07-2018 WUPPERTAL HEINZ MAGAZIN

AUSSTELLUNGEN | ÜBERSICHT
Korpys/Löffler, Discount, 2015, Videostill, Courtesy by the
artists and Meyer Riegger Berlin/Karlsruhe ©(Korpys/Löffler)
VG BILD-KUNST Bonn, 2018
PERSONEN, INSTITUTIONEN UNDOBJEKTE
Korpys/Löffler
Das DuoKorpys/Löfflermischtsich
gernein. Seit fast 30 Jahren arbeiten
die beiden BremerKünstlerimTeam an
der Entlarvung staatstragender Organisationen
undgesellschaftlicher Phänomene.IhreStrategie:
Recherche nach
Artinvestigativer Journalisten, Aufbereitungmit
künstlerischen Mitteln.
Meist mit derKamera, diesie auf Dinge
und GeschehnisseamRandepolitischer
Großereignisseoder zeitgeschichtlich
brisanterThemen werfen.
Im HMKV zeigen sie elf Werkeund Serien,
darunterAufnahmen vonSchauplätzen
amerikanischer Politthriller
(1997), einfreches Telefonspiel mit
dem Bundesnachrichtendienst (2014),
dieAuseinandersetzungmit der
ALDI-Discounter-Mentalität(2015)
und ganz neu: „Echokammer“,2018,
einetwas anderer,gewaltfreier Blick
hinterdie Kulissen desG20-Gipfels in
Hamburg.
ch
❚ KORPYS/LÖFFLER HMKV im Dortmunder U;
Dauer: bis 23.9.; www.hmkv.de
LANGSAME HEIMKEHR
Liu Xiaodong
Düsseldorf. Gleich an zwei Orten
bietet sich in Düsseldorfdie Gelegenheit
einen der bekanntesten chinesischen
Künstler derjüngeren Generation
umfassend kennen zu lernen. Liu
Xiaodong(geb.1963 in Jincheng)ist
sowohl Maler als auch Fotograf und
Filmkünstler. Mitlockerem Pinselstrich
und engagiertemThemenrepertoire
ist er globalunterwegs,seineBilder
zeigen „Momente und Geschichten
desmenschlichen Lebens“,Familien,
Freunde,ein Flüchtlingsboot,Landarbeiter
oder Szenen ausdem Rotlichtmilieu.
Immerwieder eckt Liu Xiaodong
politischan, unerschrocken arbeitet
er weiter,befragt mitseinen intensiv
farbigen Bilderndie Bedingungen
des Menschseins ebenso wieUmweltkrise
und Ökonomie oderkulturelle
Vielfalt undSubjektivität. kb
❚ LIU XIAODONG. Langsame Heimkehr;Kunsthalle
undNRW-Forum, Düsseldorf;Dauer: bis 19.8. 2018;
www.kunsthalle-duesseldorf.de
Liu Xiaodong Fashion models in my studio, Beijing, 1997
©Liu Xiaodong
Claudia Heinrich
Kohlefrei
„Kunst &Kohle“ allüberall: Mittlerweile
wurdemit der Hommage an Jannis
Kounellisinder Küppersmühle
auch der 17. und letzte Beitragdes
Großprojektsder RuhrKunstMuseen eröffnet.
Alle nunzeitgleich. DasKohle-
Themaist einfach omnipräsentindiesem
Jahr;inden großen Museen bleibt
wenig Raum für anderes. Aber der
Sommer undherrliches Ausflugswetter
bieten genugOpen-Air-Alternativen.
In der Landschaftstehen,kohlefrei, unsereHalden
–künstliche Hügel aus
Bergematerial, Abfall der Kohleförderung,bis
zu 100Meter hoch aufgetürmt,
gestaltet, begrünt und mitWegenetzversehen.(Vorder
Industrialisierungwar
das Ruhrgebiet malfast so platt wiedas
Münsterland, kaumvorstellbar…)
Und obenauf –darauf willich eigentlichhinaus–als
Krönung: dieLandmarkenkunst.
Auf Initiativeder InternationalenBauausstellung
Emscher
Park 1989-1999 wurden in den letzten
20 Jahren Skulpturen internationalbekannterKünstlerauf
dieHaldenplateausgesetzt:
RichardSerras „Bramme“,
Priganns„Himmelstreppe“, der
„Tetraeder“, die begehbareAchterbahn
„Tiger &Turtle“von Genth/Mutter,
IbarrolasBahnschwellen-„Totems“, Otto
Pienes XXL-Grubenlampe–allesamtHighlightsmit
Panoramablick
über eineüberraschendgrüne Landschaft,
in der schonlang keineBriketts
mehr durchdie Luft fliegen.
