Sports Activity Coupé der Welt. Mit präsentem Auftritt und vielen High-Tech-Innovationen tritt der<br />
BMW X6 an, um gewohnte Sichtweisen zu verändern. Lassen Sie sich von diesem neuen Kunstwerk von BMW<br />
inspirieren.<br />
BMW Wien<br />
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ter Lände 27<br />
1190 Wien<br />
Telefon <strong>01</strong>/360 61-0<br />
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1220 Wien<br />
Telefon <strong>01</strong>/259 35 46-0<br />
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Der neue BMW X6<br />
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Finanzierungen für Unternehmen wie z.B. die Therme Laa<br />
für die VAMED-Gruppe. Mehr unter www.investkredit.at<br />
Demner, Merlicek & Bergmann