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Kunstmarkt<br />
Osteuropa<br />
Fokus CEE – Zurück in die Zukunft<br />
Gemäß der Zielsetzung, die Kunststadt Wien endlich auch als Kunsthandelsstadt<br />
und lebendigen Kunstmarkt global zu etablieren, tritt die Wiener Messe für<br />
zeitgenössische Kunst seit 2004 unter dem internationaleren – und im Vergleich<br />
mit „Kunst Wien“ doch etwas flotteren – Namen VIENNAFAIR auf.<br />
Anna Lindner (Text)<br />
I Ein Zusatz zum Titel erklärt, womit nach dem Relaunch<br />
mehr ausländische Besucher und natürlich Käufer angezogen<br />
werden sollen: „Focused on CEE“. Galerien und Künstler<br />
aus Mittel- und Osteuropa bilden den Schwerpunkt der<br />
VIENNAFAIR. Eine solche Ausrichtung bietet sich an, hat sie<br />
doch in Wiens Funktion als Sitz der Osteuropa-Zentralen vieler<br />
in- und ausländischer Firmen eine Parallele.<br />
Andererseits war Wien schon zu k.u.k.-Zeiten Drehscheibe<br />
zwischen Osten und Westen. Gerade im künstlerischen<br />
Bereich war die Reichshaupt- und Residenzstadt besonders<br />
begabt darin, Talente aus allen Teilen der Monarchie anzulocken,<br />
um mit deren Federn die Kaiserkrone zu schmücken.<br />
Apropos Anlocken: Während die VIENNAFAIR versucht,<br />
eine Plattform für Künstler und Galerien der CEE-Länder zu<br />
etablieren, sind in den letzten Jahren auch viele junge Künstlerinnen<br />
und Künstler aus ganz Osteuropa nach Wien gekommen.<br />
„Nach Wien hat mich damals meine feine, kleine,<br />
kommunistische Neugier gebracht“, meint Magda Tóthová,<br />
„ich habe dann gemerkt, dass ich gar nicht so anders bin als<br />
die, die sich Wiener nennen, und solange das<br />
Wiener Wasser so gut schmeckt, werde ich diese<br />
Stadt nur meiner Karriere wegen hier und da<br />
verlassen, oder wenn ich Urlaub mache.“ Die<br />
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28-jährige Slowakin, die ursprünglich Fotografie studiert hat,<br />
zerlegt in Videos, Zeichnungen und Installationen spielerisch<br />
gesellschaftliche Normen und Stereotype. Anders der 1974<br />
geborene polnische Maler Marcin Maciejowski mit seinen<br />
reduzierten, figurativen Arbeiten, der von hier aus seine internationale,<br />
künstlerische Karriere gestartet hat und weitergezogen<br />
ist.<br />
Misha Stroj, 1974 in Ljubljana geboren, erkundet in seinen<br />
Installationen die Grenzen skulpturalen Ausdrucks; die aus<br />
Prag stammende Fotografin Laura Samaraweerová (geboren<br />
1980) inszeniert scheinbar banale Bilder, deren Künstlichkeit<br />
sie durch Handkoloration betont; die Malerei des<br />
1981 in Banja Luca geborenen Drago Persic ist realistisch<br />
und erinnert in ihren harten Schwarzweißkontrasten und bewussten<br />
Leerstellen an Suspense-Filme. Sie sind zum Studium<br />
oder schon als Jugendliche gekommen und haben sich<br />
einen Platz in der hiesigen Kunstszene erobert.<br />
Andere sind in Wien geblieben, nachdem sie eine Meisterklasse<br />
besucht oder ihr Studium hier vertieft hatten: Die Kroatin<br />
Luiza Margan, geboren 1983 in Riejka, studierte zuerst<br />
in Ljubljana, bevor sie ein Jahr an der Universität für angewandte<br />
Kunst in der Attersee-Klasse absolvierte. Margan arbeitet<br />
zeichnerisch, fertigt Collagen und kreiert in Zusam-<br />
Kunst.Investor I Ausgabe 1 I Frühjahr <strong>2008</strong>