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Gesundheitswegweiser Bochum 2. Auflage

In unserem regionalen Magazin erhalten die Leser ausführliche Informationen zu den Themen “Gesundheit”, “Senioren”, “Pflege” und “Vorsorge”. Ein weiterer Themenschwerpunkt ist die Krankheit “Parkinson”.

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Morbus Parkinson – Diagnostik und Therapie<br />

Beim Morbus Parkinson (auch „idiopathisches<br />

Parkinson-Syndrom“ genannt)<br />

handelt es sich um eine chronisch fortschreitende<br />

sog. „neurodegenerative“<br />

Erkrankung, die vor allem bestimmte Bereiche<br />

des Gehirns betrifft. Meist werden<br />

die Symptome zwischen dem 50. und 75.<br />

Lebensjahr auffällig; es gibt aber durchaus<br />

auch jüngere Patienten. In Deutschland<br />

wird von einer Anzahl von 300.000<br />

– 400.000 Patienten ausgegangen.<br />

Krankheitssymptome<br />

Auch wenn nicht bekannt ist, wodurch<br />

der Morbus Parkinson ausgelöst wird,<br />

können die „Hauptangriffspunkte“ durchaus<br />

lokalisiert werden: Es kommt zu<br />

einem langsam fortschreitenden Untergang<br />

von Nervenzellen in der sog. „Substantia<br />

nigra“, einem sehr kleinen Areal<br />

in der Tiefe des Gehirns (im sog. Mittelhirn),<br />

das für seine Funktion auf den<br />

chemischen Botenstoff Dopamin angewiesen<br />

ist. Durch den Dopaminmangel<br />

kommt es im Rahmen des Morbus Parkinson<br />

zu einer ganzen Reihe von motorischen<br />

Störungen, die hier beispielhaft<br />

aufgeführt werden sollen: Störung der<br />

Feinmotorik der Hände, Veränderung der<br />

Handschrift, Verlangsamung des Gangbildes<br />

mit kleinschrittigem, oft vornübergebeugten<br />

Gang, einem Zittern v.a. der<br />

Hände, das in Ruhe oder auch bei Aktionsbewegungen<br />

auftritt, einer Verringerung<br />

der Mimik, einer leisen, wenig modulierten<br />

Stimme, einer Verlangsamung<br />

aller Bewegungsabläufe.<br />

Auch wenn diese motorischen (also die<br />

Bewegungsabläufe betreffenden) Störungen<br />

oftmals die deutlichsten sind, ist<br />

es inzwischen bekannt, dass der Morbus<br />

Parkinson sehr facettenreich ist und<br />

mit einer Vielzahl weiterer nicht-motorischer<br />

Symptome einhergehen kann.<br />

Dazu gehören u.a. Einschränkungen<br />

des Riechvermögens, Obstipationsneigung,<br />

Schlafstörungen, Veränderungen<br />

von Stimmung, Antrieb und Motivation<br />

und Störungen des vegetativen Nervensystems.<br />

Im Verlauf der Erkrankung<br />

können auch Einschränkungen von Gedächtnis<br />

und Orientierung hinzutreten.<br />

Diagnosestellung<br />

Wichtig zu erwähnen ist, dass diese motorischen<br />

und nicht-motorischen Symptome<br />

sich erst im Verlauf vieler Monate<br />

und z.T. Jahre entwickeln und auch<br />

nicht bei jedem Betroffenen in gleichem<br />

Ausmaß vorhanden sein müssen. Der<br />

Morbus Parkinson ist nicht nur eine „vielgestaltige“,<br />

sondern auch eine sehr „individuelle“<br />

Erkrankung. Somit ist es insbesondere<br />

in den allerersten Stadien der<br />

Erkrankung oftmals schwierig, die Diagnose<br />

zu stellen, zumal es auch andere<br />

neurologische Erkrankungen gibt, die<br />

einem Morbus Parkinson „ähnlich sehen“<br />

können. Deshalb ist es für die Diagnosestellung<br />

und Beratung der Betroffenen<br />

von großer Bedeutung, möglichst früh im<br />

Krankheitsverlauf eine möglichst sichere<br />

Diagnose zu stellen.<br />

Dies ist keineswegs banal, denn auch<br />

heutzutage gibt es keine einzelne technische<br />

Untersuchung, mittels der man<br />

den Morbus Parkinson sicher beweisen<br />

könnte. Die Diagnosestellung beruht auf<br />

der subtilen Untersuchung durch einen<br />

mit der Erkrankung erfahrenen Neurologen<br />

sowie technischer Zusatzuntersuchungen,<br />

die insbesondere erforderlich<br />

sind, um andere (und möglicherwiese<br />

unterschiedlich zu behandelnde) Erkrankungen<br />

sicher auszuschließen; außerdem<br />

ist die regelmäßige und sorgfältige<br />

Beobachtung des Krankheitsverlaufes<br />

und die Überprüfung des Ansprechens<br />

auf die verordneten Therapien durch den<br />

