Andy Warhols Porträts von Mick Jagger rilyn Monroe zu und beide blicken sie quer über den Neuen Markt im ersten Bezirk. Zwei Seelen brodeln seither in Gerald Hartingers Brust. Zum einen ist er ja Sammler, jagt den Bildern hinterher, möchte sie haben und besitzen. Zum anderen ist er Galerist, der mit Kunst seriös handelt und sich von den Bildern immer wieder mal trennen muss. „Ich kann es mir nicht leisten, alle Bilder zu behalten“, gesteht er offen, aber nur, weil er immer wieder neue Bilder kaufen möchte. Das sei wieder irgendwie wie mit den Frauen, man könne auch nicht alle behalten, die einem gefallen … aber lassen wir das lieber. Ausdruck seiner regen Sammlerund Händleraktivität sind einige große, braune, gut verpackte Kartons in einem seiner Galerieräume. Die neue „Ware“ ist endlich da und die Neugier treibt Gerald Hartinger an, er tigert nervös durch die Galerie, möchte endlich die neuen Bilder von ihrer Kartonhülle befreien und sie jenem Ort zuführen, wo sie am besten wirken: einer weißen Wand. Er hält es nicht aus, Bilder, die er zumeist auf seinen Amerikareisen ersteht, ewig lang mit dem Schiff nach Europa zu transportieren. Das würde viel zu lange dauern. Die Bilder reisen nobel mit dem Flugzeug, liegen nun im Nebenraum und warten darauf, endlich enthüllt zu werden: „Ich bin viel zu ungeduldig, wenn ich was kaufe, will ich’s gleich haben.“ Ungeduld packt den geschickten Geschäftsmann auch, wenn er auf Shoppingtour ist; er hat Freude an einem spannenden Einkaufserlebnis, wenn er durch sein bestes Jagdrevier streift und sucht. Und wo jagt er am liebsten? „In New York! Das ist ein Paradies für Sammler.“ Zusätzlich ist er in Miami, Los Angeles und Philadelphia unterwegs – immer auf der 74 Kunst.Investor I Ausgabe 1 I Frühjahr <strong>2008</strong> „Ich bin viel zu ungeduldig, wenn ich was kaufe, will ich’s gleich haben.“ Suche nach den besten Kaufgelegenheiten. Die Theorie des Sammlers für einen perfekten Kunstkauf: Wer gestern gut gekauft hat, kann heute noch besser verkaufen – und morgen noch mehr einkaufen. Gerald Hartinger ist auch der einzige Sammler in Österreich, der eine schöne Auswahl von Bildern des Beatles-Musikers Ringo Starrs sein Eigen nennen kann – diese Bilder könnte er gestern wie heute zu Bestpreisen wiederverkaufen. Und warum reizt ihn gerade die Pop-Art? Denn im Vordergrund steht ja nicht nur der Investitionsgedanke: Der Sammler und Galerist ist mit den Superstars des Pop – wie Elvis Presley oder Mick Jagger – groß geworden, fasziniert haben ihn die Schauspielerinnen Liz Taylor oder Marilyn Monroe. All diese Gesichter wurden zu Ikonen des 20. Jahrhunderts und prägten das Lebensgefühl des jungen aufstrebenden Wirtschaftsstudenten aus Bad Gleichenberg auf seinem Weg nach oben. Er fühlte sich angezogen vom „American Way of Life“, von der Aufbruchsstimmung in den Staaten der 50er- und 60er-Jahre, wo viele Träume wahr wurden: „Als Steirer hatte ich in meiner Jugend mehr Bezug zu Amerika als zu Wien“, gesteht er. Als er dann in Wien studierte, wollte er immer in die weite Welt hinaus – und das tut er heute auch. Er jettet rund um den Globus, auf der Suche nach den schönen Dingen des Lebens. Für Gerald Hartinger dreht sich dabei alles um drei zentrale Fragen: 1. „Gefällt mir das Bild?“ 2. „Fasziniert mich der Künstler?“ und 3. „Ist es eine gute Investition?“ Der Sammler Gerald Hartinger würde nie ein Bild der reinen Spekulation wegen kaufen. „Es muss mir auch gefallen, es ist einfach ein tolles Gefühl, schöne Kunst um sich zu haben.“ Und da wären wir ein letztes Mal bei den Frauen … k.i
Tom Wesselmann, „Big Blonde“ Tom Wesselmann, „Lulu“