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THEMA<br />
Kunstsammlung<br />
Was hat die Sammlung von 2004 bis jetzt gekostet und<br />
was ist ihr heutiger Wert?<br />
Bis heute wurden knapp über eine Million Euro ausgegeben,<br />
wobei sich der Wert der Sammlung in den letzten Jahren<br />
aufgrund der mittlerweile im Steigen begriffenen Preise<br />
der Künstler und Künstlerinnen aus Zentral- und Osteuropa<br />
fast verdoppelt hat.<br />
Wie viele Werke umfasst die Sammlung? Was sind die<br />
Highlights? Welche Werke verzeichnen die größten Wertsteigerungen?<br />
Momentan befinden sich über 500 Einzelarbeiten in der<br />
Sammlung, die ein sehr breites Spektrum der Kunstgeschichte<br />
der letzten Jahrzehnte abdecken und auch inhaltlich<br />
unterschiedlich gewichtet sind. Im Bereich der performativen,<br />
aktionistischen Kunst sind hier vor allem die Arbeiten<br />
eines Jiří Kovanda mit seinen subtilen Eingriffen in den<br />
Prager Alltag der 1970er-Jahre zu nennen sowie die Arbeiten<br />
der Kroatin Sanja Iveković und natürlich VALIE EXPORT. Anhand<br />
dieser KünstlerInnen zeigt sich auch, wie künstlerische<br />
Anliegen unhabhängig vom politischen System seit den<br />
1960er-Jahren parallel verhandelt wurden und wie sehr sich<br />
die Werke innerhalb der Sammlung gegenseitig ergänzen.<br />
Aus diesem Grund wurde als Name für die Sammlung auch<br />
der Titel „Kontakt“ gewählt, um diese künstlerischen Praktiken<br />
mitei n ander in Verbindung zu bringen. Die Idee zum Namen<br />
der Sammlung stammt von einer Postkarte des im vorigen<br />
Jahr im Alter von 68 Jahren unerwartet verstorbenen<br />
slowakischen Künstlers Július Koller. „Kontakt“ gilt als Bezeichnung<br />
für einen größeren Werkkomplex Kollers, der mit<br />
den Antihappenings in den späten 1960er-Jahren begann<br />
und die aufgrund des politischen Systems nicht vorhandenen<br />
Beziehungen zwischen Kunst und Politik thematisierte.<br />
Die Sammlung besitzt einen Großteil von Kollers weißen Anti-Bildern<br />
sowie zahlreiche Textkarten, Konzeptfotografien,<br />
Manifeste und Installationen. Wir sind besonders stolz darauf,<br />
mit Koller in zahlreichen Projekten zusammengearbeitet<br />
zu haben, und machen es uns weiterhin zur Aufgabe,<br />
Kollers Werk in umfangreicher Weise zu präsentieren und in<br />
seiner Gesamtheit wissenschaftlich zu erfassen.<br />
Das Qualitätslevel dieser Kunstsammlung ist ein sehr<br />
hohes und die Erste Bank-Gruppe fungiert als Leihgeber<br />
renommierter Ausstellungen, wie beispielsweise der documenta<br />
12. Inwiefern werden hier Lücken<br />
im Kunstsystem abgedeckt?<br />
Das Hauptziel der Sammlung besteht ja darin,<br />
Arbeiten aus der Region miteinander in<br />
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Kontakt zu bringen und dadurch einen übergreifenden<br />
kunsthistorischen Kontext zu formulieren, der als gemeinsame<br />
Geschichte bisher nicht existierte. Durch die Präsenz der<br />
Arbeiten und KünstlerInnen in unterschiedlichen Ausstellungskontexten,<br />
von documenta 12 bis Tate Modern, zeigt<br />
sich, wie weit diese Institutionen ebenso an einer Neuformulierung<br />
der europäischen Kunstgeschichte interessiert sind<br />
und dabei auf unsere Arbeiten und KünstlerInnen stoßen.<br />
„MOMENTAN befinden sich<br />
über 500 Einzelarbeiten in der<br />
Sammlung, die ein sehr breites<br />
Spektrum der Kunstgeschichte der<br />
letzten Jahrzehnte abdecken und<br />
auch inhaltlich unterschiedlich<br />
gewichtet sind.“<br />
Funktioniert die Wiedererkennbarkeit von KünstlerInnen<br />
wie Sanja Iveković oder Milica Tomić, die in internationalen<br />
Ausstellungen vertreten sind, auch als Markenzeichen<br />
für die Erste Bank-Gruppe als Unternehmen?<br />
Die Bedeutung der einzelnen Künstler und Künstlerinnen<br />
zeigt sich vor allem in ihren eigenen Ländern, in denen das<br />
Image der Tochterbanken durch die KünstlerInnen aufgewertet<br />
und dadurch ein Mehrwert im Sinne eines Image-Surplus<br />
erzeugt wird.<br />
Wie hat sich die Wahrnehmung auf Kunst, durch das erweiterte<br />
Europa verändert? Welchen Beitrag hat die<br />
Kunstsammlung der Erste Bank-Gruppe durch ihre Ausstellung<br />
„Kontakt ... aus der Sammlung der Erste Bank-<br />
Gruppe“ im MUMOK Wien 2006 oder in Belgrad 2007 geleistet?<br />
Wie waren die Reaktionen?<br />
Die Präsentation im MUMOK 2006 war ein wichtiger Beitrag<br />
für die inhaltliche Programmatik dieses Museums, das<br />
seit den 1990er-Jahren immer wieder Ausstellungen zum<br />
Thema Osteuropa veranstaltete. Es war eine logische Symbiose,<br />
die letztendlich auch die Relevanz der Sammlung innerhalb<br />
eines musealen Kontexts bestätigte. Für das Museum<br />
für zeitgenössische Kunst in Belgrad war die Ausstellung<br />
im vergangenen Jahr inhaltlich ein wesentlicher Schritt, da<br />
zum ersten Mal seit vielen Jahren ein wichtiger Teil der Kunstproduktion<br />
aus Ex-Jugoslawien gemeinsam gezeigt wurde<br />
Kunst.Investor I Ausgabe 1 I Frühjahr <strong>2008</strong>