ClaudiaHeinrich
©VGBild-Kunst, Bonn 2018 /Foto: Henning Krause
INDUSTRIE ISTKUNST
Berndund Hilla Becher
Mitsachlichen Fotoserien vonFördertürmen,
Hochöfen oder Gasbehältern,die
oftkurzdaraufabgerissen
wurden haben Berndund HillaBecher
(1931-2007 /1934-2015) dieinternationaleFotografie
entscheidend geprägt.Ihrefotografischen
Dokumente
machen dieAnlagen zu stillen,für das
Ruhrgebiet langeZeit typischen Monumenten.
So,wie eine spätere Zeit
die Vergangenheit sehen will.Die sehr
KUNST UNDKOHLE
TheBattle of Coal
beeindruckende Schaufolgtdem becherschen
Konzepteiner „globalen
Kunstsprache“. Sie zeigt minimalistische
Werkeaus dem Ruhrgebiet,Nordamerika
und Wales,die zugleichDenkmale
fürdie Baumeister der Industrie
sind. DieSchau ist Teil desProjektes
Kunst&Kohle derRuhrKunstMuseen:
2018 enden mit Schließungder Zeche
Prosper Haniel 250 JahreKohlebergbau
in Deutschland.
bws
❚ BERND UNDHILLA BECHER Bergwerke Josef
Albers Museum Quadrat Bottrop; www.bottrop.de/mq
Colleen Alborough, Weighing of the hearts, 2015,
©Colleen Alborough
HOMMAGEMIT GÄSTEN
Jannis Kounellis
Die Hommage an denArte-Povera-
Pionier JannisKounellis, der zeitlebens
gernmit Kohle und Stahl arbeitete,
kommtals Einzelausstellungpluseinher.
Nach Kounellis‘Tod 2017 ist die
Nachlassfrage ungeklärt, dieKuratorenmussten
auf Werkeaus der hauseigenen
Sammlungzurückgreifen. So
blieb Platzfür Arbeiten vonsechszeitgenössischen
Künstlern,die dieGesamtschau
ergänzen: angefangen von
SunXings Animationsfilm im Kabinett
über Timm Ulrichsbrennbaren „Kohleofen“,
Michael Sailstorfers „Tränenpresse“
undAyşeErkmens glühender
Wandreihungaus Leuchtstoffröhren,
Heizstrahlern und gravierten Briketts
biszur Rauminstallation„Klingsors
Garten“ vonAnselm Kiefer,der mit deckenhohenStahlblumen,
Kohlegeröll
und Ruinenarchitektur eine poetische
Endzeitstimmungkreiert. ch
❚ JANNISKOUNELLIS MKMMuseum Küppersmühle,
Duisburg; Dauer: bis28.10.
www.museum-kueppersmuehle.de
Einemotionaler Film desKonzeptkünstlers
JeremyDeller,der 2001 mit
Zeitzeugen den „Battle of Orgreave“
streikender Bergleutevon 1984 nachstellte–mitsamt
verbalen undhandgreiflichen
Auseinadersetzungen –,
stehtimZentrum derMarler Ausstellung.Drumherum
wurdenSkulpturen,
Medien- undKlangkunstwerkevon 14
Künstlern arrangiert, diemit sozialkritischem
Blick die Kohle-Ära beleuchten,
darunterentlarvendeInfografiken
zur Kohleproduktion (Andreas Siekmann,
2016), JanetBiggs künstlerische
Dokuvom Arbeitsalltag einer Minenarbeiterin
in der Arktis(2011) und
eine Klangcollage ausdem letztenaktivenBergwerkinBottrop
(Denise Ritter,
2018). Den historischenGegenpart
zu denneuen Medien übernehmen 30
Bergmanns-Bronzefiguren. ch
❚ THEBATTLEOFCOAL Skulpturenmuseum
Glaskasten Marl;Dauer: bis 16.9.;
www.skulpturenmuseum-glaskasten-marl.de
©Estate Bernd &Hilla Becher, vertreten durch Max Becher,
courtesy Die Photographische Sammlung/SK Stiftung Kultur
–Bernd und Hilla Becher Archiv, Köln, 2018
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