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KunstInvestor 01-2008

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Otto Schenk:<br />

Passionierter Sammler von Kunst und Büchern<br />

Überhaupt ändert sich der Geschmack im Zeitraum eines Sammlerlebens<br />

und so haben sich Schenks Gelüste nach alten Dingen im Lauf der<br />

Jahrzehnte verändert und sind auch ein wenig abgestumpft – aber nur<br />

wegen dieses verdammten Platzmangels, denn Platz gibt es auf keinem<br />

Flohmarkt zu erstehen und auf keinem Pilzsammelplatz zu finden.<br />

wie z. B. eine Fischuhr aus Plastik. „Aber wenn man wen<br />

liebt, dann liebt man auch seine Schwächen“, entschuldigt<br />

er die Fisch uhr.<br />

Was man nämlich einem Sammler niemals vorschlagen<br />

kann und sollte (außer man legt keinen Wert mehr auf die<br />

Freundschaft): dass er den Mist doch endlich wegwerfen<br />

sollte. „Ich bin kein Wegschmeißer, niemals!“ Was noch<br />

kurios ist im Haushalt Schenk: Es bilden sich immer wieder<br />

„Haufen“ in der Wohnung. Schenk erklärt sich das Phänomen<br />

mit den Worten von Christian Morgenstern: „Es geht<br />

ein Gespenst um, das frisst Taschentücher.“ Im Hause<br />

Schenk gibt’s den ominösen „Haufengeist“. Es sammeln<br />

sich auf freien Flächen (die soll es doch ab und zu geben)<br />

z. B. Bücher an. Am nächsten Tag liegt neben dem Buch<br />

noch ein Buch und so entsteht ein neuer Haufen; im Schlafzimmer<br />

hat sich etwa ein Haufen von Bleistiften angesammelt.<br />

So ist das mit der Psyche eines Sammlers: Er hält es<br />

nicht aus, nur einen Bleistift zu besitzen, er muss viele Bleistifte<br />

haben, bei Schenk heißt das Haufensyndrom. Und<br />

noch eine Typologie zeichnet den Sammler aus: Er hat von<br />

allem viel – nur keinen Platz. „Platz?“, wiederholt Schenk<br />

erschrocken und er scheint zu überlegen, was das ist. „Ein<br />

Hoffnungsträger!“<br />

Ein Sammler hofft ständig, doch noch wo ein Plätzchen,<br />

eine freie Lade oder ein kleines Eckerl zu finden. Als Sammler<br />

plagt einen aber nicht nur die ständige Platznot, sondern<br />

auch eine ständige Wut, weil man was kauft und dann nicht<br />

weiß, wohin damit. Das ständige Platzproblem hobelt beim<br />

Sammler auch allmählich die Lust am Sammeln ab und<br />

irgend wann ist man sogar von den Dingen gesättigt: „Meine<br />

ar men Erben“, schmunzelt Schenk und zieht dabei fragend<br />

die Augenbrauen hoch. Und warum häuft man dann so viele<br />

Din ge an? „Manchmal falle ich in einen Betrachterwahn“, versucht<br />

Schenk zu erklären und es bereitet ihm große Freude,<br />

„wenn Besucher neidvoll schauen“ und staunend – bei freiem<br />

Eintritt – durch das Museum Schenk wandeln. Schenks<br />

Sammlung ist beachtlich und eigentlich sollte<br />

man fragen „Was sammeln Sie nicht?“. Uhren –<br />

da hat sich Schenk immer zurückgehalten, nur<br />

ein paar wenige Uhren sind zu finden. k.i<br />

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Frühjahr <strong>2008</strong> I Ausgabe 1 I Kunst.Investor

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