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Gesundheitswegweiser Bochum 2. Auflage

In unserem regionalen Magazin erhalten die Leser ausführliche Informationen zu den Themen “Gesundheit”, “Senioren”, “Pflege” und “Vorsorge”. Ein weiterer Themenschwerpunkt ist die Krankheit “Parkinson”.

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Gesundheit in <strong>Bochum</strong><br />

16<br />

Parkinson – mehr als nur eine „Schüttellähmung“<br />

von Dr. Sabrina Schröder (M.Sc.), Apothekerin und Inhaberin der Amts-Apotheke in <strong>Bochum</strong>-Langendreer<br />

Morbus Parkinson wird im Volksmund<br />

aufgrund bekannter typischer Symptome<br />

auch als „Schüttellähmung“ bezeichnet.<br />

Doch das ist eine starke Vereinfachung.<br />

Denn neben den klassischen Symptomen<br />

wie Zittern (Tremor), Muskelsteifheit<br />

(Rigor), Bewegungsarmut oder dem<br />

Versagen der Haltereflexe prägen auch<br />

nichtmotorische Symptome das Krankheitsbild<br />

mindestens genauso stark.<br />

Nicht-motorische Symptome<br />

ermitteln<br />

Vegetative, sensorische, kognitive und<br />

psychische Symptome können in jedem<br />

Stadium der Parkinson-Erkrankung auftreten.<br />

Riech- und Schlafstörungen, Depressionen<br />

und Blasenfunktionsstörungen<br />

eilen den motorischen Störungen<br />

häufig sogar viele Jahre voraus. Kognitive<br />

Defizite bis hin zur Demenz treten<br />

hingegen meist erst im späteren Verlauf<br />

der Krankheit auf.<br />

Viele Betroffene ordnen die Symptome<br />

oftmals nicht einmal selbst dieser Erkrankung<br />

zu. Daher sollten Hausärzte<br />

und Apotheker bei der Ermittlung der<br />

nicht-motorischen Symptome in ihren<br />

Patientengesprächen genau hinhören.<br />

Mittlerweile stehen hierzu spezifische<br />

Fragebögen unterstützend zur Verfügung.<br />

Problematik der Medikation<br />

Für die Langzeitbehandlung des Morbus<br />

Parkinson stehen sechs Stoffklassen zur<br />

Verfügung, wobei dopaminerg wirksame<br />

Substanzen die wichtigste Säule der modernen<br />

Therapie darstellen. Viele nichtmotorische<br />

Symptome lassen sich allerdings<br />

nicht mit diesen Medikamenten behandeln.<br />

Treten Beschwerden auf, sollte<br />

fachärztlich abgewogen werden, ob eine<br />

Dosisanpassungen oder Therapieänderung<br />

vorzunehmen ist.<br />

Hilfe aus der Apotheke<br />

Neben der ärztlichen Therapie empfiehlt<br />

die Apotheke vor Ort Betroffenen bestimmte<br />

Verhaltensweise und OTC-Präparate,<br />

die häufige Beschwerden lindern<br />

können. So befreien etwa alkoholfreie<br />

Reinigungstücher sowie Reinigungsschaum<br />

mit Wirkstoffen wie Triclosan,<br />

Panthenol, Salicylsäure und Allantoin<br />

das Gesicht von überschüssigem Talg.<br />

Denn bedingt durch die verstärkte Talgund<br />

Schweißdrüsensekretion wirkt die<br />

Haut bei Parkinson-Patienten oftmals wie<br />

frisch eingecremt, vor allem im Gesicht.<br />

Eine konsequente Hautpflege mit milden<br />

Produkten spielt daher eine wichtige Rolle.<br />

Ist zusätzlich die Kopfhaut betroffen,<br />

sind Selendisulfidhaltige Shampoos oder<br />

Lösungen empfehlenswert.<br />

Doch Vorsicht: Die erhöhte Talgproduktion<br />

kann auch Hautentzündungen oder<br />

sogar Ekzeme auslösen. Dann ist eine<br />

lokale Behandlung mit rezeptpflichtigen<br />

Arzneimitteln erforderlich. Handelt es<br />

sich allerdings nur um minimale Entzündungen,<br />

so kann auch eine kurzfristige<br />

Therapie mit rezeptfreien Hydrocortison-<br />

Cremes ratsam und vertretbar sein. Ihr<br />

Apothekenteam berät Sie gern bei der<br />

Auswahl des geeigneten Präparats.<br />

Ebenfalls weit verbreitet bei Parkinson-<br />

Patienten sind Darmträgheit und Obstipation,<br />

vor allem wenn das Alter von 60<br />

Jahren überschritten ist. In solchen Fällen<br />

ist die ein- bis dreimal tägliche Einnahme<br />

von Macrogol empfehlenswert.<br />

Die Kosten für die ärztlich verordneten<br />

Präparate werden für Parkinson-Patienten<br />

in der Regel von den gesetzlichen<br />

Krankenkassen übernommen. In hartnäckigen<br />

Fällen können CO2-haltige<br />

Zäpfchen den Knoten im Darm lösen.<br />

Vermeintlich schnellwirksame Präparate<br />

wie Bisacodyl oder Sennesblätter sollten<br />

Betroffene allerdings möglichst meiden,<br />

da sie auf Dauer den Darm noch träger<br />

machen.<br />

Moderate körperliche Aktivität, ballaststoffreiche<br />

Ernährung (z. B. auch mit<br />

Weizenkleie) und genügend Flüssigkeit<br />

können unterstützend wirken.<br />

Charité-Studie belegt die Problematik<br />

Einer Studie der Charité Berlin aus dem<br />

Jahre 2013 zur pharmazeutischen Betreuung<br />

zufolge stellt bei Morbus Parkinson<br />

die fehlende Behandlung nicht-motorischer<br />

Symptome das häufigste arzneimittelbezogene<br />

Problem (ABP) dar.<br />

In der zugrunde liegenden Studie deckten<br />

Apotheker über einen Zeitraum von<br />

acht Monaten bei 113 Parkinson-Patienten<br />

insgesamt 331 ABP auf. Etwa die<br />

Hälfte der Probleme ging auf die Parkinson-Medikation<br />

zurück.<br />

Durch Anpassung der Therapieschemata<br />

durch die Ärzte bei gleichzeitiger pharmazeutischer<br />

Beratung konnten 65 Prozent<br />

der identifizierten ABP vermieden<br />

bzw. gelöst werden. Verbesserung des<br />

Gesundheitszustandes der Patienten<br />

und somit ein Gewinn an Lebensqualität<br />

waren die Folgen.

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