Festzeitschrift 2009 - Feuerwehr Horneburg
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würden – was übrigens heute auch noch<br />
der Fall ist. Mittlerweile gibt es zwar<br />
Frauen und auch eine zweite Toilette,<br />
nur keine Toilette für Frauen. Aber Freude<br />
am Dienst ist keine Frage der<br />
sanitären Einrichtungen. Was ist schon<br />
ein Damen-WC gegen gute Kameradschaft<br />
ohne Berührungsängste?<br />
Das muss Ludger Schollas, als er 2002<br />
Löschzugführer wurde, ähnlich gesehen<br />
haben. Unter seiner Leitung wurde die<br />
Gründung einer Jugendfeuerwehr<br />
beschlossen. Die Frage nach der Aufnahme<br />
von Mädchen erübrigte sich, da die<br />
Aufnahme von Frauen schon seit Jahrzehnten<br />
in der Dattelner <strong>Feuerwehr</strong><br />
üblich war. Genau aus dem Grund verwunderte<br />
es auch niemanden, dass sich<br />
auch Mädchen um eine Aufnahme in die<br />
Jugendfeuerwehr bewarben. Auch für<br />
uns war die Bewerbung bei einer <strong>Feuerwehr</strong><br />
nicht ungewöhnlicher, als sie es für<br />
einen Jungen gewesen wäre.<br />
Sicherlich gibt es Ereignisse und auch<br />
Schwierigkeiten, die nicht auftreten würden,<br />
wenn wir nicht wären, aber gerade<br />
diese bereichern den <strong>Feuerwehr</strong>alltag<br />
eher, als dass sie ihn verkomplizieren.<br />
Schwierigkeiten ergeben sich gelegentlich<br />
aus der Kombination der Unfallverhütungsvorschriften<br />
mit dem Ausleben<br />
vollster Weiblichkeit. Aus Sicherheitsgründen<br />
müssen wir Ohrringe abnehmen<br />
oder abkleben und der vorschriftgemäße,<br />
möglichst kompakte Zopf bleibt gern<br />
auch mal im Klettverschluss eines<br />
Hollandtuchs hängen. Genauso bleibt<br />
die Problematik von Helmfrisuren im Alltag<br />
einer <strong>Feuerwehr</strong>frau nicht aus – hier<br />
stelle man sich die Verformung einer<br />
Langhaarfrisur durch achtstündiges Tragen<br />
eines Helmes an einem sommerlichen<br />
Lehrgangstag vor. Auch das Finden<br />
einer passenden Uniform ist bei einer<br />
Körpergröße von 1,70 Meter und einem<br />
Taillenumfang von unter 80 Zentimeter<br />
ungleich schwerer als bei einem männlichen<br />
Kameraden und hat schon so manchen<br />
Kleiderwart der Feuerwache ins<br />
Schwitzen gebracht.<br />
Aber das alles sind Anlaufschwierigkeiten.<br />
Vor ein paar Jahren wäre es noch<br />
ungewohnt gewesen, Frauen im Löschzug<br />
zu sehen. Heute ist der Anblick<br />
eines „<strong>Feuerwehr</strong>manns mit Handtasche“<br />
lediglich noch eine witzige<br />
Bemerkung wert. Mittlerweile haben wir<br />
uns im Löschzug bestens eingelebt. Im<br />
<strong>Feuerwehr</strong>alltag spielt unser Geschlecht<br />
eine untergeordnete Rolle. Wir haben<br />
die gleichen Rechte und Pflichten wie<br />
jeder Mann im Löschzug. Das bedeutet,<br />
dass wir genauso Lehrgänge absolvieren<br />
und im Einsatz leistungsbereit sein müssen,<br />
aber dass wir bei jedem gemütlichen<br />
Beisammensein nach der Übung<br />
auch wie jeder andere „unseren Mann“<br />
stehen. Auf individuelle Stärken und<br />
Schwächen wird eher Rücksicht genommen,<br />
als dass klischeeorientiert vorverurteilt<br />
wird.<br />
Nur gelegentlich erfolgt die Aufgabenverteilung<br />
geschlechterspezifisch – beispielsweise<br />
wenn es um das Spülen von<br />
300 Sektgläsern für den Festakt geht, bei<br />
dem wir (mittlerweile) drei Frauen dann<br />
doch mal ganz alleine in der Küche standen.<br />
Sicherlich kein historischer<br />
Moment...<br />
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