05.07.2018 Aufrufe

Gesundheitswegweiser Bochum 2. Auflage

In unserem regionalen Magazin erhalten die Leser ausführliche Informationen zu den Themen “Gesundheit”, “Senioren”, “Pflege” und “Vorsorge”. Ein weiterer Themenschwerpunkt ist die Krankheit “Parkinson”.

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Gesundheit in <strong>Bochum</strong><br />

Da es sich bei dem Morbus Parkinson<br />

um eine progrediente, also langsam fortschreitende<br />

Erkrankung handelt, ist es<br />

im Verlauf erforderlich, die Therapiemaßnahmen<br />

zu verändern und anzupassen.<br />

Dies bedeutet in Bezug auf die medikamentöse<br />

Therapie, dass oftmals Medikamente<br />

erhöht und auch unterschiedliche<br />

Stoffgruppen miteinander kombiniert<br />

werden müssen, um wieder ein gutes<br />

Behandlungsergebnis zu erzielen. Eine<br />

solche medikamentöse „Neueinstellung“<br />

kann – je nachdem, wie komplex die<br />

Veränderungen sein werden – ambulant<br />

oder auch im Rahmen eines stationären<br />

Krankenhausaufenthaltes vorgenommen<br />

werden, bei dem der Vorteil besteht, dass<br />

Wirkung und Verträglichkeit der Medikation<br />

unmittelbar überprüft werden kann.<br />

Eine solche stationäre Neueinstellung<br />

ist oftmals besonders für Parkinson-Patienten<br />

sinnvoll, die noch unter weiteren<br />

chronischen Erkrankungen leiden (und<br />

deshalb weitere z.B. Herz-/Kreislaufmedikamente<br />

etc. einnehmen müssen) oder<br />

bei denen es bereits zu unerwünschten<br />

Nebenwirkungen unter bestimmten Parkinson-Medikamenten<br />

gekommen ist.<br />

Im Verlauf der Parkinson-Erkrankung<br />

kommt es bei vielen Betroffenen zu dem<br />

Phänomen der sog. „motorischen Wirkungsfl<br />

uktuationen“. Das bedeutet, dass<br />

durch die fortschreitende Neurodegeneration<br />

die Wirkung der Parkinson-Medikamente<br />

immer schlechter steuerbar<br />

ist, so dass z.B. die einzelnen Tabletten<br />

eine verkürzte Wirkdauer haben oder<br />

es zu Phasen von vermeintlich paradoxer<br />

„Überbeweglichkeit“ (sog. Dyskinesien)<br />

kommt. Diese Probleme können<br />

manchmal so ausgeprägt sein, dass<br />

eine konventionelle Tabletten-Therapie<br />

keine relevante Verbesserung erzielt.<br />

Zur Verbesserung solcher motorischen<br />

Wirkungsfl uktuationen stehen weitere<br />

Therapieoptionen zu Verfügung. So<br />

können im Rahmen eines stationären<br />

Krankenhausaufenthaltes Medikamentenpumpen<br />

eingesetzt werden, mittels<br />

derer die erforderliche Medikation sehr<br />

gleichmäßig verabreicht werden kann<br />

(z.B. kontinuierliche subkutane Infusion<br />

von Apomorphin oder kontinuierliche<br />

Infusion von l-Dopa in den Dünndarm),<br />

was dann zu einer Verbesserung der Bewegungsfähigkeit<br />

im Tagesverlauf führt.<br />

Tiefe Hirnstimulation<br />

Ein Therapieverfahren, was sich in den<br />

letzten knapp 30 Jahren zur symptomatischen<br />

Behandlung des Morbus Parkinson<br />

als sehr erfolgreich erwiesen hat, ist<br />

der sog. „Hirnschrittmacher“ (eigentlich:<br />

Tiefe Hirnstimulation/THS oder deep<br />

brain stimulation/DBS). Das Prinzip ist,<br />

dass über ein spezielles und besonders<br />

„schonendes“ und nebenwirkungsarmes<br />

neurochirurgisches Verfahren Elektroden<br />

sehr präzise in bestimmte Hirnareale<br />

implantiert werden, über die dann<br />

