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KunstInvestor 01-2008

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THEMA<br />

Kunstsammlung<br />

Was hat die Sammlung von 2004 bis jetzt gekostet und<br />

was ist ihr heutiger Wert?<br />

Bis heute wurden knapp über eine Million Euro ausgegeben,<br />

wobei sich der Wert der Sammlung in den letzten Jahren<br />

aufgrund der mittlerweile im Steigen begriffenen Preise<br />

der Künstler und Künstlerinnen aus Zentral- und Osteuropa<br />

fast verdoppelt hat.<br />

Wie viele Werke umfasst die Sammlung? Was sind die<br />

Highlights? Welche Werke verzeichnen die größten Wertsteigerungen?<br />

Momentan befinden sich über 500 Einzelarbeiten in der<br />

Sammlung, die ein sehr breites Spektrum der Kunstgeschichte<br />

der letzten Jahrzehnte abdecken und auch inhaltlich<br />

unterschiedlich gewichtet sind. Im Bereich der performativen,<br />

aktionistischen Kunst sind hier vor allem die Arbeiten<br />

eines Jiří Kovanda mit seinen subtilen Eingriffen in den<br />

Prager Alltag der 1970er-Jahre zu nennen sowie die Arbeiten<br />

der Kroatin Sanja Iveković und natürlich VALIE EXPORT. Anhand<br />

dieser KünstlerInnen zeigt sich auch, wie künstlerische<br />

Anliegen unhabhängig vom politischen System seit den<br />

1960er-Jahren parallel verhandelt wurden und wie sehr sich<br />

die Werke innerhalb der Sammlung gegenseitig ergänzen.<br />

Aus diesem Grund wurde als Name für die Sammlung auch<br />

der Titel „Kontakt“ gewählt, um diese künstlerischen Praktiken<br />

mitei n ander in Verbindung zu bringen. Die Idee zum Namen<br />

der Sammlung stammt von einer Postkarte des im vorigen<br />

Jahr im Alter von 68 Jahren unerwartet verstorbenen<br />

slowakischen Künstlers Július Koller. „Kontakt“ gilt als Bezeichnung<br />

für einen größeren Werkkomplex Kollers, der mit<br />

den Antihappenings in den späten 1960er-Jahren begann<br />

und die aufgrund des politischen Systems nicht vorhandenen<br />

Beziehungen zwischen Kunst und Politik thematisierte.<br />

Die Sammlung besitzt einen Großteil von Kollers weißen Anti-Bildern<br />

sowie zahlreiche Textkarten, Konzeptfotografien,<br />

Manifeste und Installationen. Wir sind besonders stolz darauf,<br />

mit Koller in zahlreichen Projekten zusammengearbeitet<br />

zu haben, und machen es uns weiterhin zur Aufgabe,<br />

Kollers Werk in umfangreicher Weise zu präsentieren und in<br />

seiner Gesamtheit wissenschaftlich zu erfassen.<br />

Das Qualitätslevel dieser Kunstsammlung ist ein sehr<br />

hohes und die Erste Bank-Gruppe fungiert als Leihgeber<br />

renommierter Ausstellungen, wie beispielsweise der documenta<br />

12. Inwiefern werden hier Lücken<br />

im Kunstsystem abgedeckt?<br />

Das Hauptziel der Sammlung besteht ja darin,<br />

Arbeiten aus der Region miteinander in<br />

26<br />

Kontakt zu bringen und dadurch einen übergreifenden<br />

kunsthistorischen Kontext zu formulieren, der als gemeinsame<br />

Geschichte bisher nicht existierte. Durch die Präsenz der<br />

Arbeiten und KünstlerInnen in unterschiedlichen Ausstellungskontexten,<br />

von documenta 12 bis Tate Modern, zeigt<br />

sich, wie weit diese Institutionen ebenso an einer Neuformulierung<br />

der europäischen Kunstgeschichte interessiert sind<br />

und dabei auf unsere Arbeiten und KünstlerInnen stoßen.<br />

„MOMENTAN befinden sich<br />

über 500 Einzelarbeiten in der<br />

Sammlung, die ein sehr breites<br />

Spektrum der Kunstgeschichte der<br />

letzten Jahrzehnte abdecken und<br />

auch inhaltlich unterschiedlich<br />

gewichtet sind.“<br />

Funktioniert die Wiedererkennbarkeit von KünstlerInnen<br />

wie Sanja Iveković oder Milica Tomić, die in internationalen<br />

Ausstellungen vertreten sind, auch als Markenzeichen<br />

für die Erste Bank-Gruppe als Unternehmen?<br />

Die Bedeutung der einzelnen Künstler und Künstlerinnen<br />

zeigt sich vor allem in ihren eigenen Ländern, in denen das<br />

Image der Tochterbanken durch die KünstlerInnen aufgewertet<br />

und dadurch ein Mehrwert im Sinne eines Image-Surplus<br />

erzeugt wird.<br />

Wie hat sich die Wahrnehmung auf Kunst, durch das erweiterte<br />

Europa verändert? Welchen Beitrag hat die<br />

Kunstsammlung der Erste Bank-Gruppe durch ihre Ausstellung<br />

„Kontakt ... aus der Sammlung der Erste Bank-<br />

Gruppe“ im MUMOK Wien 2006 oder in Belgrad 2007 geleistet?<br />

Wie waren die Reaktionen?<br />

Die Präsentation im MUMOK 2006 war ein wichtiger Beitrag<br />

für die inhaltliche Programmatik dieses Museums, das<br />

seit den 1990er-Jahren immer wieder Ausstellungen zum<br />

Thema Osteuropa veranstaltete. Es war eine logische Symbiose,<br />

die letztendlich auch die Relevanz der Sammlung innerhalb<br />

eines musealen Kontexts bestätigte. Für das Museum<br />

für zeitgenössische Kunst in Belgrad war die Ausstellung<br />

im vergangenen Jahr inhaltlich ein wesentlicher Schritt, da<br />

zum ersten Mal seit vielen Jahren ein wichtiger Teil der Kunstproduktion<br />

aus Ex-Jugoslawien gemeinsam gezeigt wurde<br />

Kunst.Investor I Ausgabe 1 I Frühjahr <strong>2008</strong>

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