THEMA KunstAuktion Otto Hans Ressler: Auktionator, Gründer und Mitgesellschafter „im Kinsky“ „Wenn ein Kunstwerk hoch geschätzt wird, dann weil es von einem Künstler stammt, der als Erster einen neuen Weg beschritten hat, der etwas Einmaliges, Unverwechselbares geschaffen hat. Derzeit boomen die Klassische Moderne und zeitgenössische Kunst; Barock und sakrale Kunst sind eher Ladenhüter. Die Preise sind nicht höher als vor zwanzig Jahren. Wäre es schlau, hier zu investieren? „Es ist immer schlau, in Kunstwerke zu investieren. Sie werden uns alle überleben und noch in 250 Jahren Menschen erfreuen.“ Kunstauktion statt Fitnesscenter Der Besuch von Kunstauktionen ist gut für Geist, Seele – und Körper. Und bisweilen amüsanter sowieso. Ein Selbstversuch, und zwar „im Kinsky“. (Text & Fotos) Sandra Sagmeister I Es ist nicht nur schick, auf eine Auktion zu gehen, sondern es ist auch gesund und viel amüsanter als ein Nachmittag im Fitnessstudio: Wer etwas ersteigert, steigert seinen Adrenalinspiegel, bringt den Kreislauf in Schwung, verleitet den Puls gar zum Rasen; manch einem steht sogar der Schweiß auf der Stirn und Augenzeugen berichten von wundersamem Gewichtsverlust. Eine Auktion ist höchst spannend, verströmt ein eigenes Flair, versetzt den Menschen in eine andere Welt und bringt Lebensfreude. Eine Auktion ist ein Kampf – ein innerer wie ein äußerer: Bekomme ich das Objekt der Begierde? Auktionshäuser wie Sotheby’s oder Christies sind weltweit bekannt. Aber es gibt auch kleine, feine, heimische Auktionshäuser wie das „im Kinsky“, wo Anfang der 1990er die erste Auktion stattfand. Für Auktionator Otto Hans Ressler, Mitbegründer und Geschäftsführer, steht keineswegs nur der Wert der Kunst im Fokus: Man sei ein Auktionshaus für Kunstliebhaber, wer Kunst liebe, kaufe nicht aus reinen Spekulationsgründen. „Wir wollen die Freude an der Kunst steigern“, lautet das Leitbild des Auktionshauses. „im Kinsky“ wird nicht nur eine Auktion abgewickelt. „Auktion“ bedeutet so viel wie Vermehrung, und das hat Ressler zum Ziel: Er möchte die Zuneigung zur Kunst fördern. Dass dies mitunter sehr viel Geld kostet, zeigt ein Rekordpreis, der vor zehn Jahren „im Kinsky“ erzielt wurde: 1998 wurde ein Mädchenakt von Schiele auf schwindelerregende 3,6 Millionen Euro gesteigert – 30 wer’s in Schilling lesen möchte: knapp 50 Millionen Schilling. Diese 3,6 Millionen sind der höchste Preis, der je bei einer österreichischen Auktion, ja sogar im gesamten deutschsprachigen Raum erzielt wurde. Als das „Kinsky“ 1999 in eines der schönsten Barockpalais Wiens auf die Freyung zog, wurde zum Auftakt das kleine Portrait „Helene“ von Klimt für über eine Million versteigert. Erfolg lässt sich aber nicht nur in Zahlen ausdrücken, 2005 wurde „im Kinsky“ die weiße Fahne gehisst. Maturanten wissen, was das bedeutet: Alle durchgekommen! In einem Auktionshaus heißt das: Alle Objekte sind verkauft. Ein toller Erfolg für das österreichische Auktionshaus, das seit seiner Gründung mehr als 160 Millionen Euro umgesetzt hat. Der Kunstmarkt tickt zwar wie jeder andere Markt, wird von Angebot und Nachfrage bestimmt, hat aber doch seine eigenen Gesetze. Nervöse A(u)ktionäre kennt Ressler nicht; selbst wenn es an der Börse kracht, werden am Kunstmarkt weiter hohe Summen ausgegeben. Noch in den 60er- und 70er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts gab es einen Schiele oder Klimt zu Spottpreisen, sie waren nichts wert, ja sogar verpönt. Heute bringen sie Millionen: Die „Goldene Adele“ wurde um 135 Millionen Dollar verkauft. Ressler deutet auf ein Bild von Max Weiler: „Was ist das? Ein Blatt Papier mit etwas Farbe, eigentlich nicht mehr wert als ein paar Cent.“ Ressler ist Realist und weiß, wie sich der Wert der Kunst bildet – auf alle Fälle nicht über den materiellen Wert. k.i Kunst.Investor I Ausgabe 1 I Frühjahr <strong>2008</strong>
31 Frühjahr <strong>2008</strong> I Ausgabe 1 I Kunst.Investor