– ähnlich dem Prinzip eines Herzschrittmachers<br />

– dauerhaft eine individuell eingestellte<br />

Stromdosis verabreicht wird,<br />

um die „im falschen Takt“ arbeitenden<br />

Hirnareale wieder zu synchronisieren.<br />

Jahrelange weltweite Erfahrung mit<br />

diesem Therapieverfahren hat gezeigt,<br />

dass insbesondere das Problem der motorischen<br />

Wirkungsfl uktuationen, aber<br />

auch ein schweres Parkinson-Zittern mit<br />

dieser Therapie besser zu behandeln ist<br />

als mit einer „konventionellen“ Medikamenten-Therapie.<br />

Der Effekt dieser Therapie<br />

lässt auch im Verlauf von Jahren<br />

nicht nach, allerdings hat die THS keinen<br />

Einfl uss auf den natürlichen Verlauf der<br />

Parkinson-Erkrankung, d.h. dass auch<br />

die THS die Krankheitsentwicklung nicht<br />

beeinfl ussen kann.<br />

Auch wenn manche Parkinson-Betroffene<br />

vor der Vorstellung einer „Operation<br />

am Gehirn“ instinktiv zunächst zurückschrecken,<br />

sprechen die Erfolge der<br />

THS dafür, dass der mit dieser Therapie<br />

erfahrene Neurologe Patienten eher<br />

frühzeitig im Krankheitsverlauf über die<br />

Möglichkeit einer solchen Operation und<br />

die individuellen Nutzen und Risiken<br />

aufklären und entsprechend vorbereiten<br />

sollte. Eine solche Operation soll natürlich<br />

nur von einem erfahrenen Team<br />

aus Neurochirurgen und Neurologen<br />

durchgeführt werden, weil der Erfolg der<br />

Maßnahme nicht nur von der Operation<br />

selbst, sondern v.a. entscheidend davon<br />

abhängt, dass die Patienten (und deren<br />

Angehörige) im Vorfeld richtig ausgewählt,<br />

beraten, informiert und vorbereitet<br />

und nach der Operation ambulant kompetent<br />

weiterbetreut werden.<br />

Prof. Dr. Uwe<br />

Schlegel<br />

Klinikdirektor<br />

Priv.-Doz.<br />

Dr. Sabine Skodda<br />

Ltd. Oberärztin<br />

Kontaktdaten<br />

Neurologische Klinik /<br />

Universitätsklinikum<br />

Knappschaftskrankenhaus <strong>Bochum</strong><br />

PD Dr. med. Sabine Skodda<br />

/ Ltd. Oberärztin:<br />

0234 / 299-3701 oder 299-3706<br />

sabine.skodda@kk-bochum.de<br />

Parkinson-Ambulanz<br />

0234 / 299-3720<br />

(Montag, Mittwoch, Freitag vormittags<br />

nach Terminvergabe)<br />

Ambulanz Tiefe<br />

Hirnstimulation<br />

0234 / 299-3720<br />

(Montag nachmittags, nach Terminvergabe)<br />

Terminvergabe zur<br />

stationären Aufnahme:<br />

0234 / 299-3990 (Station 18)<br />

– wenn Sie bislang noch nicht in unserer<br />

Klinik ambulant oder stationär waren,<br />

kann es sinnvoll sein, sich zunächst ambulant<br />

vorzustellen, um im Vorfeld das<br />

Konzept für eine stationäre Behandlung<br />

zu besprechen<br />

Terminvergabe zur<br />

stationären Aufnahme<br />

(Privatpatienten):<br />

Sekretariat Prof. Dr. med. U. Schlegel:<br />

0234 / 299-3701 oder 299-3706<br />

Die Einstellung eines Patienten auf ein<br />

solches Therapieverfahren erfordert natürlich<br />

ein erfahrenes Team von Neurologen<br />

und Pfl egekräften, nicht nur, um zu<br />

entscheiden, welcher Patient von einer<br />

solchen Maßnahme profi tieren könnte,<br />

sondern auch, um Patienten (und ggf.<br />

Angehörige oder Pfl egepersonen) im<br />

Umgang mit diesen Medikamentenpumpen<br />

zu beraten und zu schulen.<br />

Internet<br />

www.kk-bochum.de<br />

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