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Otto Schenk:<br />
Passionierter Sammler von Kunst und Büchern<br />
Überhaupt ändert sich der Geschmack im Zeitraum eines Sammlerlebens<br />
und so haben sich Schenks Gelüste nach alten Dingen im Lauf der<br />
Jahrzehnte verändert und sind auch ein wenig abgestumpft – aber nur<br />
wegen dieses verdammten Platzmangels, denn Platz gibt es auf keinem<br />
Flohmarkt zu erstehen und auf keinem Pilzsammelplatz zu finden.<br />
wie z. B. eine Fischuhr aus Plastik. „Aber wenn man wen<br />
liebt, dann liebt man auch seine Schwächen“, entschuldigt<br />
er die Fisch uhr.<br />
Was man nämlich einem Sammler niemals vorschlagen<br />
kann und sollte (außer man legt keinen Wert mehr auf die<br />
Freundschaft): dass er den Mist doch endlich wegwerfen<br />
sollte. „Ich bin kein Wegschmeißer, niemals!“ Was noch<br />
kurios ist im Haushalt Schenk: Es bilden sich immer wieder<br />
„Haufen“ in der Wohnung. Schenk erklärt sich das Phänomen<br />
mit den Worten von Christian Morgenstern: „Es geht<br />
ein Gespenst um, das frisst Taschentücher.“ Im Hause<br />
Schenk gibt’s den ominösen „Haufengeist“. Es sammeln<br />
sich auf freien Flächen (die soll es doch ab und zu geben)<br />
z. B. Bücher an. Am nächsten Tag liegt neben dem Buch<br />
noch ein Buch und so entsteht ein neuer Haufen; im Schlafzimmer<br />
hat sich etwa ein Haufen von Bleistiften angesammelt.<br />
So ist das mit der Psyche eines Sammlers: Er hält es<br />
nicht aus, nur einen Bleistift zu besitzen, er muss viele Bleistifte<br />
haben, bei Schenk heißt das Haufensyndrom. Und<br />
noch eine Typologie zeichnet den Sammler aus: Er hat von<br />
allem viel – nur keinen Platz. „Platz?“, wiederholt Schenk<br />
erschrocken und er scheint zu überlegen, was das ist. „Ein<br />
Hoffnungsträger!“<br />
Ein Sammler hofft ständig, doch noch wo ein Plätzchen,<br />
eine freie Lade oder ein kleines Eckerl zu finden. Als Sammler<br />
plagt einen aber nicht nur die ständige Platznot, sondern<br />
auch eine ständige Wut, weil man was kauft und dann nicht<br />
weiß, wohin damit. Das ständige Platzproblem hobelt beim<br />
Sammler auch allmählich die Lust am Sammeln ab und<br />
irgend wann ist man sogar von den Dingen gesättigt: „Meine<br />
ar men Erben“, schmunzelt Schenk und zieht dabei fragend<br />
die Augenbrauen hoch. Und warum häuft man dann so viele<br />
Din ge an? „Manchmal falle ich in einen Betrachterwahn“, versucht<br />
Schenk zu erklären und es bereitet ihm große Freude,<br />
„wenn Besucher neidvoll schauen“ und staunend – bei freiem<br />
Eintritt – durch das Museum Schenk wandeln. Schenks<br />
Sammlung ist beachtlich und eigentlich sollte<br />
man fragen „Was sammeln Sie nicht?“. Uhren –<br />
da hat sich Schenk immer zurückgehalten, nur<br />
ein paar wenige Uhren sind zu finden. k.i<br />
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Frühjahr <strong>2008</strong> I Ausgabe 1 I Kunst.Investor