Neurologen von entscheidender Bedeutung.<br />

Für die Diagnosestellung eines Morbus<br />

Parkinson muss eine genaue Analyse<br />

der vom Patienten wahrgenommenen<br />

Beschwerden erfolgen, ebenso wie eine<br />

sorgfältige neurologische Untersuchung.<br />

Im Einzelfall können technische Zusatzuntersuchungen<br />

wie eine Schnittbildgebung<br />

des Gehirns (CCT oder MRT), eine<br />

standardisierte Testung des Riechvermögens,<br />

Funktionstestungen des vegetativen<br />

Nervensystems und der kognitiven<br />

Fähigkeiten sowie nuklearmedizinische<br />

Untersuchungen zur Darstellung der<br />

Verteilung des Botenstoffes Dopamin im<br />

Gehirn bei der Diagnosestellung hilfreich<br />

sein.<br />

Therapiemöglichkeiten<br />

Auch wenn der Morbus Parkinson nicht<br />

geheilt werden kann, ist eine frühzeitige<br />

und sichere Diagnosestellung zur Beratung<br />

und Behandlung der Betroffenen<br />

wünschenswert, da es heutzutage eine<br />

Vielzahl von Therapiemöglichkeiten gibt,<br />

um die Symptome der Erkrankung zu<br />

lindern. Die medikamentöse Parkinson-<br />

Behandlung muss sehr individuell auf<br />

die Symptomkonstellation des einzelnen<br />

Patienten abgestimmt sein. Die aktuell<br />

zur Verfügung stehenden Medikamente<br />

sollen insbesondere den Dopamin-Mangel<br />

ausgleichen, um dadurch die motorischen<br />

Störungen zu lindern. Zu diesem<br />

Zweck stehen verschiedene Medikamente<br />

zur Verfügung (l-Dopa, COMTund<br />

MAO-B-Hemmer, Dopaminagonisten,<br />

Amantadin, Safinamid, Budipin,<br />

Anticholinergika). Ziel der medikamentösen<br />

Behandlung ist es, den einzelnen<br />

Patienten individuell „gut“ einzustellen,<br />

d.h. eine Medikation einzusetzen, die gut<br />

verträglich ist und die im Vordergrund<br />

stehenden Symptome soweit lindert,<br />

dass der Betroffene in seinem Alltagsleben<br />

möglichst wenig eingeschränkt ist.<br />

Das bedeutet, dass man als Parkinson-<br />

Erkrankter akzeptieren muss, dass eine<br />

regelmäßige Medikamenteneinnahme<br />

erforderlich ist. Zusätzlich ist ein weiteres<br />

Ziel der neurologischen Betreuung,<br />

dem Betroffenen die individuell wichtigen<br />

Aspekte seiner Parkinson-Erkrankung<br />

nahezubringen, alltagsrelevante Fragen<br />

zu klären und durch Information und<br />

Aufklärung (auch von Angehörigen) die<br />

Akzeptanz der Erkrankung und den Umgang<br />

mit der Erkrankung zu verbessern.<br />

Neben der medikamentösen Therapie<br />

gibt es eine Reihe unterstützender „aktivierender“<br />

Therapieverfahren, die bei<br />

der Behandlung des Morbus Parkinson<br />

ihren festen Platz haben: Mittels Krankengymnastik<br />

soll die allgemeine Bewegungsfähigkeit<br />

stabilisiert und verbessert<br />

werden; im Einzelfall ist ein spezielles<br />

Gang- und Gleichgewichtstraining erforderlich,<br />

insbesondere zur Prophylaxe<br />

von Stürzen. Sprech- und ggf. auch<br />

Schlucktherapie kann verordnet werden,<br />

wenn eine Einschränkung der Kommunikationsfähigkeit<br />

droht oder das Kauen<br />

und Schlucken Probleme bereitet.<br />

Mittels Ergotherapie können unterschiedliche<br />

komplexe, für das Alltagsleben<br />

relevante Tätigkeiten wie Ankleiden,<br />

Essenszubereitung etc. trainiert werden.<br />

Ähnlich der medikamentösen Therapie<br />

ist Umfang und Kombination dieser Therapiemaßnahmen<br />

von den Erfordernissen<br />

im Einzelfall abhängig. Wichtig ist es<br />

aber auch, „gelernte“ Übungen der Therapien<br />

regelmäßig selbständig im „täglichen<br />

Leben“ zu wiederholen, um einen<br />

optimalen Trainingseffekt zu erzielen.<br />

Auch hier ist der betreuende Neurologe<br />

ein wichtiger „Vermittler“, der in Zusammenarbeit<br />

mit den anderen Therapeuten<br />

dem Patienten Sinn und Inhalte der<br />

unterschiedlichen Therapieverfahren<br />

erklären, die Therapieeffekte überprüfen<br />

und – nicht zuletzt – auch entsprechende<br />

Beratungs- und Motivations-„Arbeit“<br />

übernehmen soll.<br />

Gesundheit in <strong>Bochum</strong><br />

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