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Messen<br />
Arco 08<br />
42<br />
nen Pfund den Besitzer, wobei die Arbeit von Hirst mit 860.000<br />
Pfund etwas über dem Schätzwert zu liegen kam. Trotz einiger<br />
grauer Wolken am Kunstmarkthorizont werde er aber<br />
weiter weltweit Galerien und Messen (alleine acht 2007) besuchen,<br />
um neue Künstlerinnen und Künstler zu entdecken,<br />
ist Amir Shariat, der sich selbst als eine Art Jäger versteht,<br />
am Tag der Eröffnung der ARCO 08 in Madrid überzeugt.<br />
An den ersten beiden Tagen, den von der neuen Direktorin<br />
Lourdes Fernandez eingeführten Professional Days, ist<br />
von einer Krise nicht viel zu bemerken. Die neuen Hallen, in<br />
denen das Generalprogramm präsentiert wird, sind sehr<br />
großzügig, mit fast boulevardmäßig breiten Gängen, und<br />
bieten den Galerien und Besuchern genügend Raum. Die<br />
Qualität der Messe ist in den letzten Jahren kontinuierlich<br />
gestiegen, was mit Sicherheit dem rigorosen Internationalisierungsprogramm<br />
des Managements zu verdanken ist.<br />
Heuer wurden selbst einige arrivierte spanische Galerien<br />
(wie die Galerie Juan Gaspar) von der Teilnahme ausgeschlossen,<br />
weil sie den geforderten Qualitätskriterien nicht<br />
entsprechen konnten. Erfreulich auch, dass nach einigen<br />
Jahren der Absenz der Berliner Galerist Matthias Arndt wieder<br />
an der ARCO teilnimmt und das spektakuläre „Concept-<br />
Car“ des Künstlers Thomas Hirschhorn ins Rampenlicht<br />
stellt. Verkauft hat er es innert der ersten Stunde an eine große<br />
brasilianische Sammlung um 130.000 Euro.<br />
Neben den üblichen Verdächtigen und Blue Chips im<br />
höchsten Preissegment wie Francis Bacon (23 Millionen<br />
Euro bei Marlborough, New York), Pablo Picasso (drei Millionen<br />
Euro bei Oriol Galeria d’Art, Barcelona), Lucio Fontana<br />
(zwei Millionen Euro bei Karsten Greve, Köln) oder Sam<br />
Francis (1,6 Millionen Euro bei Nahem Fine Art, New York)<br />
lassen ausgezeichnete Arbeiten von Andy Warhol (ein wirklich<br />
sehenswertes Oeuvre um 450.000 Euro bei Ernst Hilger,<br />
Wien), von Georg Baselitz (400.000 Euro bei Thaddaeus<br />
Ropac, Salzburg/Paris), von Julian Schnabel (je nach Größe<br />
zwischen 220.000 und 300.000 Euro bei Ramis Barquet aus<br />
Monterrey, Mexiko) oder von Alex Katz (eine Landschaft zu<br />
450.000 Dollar oder eine sehr schöne „Suzette“ zu 330.000<br />
Dollar, beide bei Peter Blum, New York) das Sammlerherz<br />
höher schlagen. Von der etwas jüngeren bis jungen Generation<br />
stechen zwei großformatige, körnige SW-<br />
Fotoarbeiten des Japaners Nobuyoshi Araki<br />
(jeweils 29.000 Euro) bei Taka Ishi aus Tokio,<br />
die kräftig pastösen Malereien von Bjarne Melgaard<br />
aus der Serie „Cock-Monster“ (verkauft bei Ursula<br />
Krinzinger aus Wien um 35.000 Euro), die sehr poetischen<br />
Arbeiten des Portugiesen Juliao Sarmento (zum Beispiel um<br />
74.000 Euro bei Lisson Gallery, London), die feinen, dunklen<br />
Ölbilder des 34-jährigen Künstlers Kailiang Yang (24.000<br />
Euro bei carlier|gebauer, Berlin), die hintergründigen Fotografien<br />
von Markus Schinwald (ab 11.000 Euro bei Georg<br />
Kargl Fine Arts, Wien), die Malereien und Skulpturen des<br />
jungen israelischen Künstlers Nadav Weissman (Leinwände<br />
6.000 bis 13.000 Euro und Skulpturen ab 18.000 Euro bei<br />
Juana de Aizpuru, Madrid) oder die unter die Haut gehende<br />
Installation von VALIE EXPORT aus den 80er-Jahren (140.000<br />
Euro bei Charim Wien) hervor. Gut konzipiert ist der Stand<br />
von Grita Insam mit Arbeiten von Stefan Sandner, Gerold<br />
Tagwerker (ein grandioses Video „form follows function“ mit<br />
dem Architekturpublizisten Friedrich Achleitner) und Peter<br />
Sandbichler (einprägsame Stahlskulpturen ab 17.500 Euro).<br />
Die Galerie nächst St. Stephan Rosemarie Schwarzwälder<br />
verkauft eine Installation von Jessica Stockholder schon am<br />
ersten Tag um 55.000 Euro an eine belgische Sammlung,<br />
Krobath Wimmer setzt auf die junge, aufstrebende Südtirolerin<br />
Esther Stocker mit ihren klar strukturierten Bildern (Großformate<br />
ab 14.000 Euro). Bei Peter Kilchmann aus Zürich<br />
finden sich die sehr beachtenswerten Fotografien der Mexikanerin<br />
Teresa Margolles (ab 15.000 Euro), die Abschiedsworte<br />
von jungen Selbstmördern in die Ankündigungszeilen<br />
verfallender Kinos appliziert und danach fotografiert.<br />
Nachhaltig beeindrucken die durchdachten Stände der<br />
Mailänder Galerie Suzy Shammah, da vor allem die einzigartigen<br />
Fotografien von Sirou Namazi (Serie aus sieben Fotografien<br />
um 30.000 Euro), und der Zürcher Galerie Jean-<br />
Claude Freymond-Guth, die eine verspielte Installation aus<br />
Video, Zeichnungen, skulpturalen Elementen, T-Shirts und<br />
Poster des jungen Schweizer Künstlers Ingo Giezendanner<br />
aufgebaut hat (gesamt 32.000 Euro). Weiters stechen die<br />
flächigen Malereien der Britin Diana Copperwhite bei Kevin<br />
Kavanagh aus Dublin (Zeichnungen ab 1.500, Leinwände<br />
ab 12.500 Euro), eine gesellschaftskritische Installation des<br />
gebürtigen Surinamesen Remy Jungerman bei Lumen Travo<br />
aus Amsterdam (Installation 15.000, Collagen zwischen 900<br />
und 1.300 Euro) und das zwischen Tragik und Humor<br />
schwankende Video „Move your Hands“ über eine Straßenmusikerin<br />
in Paris des bulgarischen Künstlers Kamen Stoyanov<br />
(um 5.000 Euro bei Dana Charkasi, Wien) ins Auge. k.i<br />
Kunst.Investor I Ausgabe 1 I Frühjahr <strong>2008</strong>