Report 01 2008 - Senioren Union Brandenburg
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Frieden durch Kommunikation<br />
Der 81‐jährige Falkenseer Wilfred Redlich gründete und leitete neun Jahre die Senio‐<br />
renunion (CDU) in Falkensee. Noch heute ist er über die Landesgrenze hinaus ehrenamt‐<br />
lich politisch tätig.<br />
Warum sind Ihnen deutsch‐polnische Kontakte so wichtig?<br />
Redlich: Mir ist es wichtig, gute Kontakte zu unseren Nachbarn zu pflegen und einen Teil<br />
dazu beizutragen, dass Frieden erhalten bleibt. Dies geht nur, wenn man mit Menschen<br />
redet. Auf beiden Seiten gibt es Vorurteile, diese abzubauen ist ein Beitrag zum Frieden.<br />
Wie wird Ihre Arbeit in Polen aufgenommen?<br />
Redlich: Ich wurde in Polen nie bei meiner Arbeit behindert. Ich habe nie Feindlichkeit<br />
erlebt. Im Gegenteil, beispielsweise wurde ein Denkmal für Kriegsopfer beider Seiten in<br />
Bentschen von den Polen finanziert. Wir nähern uns an. Besonders freue ich mich über<br />
den regelmäßigen Schüleraustausch mit der Lessingschule, den wir ins Leben rufen<br />
konnten.<br />
Sie welche Veranstaltungsreihen haben Sie in Polen ins Leben gerufen?<br />
Redlich: Wir haben mit Unterstützung der Adenauer Stiftung und dem Landesverband<br />
für <strong>Senioren</strong> bisher drei Seminare in Polen veranstaltet. Diese Idee stammte von Senio‐<br />
ren selbst. In den Seminaren wurden unter anderem beide Seiten der Vertreibung an‐<br />
schaulich diskutiert. Die Gespräche verliefen sachlich und informativ. Man reichte sich<br />
gegenseitig die Hand zur Versöhnung. Im April bieten wir wieder ein Seminar an.<br />
Wie finanzieren Sie Ihre Projekte?<br />
Redlich: Ich bin dankbar, dass diese Arbeit jedes Jahr von vielen Sponsoren, wie bei‐<br />
spielsweise vom Gemeinschaftsdienst Soziale Dienste Nauen, Falkenseer Firmen und<br />
vielen privaten Spender unterstützt werden. Die Firma Hemann stellt jedes Jahr den<br />
Kleintransporter zu Verfügung, mit dem ich und mein Beifahrer Hans Steeman die Weih‐<br />
nachtspakete nach Polen bringen. Ohne viele hilfreiche Hände wäre das nicht möglich.<br />
Stichwort: Zbaszyn (Bentschen)<br />
Das preußische Städtchen Zbaszyn, deutsch: Bentschen, gehörte nach dem Ersten Welt‐<br />
krieg wieder zu Polen. Die deutschstämmige Bevölkerung wurde größtenteils vertrie‐<br />
ben. Doch die wechselhafte Geschichte ging weiter. Mit Beginn des zweiten Weltkrieges<br />
begann Deutschland eine deutsche Zwangsbesiedlung von polnischen Gebieten und die<br />
Vertreibung der polnischen Bevölkerung. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die<br />
deutschstämmige Bevölkerung dann wiederum vertrieben. Die Vertreibung der Deut‐<br />
schen wurde mit ihrem Verhalten während der Besatzung begründet. Das geschehene<br />
Unrecht auf beiden Seiten belastet das deutsch‐polnische Verhältnis bis heute.<br />
Die Redaktion dankt Dorothea Flechsig für die Abdruckgenehmigung der <strong>Report</strong>age, des<br />
Interviews und der beiden Fotos.<br />
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